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Der 5. Hohe Rat der Bruderschaft

von

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Die Reise ins Reich der Toten

Anmutig trieb die Flying Dutchman auf dem ruhigen Gewässer des Totenreichs. Wasser lief aus den Kanonenöffnungen ab und an Deck war das laute Husten von Anne und John zu hören. Beide stützten sich mit den Armen auf den Planken ab und spuckten einen Schwall Wasser aus, den sie verschluckt hatten.

Als Anne wieder aufgestanden war, guckte sie sich um und sah, dass es außer John und ihr keinem so ergangen war wie ihnen. Die Crewmitglieder der Dutchman standen sogar da, als wäre nichts passiert. Wahrscheinlich gehörten solche Manöver für sie zu den natürlichsten Dingen, die es gab. Was soll’s, dachte Anne und nahm erst jetzt richtig ihre Umgebung wahr.

Um sie herum war eine schwere Dunkelheit. Trotzdem konnte Anne sehen, als wäre es nur dämmrig. Bloß die Farben hatten ihre Pracht verloren und man schaffte es, sie mehr zu erahnen, als sie richtig zu erkennen, da alles einen unwirklich Grauton angenommen hatte. Die Atmosphäre war düster und ließ in Anne ein mulmiges Gefühl aufsteigen. Außerdem fühlte sie sich seltsam verloren und selbst das Wasser wirkte unnatürlich. Wer es nicht genauer betrachtete, würde nichts Sonderbares feststellen, doch erst beim näheren Hinsehen, schien das Wasser zäh und schlammig zu sein. Trotzdem sah das Gewässer aus wie jedes Wasser in der Welt der Lebenden, nur dass über dem auch noch ein leichter nicht sehr dichter Nebel wabberte.
 

Etwas beklommen ging Anne zur Reling und starrte nachdenklich auf das Wasser hinaus. Im Hintergrund hörte sie John aufgeregt mit seinen Eltern reden und die Geräusche der arbeitenden Crew. Bis jetzt machte diese auf Anne einen unheimlichen Eindruck. Die meisten der Seemänner waren schweigsam mit ausdruckslosen Gesichtern, aus denen nicht das geringste Gefühl abzulesen war. Der Captain und sein Vater waren dagegen das reine Gegenteil nicht aber unbedingt sympathischer. Bei den Gedanken stöhnte Anne ärgerlich auf. Sie hatte schon wieder an die beiden gedacht, obwohl sie sie noch nicht mal wirklich leiden konnte. War ihre Sehnsucht nach einer Familie so groß, dass sie ständig an John und sein Vater einen Gedanken verlor? Dies bezweifelte das Mädchen jedoch stark und versuchte deswegen an etwas anderes zu denken.
 

Irgendwann wurde Anne langweilig. Sie hatte das Gefühl, mehr als Stunden in Gedanken versunken an der Reling verbracht zu haben. Um gegen ihre Langeweile etwas zu unternehmen, beschloss Anne sich das Schiff etwas genauer anzugucken. Doch daraus wurde nichts. Kaum war sie unter Deck, wurde sie von den unheimlich starren Blicken der Matrosen verfolgt, die Anne eine Gänsehaut bereiteten. Deshalb ging sie lieber wieder schnell nach oben, wo sie sah, dass es John ähnlich erging. Der Junge hatte versucht mit einem der Crewmitglieder ein Gespräch zu führen, woraus jedoch nichts wurde. Der Seemann ignorierte ihn einfach, bis der Sohn des Captains etwas lauter wurde. Doch John bekam keine Antworten. Er wurde lediglich ausdruckslos angestarrt, was ihm eben so unangenehm wie Anne wurde. Verärgert ließ er den Seemann in Ruhe und ging davon. Seine Laune besserte sich aber schlagartig, als er Anne sah. „Anne!“, rief er, während er auf sie zu lief. „Hast du auch bemerkt, dass man mit den Crewmitgliedern nicht reden kann?“ „Ich habe nicht versucht mit ihnen zu reden, aber diese Blicke, mit denen sie ein anstarren, die sind … irgendwie unheimlich“, entgegnete Anne. John stimmte ihr zu. Dann fiel ihm ein: „Das liegt bestimmt daran, dass sie vorher diesem Davy Jones gedient haben, das hat sie so unheimlich werden lassen. Und wahrscheinlich ist so viel Zeit bei ihrer Knechtschaft unter diesem Monster vergangen, dass selbst mein Vater ihnen nicht mehr helfen konnte.“ Bedauernd schüttelte der kleine Junge den Kopf. Anne hingegen zog eine Augenbraue hoch. Selbst wenn John recht hatte und die Crew Jahre lang bei Davy Jones eine Schuld zu begleichen hatte, hieß das noch lange nicht, dass ausgerechnet sein heldenhafter Vater ihnen helfen konnte. Nein, wahrscheinlich konnte das keiner mehr….
 

„Diese armen Seelen waren bereits verloren, als sie in die Schuld Davy Jones traten“, stellte Calypso mit einem leicht verärgerten Unterton klar. Überrascht drehten sich die beiden zu ihr. Anne bekam das Gefühl, dass sich die heidnische Göttin gerne durch ein plötzliches Auftauchen in Gespräche einmischte, doch sagte sie dazu nichts, denn dieses Mal hatte sie vielleicht sogar die gleiche Meinung wie sie selbst.

„Trotzdem trug der ehemalige Captain zu dem jetzigen Zustand seiner Crew bei“, erwiderte John leicht triumphierend, da ihm aufgefallen war, dass Calypso dies mit ihrer Aussage nicht abgestritten hatte. Doch bei den Worten des Jungen verdüsterte sich der Blick der Göttin. „Ja, das tat er!“ Es glich mehr einem Fauchen als alles anderem. „Doch stand es ihnen frei, den Tod oder Knechtschaft zu wählen…“ „Ich hätte den Tod gewählt“, erklärte John und warf sich in die Brust. „Ich weiß nicht...“, zweifelte Anne. „Wäre ich an ihrer Stelle dem Tode nah und es eine Möglichkeit gäbe, einen Ausweg zu wählen, ich glaube … ich würde dies tun…“ Der Junge sah sie ungläubig mit großen Augen an, sagte aber nichts, denn er musste zugeben, dass Annes Worte gar nicht mal so falsch waren. Trotzdem dachte er entschlossen, dass er niemals diesen Ausweg wählen würde, selbst wenn er dafür sterben müsste.
 

Nach diesem Gespräch zog sich Anne zur Reling zurück und hing wieder ihren Gedanken nach. Irgendwann, es mussten wieder etliche Stunden vergangen sein, wurde sie zu den anderen gerufen. Es ging darum, weswegen sie überhaupt die Reise ins Totenreich angetreten hatten – die Rückkehr Davy Jones.

„Gleich werden wir die Stelle erreicht haben, an der ihr Davy Jones finden werdet“, erklärte Will, wobei er versuchte, nicht allzu verachtend zu klingen. Ein Lächeln glitt über Calypsos Lippen, als sie dies hörte. „Das ist gut.“ „Aber wer wird ihn holen?“, fragte Elizabeth beunruhigt. Wieder breitete sich dieses seltsame Lächeln auf dem Gesicht der heidnischen Göttin aus und sie schaute kurz zu Anne. Diese ahnte nichts Gutes. Sie würde doch nicht etwa sie losschicken, um den ehemaligen Captain der Flying Dutchman, über den sie noch nie ein gutes Wort gehört hatte, zurückzuholen? Doch Calypsos kurzer Blick hatte ihre alles gesagt.

„Anne wird gehen“, bestimmte Calypso schließlich. Entsetzt schnappte Elizabeth nach Luft. „Das könnt Ihr nicht machen!“, fuhr sie die Göttin aufgebracht an. „Aus welchem Grund sollte Anne ganz allein durch das Totenreich gehen, um ein grausames Monster wiederzuholen?“ Erst nachdem sie die Worte ausgesprochen hatte, merkte die Piratenkönigin, dass sie sich etwas hätte zurückhalten sollen. Doch jetzt war es zu spät. „Sie wird die einzige sein, die ihn finden und wieder zurückholen können wird“, bemerkte Calypso knapp mit finsterem Blick. Dann ging sie unter Deck und ließ die anderen ratlos allein zurück.

Anne war völlig fassungslos. Sie konnte nicht glauben, was sie gerade gehört hatte. Sie wusste aber, dass es nichts gab, was ihr irgendwie hätte helfen können, die Meinung Calypsos umzustimmen. Sie, ein einfaches Mädchen mit fehlenden Erinnerungen, sollte allein im Totenreich nach einem Captain suchen, dessen Grausamkeit überall gefürchtet war. Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein! Vielleicht würde sie aber auch gleich in irgendeinem Bett aufwachen und feststellen, dass sie das alles nur geträumt hatte.

Ja, das musste es sein! Sie träumte nur. Hoffnungsvoll klammerte sich Anne an diesen Gedanken und schloss die Augen. Doch ihre Hoffnungen wurden zerstört.
 

Wenige Minuten später hielt die Flying Dutchman. Zwei Crewmitglieder schritten schweigend auf Anne zu. Das Mädchen wusste, was sie wollten und schritt langsam zurück. Sie wollte einfach nicht! Doch konnte sie nichts gegen die beiden Seemänner ausrichten. Sie packten die sich wehrende und zappelnde Anne einfach an den Armen und schleiften sie zum Ruderboot. Im Vorbeigehen flüsterte Calypso, die wieder an Deck gekommen war, ihr noch zu: „Achte immer auf den Weg in deinen Gedanken, Anne.“ Verwirrt starrte Anne die Göttin an und vergaß sogar für einen kurzen Moment ihren Widerstand. Erst dann nahm sie wahr, dass Will seiner Crew verzweifelt Befehle entgegen brüllte, sogar versuchte Anne aus ihrer Gewalt zu befreien, was er aber nicht schaffte. Er war machtlos gegen die beiden, welche dabei waren das Mädchen ins Ruderboot zu setzen und dieses ins Wasser zu lassen.

Anne hatte, nachdem sie im Ruderboot saß, ihren Widerstand aufgegeben. Es war zwecklos. Am Ende würde nur einer zu schaden kommen, der mit der ganzen Sache nichts zu tun hatte und das wollte sie nicht.

Das Boot war fast im Wasser, als John plötzlich zur Reling schoss. Der Junge wich geschickt den Griffen seines Vaters aus, der ihn zurückhalten wollte, kletterte flink über die Reling und sprang zu Anne ins Ruderboot hinein. Überrascht sah sie ihn an, kam aber nicht dazu ihn zu fragen, warum er das getan hatte, da Elizabeth von der Flying Dutchman herab panisch rief: „Oh mein Gott, John! Komm sofort wieder hoch!“ Auch Will forderte ihn auf, wieder an Bord der Schiffes zu gehen, doch John erwiderte: „Vater, Mutter es tut mir Leid, aber ich werde Anne begleiten und ihr dabei helfen, Davy Jones zurückzubringen!“ „John, es ist jetzt nicht der Zeitpunkt heldenhaft zu sein! Bitte komme sofort wieder zurück!“, befahl Will verzweifelt, der sich so unglaublich hilflos vorkam. „Es ist bereits zu spät.“ Wie aus dem Nichts war Calypso an Wills und Elizabeths Seite getreten. „John wird erst zurückkommen können, wenn die Seele Davy Jones gefunden sein wird. Das gleiche gilt auch für Anne.“ Mit einer Mischung aus Wut und Unglauben starrte Will sie an. „Das kann nicht sein! Ich bin Captain dieses Schiffes und meine Aufgabe ist es, mich um die Seelen der auf See Verstorbenen zu kümmern. Ich bin hier derjenige, der die Macht dazu hat, Befehle im Totenreich zu erteilen.“ Calypso schaute ihn mit einem leicht bedauernden Lächeln an. „William Turner, du solltest wissen, dass ich diejenige war, die einst Davy Jones die Macht über das Totenreich gab. Nicht nur er oder sein Nachfolger sondern auch ich selbst habe hier Macht.“ Der Captain des Schiffes war sprachlos und in seiner Hilflosigkeit schlug er wütend auf die Reling.
 

Währendessen begannen John und Anne auf die Stelle zu zurudern, bei der ein seltsames Licht schimmerte und wo sie vermuteten, Davy Jones vorzufinden.

„Warum hast du das gerade getan“, fragte Anne, als sie sich nicht mehr zurückhalten konnte. „Warum bist du zu mir ins Boot gesprungen und hast dich dem Befehl deines Vaters widersetzt?“ „Na weil ich dir helfen wollte“, erklärte John selbstlos wie er war. Anne hätte am liebsten entnervt gestöhnt und die Augen verdreht, was sie dann doch bleiben ließ. Denn eigentlich meinte John es ja nur gut und insgeheim musste sie zugeben, dass sie ziemlich froh war, nicht allein im Totenreich herumirren zu müssen.

„Weißt du schon, wie du Davy Jones finden wirst?“, fragte John neugierig. Anne zuckte mit den Achseln. „Ich bin mir nicht sicher, aber Calypso sagte, ich solle einfach dem Weg in meinen Gedanken folgen. Ich weiß leider nur nicht, was sie genau damit gemeint hat.“ „Hmm...“, kam es von dem Jungen. Dann schien er zu einer Erkenntnis gekommen zu sein. „Das wirst du wahrscheinlich erfahren, wenn wir das Boot nicht mehr benötigen.“ Anne nickte. „Ich hoffe es.“ Danach ruderten beide schweigend weiter.
 

Irgendwann lief ein Ruck durch das Ruderboot. Sie mussten wohl auf Grund gelaufen sein. Auch wenn es John und Anne widerstrebte nur einen Schritt in dieses unheimliche Gewässer zu setzen, blieb ihnen gar keine andere Wahl. Vorsichtig stieg Anne aus. Das Wasser reichte ihr fast bis zu den Knien und es war eiskalt. Kalt wie der Tod. Bei dem Gedanken lief ihr unwillkürlich ein Schauer über den Rücken. Denk jetzt nicht an so etwas!, ermahnte sie sich in Gedanken. Denk an etwas Schönes!

John schien sich ebenfalls außerhalb des Ruderbootes unwohl zu fühlen. Nur dass das Wasser ihm sogar bis über die Knie ging. „Lass uns schnell das Boot an Land ziehen - oder was das auch immer sein mag“, sagte er leicht hektisch. Anne konnte ihm nur zustimmen und zog gemeinsam mit ihm das Boot auf den festen Grund. Sie war sich nicht sicher, ob man diesen festen Boden unter ihren Füßen wirklich Land nennen konnte oder was das überhaupt genau war, denn aufgrund der immer noch herrschenden Finsternis ließ sich in dem dämmrig erscheinenden Licht schwer sagen, was das war, worauf sie standen. Aber so genau wollten sie das gar nicht erst wissen.
 

Das Licht, welches Anne und John geglaubt hatten zu sehen, war in Wirklichkeit ein blutrotes pulsierendes Schimmern in der Finsternis. John nahm dies als erster wahr, nachdem sie das Ruderboot außer Reichweite des Gewässers gezogen hatten. Etwas verängstigt krallte er sich an Anne. „W-Was ist d-d-de-denn das?“, stammelte er verschreckt. Dem Mädchen war dieses unheimliche Leuchten, das hin und wieder pulsierend aufleuchtete, auch nicht ganz geheuer, doch hatte sie fast mit etwas derartigem gerechnet. „Ich weiß es nicht“, gab Anne zurück, „aber ich denke, es wird uns nichts anhaben, deshalb lass uns das tun, weshalb wir eigentlich hier sind.“ Kaum hatte sie dies gesagt, ließ John sie schlagartig los und fing an den tapferen Helden zu spielen. „Ja, der Meinung bin ich auch.“ Er ließ ein nervöses Lachen von sich hören. „Und du musst dir keine Sorgen machen, Anne. Im Ernstfall werde ich dich beschützen!“ Diese Aussage war typisch für John, wo er sich doch jetzt immer so aufspielen musste und Anne konnte gar nicht anders, als genervt die Augen zu schließen.

Und da sah sie es plötzlich. In ihren Gedanken begann langsam ein strahlender Pfad aufzuleuchten. Erstaunt riss Anne die Augen wieder auf und der Pfad verblasste. Als sie ihre Augen erneut schloss, konnte sie ihn wieder klar und deutlich erkennen.

„Ich glaube ich kenne nun den Weg, den wir gehen müssen“, murmelte Anne mit geschlossenen Augen. John schien etwas verwundert darüber zu sein, so genau konnte sie das jedoch nicht beurteilen, da sie ihn nicht sah und sich ganz auf den Pfad in ihren Gedanken konzentrierte. „Folge mir einfach“, sagte Anne und ging los. „Warte auf mich!“, rief John ihr hinterher und rannte zu ihr. Unsicher und etwas ängstlich guckte er sich immer wieder um. „Mir gefällt es hier überhaupt nicht“, meinte er mit einem Zittern in der Stimme. Dies veranlasste Anne ihre Augen wieder zu öffnen, denn ihr war sehr unwohl zumute, wenn sie daran dachte, dass sie ohne etwas zu sehen durch das Totenreich lief. Sie bemerkte noch nicht einmal, was um sie herum geschah, wenn sie weiterhin mit geschlossenen Augen dem Pfad folgte. Deshalb versuchte sie mal die Augen zu schließen, sich die Richtung zu merken und mit offenen Augen wieder weiterzugehen. Es war kompliziert aber es dauerte nicht lange und sie hatte den Dreh raus. Ihr war bewusste, dass es für John komisch aussehen musste, da sie ihm nichts von dem Pfad in ihren Gedanken erzählt hatte, was sie aber auch nicht vorhatte.

Je weiter die beiden ins Totenreich vordrangen, desto unheimlicher wurde es. Und auch John schien längst nicht mehr so mutig und selbstsicher zu sein, wie am Anfang. Er wurde nervig, benahm sich sogar fast wieder so, wie Anne ihn kennen gelernt hatte, nur dieses Mal war der Junge viel zu ängstlich und nervös, um sich normal benehmen zu können.
 

„Anne, bist du sicher, dass wir immer noch auf dem richtigen Weg sind?“, fragte John sie wohl nun zum hundertsten Mal. „Ich weiß es immer noch nicht!“, gab Anne gereizt zurück. Obwohl John gerne den selbstlosen Beschützer spielte, hatte er sich nun wie ein kleines verängstigtes Kind an ihr Handgelenk geklammert und stellte immer wieder dieselbe Frage. Nur woher sollte Anne wissen, ob sie hier richtig waren? Schließlich sah das Totenreich überall gleich aus: eine beklemmende Düsternis. Das einzige, was ihr hier half sich zu orientieren, war der leuchtende Pfad in ihren Gedanken, der merkwürdig verschlungen war und sie immer mehr verunsicherte. Hinzu kam, dass es überall gleich aussah und Anne dazu brachte, sich nicht mehr sicher zu sein, wirklich den richtigen Weg zu gehen. Auch John machte die Situation mit seiner nervigen Fragerei nicht wirklich besser.

Mittlerweile waren die beiden schon so weit vorgedrungen, dass Anne die Anwesenheit der Seelen immer deutlicher spüren konnte. Zwar konnte sie sie nicht sehen, dafür aber umso besser fühlen. Es war schrecklich. Ein einziges Chaos aus Verzweifelung, Qual, Wahnsinn, Schmerz, Trauer und Leere.

Doch plötzlich merkte Anne eine Präsenz mit sehr ausgeprägten Empfindungen, die, je näher sie der Seele kamen, immer stärker wurden. Dann erlosch der leuchtende Pfad in ihren Gedanken.

Erschrocken keuchte Anne auf, denn eine unglaubliche Welle an Gefühlen hatte sie überrollt, zurück blieb nur noch Kälte und Leere.

Als Anne einen verstohlenen Blick zu John warf, um zu sehen, ob er auch das alles wahrnahm, sah sie, dass er überhaupt nichts zu bemerken schien. Wahrscheinlich drehte sich in seinem Kopf alles um ihn selbst und seinen Vater sowie die Heldengeschichten, die er ihm bei seiner Rückkehr erzählen konnte. Dabei musste das Mädchen an den Ausdruck in Calypsos Augen denken, wenn die heidnische Göttin einen der beiden angeschaut hatte. Das war zwar selten passiert, doch diese seltsame Mischung aus Verachtung, Trauer, Hass und Resignation, die in ihrem Blick gelegen hatte, konnte sich Anne beim besten Willen nicht erklären. Vielleicht aber würde sie dies bald können.
 

„Anne!“, hörte sie John auf einmal flüstern. „Siehst du das auch dahinten? Diesen Schatten?“ Angestrengt starrte sie in die angegebene Richtung und was sie da sah, würde sie ihr Leben nie vergessen. Ein Schatten so schwarz und düster, dass er sich deutlich von der Düsternis und dem winzig gewordenen roten Pulsieren abhob, war wenige Schritte von ihnen entfernt. Das Merkwürdige an ihm war jedoch, dass sich seine Form oder auch Gestalt zu ändern schien. Beim näheren Hinsehen glaubte Anne zu sehen, wie sich die linke Hand grotesk verformte, ja einer Krabbenschere glich. Auch da, wo sich ein Bart befinden könnte, war sie sich sicher, dass sich je nach Form etwas bewegte. Unwillkürlich lief ihr ein Schauer über den Rücken. Dabei nahm sie wahr, dass von diesem Wesen, dieser Seele, diese unheimliche Kälte und schreckliche Leere ausging. Und dann traf es Anne wie der Schlag. Sie wusste wen sie da vor sich hatten - den ehemaligen Captain der Flying Dutchman, Davy Jones. Doch wer da vor ihnen stand und das wurde ihr in diesem Moment klar, war nicht mehr der einst so berüchtigte grausame Teufel der Meere, sondern nur noch ein Schatten seiner Selbst.
 

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Tadaaa hier ist Kapitel 11 und Davy Jones tritt da ja doch noch nicht wirklich auf-_-

Aber dafür wird's im nächsten Kapitel richtig gut(finde ich zumindest)^-^

Zu diesem Kapitel habe ich nicht viel zu sagen, außer vielleicht, dass ich da Totenreich ein wenig "abgeändert" habe. Eben so wie ich es mir vorstelle.

Dann wäre da noch die Frage, ob sich jemand danken kann was es mit Davys wechselnder Gestalt auf sich haben könnte.

Hoffe euch gefiel das Kapitel^^
 

Davy-Jones



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Scriabin
2008-02-02T16:46:56+00:00 02.02.2008 17:46
Wirklich tolles Kapitel. ^^
Also ich fand deine eigene Beschreibung vom Totenreich ebenfalls sehr interessant und gut beschrieben.
Freumich schon wenns weiter geht und...hoffentlich bleibt Davy Jones kein Schatten seiner Selbst. xDD

Lg DJL ^.~
Von: abgemeldet
2008-01-27T11:23:17+00:00 27.01.2008 12:23
gutes Kapitel
Davy Jones ist also eine Schatten seiner Selşbst geworden. Ich frag mich mal ob er das auch bleiben wird wenn er den Todesreich verlassen hat.
lg, bye
kittykatty
Von:  Melodya
2008-01-26T15:12:37+00:00 26.01.2008 16:12
also ich fand deine bescreibung vom Totenreich uch ser interressant... ich bin mal gespannt, wie es weitergeht...
qachja, kann es irgendwie sein, das anne john net so arg mag? kam mir nämlich manchmal so vor...?
oder ich hab da was falsch interpretiert...*grübel*

grüssle
angel
Von:  BunteRegentropfen
2008-01-25T21:16:49+00:00 25.01.2008 22:16
Hey...
Ich finde dieses Kapitel sehr gut und es macht überhaupt nichts das du das Totenreich anders gestaltet hast. Was ich glaube ist das: Das Totenreich ist für jeden anders. Es soll ja eine Qual für jede Seele sein, also wird es auch für jeden anders sein. So seh ich das. Ich hoffe das Davy Jones umgänglicher ist, obwohl er das immer war (meine Auffassung).
Hm ich lass mich einfach überraschen wie es weiter geht und warum, wie, was ist!!!

Bye XXX


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