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sing a song

oder: Wenn du feststellen musst, dass du die Menschen in deiner Umgebung doch nicht so gut kennst, wie du geglaubt hast.
von

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Der erste Tag

Kapitel 11
 

Montag. Der große Tag. Für Joey brach er schon unheilvoll an. Den Wecker stellte er geschickt im Schlaf aus, nur um dann, als sein zweiter Wecker zu schrillen begann mit voller Wucht aus dem Bett zu fallen. Na klasse.

Mit der Verdrängung klappte das Heute leider auch nicht so richtig. So ein Morgenmuffel wie er es war, schaffte er es normalerweise alle unangenehmen Wahrheiten, wie etwa eine vergessene Hausaufgabe oder eine Klausur zu verdrängen, bis er unmittelbar vor dem Schultor stand. Diesmal jedoch wachte er auf und dachte zuerst an Kaiba und die Erpressung. Es war schon komisch, wie wenig man einen Kerl leiden konnte in den man gleichzeitig verliebt war. Nicht zum ersten Mal fragte der Blonde sich warum es ausgerechnet Seto hatte sein müssen. Es gab so viele nette Kerle auf der Welt und er musste sich ausgerechnet den größten Arsch auf Erden aussuchen.

Na gut. Vielleicht war das etwas übertrieben. Es gab Schlimmere. Irgendwelche irren Mörder zum Beispiel. Trotzdem eignete Kaiba sich außergewöhnlich schlecht für eine zwischenmenschliche Beziehung.
 

All diese negativen Gedanken brachten Joey aber nicht wirklich weiter. Grummelnd machte er sich fertig und stapfte zur Schule. Seine Freunde warteten schon vor dem Tor und winkten ihm fröhlich zu. Wheeler war nicht im Geringsten so fröhlich, musste er ihnen jetzt doch etwas von einer Wette vorlügen, um zu erklären, dass er für Kaiba den Sklaven mimte.

Er war gerade bei ihnen angekommen, hatte sie begrüßt, als die Limousine des Konzernleiters vorfuhr. Alter Angeber. Jonouichi Katsuya könnte genauso gut in einem schicken Wagen mit Chauffeur auftauchen, aber er hatte das nicht nötig, jawohl! Seto Kaiba war, ohne Übertreibung, die größte Rampensau aller Zeiten. Oder sah man etwa andere Firmenleiter ständig im Fernsehen? Nein. Nur das tolle Wunderkind Seto Kaiba. Joey gab ein mürrisches Knurren von sich, was seine Freunde ihn verwundert ansehen ließ. Das Gesicht des Blonden zeigte puren Missmut. Vielleicht auch, weil der Pianist sich das bisschen Freude, dass ihn überkam, wenn er daran dachte wie viel Zeit er mit dem Brünetten verbringen würde einfach nicht eingestehen wollte.
 

„Makoto, erklär du es ihnen bitte.“, seufzte er und trottete dann zu seinem Herrn für den Rest des Schuljahrs. So musste er seine Freunde wenigstens nicht selbst anlügen, auch wenn es gemein war das seinem kleinen Fan aufzubürden, der gerade gekommen war und Joey nun einen sichtlich verwirrten Blick nach warf. Lange hielt dieses Unverständnis aber nicht an, als er Kaiba erblickte. Auch der Kleine seufzte nun. Eigentlich hatte er dem Blonden noch den Kopf abreißen wollen, weil der ihn mit diesem Kellner sitzen gelassen hatte, doch er sah ein, dass es Joey schon schlimm genug getroffen hatte. Was der Schwarzhaarige ihm allerdings irgendwo auch gönnte. So schnell verheilte ein verletztes Herz eben nicht. Und einfach an den nächst Besten verschachert zu werden machte die Sache keineswegs besser.
 

„Joey hat eine Wette mit Kaiba verloren und muss nun für den Rest des Schuljahres alles tun, was ihm befohlen wird.“, erklärte er auf die fragenden Blicke der Anderen hin. Es verwunderte ihn doch etwas, dass die Truppe um Yugi nicht überraschter von dieser Neuigkeit war.

„Irgendwann musste es ja soweit kommen. Als hätte Kaiba nicht schon genug Leute, die alles tun, was er will und ihm dabei möglichst weit in den Hintern kriechen.“, murmelte Tristan kopfschüttelnd.

„Na, da hat er sich bei Joey aber den Falschen ausgesucht.“, lachte Tea, die jetzt schon eine lustige Zeit auf sie zukommen sah.

„Mal sehen, wie lange Kaiba Joey in seiner Nähe erträgt.“, fügte sie glucksend an. Ja, man mochte es kaum glauben, aber Tea konnte eine ausgesprochen sadistische Ader haben.
 

„Guten Morgen.“, begrüßte Wheeler seinen Schulkameraden scheinbar lustlos, und wünschte sich dabei, er würde sich wirklich so über diesen Deal ärgern, wie er vorgab. Jedenfalls würde er alles geben, um seine wahren Gefühle unter Verschluss zu halten. Wenn der Jungmillionär wüsste, wie er empfand würde er das bloß ausnutzen. Nein, Joey musste anders an die Sache heran gehen, wenn er wollte, dass da irgendwas lief. Kaiba konnte nicht völlig abgeneigt sein, das war spätestens nach dem Kuss klar. Die Frage war, in welche Richtung dieses Interesse ging, und ob man es irgendwie ausbauen konnte.

Wenn er gewusst hätte wie nahe er mit diesen Gedanken Setos eigenen kam, hätte er wohl schallend gelacht und Kaiba dann eine runter gehauen, weil dieser ihn nur einmal flach legen und dann abschießen wollte.
 

Der Braunhaarige nickte seinem Sklaven nur einmal kurz zu, konnte sich ein schadenfrohes Grinsen allerdings nicht verkneifen.

„Ich hätte ja nicht gedacht, dass du freiwillig zu mir kommst. Ich dachte ich müsste dich erst ran pfeifen, wie den Hund, den Mokuba letzten Sommer gesittet hat.“

„Ich bin noch immer kein Hund.“ Immer noch diese gelangweilte Stimme, auch wenn Joey innerlich schon wieder am kochen war. Jetzt wusste der Pinkel schon, dass er Jonouichi Katsuya war und beleidigte ihn immer noch. Aber was hatte er auch erwartet? Als hätte Seto Respekt vor irgendwas oder irgendwem. Tja, dann durfte er sich halt auch keinen Respekt von Joey erwarten. Sklave hin oder her.
 

„Also, willst du irgendwas, oder kann ich wieder zu meinen Freunden gehen?“

„Oh, momentan brauche ich nichts, aber bleib lieber bei mir. Schließlich kann sich das jederzeit ändern.“, kam es abfällig von Kaiba, der sich im Geheimen ziemlich ärgerte, dass er Joey mit dem Hunde-Kommentar nicht zum aus der Haut fahren hatte bringen können. Sonst klappte das immer.

Und jetzt musste der Firmenchef sich wirklich fragen, ob dieses Temperament, diese Gefühlsausbrüche auch nur gespielt gewesen waren. Ob sie zur Rolle des Joey Wheeler gehörten.

Und er musste mit der Erkenntnis klar kommen, dass ihn das stören würde.

Warum auch immer, aber Joey wäre dann nicht mehr Joey, und das würde ihm nicht gefallen. Und wieder hatte er von ´dem Köter` als Joey gedacht, es diesmal nicht mal bemerkt.
 

„Also, soll ich dir hinterher dackeln, nur um mir eins auszuwischen und meine Zeit nicht mit meinen Freunden zu verbringen?“, knurrte der Blonde und es war klar, dass dies eine rein rhetorische Frage war.

Kaiba setzte sich einfach in Bewegung und Joey folgte ihm, seinen Rücken mit Blicken durchbohrend. Das konnte ja noch heiter werden.

Tatsächlich verlangte Mister-ich-bin-so-toll den ganzen Schultag nichts von Joey, ließ ihn aber die ganze Zeit über schön in seiner Nähe bleiben, was aber eigentlich auch nur die großen Pausen und die Mittagspause mit einschloss, hatten sie doch eh den gleichen Unterricht.

Zur allgemeinen Verblüffung schrieb Wheeler konzentriert mit und meldete sich sogar, wann immer er einen auffordernden Blick von Kaiba erntete.

Die Lehrer reagierten mehr als perplex, wenn er dann auch noch die richtigen Antworten wusste, nachdem sie ihn eigentlich aus reiner Schadenfreude dran genommen hatten.

„Mister Wheeler, in ihnen schlummern ja unverhoffte Talente.“, flötete seine Japanisch Lehrerin, die völlig begeistert war, von dem Gedicht, dass ihr mittelmäßiger Schüler am Ende der ersten der beiden Stunden, so wie alle Anderen abgegeben hatte. Zum Glück der restlichen Schüler war die Lehrerin davon so begeistert, dass sie die zweite Stunde damit verbrachten das Meisterwerk zu analysieren, statt sich auch die anderen Gedichte anzuhören.

Der Schöpfer des Werkes hingegen war völlig entnervt, war ihm doch klar, dass niemand in der Klasse sein ach so tolles Gedicht in nächster Zeit wieder vergessen würde. Von den Einen würde es Sticheleien geben, von den Anderen Lob und ein Großteil der Mädchen würde ihn anschmachten und ihn fragen, ob er nicht mal ein Gedicht für sie schreiben wolle.

Nein, wollte er nicht!
 

Das alles war nur Kaibas Schuld, weil der gute Noten zur Bedingung gemacht hatte. Blöder Kaiba, blöde Gedichte, blöder japanisch Unterricht.

Für jemanden der Songs komponierte und schrieb war so ein Gedicht keine all zu große Herausforderung. Zumindest nicht bei dem Niveau, dass in der Oberstufe allgemein von den Schülern erwartet wurde. Für einen Jonouichi Katsuya war dieses Gedicht nun wirklich kein Grund sonderlich stolz zu sein. Das war sein Job und er hatte sich nicht mal große Mühe gegeben.

Na super, jetzt kam er sich wegen dieser Gedanken auch noch eingebildet vor.

Blöder Kaiba, blöde Gedichte, blöder japanisch Unterricht, blödes Lob. Wenigstens hatten sie Heute kein Musik. Obwohl Kaiba nicht von ihm erwarten konnte, dass er da auch sein ganzes Können zeigte, würde das ja wieder auf eine Entlarvung hinaus laufen.

Er sah es leider jetzt schon kommen, dass Seto wenigstens im theoretischen Bereich erstklassige Arbeit erwarten würde. Blöder Kaiba, blöder Kaiba, blöder Kaiba.
 

Joey hatte sich selten so auf das Ende eines Schultages gefreut. Dann musste er zwar mit Kaiba in dessen Villa, aber da warteten erst mal nur Mokuba und dessen Klavierunterricht auf ihn. Und egal was der Brünette dann noch von ihm verlangen würde, es konnte nicht so schlimm sein wie die Blicke und Kommentare der Lehrer und Schüler, die ja durchaus aus gutem Grund erstaunt waren.

Das war trotzdem kein Grund, ihm ständig zu sagen, dass sie ihm eine solche Intelligenz nicht zugetraut hätten, fand Jonouichi.

Also wirklich, es war ja wohl ein Unterschied, ob man nicht mitarbeitete, oder ob man dumm war.

Kaiba indes hatte sich den Tag über ziemlich amüsiert. So wie Joeys Laune gesunken war, war seine gestiegen. Gut, er war selbst etwas überrascht, über Wheelers gute Leistungen, aber kam dies seinem Plan, dass der Köter ihm dafür auch noch dankbar sein musste ja durchaus zu gute. Plus, dass er den ganzen Tag über hatte erleben dürfen, wie der Blonde einen Spruch nach dem Anderen kassiert hatte. Das Leben konnte doch schön sein.
 

Joey hatte Kaiba überzeugen können, ihn nach der Schule noch kurz nach Hause gehen zu lassen, um sich umzuziehen, da er nicht den ganzen Tag in seiner Schuluniform verbringen wollte. Außerdem behauptete der Jüngere, er habe die Unterlagen für Mokuba bei sich vergessen. Das war zwar eine Lüge, doch der Blonde brauchte unbedingt noch etwas Zeit, um sich seelisch auf den Tag vorzubereiten. Zeit, ohne Kaiba.

Da er aber wusste, dass Seto ausrasten würde, wenn er sich zu viel Zeit ließ beeilte er sich und nahm dann auch ein Taxi zu dem Anwesen. Der Taxifahrer hatte ihn reichlich skeptisch angesehen, als Joey in einer so vornehmen Gegend ausstieg.
 

Endlich war er angekommen, stand mit wild klopfendem Herzen vor der Tür der Villa, in der Seto Kaiba mit seinem kleinen Bruder lebte. Immer noch schwankte er zwischen Vorfreude, Zeit mit dem Mann zu verbringen, den er liebte und Mokuba Unterricht zu geben, und den schlimmen Befürchtungen, was der große Brünette, der ihm ein Herz gestohlen hatte, ihm abverlangen würde. Man konnte davon ausgehen, dass er sich längst die ein oder andere Gemeinheit ausgedacht hatte. Und zwar ganz unabhängig davon, ob Makoto Recht hatte und Seto ihn doch lieber mochte, als er zugab, oder nicht.

Es gehörte ebenso zu Setos Naturell jedem seine Überlegenheit zu demonstrieren wie auch, es Anderen nicht unbedingt leicht zu machen, mit ihm aus zu kommen. Es grenzte an ein Wunder, dass er nicht auch Mokuba ständig vor den Kopf stieß. Und Joey war sich nicht sicher, dass der Brünette das nicht sehr wohl tat, Moki damit nur umgehen konnte. Manchmal beneidete er die Beiden, um ihre enge Beziehung zueinander. Nicht nur, weil der quirlige Junge der Einzige war, der an seinen großen Bruder ran kam, sondern auch, weil er selbst seine Familie und auch seine Schwester nur selten sah, seit er umgezogen war.

Doch jetzt war nicht die Zeit für trübsinnige Gedanken. Das aktuelle Problem war viel wichtiger. Was würde den Blonden hinter dieser Tür erwarten?

Um das heraus zu finden musste er wohl klingeln und es herausfinden. Nachdem er geschlagene fünf Minuten vor der großen, schweren Tür gestanden hatte rang er sich durch und klingelte endlich.

Sofort hörte er laute, schnelle Schritte, erst die Treppe hinunter und dann zur Tür poltern. Das konnte unmöglich Kaiba sein.

Doch, es war Kaiba. Nur in etwas kleinerer Ausführung. Das strahlende Lächeln Mokubas wandelte sich in einen überraschten, etwas enttäuschten Ausdruck.

"Oh, Joey. Was machst du denn hier?", fragte er.

Gespielt ärgerlich zog Wheeler die Brauen zusammen.

"Hallo, Moki. Ja, ich freue mich auch dich zu sehen."

"Oh, ähm, entschuldige bitte. Es ist nur, ich warte auf jemanden.", erklärte er, schnappte sich die Hand seines zukünftigen Lehrers und zog ihn ins Haus.

"Weißt du, Seto hat gesagt, er hätte einen ganz tollen Klavierlehrer für mich gefunden. Und jetzt bin ich ganz aufgeregt, weil er mir nicht verraten hat, wer es ist.", plapperte der Junge, sichtlich aufgedreht los.

Joey lachte. Ein unglaublich warmes Gefühl hatte sich in ihm breit gemacht. Kaiba hatte ihn also als toll bezeichnet? So ganz glauben konnte er das nicht, aber wenn der Schwarzhaarige das sagte, stimmte es wohl.

"Na, ich glaub, da kann ich dir weiter helfen. Ich bin dein Lehrer. Was übrigens auch deine Frage nach meinem Hier sein beantwortet."

Abrupt blieb der kleine Kaiba stehen, drehte sich um und starrte Jonouichi Katsuya an.

"Verarsch mich nicht!", platze es aus ihm heraus.

"Mokuba! Was habe ich dir über solche Ausdrücke gesagt?!"

Das war der Hausherr, der mit bösem Blick gerade die Treppe herunter kam.

"Entschuldige, großer Bruder. Aber...stimmt das, was Joey sagt?"

Purer Unglaube war aus seiner Stimme zu hören. So langsam ging dem Musiker das gehörig auf die Nerven. Was glaubte Mokuba denn, was er war? Ein riesiger Witz?! Also wirklich!

Böse schlug er dem kleinen mit der Faust leicht auf die Schulter und zog einen Schmollmund. Doch statt etwas dazu zu sagen drehte er sich einfach um, und ging in Richtung des Zimmers, in dem das Klavier stand. Sein zukünftiger Schüler sah ihm etwas ungläubig und auch entschuldigend hinterher.

Aber woher wusste Joey eigentlich, wo ihr Piano stand, fragte er sich. War er etwa schon mal hier gewesen? Das hatte er ja gar nicht mitbekommen. Neugierig ging er ihm hinterher. Auf seinen großen Bruder achtete er im Moment nicht, deshalb entging ihm auch, das fast unmerkliche, belustigte Schmunzeln. Da hatte sein Kleiner den Blonden aber gut vor den Kopf gestoßen, fand er. Er folgte den Beiden nun aber auch, wollte keinesfalls Mokubas Reaktion verpassen, wenn der Pianist zeigte, was er konnte.

Er kam gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Jonouichi den ersten Ton anschlug. Es war ein schnelles, kompliziertes Stück. Genau das Richtige, um Mokuba seinen Fehler zu zeigen.

Seto bemerkte natürlich sofort, dass das keines von Katsuyas eigenen Stücken war, oder zumindest kein veröffentlichtes Stück. Kennen tat er es jedenfalls nicht. Und es klang auch nicht, nach dem, was Katsuya sonst spielte.

Logisch, er wollte schließlich nicht, dass Moki mitbekam, wer er war. Eigentlich albern. Der Kleine würde ihn nicht verraten, wenn er ihn darum bat. Da war er bestimmt vertrauenswürdiger, als dieser Nakamura. Außerdem mochte Seto es nicht, den Kleinen anzulügen. Vielleicht konnte er Joey ja doch noch davon überzeugen, dass Mokuba es ruhig wissen konnte.

Wheeler beendete das Stück und Stille breitete sich in dem Raum aus. Seto war mehr als zufrieden und Mokuba sprachlos vor Staunen.

"Ich habe dir doch gesagt, ich habe einen anständigen Lehrer für dich gefunden."

"Hast du nicht.", grinste Jonouichi ihn an.

"Wie bitte?" Was sollte das denn jetzt?

"Du hast gesagt, einen tollen Lehrer!", triumphierte der blonde Chaot mit einem breiten, glücklichen Grinsen.

"Mokuba hat es mir erzählt.", erklärte er.

"Ts!", kam es nur von dem Brünetten. Was sollte er dazu auch noch sagen? Es zu leugnen würde bedeuten seinen Bruder als Lügner hin zu stellen. Außerdem musste sein Mitschüler auch so wissen, wie gut er ihn fand, schließlich hatte er die CDs gesehen. Auch wenn es Seto immer noch etwas schwer fiel, die guten Leistungen Jonouichi Katsuyas Joey Wheeler zuzuordnen, musste er sich wohl damit abfinden.

"Bilde dir nichts darauf ein."

Dann ging er. Er hatte noch zu arbeiten, genau wie die beiden Jüngeren.
 

Mokuba hatte das ´Geplänkel` zwischen den Beiden beobachtet und grinste innerlich breit. Das war besser gelaufen, als alles, was er zuvor zwischen den Beiden gesehen hatte. Er kannte seinen Bruder gut genug, um zu wissen, dass er Joey lieber mochte, als er zugab. Zwar war er noch zu jung, um dabei an Liebe zu denken, gerade bei zwei Männern, aber dumm war er auch nicht. Mal sehen, ob er da nicht noch etwas unternehmen konnte, dass die Beiden endlich Freunde wurden.
 

"Wo hast du gelernt SO zu spielen? Ich wusste nicht mal, dass du überhaupt spielen kannst, geschweige denn so gut."

"Als ich mit dem Spielen angefangen habe, war ich noch jünger als du. Keiner meiner Freunde weiß davon. Dein Bruder hat es auch nur durch Zufall herausgefunden.

Und wo wir schon mal beim Thema sind, bitte erzähl niemandem davon, ja? Ich kann dir jetzt nicht erklären, warum. Aber irgendwann erkläre ich's, versprochen!"

Bittend sah er ihn an. Moki nickte, mit irritiertem Blick. Er verstand das nicht, aber wenn der Hobbyduellant ihn bat nichts zu sagen, dann würde er das auch nicht. Wenn man mit Seto Kaiba aufwuchs, lernte man schnell, wann man eine Chance hatte, mehr aus seinem Gegenüber herauszubekommen und wann nicht.

"Okay, dann fangen wir jetzt an. Was kannst du denn schon?"

Der Pianist war voller Tatendrang. Er freute sich aufs Unterrichten, hatte sich immer überlegt, ob er nicht, wenn er mal älter war, Unterrichten sollte.

Nach der Schule würde er sein Versteckspiel aufgeben, mehr in die Öffentlichkeit treten und mehr Konzerte geben, aber irgendwann würde ihm das vielleicht zu stressig. Man konnte ja nie wissen, wie es einem im Alter ging. Außerdem fand er die Vorstellung zu Unterrichten, wie schon erwähnt, verlockend.

Jetzt jedoch, musste er sich erst einmal auf seinen momentanen Schüler konzentrieren. Der Kleine konnte die Tonleitern schon relativ flüssig spielen und hatte eine gute Haltung. Aber Joey hatte auch nicht erwartet, dass Seto seinen kleinen Bruder vorher einem schlechten Lehrer überlassen hatte.

Ein paar einfache Stücke gingen auch schon ganz gut.

"Das ist doch schon sehr nett."

Jonouichi kramte kurz in seiner Tasche und holte eine Mappe hervor.

"Ich habe hier ein paar Fingerübungen. Einige davon werden dir leicht fallen, andere nicht. Aber auch die, die dir leicht fallen, musst du üben. Nur wenn du auch Sachen, die du kannst immer wieder spielst gewöhnen sich deine Hände daran, flüssig zu spielen. Du musst noch zu oft nach den richtigen Tasten suchen, dadurch wird dein Spiel unsauber."

Das nächste, was er aus seiner Tasche zauberte, war ein Gummiring, etwas größer, als Mokubas Handteller.

"Hast du so einen schon? Nein? Gut, du musst ihn in die Hand nehmen und immer wieder zu drücken. Das kannst du immer mal nebenbei machen, das ist zum Muskelaufbau."
 

Zwei Stunden verbrachten die Beiden an dem Piano. Demnächst würden sie ihre Einheiten auf eine Stunde kürzen. Das reichte, besonders, da Joey ja jeden Tag im Haus sein würde. Er hatte Seto noch nicht gefragt, wie oft er den Kleinen unterrichten sollte, schließlich hatte der bestimmt auch noch andere Sachen zu tun, aber mehr als eine Stunde am Stück, wenn Moki auch noch jeden Tag so übte wäre deutlich zu viel. Da würde der Kleine sich bloß die Handgelenke ruinieren.

Heute hatte es unter anderem so lange gedauert, weil Joey hatte herausfinden müssen, was der kleinen Kaiba schon konnte, nicht nur praktisch, sondern auch theoretisch.

Wie nicht anders zu erwarten war, war der Kleine ein guter, aufmerksamer Schüler. Etwas anderes wäre für einen Kaiba wohl nicht akzeptabel. Doch es war auch klar, dass dem Schwarzhaarigen die Theorie wohl leichter fallen würde, als die Praxis. Bei Joey war das anders gewesen. Er war eben ein Naturtalent, hatte Musik im Blut. Mokuba war gelehrig und eifrig, doch nicht überdurchschnittlich begabt. Trotzdem konnte er ein guter Musiker werden, wenn er sich Mühe gab. Man würde sehen, wie es weiter ging.
 

Seto hatte während dessen gearbeitet, doch in der letzten halben Stunde bestimmt zehn Mal auf die Uhr geschaut. Was machten die Beiden bloß so lange?

Ein rhythmisches Klopfen ließ ihn aufschrecken. Er hatte noch nichts gesagt, als die Tür auch schon geöffnet wurde und ein strahlender Wheeler eintrat.

"Das nächste Mal wartest du gefälligst, bis ich dich herein gebeten habe.", zischte Kaiba ihn an.

Der Kleinere zuckte bei dem Ton zusammen, als hätte man ihn geschlagen.

"Hey, krieg dich mal wieder ein? Was hast du bloß schon wieder?", fragte er mit einer Mischung aus Vorwurf und Sorge.

"Kopfschmerzen?", tippte er dann mal ins Blaue hinein.

"Ich wüsste nicht, was dich das angeht.", grummelte der Brünette. Woher hatte Wheeler das gewusst? Es war Kaiba nicht mal selbst richtig klar gewesen, bis sein Mitschüler es ausgesprochen hatte. Er war wohl schon zu gewöhnt daran, Kopfschmerzen zu haben.

Zum Glück war der Köter jetzt still und bohrte nicht weiter nach. Seto mochte es nicht, wenn Fremde ihn in geschwächtem Zustand sahen. Und für ihn waren eigentlich alle Fremde, bis auf seinen Bruder.

"Entspann dich."

Er hatte gar nicht gehört, wie Joey näher gekommen war. Irgendwie hatte er gerade ein Déjà vu. Wie schon erwartet spürte er kurz darauf auch schon die zarten Finger des Musikers an seinen Schläfen. Es hätte ihm unangenehm sein sollen, sich so in die Hände eines anderen zu begeben, doch letztes Mal hatte es wirklich geholfen und gut getan. Da fiel es schwer sich dagegen zu sperren.

Tatsächlich entspannte er sich schnell und schloss genießend die Augen.

"Mokuba ist ein guter Schüler.", berichtete Joey leise, mit dieser sanften, tiefen Stimme, die er sonst nur zum Singen benutzte.

"Hattest du etwas anderes erwartete?"

"Nein, eigentlich nicht."

Diesmal gab es keine schrillende Glocke, die das Ende der Pause ankündigte und die Massage so unterbrach.

Jonouichi fühlte sich einfach nur glücklich. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Seto irgendwem anders erlaubt hätte ihn so zu sehen.

Aber warum? Warum ließ der Firmenchef das zu? Und wieso hatte er ihn damals geküsst? Hatte er ihn wirklich eifersüchtig beobachtet? Und war das jetzt im Moment wirklich wichtig? Nein.

Später würde er sich darüber noch genug den Kopf zerbrechen können. Jetzt wollte er nur genießen. Außerdem würde er sich sonst vielleicht nicht zusammenreißen können und würde Seto fragen. Damit würde er bloß die Stimmung zerstören und sich zudem lächerlich machen.

Verträumt sah er auf das schöne Gesicht des Älteren hinab, dass dieser etwas zurückgelegt hatte.

Leider bemerkte er erst etwas verspätet, dass Kaiba die Augen geöffnet, also genau mitbekommen hatte, wie er ihn angestarrt hatte.

Erst als der Braunhaarige ein süffisantes Grinsen aufblitzen ließ, wurde Joey so richtig klar, was er da gerade getan hatte.

"Oh, entschuldige, ich war in Gedanken.", stammelte er zurückschreckend.

"Ach, und woran hast du gedacht?"

Seto drehte sich mit seinem Schreibtischstuhl um und sah den Blonden mit einem fiesen, wissenden Grinsen an.

In Wirklichkeit hatte er nur so eine Vermutung, war sich keines Falls sicher, aber er hatte viel Übung darin, sich so etwas nicht anmerken zu lassen.

"Ich... Ich habe mich gefragt, warum du mich geküsst hast.", behauptete Joey, und gab damit immerhin einen Teil der Wahrheit preis. Auch dies war zwar nicht sonderlich unverfänglich, aber es war wohl nicht so schwer nachzuvollziehen, dass er sich darüber Gedanken machte.

"Und warum, hast du den Kuss erwidert?", kam schnell die Gegenfrage.

"Ich hab zuerst gefragt."

Lauernd sahen die Beiden sich an. Keiner war bereit den ersten Schritt zu tun, und sich damit vielleicht eine Blöße zu geben.

"Du hast mich herausgefordert. Behauptet, ich würde mich nicht trauen.", sagte der Geschäftsmann dann, mit einem selbstgefälligen Unterton. Er hatte eine Ausrede.

"Schön, also haben wir uns Beide getraut."

"DU sowieso. Hast ja vorher schon mit Nakamura rumgeknutscht!"

"Eifersüchtig?"

"Ts! Bild dir nichts ein."

"Sag bloß, dir fällt nichts mehr ein."

Keine Sekunde hatten sie sich aus den Augen gelassen, nicht mal geblinzelt. Doch jetzt stand Kaiba auf, ging auf Joey zu.

"Mir fällt da schon noch was ein."

Und dann hatte der Blonde wieder die Lippen seines Schwarms auf den Seinen.

Wie schon beim ersten Mal konnte und wollte er sich nicht wehren. Er schlang die Arme um Setos Nacken und genoss. Ihre Zungen fochten einen wilden Kampf aus und sie lösten sich erst wieder, als sie keine Luft mehr bekamen. Sofort trat Joey einen Schritt zurück.

"Wenn ich jetzt frage, warum du das getan hast, bekomme ich dann eine vernünftige Antwort?"

"Ich bin niemals unvernünftig.", behauptete Kaiba und gab Joey damit eine eindeutige Antwort. Der Brünette würde ihm nicht sagen, warum er das getan hatte. So wie dieser ihm nicht sagen würde, warum er den Kuss erwidert hatte.

Wieder breitete sich Stille zwischen ihnen aus, in der die beiden so unterschiedlichen Charaktere sich beäugten. Diesmal war es Joey, der zuerst wieder sprach.

„Geht es deinem Kopf besser?“

Seto nickte brummend. Genauso, wie es ihm schwer fiel Schwäche zu zeigen, fiel es ihm schwer, zuzugeben, wenn jemand ihm geholfen hatte.

„Gut. Wie geht’s jetzt weiter?“
 

Die Stimmung war merklich angespannt, was Wheeler sehr schade fand. Er hatte den Kuss genossen, auch wenn er nicht wusste, was er davon halten sollte. Es wäre schön gewesen, wenn es eine wirkliche Annäherung bedeutet hätte, wenn sie jetzt netter mit einander umgegangen wären. Doch Kaiba schien beim besten Willen nicht zugeben zu wollen, dass der Kuss, dass die Küsse irgendetwas zu bedeuten hatten. Dass sie zumindest für eine gewisse Sympathie standen. Doch Jou hatte nicht vor so schnell aufzugeben. Seine ´Versklavung` war die ideale Voraussetzung, um dem Firmenleiter näher zu kommen und ihn für sich zu gewinnen, und das würde er auch tun, koste es, was es wolle.
 

Ihm war nicht klar, dass sein Gegenüber ganz Ähnliches dachte, auch wenn es dabei weniger um Gefühle ging. Dies war ihr zweiter Kuss gewesen und der Beweis dafür, dass der Köter nicht abgeneigt war, dachte er. Er würde ihn rum kriegen, früher oder später. Aber er musste es langsam angehen, schließlich brauchte er Joey noch. Für Mokuba.

Eigentlich hatte er vor gehabt, sich einen Schlachtplan zurecht zu legen, doch spätestens nach diesem zweiten Kuss war selbst ihm klar, dass ein Plan der irgendwas mit Joey Wheeler zu tun hatte, zum Scheitern verurteilt war. So wenig ihm das auch behagte, er würde spontan sein müssen. Nun, bisher hatte das ja auch ganz gut geklappt.
 

Zwei Wochen zogen ins Land, in denen es zu keinen weiteren Vorkommnissen kam. Montags, Mittwochs und Freitags gab Joey Mokuba Unterricht. Wenn er das nicht tat bediente er Seto oder machte mit diesem Hausaufgaben.

Nur Samstags hatte er Kaiba-Frei. Seine Managerin wäre sonst auch mit Sicherheit Amok gelaufen. Jeden Tag rechnete Joey weniger mit irgendeiner Gemeinheit seitens Setos, da diese bisher ausgeblieben waren. Gut, er hatte sich auch so genug geärgert, über den abfälligen Ton, oder die Aufgaben, die ihm aufgetragen wurden. Meistens ging es darum, dem großen Boss irgendwas zu bringen, zu kopieren, oder etwas zu putzen. Er kam sich vor, wie eine Mischung aus Sekretärin und Putzfrau. Am meisten ärgerte er sich aber darüber, dass der Braunhaarige ihm so wenig Aufmerksamkeit schenkte. Jonouichi hatte sich mehr erwartet, erst recht nach dem Kuss. Doch es war nichts passiert, außer den üblichen herablassenden Kommentaren. Und das kränkte ihn.

Es hätte sich etwas ändern müssen. Irgendwas.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Coppelius
2009-04-18T13:40:16+00:00 18.04.2009 15:40
oh man,seto ist ja wirklich ein arsch,wie es im buche steht...
der sollte sich wirklich mal mit seinen gefühlen für den blonden auseinanderstzen...sonst verliert er ihn noch...
und damit spreche ich auf das,einmal flachlegen und dann wie eine heiße kartoffel fallen lassen an...
denn wenn der vollarsch sich dann,danach erst eingesteht das er in blondie verliebt ist...könnte es für ihn dann schon zu spät sein...da er ja dessen herz dann gebrochen hätte...und ein herz das in viele einzelne scherben gebrochen ist,ist nur schwer zu heilen...
aber auf alle fälle,ist das ein ganz klasse kappi^^
bin ja mal gespannt,wie es weitergeht^^
weiter so^^
Von:  MaiRaike
2009-04-15T13:20:07+00:00 15.04.2009 15:20
Ich finde diese FF superklasse.
in sehr gespannt wie sich das Verhältnis zwischen den beiden weiterentwicklelt und ob der Kindergarten nicht doch noch hinter Joeys Geheimniss kommt.
Sagst du bescheid wenn das nächste Kapitel da ist?
*gespannt warte*
Von:  mor
2009-02-22T14:04:28+00:00 22.02.2009 15:04
^^ grinz ^^ dafür das das deine erste ff ist,ist sie verdamt gut geworden ^^ grinz ^^ die story ist so was von hammer ^^ und die art wie du schreibst gefällt mir sehr gut ^^ grinz ^^
Von:  Ryuichi-Sakuma-
2009-02-18T00:22:52+00:00 18.02.2009 01:22
Schön das es mal wider weiter geht und das Kapi ist echt Klasse mal wider geworden *knuddel*
*grinz* Und nun ist es so weit und unser Blondschopf muß denn Sklaven für Seto spiele jaja *FG* nah was das woll noch werden wird *smilie*
Aber was ja auch noch Klasse wahr wie ungleubig Mokuba geschaut hatt als er erfahren hatt wehr sein Music Lehrer ist *FG*
nah aber wehr kann es ihm verübeln das hätte woll jeder *smilie*
Bin ja mal gespannt wie es weiter gehen wird *grinz*

Gruß: Ryuichi-Sakuma-
(^-~)/
Von: abgemeldet
2009-02-15T19:51:41+00:00 15.02.2009 20:51
Hui, ich freu mich so, dass es weitergeht =)
Und total gespannt bin ich auch, wie sich die ganze Sache noch so entwickelt ^^

LG Lori
Von:  Rani
2009-02-15T07:34:18+00:00 15.02.2009 08:34
Ich bin gespannt wie Joey reagiert wenn er erfährt was Seto wirklich vorhat ich glaube da sollte sich jemand schon mal eine Gute Deckung suchen ich freue mich schon auf das nächste kap bitte schreib mir dann eine Nachricht damit ich auch kein Kap verpasse^^

lg Rani


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