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OS sammlungen

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Versteckt

Versteckt
 

Frustrierend.

Das war das einzige was ihm einfiel.

Kein Geld, kein Haus, keine Frau, ja nichtmals eine Zigarette hatte er noch.

Und so stand er jetzt ihm regen.

Die kurzen Haare hingen ihm in die Augen, doch er hatte nicht die Lust sie zur Seite zu schieben.

Wozu auch? In wenigen Minuten wären sie doch sowieso an ihrem angestammten Platz.

Verdrossen stieß er sich von der Hauswand ab die bis eben als seine Stütze fungierte und machte sich auf den Weg.

Die Straßen durch die er lief waren leer.

Hier und da kreuzte eine Schnecke seinen Weg, ansonsten wäre der einzige der ihm folgte sein Schatten gewesen.

Doch selbst der hatte sich verflüchtig.

Treuloses Ding.

Irgendwo war ein Fenster offen und er konnte die Titelmelodie von „Wer wird Millionär“ hören.

Verdammt, wenn er schon keine Kippe hatte, so wollte er dann wenigstens jetzt einen Stein haben um das wunderschöne klirrende Geräusch zu hören wenn der Stein sich seinen Weg in den Raum suchte und die nervige Stimme des Moderators zum Schweigen zu bringen.

War doch sowieso alles nur Betrug.

Scheiß Fernsehen.

Scheiß Sendezeit.

Wütend trat er gegen eine Mülltonne. Leider löste sie sich nicht wie geplant aus der Verankerung sondern schien ihn nur mit einem hohlen Klang zu verhöhnen.

Er humpelte weiter.

In der ferne konnte er die Brücke ausfindig machen. Vielleicht war dort noch ein trockenes Plätzchen frei.

Ein kurzes Umdrehen bestätigte das Gefühl beobachtet zu werden.

Er konnte förmlich sehen was sie von ihm dachten.

Er, der bei der 1 Millionen Frage versagte.

Er konnte es sehen, in ihren Augen war Maurice Reavoir eine gescheiterte Existenz.

Nicht nur durchs Fernsehen in aller Öffentlichkeit hatte er versagt, nein es kam ja noch schlimmer. Selbst im Job war er hoffnungslos. Welcher Arbeitgeber würde ihn denn noch einstellen, nachdem herausgekommen war dass er nicht zu Arbeit erschienen war um seinen Termin bei „Wer wird Millionär“ wahrzunehmen?

Und dazu dann bei der alles entscheidenden Frage zu verlieren?

Er lautloses Lachen entwich ihm.

Mittlerweile saß er unter der Brücke, hatte die speckige Lederjacke ausgezogen und hoffte sie würde bald wieder trocknen.

Ja, er war wirklich eine gescheiterte Existenz.

Ein Versager durch und durch.

Aber verdammt nochmal….für das Gefühl reich zu sein hatte es sich alles gelohnt.

Seine Gedanken verweilten bei den Glorreichen Zeiten während der Regen weiter vom Himmel fiel.

Maurice war wieder bei der 1 Millionsten Frage und grübelte über die Antwort.

Darüber vergaß er sogar sein Verlangen nach einer Kippe.
 

Die Welt drehte sich, Maurice wurde langsam wieder zu Paul. Der obdachlose Fast-millionär wieder zum einfachen Schüler.

Sehnsüchtig starrte der schmächtige Junge auf den kleinen roten Punkt auf seinem Arm.

Er wollte es haben, doch der nächste Schuss musste warten…seine Eltern durften davon nichts mitkriegen.

Torkelnd erhob er sich.

Sein sehnsüchtiger Blick streifte das fließende Wasser.

Manchmal hoffte er, der Fluß würde all seinen Schmutz und Dreck abwaschen.

Der Horizont verfärbte sich schon zu einem Schwarzblau als Paul die Richtung nach Hause einschlug.

In mancher Hinsicht war er sogar noch armseliger als Maurice. Maurice war wer er war; die Fantasie von Paul.

Doch Paul? Paul gab nur vor Maurice zu sein.

Ein letzter Blick zurück, dann warf Paul die Letzte Schicht Maurice‘ ab, genau dort, wo er Morgen wieder starten würde, angelehnt an einer Wand.



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