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Out of time

von

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Chapter ONE

Chapter ONE
 

Es war ein wunderschöner Frühlingstag, ungewöhnlich warm für Mitte März, die Luft stand in den Klassenräumen der Kurochiko High. Selbst wenn man alle Fenster öffnete, würde das nichts ändern. Aber das schien niemanden wirklich zu interessieren. Genau so wenig wie es Sachiko interessierte, was ihr Lehrer von englischer Grammatik an die Tafel schrieb. Sie beobachtete gedankenverloren zwei Spatzen vor dem Fenster, die aufgeregt hin und her flogen.
 

'Nur noch sechs Tage ...' Vor ihr lag ein Zettel auf dem nicht, wie zu erwarten, Notizen oder Vokabeln standen. Es war eine Liste mit Dingen, die sie noch zu erledigen oder zu besorgen hatte. Und das bis zum 21. März, ihrem 18. Geburtstag, hatte sie nicht einmal mehr eine Woche Zeit. Die Braunhaarige dachte angestrengt nach, ob sie nicht noch irgendetwas vergessen hatte. Doch sehr weit kam sie damit nicht, da sie noch im selben Moment äußerst unsanft aus ihrer Gedankenwelt gerissen wurde.

„IENORI“

Sie zuckte zusammen. Schnell bewegte sie ihren Kopf nach vorne und schaute nun auf ihren leicht schwitzenden, nicht mehr ganz so gut gelaunten Englischlehrer, der sich zwei Bankreihen vor ihr aufgebaut hatte.

„Hätte die gnädige Dame nun vielleicht endlich mal Zeit uns Absatz drei auf Seite 265 vorzulesen oder passt das nicht in ihren scheinbar so überfüllten Terminkalender?!“

Sachiko verzog kurz das Gesicht und verkniff sich einen blöden Kommentar, stand dann aber auf und begann zu lesen. Doch schon nach ein paar Zeilen stockte sie. „Was ist denn jetzt schon wieder?!“ Ihr Lehrer drehte sich nun gänzlich entnervt zu ihr um und wollte gerade zu einer Standpauke ansetzen, als sein Blick auf Sachikos Gesicht fiel. Innerhalb der letzten Minute war diesem sämtliche Farbe entwichen und kalter Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn. „Ienori, alles in Ordnung?“, fragte er jetzt leicht besorgt.

Die Buchstaben in ihrem Englischbuch fingen an zu verschwimmen, in ihrem Kopf drehte sich alles. Ihr Klassenzimmer begann sich aufzulösen und auch die Stimme ihres Lehrers konnte sie nicht mehr richtig wahrnehmen bevor ihr schwarz vor Augen wurde.
 

Als Sachiko wieder zu sich kam war es bereits später Nachmittag und, wie sie nach einigen Sekunden feststellte, lag sie im Krankenzimmer.

„Sachiko, Gott sei Dank, du bist wach.“ hörte sie eine ihr bekannte Stimme nicht weit neben sich sagen. Es war ihr Vater, der bis eben noch nervös im Zimmer auf und ab gegangen war. Er setzte sich zu ihr ans Bett und sah seine älteste besorgt an. „Was machst du denn für Sachen. Wir sind fast gestorben vor Sorge!“
 

Mit dem 'Wir' waren natürlich er und Sachikos jüngere Zwillingsschwestern, Eri und Kaori, gemeint. Ihre Mutter starb vor sechs Jahren an einem Herzinfarkt, der, wie die Ärzte damals sagten, von einem angeborenen Herzfehler stammte und zu spät entdeckt wurde. Seitdem schmiss sie den gesamten Haushalt, da ihr Vater, was Kochen und dergleichen anging, mehr als nur zwei linke Hände zu besitzen schien.
 

In diesem Moment kam die Schulschwester in den Raum und stellte mit Freude fest, dass Sachiko wieder wach war. Sie begann auch gleich die junge Frau zu untersuchen doch konnte sie keine körperlichen Gründe für ihren Zusammenbruch finden. „Anscheinend war der schulische Stress in letzter Zeit etwas zu viel für dich. Die ganze Lernerei, die Prüfungen und sie hören immer noch nicht auf den gesamten Lehrplan zu Unterricht, obwohl das Schuljahr eigentlich schon gelaufen ist ...“, die Frau seufzte. „Na ja, zumindest geht es dir jetzt wieder gut und du kannst nach hause.“, fügte sie lächelnd hinzu.

„Ein Glück, ich dachte schon, es wäre was schlimmeres, wie damals bei ihrer Mutter ...“ Die Schwester winkte ab. „Nein, nein. Ihre Tochter ist kerngesund, Ienori-san, sie braucht nur etwas Ruhe ...“
 

Die Erklärung der Schulschwester klang einleuchtend, aber Sachiko wusste insgeheim, dass sie nicht aufgrund von Überarbeitung oder körperlicher Überlastung das Bewusstsein verloren hatte. Sie sah diese Bilder schon die ganze Woche. Allerdings verfolgten sie diese bisher nur im Schlaf und sie hatte es als schlechten Traum abgetan, doch das sie jetzt schon am Tag kamen machte ihr Angst. Überschwemmungen, Explosionen, einstürzende Gebäude, Kinder die nach ihren Elter riefen inmitten eines Flammenmeers. Eine Katastrophe folgte der anderen.
 

Die ganze nächste Woche zerbrach sie sich den Kopf darüber, was das alles zu bedeuten hatte. Vielleicht war es alles nur ein Traum, eine dunkle Vorahnung, dass sich in ihrem Leben etwas ändern würde und sie war wirklich nur wegen Übermüdung bewusstlos geworden. Mit diesem Schluss ging sie an diesem Tag ins Bett und betete dafür, dass sie damit Recht hatte.
 

„Happy Birthday, o-nee-chan!“ Sachiko schaute etwas verdutzt drein, als ihre beiden Schwestern um acht Uhr morgens, wohlgemerkt an einem Samstag, Freudestrahlend mit jeweils einem liebevoll verpackten Geschenk vor ihr standen. „Da- Danke.“, sagte die 18-jährige leicht überrascht und legte die Päckchen vorerst zur Seite, da sie seit gestern Mittag so gut wie nichts gegessen hatte und Frühstücken in ihren Augen gerade wichtiger war. Doch wie sie erstaunt feststellen musste, hatten die Zwillinge auch hier schon gezaubert. „Wow ... Das könntet ihr echt öfter machen, wisst ihr das?“, sagte sie an die beiden gerichtet, die ihre große Schwester gekonnt überhörten und sie lieber dem Verzehr ihres Kunstwerks widmeten.
 

Nach dem Frühstück blieb Sachiko letztendlich nichts anderes übrig als ihre Geschenke aus zu packen. Ihre Schwestern hatten anscheinend zusammen gelegt, denn eines der Päckchen enthielt einen Gutschein ihres Lieblingsmodelabels über 10.000 Yen (70 ~ 75 Euro) in dem Zweiten war eine kleine Silberkette, die die Form einer Schneeflocke hatte. Von Ihrem Vater bekam sie, wie jedes Jahr, eine Glückwunschkarte mit Geld, da er keine Ahnung hatte, was er seinen Töchtern zum Geburtstag schenken sollte.
 

Als sie dann die Kette wieder zurück in ihre Schmuckschatulle legte und gehen wollte, hagelte es von der Seite heftige Kritik.

„Warum trägst du sie denn nicht?“, kam es sofort von Kaori.

„Ich wollte sie eigentlich erst heute Nachmittag tragen, wenn ich mit den anderen in der Stadt bin.“ war ihre einfache Antwort.

„Und wo willst du jetzt hin?“, setzt Eri auch gleich wieder an.

Auch diese Frage konnte sie schnell beantworten. Sie drehte sich lächelnd zu der jüngeren um und sagte nur ein Wort.

„Training!“
 

Ihrem Vater gehörte ein Karate-Dojo und er unterrichtete seine Töchter, seitdem sie laufen konnten, neben noch einigen anderen Schülern, die Regelmäßig zu den Trainingsstunden erschienen. Sachiko hatte mittlerweile den 2. Dan und konnte es kaum erwarten weiter aufzusteigen. Doch heute hatte sie wichtigeres zu tun, als den ganzen Tag zu trainieren.

Ihre Freundinnen warteten um zwei Uhr schon ungeduldig auf ihr Geburtstagskind, das jetzt schon eine halbe Stunde zu spät dran war.
 

„Hey!“ hörten sie auf einmal hinter sich jemanden rufen, als auch schon Sachiko aus einer Menschenmenge auf sie zu gerannt kam. Sie machte sofort eine entschuldigende Geste und verbeugte sich. „Tut mir Leid! Ich bin zu spät, ich weiß.“ Die drei Mädchen schauten sie durchdringlich an. „Wenn du einmal pünktlich bist, wissen wir zumindest, dass es bis zum Weltuntergang nicht mehr all zu lange hin ist ...“

Sie hatten ihr eine City-Coupon geschenkt, was im Klartext hieß, Sachiko durfte entscheiden was sie machen und kaufen was sie wollte und ihre Freundinnen zahlten. Und das, was die drei durchaus wussten, konnte bei Sachikos gelegentlichen shopping Exzessen ziemlich ins Geld gehen.

Nach dem Karaoke und einem kurzen Imbiss kam dann auch die lang ersehnte Shoppingtour durch halb Shinyuku. Doch so richtig konnte sie diese nicht genießen, da sie sich seit einiger Zeit beobachtet fühlte, was es ihr immer wieder eiskalt den Rücken runterlaufen lies.
 

Sachiko stand mit ihrer besten Freundin vor dem Geschäft in dem sie vor zehn Minuten noch gewesen waren, während die anderen beiden sich auf die verzweifelte Suche nach einer Toilette gemacht hatten. Akiko ging die Straße auf und ab, da ihr das ganze schon wieder viel zu lange dauerte und langsam ungeduldig wurde. Sachiko versuchte sie noch zu beruhigen, als sie plötzlich ein Geräusch von der anderen Straßenseite wahrnahm. Das Gerüst, dass an dem Gebäude gegenüber von ihnen stand, hatte sich von der Wand gelöst und stürzte direkt in ihre Richtung. Sie konnte sich gerade noch in Sicherheit bringen, Akiko dagegen hatte weniger Glück und wurde frontal von einer der Metallstangen getroffen. Sie lag regungslos am Boden und rührte sich nicht mehr.
 

„Akiko!“ Sachiko war sofort zu ihrer Freundin gelaufen und versuchte sie irgendwie wach zu kriegen. „Akiko, sag was!“ Ihr Blick schweifte umher, über einige denen es genau so ergangen war wie den beiden Mädchen, auf das Haus gegenüber. Sie konnte gerade noch die Silhouette eines Mannes erkennen, mit der ungefähren Statur eines Kleiderschranks, der auf dem Dach stand und in einer eleganten Bewegung seine Hand hob. Im nächsten Moment explodierte etwas in dem Kaufhaus auf dem er stand und Sachiko musste erneut in Deckung gehen. Sie klammerte sich an die immer noch am Boden liegende Akiko.
 

Als sie wieder die Augen öffnete stand ein junger Mann mit dem Rücken zu ihr und schien mit einem Katana etwas abzuwehren. Er trug ein tief ausgeschnittenes, weißes Shirt mit Kapuze, doch sein Gesicht konnte sie nur schwer erkennen, da ihm seine zerzausten, schwarzen Haare bis über die Augen fielen. Das was er abwehrte konnte sie jedoch zweifellos erkennen: Es war der Mann vom Dach der das Haus hatte explodieren und höchstwahrscheinlich auch das Gerüst hatte umfallen lassen. Er war daran Schuld, das ihr Geburtstag in einem Chaos endete und Akiko nicht mehr ansprechbar war.
 

„Zur Seite!“, knurrte er sein Gegenüber an. Der Mann mit Kapuze machte allerdings keine Anstalten sich von dort weg zu bewegen. Der Schrank holte gerade zum Schlag aus, da er sich seinen Weg jetzt wohl mit Gewalt freischlagen wollte. Der Andere machte sich bereit den Schlag zu parieren, doch dazu kam er nicht mehr. „Mistkerl!“

Sachiko hatte sich aufgerappelt und dem Riesen einen präzisen Tritt an den Kopf verpasst was den Getroffenen ins wanken brachte. Ihr Schlag hatte gesessen und war, durch die Tatsache, dass sie Stilletos trug, auch ziemlich schmerzhaft gewesen. Der Mann schien allerdings nicht KO sondern seinem Gesichtsausdruck nach eher wütend zu sein und sich äußerst schnell von dem Treffer zu erholen. Etwas an ihm schien sich zu verändern, die Luft um ihn herum schien zu brennen und seine Haut fing an sich zu verfärben. Die Situation wurde gefährlich und der Mann in weiß wusste das. Er packte Sachiko am Handgelenk und zog sie hinter sich her in eine Seitenstraße.
 

„Hey, was ...?! Lassen Sie mich los! Akiko!“ die braunhaarige versuchte sich vergebens aus der Umklammerung zu befreien. Am Ende der Straße stand eine schwarze Limousine, deren hintere Tür von dem Kapuzenmann geöffnet wurde. „Einsteigen!“, war das einzige, was er sagte bevor er Sachiko unsanft in den Wagen schubste. Er setzte sich neben sie und schloss die Tür hinter sich. „Fahr los!“, befahl er dem Chauffeur und sah nach, ob der Riese ihnen gefolgt war. Sachiko dagegen war drauf und dran ihre nächsten Tritte zu verteilen.

„Kann mir mal bitte einer erklären was hier los ist?! Erst wird meine beste Freundin halb erschlagen, ein 2 ½ Meter Mann bringt ein Haus zu explodieren, dann tauchen sie aus dem Nichts auf und jetzt werd ich auch noch entführt! Was ist hier los, verdammt?!“ Sie musste sich am Schluss selbst zurückhalten, um nicht zu schreien, so in Rage war sie mittlerweile.

Der Mann zog sich die Kapuze vom Kopf und lehnte sich in seinem Sitz leicht nach vorne, ohne sie anzusehen.

„Die Welt geht unter.“

Verdutzt starrte die junge Frau ihn an. „Was!?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-08-17T21:28:16+00:00 17.08.2007 23:28
GABI! Weißt ja schon was ich dazu gesagt hab ;D


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