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13 Götter

von

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Der wirbelnde Lanzenträger

Es ist zu früh für ihn, eindeutig, weswegen ich nicht im Geringsten verstehe, warum das Schlüsselschwert sich anders entschloss. Und das sogar bereits vor einem Jahr.

Es geht nicht.

Es dürfte nicht gehen.

Dass er es dennoch schwingen kann, grenzt für mich geradezu an ein Verbot. Wäre ja dasselbe, als würde ein Niemand den höchsten Ausdruck aller Gefühle empfinden können und jemanden sagen, er würde ihn lieben, was vermutlich eigentlich noch schlimmer wäre, aber es geht hier ums Prinzip.

Und das Prinzip ist unumstößlich.

Warum kann er es dann umstoßen?

Regeln sind nicht zum Missachten da.

Regeln – unsere Regeln – sind da, um befolgt zu werden, geehrt zu werden.

Und dieser Junge macht einfach das, was ihm gefällt.

Ich machte ihnen, den anderen sieben Organisationsmitgliedern, meinen Unmut darüber deutlich, aber sie gingen nicht weiter darüber ein, redeten weiter, als wären sie Jemande, bis ich von ihrem Geschwätz genug hatte und ihnen Einhalt gebot.

Es ist wirklich einfach nur eine grauenhafte Vorstellung und es wäre besser, wenn das, was ich sagte, auch wirklich wahr wäre. In fünf, zehn Jahren könnten wir noch einmal über diesen Held des Lichts sprechen, wenn er endlich das richtige Alter und vor allen Dingen die richtige Reife erreicht hat.

In diesen blühenden Jahren mag er dann zwar viel stärker sein als jetzt, aber das würde mich nicht stören. Hauptsache, er würde dann endlich die Regeln beachten, die einen ernsthaften Gegner versprechen … und kein Kind.

Aber nein, das scheint dem Schwert völlig egal zu sein und macht nur das, was der Auserwählte ihm befiehlt.

Einfach grauenhaft.
 

Es ist mittlerweile eine Viertelstunde her, dass Xemnas uns Übrigen befahl, zu gehen; Zeit genug, in der auch unser Führer selbst hatte verschwinden können, um in den Raum des Schlafens oder wohin auch immer zu gehen. Ich mach mir keine Gedanken darüber, was er macht – im Gegensatz zu Xigbar.

Er war – ist – schon immer einer der Art von Person gewesen, die nie genug wissen konnte und von der lauschen eines ihrer größten Hobbies war. Er tat es ständig, auch wenn man es ihm mit den richtigen Methoden austreiben kann, wie ich – Gott sei Dank – früh genug herausfinden konnte. Allerdings kenne ich ihn auch schon den größten Teil meines Lebens.

Ich kehre zurück in den Turm mit den 13, im Kreis aufgestellten Stühlen, sitze auf meinem Platz direkt neben dem höchsten Stuhl.

Einer von zweien, die direkt neben Xemnas Platz sind; der andere gehört Xigbar, demjenigen, dem unser Anführer noch am meisten zutraut. Wir sind die, die ihm zu seiner Macht verholfen.

Lasse meinen Blick durch die Runde schweifen.

Vexen, Larxeus, Zexion, Marluxia und Larxene.

Ihre Stühle – auch wenn dieser Begriff eine leichte Untertreibung ist – sind schon lange leer; dieser gottverdammte Junge hatte Marluxia und Larxene getötet, auch wenn mich ihr Tod nicht wirklich mitnahm; wer die Organisation betrügen will, muss dafür den Preis bezahlen.

Sein Freund, Riku, nahm Larxeus und Zexion ihr dunkles Leben, ein etwas größerer Verlust für die Organisation als die anderen beiden. Als Jemand hätte ich ihr Ableben vermutlich betrauert, waren wir doch Schüler unter demselben Lehrer.

Riku … er ist im Vergleich zu seinem Freund etwas wahrlich anderes, fast schon das komplette Gegenteil von ihm. Er ist kein Held des Lichts, zumindest kein so strahlender wie sein Freund, er gehört zu der Dunkelheit, wie wir, auch wenn er das nicht wahrhaben will.

Der Herzlose von Xemnas, der sich nach unserem Meister benannte, übernahm sein Herz und füllte es mit Dunkelheit. An der Seite eines solch starken Mannes, der ihn führt, hätte er, dieser Junge, sich eigentlich prächtig entwickeln müssen. Aber das Licht seines Freundes war heller und bewahrte ihn vor dem schlimmsten. Zu seinem Pech, wie ich gestehen muss.

Auch wenn der Herzlose unseres Anführers dabei das Zeitliche segnete.

Dass Vexen sein Leben aushauchte, war seine eigene Schuld. Auch wenn wir zu zusammen unter Ansem, dem Weisen, studierten, so schien er doch nie wirklich dem zugehört zu haben, über was wir sprachen, wenn unser Meister außer Haus war. Wir sagten, wir täten nichts, was unseren Plan auch nur im Ansatz gefährden konnte.

Er tat dies.

Er gefährdete den Plan, wollte unserem Held etwas verraten, was er noch gar nicht wissen durfte und deswegen beendete Axel sein Leben.

Axel – ha!

Seine Aufgabe ist es, Verräter vehement auszulöschen, aber dennoch weigerte er sich, Roxas, dem Mitglied Nummer 13, nachzugehen und dem Folge zu leisten, was Xemnas ihm direkt befahl.

Er hält an etwas fest, an dem er nicht festhalten kann, weil es seinen Fingern entgleitet wie Nebel.

Und seine Sicht scheint ziemlich vernebelt.

Ein schwarzes Schaf, das in einer Herde voller schwarzer Schafe nur von denen gesehen werden kann, die wissen, dass es nicht zu ihnen gehört.

Ob er das weiß?
 

Roxas …
 

Der Niemand, an dem er festhält.

Ich gebe zu, es ist ein besonderer Niemand und es überraschte mich ein wenig, als Xemnas mir und Xigbar sagte, dass Roxas der Niemand von Sora ist, dem Jungen, der mir mittlerweile den letzten Nerv raubt.

Noch besonderer war es allerdings, dass dieser Junge sich an nichts erinnerte, nicht mal Ahnungen von seinem Leben als Jemand hatte. Es ist kein Kunstwerk herauszufinden, warum er keine Erinnerungen hat. Wir mögen zwar größtenteils Herzlose erforscht haben und das, nachdem sie streben, nämlich Kingdom Hearts, aber die Niemande, ein weiteres Ergebnis aus dem Vorgang, einen Herzlosen zu erschaffen, verbargen sich nicht aus unserem Blickfeld und auch ihnen widmeten wir Wochen, vielleicht sogar Monate unserer Forschungszeit, die wir alleine und ohne die Aufsicht unseres Meisters verbrachten.

Und wo Roxas jetzt ist, ist nicht schwer zu erkennen.

Ein Blick in Soras Augen genügt und ich sehe dort die rebellischen, unbändigen Augen des jungen Niemandes, der mit der Fähigkeit, mit zwei Schlüsselschwertern zu kämpfen, eine Menge Herzen befreite und sie Kingdom Hearts schenkte.

Er war rebellisch, in der Tat, aber er wagte es ein halbes Jahr lang nicht, sich der Organisation zu widersetzen, bis ihm der Drang nach Antworten dermaßen quälte, dass er nachgab.

Um ehrlich zu sein, hat es mich nie verwundert.

Ich hatte darauf gewartet, dass er uns den Rücken zukehrte.

Roxas war nicht einmal im Ansatz ein solch schwarzes Schaf wie Axel; die beiden nannten sich zwar „Freunde“, aber Roxas ließ sich nicht von Axels aufsässigen Gedanken anstecken und dass er ging, hatte letztendlich auch Vorteile für uns.

Sein Jemand wachte auf und beging den Pfad, den er zu gehen hatte, mit dieser neuen, dunklen Seite in ihm.

Ein anderer Sora ward geboren.

Ein anderer Sora, der uns noch mehr half als der alte es je gekonnt hätte.
 


 

„Xaldin – was machst du hier? Wieder mal am Nachdenken?“

„Selbe Frage, mein Freund.“

Ich blicke nicht zu ihm, obwohl ich mir nicht einmal die Mühe machen müsste, hoch oder runter zu blicken; ich sehe einfach nur weiter auf Roxas Platz, auf den ich gerade die ganze Zeit gesehen hatte, während ich über ihn nachgedacht hatte.

„Mitnichten. Ich bin hier, weil ich dich gesucht habe.“

„Warum?“

„Sora wird noch eine Weile beschäftigt sein, bis er wieder in die Welt des Biests zurückkehrt. Komm mit mir nach Hollow Bastion.“

„Warum?“

„Weil ich es sage, mein Freund. Außerdem sind in unserem alten Labor noch ein paar Sachen, die dich vielleicht interessieren dürften.“

„Worüber?“

„Du wirst es sehen, wenn wir da sind.“
 

Xigbar verschwindet in einer dunklen Wolke.

Ich lasse wenige Sekunden verstreichen, bis ich ihm folge.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-04-06T12:25:28+00:00 06.04.2010 14:25
Also die Schaf-Metapher finde ich sehr, sehr gelungen. Etwas verwirrend, aber durchaus verständlich.

Und wieder fehlen mir die Worte. Aber ich bewundere dich über alle Maße.


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