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Der Furcht folgt die Hoffnung

Spem metus sequitur
von

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Plötzlich gebunden

Kapitel achtzehn – Plötzlich gebunden
 

Donnerstag, 20. November 1997
 

Hermione faltete den Brief, auseinander. Sie hatte ihn unzählige Male gelesen und inzwischen auch Harry und Ron ins Vertrauen gezogen. Das war nun der zweite, wenn sie den ersten mitrechnete, in dem lediglich stand:
 

Sie lebt.
 

Sie hatte einen regelrechten Schock gehabt. Die zwei Wörter erschienen ihr so unwirklich, dass sie erst gar nicht gewusst hatte, was sie beuteten und doch war ihr sofort alles klar gewesen. Sie hatte nicht ein Sekunde gezweifelt gehabt, dass nicht Antaia damit gemeint war, genauso wenig wie sie daran gezweifelt hatte, dass es der Wahrheit entsprach.

Sie hatte nur ein Wort zurück geschrieben,
 

Wo?
 

aber natürlich nicht erwartet, dass man ihr diese Frage beantworten würde. Wenn sie es auch gerne gewusst hätte, so wollte sie noch viel dringender, dass diese zerbrechliche Verbindung mit dem ersten Brief nicht abbrach. Und nun hatte sie ihn.

Den zweiten.

Er war nun ausführlich. Hermione war sich nun sicher, dass sie sich mit ihrer Schwester schrieb. Es gab zu viele Details, die nur Antaia wissen konnte und Harry und Ron teilten ihre Meinung. Andererseits war es nicht die Handschrift von ihrer Schwester.

„Sie muss sich ja irgendwo verstecken. Vielleicht hat der oder diejenige den Brief für sie verfasst“, hatte Ron überlegt. Harry und Herm hatten ihm zweifelnd angesehen, doch Tatsache blieb, der Inhalt war von Antaia, die Schrift nicht.

Dennoch schrieb Hermione, als würde nur ihre Schwester den Brief lesen. Etwas anderes wollte sie nicht glauben.

Hermione begann:
 

Danke für die schnelle Antwort. Ich …
 

Freitag, 21. November 1997
 

Danke für die schnelle Antwort. Ich war überrascht von dir zu hören, doch um so mehr freut es mich, dass es euch gut geht. Die Schule ist bald beendet und ich überlege, was ich danach anfangen werde. Vielleicht Aurorin, um meinen Freunden und Vorbildern nachzueifern.
 

Hier hielt Antonin inne und sah zu Antaia hinüber, die verzweifelt versuchte, zwei Stricknadeln unter Kontrolle zu bekommen.

„Sag mal, deine Schwester ist doch richtig gut in der Schule, nicht?“

Antaia nickte.

„Warum?“, fragte sie.

„Wieso will sie dann Aurorin werden, die sterben viel zu früh.“

Antaia grinste und sah auf. Sie ließ die Nadel in den Schoß sinken und sagte: „Ich bin ihr Vorbild.“

Antonin winkte ab. „Du bist als Vorbild vollkommen ungeeignet.“

„Wie bitte?“

„Sieh dich doch an. Du hast dich mit einem neun Jahre älteren Mann eingelassen, der obendrein bald ein gesuchter Verräter sein wird.“

„Blödsinn, du wurdest rehabilitiert.“ Antaia nahm ihre Arbeit wieder auf. Kleine Schweißperlen standen ihr inzwischen auf der Stirn, während sie sich fast die Finger abschnürte, beim Versuch eine weitere Masche auf die andere Nadel zu fädeln.

Antonin sah ihr eine Weile zu und meinte dann leise: „Ich meine nicht das Ministerium, ich meine den Dunklen Lord.“

Antaia sah wieder auf. „Dann glaubst du nicht, dass wir gewinnen werden?“

Er zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“

Dann blickte er wieder auf den Brief und überlegte laut: „Sie sollte Heilerin werden. Das wäre nur logisch, denkst du nicht?“

Antaia lachte auf: „Und du wirst ihr Ausbilder, oder wie?“

„Wieso nicht? Dann habe ich die Kleine immer im Auge.“

Antaia grinste in sich hinein. Es war schon erstaunlich, wie schnell Antonin sich ihre ganze Familie zu seiner machte und sich für sie obendrein auch noch verantwortlich fühlte.

„Glaub mir, Hermione ist ein vernünftiges Wesen, sie wird nicht so schnell eine Dummheit begehen, die du verhindern musst.“

„Ich sage nur eins: Draco Malfoy.“

„Andererseits wäre es nicht schlecht, sie im Augen zu behalten“, nickte Antaia und starrte finster auf die Stricknadeln. Sie nahm den Kampf wieder auf und Antonin las weiter vor.
 

Sirius unterrichtetet nicht mehr Zaubertränke, worüber wir alle sehr froh sind.
 

„Das kann ich mir vorstellen.“

„Dafür hängt der noch immer in der Schule rum.“

„Antonin!“
 

Dolohov hingegen ist wirklich sehr gut. Wir lernen bei ihr viel. Sie hat etwas von Snape. Meine Freunde meinen, das liegt an der Schwarzmagier-Aura. Wenn ich mir überlege, mit wem sie verwandt ist, läuft es mir kalt den Rücken runter. Sie haben dieselben Augen, den gleichen Blick, kaum zu glauben, dass sie nicht so grausam sein soll wie er.
 

„Mit ‚er’ meint sie wohl mich“, überlegte Antonin und sah zu seiner Frau.

Diese hatte bereits eine ganze Reihe gestrickt und sah nun triumphierend auf.

„Sieh nur.“

„Ganz toll“, sagte Antonin und sah überlegend aus dem Fenster. „Ich finde es unglaublich, dass sie eine so schlechte Meinung von mir hat.“

„Du wolltest sie umbringen, was erwartest du?“

Antonin überlegte und seine Frau fuhr fort:

„Wenn sie erst einmal merkt, dass sie von deinem umfangreichen Wissen enorm profitieren kann, wird sie dich schon mögen.“

„Das tröstet mich minimal.“

„Lies weiter.“
 

Zwei aus meiner Klasse werden jetzt Brüder, ich glaube, sie sind beide nicht begeistert.
 

„Wohl eher weniger, dass sie jetzt verwandt sind, als was es für sie bedeutet“, murmelte Antonin.
 

Schade, dass wir Weihnachten nicht zusammen feiern können. Aber ich halte ein Geschenk für dich bereit. Wann sehen wir uns?

Liebe Grüße, ich umarme dich.
 

„Aber kein Wort über Draco, ist ja seltsam. Vielleicht haben wir uns doch geirrt.“ Antonin drehte das Papier in den Händen, ging dann zum Kamin, um es zu verbrennen.

Antaia seufzte und wickelte die Wolle vom Finger. Sie gab es auf, fürs erste.

„Dass sie nicht von Draco schreibt, spricht nur für sich. Wenn sie nicht Interesse an ihm hätte, hätte sie sich über das Theaterstück aufgeregt, das Schweigen jedoch…“

Antaia sah ihren Mann vielsagend an und dieser nickte verstehend.

In der Tat, wenn Hermione davon ausging, ihrer Schwester zu schreiben, hätte sie sich darüber aufgeregt.

So aber sagten die unausgesprochenen Worte mehr als die ausgesprochenen.

„Das wird nicht gut gehen“, seufzte Antaia, doch Antonin winkte ab.

„Möchtest du ihr antworten?“, fragte er.

„Nur, dass sie auf sich acht geben soll.“

Der Heiler nickte, setzte sich an den Schreibtisch, zückte die Feder und schrieb.
 

Wir sehen uns, wenn es Zeit ist, bis dahin ist es so sicherer. Dass die beiden neuen Brüder nicht begeistert sind, ist ihnen kaum zu verdenken, weißt du, was sie zu Silvester erwartet?

Dass du Aurorin werden willst, überrascht mich doch sehr. Deine Begabung liegt doch in einem ganz anderen Bereich. Werde Heilerin.
 

„Antonin“, tadelte Antaia, als sie, über seine Schulter gebeugt, mitlas.

„Was? Das ist meine ehrliche Meinung.“
 

Ein gesundes Misstrauen gegenüber neuen Professoren ist sicher nicht verkehrt, doch kann ich dir versichern, dass du Dolohov vertrauen kannst. Sie kann dir helfen.
 

Da ließ Hermione den Brief das erste Mal sinken. Sie saß auf dem Zuschauerturm der Gryffindors, denn nur hier war sie ungestört, bis sie eine Mannschaft in Grün-Weiß auf sich zukamen sah.

„Die Slytherins“, seufzte sie. Dass die ausgerechnet jetzt ein Training hatten. Die spielten doch erst wieder im Januar. Doch dann kamen auch schon die Rawenclaws auf das Spielfeld und sie verstand. Denn die Raben würden am nächsten Tag gegen Gryffindor antreten.

Unwillkürlich hielt Hermione nach Draco Ausschau und der Sucher war schon auf seinem Besen und schraubte sich in die Luft.

Er erblickte Hermione und stutzte, doch dann war er schon vorbeigeflogen.

Was macht sie hier, überlegte er. Um das herauszufinden, flog er an den Zuschauerturm heran und sah zu ihr hinüber.

„Ist es nicht etwas kalt?“, rief er hinüber. Neben ihn kam Daniel Green, er war in der Vierten und Jäger für die Slytherins, zum Halten.

„Vielleicht ein Spion“, überlegte er und Draco und Herm sahen ihn verwirrt an.

„Die hat soviel Ahnung von Quidditch wie du von Mädchen, Green“, spottete Draco und flog wieder davon.

Es war nicht zu sagen, wer verärgerter war, Daniel oder Hermione.

„War das jetzt eine Beleidigung?“, murmelte Hermione verblüfft.

„Ja“, grummelte der Jüngere und flog zu seiner Mannschaft.

Hermione äugte hinunter und las dann weiter. Es stand nur noch ein Satz, doch der veranlasste Hermione sofort zu antworten.
 

Ich habe gehört, du wärst in Draco Malfoy verliebt.
 

Antaia hatte entrüstet protestiert, doch Antonin kam mit dem unschlagbaren Argument, dass sie diese Briefe nicht einmal lesen durfte.

„Davon mal abgesehen, können wir im Falle eines Falles nur helfen, wenn wir die Wahrheit kennen.“

„Und wie soll die Hilfe aussehen?“

„Sie davon abzubringen. Ich kenne Lucius. Wenn sein Sohn genauso ist, stehen Hermione frustrierende Jahre bevor.“

Antaia lachte verwirrt. „Was meinst du damit?“

Antonin knüpfte in Seelenruhe den Brief an das Bein der Eule und erklärte: „Narzissa und Lucius haben die ersten vier Ehejahre kein Wort gewechselt. Ohne unsere Hilfe wüssten sie wahrscheinlich nicht einmal mehr, wie der andere aussieht. Willst du das deiner Schwester antun? Dazu ist sie viel zu hübsch.“

Er öffnete das Fenster und die Eule flog davon.
 

Nur weinige Stunde später hielt Antonin die Antwort in den Händen.

Er las seiner Frau vor.
 

Draco Malfoy ist der unhöflichste, arroganteste, hochnäsigste, eingebildetste, widerwärtigste, mieseste Slytherin, den ich kenne. Habe ich schon erwähnt, dass er arrogant ist? Wie kommst du nur auf eine solche Frage? Wer hat dir so einen Unsinn erzählt?
 

„Alles verloren“, schüttelte Antaia den Kopf. „Sie ist ihm verfallen.“.

„Hoffnungslos“, stimmte Antonin ihr zu, dann jedoch lächelte er. „Sie findet den Vorschlag, sich zu einer Heilerin ausbilden zu lassen, gut.“

Nun sah er triumphierend auf und Antaia seufzte, nahm die Stricknadeln und machte sich daran, die zweite Reihe zu stricken.

„Was wird das eigentlich?“, fragte Antonin, nachdem er auch diesen Brief verbrannt hatte.

„Socken.“

„Für wen?“

„Unser Kind.“

Antonin stockte. Er kam näher und sah Antaia eindringlich an.

„Unser Kind? Bist du schwanger?“

„Noch nicht, aber so abwegig ist das ja nicht, was du jede Nacht mit mir anstellst.“ Nun sah sie auf, grinste und küsste ihn, dann quälte sie sich weiter.

Antonin setzte sich ebenfalls und überlegte. Eigene Kinder, darüber hatte er noch gar nicht nachgedacht.

Da flog die Tür auf und Delia kam hereingetürmt.

„Ich bin wieder da~ha!“, verkündete sie unnötigerweise und lief zu Antonin, denn ihre Mutter schien schwer beschäftigt.

Sie kletterte auf dessen Schoß und sah ihn aus großen Augen an.

„Du“, begann sie.

Ah, sie wollte was!

„Kann ich einen Hund haben?“

„Nein.“

„Wieso nicht?“

„Weil du gerade drei Hasen bekommen hast.“

Delia dachte darüber nach. Da war was Wahres dran.

„Aber ein Hund wäre viel schöner. Onkel Istave sagt, wenn du einverstanden bist, dann kauft er mir einen.“

Antonin sah sie ernst an und Delia überlegte.

„Und ein Fuchs?“

„Nein.“

„Eine Katze?“

„Auch nicht.“

Delia stellte sich wieder auf den Boden und setzte ernst nach: „Du bist gemein, Daddy.“

„Ich weiß“, gab sich Antonin ungerührt.

Dann schlug die Tür zu und Antonin wandte den Kopf zu Antaia.

„Hat sie mich gerade Daddy genannt?“

Diese lächelte: „Ja, das hat sie“, sah aber von ihrer Strickarbeit nicht auf.

Antonin legte die Stirn in Falten.

„So ein kleiner Hund wäre nicht so schlimm, oder?“

Nun lachte Antaia, warf ihr Strickzeug auf den Boden und küsste ihn.
 

Samstag, 22. November 1998
 

Im Schlafsaal der Jungen wurde gerade das letzte Licht gelöscht, als Theodor fragte: „Wie war die Hochzeit?“

Das hatte sich an Blaise und Gregory gerichtet, die vor einer Stunde von dort zurück gekommen waren.

„Das Essen war gut“, kam es von Gregory als Antwort.

„Es waren ’ne Menge Leute da.“

Keiner von ihnen war wirklich müde, doch zum Reden hatte auch keiner Lust. Sie lagen alle wach und starrten in die Dunkelheit, als Blaise sagte: „Sogar der Dunkle Lord.“

Nun schluckten sie und schoben sich tiefer unter die Decken.

Eine Weile blieb es still, bis Vincent leise fragte: „Glaubt ihr, der kommt wirklich hierher? Dass er Hogwarts einnimmt?“

„Auf jeden Fall“, schnaubte Blaise. „Hogwarts ist doch das Symbol schlechthin für Dumbledore. Schon alleine um zu zeigen, dass er niemanden fürchtet, wird er hier herkommen.“

Wieder schwiegen sie, bis Draco die Stille brach und fast flüsterte: „Jungs, ich muss euch was sagen!“

Schweigen.

„Zu Silvester…“

„Wissen wir schon“, fuhr Blaise dazwischen. Der hatte sich nun aufgerichtet und sein Licht wieder entfacht.

„Aber da mache ich nicht mit. Der kann mich mal.“

Auch die anderen richteten sich auf und sahen nun zu Draco, als Gregory fragte: „Wann hattest du denn vor, uns auch einzuweihen? Du weißt das doch schon länger.“

„Ich habe überlegt, wie man dem entkommen kann“, gab Draco ehrlich zu.

„Ich glaube nicht, dass mein Vater das zulassen würde, dass ich ein Death Eater werde, wenn ich nicht will“, überlegte Theodor und nun sahen alle zu ihm.

„Dein Vater wird ein Fest ausrichten, wenn du endlich auch zu den Death Eatern gehörst“, brachte Draco ihn auf den Boden der Tatsachen und Gregory bohrte tiefer:

„Dein Vater doch auch, Malfoy. Es ist doch wohl bekannt, dass eure Alten die treuesten Anhänger des Dunklen Lords sind.“

„Das hat damit nichts zu tun. Dad würde mich nicht zu etwas zwingen, das hat er noch nie getan“, schüttelte Theodor entschieden den Kopf.

„Genau“, stimmte Draco ihm zu, als Blaise spottete: „Du hast drei Jahre lang in einem rosa Zimmer gewohnt.“

Alle starrten nun zu dem Blonden, der wütend aufblickte. Sie erwarteten ein Art Protest, doch Draco fragte nur: „Wer hat dir das erzählt?“

„Mein neuer Papi.“ Blaise Stimme triefte nur so vor Spott, als er ‚Papi’ sagte.

Alle blickten nun neugierig zu Blaise, der mir einem Kopfnicken zu Draco fortfuhr: „Seine Mom hatte geglaubt, er wird ein Mädchen und hat alles in Rosa gestrichen und eingerichtet. Und sein Vater wollte nichts gegen die Entscheidung sagen, weil er unter ihrem Pantoffel steht.“

„Halt deine Fresse, Zabini!“, schrie Draco und war aufgesprungen.

„Uh, jetzt habe ich aber Angst“, spottete er weiter, zuckte aber zusammen, als neben ihm ein Fluch in das Kissen einschlug.

„Hast du sie noch alle?!“, schrie der Rothaarige nun und sprang ebenfalls auf.

„Hey!“, fuhr Theodor dazwischen. „Jetzt beruhigt euch mal wieder oder wollt ihr Black am Hals haben?“

Sie legten sich wieder hin und löschten das Licht.

Wieder versanken sie in Schweigen, als Theodor leise sagte: „Ich werde kein Death Eater!“

„Träum weiter“, spottete Blaise. „Du kannst dem nicht entkommen, genauso wenig wie Gregory, Vincent oder Draco.“

„Und was ist mit dir?“, fragte Gregory und Blaise grinste in die Dunkelheit:

„Ich habe schon eine Idee.“

Und so schlief keiner der Slytherins wirklich gut.

Draco wusste, dass Blaise Recht hatte, doch das hieß auch, dass Hermione unerreichbar für ihn wurde. Wenn er denn je eine Chance bei ihr gehabt hätte, zu Silvester war sie für immer vernichtet.

Gregory starrte düster vor sich hin. Wirklich glauben konnte er es auch nicht, doch hatte er Hoffnung, es zu überstehen, solange nur sein Vater da war. Offenbar war er genauso unglücklich darüber wie er.

Theodor wollte es nicht glauben. Er schob jeden Gedanken, dass es wahr werden könnte, dass sein Vater ihn dazu zwingen könnte, von sich.

Vincent dachte gar nichts. Er hatte davon das erste Mal gehört und das Gefühl, als würde er ins Bodenlose stürzen. Am nächsten Tag würde er mit Fieber auf die Krankstation gebracht werden und dort eine Woche bleiben.

Nur Blaise sah grimmig entschlossen in die Dunkelheit. Er würde kein Anhänger des Dunklen Lords werden und er hatte auch schon einen Plan.
 

Donnerstag, 27. November 1997
 

Harry sah relativ verwirrt zu dem Mann, der ihn in dem Raum erwartete.

„Wo ist Mr Nott?“, fragte er. Lucius lächelte leicht.

„Fürchtetest du dich?“

„Nein“, schüttelte Harry den Kopf und blickte herausfordernd auf. „Sie?“

„Vorsicht, Junge!“, zischte der Ältere leise und Harry kniff die Lippen aufeinander.

„Du bist früh, Harry“, begrüßte ihn da Francis, der eben hereinkam. Hinter ihm taperte ein kleines Wesen und Harry sah verwirrt auf einen Hauselfen.

„Wer ist das?“, fragte er und große Augen hefteten sich auf ihn.

„Das ist dein Hauself.“ Francis blickte verwirrt zu Harry, der überrascht aufsah.

„Ich habe einen Hauself?“

Er verdrehte die Augen und seufzte: „Großartig, wenn das Herm erfährt, kann ich mir was anhören.“

„Wieso?“ Francis setzte sich und stellte eine dampfende Tasse Kaffee vor sich.

Er hatte sich schon den ganzen Tag darauf gefreut.

„Sie möchte alle Hauselfen befreien. Sie schenkt ihnen Kleider, damit sie der Sklaverei entkommen.“

Lucius musterte ihn finster. „Etwa so, wie du mir einen Hauself gestohlen hast?“

Harry wandte sich zu dem Älteren um. Francis kicherte in seine Tasse.

„Nein, das war ein Akt der Wohltat. Dobby wollte befreit werden. Hermione möchte auch die befreien, die es gar nicht wollen.“

Nun hörte man ein Wimmern und Harry sah wieder zu dem kleinen Wesen.

„Master Harry wird Tipsy doch nicht verstoßen?“

„Das hatte ich nicht vor“, begann Harry langsam und überlegte.

„Du bist Tipsy?“

„Ja, Master.“

„Wie lange wohnst du schon in dem Haus?“

„Erst ein Jahr.“

Nun lachte Lucius schadenfroh. „Ein so junger Hauself, viel Spaß, Harry.“

„Tipsy wird eine ganz hervorragender Hauself.“, meckerte Harry zurück, ohne wirklich registriert zu haben, das Lucius ihn das erste Mal nicht Potter genannt hatte.

„-fin“, setzte Francis nach.

„Was?“

„Sie ist ein weibliches Wesen. Hauselfin.“

Harry und Tipsy musterten sich einen Moment, dann versuchte es Harry mit einem Lächeln und das magische Wesen lächelte schüchtern zurück.

„Ist ja rührend“, sagte Lucius trocken. „Können wir jetzt endlich mal zu Sache kommen?“

„Ach, richtig.“ Harry wandte sich demonstrativ an Francis und sagte: „Antaia Granger ist nicht tot.“

„Und das weißt du weil?“

„Hermione es mir gesagt hat. Sie bekommt Post von einem Unbekannten. Der hat eine ziemliche Sauklaue, manches kann man kaum entziffern.“

Francis und Lucius sahen sich anerkennend an. Das waren doch mal interessante Neuigkeiten.

„Versteh ich aber nicht. Warum sollten Bella und Rodolphus sagen, sie hätten sie umgebracht, wenn es nicht so war?“

„Noch jemand auf unserer Seite?“, mutmaßte Lucius. Francis wiegte den Kopf.

„Da wäre ich mir nicht so sicher.“ An Harry gewandt fragte er. „Hast du einen Brief mit?“

„Wieso wusste ich nur, dass Sie das fragen würden?“

Harry zog ein Schriftstück hervor und legte es Francis vor die Nase.

Er und Lucius sahen drauf und sagten fast synchron: „Antonin.“

Einen Moment bleiben sie stumm, dann grinsten sie.

„Verfluchter Schweinehund“, murmelte Francis anerkennend.

Lucius nickte. Harry verstand nun gar nichts mehr.

„Antaia Granger ist mit Sicherheit tot und ich wette mein Vermögen in Gringotts, dass zeitgleich Antaia Dolohov geboren wurde.“

Harry sah ungläubig von einem zum anderen und fragte dann stotternd: „Sie… Sie glauben doch nicht, dass … Hermiones Schwester und dieser… Nein.“

„Das lässt sich leicht herausfinden.“

Francis sah nachdenklich zu Harry und sagte dann, mit fast drohender Stimme: „Das darfst du niemandem erzählen, nicht einmal deiner Freundin Hermione. Antonin könnte sonst schneller tot sein, als du Avada Kedavra sagen kannst.“

Harry sah zweifelnd zwischen den Death Eatern hin und her und schnappte nach Luft, als Lucius überlegte: „Wir könnten ihm das Gedächtnis löschen.“

„Nein“, entschied Francis, wenn auch nach einigem Zögern.

„Wieso nicht? Wieso musst du immer alles entscheiden?“, meckerte nun Lucius.

„Weil ich der Ältere bin“, fegte Francis alle Fragen vom Tisch.

„Tss, die zehn Monate. Deshalb bist du noch längst nicht weiser.“

Francis sah nun wirklich verärgert auf und Harry trat ein paar Schritte zurück, setzte sich auf einen Stuhl und ließ sich von Tipsy ein Glas Saft geben.

„Was soll das heißen, Lucius?“

„Nichts“, hob der Blonde abwehrend die Hände, doch Francis forderte: „Nur raus mit der Sprache.“

„Zum Beispiel diesen Jungen mit an Bord zu holen, halte ich noch immer für einen Fehler.“

„Harry sagt nichts.“

„Bis wann?“

Beide sahen zu dem Jüngsten, der unschuldig aufsah.

„Ich trau ihm nicht.“

Francis schnaubte verächtlich: „Du hast nicht mal deiner eigenen Ehefrau vertraut.“

Harry wurde aufmerksam.

„Was willst du damit wieder sagen?“

„Komm schon, die ersten vier Ehejahre konnte man bei euch wohl kaum als solche bezeichnen.“

Harry sah überrascht zu Lucius, der gar nicht auf ihn achtete, vielmehr zeigte er verärgert auf Francis.

„Und das muss mir einer sagen, der eine Siebzehnjährige schwängert und dann gezwungen wird, sie zu heiraten.“ Francis war aufgesprungen und funkelte Lucius wütend an.

Harry riss die Augen auf.

Das waren ja Geschichten, er wusste nicht, ob er das wissen wollte.

„Schluss jetzt“, entschied Francis und setzte sich wieder. „Halt mir keine Moralpredigten.“

Er wandte sich an Harry und sah ihn ernst an, als er fragte: „Welche Zauber kannst du?“

„Warum?“

„Antworte und stell keine blöden Fragen“, meckerte Lucius.

Francis sah ihn genervt an. „Warum bist du heute so gereizt?“

Lucius schien zu überlegen und dann sagte er plötzlich: „Peter war heute bei uns.“

Francis und Harry sahen ihn an. Sie ahnten, was das zu bedeuten hatte. Dennoch fragte der Ältere: „Warum?“

„Weiß ich nicht.“

Nun verfielen alle ins Grübeln.

„Hat er irgendwas gesagt?“

„Er war eine Ratte. Ich hätte ihn eigentlich gar nicht bemerkten sollen.“

Francis schloss resigniert die Augen. Nun war klar, warum Lucius nervös war.

Peter als Ratte hieß eins. Er spionierte und warum sollte er das tun, wenn der Dunkle Lord keinen Verdacht hätte.

Harry starrte düster vor sich hin. Er hatte die Hand zu einer Faust geballt und murmelte: „Ich habe wohl doch einen Fehler gemacht.“

Lucius und Francis sahen zu ihm, die Frage wurde nicht ausgesprochen, dennoch antwortete Harry.

„Im dritten Schuljahr habe ich Sirius davon abgehalten, ihn zu töten.“

„Ehrenwerter Mister Potter“, spottete Lucius.

Einen Augenblick musterten sie sich mit finstren Blicken, als Francis entschlossen aufstand.

„Dann sollten wir uns beeilen. Harry, steh auf und zieh deinen Umhang aus, der wird dich nur behindern.“

„Behindern, wobei?“

„Lucius wird dich in schwarzer Magie unterrichten. Früher oder später wirst du gegen den Dunklen Lord antreten müssen und dann solltest du halbwegs wissen, was du tust.“

Harry tat, was man ihm sagte. Er stand auf, legte seinen Umhang ab und zog seinen Zauberstab. Er sah zu Lucius und das spöttische Grinsen gefiel ihm gar nicht.

Ein Malfoy, der einen so ansah, bedeutete vor allem Ärger. Er hatte das oft genug bei Draco erlebt und hieß es nicht, wie der Vater, so der Sohn.

„Beginnen wir mit den Unverzeihlichen Flüchen. Imperius, Crucius und… na, den Todesfluch lassen wir mal lieber weg.“

Lucius richtete seinen Stab auf Harry und der dachte noch, Lucius machte einen üblen Scherz, als er sich schon unter dem Cruciatus krümmte.

Die Folter dauerte nicht lange, wenige Sekunden, doch reichte es, um Harry auf die Knie zu zwingen.

„Das machte Ihnen Spaß, oder?“, fragte er keuchend und sah auf.

Lucius lächelte leicht, sagte jedoch nichts.

Dafür ergriff Francis das Wort: „Wenn dein Opfer sich so verhält, dann machst du es richtig.“

Harry hatte sich wieder aufgerichtet, als Lucius ein zweites Mal ansetzte. Diesmal wich Harry aus und versuchte Lucius zu entwaffnen, was ihm nicht gelang.

Dann traf ihn wieder ein Fluch, diesmal der Imperius.

Tipsy, die ihrem Master helfen wollte, wurde von Francis festgehalten, als Harry den Imperius schon abschüttelte.

Anerkennend sahen ihn die beiden Death Eater an. Doch anderes hatten sie nicht erwartet.

Und dann begannen sie Harry in den Künsten der schwarzen Magie zu unterweisen.
 

***
 

Francis kam müde nach Hause und ließ sich in einen Sessel fallen. Er sah verwirrt zu Timothy, der durch den Raum lief, sagte aber nichts. Es gab sicher Gründe, warum sein Jüngster mitten unter der Woche nicht im Internat war.

Wollte er die Gründe wissen?

Eigentlich nicht. Inzwischen hoffte Francis, dass Tims Schulzeit schnell herum sein würde, damit das Ministerium ihm nicht ständig im Genick saß. Obgleich er ja schon froh war, dass Alexandra den ‚Fall Timothy’ zugeteilt bekommen hatte.

Er schloss seufzend die Augen und lächelte in sich hinein, als Lilien sich neben ihn setzte und sich gegen ihn lehnte. Er hob den Arm und legte ihn ihr auf die Schulter.

„Du bist früh zurück“, stellte sie fest.

Francis nickte stumm, ohne aufzusehen.

„Warum ist Timothy da?“

„Ich habe ihn geholt.“

Francis blickte nun doch zu Lilien. Sie sah nicht krank aus.

„Warum?“

„Ich dachte, ich hätte mich erkältet, aber ich habe mich geirrt.“ Sie grinste nun, kuschelte sich dichter an ihren Mann und angelte mit einer Hand nach einer Praline.

Francis folgte der Hand und runzelte nachdenklich die Stirn.

„Was isst du da?“, fragte er.

Lilien klappte den Deckel so, dass er lesen konnte. ‚Auroras Pralines’ entzifferte er die beiden Worte und saß kerzengerade auf der Couch.

„Wann?“, fragte er.

Lilien grinste: „Ende Juni nächsten Jahres.“

Francis rechnete von dieser Zeit neun Monate zurück und nickte in Gedanken. Er konnte sich an eine sehr wilde Nacht Anfang Oktober erinnern. Langsam sank er in die Polster zurück.

Er hatte es fast nicht mehr geglaubt, aber er wurde noch einmal Vater.

Dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.

„Hoffentlich wird es diesmal ein kleines Mädchen. Mit lustigen Zöpfen und in einem hübschen Kleid.“

Lilien lachte nun laut auf. „Bei den Brüdern?“

Francis stimmte ein, er stand auf, zog seine Frau zu sich und küsste sie, dass Timothy, der gerade in den Raum kommen wollte, auf dem Absatz wieder kehrt machte.

Er lief die Augen verdrehend in sein Zimmer.

Seine Eltern konnten echt peinlich sein.

Kaum zu fassen, dass die beiden zu einer Hochzeit gezwungen worden waren.
 

Rückblende: Die Geschichte von Lilien und Francis
 

Weihnachten 1979
 

„Lilien Faun!“, rief eine untersetzte Hexe und ein siebzehnjähriges Mädchen mit rabenschwarzen Haaren und verwirrend bernsteinfarbenen Augen kam zu der Treppe.

Sie beugte sich über das Geländer und rief zurück: „Was, Mom?“

Die Hexe stand plötzlich neben ihr und funkelte sie an.

„Wenn ich dich rufe, hast du gleich zu kommen und nicht erst zu fragen ‚Was, Mom’!“

Lilien verdrehte die Augen, grinste dann aber und sagte: „Wir sehen uns im Kaminzimmer“ und wollte disapparieren, doch die Hand ihrer Mutter schraubte sich förmlich um ihren Arm.

„Das wirst du unterlassen“, zischte sie.

Lilien runzelte die Stirn, ergab sich aber seufzend und schritt folgsam die Treppe hinunter, der Mutter folgend.

„Setz dich!“

Lilien gehorchte und sah verwundert auf, zu ihrem Vater und ihren Großeltern. Alle sahen sie mit strengen Blicken.

„Was ist passiert?“, fragte sie.

Eine plötzliche Unruhe ergriff sie.

„Solltest du uns das nicht sagen können?“, sagte der Vater ihrer Mutter leise und Lilien blinzelte verwirrt.

Nun wurde sie nervös. Der Familierat war einberufen worden und offenbar war sie der Grund.

Neben ihr stand eine Schale mit Pralinen und Lilien versuchte ihre Nervosität zu überspielen und griff sich eine.

Die Schokolade schmolz augenblicklich in ihrem Mund und eine süße klebrige Masse floss über ihre Zunge.

Sie liebte diese Süßigkeit. In den Sommerferien hatte sie diese in einem kleinen Laden entdeckt, und konnte gar nicht mehr aufhören sie zu essen.

Sie war regelrecht süchtig danach.

Vielleicht war sie ja ernsthaft krank, überlegte sie gerade. Erst am Morgen waren sie zu einem Heiler gegangen, weil ihr in letzter Zeit immer übel war. Doch am Essen lag es nicht.

Lilien selber machte sich nicht allzu viele Gedanken darüber.

Während ihre Eltern mit dem Heiler gesprochen hatten, hatte das Mädchen auf dem Gang mit einem jungen Zauberer geflirtet.

Sie überlegte gerade, wie sein Name war. Er war der Schüler von Heiler Wilson und dieser ein guter Freund der Familie, aber vor allem verschwiegen.

Lilien mochte Heiler Wilson nicht unbedingt. Der Mann war ihr zu undurchdringlich. Sie wusste noch nicht einmal, ob Wilson sein Ruf- oder Nachname war.

Antonin Dolohov, das war der Name des Schülers, dachte Lilien gerade. Er hatte unglaublich faszinierende Augen..

„Lilien!“, sagte ihre Mutter mit schneidender Stimme und das Mädchen sah auf.

„Dein Vater hat dich was gefragt.“

Lilien sah zu diesem und schrak nun wirklich zusammen. Er sah sie zornig an.

„Wie heißt der Mann?“, wurde sie nun gefragt.

Sie verstand nicht. Welcher Mann?

„Wilson sagte, dass du im vierten Monat schwanger bist.“ Diesen Satz presste ihre Mutter zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus und Lilien riss nun die Augen auf.

Sie war bitte was?

Unwillkürlich fuhr ihre Hand zu ihrem Bauch.

Sie konnte nicht schwanger sein. Sie hatte gar nicht zugenommen und auch sonst gab es keine Anzeichen dafür.

Einmal im Monat überkamen sie monatlichen Leiden und bis auf die Übelkeit, die sie ab und zu hatte, fühlte sie sich nicht anders.

Ihr war oft übel, schon als Kind, sie aß einfach zu ungesund, doch das tat ihrem Aussehen keinen Abbruch.

Lilien konnte alles essen, sie nahm nicht zu.

Diesem Aussehen hatte sie es auch zu verdanken, dass sie unzählige Verehrer hatte, sogar zwei Verehrerinnen.

Und Lilien hatte jede Woche einen anderen Freund, denn sie lebte nach dem Motto, wieso sich festlegen?

Hinter vorgehaltener Hand wurde über sie getuschelt, doch Lilien tat das alles als Neid ab.

Sie war nie mit einem Jungen ins Bett gegangen.

Da wurden ihre Gedanken unterbrochen.

Bis auf einen.
 

Einen jungen Zauberer namens Francis Nott, neun Jahre älter, hatte sie vergangenes Silvester kennen gelernt und an dem Abend waren Funken und wage Andeutungen, halbe Versprechen getauscht worden.

Doch beiden war klar, dass nichts daraus werden würde.

Sie war ihm viel zu jung und zu kindisch.

Er war ihr zu arrogant und viel zu alt.
 

Es wurde Sommer.

Francis hatte sich gerade erst von seiner langjährigen Freundin getrennt und Lilien hatte gehört, wie man sie eine Schlampe genannt hatte.

Kurz darauf waren sie sich wieder begegnet, es war purer Zufall gewesen. Und dann hatte irgendwie eins zum anderen geführt und irgendwie hatte wohl jeder darauf gewartete, dass der jeweils andere die Bremse ziehen würde, doch hatte es keiner getan.

Sie waren beide von anderen verletzt, wütend und irgendwie kompensierten sie ihre überschäumenden Gefühle, indem sie miteinander schliefen.

Lilien erinnerte sich an diesen Tag.
 

11. Juli 1979
 

Sie war durch die Nokturngasse gelaufen, nur um ihren sogenannten Freundinnen zu entkommen, als sie gegen einen Zauberer rannte, der gerade aus einem der Geschäfte kam. Sie erkannte ihn sofort wieder.

Er brauchte eine Weile, bis er sich erinnerte.

Offenbar hatte sie sich in dem halben Jahr doch mehr verändert, als sie gedacht hatte.

Vielleicht war er auch nur irritiert, sie in der Nokturngasse zu sehen.

„Hi, Francis“, sprach sie ihn an und warf ihre langen Haare in den Nacken. Ihre hellen Augen funkelten in dem Schatten und Francis blieb stehen und nahm sich die Zeit, sie sich zu betrachten.

„Klein Lily“, sagte er leicht spöttisch und sie richtete sich etwas mehr auf.

„Klein Lily? Das ist nicht unbedingt das, was eine Frau hören möchte“, wies sie ihn darauf hin.

Er hob mit einem Finger ihr Kinn und fragte: „Sag bloß. Du bist eine Frau?“

Er grinste nun geradezu unverschämt und Lilien griff seine Hand, ließ nicht los und trat dichter zu ihm heran.

„Zweifelst du da dran?“

Nun lachte Francis leise. Er sah auf den Boden, dieses Mädchen war geradezu unverschämt, wie sie ihm auf die Pelle rückte, dennoch sagte er:

„Ich glaube nur, was ich mit eigenen Augen sehe.“

Nun lachte auch Lilien. Ungefähr da waren sie zu Silvester stehen geblieben.

Das wage Versprechen, dass er mehr bekam als den Kuss um Mitternacht. Damals hatte er sie von sich geschoben und darauf hingewiesen, dass er bereits eine Freundin hatte und eine Frau anstrengend genug war.

Lilien hatte nur gegrinst und gesagt: „Wer sagt, dass ich dich festnageln will, ich will nur meinen Spaß, Francis.“

Er erinnerte sich sehr genau, als er nun in ihre hellen Augen blickte.

„Mein Angebot steht noch immer“, sagte sie. Ging jedoch davon aus, dass er sie abermals zurückweisen würde. Das nachdenkliche Funkeln in seinen blauen Iriden milderte den Schmerz über den Verrat ihrer Freundinnen.

Am liebsten hätte sie sich gegen ihn gelehnt und Trost gesucht und wieso auch nicht?

Offenbar dachte man in Hogwarts, dass sie sich jedem an den Hals werfen würde.

Francis bemerkte das Mienespiel und deutete es richtig.

„Lass uns einen Kaffee trinken gehen“, schlug er vor.

Sie grinste leicht sarkastisch: „Plötzlich so schüchtern, Francis? Wie geht es deiner Freundin?“

„Gut, habe ich gehört.“

Lilien sah ihn von der Seite an, er zog sie bereits mit sich, tiefer in die Gasse hinein.

„Hört sich an, als ginget ihr getrennte Wege.“

„Sie war nicht die Richtige. Zu still, zu zurückhaltend. Ganz anders als du.“

Lilien lächelte nun und schob ihren Arm unter seinen. „Soll das ein Kompliment sein?“
 

Kurz darauf saßen sie in dem Sommerhaus von Francis und er reichte ihr eine Tasse.

Sie hatte ausgetrunken und Francis sie dabei, gegen das Fensterbrett gelehnt, beobachtet.

Sie schob ihre Tasse weiter auf den Tisch und er fragte: „Und was mit dir? Warum bist du so wütend?“

„Ich bin nicht wütend“, sagte sie und sah ihn herausfordernd an.

„Ach, komm schon, Lilien. Ein kleines Mädchen wie du sollte nicht in der Nokturngasse herumlaufen und fremde Männer aufreißen.

Liliens Augenbrauen zogen sich zusammen.

„Und warum bist du so gemein? Hast du mit ihr Schluss gemacht? Oder hat dich deine Freundin fallen lassen, weil sie dich mit jemand anderem hat knutschen sehen?“

Sie stand auf und stellte die Tasse neben die Spüle. Dann drehte sie sich zu Francis um, der leise sagte: „Eins zu Null für dich.“

Er schlürfte an seinem Getränk, doch sie nahm ihm die Tasse ab, stellte sie zur Seite und sagte: „Das ist kein Spiel, Francis. Und ich bin kein kleines Mädchen.“ Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste den älteren Mann, der umschlang mit beiden Armen den kleinen schlanken Körper, hob sie halb hoch und irgendwie schoben sie sich in Richtung der Schlafräume.

Lilien war wie in Trance. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, erst als Francis sich von ihr löste, sich aufsetzte und sie sich betrachtete, schien sie wieder zu erwachen.

Nackt lag sie vor ihm und da erst begriff sie, was sie getan hatte. Zögernd zog sie ein dünnes Laken über sich und der Zauberer lachte leise, er stand auf und zog sich wieder an. Lilien sah ihm dabei zu und versuchte nachzudenken. Er blickte zu ihr hinunter und grinste: „Du hast Recht, jetzt bist du kein kleines Mädchen mehr.“ Er warf ihr ihr Kleid zu und ging dann aus dem Zimmer.

Lilien zog sich langsam an.

Als auch sie hinauskam, sah sie zu Francis.

Er stand am Schrank und drehte sich halb zu ihr um, als er fragte: „Und? Sagst du mir nun, warum du so verzweifelt warst?“

„Interessiert es dich denn?“, gab sie spitz zurück.

„Nein, eigentlich nicht.“

„Wo ist das Flohpulver?“, fragte sie und hielt fordernd ihre Hand auf.

Francis drückte ihr eine Holzschachtel in die Hand.

Sie ging zum Kamin und verschwand.

Francis sah ihr nachdenklich nach.

Irgendwie hatte er das Gefühl, als wäre das noch nicht alles gewesen. Er nahm die zwei Tassen, die er rausgesucht hatte und stellte sie wieder zurück. Stattdessen holte er ein Glas heraus und entkorkte eine Flasche mit Feuerwhiskey.
 

Weihnachten 1979
 

Lilien tauchte aus der Erinnerung auf und sah zu ihrem Vater, der noch immer mit einer undurchdringlichen Miene vor ihr saß. Ihr Blick glitt weiter zu ihren Großeltern und zu ihrer Mutter.

Sie war wieder in der Realität, es war nicht mehr Sommer, sondern Weihnachten.

Sie war nicht mehr in Francis’ Sommerhaus, sondern in ihrem zu Hause.

„Ich will wissen, wer dir das angetan hat?“ Nun knurrte ihr Vater regelrecht und Lilien verstand. Ihr Vater dachte offenbar, dass es gegen ihren Willen geschehen war.

„Ich war damit einverstanden, Vater.“

„Und wieso wissen wir nichts davon?“

„Es war nicht weiter wichtig.“ Nun flüsterte sie fast. Hatte sie diese Stunden wirklich so gut aus dem Gedächtnis streichen können, dass sie gar nicht auf die Idee gekommen war, sie könnte schwanger sein.

„Ich will einen Namen.“ Die Stimme war bedrohlich und Lilien zuckte heftig zusammen. Eigentlich hatte sich nie vorgehabt Francis zu verraten, doch noch nie hatte sie ihren Vater so wütend gesehen.

„Nott. Er heißt Francis Nott.“

Lilien sackte förmlich in sich zusammen, doch verbot sie sich selber die Tränen, die in ihr aufzusteigen begannen.

Ihr Vater war bereits aus dem Haus.
 

***
 

Francis hatte alles wortlos angehört.

Sein Vater hatte ihn vor gut einer halben Stunde in sein Haus zitiert und ihm fast befohlen, ein Mädchen namens Lilien Faun zu heiraten, die offenbar sein Kind in sich trug.

Er hatte doch gewusst, dass es nicht zu Ende sein würde.

Er wurde Vater? Das war interessant. Mal etwas ganz Neues.

Sein Blick blieb an seinem, offenbar zukünftigen, Schwiegervater hängen. Mehr als eine knappe Begrüßung hatten sie noch nicht getauscht und Francis gedachte auch nicht, ein tieferes Gespräch zu führen.

Erst einmal wollte er mit Lilien reden.

Sie tat ihm irgendwie leid. Wenn er das richtig gehört hatte, hatten sechs ausgewachsene Magier auf sie eingeredet. Und er war sich sicher, dass sie mit der Hochzeit, die gerade beschlossen wurde, nicht einverstanden war, wenn sie überhaupt davon wusste.

„Die Hochzeit findet zu Ostern statt“, beendete sein Vater gerade seine Rede.

Francis nickte knapp, drehte sich um und verließ das Haus wieder.

„Francis“, rief ihm seine Mutter nach. Er hielt inne und wandte sich zu der Hexe um.

„Wo willst du hin?“

„Zu Lucius.“ Er küsste sie auf die Wange und disapparierte.
 

***
 

Francis war von einem Hauselfen namens Dobby eingelassen worden und folgte den Stimmen. Offenbar standen Lucius und Narzissa in der ersten Etage und diskutierten, in welcher Farbe ein Zimmer gestrichen werden sollten.

„Wieso nicht rosa?“, fragte sie gerade und Lucius seufzte, gab seiner Frau aber ihren Willen.

„Was diskutierte ihr denn?“, fragte Francis. Er war im Türrahmen stehen geblieben und stützte sich mit einem Arm dagegen.

Narzissa drehte sich zu ihm um und strahlte: „Wir beraten gerade die Farbe von dem Zimmer unseres ersten Kindes.“

Dieser sah Narzissa erstaunt an und richtete sich auf.

„Ihr bekommt ein Kind? Da gratuliere ich. Hat dich Narzissa also nicht wieder ausgesperrt.“

Lucius sah ihn strafend an. Dass seine Frau ganze vier Jahre nach ihrer Hochzeit kaum mit ihm geredet hatte, bohrte noch immer in ihm.

Doch die Zeiten waren längst vorbei. Erneut hörte man es klopfen und Dobby eilte zur Tür.

Antonin Dolohov kam ins Haus.

Heiler Wilson, sein Ausbilder, war auch für die Betreuung von Narzissa und ihrem ungeborenen Kind zuständig und diese hatte Kräftigungstränke verordnet bekommen.

Antonin war ohnehin auf dem Weg nach Hause gewesen und hatte sich angeboten, den Kurier zu spielen. Er wollte sowieso Lucius besuchen.

„Francis, seit wann bist du aus Frankreich zurück?“, wurde dieser von dem Jüngeren begrüßt.

Lucius nahm ihm die Flasche ab und reichte sie an Dobby weiter.

Francis antwortete: „Seit etwa einer Stunde. Du musst mich mal wieder besuchen kommen, das Haus ist fertig.“

„Ich wünschte, ich hätte Zeit, wie du ein Sommerhaus zu bauen.“

Narzissa dirigierte die drei Zauberer aus dem Raum und in das Kaminzimmer, wo dampfender Kaffee für die Männer und ein Tee für sie bereit stand.

„Also, warum bist du wieder zurück? Hat der Dunkle Lord dich geholt?“, nahm Lucius den Faden wieder auf.

„Nein, mein Alter“, schüttelte Francis den Kopf und nahm den Kaffee. Einen Augenblick starrte er in das schwarze Getränk, als würde er sich an etwas erinnern, als es erneut klopfte.

„Heute ist was los“, murmelte Narzissa und wollte aufstehen, da Dobby und Poo in der Küche beschäftigt waren, doch Lucius bedeutete ihr sitzen zu bleiben.

Er ging selbst, um zu öffnen.

„Wer sind Sie?“, fragte er das schwarzhaarige Mädchen, das vor ihm stand und das Kinn reckte.

„Mein Name ist Lilien Faun und ich möchte Francis Nott sprechen. Man sagte mir, er wäre hier.“

„Na, die hat ja ein Temperament“, murmelte Lucius, nachdem er Lilien bedeutet hatte, im Flur zu warten und ging, um Francis zu holen.

Der drehte sich fragend um, erblickte Lilien und verstand sofort.

Er stellte die Tasse ab und ging auf sie zu.

Antonin beugte sich zur Seite und sah an Francis vorbei.

„Die kenn ich doch“, sagte er leise und die Malfoys sahen ihn neugierig an.

„Das Mädchen war heute bei uns in der Praxis. Sie hat offenbar nicht bemerkt, dass sie bereits im vierten Monat schwanger ist. Sie ist ganz schön dreist, mit mir zu flirten und dabei schon vergeben zu sein.“

Lucius und Narzissa wechselten kurz einen Blick und alle drei beobachteten dann Francis und Lilien.

Die sollten zusammen sein? Offenbar hatte man Lilien und Francis noch nicht eingeweiht.

„Ich bin nur gekommen um dir zu sagen, dass es nicht meine Absicht war, dich an mich zu binden. Ich habe gerade erfahren, was meine Eltern beschlossen haben. Ich werde zu meiner Tante gehen. In die Schule darf ich ohnehin nicht zurück.“

„Was für eine Tante?“, fragte Francis dazwischen.

„Spielt keine Rolle. Sie ist von meiner Familie verstoßen worden. Sie hatte nicht standesgemäß geheiratet.“

Sie atmete tief ein und sah ihn direkt an. „Ich möchte mich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen.“

Sie verstummte und Francis fragte: „War es das?“

„Ja.“

„Die Hochzeit findet wie geplant zu Ostern statt, es sei denn, du willst es nicht.“

Lilien musterte ihn nachdenklich und fragte: „Bist du sicher?“

Er zuckte mit den Schultern. „Klar. Es könnte schlimmer sein.“

„Schlimmer?“ Wie sollte sie das jetzt verstehen?

„Du könntest hässlich sein, oder dumm.“

Lilien lachte leicht spöttisch auf und fragte: „Seit wann wollen Männer intelligente Frauen?“

„Mit wem sollen wir sonst reden?“ Er grinste sie etwas unsicher an. Warum wusste er nicht, doch er konnte sich wirklich weitaus schlimmeres vorstellen, als mit diesem Mädchen verheiratet zu sein.

Schließlich nickte Lilien und sagte: „Gut. Dann heiraten wir zu Ostern. Es wird übrigens ein Junge. Wilson sagt, er wird im Juni geboren.“

Francis nickte.

„Du suchst einen Namen.“

„Bis dann.“

Sie gaben sich die Hand und dann ging Lilien wieder.

Antonin grinste breit, als Francis zurück kam und sagte, mit dem Daumen auf Lucius deutend: „Wenn du in deiner Hochzeitsnacht auch ausgesperrt wirst, du weißt ja, wer dir noch einen Gefallen schuldig ist.“

Lucius warf dem Jüngeren einen bösen Blick zu und zischte: „Das war ein Missverständnis gewesen.“

„Vier Jahre?“, bohrte Francis tiefer in die Wunde und da beschloss Narzissa, dass die beiden Gäste augenblicklich gehen sollten.

„Ich hoffe, deine Freundin sperrt dich auch mal aus“, knurrte Lucius und funkelte Antonin an. Dieser lachte nun wirklich: „Welche?“

„Evelyn, oder wie sie heißt.“

„Das mit Evelyn ist längst vorbei“, winkte der Jüngste ab und zog seinen Mantel über.

„Warst du nicht letzte Woche mit ihr zusammen?“

„Nein, letzte Woche habe ich mich von Patricia getrennt.“

Lucius und Francis sahen sich kurz an. Das Leben des Jüngeren hörte sich anstrengend an. Aber Antonin schien es zu gefallen.

Nun, er war noch jung.

Vielleicht, so dachte Francis, hatte er deshalb der Hochzeit zugestimmt. Er hatte keine Lust mehr, sich jede Woche einen anderen Namen merken zu müssen. (Der Mann ist praktisch veranlagt)
 

Ostern 1980
 

Hochschwanger stand Lilien vor dem Spiegel, in einem weiten Nachthemd, das ihren Zustand keinesfalls mehr verbergen konnte.

Francis saß im Bett und las in einem Buch, während er darauf wartete, dass seine frisch gebackene Ehefrau sich ebenfalls zum Schlafen legen würde.

Sie hatten sich in der Zeit oft geschrieben und auch oft gesehen.

Das Haus hatte Francis ausgesucht. Lilien hatte es eingerichtet.

Auch die Einrichtung von dem Kinderzimmer war nach Liliens Geschmack gewählt worden. Dafür oblag es Francis, dem Ungeborenen den Namen zu geben.

Er wollte es ihr nicht verraten, auch wenn sie ihn oft gefragt und manchmal auch mit ganz hinterlistigen Wortspielen aus ihm herauszukitzeln versucht hatte.

Je öfter sie zusammen waren, umso zufriedener wurden sie mit der Entscheidung zu heiraten. Es war ohne Zweifel auch das Vernünftigste.

Mit Narzissa kam Lilien trotz der sieben Jahre Altersunterschied inzwischen sehr gut aus, was vielleicht auch daran lag, dass ihre Kinder etwa zur selben Zeit geboren werden würde.

Francis sah auf und zu Lilien.

Er mochte sie sehr und inzwischen sah er auch nicht mehr das kleine Mädchen vom Sommer in ihr.

Sie war seine Frau und er wusste, wenn er es im Moment auch noch nicht tat, so würde er sie irgendwann lieben. Vielleicht würde es noch ein, zwei Jahre dauern, doch er würde sie eines Tages mehr lieben als irgendwas anderes. Schon alleine deshalb, weil sie ihm einen Sohn gebar und dessen Geburt konnte er kaum erwarten.

Er lächelte leicht. Kindisch war sie dennoch ab und zu. Nun stand sie also vor dem Spiegel und sagte leise, als könnte sie das Gesagte selber kaum fassen:

„Misses Francis Nott.“

Sie lauschte den Worten nach.

„Lilien Nott.“

Nun lächelte sie.

„Misses Nott.“

„Weib“, gab es trocken von Francis. „Was tust du da?“

„Ich will nur hören wie es klingt. Ich bin keine Faun mehr. Alleine dafür werde ich dich lieben, Francis.“

Sie drehte sich zu ihm um und strahlte ihn an.

„Nur schade, dass aus unserer Hochzeitsnacht nichts wird.“

Sie strich über ihren Bauch und er winkte sie zu sich.

Sie folgt gehorsam und setzte sich auf die andere Seite des Bettes.

Er zog sie zu sich und küsste sie. Einen Moment genoss sie seine Lippen, als sie wieder abrückte.

„Das ist das erste Mal seit dem Sommer“, sagte sie und Francis nickte verblüfft.

In der Tat. Seit dem Tag, als Klein Theodor gezeugt worden war, hatten sie keinen Kuss mehr getauscht, wenn man mal von dem vor dem Altar absah.

Sie beugte sich wieder vor. Ihre Hand schob sich seinen Arm entlang und mit ihm auch der Ärmel, als sie verwirrt innehielt.

Sie musste zwei Mal hinsehen, bevor sie verstand, was sie dort sah.

„Was ist das?“, fragte sie und fuhr über die Tätowierung, die auf seinem linken Unterarm eingebrannt war.

„Das Dunkle Mal“, gab er Auskunft. Sie sah ihn fassungslos an.

„Du bist ein Death Eater?“

„Hast du das nicht gewusst?“

„Nein.“

Stille breitete sich aus und sie starrten sich nur an. Doch dann dachte Lilien, was spielte es jetzt noch für eine Rolle? Sie war nun seit fast zehn Stunden mit diesem Mann verheiratet. Es war etwas spät, sich jetzt darüber aufzuregen.

Francis sah sie jedoch prüfend an und fragte: „Was denkst du?“

„Du hast offenbar mehr Geheimnisse, als ich gedacht habe.“

Die Antwort verwirrte ihn. Was bedeutete das?

Ihr Kind strampelte in ihrem Bauch, als wollte es seine Mutter daran erinnern, dass es bald auf der Welt wäre und Lilien legte ihre Hand da drauf. Was immer es auch für die Zukunft bedeutete. Ihr Kind brauchte einen Vater. Vielleicht hatte sie vor fünf Monaten noch gedacht, dass sie es weggeben könnte, doch inzwischen war sie dazu nicht mehr bereit und Francis würde ein guter Vater sein, dessen war sie sich sicher. Und das allein zählte für sie.

Dennoch rutschte sie auf ihre Seite zurück und legte sich hin, als wollte sie schlafen.

„Bist du müde?“, fragte er und sie gähnte:

„Ja, leider schon.“

Er nickte, schaltete das Licht aus und schob sich unter die Decke. In seiner Hand ruhte noch immer ihre und während er einschlief, lag sie noch wach und dachte nach.
 

Gegenwart
 

Donnerstag, 27. November 1997
 

„Seid ihr fertig?“, rief Timothy von der Treppe aus.

„Wenn du schon so fragst, nein“, gab sein Vater ebenso laut Auskunft, doch Lilien knuffte ihn leicht in die Seite und drehte sich um.

Sie sah ihren Jüngsten an und fragte: „Was sagst du eigentlich dazu, dass du ein Geschwisterchen bekommst?“

„Ist okay“, zuckte dieser mit den Schultern.

„Nur okay?“ Francis sah ihn fassungslos an und Timothy sprach aus, was er befürchtete.

„Es wird kein Squib sein. Ihr und Theodor nehmt mich hin, aber wer weiß, was sie oder er darüber denken wird.“

„Es wird dich vergöttern und zu dir aufsehen“, versicherte Lilien und zog ihren Jüngsten in ihre Arme. Dieser ließ es über sich ergehen.

Seine Mutter war in letzter Zeit oft sentimental und er schob es auf die Schwangerschaft.

Timothys Sorgen waren vollkommen unbegründet, denn Teresa Nott, Francis bekam zwar ein Mädchen, aber kein kleines Püppchen, wie er gehofft hatte, würde mit sechzehn die Ehre ihres Bruders mit Flüchen verteidigen.
 

***
 

in der Redaktion:
 

Blue: *kann stricken* Du weißt schon, zum Socken stricken braucht man fünf Stricknadeln?
 

Saturn: *kann nicht stricken* Deshalb klappt es ja bei Antaia nicht.
 

Morwie: Wieso benutzt sie keine Magie?
 

Gloomy: Weil Saturn es schreibt und sie die Figuren gerne quält.
 

Saturn: *grins* Und jetzt: Schluss mit den Alten. Kommen wir wieder zurück zu unseren Schülern. Das nächste Kapitel heißt ‚Unter dem Mistelzweig’
 

Moonlily: Und der Name ist Programm.
 

Saturn: Genau. *sieht sich nach Severus um* *hat einen Mistelzweig in der Hand*
 

Sev: *hält sich noch immer versteckt*
 

Saturn: Wo ist er nur?
 

Gleda: Dann fahr ich mal fort. Also, nachdem Lavender Unglaubliches entdeckt…
 

Blue: …nämlich, dass Draco offenbar auch ein Auge auf Herm geworfen hat…
 

Gloomy: Nur eins? Der hat ihr seinen ganzen Körper zu Füßen geworfen.
 

Moonlily: Macht er das auch mal in der Realität? ^^
 

Chanti: Und auch seine Seele.
 

Moonlily: Ja, die auch.
 

Morwie: Übertreibt ihr jetzt nicht ein bisschen?
 

Moonlily: Kein Stück.
 

Chanti/Gloomy: *kopfschüttel*
 

Babyate: *nimmt den Faden wieder auf* Jedenfalls schmieden Blaise und Lavender Pläne, wie sie das Elend Herm x Draco endlich beenden können.
 

Saturn: Ja und nicht nur die schmieden Pläne, Dumbledore auch.
 

Blue: Wann schmiedet der mal keine Pläne, der ist doch schon wie Voldemort.
 

Moonlily: Und wir bekommen mal einen Eindruck von Dumbledores Büro. Da spazieren nämlich Harry, Theodor, Zacharias und Mirabelle herum.
 

Knacksi: Man fragte sich, was sie dort nachts zu suchen haben.
 

FireTiger. Frage Saturn, die wird es dir erzählen.
 

Knacksi: Saturn?
 

Saturn: *sucht noch immer Severus*
 

Babyate: *hilft ihr beim Finden*
 

Saturn: *jubel* *hält den Mistelzweig über seinen Kopf*
 

Mistelzweig: *geht in Flammen auf*
 

Saturn: Death Eater.
 

Sev: *grins* Ich dich auch. *beginnt wieder zu schreiben*
 

Moonlily: Na also, ganz abgeneigt scheint er ja nicht zu sein. Vielleicht nur etwas schüchtern.
 

Sev: *death glare zu Moonlily*



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von: abgemeldet
2008-04-13T16:34:52+00:00 13.04.2008 18:34
klasse ff!!
freu mich schon drauf wenns weiter geht ;)
echt klasse
wär lieb wenn du bescheid geben würdest wenns weiter geht, danke
lg
mystery
Von: abgemeldet
2008-04-09T20:01:35+00:00 09.04.2008 22:01
super ff
ich bin ja echt froh das hermione jetzt weis das ihre schwester noch lebt. und bin mal sehr gespannt wie es noch so weiter geht

Von:  suz
2008-04-07T21:47:58+00:00 07.04.2008 23:47
hallhallo
das war mal wieder ein super kap
ich fand die geschichte von lilian und francis einfach schön,
der briefwechsel zwischen herm und antaia (naja eigentl. antoin) war so richtig genial, dass sie sich so leicht zur heilerin "überreden" läßt (hätt ich nicht gedacht) und von den beiden in bezug auf draco so leicht zu durchschauen ist (süüüüüüüüüßßßßß)
aber am besten ist, dass auch diesmal dein toller humor nicht zu kurz gekommen ist
mach weiter so, ich freumich schon auf das "mistelzweigkap"
gruz suz

Von: abgemeldet
2008-04-05T10:32:51+00:00 05.04.2008 12:32
ich fand die geschichte zwischen francis und lilien total süüüß und dass sie jetzt nochmal schwanger ist :3
trotzdem will ich endlich mione und dray *_*
gibs sie miiiiii~r xD
ach ja: der arme draco...ein pinkes zimmer. ich musste so lachen xD
Von:  -Anika-
2008-04-04T19:30:11+00:00 04.04.2008 21:30
hey liebe saturn! :)

schönes kap! *____*

die szenen mit den briefen haben mir besonders gefallen! *lach*
dolohov mit seinen antworten und wie er aufeinmal um die familie seiner frau besorgt ist! XD herrlich lol

und die rückblenden haben mir auch sehr gut gefallen!
da haben sich zwei aber gefunden ... francis und lilien! :) die beiden geben echt ein gutes paar ab, obwohl beide ja nie daran gedacht haben, das sie einmal heiraten werden oder das lilien überhaupt schwanger werden würde! Oo
aber ich finds schön, das die beiden so glücklich miteinander sind! :)

hoffe es kommt nochmal irgendwas mit den beiden! *ggg*
aber natürlich nicht herm und draco vergessen! *lach*

bis zum nächsten kap! *knuffz* hdl
Von:  DarcAngel
2008-04-02T19:48:18+00:00 02.04.2008 21:48
juhu, endlich ist das neue Kapitel da
die Briefszenen haben mir besonders gut gefallen, wie du immer die Perspektive gewechselt hast und dabei wusste man immer, wer gerade nachdachte, also nicht verwirrend. außerdem waren die Gedanken und Gefühle toll. Hermines Briefe hören sich so an, als hätte sie sich immer noch nicht damit abgefunden, dass sie in Draco verliebt ist, so wie sie sich "aufregt"...
Harrys Reaktion auf die Tatsache, dass Hermine sich mit Antonin schreibt und der wahrscheinlich mit Antaia verheiratet ist, hätte ich gerne noch etwas ausführlicher gehabt. aus dem Schock hätte man noch mehr machen können. Dass Lucius und Francis Harry Unterricht geben, wird auch mal langsam Zeit. immer nur reden bringt deren Plan auch nich weiter voran, wenn ich bloß wüsste, was die vorhaben... aber Lilien meinte ja selbst, dass ihr Mann viele Geheimnisse hat.
und Antaias Tochter hat mal wieder für den "Süßheitseffekt" gesorgt, die Frage nach dem Hund war echt gut insziniert
die "Liebesgeschichte" von Francis und Lilien ist mal etwas anderes. sie hat mich zwar jetzt nicht so interessiert, wie Draco und Hermine, aber sie war schön zu lesen und, wie schon gesagt wurde, realistisch.
der Titel des nächsten Kapitel verspricht ja einiges. bin schon sehr gespannt, was du dir wieder einfallen lässt.
bis dahin, lg Angel
Von:  angel90
2008-03-31T15:07:57+00:00 31.03.2008 17:07
juhu!!!!
es geht weiter!!!^^
intressant wie francis und lilien zusammengekommen sind, aber sie scheinen ja mittlerweile ein wirklich glückliches und verliebtes Ehepaar zu sein^^
bin schon gespannt, wie es bei mine und draco weiter geht
schreib schnell weiter!!!!

cucu angel
Von: abgemeldet
2008-03-30T17:34:06+00:00 30.03.2008 19:34
wow...die geschichte von francis und lilien hat mir super gefallen=)
nicht so kitischig...die beide sind einfach praktisch...irgendwie kommt das unglaublich glaubwürdig rüber^^
vorallem das francis weiß das er sich jetzt noch nicht liebt aber es einmal tun wird...das hat mir sehr gefallen=)
antaias versuche zu stricken sind zu geil*lach*
zaubern wäre einfacher;)...
was ich am besten fand ist die tatsache das draco in einem rosa zimmer gelebt hat...prägt das wohl? XD
ich freu mich schon aufs nächste kapi...der titel lässt einiges hoffen=)
lg jen^^
Von:  Vanadie
2008-03-30T14:00:50+00:00 30.03.2008 16:00
Jaaa~
endlich die Geschichte von Francis und Lilien, war wirklich interessant. Ich liebe große Altersunterschiede bei Paaren, das macht sie immer so schön reif und erwachsen finde ich.
Die Sichtwechsel zu Anfang des Kapitels zwischen Herm und Antonin haben mir sehr gut gefallen, immer zu wissen, was der jeweilige andere von dem Geschriebenen hält. Antaia ist auch schon eine für sich, strikt Socken in dem Glauben bald ein zweites Kind zu bekommen. Das kommt mir irgendwie bekannt vor .. zwar nicht von mir aber ich hab auch eine in meinem Bekanntenkeis, verrücktes Weib.
Was mich in dem Chapter immer wieder gewundert hat, ist die Tatsache wie lässig Antonin und auch Francis damit umgegangen sind als ihre Frauen schwanger wurden bzw. den Verdacht geäußert haben. Aber ich finde das gut, eine FF in der das alles so überschwänglich gehandelt wird finde ich nicht real und zu kitschig, deshalb Daumen hoch und weiter so!
Was ich nochmal loswerden muss, dass mir auch besonders gefallen hat, ist dein trockener Humor oder Sarkasmus, der liest sich einfach wunderbar.
Nja, ich freu mich aufs nächste Kapitel Herm und Draco unter dem Mistelzweig .. haha, bis dahin gutes Gelingen beim weiteren Schreiben, ich warte wie immer Ungeduldig.
lg
Vanadie


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