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Albtraum: Leben

Tod ist wenn man lebt und es nicht weiß!
von

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Nadine ist 17 Jahre alt.

Sie ist nicht außer gewöhnlich hübsch, aber auch nicht hässlich.

Sie ist nicht außergewöhnlich intelligent, aber auch nicht dumm.

Sie ist nicht außergewöhnlich sportlich, aber auch nicht unsportlich.

Kurzum: Sie ist der totale Durchschnitt.
 

ABER sie hat ein riesiges Problem. Sie hat absolut kein Selbstbewusstsein.

Würde das keine Rolle spielen, wäre sie ein ganz normales Mädchen, mit einem ganz normalen Leben. Ein Mädchen, das das Gymnasium besucht, das Anime liebt, gerne isst, aber ständig auf Diät ist, in Diskos geht und Schule blöd findet.

Doch Nadine musste die schmerzliche Erfahrung machen, dass ein Leben ohne Selbstbewusstsein kein Leben ist. In ihren Kopf wiederholt sie oft den Spruch:
 

„Tot ist, wenn man lebt und es nicht weiß“
 

Lebt sie noch? Stirbt sie? Oder ist sie schon gestorben? Auch diese Frage drängt sich immer wieder in ihre Gedankenwelt.

Es gibt Minuten, wo das 17jährige Mädchen glaubt, sie lebe. Immer dann, wenn sie mit ihren Freunden lacht, wenn ein Erfolgerlebnis ein Hochgefühl verleiht, wenn sie und ihre Familie einträchtig beisammen sitzen, wenn zu ihren Geburtstag ihre Freunde überraschend vorbeikommen, wenn doch mal ein Sonnenstrahl durch die Wolken dringt und das schwarze Loch ein wenig erhellt. Momente, in denen sie Zuversicht und Hoffnung erhält, dass es einen Ausweg aus der Finsternis gibt. Für kurze Zeit fühlt sie sich stark, als könnte sie die steile Wand hochklettern. Zumindest spürt sie, dass sie vielleicht doch nicht so allein ist und Freunde hat, die für sie da sind.
 

Es gibt Stunden, wo das 17jährige Mädchen denkt, dass sie stirbt, innerlich. In diesen Stunden sitzt sie im Unterricht, bangend, ängstlich, in der Hoffnung nicht angesprochen zu werden oder sie versucht im Gespräch mit anderen sich ihre Schüchternheit nicht anmerken zu lassen.

Wie tausend Messerstiche fühlt es sich an, wenn sie ihre Freunde beobachtet, wie sie problemlos im Unterricht mitarbeiten.

In der Disko wünscht sie angesprochen zu werden. Schließlich will sie auch eines Tages lieben. Doch wenn sich dieser Wunsch erfüllt, stirbt sie tausend Tode. Vor Bekannten ist sie schlagfertig, aber immer dann fällt ihr einfach keine Antwort ein. Wie sie jemals einen Freund kriegen soll? Keine Ahnung.

Dennoch will sie nicht aufgeben. Die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt
 

UND es gibt Tage, wo sie weiß, sie ist schon lange Tod. Solange das Leben um sie herum tobt, tobt meist auch noch etwas Leben in ihr. Doch allein in ihren Zimmer, nachts, während sie stundenlang wach liegt, einsam und allein mit ihren Leid, schreit ihre gequälte Seele um Hilfe. Schreie, die lauter sind, als die Schülerin jemals schreien könnte. Sie probiert es auch gar nicht erst. Stattdessen weint sie stundenlang in ihr Kissen bis sie sich leer und ausgelaugt fühlt. Ihr wird bewusst, dass sie niemals aus ehrlichen Herzen lachen wird. In ihrer Verzweiflung ritzt sie sich die Arme auf, so kann sie zumindest für einen winzigen Augenblick ihren seelischen Schmerz in körperlichen umwandeln. Jedoch hilft es nicht ihren Hass zu besiegen, ihren Hass gegen die Welt, gegen die Menschen, und vor allen gegen sich.

Warum ist sie so schwach?

Warum hat sie kein richtiges Talent?

Warum sind alle, ausnahmslos alle mutiger als sie?

Warum ist sie so einsam?

Warum ist ihre Brust so klein?

Sie hasst es wenn ihr zum x-ten mal jemand sagt, sie solle Lächeln. Warum soll sie den Lächeln, das Leben hat ihr kein Grund dazu gegeben, verstehen sie das nicht?! Warum sind sie nur zufrieden, wenn sie ihnen das glückliche Kind vorspielt was sie vor langer Zeit mal war.

Nur in ihrer Traumwelt findet sie etwas Frieden. In ihren Träumen ist sie stark, intelligent, erfolgreich. In ihren Träumen lebt sie.

Auf ihren ganzen Arm sind blasse Narben verteilt, Zeugnisse ihrer Verzweiflung. Keiner ihrer Freunde ahnt was davon. Sie kennen nur das fröhliche Mädchen, das ständig herumalbert, jeden zuhören kann und manchmal etwas zurückgezogen ist. Sie wissen auch nicht, wie Nadine jedes Mal zu Hause jedes einzelne Gespräch, jedes einzelne Wort noch mal wiederholt und egal was sie sagt immer zu dem Schluss kommt, sich blamiert zu haben. Ihre Kratzer rühren laut der Jugendlichen von einer kämpferischen Nachbarkatze mit der sie angeblich gerne spielt. Nadine weiß nicht, ob ihre Freunde ihr diese Ausrede abnehmen. Sie selbst hält sie für leicht durchschaubar. Aber sie macht ihren Freunden keinen Vorwurf, dass sie nicht darauf reagieren. Was sollen sie auch tun? Keine Worte der Welt könnten ihr helfen. Es sei denn, es gäbe ein Zauberwort gegen Schüchternheit. Worte können nun mal nichts verändern. Selbst ihre Eltern haben das inzwischen eingesehen. Deswegen muss sie sich auch nicht mehr zum Therapeuten quälen. Es tut ihr Leid, weil sie sieht wie auch ihre Eltern leiden, wenn sie sehen wie sie unglücklich ist
 

Die Hoffnung stirbt vielleicht zuletzt, aber irgendwann stirbt auch sie.

Es gibt keine Rettung für sie, keine Hoffnung, kein Lichtschimmer, keinen Ausweg. Ein Alptraum aus dem man nie erwacht. Die einzige Lösung scheint der Tod zu sein. Doch sie wird sich nicht umbringen, egal wie oft sie ihr noch ein, oder tausend Messer in ihr Herz rammen. Sie wird leben, ob sie will oder nicht. Der Gedanke an Selbstmord begleitet sie zwar ständig, aber die Liebe ihre Eltern hält sie am Leben. Sie glaubt nicht an eine Zukunft. Was soll sie denn studieren, wo soll sie denn arbeiten, wenn sie sich so vor dem Umgang mit Menschen fürchtet. Bis jetzt hat sie es doch auch nicht geschafft, sich irgendwo für einen Ferienjob zu bewerben, eine Tatsache für die sich tausend Ausreden vor ihren Freunden einfallen lassen muss.
 

Doch ob sie es glaubt oder nicht, sie wird eine Zukunft haben, denn sie ist nicht allein. Und eines Tages wird sie aus ehrlichen Herzen lachen. Irgendwann . . .



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Kommentare zu diesem Kapitel (16)
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Von: abgemeldet
2008-08-19T09:42:03+00:00 19.08.2008 11:42
mhh... hab grad gesehn dass du auch schreibst und mir mal dein kürzestes werk vorgenommen, da ich bald los muss (will heut nach berlin xD bissl stadt anguggn, eindrücke sammeln für das blechherz etc.)
und ich muss sagen, dein schreibstil gefällt mir ziemlich gut. die geschichte ist echt traurig, aber dennoch gut nachvollziehbar. es gibt so viele menschen die ihr ganzes leben lang schauspielern, äußerlich glücklich und innerlich zermürbt.. vor allem bei jugendlichen. deshalb find ich den letzten satz echt gut. denn auch wenn es momente gibt, in denen man sich leblos fühlt, sollte man wissen das es immer eine zukunft gibt >.<
das mit dem ritzen find ich schon krass, und ich find es ziemlich schade dass das zu so einer häufigen erscheinung bei jugendlichen geworden ist, eine freundin von mir hat das auch ne zeit lang gemacht.. das thema greift mich immer ziemlich an, weil ich es hasse zusehen zu müssen wie sich freunde solche dinge antuen.

allgemein stimmt die geschichte ziemlich nachdenklich und ich find es erstaunlich wie man in so wenig text so viele gefühle reinpacken kann ^^ ist dir gut gelungen. und ich mag das zitat :)

glg
Von: abgemeldet
2007-12-23T23:06:09+00:00 24.12.2007 00:06
Als ich mir die ersten Zeilen durch gelesen hatte, dachte ich für einen kurzen Moment „Jetzt fängst du schon das spinnen an“, weil ich die Geschichte bereits kenne. Ich habe keine Ahnung woher, aber ich kenne sie wirklich. Blacksun, ich möchte dir nichts „böses“
Unterstellen an dieser Stelle. Vielleicht hatte ich sie vor einigen Wochen gelesen und kein Kommi hinter lassen. Weiß der Geier wieso. Ich bin durcheinander, aber es ist spät +zwinker xD..

Die beste Textstelle in der Kurzstelle war […Nadine ist 17 Jahre alt.
Sie ist nicht außer gewöhnlich hübsch, aber auch nicht hässlich.
Sie ist nicht außergewöhnlich intelligent, aber auch nicht dumm.
Sie ist nicht außergewöhnlich sportlich, aber auch nicht unsportlich.
Kurzum: Sie ist der totale Durchschnitt…], weil ich auf diese sprachliche Gestaltung niemals gekommen wäre. Außer in meinen Gedichten*g*
Es gefiel mir sehr, wie du Nadine mit wenigen Worten beschrieben hast. Im Allgemeinen war die Kurzgeschichte detailliert beschrieben, aber zum Ende wirkte es gedrungen. Denn noch kommt genau das rüber, was du dem Leser vermitteln wolltest.

Deine Schreibweise gefällt mir, sie erinnert mich an irgendwen. Vielleicht sind wir beide uns schon mal begegnet +umguck oo.. hmm

Trotzdem alles Gute beim schreiben, schöne Feiertage.

Von: abgemeldet
2007-12-18T15:27:32+00:00 18.12.2007 16:27
Heyhey, is zwar scho etwas her, dass du das geschrieben hast, aba ich dacht mir, ich geb auch einfach mal meinen senf dazu, auch wennst mich nich kennst... aba eigentlich kann ich den anderen nix mehr hinzufügen... mach einfach weiter so, bist echt gut!
Von:  Diana
2007-11-09T18:01:50+00:00 09.11.2007 19:01
Omg...
die Geschichte ist richtig traurig und emotional.
Ich weiß gar nicht was ich sagen soll.
Total traurig.
Ich glaube jeder fühlt sich manchmal so, wie dieses Mädchen...
Hamma.
Weiter so.
lg
Diana
Von: abgemeldet
2007-11-09T17:57:39+00:00 09.11.2007 18:57
wow,
die geschichte ist echt super mega traurig...
voll schlimm...
kaum zu glauben, dass ihre freunde ihr das abnehmen...
aber soch möglich...manchmal schaut man eben lieber weg...
so schlimm...
Von: abgemeldet
2007-10-22T17:01:57+00:00 22.10.2007 19:01
boah, muss schon sagen, du schreibst wirklich sehr beeindruckend gut da bleibt mir die spucke weg, du bist ja ein talent sondergleichen

und die geschichte ist auch wahnsinn, super ausgearbeitet, und das Ende gibt einen auch noch Hoffnung. Bei deinen Schilderungen fühlt man sehr mit der Protagonistin und kann sich gut in ihre Lage versetzen.

mfg PriesT

PS: mal schauen, ob ich morgen die nächste Fanfic von dir anlesen kann
Von:  Seki-sesshy
2007-09-16T15:15:14+00:00 16.09.2007 17:15
wow, das ist wunderschön *total sprachlos ist*
da fühlt man sich selber angesprochen..also ich zumindestens
Von:  RaMonstra
2007-08-16T13:26:36+00:00 16.08.2007 15:26
Einige Sachen, die du hier aufgezählt hast, erkennt wahrscheinlich jeder deiner Leser in sich wieder.
Aber es ist schon traurig, wenn man es einfach nicht schafft, sich mit der Welt und ihren Menschen richtig auseinander zu setzten.

Du hast eine schöne Schreibweise ^^
Es kommen Gefühle rüber und es stellen sich fast die Nackenhärchen auf xD'
Vorallem ist alles schön flüssig zu lesen ^__^

lg Jaku
Von:  -Sushi-
2007-08-05T20:35:58+00:00 05.08.2007 22:35
Ich glaube jeder kennt einige Situationen in der das Mädel steckt und jeder hat sich da mal diese Fragen gestellt
Die Stroy ist total authentisch und gut geschrieben, sehr flüßig wie mein lehrer sagen würde, endlich weiß ich was erdamit meint XD
zuerst dachte ich sie findet sich zum schluss damit ab aber du hast ihr doch noch ein stück hoffnung gegeben find ich gut.
ich glaube man sollte sich an jedes stück hoffnung klammern und sei es noch so winzig!

LG
sushi
Von: abgemeldet
2007-07-31T10:29:06+00:00 31.07.2007 12:29
Hallöle^^
Ich finde diese Geschichte gut.
Kannst die Stimmung wirklich gut rüberbringen.
Kann mich auch irgendwie mit der Hauptperson identifizieren.
mach weiter so^^



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