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Geständnisse

von

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Kapitel 14

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In meinem Kopf herrscht totales Chaos und mein schlechtes Gewissen bringt mich fast um! Zwei Tage ist es jetzt schon her und ich kann mich noch an jede verdammte Kleinigkeit erinnern. Patrick hab ich seitdem auch nicht mehr gesehen, obwohl er immer mal wieder ne SMS schreibt, oder mich versucht anzurufen. Ach ja, ein neues Handy hab ich auch wieder - leider. Ich hab gar nicht gewusst, wie lästig so ein kleines Ding sein kann. Jedes mal wenn es Piep macht, schreck' ich zusammen und trau mich gar nicht, nach zu schauen.
 

Michael scheint - Gott sei Dank - von all dem noch nichts mitbekommen zu haben. Aber wirklich besser fühl ich mich nicht dabei. Ich kann ihm ja kaum noch in die Augen schauen. Mein Kopf sagt mir zwar, dass das Ganze nicht ganz so schlimm sei, aber mein Gefühl ist da anderer Meinung. Egal wie oft ich mir einrede, dass es ja nur ein Kuss war... mit ein bisschen Anfassen, der schale Nachgeschmack bleibt.
 

Seufzend schaue ich in den blauen Himmel und sehe den paar Wolken zu, die sich langsam vorwärts kämpfen. Unser kleiner Garten ist noch immer der beste Ort, an dem man ungestört die Sonne genießen kann. Wenn man dann noch gemütlich unter einem Sonnenschirm liegt und was kaltes zum Trinken hat, dann sieht die Welt doch gleich anders aus. Besonders toll finde ich meine kleine Ecke, wie ich sie oft nenne. Hier kann man nämlich ganz unbeobachtet sitzen, weil hohe Hecken es verhindern, dass ein neugieriger Nachbar etwas sieht.
 

Wenn es warm war, haben Michael und ich uns oft hier hin verzogen, aber nur, wenn meine Eltern nicht da waren. Ich muss grinsen. Eine besonders schöne Erinnerung schwebt mir durch den Kopf: Wir zwei haben uns auf unsere größte Liege gezwängt und beide tragen wir nur ne kurze Hose. Michael hat dann irgendwann angefangen mir über den Bauch zu streicheln und kurze Zeit später hat er dort dann Küsse verteilt. Für den Rest sind wir dann aber lieber auf mein Zimmer verschwunden.
 

Ich merk schon wieder, wie ich ihn vermisse.
 

„Was soll ich nur machen?“, murmel ich leise und blättere langsam in meinem Buch weiter, ohne auch nur etwas zu lesen. Dabei wollte ich mir doch einen schönen Nachmittag machen und mich entspannen. Aber ich bekomm meine Gedanken nicht von diesem blöden Thema weg.
 

Ich kenn mich doch genau. Das wird mir solange keine Ruhe lassen, bis ich den Kram aus der Welt geschafft habe! Aber ich hab einfach keine Lust, mich wieder zu streiten. Ich weiß genau, dass das passieren wird! Wenn Michael mit jemand anderem rumgemacht hätte, dann würde ich wahrscheinlich in die Luft gehen und danach heulend zusammenbrechen.
 

„Ach hier bist du!“
 

Erschrocken drehe ich mich um und sehe Michael, der gerade durch die Terassentür zu mir rüber kommt. Wahrscheinlich hat ihn meine Mutter reingelassen.
 

Auf den Lippen hat er ein Lächeln und mein schlechtes Gewissen meldet sich sofort wieder lautstark.
 

„Japp, ich wollt ein bisschen die Sonne genießen!“
 

Michael nickt und kommt zu mir, dann beugt er sich runter und gibt mir einen Begrüßungskuss.
 

„Deine Mutter meinte, wenn wir ein Eis wollen, sollen wir rein kommen!“, grinst er mich an und fügt dann schelmisch hinzu: „Ich hab gleich mal zugesagt!“
 

Auch ich muss grinsen. Typisch. Aber ich glaube ich mag auch ein Eis. „Na dann hab ich ja gar keine andere Wahl mehr!“ Ich will auch gerade aufstehen, aber Michael drückt mich wieder auf die Liege.
 

„Bleib! Ich geh schnell und bring deines mit!“
 

Dann ist er auch schon wieder im Haus verschwunden.
 

Ihm nachblickend setze ich mich dennoch auf und reibe mir über die Augen. Michael macht es mir aber auch wirklich leicht, mich schlecht zu fühlen. So eine kleine böse Stimme zischt mir zu, dass ich diesen Menschen gar nicht verdient hätte und irgendwie hat sie ja Recht.
 

Warum musste das auch passieren?
 

Als mein Freund wiederkommt, stellt er die Eisschälchen auf den Gartentisch und zieht eine Liege für sich heran.
 

„Alex hat mich vorhin angerufen. Er hat gefragt, ob wir demnächst nochmal was zusammen machen wollen.“
 

„Klar, warum nicht!“, nicke ich und nehme mein Eis. Mhm, lecker.
 

„Findest du es nicht auch lustig, wie er für sich und Sabine spricht?“
 

Ich muss Lachen. „Ja! Vor allem, weil er vorher so gar nicht der Typ dafür war! Sabine hat ihn voll unter ihre Fittiche genommen!“ Und das stimmt wirklich! In letzter Zeit gibt es Sabine nicht ohne Alex und Alex nicht ohne Sabine, für die beiden gibt es im Moment nur noch ein „Wir“ und kein „Ich“.
 

„Wir sind doch hoffentlich nicht so!“ Michael schüttelt sich gespielt. „Ist ja gruselig, wie eklig so ein frisch verliebtes Pärchen sein kann!“
 

„Nein, wir waren nie so! Wir sind doch beide richtige Männer. Die machen so was nicht!“, bringe ich grinsend hervor.
 

„Stimmt! Ich hab dich nie abgeholt, wenn wir mal weggegangen sind! Ich hab dir auch nie die Tür aufgehalten und am aller wenigsten hab ich dir so schmalzigen Süßkram zugeflüstert!“, meint er mit einem ernsten Gesicht.
 

„Nee, haste echt nicht!“, lache ich. Michael hat schon einen Knall! Aber deshalb hab ich ihn ja so lieb. Natürlich hat der Depp mich schon öfter abgeholt, mir die Tür aufgehalten und mir die unmöglichsten Sachen ins Ohr gehaucht! „Du darfst auch nicht vergessen, dass du mir noch nie mein Eis gebracht hast!“, kichere ich und nehme einen großen Löffel aus meiner Schüssel.
 

Daraufhin schaut er mich empört an. „Hey, soll das etwa eine Anspielung sein?“
 

„Nein, Quatsch! Du bist DER Macho schlechthin!“, versichere ich ihm und schüttle gutmütig mit meinem Kopf.
 

„Das will ich aber auch hoffen! Immerhin bin ich hier derjenige, der später mal das Geld ins Haus bringt und du der, der dann das Essen auf den Tisch stellt!“
 

„Aber sicher! Und wahrscheinlich bekomme ich dann auch deine Kinder, die ich jeden Tag zur Schule bringen darf!“, grinse ich ihn schelmisch an.
 

„Na klar! Du bist die Mami und ich der Papi!“
 

„Du spinnst doch!“, lache ich und stecke ihm seinen Löffel in den Mund. So kommt wenigstens kein Schwachsinn raus.
 

„Hast du eigentlich nochmal was von Patrick gehört?“, wechselt er dann das Thema.
 

Ganz schlecht!
 

„Nee... wahrscheinlich hat er viel zu tun.“
 

Michael scheint das auch nicht wirklich leid zu tun, denn er zuckt nur gleichgültig mit den Schultern.
 

„Jetzt hat er wohl den Schwanz eingezogen!“, grinst er ein bisschen triumphierend und leckt genießend sein Eis vom Löffel.
 

Ich sag dazu mal lieber nichts, aber genau das scheint Michael stutzig zu machen.
 

„Sorry, aber ich kann den einfach nicht abhaben!“, fügt er noch an.
 

„Schon gut... hast ja Recht.“
 

Michael schaut mich mit gehobener Augenbraue an, den Löffel hat er dabei noch immer im Mund hängen. Scheiße, sieht der süß aus!
 

„Ach... plötzlich stimmst du mir zu?“
 

Ja. Und wenn ich nicht so ein verdammter Angsthase wäre, dann würde ich dir auch sagen warum! Aber ich versteck mich ja lieber hinter meinem Eis.
 

„Ja, er hat sich ja auch blöd verhalten...“, druckse ich herum und stecke mir schnell einen Löffel voll Eis in den Mund.
 

„Ah ja...“ Zwar zieht er seine Augenbraue zweifelnd hoch, aber mehr scheint er sich dabei auch nicht zu denken. Dann seufzt er und leckt nachdenklich an seinem Löffel. Das da schon lange kein Eis mehr drauf ist, scheint er gar nicht zu merken. Hat er mich jetzt etwa durchschaut?
 

„Benny?“
 

„Jah?“, hauche ich leise. Ich mag solche Situationen überhaupt nicht. Man weiß nie woran man ist. Entweder man beichtet noch schnell und verschafft sich so wenigstens einen kleinen Vorteil oder man geht das Risiko ein und wartet stillschweigend ab. Dann kann es natürlich sein, dass man der Dumme ist, weil man überführt wurde. Und ganz ehrlich, ich will nicht der Dumme sein!
 

„Ich wollte das nicht!“, werfe ich schnell dazwischen, als Michael zum Reden ansetzt. Es ist wirklich besser, wenn er die Ganze Sache zuerst aus meinem Mund hört. So sollte es doch in einer Beziehung sein, oder? Man sagt sich gegenseitig die Wahrheit und dann verzeiht man sich wieder, weil die Liebe stärker ist!
 

„Glaubst du ich?“, kommt es nachdenklich zurück. Dann stellt er endlich seinen Eisbecher auf den Tisch und nimmt mir meinen ebenfalls aus der Hand. Mist, daran hätte ich mich gerne noch etwas länger festgehalten. Meine Finger wollen nämlich einfach nicht ruhig bleiben.
 

„Aber... er hat angefangen! Ich hab ihm dann ja auch gesagt, dass er das lassen soll!“ Ich bin echt nervös!
 

„Häh? Hast du ihn nochmal getroffen? Das hat er mir gar nicht gesagt. Aber der redet ja sowieso nicht mehr mit mir... nur das nötigste.“ Michael knurrt und verdreht die Augen.
 

„Ah... eh, du hast ihn auch nochmal gesehen?“, will ich vorsichtig wissen. Schon erstaunlich, wie gut mein Freund das aufnimmt. Ich hätte eher erwartet, dass er wütend wird oder von mir enttäuscht ist.
 

„Ja, klar, was denkst du denn? Ist ziemlich schwer dem auszuweichen!“ Er atmet tief durch.
 

„Hm, mit mir hat er seitdem nicht mehr geredet.“ Komisch.
 

„Ja glaubst du der kommt zu dir und erzählt wie lieb er dich hat? Du spinnst ja wohl! Das war einmal, als ich noch normal für ihn war!“
 

Hat das Patrick so gesagt? Wenn ich ehrlich bin, komme ich gerade nicht mehr wirklich mit. Damit Michael aber nicht doch noch wütend wird, schüttle ich schnell meinen Kopf. Anscheinend glaubt er, dass ich keine Schuld an dem ganzen Schlamassel hab. Hm, ist ja auch nicht schlecht!
 

Michael seufzt. „Er hat mir angedroht, dass er euch besuchen kommt, wenn ich nicht bald mit diesem kranken Verhalten aufhöre... und glaub mir, das wird er auch. Wenn wir Pech haben schon dieses Wochenende!“
 

„Was will er denn noch?“ Das wird ja immer besser! Patrick scheint hinter meinem Rücken sein Spielchen weiter zu spielen und ich hab keine Ahnung davon! Der soll sich mal blicken lassen!
 

Michael schaut mich nur verwirrt an. „Was wird er denn schon wollen? Mit deinen Eltern reden, uns schlecht machen, weiß der Teufel! Mich nervt er ja auch jeden Tag!“ Wütend schnappt er sich seine Schüssel, verrührt sein Eis und lässt den Löffeln dann wieder liegen. Der Appetit ist ihm wohl vergangen.
 

Ich hingegen schaue ihm dabei gebannt zu und verschränke meine Arme unwillig. „Aber er kann gar nichts dran ändern! Ich sag ihm, dass ich dich will und er sich den Weg sparen kann! Und wieso nervt der dich jeden Tag?“
 

„Du Witzbold... weil ich vielleicht noch immer Zuhause wohne?“
 

„Ja aber was hat Patrick denn da zu suchen?“, frage ich verwirrt.
 

Michael schaut mich daraufhin nur schweigend an. Dann stellt er seine Schüssel wieder auf den Tisch. Einen Moment scheint er nach Worten zu suchen. Irgendwas muss ihn wohl aus dem Konzept gebracht haben.
 

„Patrick...“
 

„Ja, Patrick...“ Ich schaue nur fragend zurück zu Michael, der seine Hände plötzlich zu Fäusten ballt. Ich glaub ich bekomme einen blöden Verdacht... „Wir reden doch von Patrick?“
 

„Du anscheinend schon!“, zischt er grimmig.
 

„Du nicht?“ Mein Herz klopf wie wild. Sag bitte, dass du nur einen kleinen Witz machst!
 

„Nein!“
 

Scheiße.
 

Michael steht von seiner Liege auf und nimmt seine Schüssel mit Eis. Was hat er denn jetzt vor?
 

„Dieses Arschloch!“, faucht er leise und geht Richtung Terassentür.
 

Ich sitz nur sprachlos auf meinem Platz und schaue ihm nach. Er hat nicht von Patrick geredet? Dann war das alles auch nicht auf Patrick bezogen? Er weiß noch gar nichts davon? Fassungslos versteck ich mein Gesicht hinter meinen Händen und lass mich rückwärts auf die Liege fallen.
 

Die Sonne blendet mich trotzdem.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Satnel
2008-11-16T20:31:40+00:00 16.11.2008 21:31
Ich check gerade überhaupt nichts. Von wem hat er denn bitte gesprochen, wenn nicht von Patrick??
Am Ende war es ziemlich verwirrend. Ich bin kaum noch mitgekommen.
Doch es scheint so als hätte Benny jetzt ein wirkliches Problem.

Ich freu mich schon aufs nächste Kapitel.

Lg Satnel


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