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Futile

∼ Nichtig ∼ KaibaxWheeler
von

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When the Night comes I will be awake - waiting ... swearing ...

Vorwort(e): Was passiert, wenn Seto Kaiba und Joey Wheeler eine "Beziehung" haben und das Bett teilen? Und was ist, wenn Joey Wheeler mitten in der Nacht aufwacht, während Kaiba schläft und draußen ein Gewitter tobt?
 

Diese Frage habe ich mir heute gestellt und Lust bekommen eine Momentaufnahme aus der irgendwie doch verkorksten Beziehung zwischen Kaiba und Wheeler zu verfassen. Ich hoffe, ich kann euch wenigstens ein bisschen zum lächeln bringen und euch ein wenig Vergnügen bescheren ^ ^
 

Titel: Futile

Pairing: KaibaxWheeler

Disclaimer: Alles nicht meins ; )
 

In the end it all comes down to dust,

Now a storm, it is gathering ...
 

Der Regen prasselt gegen die großen Panoramafenster, einzig verdeckt durch die dunklen Vorhänge. Ich habe sie nie wirklich gemocht. Du fandest sie angebracht, meintest, sie würden zu dir passen. Natürlich, rote Vorhänge wären unangebracht, ebenso grüne oder – Gott bewahre – gelbe. Dennoch hielt ich ein dunkles Kobaltblau nicht unbedingt für stimmungshebend. Sie bewirkten viel mehr das Gegenteil, doch davon ließt du dich nicht beirren. Nicht wirklich verwunderlich, immerhin hast du dich nie von anderen beeinflussen lassen, warum also auch in der Wahl deiner Vorhänge?
 

Regentropfen schlugen gegen die Fensterscheiben. Ich konnte sie nicht sehen – deine Vorhänge verhinderten es, wahrscheinlich hattest du sie darum ausgewählt – aber ich konnte sie hören. Sie klangen wie kleine Kieselsteine, die von einer unsichtbaren Kraft gegen das Glas geworfen wurden.
 

Es war mitten in der Nacht, ich starrte abwesend an die Zimmerdecke oder versuchte vielmehr sie anzustarren, obwohl es sogar zu dunkel war, um sie wirklich zu erkennen. Die Stille des Raumes wurde einzig unterbrochen von dem Prasseln des Regens, dem Ticken der Digitaluhr – warum tickte sie, wenn sie digital war? - und deinem regelmäßigen Atem.
 

Das Zimmer war geradezu beängstigend groß und die Tatsache, dass ich die Wände von meiner jetzigen Position aus schlichtweg nicht erkennen konnte, ließ das Zimmer noch befremdlicher auf mich wirken und mein aufkeimendes Missbehagen wurde lediglich von deiner bloßen Anwesenheit besänftigt. Es war beeindruckend, was das Wissen um eine andere Person unmittelbar neben einem alles bewirken konnte.
 

Ein Blitz erhellte für wenige Momente das Zimmer, schickte sein grelles Licht durch den Spalt der Vorhänge und verlieh dem Raum skurrile und bizarre Schattierungen. Sekunden verstrichen, dann erklang ein Donner, der mich kaum merklich zusammenzucken ließ. Na herrlich, besser konnte es nicht mehr werden.
 

Ich war als einziger wach, konnte nicht schlafen, da der Regen geradezu unnatürlich laut war und zu allem Überfluss gewitterte es nun auch noch. Ich war offenbar mit Glück gesegnet.
 

Lautlos seufzend setzte ich mich auf und ließ meinen Blick durch das Zimmer schweifen. Meine Augen gewöhnten sich nach und nach wieder an die Dunkelheit und ich war imstande die Konturen des Sofas auszumachen, die Umrisse der Schränke zu erkennen und die Silhouette des Gummibaumes wahrzunehmen – noch immer musste ich grinsen, wenn ich daran dachte, dass du ihn nur meinetwegen in diesem Zimmer stehen hattest. Du warst nie ein Pflanzenfreund und würdest es von dir aus auch niemals sein.
 

Erneut schien ein Blitz durch die Vorhänge und ich zuckte nun merklich zusammen. Der Donner, der folgte, war lauter als sein Vorgänger und leise fluchend erkannte ich, dass das Gewitter zunehmend näher kam. Großartig. Ich hasste Gewitter. Und Regen. Und Kapuzen, denn sie zerstörten die Frisur! Aber eigentlich hasste ich vorrangig Gewitter!
 

Ich hob die Hand und strich mir einige widerspenstige Strähnen meines Haares aus der Stirn, nur um knurrend festzustellen, dass sie wenige Augenblicke später in selbige Position zurückkehrten. Du hattest mal wieder recht gehabt, meine Haare waren unmöglich zu zähmen - zumindest nach dem Schlafen.
 

Ein weiterer Blitz, gefolgt von einem lauten Donner ließen mich zusammenfahren. „Mist, verdammter“, zischte ich, ließ mich zurückfallen, legte einen Arm über meine Augen und verharrte lautlos. Vielleicht müsste ich nur lange genug warten, dann hörte das Gewitter auf und der Schlaf kam von alleine.
 

Selbst durch meine geschlossenen Augenlider konnte ich den nächsten Blitz wahrnehmen und das darauf folgende Grollen war unmöglich zu ignorieren. Ruckartig setzte ich mich auf. Das durfte doch einfach nicht wahr sein. Eine verfluchte Nacht lag ich wach und es musste natürlich gewittern!
 

Ich rang mit mir selbst, dann ließ ich mich wieder nach hinten sinken. Es hatte keinen Sinn, ob ich nun saß oder lag änderte auch nicht viel. Als es einige Zeit später wiederholt blitzte und kurz darauf ebenfalls donnerte wanderte meine Hand selbstständig in Richtung Nachttisch.
 

Ich wusste, ich hatte noch –

Ich hatte gestern Abend immerhin noch -

Sie mussten einfach noch da sein.
 

Ich ertastete eine kleine elastische Packung und ich atmete kaum hörbar aus. Meine Hand schloss sich um das Päckchen Zigaretten und ich zog sie zurück. Fahrig öffnete ich es mit der anderen Hand und stellte zu meiner Unzufriedenheit fest, dass ich nur noch eine Zigarette hatte. Ich griff nach ihr und ließ die Packung achtlos neben das Bett fallen.
 

Seufzend steckte ich mir die Zigarette zwischen die Lippen. Diese alleinige Tatsache beruhigte meinen Herzschlag bereits. Nun brauchte ich nur noch ein Feuerzeug.
 

Ich warf einen Blick zur Seite, auf die Erhebung der Decke neben mir, die sich regelmäßig hob und senkte. Es war mir ein Rätsel, wie du bei einem derartigen Lärm schlafen konntest, doch wenn das Gewitter dich nicht weckte, würde es der Zigarettenqualm sicherlich auch nicht tun.
 

Meine Hand tastete erneut über den Nachttisch, dieses Mal auf der Suche nach dem Feuerzeug. Ich war mir sicher, eins dabei gehab zu haben. Als ich nicht fündig wurde, wandte ich den Kopf, um mich selbst davon zu überzeugen. Doch in der Dunkelheit des Zimmers war ich unmöglich in der Lage, etwas zu erkennen.
 

Ich richtete mich auf und beugte mich vor, um den Nachttisch besser betrachten zu können. Es blitzte und ich zuckte ungewollt zusammen. Der anschließende Donner verschluckte meinen Fluch. Natürlich, mein Feuerzeug war noch immer in meiner hinteren Jeanstasche. Und meine Jeans lag irgendwo in diesem Zimmer.
 

Ich knurrte. Natürlich, irgendwo war zweifellos keine viel versprechende Ortsangabe, aber gestern Abend war ich nicht bei klarem Verstand gewesen, als du mich meiner Jeans entledigt hattest. Zu dem Zeitpunkt war ich in einem Stadium irgendwo zwischen Erregung und Begierde gewesen, nicht dazu imstande einen halbwegs anständigen Gedanken zu konstruieren, geschweige denn zu realisieren, wo du meine Jeans hingeworfen hast, nachdem ich deine auch achtlos irgendwo hingeworfen hatte.
 

Unsere Kleider lagen wirr über den Boden verteilt, von unseren Hemden bis hin zu unseren Boxershorts war alles dabei und ich fluchte leise, als ich die Ausweglosigkeit meiner Situation realisierte. Wunderbar, mein Feuerzeug befand sich in einem Kleidungsstück unter zehn, wenn nicht sogar zwölf, wenn man die Schuhe mitzählte.
 

Als es erneut blitzte, riss mein Geduldsfaden. Ich schlug murrend die Decke zurück und erhob mich. Ich musste dieses verdammte Feuerzeug finden, kostete es was es wollte! In der Schublade des Nachttischs musste ich nicht suchen, denn du rauchtest nicht und besaßt auch keine Kerzen - kein Grund also, Besitzer eines Feuerzeuges zu sein.
 

Blind schritt ich durch den Raum, tastete mit den bloßen Füßen meinen Untergrund ab, auf der Suche nach einem der im Wahn verteilten Kleidungsstücke. Traf ich auf eins, ging ich in die Hocke, nur um in jedem Fall festzustellen, dass es sich nicht um meine Jeans handelte. Angst, über irgendwas zu stolpern, musste ich nicht haben. Anders als in meinem eigenen Zimmer standen in deinem keine Wäschekörbe oder Kisten mit Duel Monsters Artikeln herum.
 

Als meine tastenden Hände schließlich auf die Blätter einer Pflanze trafen sah ich mich gezwungen, resignierend festzustellen, dass ich mittlerweile den Gummibaum erreicht hatte, der sich gut sechs Meter vom Bett entfernt befand und darum zweifellos frei von meiner Jeans sein musste.
 

Meine Augen wurden größer, als ich jedoch unvermittelt Stoff zwischen meinen Fingern spürte, der sicherlich kein Gummibaumblatt darstellte. Ich griff nach dem Stück Stoff, nahm es in beide Hände und hob es auf Augenhöhe. Ich verengte konzentriert meine Augen, nur um Momente später fest zu stellen, dass es sich bei dem Objekt um meine Boxershorts handelte.
 

Mein Blick wanderte zurück zu dem Ort, an dem ich schemenhaft durch die Dunkelheit das Bett erkennen konnte. Sechs Meter. Sechs Meter. Kaiba hatte einen unglaublichen Wurf.
 

Kopfschüttelnd ließ ich das Kleidungsstück neben mir auf den Boden fallen und machte kehrt. Hier war meine Jeans nicht, soviel stand fest. Meine Lippen kräuselten sich um die Zigarette, die noch immer zwischen ihnen klemmte. Es war frustrierend, wenn man die Zigarette schon bereit hatte und nur noch das Feuerzeug fehlte.
 

Es blitzte, dann folgte ein Donner, der lauter war als alle seine Vorgänger. Ich fuhr heftig zusammen. Dieses verdammte Gewitter kam immer näher! Wie ich es doch hasste! Und wo war bitte dieses verfluchte Feuerzeug, wenn man es mal brauchte? Es war alles Kaibas Schuld, warum schlief er überhaupt noch?!
 

Mein linker Fuß ertastete unebenen Untergrund, und bevor ich überhaupt dazu in der Lage war, zu reagieren, rutschte dieser Untergrund weg und beraubte mich somit meines Haltes. Mit einem erstickten Aufkeuchen kippte ich nach hinten und landete mit einem dumpfen Geräusch rücklings auf dem harten Parkettboden.
 

Der Schmerz beraubte mich für einige Sekunden meiner Sinne und ich war nicht dazu in der Lage, zu sagen, ob es sich bei dem Blitzen vor meinen Augen um das Gewitter oder die Folgen des Sturzes handelte. Leise stöhnend öffnete ich die Augen, wurde augenblicklich von einem lauten Donnern willkommen geheißen und war versucht, die Augen wieder zu schließen und einfach hier liegen zu bleiben, bis Kaiba mich Morgen früh hier finden würde.
 

„Scheiße“, fluchte ich nach Luft ringend und richtete mich keuchend auf. „Scheiße noch mal.“ Kaiba dieser Mistkerl wagte es tatsächlich, weiter zu schlafen, als sei nichts gewesen. Ich konnte es nicht fassen. Ich könnte hier krepieren und du würdest es nicht bemerken. Dieser Gedanke war selten beunruhigend.
 

Weiterhin fluchend rappelte ich mich auf, bis ich schließlich auf den Knien am Boden hockte. Mein Rücken schmerzte und mein Ego war angekratzt, aber sonst ging es mir den Umständen entsprechend.
 

Es blitzte, gefolgt von Donner.
 

Wenn man davon absah, dass es noch immer gewitterte und mein Feuerzeug weiterhin als verschollen galt. Zu faul, um mich zu erheben, krabbelte ich den Weg zum Bett auf allen vieren Zurück zurück. Ich war froh, dass Kaiba mich nicht so sah. Unvermittelt ertastete meine Hand rauen Stoff. Ich hielt inne, tastete weiter, bis ich auf eine viel versprechende Ausbuchtung traf. Meine Hose! Und das Feuerzeug!
 

Meine Bewegungen wurden fahriger, geradezu zittrig griff ich nach dem Feuerzeug und hielt es triumphierend in die Höhe. Es wäre doch gelacht, wenn ein Joey Wheeler nicht an das käme, was er suchte. Obwohl es frustrierend war, dass ich erst einen eleganten Tiefflug hatte absolvieren müssen, nur um später festzustellen, dass die Jeans kaum einen Meter vom Bett entfernt auf dem Boden lag. Doch das war jetzt nichtig, solange ich nur endlich das Feuerzeug hatte.
 

Beinahe schon Euphorisch krabbelte ich das letzte Stück zum Bett, lehnte mich mit dem Rücken an den Rahmen und entzündete das Feuerzeug. Im selbigen Moment erhellte ein Blitz den Raum. Von dieser plötzlichen Helligkeit überrumpelt, rutschte mein Daumen ab. Er entzündete zwar das Feuerzeug, traf jedoch auch auf das glühendheiße Metall und mit einem erstickten Ausruf entglitt es meinen Fingern und verlosch.
 

Es donnerte und ich zuckte wie unter einem Schlag zusammen. Kaiba rührte sich leicht, schlief jedoch weiter. Dieser Bastard!
 

Ich steckte mir den Daumen in den Mund und lutschte daran. Meine Flüche wurden dadurch erstickt. Wunderbar, konnte es noch besser kommen? Mein Blick fiel auf den Boden neben mir und ich musste zerknirscht feststellen, dass es tatsächlich möglich war. Das Feuerzeug war nicht mehr da. Es musste unter das Bett gerutscht sein.
 

Zischend und knurrend, dem Gewitter dabei sämtliche Flüche an den imaginären Hals wünschend, bückte ich mich und spähte unter das Bett. Hier war es noch dunkler, als im gesamten Schlafzimmer zusammen. Ich rutschte näher und streckte den Kopf ganz unters Bett. Ich tastete mit meiner unverletzten Hand über den Boden, fand jedoch nichts.
 

Aufstöhnend musste ich erkennen, dass ich offenbar ganz unters Bett würde kriechen müssen, um das Feuerzeug wieder zu finden. Sämtliche Objekte verwünschend legte ich mich auf den Bauch und schob mich weiter unter das Bett, dabei über den Boden tastend, auf der Suche nach diesem verdammten Feuerzeug. Noch immer klemmte die Zigarette zwischen meinen Lippen und schrie geradezu nach Feuer. Es war selten frustrierend.
 

Schließlich lag ich bis zu den Leisten unter dem Bett und hatte das Feuerzeug noch immer nicht wieder gefunden. Hinzu kam, dass ich noch immer nackt war und durch die Tatsache, dass ich auf dem Bauch lag, wurde es in der Region meiner Lenden auf dem kühlen Parkett unangenehm kühl. Danke Kaiba, hättest du nicht wenigstens im Schlafzimmer einen Teppich haben können? Nein, Parkett war ja so viel eleganter. Wenn ich deinetwegen einen bleibenden Potenzschaden erlitt, würdest du dafür büßen!
 

Ich verharrte und atmete seufzend aus. Diese Nacht war absolut scheiße. Ich hasste sie von Sekunde zu Sekunde mehr. Wo war dieses elende Feuerzeug, zum Henker noch mal?!
 

Es blitze, nur Augenblicke später donnerte es lauter als in den vergangenen Minuten. Davon bis ins Mark erschrocken zuckte ich zusammen. Mein Kopf schnellte in die Höhe, ich knallte lautstark mit der Kopfdecke gegen das Lattenrost des Bettes. Aufstöhnend sank ich zurück, mir den dröhnenden Kopf haltend. „Scheiße“, fluchte ich und wimmerte.
 

Ich spürte über mir eine Bewegung, dann ein Murren und anschließend eine stärkere Bewegung.
 

„Wheeler ...“
 

Kaiba, weiltest du auch wieder unter den Lebenden? Wurde auch Zeit, du Mistkerl! Deinetwegen hatte ich die Hölle erlebt.
 

„Wheeler zum Teufel, wo steckst du?“
 

„Hier unten“, knurrte ich und spürte deine Bewegung über mir. Das Lattenrost bewegte sich. In meinem Kopf hämmerte es.
 

Ich sah an der gegenüberliegenden Seite des Bettes einen schemenhaften Umriss. Ich verengte die Augen, um besser sehen zu können, doch noch immer tanzten bunte Schlieren durch mein Sichtfeld.
 

„Wheeler?“
 

„Kaiba.“
 

Kaiba lag offenbar noch immer auf dem Bett, hatte sich jedoch soweit über den Bettrand nach unten gebeugt, dass sein Kopf verkehrt herum in mein Sichtfeld trat, während er versuchte, einen Blick auf mich unter dem Bett zu erhaschen.
 

„Wheeler, was suchst du unter dem Bett?“
 

Ein Blitz erhellte seine Gesichtszüge, ich erkannte Skepsis, einen Rest Müdigkeit, sowie Unglaube. Ich war mir sicher in meinem Gesicht lagen Schmerz, Wut und Frustration. Und Kaibas Worte trugen nicht unbedingt zur Besserung dieser drei Komponenten bei.
 

„Was ich hier tue? Ich campe unter deinem Bett, was dagegen?!“, fauchte ich ihm meinen Frust entgegen. „Ich habe mir gedacht, es ist doch mal eine nette Abwechslung splitternackt auf dem Parkettboden unter deinem Bett zu liegen und sich sämtliche wichtige Körperteile abzufrieren!“
 

Sekunden verstrichen, bevor er antwortete: „Du warst schon immer für haarsträubende Ideen zu haben Wheeler, aber für so verrückt hätte selbst ich dich nicht gehalten.“
 

„Schön für dich. Kannst ja gehen“, murrte ich und wandte den Blick ab. Ich wollte doch bloß meine Zigarette. Ich hatte gestern Abend schon auf meine ‚Zigarette danach’ verzichtet, nur wegen ihm.
 

„Hast du vor, den Rest der Nacht unter dem Bett zu verbringen oder kommst du in nächster Zeit noch mal.“
 

Ich sah wieder zu ihm. Noch immer hatte er an seiner Haltung nichts verändert, noch immer war sein Kopf verkehrt herum. Skurril.
 

Ich schnaubte. „Bin ich dir gestern nicht oft genug gekommen, Kaiba?“, stichelte ich giftig.
 

„Red keinen Unsinn, Wheeler. Und jetzt komm raus.“
 

Ich knurrte, folgte jedoch seiner Aufforderung. Ich robbte auf die andere Seite zu, bis ich neben seinem Kopf nach draußen spähte. Ich blickte ihn von unten her schief an, während er sich wieder aufrichtete und mich forschend musterte.
 

„Warum liegst du mit einer Zigarette im Mund nackt unter meinem Bett?“
 

„Mich überkam der Drang, unter dir zu rauchen und vielleicht dein Bett anzuzünden“, gab ich zurück und dreht mich auf den Rücken. Ich lag immer noch bis zur Brust unter dem Bett, doch mein Rücken freute sich, im Gegensatz zu einigen Körperpartien auf meiner Vorderseite, über das kühle Parkett. Ich verschränkte die Arme hinter meinem Kopf, und die Zigarette zwischen meinen Lippen wippte provozierend auf und ab. Noch immer schmerzte mein Kopf, doch für den Moment überging ich es.
 

„Außerdem habe ich mich gefragt, wie wohl ein geräucherter Seto Kaiba aussieht.“
 

Kaiba beugte sich zu mir hinab. Unsere Gesichter trennten wenige Zentimeter. Seine Augen funkelten herausfordernd in der Dunkelheit. „Sicher nicht minder appetitanregend, wie ein geräucherter Joey Wheeler.“
 

Ich gab einen abfälligen Laut von mir. „Dieses verdammte Feuerzeug ist weg.“
 

„Und was soll ich jetzt sagen?“
 

„Ich habe Kopfschmerzen, mein Rücken tut weh. Hab etwas Mitleid mit mir.“ Hoffentlich tat wenigstens sein Hintern weh. Das wäre zumindest etwas Genugtuung. Aber natürlich ließ Kaiba - sollte es denn so sein - sich nichts anmerken. Man hätte sogar meinen können, ich hätte heute nacht unten gelegen, so wie ich mich benahm ... Verdammt nochmal, das war nicht fair!
 

Kaiba streckte eine Hand aus und tätschelte mir die Wange. „Armer Wheeler, hast du in wenigen Minuten sämtliche Katastrophenmöglichkeiten durchprobiert?“
 

Ich knurrte und schlug seine Hand weg. „Spar dir deinen Sarkasmus ich will echtes Mitleid. Das ist alles deine Schuld.“
 

„Meine Schuld?“ Seine Hand wanderte mein Gesicht hinab und über meinen Hals. „Deine Rückenschmerzen sind meine Schuld?“
 

„Ja, ich bin auf deinem Hemd ausgerutscht und hingeflogen.“
 

Seine Hand wanderte über meinen Hals. „Und deine Kopfschmerzen sind ebenfalls meine Schuld?“
 

„Dein Lattenrost ist zu hart.“
 

Seine Hand kam auf meiner Brust zur Ruhe, streichelte kaum merklich über die leicht gebräunte Haut, über die deutlichen Male, die er dort hinterlassen hatte. Ich bekam ungewollt eine Gänsehaut. „Na so was, und ich hätte mich nur für die Bissspuren für Schuldig erklärt."
 

„Das brauchst du nicht, das ist sowieso klar. Das nächste Mal bist du fällig.“
 

Er lachte leise. „Versuch es, Wheeler.“
 

Ich packte seinen Arm und zog ihn zu mir hinab. Mit einer Hand griff ich nach der Zigarette und umschloss sie mit meiner Faust. „Keine Sorge, das werde ich“, knurrte ich, packte ihn nun im Nacken, zog sein Gesicht näher und küsste ihn kurz. „Das werde ich ganz bestimmt, das versprech ich dir.“
 

Er lachte und richtete sich wieder auf. „Sicher Wheeler. Und bis dahin übe dich im Rauchen unter meinem Bett.“
 

Ich zischte leise, hielt mich am Bettrand fest, während ich nun gänzlich unter dem Bett hervor kam. Ein erneuter Blitz erhellte das Zimmer, gefolgt von einem Donner. Ich zuckte leicht und murrte unwillig. Warum musste das jetzt ausgerechnet vor Kaiba passieren? Ich hatte ihm nie gesagt, wie sehr ich Gewitter verabscheute.
 

„Wheeler, was ist los? Hast du etwa Angst vor Gewitter?“
 

Genau aus diesem Grund hatte ich es ihm nie gesagt. Er würde mich damit aufziehen, die Möglichkeit mich zu demütigen mit Freuden wahrnehmen. Klasse, jetzt hatte ich nicht nur ein Gewitter, sondern auch noch einen wachen, unausstehlichen Kaiba an der Backe.
 

Ich erhob mich schwerfällig und ließ mich seufzend auf dem Bettrand nieder. Allmählich klang das Dröhnen in meinem Kopf ab, doch Morgen früh würde ich eine zierende Beule auf meinem Kopf wieder finden.
 

„Das hätte ich nicht von dir erwartet Wheeler“, erklang Kaibas Stimme dicht neben meinem Ohr und ich musste mich zusammenreißen, um nicht zu erzittern. Dieser Bastard machte das mit Absicht! „Angst vor Gewitter? Nein, Arachnophobie oder Suriphobie, vielleicht sogar Aelurophobie, aber nicht Ceraunophobie.“
 

Ich warf ihm über die Schulter einen düsteren Blick zu. Er wusste genau, dass ich diese Wörter nicht kannte und benutzte sie der Genugtuung halber. Mistkerl.
 

Ein selbstgefälliges Grinsen erschien auf seinen Zügen, das ich selbst durch die Dunkelheit erschreckend gut erkennen konnte. „Arachnophobie ist Angst vor Spinnen, Wheeler. Suriphobie ist Angst vor Mäusen. Und Melurophobie ist Angst vor Katzen, während Ceraunophobie das ist, was du hast: Angst vor Gewitter.“
 

Hatte der Typ eine Enzyklopädie verschluckt oder warum kannte er jeden dieser Fachbegriffe? Und weshalb hatte er bei mir mit Angst vor Spinnen, Mäusen oder Katzen gerechnet?
 

„Wonach sehe ich deiner Meinung nach aus, Kaiba?“, knurrte ich und sah ihn finster an. „Nach einem Mädchen? Ich habe keine Angst vor Spinnen, genauso wenig vor Mäusen. Und vor Katzen schon gar nicht.“
 

Er lächelte mich teuflisch an. „Wer weiß, Wheeler. Hunde und Katzen mögen sich nicht besonders. Vielleicht hattest du bereits ein böses Erlebnis mit einer Katze.“
 

„Du meinst wohl eher ein böses Erlebnis mit dir. Du könntest unter Umständen als Katze durchgehen. Wenn dem so ist, dann habe ich eine Kaibaphobie.“
 

„Und du bist noch immer hier? Hast du deine Phobie gar überwunden?“ Ich spürte seinen Atem dicht an meinem Ohr und erschauderte kaum merklich.
 

„Ich bin mir nicht sicher. Die Kaibaphobie ist schwerwiegend und es gibt bis heute keine Möglichkeit zur Heilung. Zumindest keine natürliche.“
 

„Ich wüsste eine Möglichkeit. Sie dürfte dir gefallen.“
 

Er sah mich intensiv an. Ein Blick, für den viele Schulmädchen ihr Leben gelassen hätten, den jedoch nur ich zu sehen bekam. Ich konnte in gewissem Sinne stolz auf mich sein, hatte momentan jedoch nicht wirklich das Bedürfnis danach. Ich drückte ihn weg.
 

„Lass das. Du bist absolut verdorben, Kaiba. Wer hätte das ausgerechnet von dir gedacht.“
 

„Was willst du? Ich wollte dir helfen, deine Phobie zu überwinden und du lehnst ab, Wheeler. Du bist wirklich mehr als nur dumm.“
 

Wiederholt blitzte es. Donner folgte und ich kam nicht umhin, zusammen zu zucken. „Du kannst mich mal, Kaiba“, fauchte ich und wandte ihm den Rücken zu.
 

„Das habe ich bereits, Wheeler“, erwiderte er ohne mit der Wimper zu zucken. „Und es hat dir gefallen, also beschwer dich jetzt nicht.“
 

Ich knurrte, ging jedoch nicht weiter darauf ein. Natürlich hatte es mir gefallen, wie hätte es auch nicht? Aber das würde ich ihm sicher nicht auf die Nase binden. Dafür würde ihn bei Gelegenheit darauf aufmerksam machen, dass es ihm ebenfalls nicht wirklich missfallen hat, unter mir zu liegen. Und das nicht nur eimal.
 

Es vergingen Minuten, die lediglich von dem stetigen Blitzen und Donnern und meinem regelmäßigen Zusammenzucken unterbrochen wurden. Ich hielt die Zigarette noch immer in meiner geschlossenen Faust, doch ohne Feuer war sie nutzlos.
 

Der digitale Wecker auf Kaibas Nachttisch sprang eine Minute weiter. Kaiba seufzte, als ich ein weiteres Mal zusammenzuckte.
 

„Komm her, Wheeler, das kann man ja nicht länger mit ansehen.“
 

Ich blickte argwöhnisch über meine Schulter. Kaiba lag wieder unter der Decke, nun jedoch auf der anderen Seite des Bettes, auf der Seite, wo normalerweise ich immer lag. Momentan saß ich auch auf der Bettkante seiner Seite. „Was ist jetzt? Wenn du schlafen willst Kaiba, dann schlaf. Lass dich von mir nicht stören.“
 

Er betrachtete mich resignierend. „Das tue ich zu meinem Leidwesen aber und jetzt komm her oder du kannst auf dem Boden schlafen.“
 

Ich murrte, kam jedoch seiner Aufforderung nach und legte mich neben ihn.
 

„Ich sagte, du sollt herkommen.“
 

„Das habe ich doch getan“, maulte ich und funkelte ihn herausfordernd an. Ein Arm schlang sich um meine Taille und zog mich ruckartig dich zu ihm. Ich schnappte nach Luft, als er mich an sich presste und sah ihm in die Augen.
 

„Du hättest auch etwas sagen können“, bemerkte ich nüchtern. Nun, da ich so nah neben ihm lag, konnte ich erkennen, wie seine Augenbraue bei meinen Worten in die Höhe schwang. „Das habe ich getan, Wheeler, und du hast nicht auf mich gehört.“
 

Ich schnaubte leise. „Wenn du dich nicht klar ausdrückst.“
 

„Du musst nur richtig zuhören, dann verstehst du mich auch.“
 

Ich wandte beleidigt den Blick ab. „Lass mich in Ruhe, Kaiba. Schlaf einfach weiter, so wie du es getan hast, als deine Anwesenheit für mich in gewissem Sinne tröstlich gewesen wäre.“
 

„Du wirst doch jetzt nicht etwa sentimental, Wheeler?“
 

„Und wenn schon, schlimmer als es ohnehin ist, kann es nicht mehr werden“, murmelte ich, ohne ihn anzusehen. „Da kann ich auch sentimental werden.“
 

„Das ist ja jämmerlich.“
 

„Na und? Dann bin ich eben jämmerlich. Das war ich in deinen Augen sowieso immer und jetzt lass mich in Ruhe.“ Ich machte Anstalten, mich in seinen Armen umzudrehen. Kaiba war ein arroganter Mistkerl, daran änderte sich auch nichts, wenn ich regelmäßig mit ihm schlief.
 

Er hinderte mich daran, indem er mit seiner freien Hand meine Schulter umfasste. „Herrgott, Wheeler, jetzt reiß doch mal ein bisschen zusammen. Was erwartest du von mir? Mitleid? Tröstende Worte? Wenn das der Fall wäre, würdest du erst gar nicht neben mir liegen.“
 

Widerstrebend musste ich zugeben, dass er damit Recht hatte. Ich würde nicht regelmäßig wiederkommen, wenn ich bei ihm auf Verständnis und Mitleid treffen wollte. Ich seufzte. Offenbar war ich wirklich masochistisch veranlagt. In Situationen wie diesen wurde es mir wieder mehr als nur bewusst. Aber es war auch etwas anderes, dass mich dazu brachte, zurückzukommen. Es war das gleiche, das Kaiba dazu bewegte, mir die Tür zu öffnen, das wusste ich.
 

Ich entspannte mich leicht und schwieg. Kaiba hatte Recht. Ich musste offenbar warten, bis dieses Gewitter vorbei war, bis ich wieder ohne Sorge ein Auge zumachen wollte. Auch, wenn es momentan danach aussah – oder es sich momentan eher danach anhörte – als hätte das Gewitter die Absicht, den Rest der Nacht zu toben. Es wurde Zeit, sich damit abzufinden.
 

Ich spürte eine Bewegung neben mir, dann legte sich ein zweiter Arm um meinen Bauch. Ich wandte den Kopf und sah Kaiba überrascht an. Er erwiderte meinen Blick herablassend. „Ich möchte nur verhindern, dass du diese Nacht noch einmal blind durch das Schlafzimmer irrst“, erklärte er und festigte seine Umklammerung. Es war wirkungsvoll, denn sein Griff war fest und bestimmt und ließ mir keine Chance, mich aus ihm zu lösen.
 

Zu meiner eigenen Verwunderung hatte er jedoch auch etwas Beruhigendes an sich. Ob es Kaibas tatsächliche Absicht gewesen war, mich am erneuten Aufstehen zu hindern, oder ob er mit diesen Worten nur überdecken wollte, dass es ihn irgendwo doch ein bisschen kümmerte, wie mies es mir bei Gewitter ging, war nicht schlüssig, doch ich merkte rasch, dass es mir im Grunde genommen egal war, solange er nur seine Arme dort beließ, wo sie waren.
 

Ich suchte mit meinem Blick seinen und traf schließlich auf halbgeschlossene Saphire, die in der Dunkelheit schwarz aussahen. Ich schüttelte kaum merklich den Kopf. „Kaiba, du bist seltsam.“
 

„Klappe Wheeler“, murmelte er ohne das übliche Gift in der Stimme und zog mich noch enger an sich, nahm mir dadurch beinahe sämtliche Luft zum Atmen. „Und jetzt schlaf weiter.“
 

Seine Augen schlossen sich ganz, er kümmerte sich nicht darum, ob ich ihn beobachtete oder nicht. Irgendwo war es schon erstaunlich, wie sehr er mir vertraute, dass er sogar vor mir einschlief. Wahrscheinlich musste ich ihn einfach nachdem wir Sex gehabt hatten mitten in der Nacht wecken, nur um etwas von seiner Menschlichkeit abzubekommen. Warum war ich nicht schon viel früher darauf gekommen?
 

Sein Atem wurde regelmäßig, sein Gesichtsausdruck geradezu absurd entspannt. Ich wurde schon wieder sentimental. Igitt.
 

Ich hätte gerne gesagt, dass ich nach diesem Zwischenfall friedlich und ohne Probleme in Kaibas Armen hätte einschlafen können, ohne Albträume oder irgendwelche Gewittervisionen, doch dem war nicht so. Natürlich war dem nicht so. In Filmen oder Büchern schafften die Protagonisten es immer in den Armen ihrer Geliebten einzuschlafen, ‚abgeschottet von der Außenwelt, geborgen in den Armen des anderen’.
 

Wer immer diesen Schwachsinn schrieb, hatte offenbar keine Ahnung von der Realität. Es gab keine Geborgenheit in Kaibas Armen. Alles, was es dort gab, war akuter Luftmangel, weil dieser Arsch mich beinahe erdrückte!
 

Ich starrte verbissen an die Decke, versuchte meinen Atem flach zu halten, nicht nach Luft zu schnappen oder gar zu Hyperventilieren. Nach einigen Minuten wurde dies jedoch zunehmend schwerer, meine Konzentration ließ nach und das andauernde Gewitter machte meine Lage auch nicht besser. Verdammt, Kaiba sollte mich endlich loslassen!
 

Ich drehte mich zur Seite und starrte ihn finster an. Kaiba, dieser elende Pinkel kümmerte sich einen Dreck um mich. Nicht, dass ich es erwartete, Kaiba kümmerte sich um niemanden, abgesehen von Mokuba und mich konnte er nach allem noch immer nicht wirklich ausstehen – was zugegeben auf Gegenseitigkeit beruhte.
 

„Kaiba ...“
 

Ich regte mich in seiner Umklammerung. Er rührte sich nicht.
 

„Kaiba.“
 

Meine Stimme wurde nachdrücklicher, ich hob die Hand und rüttelte ihn leicht an der Schulter. Er regte sich, wachte jedoch immer noch nicht auf. Es war geradezu beängstigend zu wissen, dass Kaiba dermaßen tief schlafen konnte. Ich wusste, ich riskierte durch dieses Handeln sämtlich Dinge – mein Leben, meine Zukunft, meinen Schlaf und vor allem seinen Schlaf – doch ich hatte wenig Lust, in seiner Umklammerung zu ersticken, weil er alles daran setzte, mich daran zu hindern, ihn wieder zu nerven. Ich hieße nicht Joey Wheeler, wenn ich mich dadurch davon abhalten lassen würde.
 

„Kaiba, wach auf.“
 

Ich legte meine Hand an seine Wange und zog an der Haut. Eine Todsünde, doch mir war es gleich. Es war auch eine Todsünde, Joey Wheeler zerquetschen zu wollen.
 

„Herrgott Wheeler, was?!“
 

Wenn Kaiba wach war, dann war er zweifelsfrei schnell wach. Er starrte mich aus halb geöffneten Augen finster an und wünschte mir momentan sicher sämtliche Krankheiten.
 

„Du erdrückst mich, Kaiba“, maulte ich und zog erneut an seiner Wange. Er hasste es, wenn ich ihn ohne seine Erlaubnis berührte, darum wusste ich, dass er früher oder später darauf eingehen und mich loslassen würde. Kaiba gab sich nicht gerne geschlagen, aber um – ich warf einen flüchtigen Blick auf die Digitalanzeige von Kaibas Wecker – viertel vor vier an einem Samstagmorgen musste selbst er ein Einsehen haben.
 

„Und? Deswegen weckst du mich?“ Sein Blick verdüsterte sich.
 

Ich musste meine Worte widerrufen, Kaiba hatte tatsächlich kein Einsehen. Bastard.
 

Ich murrte hörbar. „Verdammt Kaiba, lass mich los, ich brauche Sauerstoff, du Idiot! Außerdem kann ich in dieser Umklammerung nicht schlafen.“
 

„Das ist dein Problem.“
 

Es war nicht zu fassen, wie gleichgültig ein einzelner Mensch sein konnte.
 

Ein Blitz zuckte durch die Vorhänge, gefolgt von einem Grollen. Ich zuckte leicht und starrte Kaiba beleidigt an. „Lass mich los, Kaiba.“
 

„Warum sollte ich? Du fängst dann bloß wieder an zu zappeln.“
 

„Wenn du so weiter machst, werde ich nie wieder zappeln können.“
 

„Das klingt verlockend.“ Ein spöttisches Lächeln umspielte seine Lippen. Hatte ich vor wenigen Minuten noch geglaubt, er könnte etwas Menschlichkeit zeigen, wenn man ihn mitten in der Nacht weckte? Ich hatte mich geirrt. Kaiba besaß keine Menschlichkeit. Und mir gegenüber schon gar nicht.
 

„Kaiba ...“ Ich zog den letzten Buchstaben seines Namens quengelnd in die Länge.
 

„Wheeler, halt die Klappe.“ Er schloss die Augen.
 

Ich zog an seiner Wange. „Du sollt nicht einschlafen.“
 

Seine Augen öffneten sich und fixierten mich strafend. „Soll ich dich aus diesem Haus entfernen lassen? Wenn du so weitermachst, wird es passieren, Wheeler.“
 

„Na und? Dann bekomme ich wenigstens wieder ausreichend Sauerstoff“, gab ich schnippisch zurück.
 

„Wheeler, tu, was jeder andere um diese Uhrzeit macht und schlaf.“
 

„Ich kann nicht schlafen.“
 

„Dann tu gefälligst so, als könntest du es. Sei zur Abwechslung mal kompetent – auch, wenn es offenbar zu viel verlangt ist. Mal wieder.“
 

„Gestern Abend hat das aber nicht ganz anders geklungen. Da war ich kompetent genug, oder was?“
 

„Wheeler, ich will von dir nicht mitten in der Nacht geweckt werden, nur um über unseren Sex zu sprechen.“
 

„Es sei denn, dir ist danach.“
 

Er ging nicht darauf ein, stattdessen löste er einen Arm, griff nach meiner Hand an seiner Wange und zog sie hinab. „Genau Wheeler, und momentan ist mir nach schlafen. Und jetzt sei still.“
 

„Nur, wenn ich aussuchen darf, wie wir liegen.“
 

Er öffnete eines seiner Augen. Er wirkte gleichermaßen skeptisch, wie genervt. „Was willst du dir da noch aussuchen. Wir liegen immer noch in einem Bett, obwohl du längst nicht mehr hier sein solltest.“ Wieder übertrieb er maßlos.
 

„Gestern Abend hast du gesagt, ich dürfte bleiben.“
 

Er seufzte. „Ich habe lediglich gesagt, du darfst bleiben, bis du wieder in der Lage bist, zu stehen.“ Dabei hätte er diese Pause viel eher gebraucht. Pah, und ich hatte mir noch Sorgen gemacht, gestern etwas zu rücksichtslos gewesen zu sein. Ich war einfach zu gut für diese Welt ...
 

„Stimmt, du hast so eine schöne Art, dich auszudrücken“, schnaubte ich leise.
 

„Tze, tu doch, was du willst, wenn du dann endlich still bist.“
 

Ha, offenbar war Kaibas Widerstand um knapp vier Uhr morgens doch weniger stark als am helllichten Tag. Das musste ich mir merken. Sein Griff um meine Hüfte lockerte sich, seine Umklammerung war gelöst – ich hatte es geschafft! Und ich durfte entscheiden, wie ich liegen wollte. Es wurde Zeit, Kaiba die ganzen Schmerzen zurück zu zahlen.
 

Ich schob mich näher an ihn, noch nähe, bis ich dichter nicht mehr an ihm liegen konnte. Ich hörte ihn unwillig murren, doch ich achtete nicht darauf. Stattdessen presste ich meinen Kopf in seine Halsbeuge, legte einen Arm über seine Brust und schloss die Augen. Ich atmete tief ein und aus. So ließ es sich schlafen.
 

„Wheeler, was soll das werden?“
 

Ich wusste, dass er früher oder später etwas sagen würde.
 

„Das siehst du dich. Ich durfte aussuchen, wie ich liegen will und ich finde es so offen gesagt ziemlich gemütlich.“
 

„Dem kann ich nicht zustimmen.“
 

Ich lächelte gegen seinen Hals. Ich wusste, er konnte es nicht ausstehen, wenn ich ihm von mir aus so ‚auf die Pelle rückte’, und genau das war der Grund, warum ich es tat. Kaiba hasste meine Nähe in so gut wie allen Fällen, es sei denn er wollte Sex, und das Wort kuscheln existierte in seinem unglaublichen Wortschatz nicht, genauso wenig wie das Wort schmusen.
 

Nicht verwunderlich, denn mit Kaiba zu schmusen, war in so gut wie allen Fällen in etwa so angenehm, wie ein Stachelschwein zu umarmen, wenn nicht sogar noch schlimmer. Nur in seltenen Momenten war es wünschenswert. In seltenen Momenten, so wie jetzt.
 

„Sei still Kaiba und schlaf weiter.“
 

„Wie soll ich schlafen, wenn du mir den Sauerstoff wegatmest.“
 

„Tu es einfach.“
 

Er schwieg. Ich spürte seinen Blick auf mir und mein Grinsen wurde breiter. Ich hatte es geschafft. Kaiba gab sich fürs erste geschlagen. Es blitze, dann donnerte es in der Ferne. Das Gewitter hatte ich beinahe vergessen. Jetzt erschien es mit einem Mal so unwichtig wie selten etwas.
 

„Mit dir hat man nichts als Probleme, Wheeler.“
 

„Fällt dir das erst jetzt auf?“
 

„Sei still.“
 

Und dieses Mal blieb ich still. Ich spürte die Wärme seines Körpers dich an meinem, das Heben und Senken seiner Brust unter meinem Arm und es beruhigte mich etwas. Doch die Tatsache, dass Kaiba sich nicht weiter beschwerte, dass er im Gegenteil sogar noch etwas dichter an mich heranrückte (vielleicht war es auch umgekehrt und ich bildete es mir nur ein - ich gebe ja zu, ich bin voreingenommen), war Befriedigung genug. Lange lag ich noch wach, lange lauschte ich seinem regelmäßigen Atem, bis schließlich um halb fünf das Gewitter nachließ, die Blitze verblassten, der Donner verklang und ich endlich einschlafen konnte.
 

Der nächste Morgen war weit weniger chaotisch, als angenommen. Roland weckte uns, da Kaiba einen Termin hatte, sagte nichts, als er mich in Kaibas Bett liegen sah und verließ den Raum kommentarlos. Ich hatte ihn schon immer irgendwie gemocht.
 

Kaiba warf mich aus dem Bett, forderte mich auf, mich anzuziehen und zu gehen. Es war seine Art, sich für den letzten Abend zu bedanken – selbstgefälliger Mistkerl. Während ich mich knurrend und betont langsam anzog fiel mein Blick auf das Feuerzeug, das unschuldig neben meiner Jeans lag. Ich hatte es fallen gelassen, aber das kleine Mistding war überhaupt nicht unter das Bett gerutscht.
 

Während ich es leise fluchend in meine Hosentasche steckte, spielte ich für wenige Momente mit dem Gedanken, dass es vielleicht besser war, mit Rauchen aufzuhören.
 

Als mein Blick jedoch auf Kaiba fiel, der vor mir stand und mich nicht annähernd so distanziert musterte wie sonst, mir jedoch unmissverständlich zu verstehen gab, dass es an der Zeit war, zu gehen, schlich sich ein Grinsen auf mein Gesicht, während ich ihn an seiner Krawatte zu mir hinab zog und ihn kurz küsste. Er hasste es, wenn ich ihn am Morgen danach ohne seine Erlaubnis küsste, darum machte es überhaupt erst so viel Spaß. Genauso wie er mit offensichtlichem Gefallen, wenn wir intimer wurden, seine Hände in meinen Haaren vergrub, obwohl er wusste, dass ich es nicht leiden konnte. Kaiba eben.
 

Ich hatte immer noch nicht unter seinem Bett geraucht - das musste ich bei Gelegenheit noch nachholen.
 

Außerdem würde ich in nächster Zeit sicher des Öfteren mitten in der Nacht aufwachen, nur um Kaiba anschließend auf den Geist zu gehen. Denn das war es allemal wert. Und vielleicht würde ich ihn ja dazu überreden können, mit mir unter seinem Bett zu rauchen. Wenn das nicht romantisch wäre.
 

Mein Mund auf Kaibas. Seine Hand in meinen Haaren.

Uns war echt nicht mehr zu helfen.
 

Make a final promise and I'll make you mine ...

It’s futile.
 


 

Nachwort(e): Zu den schwarz gedruckten Zeilen: Sie stammen aus dem Lied No place to Hide von Ash, ich habe sie mir nur geliehen. Lediglich die letzte Zeile ist tatsächlich von mir, man muss aber auch nicht wirklich kreativ sein, um sie zu erfinden X3



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Kommentare zu diesem Kapitel (24)
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Von:  lilac
2013-10-03T16:08:34+00:00 03.10.2013 18:08
Ohhh ...wie schön.
Die beiden sind einfach so cool... hast sie toll beschrieben.
Von:  Hiraya
2010-10-29T21:48:29+00:00 29.10.2010 23:48
eigentlich wollt ich das hier anders einleiten und gar nicht viel schreiben, aber ich bin grad noch so überwältigt. das ende ist wirklich schön nachklingend, stimmungsvoll, berauschend.

ich wollte keine großen worte machen heute nacht. gibt einfach so viel was man hier schreiben oder zitieren könnte. du bist wirklich gut, ehrlich! was soll ich da noch groß weiter ausführen?


d a n k e
Von:  Wolkenfee
2010-08-06T17:49:38+00:00 06.08.2010 19:49
Hi!
Ich hab deine FF gerade nochmal gelesen und musste wieder feststellen, wie großartig sie ist!
Also teile ich dir hiermit mit, dass ich immernoch begeistert bin :)
LG, Fee
Von:  Tweetl
2010-06-07T16:49:25+00:00 07.06.2010 18:49
Klasse.
Als wäre man mit dabei bei den beiden - sooo~ typisch. x'D

Dein Schreibstil gefällt mir ebenso - und der Sarkasmus ebenfalls.

Gruß,
Etwas
Von:  Inan
2009-10-11T19:25:10+00:00 11.10.2009 21:25
Jaaah, wie Kaiba und Joey halt so sind ne xD
Echt geil!
Toll gescrieben, fast als wär man live dabei oder so
Von:  Wolkenfee
2009-10-01T13:44:26+00:00 01.10.2009 15:44
Erstmal Glückwunsch zum dritten Platz!
Du hast eins meiner Lieblingspairings getroffen, von daher brauchst du mir nicht zu erklären, wie das zwischen den beiden so ist. ^__^ Ich bin begeistert, wie gut du sie getroffen hast, ich hab wirklich selten eine so gute Kaiba/Joey FF gelesen!
Ja, kommen wir zu meinen sonstigen Anmerkungen:
Warum tickt die Digitaluhr? Ja, warum denn? Find ich eine spannende Frage XD
Ich mag das Stück über die Vorhänge, das passt wirklich sehr gut zu Kaiba.
Das Gespräch als Kaiba dann endlich doch aufwacht passt perfekt, vor allem, dass sie sich mit Nachnamen anreden.
"Kaibaphobie" find ich toll! *g*
Die Vorstellung, wie sie zusammen unterm Bett rauchen ist genial.
Ich mag den letzten Satz, es passt ganz genau zu ihnen. Ich finde, du hast ihre Beziehung großartig dargestellt und die ich sag mal "versteckte Romantik" ist wirklich zu spüren.
LG, Fee

Von:  MaiRaike
2009-09-27T11:38:53+00:00 27.09.2009 13:38
Joey der durch Kaibas Zimmer kriecht um sein Feuerzeug zu suchen. Super.
Das Kaiba die Unterhose sechs Meter weit geschleudert hat auch.

"In Filmen oder Büchern schafften die Protagonisten es immer in den Armen ihrer Geliebten einzuschlafen, ‚abgeschottet von der Außenwelt, geborgen in den Armen des anderen’."
Mir ist auch schon aufgefallen, dass das in der Realität nicht unbedingt funktioniert. Ich kuschel gerne. Aber zum Schlafen muss ich mich einkringeln, mit den Knien angezogen. Außerdem brauche ich immer einige Zeit, bis ich die richtige Position zum schlafen gefunden habe. Leider wecken meine Bemühungen eine angenehme position zu finden im anderen Geschlecht regelmäßig Ängste um ihre empfindlichsten Körperteile.
Umdrehen und es dem Partner überlassen sich an meinen Rücken zu kuscheln hat sich daher bewährt.

Die Vorstellung wie Kaiba Joey beim Rauchen unter dem Bett gesellschaft leistet ist herrlich. Die Vorstellund wie Joey sich Nachts unter das Bett legt und dort raucht auch.

Ich liebe diese Fanfic!!!

Von:  Tayuya
2008-08-11T04:47:36+00:00 11.08.2008 06:47
Ich hab die Story schon letztes Jahr gelesen... oÔ
Aber noch kein Kommi ?
Die Story ist so geil <3
Joey und Kaiba... Arrw
lg Tayuya
Von:  Salatgurke
2008-07-08T16:01:43+00:00 08.07.2008 18:01
Die Story ist total schö~n
und so unglaublich knuffig
das ich dich am liebsten dafür knuddeln würde x3~
*hüstel* entschuldige es ist mit mir durchgegangen

wäre schön wenn du noch mehr solcher süßen Geschichten schreibst ^^

glg Isa
Von: abgemeldet
2008-05-30T00:18:25+00:00 30.05.2008 02:18
Das war ... einfach toll!
Genauso wäre eine Beziehung zwischen den beiden ^^
FAVO!


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