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Verfluchte Seele

Die Melodie des Fleisches
von

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Die Melodie des Fleisches

Eine eisige Nacht im Herbst. Niemand war im Stande sich zu bewegen. In der Ferne hörte man eine tieftraurige Melodie. Ein Lied, welches einsam im Wind umhergeisterte.

Blut tropfte von seinem Schwert, berührte plätschernd den Boden.

In der Luft verbreitete sich ein modriger Gestank. Der Geruch des Todes war deutlich zu spüren und nur bei dem kleinsten Gedanken an ihn, hatte man das Gefühl zerfleischt zu werden.

Leichen lagen um ihn herum, verwirrten seinen Verstand. Sollte er es wirklich wagen? Ihre toten Körper erneut zu zerstückeln?

All das hätte nie passieren dürfen. All das war einzig und allein ihre Schuld.

Der Klang seiner rauen Stimme durchbrach die Stille.

„. . . . .tot. . . . Sie sind tot. . . . . . Niemand sollte am Leben sein. Alle müssen tot sein, denn sie sind gestorben . . .“

Er beschaute die Klinge seines Schwertes, welche voll und ganz mit Blut getränkt war. Fast hätte er sich in diesem wundervollen Anblick verloren, da begann eine Türe hinter ihm zu knarren. Schlagartig drehte er sich um und erblickte einen Mann mittleren Alters, welcher gerade den Raum betrat. Sein Blick war verängstigt und dennoch schien er darüber erfreut zu sein, dass er das Oberhaupt der Familie Himuro gefunden hatte. „Himuro-sama!! Ich freue mich, dass Ihr wohlauf seid! Wer würde das auch nicht sein, nach allem was passiert ist.“

Während der Mann dies sagte, näherte er sich dem Familienoberhaupt langsam, doch dann machte er einen eingeschüchterten Eindruck, denn er entdeckte die blutige Klinge. „Was habt Ihr getan? Weshalb ist Euer Katana mit Blut besudelt?“

Nicht ein Geräusch verhallte im Raum, bis der Mann plötzlich eine Gegenfrage auf seine Worte erhielt. „Wie kannst du am Leben sein, wenn alle anderen auch tot sind?“

„Äh, ich verstehe nicht recht was Ihr mir --“

Noch bevor er seinen Satz beenden konnte, schrie ihn das Familienoberhaupt an. „Wie kannst du es dir nur erlauben?! Keiner ist hier lebendig!! Wieso solltest dann du diesem Fluch entkommen?! Auch du bist nicht anders . . .“

Ein Schauer lief dem Priester den Rücken hinab. Vor Angst stand er wie versteinert einfach nur im Raum.

Unfähig zu fliehen. Unfähig sich zu verteidigen. Unfähig überhaupt etwas zu unternehmen.

Er konnte nichts dagegen tun, dass das Oberhaupt immer näher kam. Es dauerte nicht einmal einen Augenblick, da schlug er mit seinem Schwert gegen die Kehle des Mannes, welcher dadurch seinen Kopf verlor. Ein matschiges Geräusch unterbrach die angespannte Atmosphäre im Raum.

Ohne einen Gedanken an den Verstorbenen zu verlieren, beschloss er das Zimmer zu verlassen. Vielleicht gab es noch mehr Überlebende. Jene, welche tot sein müssten.
 

Überall lag Schutt und Asche herum. Es hatte womöglich ein Erdbeben gegeben. Er wusste es nicht mehr. Doch einzig und allein erinnerte er sich daran, dass all das die Schuld der Seilschreinjungfrau war. Sie war unentschlossen zu sterben, war nicht dazu bereit Abschied zu nehmen. Aber das würde bedeuten, dass sie etwas besaß, wofür sie leben wollte. Jemand, ein Verräter, musste es gewesen sein, der ihre Zweifel bestärkt hatte.

In Gedanken versunken ging er den schmalen Gang entlang und die Dielen begangen zu knarren. Ein Geräusch, welches jedoch nicht er selbst ausgelöst hatte. „Der Verräter…?“

Das leise Flüstern seiner Stimme war kaum zu bemerken.

Mit einem Mal rannte Himuro den Gang entlang, denn er hatte die stolpernden Schritte genau gehört. Es war seine Aufgabe die Welt von den Lebenden zu befreien. War es nicht so oder täuschte ihm seine Erinnerung etwas vor?

Schon bald hätte er ihn erreicht. Wer immer dieser jemand auch sein würde, er hätte das Glück durch seine Hand zu sterben, so dachte er.

Und endlich hatte er den Schatten, der gerade durch die Tür zum Altarraum ging, entdeckt. Nun gab es kein Entkommen. Sein Opfer war ihm so gut wie ausgeliefert. Schnell folgte er ihm durch die Tür und erblickte den geflohenen Mann, der sich vor dem Altar angstvoll umschaute. Der Ahnungslose wollte sich gerade umdrehen als das Familienoberhaupt bereits auf ihn zu rannte. Und ehe der Mann etwas begreifen konnte, wurde er von Himuro auf den Boden getreten. Gewaltsam trat er auf seinen Rücken und setzte seine Klinge ganz sanft an seinem Hals an. Noch bevor er schreien konnte, hatte er seinen Kopf verloren. Ein letztes klägliches Jammern stammelte sein abgetrennter Kopf. „H…mu...ro…? ...“

Danach ertönte ein leises Kichern. Das Familienoberhaupt hatte nicht bemerkt, wie Blut auf seine Maske gespritzt war.

Plötzlich kam ihm ein erschreckender Gedanke. Vielleicht gab es noch mehr Verräter, die sich versteckt hielten?! Doch dann beruhigte er sich mit dem Einfall sie töten zu dürfen. Denn egal wo sie sich verkrochen hatten. Früher oder später würde er sie finden.
 

Er hatte keine Zeit zu verlieren und so machte sich Himuro auf den Weg sie zu schlachten. Ganz in der Nähe erklang eine Stimme. Jemand sprach ein Sutra aus und er erinnerte sich wieder an das schief gegangene Ritual. Welch Tragödie er doch miterlebte. Gab es denn niemanden, der ihn verstand? Auf einmal blieb er stehen. Da waren verzerrte Bilder in seinem Kopf. Diese Melodie kam ihm bekannt vor. Er kannte sie. Sein Gedächtnis wurde etwas klarer. Er sah vier Priester. Sie machten sich bereit… für das Ritual… das Würgeritual. Und er erinnerte sich daran. Daran, dass sie entkommen waren. Die Priester lebten und er wusste, was er zu tun hatte. Himuro folgte dem Klang des Gebets und die Stimme wurde tatsächlich immer lauter. Der erste Priester, er betete für die Seilschreinjungfrau. Jene Verräterin, die er abgrundtief verabscheute.

Der Priester bemerkte seine immer näher kommenden Schritte nicht. Nein, er war zu sehr in sein eindringliches Beten vertieft, um zu spüren, dass das Oberhaupt bereits hinter ihm stand. Er fing erst an zu schreien als Himuro ihn zu Boden warf. Plötzlich fing der Mann an zu flehen. „Himuro? Was habt Ihr…. Beruhigt euch! Bitte verschont mein Leben!!! Es ist nicht---“

Der Priester war nun unfähig seinen Satz zu beenden. Das Familienoberhaupt hatte genug von seinem armseligen Getue. Seine Existenz war ohnehin belanglos geworden. Jetzt, da diese Welt in sich zusammenzufallen drohte, waren sie alle wertlos.

„Jeder ist ein Verräter… darum werde ich sie töten…“

Sogleich wollte er seine Worte in die Tat umsetzen. Es gab noch drei weitere Priester, die er beseitigen musste. Das war seine Bestimmung, so urteilte er.
 

Schritt für Schritt ging er die dunklen Gänge des Hauses entlang. Über die ganzen Wände waren Risse verteilt und ab und zu bröckelte ein Teil auf den Boden herab. Es schmerzte ihn jedoch nicht, dass die Villa Himuro zerfiel. Nein, er verschwendete nicht einen Gedanken daran. Sein einziges Ziel war es seine Abtrünnigen zu finden und ihnen ihre Strafe darzubringen. Etwas anderes interessierte ihn nicht. Er dachte nur noch an eines: Lebendiges auslöschen.

Unerwartet blieb das Oberhaupt nun stehen. Hatte er nicht gerade ein paar Schritte im Nebenraum gehört? Das muss einer von ihnen gewesen sein. Schnell rannte er durch den Flur und erreichte endlich die Türe des Raumes. Darauf gefasst alles zu töten, was sich darin befand, öffnete er den Raum. Es war ein überschaubarer kleiner Raum, der dafür verwendet wurde Dämonen für ihre Reise in das Diesseits zu bestrafen. Er erinnerte sich schlagartig an den letzten Dämon, der hier gerichtet wurde. Es war eine Frau mit längeren Haaren. Himuro hatte ihr die Maske der Blendung, bei der beide Augen mit zwei spitzen Pflöcken ausgestochen werden, aufgesetzt und danach wieder im Höllentor verschlossen. Aber dies tut nun nichts mehr zur Sache. In diesem Raum befand sich niemand mehr. Die Schritte mussten von woanders hergekommen sein. Deswegen schloss er die Tür wieder und machte sich von neuem auf den Weg die letzten drei Priester zu finden.
 

In seinen vernebelten Gedanken verloren, streifte er abermals durch die geisterhafte Finsternis. Irgendwo in seiner Erinnerung musste es doch noch einen Hinweis darauf geben, wo sich diese letzten drei Priester befanden. Kurz bevor er den Geheimgang durch die Wand mit der wütend aussehenden Maske verlassen wollte, durchzuckte es mit einem Mal seinen Körper. In Gedanken sah er einen Mann… einen der Priester. Da war ein Brunnen, ganz in der Nähe des abgelegenen Schreins. Ja, er ahnte es. Der zweite Priester war in dem angelegten Bambuswäldchen. Jener Hintergarten, den man vom Kerker der Seilschreinjungfrau aus sehen konnte. Dieser Priester hatte ihr gewiss zur würdelosen Opferung verholfen. Dafür würde er bezahlen müssen. Von seinem Zorn überwältigt rannte das Familienoberhaupt einfach los. Er kannte den Weg genau. Unzählige Male ist er durch dieses Haus geeilt. Hatte einstmals Verantwortung für all das, was in ihm geschah. Und nun musste er erneut dafür sorgen, dass alles so ablief, wie er es für richtig hielt. Es dauerte nicht lange, da war er schon im Atrium angelangt. Er hastete den Gang weiter entlang. Vorbei an diesem nichtigen Puppenraum, dem Atrium selbst und auch dem Gebetszimmer. Er eilte einfach nur dem Ende der Holzdielen entgegen. Schließlich kam er in eine kleine Halle, in dem sich, wie in einigen anderen Teilen der Villa auch, große Wandspiegel befanden. Einer der Spiegel war vollkommen zerschlagen gewesen, aber dies war nicht allzu wunderlich, denn es hatte nach der Katastrophe ja allem Anschein nach so etwas wie einen Erdrutsch gegeben.

Er war seinem Ziel schon ganz nahe. Nachdem er die Halle mit dem zerbrochenen Spiegeln verlassen hatte, betrat er den tropfenden Grubenraum. Vereinzelte Bretter halfen beim Überqueren der mit Wasser gefüllten Gruben. Das Wasser war ziemlich verschmutzt. Es hatte sich wahrscheinlich mit dem herunter bröckelnden Staub der Wände vermischt. Es schien unmöglich zu sein auf den Grund des Bodens zu sehen. Stattdessen wirkte es so als ob diese Abgründe bis hin zur Unterwelt führten.

Behutsam schlich er die Bretter entlang. Er konnte es kaum erwarten die andere Seite des Raumes zu erreichen, denn hinter dieser letzten Tür befand sich der Hintergarten.

Endlich war er am Ende angelangt und öffnete sogleich die kleine knarrende Tür. Hier musste er sich befinden. Jener dieser Verräter. Und tatsächlich. Sein nächstes Opfer kam auch noch freiwillig auf ihn zu gerannt. „Himuro-sama!!“, fing der Priester unterwürfig und schmeichlerisch an zu rufen. „Oh, ich bin ja so froh Euch wohlauf zu sehen, mein Gebieter!“

Das Oberhaupt jedoch sagte nichts, dachte nur daran das Leben dieses Abtrünnigen auszulöschen. Als der Priester dann bei dem Oberhaupt angelangt war, erkannte er zu spät welches Schicksal ihn erwarten würde. Ja, viel zu spät entdeckte er die Klinge des Oberhauptes, an der das Blut von so vielen Verstorbenen getrocknet war. Und man hätte es nicht mehr verhindern können, dass Himuro sein Katana durch die Gedärme dieses Mannes führte, ihn im Inneren zerriss bis er schließlich schändlich starb. Doch dies war dem Oberhaupt noch nicht genug gewesen. Das Schwert steckte immer noch in seinem Leib und Himuro beschloss ihn eine Weile hinter sich herzuziehen. Es war ihm viel zu schnell und angenehm verlaufen, darum sollte seine Leiche noch mehr leiden. Er schleppte den toten Priester am Brunnen vorbei bis hin zum kleinen Wäldchen, wo einer dieser Gedenksteine stand. Hier zog er nun endlich seine Klinge aus dem Körper und fing an zu lächeln. Er schlug mit der Schneide gegen den Hals des Toten, so dass dieser seinen Kopf verlor. Und nun fing er vollends an zu lachen. Es war ein grausames, blutgieriges Gelächter, verhallend in der Endlosigkeit der Nacht.
 

Starren Blickes wandte sich das Oberhaupt um. Er spürte einen angsterfüllten Blick auf ihm ruhen und wahrhaftig entdeckte er die Quelle dieser Furcht. Es war einer der Priester, der sofort zu fliehen begann, als sich deren Blicke kreuzten. Ohne nur einen Moment zu vergeuden, machte sich Himuro auf die Jagd ihn seine Klinge spüren zu lassen. Er rannte ihm hinterher, war schnell genug um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Doch der Fliehende ahnte nicht wie weit ihn das Familienoberhaupt schon eingeholt hatte. Der Mann rannte einfach nur immer weiter, war vor Angst in Panik verfallen und suchte allem Anschein nach ein sicheres Versteck. Das Oberhaupt und sein Opfer waren nun schon im Atrium angelangt. Nicht eine Sekunde lang blieb der Priester stehen, schien wohl schon zu wissen an welchem Ort er sich verkriechen würde. Und tatsächlich rannte er ins Atrium, am Schrein vorbei und immer weiter bis zur Türe, die zum Abgrund führte. Dies war seine Endstation, denn dort gab es kein Entkommen, sondern nur einen See, der als eben dieser Abgrund bezeichnet wurde und auf dem ein Pfad zu einem Opferstein führte. Hastig eilte er dem Priester nach um ihn in seinem Versteck zu überraschen. Langsam öffnete Himuro das kleine Schiebetor und erblickte, wie der Priester hinter dem Wasserrad, welches sich links vor dem See befand, kniete. Er zitterte am ganzen Leib als sein Gebieter ihn entdeckt hatte und unaufhaltsam näher kam. Plötzlich aber lief er aus freien Stücken zu dem Oberhaupt, warf sich vor seine Füße und fing an zu flehen. „Himuro-sama! Ich bin Euch immer ein treuer Untergebener gewesen. Ich bitte Euch! Ihr würdet mich doch niemals töten? ... Himuro-sama? “

Das Oberhaupt sagte nichts, schaute ihn nur angewidert durch seine Maske an. Wie konnte er es nur wagen nach Vergebung zu flehen? Seine Existenz besaß keinen Wert. Er hätte sich glücklich schätzen sollen durch seine Hand sterben zu dürfen. Doch stattdessen versuchte er weiterhin sein Leben zu erflehen. „Ich bitte euch innständig! Ich bin nicht Schuld, an dem was hier geschah!“

Unerwartet erklang nun auch die kalte Stimme Himuros. „Jeder muss sterben… alle sind tot … glaubst du, dass du dich deiner Bestimmung entziehen kannst…?“

Er kannte kein Erbarmen, nein, er zeigte kein Mitleid als er sein Katana in den Körper des Priesters rammte und es anschließend wieder aus ihm herauszerrte. Mit einem leisen Krächzen ergab sich dieser seinem unausweichlichen Schicksal und das Letzte, was sein sterbender Körper noch spürte, war wie Himuro ihn mit einem Schlag enthauptete.
 

„Tot….er ist jetzt gewiss nicht mehr am Leben … ansonsten stirbt er sowieso… Alle sind sie Schuld…. Verflucht seien sie!!!!! Die Lebenden werden vom Tod verschlungen!!! Noch nie gab es einen anderen Sinn. …und keiner wird entkommen. Niemand bleibt verschont! Wenn sich ihre Körper nicht mehr rühren, werde ich dann von diesen Qualen erlöst?“

Er setzte fortlaufend einen Schritt vor den anderen. Verzweifelt suchte er nach Antworten auf seine vernebelten Gedanken. Niemand würde ihn verstehen können. Das waren seine Gedanken. Keiner würde für ihn sterben wollen. Aber sollte dies nicht selbstverständlich sein? Waren sie nicht alle voll und ganz von ihm überzeugt gewesen?

Er erinnerte sich nicht mehr an das, was Leben war bevor all dies geschah.

Er ließ den Ort mit dem Wasserrad zurück und ging erneut durch die Türe. Nun befand sich das Familienoberhaupt wieder im Atrium des Hauses Himuro. Ein kalter Wind glitt die Wände entlang als er am großen Baum entlang ins Zentrum des Gartens trat. Noch immer stand da der Fels des Priesters und ihm wurde einiges wieder bewusst. Er war eine Art Memorial für diejenigen, die in dieser Welt zurückblieben. Er war heute schon einmal hier gewesen. Das war als er vor dem Höllentor geflohen war. Die Erinnerung war zwar ganz schwach, doch sie war da. Und weiter links war der Schrein. Er führte in die ewige Tiefe hinab. Bis hin zum Tor der Hölle selbst. Der Pfad, auf dem zahlreiche Wesen in die Welt entkamen. „Der letzte Priester… er versteckt sich bei dem Tor. Dort werde ich ihn überraschen, wenn er mit den Dämonen seine Seele tauscht…“

Langsam ging er zu dem Schrein, der ihn in die Unterwelt führen würde. Er öffnete die Schreintür, die sich nur schwer ohne ein Knarren öffnen ließ. Vor Verwirrung erstarrt blickte das Familienoberhaupt in den Raum. Der letzte Priester kauerte in der hintersten Ecke. Man konnte ihn atmen hören. Er schien eingeschlafen zu sein. Himuro näherte sich dem Mann, doch anstelle ihn gleich zu töten, packte er ihn am Hals und zerrte ihn zu sich. Schlagartig erwachte der Priester, erkannte seinen Herrn und fing an zu schreien. Er wusste nicht, was mit ihm geschah und versuchte sich zu wehren. „V- vergebt mir! Oh, Gebieter, bitte tötet mich nicht!!“

Er flehte nach Vergebung, doch das Oberhaupt erwiderte seine Worte nicht. Er schleppte ihn immer weiter, so lange, bis sie den Schrein verließen und sich vor dem Memorial befanden. Da begann der Priester, während er vor den Füßen seines Herrn lag, erneut zu bitten. „So vergebet mir doch…“

Doch er erhielt keine Reaktion auf sein Wimmern, sondern spürte nur, wie das Familienoberhaupt seine Klinge erhob. Es herrschte eine beunruhigende Stille, welche durch ein matschendes Geräusch durchbrochen wurde. Himuro hatte sein Schwert durch seinen Kehlkopf gebohrt. Blut plätscherte hervor als er die Klinge wieder herauszog.

„Der letzte Priester…. tot… Verräter sterben… Alle dürfen sterben…“
 

Ohne, das er es bemerkte, fing er wieder an zu lachen. Hatte er es geschafft? Hatte er sie alle von dieser Welt ausgelöscht?

Er, das Familienoberhaupt, war noch am Leben. Und sie waren alle gestorben. So hatte er es gewollt.

Doch was hörte er da? War das nicht ein leises Klimpern? Es klang wie ein Glockenschlag und es kam aus dem Schrein hervor.

Es war Kirie, die verstorbene Seilschreinjungfrau.

Wie konnte das nur möglich sein, dass diese erbärmliche Gestalt noch immer existierte? „Du bist tot, Verräterin! Du bist tot! Du bist Schuld an jener Katastrophe!“

Himuro schrie das blasse Mädchen an. Ja, er hasste seine Schwester, denn sie war verantwortlich für all das Leid dieser neuen Welt.

Sie reagierte jedoch nicht auf seine Worte. Stattdessen hob sie nur ihre Hand. Und ohne, dass er etwas dagegen tun konnte, verlor sich das Oberhaupt in seinem Willen töten zu müssen. Er bemerkte es nicht, da schnitt er in sein eigenes Fleisch. Es tat so weh, doch er konnte es nicht zulassen, dass er jetzt ausgerechnet durch die Verräterin sterben sollte. Nein, dafür hasste er sie zu sehr. Und tatsächlich schaffte er es sich gegen ihren Willen durch zu setzten. Er musste vor ihr fliehen. Er war nicht im Stande sie erneut zu opfern, denn seine Wunde war zu tief. Deswegen rannte er in das Haus. Er musste weg von diesem Biest. Himuro hinterließ Blut auf seinem Pfad. Tropfen für Tropfen plätscherte es herab. Er rannte besinnungslos durch das Gebetszimmer, durch den Gang und konnte nur daran denken, wie er verbluten würde. Schließlich betrat er den Raum, in dem der Familienaltar stand. Er sah ihn nur verschwommen. Würde hier nun alles enden?

Das Familienoberhaupt konnte nicht anders. Er stach die Klinge tief in seinen Bauch. Lieber starb er jetzt sofort, als dass er durch ihre Hände verschied. Er hatte noch genug Kraft um sein Schwert ein letztes Mal aus seinem Körper zu ziehen.

Himuro schlief ein. Er bemerkte nicht, wie viel Blut ihn noch verließ.
 


 

Doch schon bald erwachte seine Seele erneut. Ja, schon bald ging sein Geist wieder auf die Jagd. Ohne es zu erahnen, tötet er immer wieder die längst verstorbenen Verräter.

Nacht für Nacht.

Selbst heute noch.



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Blanche7
2023-05-02T11:16:22+00:00 02.05.2023 13:16
Gefällt mir sehr gut!
Von:  Komori_Hirudo
2010-06-09T07:16:06+00:00 09.06.2010 09:16
Voll hammer!!!!!
Das könnte sich ja wirklich genau so abgespiekt haben echt geil...dein -fanfic is überhaupt der allerserste den ich hier überhaupt gelesen hab-eigentlich sind mangas mehr mein Ding als durchlaufende texte...aber das musste ich einfach zu Ende lesen als ich es angefangen hatte!!!!!
Echt sehrgut gemacht!!!^^Super 1+ und natürlich eines meiner ersten Fanicfavos^^

LG Komori Hirudo^^
Von:  Kagekaji
2010-05-12T08:16:57+00:00 12.05.2010 10:16
*_*

DAS IST GENIAL!!!

Du hast echt alles soo gut durchdacht und beschrieben!
Man kann sich die Story echt gut bildlich vorstellen, einfach klasse!!! :3
Und auch eine super Wortwahl! Überhaupt, echt genialer Schreibstil! X)
Das Ende finde ich auch richtig geil! Ganz nach meinem Geschmack X//3
Kurzum: einfach PERFEKT!!! =]
Von:  Daemonendante
2009-07-12T20:18:16+00:00 12.07.2009 22:18
hat mir richtig suppi gefalln.
echt geil diese geschichte.
das familienoberhaupt war ja richtig gut druff^^
aber die letzen sätze warn wirklich gut, das er es jeden tag durchzieht.
haste großartig gemacht *bekommst nen teuflischen keks*^^
Von: abgemeldet
2009-01-12T15:37:04+00:00 12.01.2009 16:37
Hehehe~ jaaaa, PZ an die Macht!!!!*fähnchen schwenk*
Das ist echt toll gewesen~ stimmt der Hintergrund zur FF tatsächlich(im Game, mein ich)?? Fänd ich voll klasse ;)
Vor allem kamen wieder die ganzen schönen Errinerungen hoch, als ich das Spiel geplayt habe...hab richtig Lust bekommen es wieder zu spielen TT________TT*sfz* Aber meine PS ist immer noch wuschhhhhhh....*heul*

Wie dem auch sei~ ist dir sehr gut gelungen^^
Kleine Kritik am Ende: Ich hätte es mehr ausgeschrieben, wie er die einzelnen Leute abfertigt, heheh~ aber ansonsten tres bien~ <3*schmacht*
Von:  Chizuru94
2008-05-30T12:05:58+00:00 30.05.2008 14:05
End geil!!!
Findsch echt super!!!
Schreib noch so ne Story oke?!
das gefällt mir echt!
Sehr gute Wortwahl und zudem gut beschrieben.
Love it!!!*__*
Von:  Flordelis
2008-05-15T16:38:08+00:00 15.05.2008 18:38
Einfach super.
Oh, ich mag es. *________*
Und das Familienoberhaupt war eh immer mein Liebling. :3
Das Ende ist super. *_____*
Einfach toll.
Von:  Aesthe_Siren
2007-09-13T13:28:00+00:00 13.09.2007 15:28
Echt geil geschrieben *__* voll unheimlich und so schön blutig lol
Himuro ist mir voll symphatisch, so schön mordlustige *hehehe* und das Ende find ich echt am besten! Da läuft einem nen Schauer über den Rücken *__*
Hoffentlich schreibste mal irgendwann noch eine und zwar eine gaaaaaanz lange^^
Von:  dasFragment
2007-09-12T14:27:41+00:00 12.09.2007 16:27
Mann, das ist sowas von schaurig-schön!!!
*bibber*
Ich liebe deine Wortwahl, die ist formidabel für diese Art von Story!!
*mega-love*


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