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sing a song

oder: Wenn du feststellen musst, dass du die Menschen in deiner Umgebung doch nicht so gut kennst, wie du geglaubt hast.
von

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Referate und Klaviere

Laut aufschreiend riss er die Augen weit auf. Sein Atem war deutlich beschleunigt und er starrte mit weit aufgerissenen Augen an seine Zimmerdecke.

Was für ein Traum! Es war ja nicht das erste Mal, dass er von Seto Kaiba träumte, aber so war es noch nie gewesen. Vorsichtig warf er einen Blick an sich herunter, nur um, wenig überrascht, sein Glied steif aufgerichtet vor zu finden. Nun, das war auch nicht das erste Mal... Doch Joey musste gestehen, dass ihm der Traum doch etwas unangenehm war. Wie hatte er sich ihm nur so hingeben und ihn auch noch anflehen können? Also eines war sicher, so würde er in der Realität nie handeln!

Falls ein Wunder geschehen sollte und er tatsächlich mit Kaiba im Bett landete, dann würde er wohl oder übel unten liegen, aber er würde sich ganz bestimmt nicht so unterwürfig geben! Nein, niemals!
 

Er seufzte und stand auf, um sich unter die Dusche zu bewegen, als das Telefon klingelte.

"Wheeler?", meldete er sich gähnend. Hoffentlich war das keiner seiner Freunde, mit dem Ständer hatte er weder die Konzentration, noch den Willen für ein langes Gespräch.
 

"Hier ist Kaiba. Ich wollte nur wissen, wann du gedenkst hier zu erscheinen, Köter?"

Schon bei den ersten Worten war Joey wohlig erschauert. Ja, er war kalt, ja er war gemein und doch... So bald nach einem solchen Traum war es egal, was er sagte. Er musste schwer schlucken, bevor er antworten konnte.

"Ich...ich dachte ich komme so um 2 Uhr.", meinte Joey mit belegter Stimme.

Es war einfach unfair, dass Seto ihn anrief, wenn er gerade einen solchen Druck hatte.

"Also bis dann."

Schnell knallte er den Hörer auf und atmete erst einmal tief durch.

Es war höchste Zeit für die Dusche.
 

Warmes Wasser perlte auf die leicht gebräunte Haut des Blonden. Er hatte die Augen genießerisch geschlossen und strich sich über den Körper. Es gab nur eine Möglichkeit den Druck los zu werden. Langsam wanderten seine Hände tiefer.

Kurz darauf war ein leises: "Seto...", aus der Dusche zu hören.
 

Es war kurz vor Zwei und ein ziemlich nervöser Joey Wheeler, bewaffnet mit seinen Unterlagen zu den Elitesoldaten des alten Griechenlands stand vor der Kaiba Villa.

Er hatte geklingelt und endlich wurde die Tür von einem alternden Butler geöffnet, der ihn auch sogleich in Kaibas Arbeitszimmer führte.

Der Blick der sich ihm dort bot war absolut Kaiba-typisch. Der Firmenchef saß an einem großen Schreibtisch und hämmerte auf seine Tastatur ein. Er schien wirklich schlechte Laune zu haben.
 


 

Rückblick:

Es war Samstag und Kaiba erwartete jeden Augenblick Makoto Nakamura bei sich. Die ganze Woche über hatten seine Gedanken, bei diesem und besonders bei dessen Blicken, die er dem Köter zu warf gehangen. Und er konnte sich noch immer nicht erklären warum.

Und nun musste er auch noch mit diesem kleinen, nervigen Subjekt zusammenarbeiten.

Kaiba musste aber zugeben, dass er sich während ihrer Arbeit erstaunlich gut amüsierte, was an dem leicht verängstigten Gehabe Nakamuras lag. Er fand es immer wieder lustig, wenn er sah, wie der Pöbel vor ihm kuschte.

Außerdem mussten sie gar nicht all zu viel Zeit in das Referat stecken, da ja sowieso Joeys Beitrag noch fehlte.

Leider war das Ende von Makotos Besuch nicht so glimpflich abgegangen. Er stand schon in der Tür, als er sich nochmals zu Kaiba umdrehte und ihn bohrend ansah. "Du scheinst Joey wirklich gerne zu haben.", behauptete er.
 

Kaiba sah ihn nur völlig perplex an, bevor er ein spöttisches Lächeln aufsetzte. "Mögen? Ich hasse den Köter, das sollte dir eigentlich aufgefallen sein. Aber wenn man nur Stroh im Kopf hat, irrt man sich auch mal. Mach dir nichts draus."

Nakamura hatte ihn nur weiter ernst angesehen. Er war nicht wie Joey, der nach einem solchen Kommentar längst in die Luft gegangen wäre.

"Dafür bist du aber erstaunlich eifersüchtig darauf, dass ich soviel Zeit mit ihm verbringe. Oder warum starrst du in der Schule immer zu uns rüber?"

Mit diesem Worten war er gegangen und hatte die Tür hinter sich zu geschlagen. Kaiba hatte, vor Wut kochend in der Eingangshalle gestanden und die Tür mit seinen Blicken durchbohrt. Eigentlich war es ein Wunder, dass sie nicht zum Leben erwacht und schreiend davon gerannt war, bei dem Blick.
 

Er war nicht nur sauer wegen der ungeheuerlichen Behauptung, sondern auch, weil der Kleine so unverfroren gewesen war ihm das auch noch ins Gesicht zu sagen. Den ganzen Tag hatte er ihn ängstlich angesehen und Kaiba hatte das genossen. Und auf einmal kam dann so etwas. So eine Unverschämtheit!

Er und Wheeler mögen?! Den Köter?! Das war ja wohl... Kaiba fehlten selbst in Gedanken die Worte. Leider schaffte er es aber auch nicht, Makotos Worte zu vergessen. //Oder warum starrst du in der Schule immer zu uns rüber?// Ja, warum tat er das? Seto wusste es nicht. Und das ärgerte ihn über die Maßen.

Dementsprechend schlecht war dann am nächsten Tag auch seine Laune als der Köter zu ihm kam.

//Mögen, ha! Ich bin doch nicht schwul!//
 


 

"Hallo Kaiba. Können wir gleich anfangen, oder hast du noch zu tun?", fragte er vorsichtig, da er wusste wie Kaiba sein konnte, wenn man ihn von seiner Arbeit abhielt. Oft genug hatte er Auseinandersetzungen zwischen ihm und ihren Lehrern beigewohnt, wenn diese ihn davon abhalten wollten, den Unterricht vorzeitig zu verlassen.

Als wäre er nicht schon nervös genug, weil er die ganze Zeit an diesen blöden Traum denken musste. Joey seufzte unhörbar.
 

Kaiba richtete seinen Blick auf den Eindringling. "Ach, du bist es. Ich bin gleich soweit."

Mehr sagte er nicht, sondern widmete sich wieder seinem Laptop. Im Grunde hatte er gar nicht viel zu tun. Er hatte aus irgendeinem Grund nicht schlafen können und hatte die ganze Nacht gearbeitet.

"Fang doch schon mal an. Die Sachen liegen da auf dem Tisch."

Seto wedelte mit der Hand in Richtung des Glastisches und der Couchgarnitur, die in seinem Arbeitszimmer standen. Joey nickte leicht und setzte sich auf das übergroße aber gemütliche Möbel und sah sich an, was die beiden Anderen schon gemacht hatten, doch er konnte sich nicht konzentrieren. Unruhig wanderte sein Blick durch das Zimmer und verweilte auf einer Musikanlage.
 

"Stört es dich, wenn ich Musik anmache? Dann kann ich mich besser konzentrieren."

Schon war er aufgesprungen und zu der Anlage geeilt, besah sich die CDs die in dem Regal standen. Dabei staunte er nicht schlecht.

"Wow, also mit Klassik hatte ich ja gerechnet, aber dass du auf Jazz stehst.", meinte er positiv überrascht und besah sich die Sammlung.

Einige von Joeys Lieblingsinterpreten, zum Beispiel John Coltrain, Ella Fitz Gerald und Louis Armstrong, aber auch ein paar CDs von Joey selbst. Der Blonde konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er das entdeckte.
 

"Jetzt tu mal nicht so, als hättest du Ahnung von guter Musik.", meinte Kaiba in seiner typisch, spöttisch kalten Art und stand nun auf um zu dem Jungen zu gehen, der seine CDs durcheinander brachte. Wheeler drehte sich mit einer von seinen eigenen Platten um. "Du magst Jonouichi Katsuya?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue.
 

Nun zog Kaiba ebenfalls seine Braue hoch. Der Köter wollte jetzt doch wohl nicht behaupten, dass er tatsächlich was von Jazz verstand?!

"Ja, hast du ein Problem damit?" Eiskalte Saphire funkelten Joey an und der musste schwer schlucken. "Nein, ich denke nur, dass er noch einiges verbessern kann."

"Ts, bevor du andere kritisierst, mach es erst mal selbst besser."

Joey lachte leicht auf. "Du hast Recht. Besser als er werde ich niemals sein."

Damit drehte er sich wieder um und stellte die CD weg, holte dafür eine Andere heraus und machte sie an. "Hm, ich liebe dieses Lied." Sanft wiegte er sich zu dem Klang der Instrumente.
 

Seto starrte ihn wie versteinert an. Tanzte dieser vermaledeite Köter gerade wirklich? In seinem Arbeitszimmer?! "Sag mal, hast du nichts Besseres zu tun? Du bist zum Arbeiten hier, nicht zum Tanzen.", fuhr er ihn an und bemerkte zufrieden wie Wheeler leicht zusammen zuckte. Doch als dieser sich umdrehte zierte nur ein friedliches Lächeln seine Lippen. Wenn er solche Musik hörte, konnte er sich einfach nicht aufregen.

Geschmeidig ging er zu Kaiba und bewegte seine Hüften dabei weiterhin rhythmisch. "Jetzt reg dich doch nicht gleich so auf. An ein bisschen Entspannung ist noch keiner gestorben und dir würde es auch mal ganz gut tun." Lächelnd schlang er die Arme um Kaiba und schmiegte sich tanzend an ihn. "Los, bewege deine Hüften, Kaiba.", verlangte er schnurrend. Ihm war zwar bewusst, dass er sich grade auf extrem dünnem Eis bewegte, doch er konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen. Einmal wollte er ihm so nahe sein, wie er es sonst nur in seinen Träumen war.
 

Kaiba indes glaubte einfach nicht, was hier gerade geschah. Joey Wheeler, der Köter tanzte, eng an ihn geschmiegt und seine Hüften sinnlich an ihm reibend in seinem Arbeitszimmer! Das konnte ja wohl einfach nicht wahr sein. Und hatte er gerade Joey und das Wort sinnlich in Zusammenhang gebracht? Irgendetwas lief ganz eindeutig schief.

Grob schob er den Kleineren von sich. "Was fällt dir eigentlich ein, Köter? Mal ganz davon abgesehen, dass es dich nichts angeht, entspanne ich mich genug. Außerdem ist es mit Sicherheit nicht entspannend, von einem dreckigen Köter befummelt zu werden.", keifte er ihn an und durchbohrte ihn mit seinen eisigen Blicken.

"Und jetzt mach dich gefälligst wieder an die Arbeit. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit." Er drehte sich mit rauschendem Mantel um und stiefelte zu dem Glastisch, auf dem die Unterlagen ausgebreitet lagen.
 

Joey starrte ihm nur perplex nach. Er hatte damit gerechnet sofort von einem wutentbrannten Kaiba rausgeworfen zu werden. Doch so wie er reagierte schien er ihm eher verunsichert. Etwas, dass so gar nicht zu dem großen Seto Kaiba passte. Verwirrt folgte er Kaiba und setzte sich auf die Couch. "Okay, wie wäre es, wenn du mir eine kleine Zusammenfassung gibst, dann geht’s schneller, als wenn ich mir jetzt alles durchlese."

Seto nickte kühl und gab den Inhalt ihrer Arbeit in knappen Worten wieder. Joey entging nicht, dass er ihm dabei nie in die Augen sah, ja es sogar vermied in seine Richtung zu sehen.
 

Es ging erstaunlich schnell, bis sie fertig waren.

"Da ist nur noch eine Sache. Ich war mir nicht sicher, ob sie wichtig ist und ob wir sie in unser Referat mit aufnehmen wollen.", sagte Joey und sah Kaiba verlegen lächelnd an, kratzte sich am Hinterkopf. "Die Elitesoldaten waren damals alle schwul."
 

Ungläubig sah er Wheeler an. "Ich finde nicht, dass das sonderlich wichtig ist.", sagte er kalt, nachdem er einen Sekundenbruchteil erstarrt war.

"Nicht? Ich dachte es wäre ein gutes Beispiel für die damaligen Moralvorstellungen. Viele reiche Leute haben sich damals männliche Sklaven gehalten, um mit ihnen zu schlafen. Das galt als Schick."

Wäre der Firmenchef nicht so geübt darin gewesen eine unbewegliche, kalte Maske aufzusetzen, dann wäre er jetzt wohl rot angelaufen. Warum zur Hölle erzählte der Köter ihm das?
 

"Da hast du natürlich Recht.", erwiderte der Blauäugige scheinbar ungerührt. "Auch wenn das bei dir selten vorkommt. Du hättest das ruhig eher sagen können, jetzt müssen wir sehen, wie wir das noch einbauen können." Seto sah Joey deutlich missbilligend an. Doch Angesprochener zuckte nur mit den Schultern. "Ich war mir nicht sicher wie du reagieren würdest. Hab dich halt für ziemlich prüde gehalten."

"Was?" Kaiba glaubte einfach nicht was er da hörte. "Warum sollte es mich in irgendeiner Weise tangieren, dass irgendwelche längst toten Kerle schwul waren?"

Wheeler zuckte wieder nur mit den Schultern. "Was weiß ich. Kein Grund gleich mit Fremdwörtern um dich zu werfen."

Kaiba war gerade danach seinen Kopf gegen die Tischplatte zu hauen. Dieser. Kerl. War. Einfach. Unfassbar.

"Geh jetzt, bevor ich mich noch mit Dämlichkeit bei dir anstecke.", knurrte er und stand auf.

"Was? Aber wir sind doch noch gar nicht fertig." Auch wenn sie sich stritten, Joey wollte noch nicht gehen. Viel zu sehr genoss er es trotz Allem, etwas Zeit ganz alleine mit seinem Schwarm zu verbringen.

"Ich habe alle Informationen, also sind wir fertig. Ich füge alles noch in das vorhandene Programm ein. Dafür brauche ich dich nicht. Um ganz ehrlich zu sein bezweifle ich, dass du überhaupt bei irgendetwas hilfreich bist."
 

Das saß. Der Musiker kannte es ja, von Kaiba beleidigt zu werden. Trotzdem trafen ihn diese Worte hart und er biss sich auf die Lippe, um sich seine Gefühle nicht all zu sehr anmerken zu lassen.

"Wenn das so ist." Er hatte es tatsächlich geschafft seine Stimme normal klingen zu lassen. Nun, zu irgendwas mussten die ständigen Stimmübungen ja gut sein. Er erhob sich ebenfalls und folgte Seto mit gesenktem Blick nach draußen. Dieser hatte nur verwundert die Augenbraue hochgezogen, als auf seine Worte kein Wutausbruch gefolgt war.

Auf dem Weg zur Haustür kamen die Beiden an einer offenen Tür vorbei, die Joey entweder auf dem Hinweg wegen seiner Nervosität nicht aufgefallen war, oder die noch verschlossen gewesen war. Jetzt jedenfalls bemerkte er sie und auch was sich dahinter verbarg. Abrupt blieb er stehen und drehte ab, ging automatisch in das Zimmer.
 

Ehrfürchtig betrachtete er das Piano, das darin stand. Der Raum hatte ein großes Fenster, war Licht durchflutet und brachte das dunkle Holz des Instruments so besonders gut zur Geltung, da das warme Licht das Holz und den goldenen Schriftzug: ´Schimmel` zum glänzen brachte.

Wie in Trance ging der Blonde weiter ließ seine Finger über das glatte Holz streichen. .
 

Seto bemerkte erst an der Haustür, dass ihm sein Gast abhanden gekommen war. Verwirrt drehte er sich um und ging zurück, wobei er dann Joey in dem Musikzimmer fand.

Dieser hatte gerade die Klaviatur aufgeklappt und strich bewundernd über die Tasten. Dem Brünetten stockte der Atem. Nicht nur das Piano wurde vorteilhaft von dem Licht beleuchtete, nein auch Joeys Haar flammte bei der kleinsten Bewegung golden auf. Zudem hatte er einen leicht verträumten Blick und zum ersten Mal wirkte er auf Kaiba nicht wie ein sehr lauter Flummi.
 

Joey betätigte eine Taste und ein volles C ertönte. "Perfekt.", flüsterte Joey, fast unhörbar. Aber eben nur fast und Kaiba musste wieder an die Musikstunde denken, in der heraus gekommen war, dass Joey Klavier spielte und an seinen damaligen Verdacht, dass da noch mehr dahinter steckte. Und auch an das Erlebnis mit seinen Jazzplatten musste er zurück denken. Es sah ganz so aus, als hätte Wheeler eine Leidenschaft von der niemand etwas wusste.

"Du kannst gerne darauf spielen, wenn du magst.", meinte er daher mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen.

Der Blonde drehte sich um und trug einen solchen Ausdruck erfreuter Glückseligkeit, dass Kaiba abermals schwer schlucken musste. Wer war das, und was hatte er mit dem Flummi-Wheeler gemacht?
 

Doch unser Protagonist riss sich schnell wieder zusammen, als er gewahr wurde, mit wem er gerade sprach. "Warum sollte ich das wollen?", fragte er daher, scheinbar verwundert und setzte wieder diesen treu-doofen Hundeblick auf, den er immer hatte, wenn er etwas nicht verstand. Es entging dem Größeren dabei nicht, dass er wirklich GANZ genauso aussah und plötzlich kamen ihm Zweifel ob irgendeiner dieser Blicke wirklich echt gewesen war. Er verdrängte diesen Gedanken aber genauso schnell wieder, wie er gekommen war. Das war doch lächerlich!
 

"Na, weil du doch mal Unterricht hattest.", meinte Kaiba mit hochgezogener Augenbraue. "Oder hast du schon wieder vergessen, dass das mittlerweile die gesamte Klasse weiß?"

"Vergessen nicht...", meinte Joey leise, musste aber zugeben, dass er in dem Moment nicht mehr daran gedacht hatte. Er wollte gerade sagen, dass er das Angebot nicht annehmen wollte, als sein Blick nochmals auf das Piano fiel. Man hatte nicht oft Gelegenheit auf so einem fantastischen Instrument zu spielen und Joey konnte einfach nicht widerstehen. Doch er wollte keinesfalls den Eindruck machen, völlig versessen darauf zu sein und versuchte daher noch etwas Zeit zu schinden.

"Sag mal, Kaiba, das Ding ist erstaunlich gut gestimmt. Spielst du etwa auch? Wenn ja muss ich das unbedingt unserer Musiklehrerin sagen." Er grinste sein breitestes Wheeler-Grinsen und machte mehr als deutlich, dass er diese Drohung ernst meinte.
 

"Es tut mir leid dich enttäuschen zu müssen.", sagte Kaiba mit vor Sarkasmus triefender Stimme. "Aber nicht ich bin es für den das Piano gestimmt ist, sondern Mokuba."

"Ach so, na dann." Wheeler klang hörbar enttäuscht. Doch es erleichterte ihn auch, dass es Setos kleiner Bruder war, der das Instrument nutzte. Könnte Seto selbst spielen wäre er viel eher in der Lage Joeys eigenes Können zu bewerten.
 

Länger hielt der Blondschopf es nun auch nicht mehr aus. Er setzte sich auf die kleine Bank und ließ seine Finger nochmals über die Klaviatur gleiten. Was sollte er jetzt spielen? Es durfte nichts zu schweres sein. Und am besten auch kein Jazz. Man musste Kaiba ja nicht mehr Hinweise geben, als unbedingt nötig. Also wieder ´Für Elise`. Mit etwas Glück würde der Braunhaarige dann glauben, das sei das einzige Stück, dass Joey beherrschte.

(Für alle, denen das Stück nichts sagt: http://www.youtube.com/watch?v=feHg4BUmwdU&feature=related )
 

Er hatte eigentlich vor gehabt, absichtlich unsauber zu spielen und den ein oder anderen Fehler einzubauen, doch er brachte das dann doch nicht über sich. Viel zu wundervoll klang das Piano, als das er dessen Klang so hätte entstellen können.

Der Braunäugige beendete das Stück und sah noch ein paar Sekunden lang verträumt auf die Klaviatur, ehe er sich endlich davon losreißen, und zu Kaiba aufblicken konnte.

Dieser starrte ihn mehr als sprachlos an, was ein sehr, sehr, sehr seltener Anblick bei Seto Kaiba war und der Blondschopf konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen.
 

Doch Setos Sprachlosigkeit verwandelte sich schnell in Misstrauen. "Hattest du nicht gesagt, du könntest nicht gut Klavier spielen?" Es war natürlich eine rhetorische Frage, da der Brünette sich noch sehr gut an die Musikstunde erinnern konnte.

"Du findest ich spiele gut?" Joey strahlte über das ganze Gesicht. Näher würde er einem Lob seitens Kaibas wohl nie kommen.

"Das ist nicht der Punkt.", grummelte Angesprochener zurück. "Du hast behauptet du könntest nicht gut spielen und dann zeigst du mir so was!" Der Größere hatte seine Augenbrauen zusammengezogen und musterte den Musiker genau.

"Ach weißt du... ´Für Elise` war eines der ersten Stücke, die ich gelernt habe, als ich anfing zweihändig zu spielen. Ich habe es damals so sehr geliebt, dass ich Ewigkeiten geübt habe, bis ich es perfekt konnte. Und noch Heute spiele ich es gerne, wenn ich an einem Klavier sitze. Deshalb kann ich dieses Stück so gut.", erklärte Joey, und log dabei nicht mal. Er verschwieg nur die Kleinigkeit, dass er noch immer spielte und deutlich häufiger an einem Klavier saß, als er vorgab.
 

Kaiba seufzte unhörbar. Einerseits war er sehr erleichtert über diese Antwort, da sein Weltbild einen ordentlichen Knacks bekommen hätte, wenn Wheeler wirklich so gut hätte spielen können. Andererseits war er auch ein wenig enttäuscht. Nur den Grund dafür kannte er nicht. Wieder einmal stellte der Köter ihn also vor Rätsel. Wie er das hasste! Und es passierte immer nur, wenn Joey Wheeler etwas damit zu tun hatte! Das war doch nicht mehr normal! Obwohl...war den irgendwas, dass mit dem Hündchen zu tun hatte noch normal?! Und hatte er ihn gerade in Gedanken wirklich wieder Hündchen genannt?

Es war eindeutig Zeit, Wheeler raus zu schmeißen.
 

"Da das nun geklärt ist... Ich habe noch zu arbeiten.", wies Kaiba äußerst dezent darauf hin, dass Joey doch bitte verschwinden sollte. Dieser erhob sich auch seufzend.

"Wenn das so ist, dann will ich natürlich nicht weiter stören."

Dabei schienen sie sich grade etwas besser zu verstehen. Zumindest hatten sie sich Heute noch nicht lauthals gestritten, und das war bei den Beiden schon was wert.
 

Diesmal schaffte Kaiba es, den Blonden bis zur Tür zu bringen, ohne ihn unterwegs zu verlieren, wofür er insgeheim sehr dankbar war. Wäre er gläubig, er hätte ein Dankgebet gesprochen. Allerdings hielt Seto Religion für Zeitverschwendung. Und wenn er etwas nicht ausstehen konnte, dann war es Zeit zu verschwenden. Zeit war bekanntlich Geld.
 

Nun war es soweit. Joey war angezogen, die Tür war geöffnet und bald würde wieder Ruhe in die Villa einkehren.

"Bye, Kaiba."

Joey stand schon in der Tür, als er sich noch mal umdrehte, ein paar Schritte an Seto herantrat, sich auf die Zehenspitzen stellte und ihm einen Kuss auf die Wange gab.

"Danke, dass ich dein Klavier benutzen durfte."

Er lächelte lieb und verschwand dann die Auffahrt hinab.

Der Firmenboss starrte ihm regungslos hinterher. Erst als er außer Sicht war, hob der Braunhaarige ganz langsam die Hand und legte sie auf die Stelle, auf der eben noch Joeys weiche, warme Lippen gelegen hatten.

Dann kam die Explosion.

"Wheeler!"

Man konnte den Schrei noch ein paar Häuser weiter hören. Joey indes bekam das nicht mehr mit. Er war in ein Taxi gestiegen und längst fort.



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2007-12-03T22:51:11+00:00 03.12.2007 23:51
Hi, ich find deine geschichte sehr schön. Bitte schreib schnell weiter! vlg
Von:  kuestenfee1
2007-11-25T18:07:32+00:00 25.11.2007 19:07
Das mit dem Kuss war knuffig.
Beachtliche Reaktionszeit von Seto.*grins*

lg kuestenfee
Von:  Roset
2007-11-25T17:34:45+00:00 25.11.2007 18:34
der ff ist echt super,bin schon ganz gespannt wan kaiba joeys geheimnis raus bekommt freue mich schon auf das nächste kapitel^___________^
Von: abgemeldet
2007-11-25T14:53:15+00:00 25.11.2007 15:53
man kaiba kann sich aba auch aufregen XD ein kuss auf die wange is doch garnix wär der liebe joey mal weiter gegangen XD naja ich freu mich aufs nächste kapitel ^^ kanns mir ja wenns geht ne ens schreibn^^
Von: abgemeldet
2007-11-25T12:50:42+00:00 25.11.2007 13:50
In den Weiten des "Seto x Joey" ist dir wieder eine einzigartige Story gelungen. Auch wenn Joey oft als Sänger (auch als Jazzsänger, aber ich glaube diese Stilrichtung passt einfach am Besten zu ihm) dargestellt wird, hast du mit dieser heimlich Identität eine neue Idee geboren.

Ich frage mich nur, ist der Fanrummel und der "Freundschaftsbeweis" wirklich das Einzige, warum Joey seine Singerei geheimn halten will?

Was mir sehr gut gefällt ist, dass du Kaiba nicht sofort auf unseren blonden Freund "anspringen" lässt, sondern ihn immer noch abweisend gibst(auch wenn er langsam bedenken bekommt). ^^

Die Szene mit der Jazzmusik, wo Joey begonnen hat zu tanzen, war auch schön zu lesen, obwohl die Aufforderung an Kaiba sehr überraschend gekommen ist.
Hätte Joey so nie eingestuft, aber schließlich hast du ihm ja deine persönliche Note gegeben. Allerdings liest man aus der FF raus, dass Joey wirklich peinlichst darauf bedacht ist, seine wahre Identität nicht zu zeigen, also finde ich das von ihm schon seeeehhhrr gewagt, gerade vor Kaiba. ^^"

Aber ich finde die FF trotzdem einfach klasse und freue mich aufs nächste Kapi ^.~
Von:  Ryuichi-Sakuma-
2007-11-25T11:55:39+00:00 25.11.2007 12:55
*grinz* ein echt super geiles Kappi wider also wirklich *FG* *smilie
ach die beiden sind aber auch so süß *knuddel*
ich freue mich immer wenn es bei deiner FF weiter geht *lächel* da du ja so klasse schreiben kann und es wirklich spaß macht weiter zu lesen also immer schön weiter so ja *kiss*
Und bin ja mal gespannt was nun passiert da hatt sich doch unser lieber Joey doch getraut Kaiba auf die Wange beim abschied zu küssen och wie SWEET *grinz* kanns kaum abwarten weiter zu lesen ( ^-^~)/

Ryuichi-Sakuma-
Von:  Sandy25
2007-11-25T10:42:03+00:00 25.11.2007 11:42
wow^^
Kaiba erst regungslos und dann explodierend. Das will ich sehen*lol*
War wirklich ein klasse Kapitel,hoffe das nächste folgt bald.
Mal sehen wann du Kaiba dahinter kommen lässt was es mit Joey auf sich hat. Seine CD´s hört er ja schon.
Tu deinen Lesern einen Gefallen*büdde*
schreib schnell weiter es macht wirklich Spaß die Fic zu lesen und is auch mal ne vollkommen neue Storyidee zu den zwei Süssen(was ich och besser finde)
GLG*knuddel*
Von:  Shogikoneko
2007-11-25T06:28:01+00:00 25.11.2007 07:28
einfach zu süß die beiden *___*
es macht total spaß deine FF zu lesen, auch wars schön mal ein längeres kapi durchstöbern zu dürfen^^
mach weiter so^^


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