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Harry Potter und das Medaillon der Vampire

Fortsetzung zu "Harry Potter und das Haus des Phönix"
von

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Dracos Brief

Danke devillady für den Kommi. Hier wieder, extra für dich (als hätte ich noch andere Leser^^), das nächste Kapitel!
 

Dracos Brief
 

Alle DA-Mitglieder waren bereits anwesend, als Harry am Freitagnachmittag in den Raum der Wünsche trat. Dean stritt sich mit Susan Bones über irgendetwas. Terry saß wie so oft in einer der hinteren Ecken und betrachtete die Gruppe schweigend. Seit dem Tod seiner Eltern war er sehr viel ruhiger geworden und nahm, von sich aus, nur selten Kontakt zu den anderen Schülern auf.

Neville und Luna wiederholten den Protego, den der Phönixhausschüler immer besser beherrschte und eine Gruppe Viertklässler schien den Unterricht der letzten Wochen durchzudiskutieren. Doch als die Tür sich hinter Harry schloss, wurde es rasch still und die Schüler bildeten beinahe automatisch einen Sitzkreis.

Harry hielt sich nicht lange bei der Begrüßung auf und ging sofort zum Vorhaben dieser Stunde über: dem Vincolo-Zauber. Einen Fluch mit dem man einen Gegner fesseln konnte. Doch noch bevor er ausgesprochen hatte, wurde er von Lavender Brown unterbrochen.

"Was hast du vor, gegen die Vampire zu unternehmen?"

"Das wird Flitwick uns in absehbarer Zeit in seinem Unterricht beibringen", verteidigte Harry sich. "Ich habe keine Ahnung von der Verteidigung gegen Vampire."

"Flitwick wird uns lediglich Bannflüche beibringen, damit wir sie uns vom Hals halten können", warf Hermine ein. "Aber er wird uns nicht zeigen, wie man sie tötet."

"Die Bannflüche reichen doch!", sagte Harry und er spürte seine alte Wut in sich hoch steigen.

"Nein, wird es nicht", sagte Hermine. "Man kann mit Hilfe dieser Flüche die Kreaturen auf Abstand halten, aber halt nur für begrenzte Zeit. Der Fluch schwächt zu schnell ab oder die Vampire umgehen ihn. Vor allem wird ein Vampir, der einst ein Zauberer war, den Fluch ohne Probleme brechen können."

"Ich weiß dass du gerne den Corpus Inflamare mit uns üben möchtest", sagte Harry aufgebracht, "Aber es macht keinen Unterschied... töten bleibt töten, und das werden wir sicher nicht üb..."

"Harry!" schrie Hermine und baute sich entschlossen vor ihrem Freund auf. "Du weißt nur zu gut, was auf dem Spiel steht."

"Der Flammenfluch ist zu gefährlich", schrie Harry zurück. "Was ist, wenn etwas schief geht? Wenn du Snape gesehen hättest, würdest du anders denken!"

"Ich habe Simon brennen sehen, aber wir sind hier in einem geschützten Rahmen und alle hier beherrschen den Abwehrzauber dafür!"

"NEIN, und das ist mein letztes Wort!"

"Irgendwann musst du töten, ob du willst oder nicht! Oder willst du uns alle in Verderben rennen lassen.", schrie Hermine aufgebracht. Daraufhin stockte Harry. ‚Sie hat das jetzt nicht wirklich gesagt. Das... Das hat sie nicht... nein.' schoss es ihm in den Kopf, doch ein Blick auf die unzähligen Schüler, die den Streit verfolgten reichte aus, um zu erkennen, dass sie die beiden geschockt anstarrten, ganz besonders Harry. Hastig griff er nach Hermines Robe und zerrte sie durch die Tür in den Gang hinaus.

"Na super", zischte Harry kühl. "Wie willst du denen da drin deine Aussage erklären?"

"Es ... es tut mir Leid", sagte Hermine verunsichert und wagte es kaum den Blick Harrys standzuhalten. "Ich weiß, dass ich das nicht hätte sagen sollen, aber meinst du nicht auch, dass du dich so langsam damit auseinandersetzen musst?"

"Hermine, das ist eine Sache, die nur mich etwas angeht und sonst niemanden", sagte Harry weiterhin sehr abweisend. "Es war ein Fehler, dass ich es euch überhaupt gesagt habe." Damit wandte sich der Slytherin von dem Mädchen ab und betrat den Raum der Wünsche.

"Das war's", sagte Harry matt. "Die Sitzung ist für heute beendet." Fassungslos starrten sie den Jungen an. Sie hatten mit einer Erklärung gerechnet, doch Harry verließ, ohne ein weiteres Wort zu sagen, den Raum. Ginny rannte hinter ihm her und holte ihn am Ende des Ganges ein, doch Harry wies sie unfreundlich ab und erhöhte sein Schritttempo.

Nur wenig später betrat er den Slytheringemeinschaftsraum, schenkte aber wie so oft den anwesenden Slytherins keine Beachtung und verzog sich in seinen Schlafsaal.

"Was ist dir diesmal über die Leber gelaufen?", fragte Theodor ruhig, der immer noch in seiner mit Schlamm überzogenen Quidditchkleidung da stand.

"Unwichtig", murmelte Harry, der Nott im ersten Moment gar nicht gesehen hatte. "Was ist mit dir passiert?"

"Ach, nur vom Besen gefallen", sagte Theodor und schälte sich aus der nassen Kleidung. "Nichts Ernstes." Die beiden unterhielten sich eine Weile über Belangloses und gingen später noch in den Slytheringemeinschaftsraum, da Theodor sich dort mit Dora treffen wollte.

Der Gemeinschaftsraum war voller Schüler und in der Ecke stand ein Kessel, von dem der altbekannte Kohlgeruch des Verwirrungstrankes ausging. Auch wenn es Harry nicht sonderlich gefiel, einen Trank von Draco zu trinken, schickte er Theodor los, um für jeden von ihnen einen Becher zu holen.

Der Trank schmeckte süßlich, nach Himbeeren und Schokolade, doch er hatte einen leicht bitteren Nachgeschmack und die Wirkung war erstaunlich. Schon nach einem Becher fühlte er die wohlige Wärme, die seinen Körper durchflutete und zufrieden, die Sorgen vergessend, sank er in seinen Sessel.

Nach einem zweiten Becher, den Theodor geholt hatte, war Harry derart müde und schlapp, dass er sich nur noch mit Mühe in sein Bett schleppen konnte. Irgendwas hatte Draco an dem Trank verändert, doch das beunruhigte Harry kaum, denn er hatte kräftig zugelangt und es war nicht das erste Mal, dass man an diesem Trank herum gefeilt hatte, um die Wirkung, oder den Geschmack zu verbessern. Ohne sich umzuziehen, ohne an die DA zu denken, oder sonst irgendeinen anderen klaren Gedanken zu fassen, schlief Harry ein.
 

***
 

Feuer erleuchtete die Nacht und ließ die Häuser in einem bizarren Licht erstrahlen. Zahllose Muggel flüchteten sich, um Hilfe schreiend aus den brennenden Häusern. Harry hätte am liebsten seine Augen zugemacht, doch er konnte nicht. Unzählige schattenhafte Personen bewegten sich in der fast taghellen Umgebung. Die Menschen stürzten auf den Boden und ihr Blut schien die ganze Straße rot zu färben. Überall lagen verletzte Menschen. Eine Frau in weißem Nachthemd trat in den Vordergrund des entsetzlichen Schauspiels. Sie betete und schrie in Panik, während sie von einem Schatten zu Boden gerissen wurde. Ihr Schrei ging in ein entsetzliches Gurgeln über und jeder Widerstand in ihr brach. Es wurde still, nur das Knistern des Feuers war zu hören. Harry wollte schreien, nichts sehen und nichts hören und endlich aufwachen.

Harrys Narbe brannte auf seiner Stirn. Der Traum wurde rasch dunkler und die Vision wurde immer schwächer... Harry erwachte in seinem Himmelbett. Keuchend nach Luft ringend, setzte er sich auf.

"Alles OK, Harry", fragte Theodor verschlafen.

"Ich weiß nicht", sagte Harry immer noch außer Atem, der Schmerz seiner Narbe nahm nicht ab. Theodor zog Harrys Vorhänge beiseite und der schwache Schein einer Kerze blendete den Jungen.

"Du hast geschrieen wie am Spieß", sagte Nott müde. "Ich könnte wetten, dass alle wieder wach sind." Harry winkte ab. Der Schmerz auf seiner Stirn war unerträglich und die Bilder, die er gesehen hatte, waren nicht aus seinem Kopf zu verbannen und bereiteten ihm zusätzlich starke Kopfschmerzen.

"Lass mich in Ruhe, Theo ... bitte", wisperte Harry schwach und der Angesprochene ließ den Vorhang fallen und es wurde augenblicklich wieder dunkel. Harry überlegte einen Moment, was das Ganze zu bedeuten hatte, aber egal wie er es drehte und wendete, Harry kam zu keinem Ergebnis. Irgendetwas Schlimmes war passiert. Der Junge rieb mit der Hand über seine Narbe, doch er konnte sich nicht gegen den Schmerz wehren. Voldemort war wütend, sehr wütend und nur mühsam kämpfte Harry gegen das Verlangen, herauszufinden, warum das so war. Der Schwarzhaarige stand auf. Im Schlafsaal war es wieder dunkel und Harry tastete nach der Tür und eilte aus dem Schlafsaal. Er musste zu Dumbledore, auch wenn er ihn aus dem Schlaf riss. Dies war eine Angelegenheit, die nicht bis zum nächsten Tag warten konnte.

"Schokoladenpralinés", murmelte er als er den Wasserspeier erreicht hatte. Er rannte die Wendeltreppe hinauf und als die Bürotür auftauchte, war er froh, als er den sanften Lichtstreifen unter dem Türschlitz erblickte. Ohne anzuklopfen stürmte er in das Büro seines Schulleiters. Professor Dumbledore saß an seinem Schreibtisch und war in ein paar Pergamente vertieft. Doch als der junge Slytherin hereinkam, sah er überrascht auf. Harry erklärte hastig, was er gesehen hatte und ohne zu zögern oder etwas zu sagen, ging der Schulleiter zu Fawkes, der einen Moment später verschwand. Außerdem kritzelte er in aller Hast etwas auf ein kleines Pergament und band dies an einen Steinkauz, den er sofort auf die Reise schickte.

"Danke Harry", sagte Dumbledore beunruhigt. "Hoffen wir, dass das Ministerium das Schlimmste verhindern kann. Möchtest du jetzt vielleicht ein Zitronenbrausebonbon?" Der junge Slytherin nickte und nahm sich einen. "Alles OK mit dir?", fragte Dumbledore, der inzwischen wieder etwas ruhiger war.

"Ich denke schon", antwortete Harry. Es entsprach nicht der Wahrheit, da das Pochen in seiner Narbe nicht ganz nachgelassen hatte und auch die Kopfschmerzen waren noch nicht ganz erloschen. "… Ich gehe davon aus, dass das Schlimmste nicht mehr zu verhindern ist."

Dumbledore zeigte ein gezwungenes Lächeln.

"Harry, vielleicht solltest du jetzt besser in deinen Gemeinschaftsraum zurückkehren. Ich gehe besser im Ministerium nachsehen, wie sich die Dinge entwickeln." Harry nickte verständnisvoll und trottete wesentlich langsamer, als er gekommen war, zurück zu seinem Gemeinschaftsraum. Er ließ sich auf einem Sessel vor dem Kamin nieder und starrte abwesend ins Feuer. Er würde gerne mit Hermine oder Ginny über das Gesehene reden, doch seine Freunde waren für diesen Moment unerreichbar.

Leise Schritte ließen Harry aufhorchen, doch er sah nicht auf. Es interessierte ihn nicht, wer durch den Vorhang in den Gemeinschaftsraum kam. Die Schritte näherten sich und im Augenwinkel erkannte Harry eine schattenhafte Gestalt, die sich an einem Tisch niederließ. Nun wagte Harry doch einen Blick, obwohl die Schmerzen in seinem Kopf noch nicht ganz aufgehört hatten und die Bewegung schmerzte.

Es war Draco Malfoy, der einen Brief öffnete. Der blonde Slytherin schien Harrys Anwesenheit nicht zu bemerken und las sein Pergament sehr aufmerksam durch. Harry drehte sich wieder zum Feuer um, doch als es plötzlich aus Dracos Richtung heller wurde, zwang er sich, wieder zu ihm hinüber zu sehen.

Der Brief lag brennend auf dem Tisch und in dem Moment als Draco sich umdrehte und sich die Augen der beiden trafen, brannte der Schmerz in Harrys Narbe erneut auf. Es war wie eine Gewissheit, die Harry am liebsten nicht gehabt hätte, aber sie ließ keinen Zweifel an der Identität des Absenders.

"Potter", sagte der Blonde kühl. "Was treibst du dich um diese Zeit hier herum?" "Das geht dich nichts an."

"Wieder Alpträume gehabt, was?", setzte Draco verächtlich hinzu. "Das nächste Mal solltest du einen Schweigezauber um dein Bett legen... Was war es diesmal? Angst vor den Vampiren?"

Der ehemalige Gryffindor verließ wortlos und schnellen Schrittes den Gemeinschaftsraum.

Er warf sich auf sein Bett und starrte gegen den Himmel. ‚Wenn Draco tatsächlich, wie Harry es vermutete, einen Brief von Voldemort erhalten hatte, dann...' Harry wollte sich nicht wirklich ausmalen, was darin gestanden hatte, denn die Androhung, dass der blonde Slytherin eines Tages in der Lage war, ihm einen Portschlüssel unterzujubeln, war schon schlimm genug.

Was wollte Voldemort von Draco? Harry dachte eine Weile über den Brief nach, doch je mehr sich seine Gedanken darum rankten, umso fester glaubte Harry daran, dass Draco tatsächlich eine Bedrohung für ihn darstellte. Im Schlafsaal war es bis auf ein paar Schnarcher von Crabbe ruhig. Der blonde Slytherin war noch nicht wieder zurückgekehrt, deshalb zog Harry die Karte des Herumtreibers zu Rate, um sich zu vergewissern, ob Draco noch immer im Gemeinschaftsraum war. Unruhig schien er vor dem Kamin hin und her zu gehen. Draco war alleine und auch in den übrigen Schlafsälen regte sich nichts.

Harry brannte es unter den Nägeln herauszufinden, was Draco plante, konnte allerdings keine Möglichkeit finden, diesen Plan in Erfahrung zu bringen. Außerdem spukte noch immer sein Traum in Harrys Kopf herum.

Eine Weile dachte Harry darüber nach, ob es nicht eine Verbindung zwischen den beiden Dingen gab und wie wichtig die Rolle des ‚Unbekannten' in diesem Spiel tatsächlich war. Aber auf die unzähligen Fragen, die ihm in seinem Kopf herumschwirrten, fand er einfach keine Antwort, keinen logischen Zusammenhang.

Hermine könnte ihm helfen. Sie vermochte es immer, solche verdeckten Verbindungen aufzuspüren und doch, je mehr Harry darüber nachdachte, wollte er sich nicht wirklich an Hermine wenden. Sie hatte sein Vertrauen ausgenutzt und sein Geheimnis in Ansätzen verraten. Unruhig sah er noch einmal auf die Karte. Draco bewegte sich nicht mehr, saß oder stand nun reglos im Gemeinschaftsraum, aber er war zumindest noch da.

Ohne darüber nachzudenken, zog Harry den Vorhang von Theodors Bett beiseite. Der Slytherin drehte sich, vom einfallenden Lichtschein gestört sofort ab und murmelte etwas Unverständliches, doch als Harry eine Hand auf seine Schulter legte und ihn leicht schüttelte, erwachte der junge Mann halbwegs und blinzelte Harry verschlafen an.

"Bist du wach?", flüsterte Harry.

"Wie spät ist es?", murmelte Theodor undeutlich.

"Halb fünf", antwortete Harry flüsternd. Theodor wandte sich wieder von Harry ab und ließ sich stöhnend in sein Kissen zurückfallen.

"Dann lass mich schlafen", brummte er. "Wir können morgen..."

"Nein Theo, du musst herausfinden was Draco macht", drängte Harry beharrlich weiter und vergaß beinahe das Flüstern. "Er hat einen Brief von Voldemort bekommen."

"Wie kommst du darauf?", sagte Theo jetzt hellwach und saß augenblicklich aufrecht in seinem Bett.

"Das tut nichts zur Sache", winkte er ab. "Draco ist seitdem im Gemeinschaftsraum und ich will wissen, was er macht."

"Und? Soll ich jetzt in den Gemeinschaftsraum gehen und…", Theodor zögerte. "Und… und was genau tun?" Das war eine sehr gute Frage, auf die Harry nur leider keine Antwort hatte.

"Ich weiß nicht", gab Harry zu. "Wir müssen jedenfalls dringend rauskriegen, warum Voldemort eine Eule an Draco schreibt..." Bei dem Namen des dunklen Lords zuckte der Slytherin kaum merklich zusammen und sein Blick glitt ziellos durch den dunklen Schlafsaal.

"Ich werde es wohl kaum aus ihm herausbekommen", sagte Theodor. "Und selbst, wenn es was ganz Wichtiges ist, werde ich nichts riskieren."

"Das musst du auch nicht", beruhigte Harry ihn. "Wir finden vielleicht andere Wege, ihn auszuspionieren. Erst mal sollten wir versuchen, Draco nicht aus den Augen zu lassen."

"Was sollte Draco denn ganz alleine im Gemeinschaftsraum anstellen, wenn er überhaupt noch da ist?"

"Keine Sorge, das ist er", sagte Harry und vergewisserte sich mit einem flüchtigen Blick auf die Karte, den Theodor aber nicht bemerkte. Theodor schwang die Beine aus dem Bett und warf sich hastig einen Morgenmantel über. In seinen Augen konnte Harry noch immer eine latente Furcht erkennen, auch wenn Nott sich das nicht anmerken lassen wollte.

"Ach, noch was", hielt Harry Theodor kurz zurück. "Er darf nicht misstrauisch werden! Und... sei bitte vorsichtig." Der andere Junge nickte ein weiteres Mal, steckte seinen Zauberstab in die Tasche und war einen Moment später mit einem Buch in der Hand Richtung Gemeinschaftsraum verschwunden.

Harry setzte sich auf die Bettkante seines Bettes und verfolgte den Slytherin aufmerksam auf der Karte der Rumtreiber. Theodor ging geradewegs in den Gemeinschaftsraum. Sogleich bewegte sich Draco direkt auf Theodor zu. Harry fand es sehr schade, dass er keine Chance hatte, das Gespräch der beiden mitzubekommen. Doch schon wenig später, sah er, wie Draco wieder an seinen Platz zurückkehrte, wo er vorher schon eine ganze Weile reglos gestanden, oder wahrscheinlicher, gesessen hatte, während Theodor sich in eine andere Ecke zurückzog und wahrscheinlich in seinem Buch las.

Harry saß eine Weile über der Karte, doch in Anbetracht dessen, dass sich absolut nichts im Gemeinschaftsraum regte, war dieses Unterfangen sehr ermüdend und seine Gedanken schweiften ein weiteres Mal ab. Wieder grübelte Harry darüber nach, was das alles zu bedeuten hatte; die Vision, der Brief, der Unbekannte,… und natürlich musste er darüber nachdenken, wie es möglich wäre, Draco unbemerkt auszuspionieren. Keiner der Slytherins, mit denen Harry sich regelmäßig traf, kam für diesen Auftrag in Frage.

Sehr viel später folgte Harry dem blonden Slytherin, mit einigem Abstand, in die Große Halle zum Frühstück. Ohne zu zögern, ging er allerdings zum Gryffindortisch, wo er sich auf den leeren Stuhl neben Ginny niederließ. Sein Blick war starr auf den Slytherintisch gerichtet und einem Moment blieben seine Augen auf die Zwillinge gerichtet, die wieder einmal miteinander stritten.

"Was starrst du die ganze Zeit da rüber, hast du nicht bemerkt, dass du...", fing Ginny an, wurde aber sogleich wieder von Harry unterbrochen. In Kurzfassung erzählte er ihr von Dracos Brief.

"Geh zu Dumbledore", riet sie ihm.

"Dumbledore ist nicht da", winkte Harry ab. "Er ist im Ministerium. Ich gehe zu Hermine, wir müssen eine Art Plan erstellen. Warte bitte hier und lass Malfoy möglichst nicht aus den Augen."

Harry erhob sich wieder und ging rasch zum Phönixhaustisch hinüber. Doch bevor er Hermine erreichte, hielt er inne. Er konnte deutlich die misstrauischen Blicke einiger Schüler spüren, die auf ihn gerichtet waren. Ihm kam Hermines Verrat wieder in den Sinn. Es hatte sich also schon herumgesprochen, dass Harry töten musste, um irgendetwas zu verhindern. Vielleicht dachten einige sogar intelligenterweise an Voldemort, doch taten sie nichts weiter, als leise miteinander zu tuscheln, und ihn mit scheinbar wissenden Blicken anzustarren. Entschlossen trat er an den Tisch und bat Hermine mitzukommen.
 

***
 

Am frühen Nachmittag hatte Harry eine kleine Gruppe Schüler zusammen, die er für vertrauenswürdig genug hielt, Draco zu beschatten. Eine Person allein wäre schließlich zu auffällig gewesen und da Hermine, Ginny oder Ron nicht in Slytherin spionieren konnten, hatte Harry auch Theodor und Dora dazu gebeten, während Claire keine zwei Tische von Draco entfernt in der Bibliothek saß und den blonden Slytherin schon beschattete.

"Warum glaubst du, dass Draco etwas mit dir vorhat?", fragte Dora interessiert.

"Ich weiß es nicht bestimmt", antwortete Harry. "Es ist nur ein Verdacht."

"Vielleicht benutzt Voldemort Draco ihn als Spion", mutmaßte Theodor leise". Er hat heute Morgen die ganze Zeit nur schweigend in den Kamin gestarrt."

"Irgendwas wird er schon aushecken", sagte Dora bestimmt. "Es ist nun einmal nicht Dracos Art, still dazusitzen und etwas anzustarren."

"Ich weiß nicht", sagte Hermine zögernd. "Er hat die Eule kurz nach dem Anschlag bekommen und ich habe das Gefühl, wir könnten auf einer falschen Fährte sein."

"Wieso das?", fragte Ron, wagte es dabei aber nicht, seine Ex-Freundin anzusehen.

"Nun, so weit wir wissen, gab es einen nicht geplanten Anschlag auf unzählige Muggel mit mehreren Toten. Voldemort schien sich keinesfalls darüber gefreut zu haben, er war sogar wütend und zornig."

Sie sah zu Harry auf, der dies mit einem leichten Kopfnicken bestätigte. "Was ist, wenn Morticia die Kontrolle über ihre Schützlinge verloren hat, die daraufhin über die Muggel hergefallen sind. Voldemort will nicht, dass wir von seiner Verbindung zu den Vampiren wissen, weil er sie für irgendetwas anderes gebrauchen will."

"Soweit kann ich folgen", sagte Harry. "Aber was hat das mit Draco oder mir zu tun?"

"Vielleicht herzlich wenig mit dir", erklärte Hermine ernst. "Als vielmehr vielleicht mit Hogwarts."

Von dem, was die Phönixhausschülerin danach aus "Die Geschichte von Hogwarts" zitierte, konnte Harry zwar nicht ganz folgen, doch die Schlussfolgerung schien ihm letztlich doch klar zu sein. Obwohl Hogwarts sozusagen für Unbefugte nicht zu finden war, konnten Vampire die Gegenwart von mehreren hundert Menschen wittern und somit das Schloss doch finden. Und das war eine Aussicht, die Harry gar nicht gefiel.

"Ja, in Ordnung… aber was hat das mit dem Brief zu tun?", fragte Harry daraufhin.

"Vielleicht will er seine zukünftigen Anhänger warnen, dass sie sich so schnell wie möglich vom Acker machen sollten", warf Ron spöttisch ein. Sie diskutierten noch eine ganze Weile weiter, doch es schien trotz allem ein Puzzelteil zu fehlen, das die Schüler zur Lösung des Rätsels führen konnte. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als Draco weiterhin zu beobachten.



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