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Vergiss mein nicht

Sess& Kago
von

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Sonnenuntergang

“Warum bist du mir gefolgt?”, fragte Riko ungefähr zum zehnten Mal seit Sakura zu ihm und seinen Aufpassern gebracht worden war.

“Das habe ich dir schon gesagt, Idiot!”, fauchte die Schwarzhaarige schon zum gut zehnten Mal als Antwort und fixierte den jungen Drachenyoukai mit wild funkelnden Augen. Scheinbar ungerührt erwiderte der Braunhaarige ihren Blick. Früher wäre der braunhaarige Drache vor diesem Ausdruck in ihren Augen zurückgezuckt und hätte um Entschuldigung gebeten. Wo nur hatte er sich nur diese Unart abgeguckt, selbstsicher zu wirken?

Ein leises Fauchen entwich Sakuras Kehle. Sie hatte Riko gefunden, doch er schien ihre Hilfe kaum benötigt zu haben. Selbst wenn er es getan hätte, hätte sie ihm nicht helfen können. Und nun duckte er sich nicht einmal vor ihr, wie er es sonst getan hätte, sondern verhielt sich fast so, als wenn er gleichwertig mit ihr wäre. Ihr gesamtes Weltbild war dabei, ins Wanken zu geraten.

Nicht, dass sie diese plötzlich selbstsichere Art des Anderen tief im Innern herbeigesehnt hatte, aber… ,Nein, Halt!’, unterbrach sie sich hart in ihren eigenen Gedanken. Das da vor ihr war Riko! Der Riko, den sie immer getriezt und herumgeschupst hatte! Derjenige, der ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen und dem Wort Katzbuckeln auf seine Art und Weise eine ganz neue Bedeutung verliehen hatte! Er konnte sich in der kurzen Zeit bei ihren Feinden unmöglich so weit verändert haben, dass er ihr nun die Stirn bieten konnte! Oder…?

In diesem Augenblick riss sie ein unterdrücktes prusten aus ihren Gedanken. Sofort ruckte ihr Kopf herum, zu einem ihrer Wächter, der sich inzwischen nicht mehr die Mühe machte, sein Lachen zu verbergen. Nun, zumindest soweit man die durch viele frische Narben hervorgerufene Grimasse auf seinem Gesicht als Grinsen bezeichnen konnte.

“Drachen haben eine wirkliche merkwürdige Art und Weise, um ihre Partner zu werben!”, lächelte der große, schwarzhaarige Inuyoukai in diesem Augenblick mit einer Stimme, die zwischen Hohn und Belustigung hin- und herschwankte.

Sofort verdunkelten sich Sakuras Augen bedrohlich. Sie? Um einen Partner werben? Und ausgerechnet noch um Riko?! Wie kam dieser verdammte Hund nur auf so eine Idee? Wie konnte er es überhaupt wagen, sie auf eine solche Weise beleidigen zu wollen? Als ob sie es nötig hätte, sich wie ein kleines, verliebtes Mädchen aufzuführen, dem jedermann ansah, wenn es Gefallen an einem Anderen gefunden hatte! Und als ob das noch nicht genug wäre, lächelte sie der Schwarzhaarige sie nun auch noch auf so eine herablassende Art an, dass es ihr Blut zum Kochen brachte.
 

Hastig wanderte Rikos Blick zwischen Ichiro und Sakura hin und her.

Das war nicht gut. Das war gar nicht gut. Er kannte das oft überschäumende Temperament der Drachenyoukai nur allzu gut und auch der große Inuyoukai hatte schon auf recht eindrucksvolle Weise bewiesen, dass er seine Grenzen nicht kannte. Vorsichtshalber machte der Braunhaarige einen leisen Schritt auf seine Artgenossin zu, um ihr beruhigend eine Hand an den Arm zu legen, doch da war es bereits zu spät.
 

“Ich werde dir dein vorlautes Grinsen noch aus dem Gesicht schneiden!”, zischte Sakura mit einem Mal wütend, ehe sie einen Satz nach vorne machte. Sie erkannte ihren Fehler erst, als sich wie auf ein geheimes Kommando hin alle drei Inuyoukai zu ihr umwandten. Im gleichen Augenblick wusste sie, dass sich wahrscheinlich alle drei gemeinsam auf sie stürzen würden, würde sie sich ihnen nun weiter nähern. Und nicht nur sie, wahrscheinlich würde auch Riko unter einer solchen Aktion mehr als nur zu leiden haben.

,Verdammt!’, schoss es ihr durch den Kopf. Sie war doch eigentlich gekommen, um den Anderen zu retten und nicht, um ihm den Tod zu bringen! Sie wollte abbremsen, anhalten, den Braunhaarigen nicht noch weiter in unnötige Gefahr bringen. Ihr Stolz war ihr in diesem Moment egal. Das Einzige, was zählte, war Riko und Riko allein. Sie wollte nicht auch noch für seinen Tod verantwortlich sein, immerhin hatte sie ihn erst in diese Situation gebracht, doch ihr Körper schien da andere Pläne zu haben. Sie hatte jahrelang trainiert, sich in einem Kampf nicht von ihren Zweifeln lenken zu lassen. Das hatte ihr zwar schon ein paar Mal das Leben gerettet, doch nun verfluchte sie dieses verdammte, antrainierte Verhalten. Es verhinderte, dass sie nun anhielt, ihren unsinnigen Angriff vorzeitig beendete.

In diesem Augenblick wäre Sakura auf vieles gefasst gewesen, doch ganz gewiss nicht auf das, was dann passierte.

Urplötzlich spürte sie eine Hand um ihre Taille, die sie grob zurückriss. Die Schwarzhaarige hätte sich diesem Griff recht leicht entwinden können, wenn sie etwas Anstrengung darauf verwendet hätte, doch sie war zu überrascht, um richtig zu reagieren. Stattdessen konnte sich ihr Verstand endlich über ihre jahrelang antrainierten Instinkte durchsetzen. Entschlossen rammte sie ihre Beine in den Boden, um ihren Sprint noch rechtzeitig beenden zu können, lehnte sich dabei noch zusätzlich nach hinten, in der Gewissheit, dass die Person in ihrem Rücken einen Sturz verhindern würde.

Scheinbar war das jedoch das letzte, was derjenige hinter ihr erwartet hatte, denn er hatte sich ebenfalls nach hinten gelehnt, verlor nun dank ihres plötzlichen Abbremsens selbst das Gleichgewicht, stürzte hintenüber und riss sie mit. Ein kurzer, überraschter Laut entrang der Kehle der Schwarzhaarigen, als sie zu Boden fiel, wobei sie ungewöhnlich weich landete.

Niemand musste ihr sagen, dass sie auf der Person lag, die sie aufgehalten hatte. Dennoch blieb das Drachenweibchen Sekundenbruchteile mit weit aufgerissenen Augen verwundert liegen. Wer hatte sie aufgehalten? Die drei Hunde standen vor ihr, sie konnten es also nicht gewesen sein, nur Riko war noch in der Nähe und der hätte es niemals gewagt, sie auch nur anzufassen. Aber er war der Einzige, der dafür in Frage kam, oder…? Aber nein, das wäre dann einfach nicht mehr der braunhaarige Drachenyoukai gewesen. Gewiss, er war reifer geworden, aber niemand konnte sich in dieser kurzen Zeit so stark verändern.

“Seit wann bist du denn so unkontrolliert, Sakura?”, die nervös klingende Stimme unter ihr riss die Schwarzhaarige wieder zurück in die Realität.

Hastig stieß sie den Arm, der noch immer um ihre Hüfte lag, weg und rappelte sich noch immer überrascht und daher leicht ungeschickt auf. Sie hatte Rikos Stimme eindeutig erkannt.

“Wie ich es gesagt habe: Drachen haben eine komische Art, ihre Partner auszusuchen.”, gluckste der große, schwarzhaarige Inuyoukai derweil mit einer diesmal eindeutig höhnischen Stimme.

Sekundenbruchteile ließ die Sakura ihren Blick über die Umstehenden schweifen, ehe sich ihre dunklen Pupillen auf den von Narben entstellten Youkai hefteten. Mit ihren Gedanken war sie allerdings noch bei dem braunhaarigen Drachenyoukai. Sie hätte nie gedacht, dass der Jüngere den Mut gehabt hätte, sie aufzuhalten, wenn sie etwas überaus Dummes tat. Nun, er hatte sie gerade vom Gegenteil überzeugt, denn es wäre wahrscheinlich ihrer beider Tot gewesen, wenn sie die Inuyoukai tatsächlich angegriffen hätte. Und dennoch….

Ungestraft konnte sie diesen Schwarzhaarigen ihrer Aufpasser auch nicht davonkommen lassen. Dafür brodelte noch viel zu viel Wut in ihr.

“Und Hunde haben eine ziemlich seltsame Art, sich das Gesicht zu verzieren.”, erwiderte sie daher kühl.

Sofort erstarb dem Anderen das Lachen im Hals. Drei überraschte und ein wütend funkelndes Augenpaar richteten sich auf die dunkelhaarige Drachenyoukai.

“Wie kannst du es wagen?”, grollte der große Inuyoukai wütend.

Ruhig blickte Sakura ihm entgegen.

“Wie kann ich was wagen?”, säuselte sie schadenfroh. Scheinbar hatte sie zielsicher den wunden Punkt des Anderen getroffen.

“Dreckige Drachenbrut! Ich werde dich noch zum Schweigen bringen!”, drohte Ichiro wütend, während er eine Hand an sein Schwert legte und einen Schritt nach vorne trat.

Leicht überrascht bemerkte die Schwarzhaarige, dass Riko mit einem Mal direkt neben ihr stand, wie, als wenn er sie schützen wollte. ,Oder als ob er verhindern will, dass ich eine Dummheit begehe.’, sinnierte Sakura kurz, aber im Moment war so etwas wirklicher Unsinn. Sie hatte diesen Vorlauten Inuyoukai aus der Reserve gelockt und es war noch nicht einmal schwierig gewesen. Nun war er es, der dabei war, sein Gesicht vor seinen eigenen Artgenossen zu verlieren. Ein leises Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Gleich würde der Schwarzhaarige gewiss sein Fehlverhalten bemerken und sich wieder etwas zurückziehen. Jeder auch nur halbwegs vernünftige Krieger würde nicht diejenigen Angreifen, die er eigentlich bewachen sollte, doch sie sollte sich verschätzt haben.
 

Prüfend verengten sich Rikos Augen, als Ichiro sein Schwert langsam zog, wobei ein leicht schabendes Geräusch entstand. Er würde sie doch nicht wirklich hier angreifen, oder? Immerhin wäre er das letzte Mal, als er ihn selbst angegriffen hatte, fast getötet worden. Wahrscheinlich hatte das zwar daran gelegen, dass er seinen eigenen Lord nebenbei beleidigt hatte, aber wie seine anderen Bewacher bereits angemerkt hatten: der große Inuyoukai konnte sich wahrscheinlich in nächster Zeit keine weiteren Fehler erlauben. War nur fraglich, ob Rokuko und Kazuo das ebenfalls so sahen, denn immerhin hatte Sakura den Schwarzhaarigen nicht gerade unerheblich beleidigt. Gut, er hatte zwar angefangen, aber einem Kameraden wurden generell mehr Rechte als einem Gefangenem eingeräumt, oder?

Dass der große Inuyoukai mittlerweile keine fünf Meter mehr von ihnen entfernt stand und noch immer mit gezogenem Schwert näher kam bekräftigte seinen Verdacht noch zusätzlich.

“Das reicht jetzt, Ichiro.”, ertönte in diesem Augenblick Rokukos wie scheinbar immer sanfte Stimme.

Leicht überrascht ließ Riko seinen Blick sofort zu dem Inuyoukai wandern, der die Situation mittlerweile recht kritisch zu beäugen schien.

Sekundenbruchteile hatte es den Anschein, als würde der schwarzhaarige Hundedämon daraufhin wirklich kurzzeitig zögern, ehe er einfach mit einer Art trotzigem Schnauben losstürmte. Dann passierte alles ganz schnell.

Der braunhaarige Drachenyoukai spürte, wie Sakura sich neben ihm anspannte, wobei sie es irgendwie schaffte, ihn selbst zurückzustoßen. Während er ein paar Schritte zurückstolperte konnte nur zusehen, wie die Youkai in die Höhe schnellte, über den Hundedämon hinweg sprang, der daraufhin wütend herumfuhr. Er wollte der Drachenyoukai, die keine drei Meter vor ihm stehen blieb, schon hinterher setzen, doch in diesem Moment versperrtem ihm Kazuo und Rokuko den Weg.
 

Überrascht blickte Sakura zu dem braunhaarigen Inuyoukai, scheinbar der Anführer ihrer Bewacher, der dem Schwarzhaarigen nun einen Dolch an die Kehle hielt.

“Ich würde dich ja jetzt töten Ichiro”, grollte Rokuko leise, “wenn wir dich nicht noch brauchen würden.”

Die Schwarzhaarige konnte sehen, wie der Braunhaarige seinem Gegenüber mit diesen Worten die Klinge gerade so fest gegen den Hals drückte, dass ein dünnes Blutrinnsal an dem Metall hinunter rann.

“Ich habe verstanden, Herr…”, krächzte Ichiro mit einem Mal heiser, wobei Sakura blanke Panik in seinen Augen auflodern sah.

,Feigling.’, schoss es ihr unwillentlich durch den Kopf. Wenn ein Krieger einen Fehler beging, sollte er damit auch umgehen können und nicht versuchen sein eigenes Leben mit schönen Worten zu sichern. Wenigstens schienen ihre anderen beiden Bewacher so etwas wie Ehre im Leib zu haben, denn sonst hätte das ganze schlecht ausgehen können.

“Gut.”, meinte der braunhaarige Inuyoukai in diesem Augenblick scheinbar aufgeräumt, ehe er sich umwandte und sie kurzzeitig mit einem seltsamen Blick bedachte. Irrte sie sich oder konnte sie da eben so etwas wie Anerkennung in seinen Augen aufblitzen sehen?

Innerlich kopfschüttelnd wandte Sakura sich wieder Riko zu. Die Ereignisse der letzten Tage waren ihr anscheinend etwas zu Kopf gestiegen, wenn sie schon glaubte, eine solche Emotion in den Augen eines Hundes sehen zu können.
 

Kagomes Atem ging schwer, als sie den nächsten Pfeil an die Bogensehne legte. Noch fünf der in ihrer wahren Gestalt fliegenden Drachenyoukai waren am Himmel. Noch vor einer halben Stunde wäre das kein Problem gewesen, doch leider schienen die Flugechsen ihre erste Verwunderung bezüglich des plötzlichen Angriffs der Bogenschützen überwunden zu haben und wichen ihren Pfeilen nun ziemlich geschickt aus.

Entschlossen diese Gedanken verdrängend ließ die junge Miko die Bogensehne vorschnellen und wie es zu erwarten gewesen war wich der anvisierte Drache ihrem Pfeil aus, jedoch nur, um sogleich einen kurzen Schmerzenslaut von sich zu geben, als die Pfeile der Youkai neben ihr die feine Membran an seinen Flügelspitzen durchbohrten.

Zwar wurden die Drachen größtenteils von einem Bannkreis geschützt, doch durch den stetigen Beschuss waren diese kleiner oder auch schwächer geworden, so genau wusste Kagome das nicht. Fakt war nur, dass es den Inuyoukai in ihrer Nähe immer öfter gelang, einen recht ungeschützten Teil der fliegenden Echsen zu treffen. Sie selbst erleichterte ihnen die Arbeit damit, dass sie die gesamte Aufmerksamkeit der Drachen mit ihren Pfeilen fesselte. Die angegriffenen wussten genau, dass es ihr tot wäre, von einem ihrer heiligen Pfeile getroffen zu werden.

Kagome wollte gerade zu ihrem Köcher greifen, als sie urplötzlich von der Seite gepackt und weggerissen wurde. Keinen Augenblick zu früh, wie sie bald erkennen sollte. Ein Wurfmesser bohrte sich direkt in die Stelle, auf der sie noch Sekunden zuvor gehockt hatte. Überrascht weiteten sich ihre Augen.

Wer hatte sie angegriffen und warum? Warum hatte sie nichts gespürt, bevor sie von Irgendjemandem in Sicherheit gebracht wurde?

Diese Fragen und noch viele mehr schossen Kagome in Sekundenbruchteilen durch den Kopf, lähmten sie, doch sie hatte keine Zeit mehr, um sich zu sammeln. Mit einem Mal verlor sie den Boden unter den Füßen und fand sich nur kurze Zeit später wie einen Mehlsack über die Schulter von einem der umstehenden Bogenschützen geworfen wieder.

“Was!?”, setzte sie instinktiv zum Protest an, doch in diesem Augenblick sprang der Inuyoukai auch schon mit ihr auf der Schulter los. Ein aufflackerndes Youki hinter der Stelle, wo die Bogenschützen stationiert worden waren, ließ Kagomes Sinne augenblicklich Alarm schlagen. Keinen Atemzug später zerriss eine Art Druckwelle die Gebüsche, hinter denen sie sich noch vor kurzem verborgen hatten.
 

Sesshoumaru wandte augenblicklich seinen Kopf um, als er das aufflammende Youki aus der Richtung der Bogenschützen vernahm. Kurz verengten sich seine Augen zu Schlitzen, als er der aufspritzenden Erde gewahr wurde, welches verriet, was geschehen war. Ein leises Knurren entwich seiner Kehle, während sich in seinen Augen leicht rote Adern bemerkbar machten. Dennoch konnte er den Instinkt unterdrücken, der ihm befahl, sofort zu der angegriffenen Stelle zu eilen. Er konnte Kagome noch immer wahrnehmen. Das hieß, dass sie weder schwer verletzt noch getötet worden war. Es wäre unklug von ihm, nun zu der jungen Miko zu laufen und damit praktisch seinen Gegnern auf die Nase zu binden, dass er sich um das Schicksal eines einfachen Menschen kümmerte.

Seine Instinkte ließen ihn herumfahren, während er Tokijin hochriss, so den auf seinen Kopf gezielten Schlag parierte. Einen Wimpernschlag lang blickte er in die überrascht aufgerissenen Augen eines Drachenyoukais, dann lud er seine Klinge so weit mit Youki auf, bis sie das Schwert seines Gegenübers durchschneiden konnte. Sein noch immer leicht verwirrter Gegner war sofort tot. Zwei weitere Drachenyoukai, die ihn in diesem Moment hatten angreifen wollen, erfuhren das selbe Schicksal.

Kurze Zeit hielt der Weißhaarige inne, wobei sich sein Blick auf eine Gestalt, die in einiger Entfernung zum Schlachtfeld auf einem Hügel stand, richtete. Niemand musste ihm sagen, dass es der Anführer der Drachenyoukai war, der dort stand. Leicht abschätzig musterte er ihn kurzzeitig, ehe der um ihn herum Kampf, der noch immer in ungeminderter Stärke tobte, seine Aufmerksamkeit forderte. Dennoch kam er nicht umhin zu bemerken, dass sich die Sonne mittlerweile wieder dem Horizont näherte. Bald würde die Nacht anbrechen und dann wären die Drachen eindeutig im Nachteil.
 

Prüfend musterte Kenshin das Schlachtfeld. Der mittlerweile starke Geruch nach Blut und Tod wehte mittlerweile selbst zu ihm herüber. Für die kämpfenden Hunde musste dieser Gestank doch inzwischen unerträglich sein. Dennoch hatten diese verdammten Inuyoukai es noch nicht zugelassen, dass seine Armee an Boden gewann. Und bald würde die Sonne untergehen. Kurz wanderte sein Blick zu dem Ort, an dem vorher die Schützen der Hunde gehockt hatten. Viele der Bäume und des Gestrüpps war zerstört, aber wenigstens hatten diese verdammten Pfeile gestoppt werden können. Obwohl er sich insgeheim doch wunderte, warum seine Krieger ihm noch nicht den Kopf dieser Miko gebracht hatten, die sich aus irgendeinem Grund mit seinen Feinden verbündet hatte. Nun, vielleicht war er auch einfach nur etwas zu ungeduldig. In einem Kampf konnte man durch vieles aufgehalten werden.

In diesem Augenblick erklang ein scheinbar erwartungsvolles Krächzen hinter ihm.

“Verdammte Aasfresser.”, zischte Kenshin erbost, wobei er herumfuhr und einen der hinter ihm fliegenden Raben noch in der Luft zerriss. Die restlichen großen, schwarzen Vögel ergriffen kreischend die Flucht, doch nur, bis sie sich wieder in sicherer Entfernung zu ihm wähnten. Dann landeten sie einer schwarzen Wolke gleich in dem Geäst eines kahlen Baumes und betrachteten ihn aus für Tiere viel zu klugen Augen.

“Es sind nur Vögel, Kenshin-sama.”, erklang in diesem Augenblick Reis leicht tadelnde Stimme neben ihm.

Sofort wandte er sich mit blitzenden Augen zu ihr um. Schon wieder! Sie tat es schon wieder! Sie hatte sich wieder an ihn herangeschlichen, ohne, dass er etwas davon bemerkt hätte!

“Was willst du?”, wollte er mit mühevoll beherrschter Stimme wissen.

“Wie ich sagte, Kenshin-sama, es sind nur Vögel. Der Geruch des Todes wird sie angelockt haben. Es besteht kein Grund, sie dafür zu töten.”, erwiderte die Weißhaarige ruhig, ehe sie sich das Schlachtfeld ebenfalls interessiert anzugucken schien.

“Eure Krieger schlagen sich gut.”, stellte sie nach kurzem Zögern fest.

Sofort hatte sie die volle Aufmerksamkeit des dunkelhaarigen.

“Wie meinst du das?” Misstrauisch beäugte Kenshin die Youkai neben ihm. Sie war wirklich seltsam… ungewöhnlich und zweifellos gefährlich.

Kurzzeitig schien es so, als wollte ihm die Weißhaarige tatsächlich auf seine Frage antworten, doch dann schwieg sie. Wütend wandte der Drachenyoukai sich wieder ab. Nach seinem Sieg würde er dieser störrischen Dämonin zeigen, was es bedeutete, ihn dermaßen zu ignorieren!
 

Unsanft wurde Kagome von dem Youkai, der sie bisher getragen hatte, wieder auf dem Boden abgesetzt. Kurzzeitig musste die junge Miko um ihr Gleichgewicht kämpfen, ehe sie wieder in der Lage war, ihren Gegenüber anklagend zu betrachten.

“Du hättest mich vorwarnen können.”, stellte sie ruhig fest.

“Dazu hätte die Zeit nicht mehr gereicht, Miko-sama.”, erwiderte der Andere ruhig, ehe er sich suchend umblickte.

Erst jetzt viel Kagome auf, dass sie und der Inuyoukai auf ihrer mehr oder weniger unfreiwilligen Flucht offensichtlich von den übrigen Bogenschützen getrennt worden waren. Zumindest konnte sie keinen weiteren von ihnen in ihrer Nähe ausmachen.

Kampfeslärm schallte zu ihnen herüber, viel stärker, als sie ihn zuvor wahrgenommen hatte. Der Andere musste sie deutlich näher an das Schlachtfeld herangebracht haben. Sie konnte das aufeinander treffen der Schwerter und das Gebrüll einiger kämpfenden nur allzu deutlich wahrnehmen, genauso wie sie ein zweites Youki in ihrer Nähe spürte, dass dort ganz und gar nicht hingehörte.
 

Vorsichtig robbte der Drachenyoukai auf sein Ziel zu. Jede Bodenwelle nutzte er als Deckung, während er innerlich dem Verwesungsgestank dankte, der es dem Inuyoukai neben der Miko unmöglich machen würde, ihn als Feind zu identifizieren. Deswegen machte er sich auch nicht mehr die Mühe, seine Energie zu verbergen. Die Luft um ihn herum war schon fast dick vor Youki, da würde ein bisschen mehr an der falschen Stelle auch nicht auffallen. Kurz leckte sich der Blonde über seine trockenen Lippen. Er wusste, dass Kenshin den Kopf dieser Miko wollte. Nun, er würde derjenige sein, der ihm diesen brachte. Das würde ihm bestimmt eine gute Belohnung einhandeln.

Mit diesem Gedanken griff er nach einem seiner Wurfmesser und robbte noch einen Meter weiter nach vorne, bis er in einer guten Reichweite angelangt war. Zuerst würde er sich des Inuyoukais entledigen müssen. Dann konnte er sich um die Miko kümmern. Mit diesem Gedanken sprang er auf, zielte und warf.
 

Kagomes warnender Schrei kam zu spät. Die Klinge des Messers hatte sich bereits durch den Hals des Bogenschützens gebohrt, bevor auch nur ein einziger Ton über ihre Lippen kam. Mit weit aufgerissenen Augen konnte sie nichts weiter tun als zuzusehen, wie ihr Gegenüber zuerst in die Knie sackte, während dunkles Blut aus seinem Mund und aus seinem Hals floss. Wie um etwas zu sagen öffnete der Inuyoukai seine Lippen und schloss sie sogleich wieder. Erst dann fiel er leblos zur Seite. Seine Gebrochenen Augen waren in einer Art Hilfesuchenden Verwunderung auf sie gerichtet.

Wie von selbst wanderte Kagomes Blick von dem Toten zu dem blonden Drachenyoukai, der bereits das nächste Wurfmesser in seiner Hand hielt.

“Hinterhältiger Feigling…”, murmelte Kagome leise, während sie in einer Art stoischen Ruhe nach einem Pfeil griff und diesen an die Bogensehne legte. Der Inuyoukai, um den sich mittlerweile eine größer werdende Blutlache ausbreitete, hatte ihr vorhin das Leben gerettet. Sie konnte kaum glauben, dass es nun er war, der dort am Boden lag. Es war nicht gerecht. Sie hatte sich nicht einmal mehr bei ihm bedanken können.

In diesem Augenblick warf der Drachenyoukai sein Messer, während Kagome instinktiv einen Bannkreis um sich herum hochriss, an dem die Klinge scheinbar harmlos abprallte, ebenso wie die anderen Messer, die der Fremde in kurzen Abständen nach ihr warf. Die Miko wusste, dass jeder dieser Angriffe wahrscheinlich tödlich gewesen wäre, hätte sie keinen Bannkreis errichten können, doch das war nun nicht wichtig.

Mit diesem Gedanken spannte sie den Bogen und ließ den Pfeil keine Sekunde später vorschnellen. Der Drachenyoukai hatte keine Zeit mehr zu schreien, als er von ihrer Macht geläutert wurde.
 

Langsam ließ die junge Miko ihren Bogen wieder sinken, ehe ihr Blick zu dem toten Inuyoukai wanderte. Kurz verharrte er dort, bevor sie sich von diesem Anblick losreißen konnte.

“Ich danke dir, Bogenschütze.”, murmelte sie leise, ehe sie sich umwandte und in Richtung des Schlachtfeldes davon schritt. Zu mehr war jetzt einfach nicht Zeit. Schließlich durfte sie nicht vergessen, weswegen sie hier war. In einem Kampf zählten die Lebenden mehr als die Toten.

Kurz wanderte ihr Blick bei diesem Gedanken zum Himmel, der mittlerweile schnell dunkler wurde. Die Sonne war kaum noch am Horizont auszumachen. Aus irgendeinem Grund beschleunigte sie ihre Schritte, bis sie direkt am Schlachtrand stand, wobei sie sicherheitshalber einen recht schwachen Bannkreis um sich herum erzeugte.

Erst als sie damit fertig war, ließ sie ihren Blick über das Kampffeld schweifen und hielt wie erstarrt inne. Doch es war weder der Anblick der Kämpfenden oder der sterbenden vor ihr, der ihre Aufmerksamkeit fesselte, sondern vielmehr der, der übrig gebliebenen, in ihrer wahren Gestalt fliegenden Drachen. Sie kreisten nicht direkt über der Schlacht, wie Kagome es eigentlich vermutet hätte, sondern vielmehr über deren Rand. Und während die letzten Strahlen der Sonne am Himmel verloschen setzten sie das vom Winter ausgetrocknete Gestrüpp am Rande des Tals in Brand.
 

Prüfend musterte Rei Kenshin von der Seite, der seinerseits das sich ausbreitende Feuer mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen betrachtete. Was war plötzlich mit dem dunkelhaarigem los? Gewiss, er war scheinbar immer etwas ungehalten, wenn es um den Kampf mit den Inuyoukai ging, aber nun… das schon an Wahnsinn erinnernde glimmen in seinen Iriden machte ihr irgendwie Sorgen.

“Ich werde ihnen die Macht meines Klans zeigen!”, kündigte der Drachenyoukai in diesem Augenblick mit vor Aufregung leicht bebender Stimme an. “Ich werde das Andenken meiner Vorväter ehren und ihrem Tod den verdienten Ruhm verleihen!”

Bei diesen Worten kam ein dämonischer Wind um ihn herum auf, der Rei dazu veranlasste, sicherheitshalber ein paar Schritte zurückzuweichen.

“Ich werde die Schande meiner Vorfahren auswaschen.”, redete Kenshin derweil weiter, als wenn er Reis Reaktion nicht einmal wahrgenommen hätte, während sich sein Gesicht in die Länge zog, scharfe Fangzähne offenbarte, die sich langsam über seine Unterlippe schoben.

Mehr konnte die Weißhaarige nicht erkennen, denn der Wind um den Anderen verdichtete sich nun, zwang sie dazu, noch weiter zurückzuweichen, während sie eine Hand schützend vor ihr Gesicht hob. Erst als Kenshin in seiner wahren Form vor ihr stand, konnte sie ihren Blick wieder heben. Fast stockte ihr der Atem, als sie den nachtschwarzen Drachen erblickte, der nun vor ihr aufragte und dem sie kaum bis zur Hälfte des Unterschenkels ging. Lange Klauen bohrten sich in den Boden, während ein leises, drohendes Knurren, das den Hals des Drachen leicht vibrieren ließ, dolchartige, blütenweiße Fangzähne offenbarte. Der von glänzenden schuppen bedeckte Körper der Flugechse erbebte kurz vorfreudig, ehe er seine großen Flügel ausstreckte. Die Dornen auf seinem Rückenkamm stellten sich kurzzeitig auf, als er sich wie eine Katze zum Sprung duckte, während sein ebenfalls geschuppter Schwanz auf den Boden schlug, trockene Erde sowie staub aufwirbelte und nebenbei noch ein paar Raben erschlug, die sich nicht schnell genug in Sicherheit hatten bringen können. Doch Rei hatte keine Zeit, um sich weiter mit den Vögeln zu beschäftigen.

Ein warnender Blick aus pechschwarzen Augen war alles, was sie dazu hätte bringen sollen, noch ein paar Schritte mehr zurückzuweichen, als Kenshin sich auch schon vom Boden abstieß und mit zwei kräftigen Flügelschlägen an Höhe gewann.

Erneut musste die Weißhaarige ihr Gesicht mit schützend mit den Armen bedecken, ehe sie dem auf das Schlachtfeld zufliegendem Drachen nachblicken konnte.

“Narr.”, murmelte sie wie zu sich selbst, doch es war der leichte Ausdruck von Furcht in ihren Augen, der ihre Worte lügen straffte.
 

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So, hier ist das Kap auch schon zu Ende^^

Nya, was soll ich sagen..? Der große Showdown ist nicht mehr weit^^ Auch, wenn ich zugeben muss, dass es dann wahrscheinlich danach doch ein paar Kaps mehr kommen werden, als ich eigentlich geplant hatte^^

Über Kommies würd ich mich wie immer sehr freun^^

Bye,

_Corchen_



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Kommentare zu diesem Kapitel (25)
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Von: abgemeldet
2008-10-05T12:30:52+00:00 05.10.2008 14:30
man ist das spannend einfach klasse sakura und riko find ich suuper einfach zu lustig und der inuyoukai der kago gerettet hat tut mir leid aber es sind meistns solche die es nicht verdient haben *seufz*
bis zum nächsten kapitel
lg
Angel-of-War
Von:  night-blue-dragon
2008-09-30T17:29:34+00:00 30.09.2008 19:29
Hi,

Glück und Leid liegen oft eng zusammen, gerade im Krieg.
Für Kagome war es Glück, das dieser Krieger rechtzeitig die Gefahr
bemerkt hatte, doch bedauerlicher Weise musste er doch mit dem Leben
bezahlen, wie der Drachenyukai.

Ich kann mich immer nur wiederholen, du schreibst wirklich toll.
ich bin jedesmal gefesselt.

Jetzt kann ich nur warten, was du mit Kenshin vorhast und mit dem Feuer.
Kenshin scheint tatsächlich wahnsinnig geworden zu sein.

Auf den Showdown bin ich echt gespannt.

bis dahin

lg

night-blue-dragon
Von:  Krylia
2008-09-21T14:53:43+00:00 21.09.2008 16:53
Traurig, dass der Bogenschütze gestorben ist. Aber ich finde es realistischer so. Im Krieg fallen nun mal auch Freunde und dergleichen. Es wäre zu sehr Friede-Freude-Eierkuchen, wenn so etwas in deiner Geschichte nicht auch vorkommen würde. In dem Sinne: Gut gemacht.

Ich frage mich nur, ob Sakura und Riko auch noch zum kämpfen kommen?
Na, mal sehen.


LG,
Krylia
Von:  dilba
2008-09-20T15:17:34+00:00 20.09.2008 17:17
Mir tut der Bogenschütze so leid, er hat es nicht verdient zu sterben. wirklich zu schade.
Was hat den Kenshin eigentlich vor?? Er kann doch nie und nimmer Sesshoumaru besiegen.
Ich will wissen wie Kagome es beeinflussen können, dass Sesshoumaru nicht stirbt. Hoffe dieser Krieg endet am nächsten Kapitel, es dauert viel zu lange. Mach schnell weiter ja.
Byee
dilba
Von:  Aionke
2008-09-17T18:30:01+00:00 17.09.2008 20:30
woaa die hat angst bekommen!o.Ô
du wirst jetzt sofort weiterschreiben!
ne ne war spass!!xDDD
mach schnell weiter!!^^
Von:  Strichi
2008-09-16T20:25:17+00:00 16.09.2008 22:25
weiter schrieben^^
ich will wissen wie es endet.
hehe
GLG
Von:  myuki-chan
2008-09-16T18:21:17+00:00 16.09.2008 20:21
Hey!^^
Aslo zu aller erst muss ich sagen., EINE TOLLE FF!
Ich bin frühr ein riesen fan von dem Paaring Sessxkag gewesen aber habe es dann Angefangen zuhassen.. Naja und seid kurzem steh ich total drauf XD Und ich muss sagen, da ist deine FF der beste einstieg wieder. Sie fanden sich schnell aber auch nicht zu schnell, verstehste? XD

Dein schreibstyle ist sehr gut und auch wie du die Charas darstellst.
Mach wikrlich weiter so. Es ist mitreißend, bewegend und aufregend! Du hast von allem etawas mach immer weiter so!

bye bye myuki-chan.

PS: Sagst du mir becsheid wenn es weiter geht? *sich bedankt*
Von: abgemeldet
2008-09-16T16:41:13+00:00 16.09.2008 18:41
hey das war ein super kapi. jetzt legt unsere kago erst richtig los!
ui und bei unserem drachenpärchen tut sich ja auch einiges!
toll, schreib bidde schnell weiter, kann den showdown kaum erwarten!
LG
Von:  Kagome-Chan17
2008-09-16T15:59:27+00:00 16.09.2008 17:59
ahhhhhhhh ist das toll das kapitel. echt super. schreib bitte schnell weiter ja

kago
Von: abgemeldet
2008-09-16T15:35:51+00:00 16.09.2008 17:35
Ö.Ö
Das war klasse!
Was wird wohl jetzt passieren?
AHHHHHH >/////<
ist das spannend.
Mach also bitte schnell weiter!
Lg Mira


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