One Short
Du gehst einfach weg.
Verschwindest einfach so.
Und jetzt kann ich nicht mal mehr um dich weinen.
Weil da einfach nur noch Leere ist.
Ich darf nicht mehr bei dir sein - Aber das durfte ich ja noch nie.
Hast du mich überhaupt bemerkt?
Weißt du eigentlich, wie weh das tut?
Im ersten Moment war ich einfach nur unglücklich und traurig. Ich möchte doch bei dir bleiben - Ich will ich nicht verlieren.
Und dann? War ich sauer? Auf dich?
Weil du mich immer alleine lässt?
Aber ich war ja schon immer alleine.
Und jetzt sitzt du da. Alleine auf dem Spielfeld.
In einem andern Moment hätte ich dich verstanden. Ich hab dich doch lieb. Da hättest du mir leid getan.
Aber jetzt bin ich irgendwie sauer auf dich.
Jetzt bist du auch alleine. Odert du willst es so.
Du lässt ja keinen an dich ran.
Trotzdem versuchen die Andern dir zu helfen. Versuchen dich irgendwie zu trösten.
ja, ich bin sauer auf dich. Und vielleicht auch eifersüchtig.
Du hast nie bemerkt, wenn ich traurig war. Und auch sonst niemand.
Und jetzt bin ich traurig. Weil du nicht bei mir bist.
Ich möchte nicht zu dir gehen - Wie die Anderen.
Ich möchte, dass du zu mir kommst.
Dass du bemerkst, wenn ich traurig bin. Aber das tust du nicht.
Das tust du nie.
Und deswegen bin ich sauer auf dich - Obwohl ich weiß, dass das nicht richtig ist.
Deswegen bin ich eifersüchtig. Weil alle sehen, dass du traurig bist.
Weil du da weinend auf dem Rasen sitzt und ich nur hier steh und zuschaue.
Vielleicht weil ich einfach zu feige bin. Weil ich meine Gefühle nicht so vor allen zeigen kann, wie du.
Und dabei geht es mir doch nicht anders. Hab ich es denn nur deswegen nicht verdient, bemerkt zu werden?
Und bald ist es zu spät. Dann sehe ich dich gar nicht mehr. Weil du bald weggehst.
Das ist mir in dem Moment klar geworden, als sich plötzlich das ganze Spiel gewendet hat.
Wir hatten schon so sehr mit einem Sieg gerechnet.
Klar - Selbst ein Sieg hätte uns im Abstiegskampf wahrscheinlich nicht mehr weitergeholfen. Aber jetzt ist alles aus.
So plötzlich.
Ich wüsste so gerne, was du über mich denkst.
Ich kann dich doch nicht einfach fragen.
Aber bald ist alles zu spät. Dann werde ich es nie ergfahren.
Trotzdem will ich dich nicht fragen. Und ich möchte auch nicht zu dir gehen.
Also tu ich es auch nicht.
Als du an mir vorbei gehst, zur Kabine, schaue ich dich nicht an.
Du stehst genau neben mir, mit den andern Spielern.
"Ich liebe dich."
Plötzlich schauen mich alle an.
Du auch? Hast du mich jetzt bemerkt?
Aber jetzt ist es wahrscheinlich schon zu spät.
ich drehe mich um und gehe in die Kabine.
Zieh mich schweigend um und gehe duschen.
Ich bin immer noch sauer auf dich.
Meine Tränen vermischen sich mit dem Wasser der Dusche, sodass sie keiner bemerkt.
Als ich mir später gerade mein T-Shirt überziehe, schaust du zu mir.
Du siehst, dass ich geweint hab. Das weiß ich.
Auch wenn es sonst keiner bemerkt.
Ich schaue in deine blauen Augen und wir sagen beide kein Wort.
Einen Momet sehe ich dich noch so an. Dann geh ich nach draußen.
Es regnet und ich schaue in den dunklen Nachthimmel.
Meine Haare sind noch feucht und mir ist kalt, aber das ist mir jetzt egal.
Auch meine Klamotten sind bald ganz nass.
Nach einiger Zeit stellst du dich neben mich.
Mir ist kalt und ich friere.
"Wartest du, dass ich etwas sage?"
Frage ich dich.
"Aber ich habe dir schon alles gesagt."
"Und mehr weiß ich nicht, was ich dir noch sagen müsste."
"Du gehst bald weg und ich wollte dir das nur noch vorher sagen."
Du schaust mich an und ich schweige.
Wieder weine ich, und wieder bemerkst du es. Obwohl sich meine Tränen mit dem Regen vermischen.
Du ziehst mich vorsichtig an dich. Nimmst mich in den Arm.
Mein T-Shirt klebt nass auf meiner Haut und ich zittere am ganzen Körper.
ich lege die Arme um dich und kuschel mich an deine Jacke.
Ich bin so müde und mir ist so kalt.
Irgendwann schlaf ich in deinen Armen ein.
Für diensen einen Moment durfte ich bei dir sein. Wenn auch nur diesen Moment.
