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The Black Widow Tale

Sparrington
von

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Ängste eines Steuermanns

„Jack, diesmal hast du´s wirklich übertrieben. Der Commodore hockt nur noch bei den Männern rum und packt mit an, bis zur völligen Erschöpfung, nur damit er dir nicht begegnen

muss. Und des Nachts brütet er düster unten im Schiffsinnern neue grässliche Gemeinheiten aus, die jede ehrliche Mutter grausen lässt, die einen Sohn hat, der Pirat ist“

Der Steuermann verdeutlicht seine Aussage eindrucksvoll, in dem er sich mit dem Finger spielerisch die eigene Gurgel durchschneidet.

„Nicht mal reden will er mehr mit dir“

Nun, zu meiner Verteidigung habe ich die letzten zwei Tage ausschließlich einen verschwindend geringen Teil damit zugebracht, darüber nachzudenken, was ich den Piraten, speziell Sparrow alles antun könnte, wenn sich die Gelegenheit böte. Und diese Gedanken hatten überwiegend mit dem Finden einer effektiven Alternative zu tun, den Governor zu befreien. Und des Nachts? Habe ich durchaus friedlich geschlummert, was angesichts der vollrichteten Arbeit nicht zu verwundern braucht. Was allerdings die Kommunikation mit Sparrow angeht, die liegt in der Tat brach. Weder er hat den Kontakt gesucht, noch ich.

Da ich Sparrows Reaktion auf das Gesagte nicht sehen kann, schiebe ich die schwarze Tür einen winzigen Spalt weiter auf, bis ich an Gibbs breitem Rücken vorbei sehe und er in mein Blickfeld rückt. So leise, wie es geht, versteht sich.

Jedweder Soldat der Royal Navy, der was auf sich hält, würde mein Verhalten jetzt wohl als erbärmlich und ungehörig klassifizieren, zu lauschen, wie...

Genauso würde er aber eine geschenkte Gelegenheit nicht verpassen etwas über Sparrows Motive herauszufinden. Nicht wenn sie so überaus günstig und gelegen kommt.

„Diesen Abend erreichen wir Tortuga, aber die Sache wird mir langsam unheimlich“

Gibbs fährt sich schreckhaft über die Arme, als überkomme ihn ein Hauch von gespenstischem Frost. Während er unruhig von einem Fuß auf den anderen tritt, liegt Sparrow mehr, als dass er sitzt, auf seinem breiten Stuhl, die Füße wie gehabt auf dem Tisch. In der Hand, oh, für einen Moment nahm ich tatsächlich an es handle sich um einen guten Earl Grey, eine halb geleerte Falsche Rum, nah an seinem Herzen gebettet. Mein Fehler.

Mit geschürzten Lippen sehe ich auf den Tisch. Zwei weitere Flaschen. Leer. Respekt Pirat, Respekt. Ich läge fernab jedweden Sitzens bereits neben dem Stuhl.
 

Obwohl Gibbs ihn eindringlich und laut beschwatzt, rührt er sich nicht den kleinsten Spann. Nicht einmal seinem Gesicht ist abzulesen, was er denkt, da er sich seinen zerlumpten, wieder gefundenen Hut weit bis über die Nase gezogen hat und so nur die Spitze eben dieser und der fein geschwungene Mund zu sehen sind.

„Jack?“

„Hä?

„Schläfst du Cptn´?“

„Ah! Ja. Der große Commodore James Norrington“,

Der Angesprochene fuchtelt einladend mit seiner Flasche vor Gibbs herum, beinahe wie ein Dirigent vor seinem Orchester. Den Kopf hebt er nicht, seiner Stimme ist jedoch deutlich zu entnehmen, dass er nicht mehr so ganz mit sich alleine ist.

„Edelmütig, rechtschaffen, furchtbar bewundernswert und ein guter Mann. Wohl wahr. Aber entsetzlich stur, geht als hätte er´n Stock im Hintern und benimmt sich als wäre er bereits in seiner Uniform zur Welt gekommen und will auch in ihr begraben werden. Und richtig leben tut er nur in seiner verklärten Erinnerung an die edle, tugendreiche Elisabeth Swann“

Das leichte entrüstete Schnauben, das er dabei ausstößt, irritiert. Das interessante Bild, das er da von mir zusammenbaut, tut es aber noch mehr. Ein klein wenig sollte ich wohl verärgert sein. Gut, ich mag vielleicht nicht der enthusiastischste, gefühlsbetonteste Mensch sein, auch wenn alle Außenstehenden mit Sparrows Einschätzung übereinstimmen würden, dass ich nur für meine Karriere lebe, will ich doch nachdrücklich bestreiten!

Da gibt es noch etwas, jemanden, für den ich leben will. Und dieser ´jemand´ hat Euren Freund Turner geheiratet.

Bevor sich meine Stimmung aber endgültig in ein brütendes, bodenloses Loch verwandeln kann, lässt mich der wechselnde Ton in der Stimme des Piraten hellhörig werden.

„Weißt du Mister Gibbs, wenn er nur durch seinen Hass auf mich zu solchen Ausbrüchen fähig ist, dann gönn ich die ihm in höchstem Maße gern. Es wurde auch mal Zeit, dass er´s rauslässt. Hat ja ne Engelsgeduld der Gute, Will hätte mich schon längst massakriert…. hätte ihn gerne wieder ein bisschen so, als er mir das Herz von Jones geklaut hat. Jetzt ist er unehrlich in all seiner Ehrlichkeit“

Mister Sparrow, haben wir hier eine etwas verdrehte Form von Logik?

„Gönnst du dir das Risiko auch deinen Kopf zu verlieren, wenn er mal auf den Geschmack gekommen ist, sein scharfes Messer an dir zu wetzen?“

Der Steuermann tritt neben Jack, beugt sich leicht zu ihm herab und flüstert ihm verschwörerisch ins Ohr.

“Glaub mir, mit diesem Mann zu spielen, bringt bloß schlechte Beute. Sehen wir zu, dass wir ihn wieder loswerden.“

Und gerade Mister Gibbs habe ich von dem Piratenpack, neben Bedauern für seinen Werdegang, noch die meiste Sympathie entgegen gebracht.

„Die Männer fangen schon an zu reden, weil du ihn noch nicht wie einen räudigen Hund über die Planke geschickt hast“

Die Augen des älteren Mannes werden groß, unnatürlich groß, würde ich gar meinen.

„Gerüchte Jack, unheilvolle Geschichten“

Jetzt endlich schiebt Sparrow seinen Hut mit einem Finger bis über die Stirn zurück. Durch den dünnen Türspalt sehe ich in den hell erleuchteten Raum und sogar das leichte Flackern in des Piraten Augen bleibt mir nicht verborgen. Ob es jedoch vom Alkohol kommt oder seinem angeregten Ego zu verdanken ist…… ist auch nicht von Bedeutung.

„Aye? Nur raus damit. Ich hör immer wieder gern spannende Geschichten über den berühmten und berüchtigten Captain Jack Sparrow“

„Wenn man an solche Geschichten glaubt... wie ein altes Ehepaar! Wie ein altes Ehepaar... in der „Trockenzeit“. Du siehst, übler kann´s nimmer werden…..Wenn man an solche Geschichten glaubt“

Sparrow guckt Gibbs einen Moment dümmlich an, versucht die Worte zu verstehen. Dann lacht er laut auf. Ein tiefes, warmes Lachen, heraufrollend aus seinem Innern.

Mir wird klar, dass ich es in dieser Art noch nie zuvor gehört habe, aus voller Brust, nicht bloß angedeutet durch sein irres Mienenspiel. Nein, dieses ist unverfälscht, irgendwie ungezwungener und zu meinem tiefen Erstaunen frei von jedem Spott.

„So, der liebe, alte Jack und der feine Commodore stecken in einer schicksalsträchtigen Krise ihrer so wackeligen und äußerst einseitigen Beziehung ihres ach so jungen Lebens“

Und schon winke ich meiner prächtigen Theorie über fehlenden Spott hinterher, während sie in die Ferne verschwindet.

Der Pirat schüttelt grinsend den Kopf und nimmt einen langen Zug aus der Flasche. Dann zieht er sich den Hut wieder über die Nase und rutscht in seine vorherige Haltung zurück. Recht hat er, das ist zum Kopfschütteln.

Ein längeres Schweigen breitet sich aus und Gibbs ist deutlich anzumerken, wie ihm immer unwohler wird.

Irgendwann gibt er mit einem gedehnten Seufzen auf und wendet sich zum Gehen. Ich rücke automatisch einige Schritte von der Tür weg in Richtung Treppe. Jetzt erwischt zu werden, wäre ausgesprochen peinlich.

„War´s denn so schlimm?“, höre ich Sparrow fragen, als der Navigator schon den Knauf in der Hand hält und die Tür ein Stück geöffnet hat.

Ich starre auf die leicht ergraute Rückenansicht seines Kopfes, der sich seinem Captain zugedreht hat und atme erleichtert auf als er sich zurück zum Tisch begibt, ohne mich bemerkt zu haben.

„Jack, man hat Euch über das ganze Schiff gehört! Zeitweise haben die Männer sogar Wetten abgeschlossen, wann dem Navymann endlich der Kragen platzt!“

Meine Mundwinkel kräuseln sich zusehends, ich will es nicht, aber sie tun es… und ich nehme an, dass bei Sparrow gerade das Gleiche passiert.

„Und wieviel Gold haste gewonnen, Joshamee? Oder haste gar gegen mich gesetzt, eh? Hab doch fair und ehrlich gewonnen“

Leise habe ich mich zur Tür zurück geschlichen und spähe wieder durch den Spalt.

„Dir hat das Ganze Spaß gemacht!“, japst Gibbs, unnatürlich hoch für einen Mann, und ich meine erkennen zu können, dass sein Gesicht zu einem Totentuch wird.

„Und versuch gar nicht erst es abzustreiten. Da haste deinen eigenen Vorsatz mit Norrington auskommen zu wollen aber sehr schnell über Bord geworfen“

Ich lasse meinen Blick hinüber zu Sparrow gleiten, der mit gesenktem Kopf unter seinem Hut hervorgrinst, dieses absolut zum Haare raufende Grinsen und damit den ihm gemachten Vorwurf vollstens bestätigt.

Dem Steuermann entringt sich zeitgleich mit mir ein leises Stöhnen darüber.

„Bei allen Heiligen. Und ich hatte gehofft, dass ich friedlich und glückselig im Seemannsgrab verende und nicht unter dem Galgen, den Hebel in des Commodores Hand“, jammert er.

Na, na… als ob ich der Teufel persönlich wäre.

Auch darauf erwidert Sparrow nichts, wozu sich Gibbs gezwungen sieht, zum zweiten Mal, unverrichteter Dinge den Raum verlassen zu wollen. An der Türe jedoch wendet er sich mit sorgenvollem Blick nochmals um.

„Hast du ihm von Sophia und dem Stein erzählt?“

„Das was er wissen muss“, ist Sparrows einzige Reaktion, doch sein Lächeln ist ganz plötzlich erstorben.

„Aye. Also läuft´s wie immer?!“

Sparrow leert mit einem letzten Schluck die Flasche und nickt.

„Nimm was du kriegen kannst...“

"... und gib nichts wieder zurück!"

Der Steuermann wendet sich damit ab und öffnet die Tür vollständig. Eilig, binnen eines Augenblicks bin ich zurück zur Treppe gehechtet und versuche jetzt überzeugend den Neuankömmling zu mimen, bevor der Grauschopf sich meiner Anwesenheit bewusst wird.

„Ah, Master Gibbs“, formuliere ich wenig geistreich, „ich will zu Sparrow. Ist er anwesend?“

Am Blick meines Gegenübers lese ich ab, dass es zutiefst verwundert ist über mein plötzliches Erscheinen aus dem Nichts und Gibbs offensichtlich mit sich ringt, mir Lauschen zutrauen zu wollen.

„Und ist er?“

„Uh ja. Verzeihung, natürlich“, stottert er, aus diesem abwegigen Gedanken herausgerissen und lässt mich vorbei.

Ohne ihn weiter zu beachten, betrete ich Sparrows Raum.

„Mister Sparrow, ich komme, um Euch mitteilen, dass wir in einer Stunde Tortuga erreichen“, Kurz werfe ich einen Blick auf die leeren Rumflaschen, nicht länger als nötig, und ziehe eine Braue in die Höhe.

„Ich wollte sicher gehen, dass Euch das Schreien des Krähennests auch ganz sicher nicht entgeht“

Damit wäre dann der eigentliche Grund meines Hierseins auch erfüllt, denn mit einem anderen Vorhaben als diesem war ich ursprünglich wirklich nicht gekommen. Ohne seine Antwort abzuwarten, oder ihm einen längeren Blick als dem getrunkenen Rum zu schenken, der mich dann vielleicht verraten würde, verlasse ich ihn wieder.

Schon lästig, dass mein Glück im Lauschen genauso unausgeprägt ist, wie die Begabung bei Sparrow die Fassung zu behalten.

Na ja, wenn die Sache mit der schwarzen Witwe auch weiterhin im Dunkeln liegt, so kann ich wenigstens mit untrüglicher Sicherheit sagen, dass mehr an der Geschichte dran sein muss, als Sparrow bereit ist mir zu enthüllen, und ich mich daher wie gehabt auf unliebsame Ereignisse freuen darf, die durch ein wenig lautere Offenheit mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verhindert werden könnten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Nievaris
2008-03-01T22:58:10+00:00 01.03.2008 23:58
Jamie *+* Er wurde Jamie genannt...wie putzig ^^ Die Reaktion des mit diesem Kosenamen bedachten Mannes war einerseits vorauszusehen...andererseits so wunderbar typisch James-Norrington-like...so wunderbar authentisch *+* Ganz zu schweigen von Jacks nicht zu versteckender Freude, diese Situation auszunutzen ;)
Einmalig fand ich auch den Einfall mit Wills und Elizabeths eingeritzten Initialen. Dinge, die man oft auf Parkbänken findet, bisher bin ich aber noch nicht in den Genuss gekommen, es in irgendeiner Fanfiktion zu lesen =)
Dabei wird der gute Brite allerdings wieder an seine Verflossene erinnert. Irgendwie traurig, aber mich gefällt die Art und Weise, wie du das zwar immer wieder einbringst, ohne, dass mir als Leser dabei langweilig wird und ohne James wie einen liebestollen Idioten oder Elizabeth als gemeine Schlampe darzustellen.
Sehr filmauthentisch finde ich den Autritt des starken Arabers, durch den Jack sein Köpfchen an der Tischplatte anhaut. Und die darauffolgende Szene, in der James den großen Mann zu Boden gehen lässt. Erweckt Erinnerungen an den zweiten Teil, als er Will davon abhält, das Herz herauszuholen, da er es für seine Zwecke braucht ;) So ganz scheint der Commodore seine piratische Ader doch nicht abgelegt zu haben (von der Tatsache abgesehen, dass er so viel Rum auf ex ausgetrunken hat)
Ich muss gestehen, dass dieses Stimmengewirr relativ anstrengend zu lesen war und ich nehme an, geordnetes Chaos (oder chaotische Ordnung) ist noch schwerer zu schreiben, aber du hast es meisterhaft hinbekommen ... und...yay, Anamaria ;)
Von:  Sengo-sun
2008-01-20T16:19:37+00:00 20.01.2008 17:19
^^
das stimmengewirr war echt mega lustig und dann wie jack alle ´mundtod´gemacht hat xDDD
die blose vorstellung james ´mundtod`zu erleben *vor lachen auf boden rumroll*
xD
zu göttlich!!
*dich knuddel*
deine dreiste sengo
Von: abgemeldet
2007-08-29T15:47:41+00:00 29.08.2007 17:47
kann mir vorstellen, dass das ziemlich schwer zu schreiben war! ... also kann ich nur sagen: es war trotzdem ein sehr überzeugendes gespräch, ein bisschen verwirrend, aber da sind die eigentlichen filme ja manchmal auch nicht anders. >.< ich finds super!!!^^ *daumen hoch*
Von: abgemeldet
2007-07-13T17:22:59+00:00 13.07.2007 19:22
eeeeeeeersteeeeee^^
hm, was soll ich sagen? toll geworden wie immer! ich liebe deinen schreibstil! unser lieber "jamie" kann einem ja echt leid tun...aber mal sehen was sich da noch entwickelt.
mach weiter so!freu mich schon ganz dolle aufs nächste cap
deine dark_griffin


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