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Das Mädchen ohne Flügel

Eine Kurzgeschichte
von

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Das einst so reine Kleid ihrer Seele ist es nun nicht mehr, es ist befleckt mit ihrem eigenen Blut , mit den Tränen der Leute die sie verletzt hat und mit ihren eigenen. Es hat große Risse, die ihm andere zugefügt haben, sie hat versucht sie zu nähen, doch keiner ihrer Versuche ist ihr gelungen, die Risse lassen sich nicht schließen, sie werden ewig bleiben.

Das Kleid wird vom Wind hin und her gerissen, sie steht da, schaut an der Klippe hinab. Um sie herum ist dichter Nebel, trotzdem ist ihre Sicht so klar wie sonst. Sie spürt es, ein neuer blutender Fleck ist auf ihrem Kleid erschienen, eine neue Wunde, die dazu verdammt ist ewig zu schmerzen und zu bluten. Sie spürt es, jeden Tag aufs neue, aber sie kann nichts tun damit es endet.

Da ist etwas, sie hört ein Lachen, sie dreht sich um, da steht ein Mädchen, es sieht genauso aus wie sie, doch es hat blonde anstatt schwarze Haare, die Kleider ihrer Seelen sind identisch. Das blonde Mädchen lacht, immer weiter, sie lächelt, sie schwebt.

Das schwarzhaarige Mädchen, starrt sie an, mit leerem Blick und weint, der Wind peitscht ihr Haar hart in ihr Gesicht, ihre dunkle Schminke ist zerlaufen, sie lacht nicht, der Schlüssel um ihren Hals, hält sie fest umklammert, sie starrt das Mädchen an, dass immer noch lacht.

Ihr Blick wandert an ihr hinunter zum Handgelenk es blutet, auf ihrem Arm standen blutende Worte, die Schnitte konnten sich nicht schließen, unter dem blonden Mädchen hatte sich schon eine Blutlache gebildet, aber sie stand da und lachte. Ihr Blick wanderte zu dem Herzen des lachenden Mädchens, Blut lief aus den großen Wunden an ihrem Kleid hinunter und tropfte in die Blutlache. Doch sie lachte, immer weiter, obwohl sie so große Schmerzen hatte wie das schwarzhaarige Mädchen.

Plötzlich veränderte sich etwas, die Tränen des schwarzhaarigen Mädchens wurden Rot, sie hob die Hand, wischte sie aus ihrem Gesicht und blickte auf sie, ein kaltes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Nun war es so weit, sie hatte keine Tränen mehr und ihr blieb nur noch das Blut zum weinen.

Das blonde Mädchen begann eine fröhliche Melodie zu summen und sie starrte wieder wie gebannt zu dem blonden Mädchen, doch etwas war anders, die Blutlache war größer geworden auf ihrem Kleid waren mehr Verletzungen zu erkennen, es standen mehr blutende Wörter auf ihrer hellen Haut als eben, jetzt lief eine glänzenden Träne ihr Gesicht hinunter, eine weitere folgte ihr, trotzdem lachte sie weiter, als wäre es egal, als wäre nicht wichtig, wie zerstört ihre Seele ist und wie sie stirbt.

Es erschienen blasse Gestalten um das Mädchen herum, sie lachten alle, es schienen ihre Freunde zu sein, doch im gleichen Moment begannen sie zu weinen, alle, und viele neue stark blutende Schnitte zeichneten sich auf der hellen Haut des Mädchens ab. Sie lachte noch immer.

Es erschienen noch weitere blasse Gestalten um das Mädchen und sie alle hatten einen strengen Ausdruck, ein drohender Finger, es zeichnete sich eine Szene ab, das Mädchen als blasse Gestalt weinte vor ihnen und sie drehten ihr den Rücken zu, ihre blasse Gestalt lachte und sie drehten sich wieder zu ihr um und lachten mit. Nun verschwanden diese Gestalten wieder und das blonde Mädchen blieb stumm, blutend, lachend, weinend stehen und sah nun das andere an.

Das schwarzhaarige Mädchen verstand, was war, sie verstand nun endlich warum sie diesen Teil hatte, diesen Teil der immer lachte, egal wie schlecht es ihm ging. Sie war der Kummerkaste, sie durfte nicht weinen, sie musste fröhlich sein, es war ihre Aufgabe. Es wurde von ihr verlangt, sie konnte nicht zeigen, wie ihr Kleid aussah, denn sie musste sich bemühen, dafür zu sorgen, das die Kleider der andern unversehrt blieben oder nur so wenig wie möglich Schaden nahmen.

Erneut erschienen die vielen blassen Gestalten wieder, doch diesmal trugen sie ihre Seelenkleider, sie waren rein und kaum beschädigt, hatten nur wenige Flecken aber keine Blutspritzer. Aber an ihnen war etwas anders, sie hatten etwas das weder das blonde noch das schwarzhaarige Mädchen besaßen, sie hatten Flügel.

Nun war ihr klar, sie hatten Freiheit, sie brauchten keine zweite Persönlichkeit, sie konnten sein wer sie sind, doch die beiden flügellosen Mädchen hatten diese Freiheit nicht sie konnten nur mit der Fassade leben, anders ging es nicht.

Das schwarzhaarige Mädchen seufzte und nahm das blonde lachende wieder an die Hand, denn es war ihre zweite Persönlichkeit, die Persönlichkeit, die jeder sehen durfte und die ihre wahre versteckte. Sie würde niemals das schwarzhaarige Mädchen sein können, das wegen seinen Schmerzen weinte, sie würde für immer das blonde, lachende Mädchen sein müssen, das ihre Schmerzen und ihre sterbende Seele ignorierte, damit sie nicht alleine zurück blieb.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2009-10-09T07:36:31+00:00 09.10.2009 09:36
wirklich schön geschrieben...
die Resignation des Mädchenns am Ende war wirklich sehr realistisch
ich hoffe sie erkennt irgendwann, dass auch sie flügel hat ^^
lg
Von:  zigarillo
2007-10-30T20:14:50+00:00 30.10.2007 21:14
wow *gänsepickel hab*
die story is echt ergreifend...
*favo*
^^
Von:  Chimi-mimi
2007-08-25T12:36:04+00:00 25.08.2007 14:36
wow, wirklich schön...
ergreifend...

ein fehlerchen ist mir aufgefallen ^^
gleich am anfang vom dritten absatz ist ein s zuviel ^^
Von:  dummesmaedchen
2007-08-23T13:45:18+00:00 23.08.2007 15:45
schöne geschichte.
ich hab geweint^^
hihi


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