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Bis(s) in den Tod

von

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Geschwisterliebe

Wahrheit und Lüge liegen nah beieinander. Sie sind wie zwei Seiten einer Medaille. Doch wie unterscheidet man, was Wahrheit ist und was Lüge? Wie kann man mit Sicherheit sagen, dass die Wahrheit wirklich die Wahrheit ist und die Lüge wirklich eine Lüge?

Shana konnte noch nie gut Wahrheit und Lüge unterscheiden. Doch das, was sie nun erlebte, sollte ihr Empfinden für Wahrheit und Lüge gehörig auf den Kopf stellen.
 

Shana wachte auf und verfluchte sich dafür, dass sie den Kopf dabei bewegt hatte. Das war eine ganz schlechte Idee gewesen. Hatte sie schon wieder Alkohol getrunken ohne es zu wissen? Zumindest fühlte es sich so an.

Trotz des Presslufthammers, der in ihrem Kopf wütete, öffnete sie die Augen. Was gleichzeitig verwirrend, als auch ernüchternd war. Sie kannte diesen Ort nicht. Verdammt! Was war passiert? Sie schloss die Augen wieder, nur um sie kurze Zeit später wieder zu öffnen. Vielleicht war das ja ein Traum gewesen. Doch die Ansicht die sich ihr bot, änderte sich nicht.

Der Raum in dem sie sich befand, war dunkel und wurde nur schwach beleuchtet. Das Licht war hinter ihr und warf dunkle Schatten. Sie erkannte feuchte Steinwände, die in dem flackernden Licht schimmerten. Kerzen? Doch bevor sie sich umdrehte, nahm sie ihre nähere Umgebung weiter in Augenschein. Direkt vor ihr war eine Tür. Shana vermutete, dass sie aus Metall war. Sie sah zumindest rostig und sehr massiv aus. An den Wänden hingen dicke schwarze Ketten, an denen Handschellen baumelten. War das so eine Art Folterkammer? Sie versuchte hinter sich zu schauen, konnte ihren Kopf aber nicht weit genug drehen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie auf einem schmiede eisernen Stuhl saß. Ihre Handgelenke waren mit Schellen an den Armlehnen befestigt. Sie versuchte ihre Beine zu bewegen, traf aber auch hier auf Widerstand. Auch ihre Fußfesseln waren mit Schellen an den Stuhlbeinen fixiert.

Shana bewegte sich unruhig und versuchte sich zu befreien, doch sie saß fest. Der dabei verursachte Schmerz kam nur dumpf in ihrem Gehirn an. Wahrscheinlich Nachwirkungen des… Betäubungsmittels. Scheiße!

Plötzlich fiel ihr alles wieder ein. Sie hatte sich mit Yue verabredet, aber er sagte im letzten Moment ab. Und dann wurde sie entführt. Scheiße, scheiße, scheiße! Sie hätte besser aufpassen müssen. Sie wusste doch, wie gefährlich Seitengassen waren.

Shana wurde panisch und versuchte verzweifelt sich zu befreien. Das Einzige, was das bewirkte, war, dass sie sich ihre Hand- und Fußgelenke wund scheuerte.

Verflucht noch mal, was zur Hölle sollte sie jetzt tun? Auf jeden Fall würde Panik sie jetzt auch nicht weiterbringen.

„Denk nach, denk nach!“, befahl sie sich, doch ihr wollte einfach nichts einfallen. Ihr Kopf war wie leergefegt. Eigentlich war das ja Normalzustand bei ihr gewesen, aber jetzt hatte sie nichts gegen einen rettenden Einfall einzuwenden.

Doch im Prinzip machte das auch nichts, denn plötzlich vernahm sie ein lautes Knarren und Quietschen und die Tür öffnete sich. Da der Raum hinter der Tür auch nur spärlich mit Kerzen beleuchtet war, erkannte sie nicht sofort, wer da zu ihr hereinkam. Himmel noch mal, was fanden die nur alle an Kerzen so toll?

Shana blinzelte kurz und dann sah sie zwei Wölfe, die anmutig und auf leisen Pfoten den Raum betraten. Wölfe, keine Werwölfe. Ob das nun gut oder schlecht war, wusste sie nicht, da die Wölfe sie anknurrten und die Zähne fletschten. Und sie hatten wirklich beeindruckende Zähne.

Shana keuchte. Die Wölfe griffen sie jedoch nicht an, sondern setzten sich links und rechts neben die Tür. Dann betrat noch jemand den Raum. Es war ein Mann, der groß, kräftig und schulterlanges dunkles Haar hatte. Den Typ kannte sie doch.

„Wie geht es dir, Süße?“, sagte er mit diesem tiefen Bass in der Stimme, von dem Shana heute noch Alpträume bekam. Das war Kato gewesen. Ein beschissener Werwolf!

Ihr wurde übel, als er grinste und eine Reihe perfekter Zähne zum Vorschein kam. Der überwältigende Gestank nach totem Fleisch stieg ihr in die Nase und sie versuchte durch den Mund zu atmen. Wie hielt er diesen Gestank nur aus?

„Du musst schon antworten, wenn ich dich etwas frage.“

„Was?“

„Ich habe dich gefragt, wie es dir geht.“

„Wie soll es mir schon gehen?“, gab sie bissig zurück. Sie hatte zwar Angst und war etwas hysterisch, aber das hieß noch lange nicht, dass sie sich von einem stinkenden Köter unterdrücken ließ.

Huch. Was war das denn? Sie dachte schon wie ein Vampir. War das nun gut oder schlecht?

Kato machte ein beleidigtes Gesicht. Was sollte das denn nun wieder?

„Es macht mich traurig, dass das hier deinen Ansprüchen nicht gerecht wird, Süße.“

„Das es meinen Ansprüchen nicht gerecht wird? Bist du bescheuert oder was?“

Kato knurrte. „Vorsichtig. Reiz mich lieber nicht.“

„Tut mir ja leid, aber bei meiner ersten Begegnung wolltest du mich fressen, schon vergessen? Und jetzt bin ich in einer verfluchten Folterkammer angekettet und du denkst, ich stehe auf solch perverses Zeug? Geht’s noch?“

Statt wütend zu sein, kicherte Kato, was sich aufgrund seiner tiefen Stimme eher wie ein ersticktes Grollen anhörte.

„Du hättest mir damals doch einfach sagen können, wer du bist.“

„Ja klar. Als ob es dich davon abgehalten hätte mich zu fressen, wenn du meinen Namen gewusst hättest.“

„Nicht deinen Namen, sondern deine Bestimmung.“

„Was faselst du da?“

„Dass du die Wächterin der Blutsauger bist.“

Shana schluckte. Sie wusste zwar nicht warum, aber das war eine Information, die er sicher nicht wissen durfte.

Kato grinste. „Ja, wir wissen Bescheid. Und meine Herrin ist hocherfreut, dass du erwacht bist.“

Herrin? Erwacht? Shana selbst redete ja ab und zu mal Schwachsinn, aber Kato schoss den Vogel ab. Brachte eine Verwandlung in einen Werwolf so was mit sich? Wurde im Gehirn etwas verändert? Minderte das Fell seine Intelligenz?

„Ich habe keinen blassen Schimmer, wovon du überhaupt redest.“

Wieder dieses gruselige Kichern. „Keine Sorge, Süße. Das wirst du noch früh genug erfahren.“

Das Einzige, was Shana wollte, war nach Hause zu gehen. Aber das sollte sich als sehr schwierig gestalten.

Wieder erklangen Geräusche und eine weitere Person betrat den Raum. Natürlich. Da wo Kato war, war auch Jean nicht weit. Dieser blonde Europäer. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Irgendwas war hier im Gange und Shana hatte das Gefühl, dass es nichts Gutes war. Ihr Blut rauschte ihr in den Ohren und ihr Körper fing regelrecht an zu brennen.

„Sie kommt.“, sagte Jean und grinste Shana an. Kato ging auf Shana zu und sie fing an in ihrem Stuhl zu zappeln. Doch er schritt an ihr vorbei und machte irgendwas hinter ihr. Dann trat er wieder hervor und hatte einen Stuhl in der Hand. Der sah natürlich weit bequemer aus als das Ding, auf dem sie saß. Das da in seinen Händen glich eher einem Thron, als einem normalen Stuhl. Kato stellte ihn ungefähr vier Meter vor ihr auf den Boden.

Das ungute Gefühl in ihrem Inneren wurde stärker. In ihrem Mund sammelte sich mehr und mehr Speichel. Als sie ihn herunter schluckte, reizte das ihren Würgereflex, doch sie versuchte sich nicht zu übergeben. Ein leises Summen in ihren Ohren machte sie fast wahnsinnig und ihr Herz schlug bestimmt viermal schneller als normal. Schweiß trat ihr aus allen Poren. Was passierte hier? War sie dabei zu sterben? Es fühlte sich zumindest so an.

Ein silberner Wolf trat durch die Tür. Er knurrte Shana, wie seine beiden Artgenossen zuvor, an und setzte sich dann rechts neben den Thron. Das war es aber nicht, was Shana an den Rand eines Nervenzusammenbruchs trieb. Es war das Klackern von hohen Schuhen, was Shana panisch machte. Eine weitere Person betrat die Folterkammer. Shana konnte sie aber nicht genau erkennen, da sie eine Kerze in der Hand hielt und diese dunkle Schatten warf. Was sie aber eindeutig sagen konnte, war dass die Person weiblich war. So klein war kein Mann. Kato und Jean verneigten sich.

„Herrin.“, sagten sie ehrfurchtsvoll. Sie nickte und reichte Kato die Kerze. Liebevoll strich sie ihm über den Arm und berührte Jean sanft an der Wange. Die Wölfe im Raum fingen an zu winseln, so als ob sie gestreichelt werden wollten. Kato stellte die Kerze mit etwas Abstand neben Shana auf den Boden. Jetzt erst konnte sie durch das zusätzliche Licht die Frau erkennen.

Sie war wirklich klein gewesen. Von der Statur her eher zierlich. Ihr schwarzes Haar reichte ihr bis zum Kinn. Vorne war es etwas länger als hinten. Die trug schwarze Schnürstiefel mit Absatz, die ihr bis zu den Knien reichten. Dazu trug sie ein schwarzes Kleid, wobei der Rock gebauscht und mit Rüschen verziert war. Das Oberteil war eng und hatte nur zwei dünne Träger. Unter dem Kleid trug sie eine weiße Bluse, ebenfalls mit Rüschen, die ihre Arme bis zum Ellenbogen bedeckten.

Shana lief es eiskalt den Rücken herunter, als sie sie anlächelte. Diese Augen. Sie waren so dunkel, dass sie fast schwarz wirkten und sie waren seelenlos. Nichts, aber auch wirklich gar nichts spiegelte sich in ihnen. Shana konnte sie nur anstarren. Diese Frau war wunderschön, strahlte aber eine Eiseskälte und einen leichten Irrsinn aus. Ihr Körper fing heftig an zu zittern, als die Frau langsam auf sie zuging.

„Hallo.“, sagte sie. Ihre Stimme war warm, freundlich und leicht akzentuiert. Diese Stimme war der Stoff, aus dem Shanas Alpträume waren. Die Frau, die eigentlich doch eher ein Mädchen war, weil sie nicht viel älter als Shana sein konnte, legte den Kopf leicht schief und blieb vor ihr stehen.

„Ich habe dich begrüßt. Willst du mir nicht die gleiche Freundlichkeit entgegenbringen?“

Shana schüttelte den Kopf. Das Einzige, was sie wollte, war von diesem Mädchen weg zu kommen. Ihre Augen funkelten und ehe Shana sich versah, hatte sie schon ausgeholt und ihr eine Ohrfeige verpasst. Den Schmerz merkte Shana nur dumpf und das Brennen ihrer Wange steigerte sich schnell zu einem rhythmischen Pochen.

„Sei nicht so frech zu mir!“

„Ha… Hallo.“, presste Shana hervor, worauf das Mädchen lächelte.

„Geht doch.“ Sie drehte sich um und sah zu den Werwölfen. „Lasst uns allein.“

Kato und Jean verneigten sich.

„Und sagt mir Bescheid, wenn mein Liebling wieder da ist.“

„Sehr wohl, Herrin.“

Dann verließen die Männer den Raum und schlossen die Tür. Das Mädchen setzte sich auf ihren Thron und kraulte dem silbernen Wolf hinter den Ohren, woraufhin dieser anfing leise zu wimmern.

„Du weiß nicht, wer ich bin.“ Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Woher sollte Shana sie auch kennen? Doch sie fühlte, dass ihr diese Person nicht fremd war. Im Gegenteil. Sie war ihr merkwürdig vertraut. Komisch.

Um nicht erneut eine Ohrfeige zu kassieren, schüttelte sie den Kopf.

„Das wundert mich nicht. Mein Name ist Eve. Eve Gladstone.“

Shana keuchte und ihr Herz zog sich schmerzlich zusammen. Sie konnte sich nicht erklären, warum ihr Körper so auf diesen Namen reagierte. Eve kicherte über diese Reaktion.

„Dein Körper weiß, wer ich bin, nur dein Geist bleibt dieser Erkenntnis verschlossen.“

Warum redete sie nur so geschwollen wie Rowen? Aus welchem Zeitalter stammte Eve noch gleich?

„Es ist traurig, doch zugleich nicht sehr verwunderlich. Er will nicht, dass du erwachst.“

„Er?“ Shana räusperte sich, weil ihre Stimme etwas kratzig war. Sie brauchte etwas zu trinken. „Wen meinst du mit ,Er’“?

Eve fing an zu lachen. „Du tust mir wirklich leid, geliebte Schwester.“

Shana machte den Mund auf und wollte ihr schon sagen, dass sie sich ihr Mitleid sonst wo hin stecken konnte, hielt sich aber zurück. Zum einen, weil Eve unberechenbar war und zum anderen: „Schwester?“

Eve seufzte. „Ich bin deine Schwester.“

Moment mal! „Wie bitte?“

„Über dich scheinst du auch nichts zu wissen.“

„Was ist hier los?“

„Du bist Emily Gladstone. Meine ältere Schwester.“

Mhm… sicher doch. Eve war doch verrückt.

„Du glaubst mir nicht.“

„Soll ich ehrlich sein? Nein!“

„Du bist noch nicht erwacht. Darin liegt das Problem.“

„Erwacht? Als was?“

„Als die wahre Wächterin. Im Moment bist du noch weit davon entfernt eine zu sein.“

„Ich verstehe das nicht.“

„Das wundert mich nicht. So wie du die Wächterin der Vampire bist, so bin ich die Wächterin der Werwölfe.“

Shana klappte die Kinnlade herunter. Es gab noch eine Wächterin? Was für ein kranker Scheiß lief hier eigentlich ab? Wann hatte Rowen vor, ihr das zu erzählen?

„Vielleicht sollte ich von Anfang an beginnen. Du scheinst wirklich nicht die geringste Ahnung zu haben. Ich bin leicht verärgert darüber.“

Schön für dich, du Miststück, dachte Shana.

„Bevor ich dies aber tue, sollte ich mich als pflichtbewusste Gastgeberin erweisen.“

Was sollte das nun wieder heißen?

„Sascha.“ Der Wolf, der rechts neben der Tür stand, kam auf sie zu. Eve streichelte ihm über den Kopf. „Geh zu Kato und sage ihm, dass er Speis und Trank servieren soll.“

Sascha bellte kurz, ging zur Tür, richtete sich auf und drückte die Klinke herunter. Mit der Schnauze öffnete er sie einen Spalt und schlüpfte hindurch.

Shana konnte sich nicht vorstellen, dass diese Nachricht übermittelt werden konnte, doch sie ließ sich einfach überraschen. Sie würde ja sehen, was passierte.

Während sie warteten, beachtete Eve sie nicht und konzentrierte sich ganz auf den silbernen Wolf. Sie streichelte ihn und flüsterte leise Worte in sein Ohr. Der Wolf hechelte und genoss die Aufmerksamkeit.

Shana gingen bestimmt an die tausend Fragen durch den Kopf, doch sie verkniff es sich, auch nur eine einzige zu stellen. Diese Eve war ihr einfach nicht geheuer. Eine falsche Frage und Shana würde hier als Leiche verrotten. Nicht mit ihr! Wobei es doch eigentlich egal war oder nicht? Sie war sich ziemlich sicher, dass sie diese Folterkammer niemals lebend verlassen würde. Also warum sollte sie sich zurückhalten? Erschreckend fand sie, dass es ihr nicht viel ausmachte. Wollte sie denn unbedingt sterben?

Bevor sie eine Antwort auf diese Frage finden konnte, betrat Kato mit einem Tablett in der Hand den Raum. Sascha trottete vor ihm her und nahm dann wieder seinen Platz neben der Tür ein. Shana war baff.

Kato stellte das Tablett ab, holte einen kleinen Beistelltisch und legte es darauf. Shana roch Reis, Gemüse und Fleisch. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Kato reichte Eve ein Glas mit dunklem Rotwein und sie bedankte sich. „Füttere sie.“, befahl sie und nahm einen gemächlichen Schluck aus ihrem Glas.

Kato tauchte einen Löffel in den Reis und hielt ihn Shana vor den Mund. Sie hielt ihn eisern geschlossen, bis nur noch ein weißer Strich zu sehen war.

„Iss!“, fauchte Eve. Shana schüttelte den Kopf.

„Du denkst, es ist vergiftet? Glaube mir, wenn ich dich wirklich tot sehen wollte, würde mir dein Darm schon längst als Halskette dienen, aus deinem Magen hätte ich eine Handtasche gefertigt und deine Finger würden als Ohrschmuck fungieren. Dein Herz hätte ich mit Nudeln und einem süßen Rotwein serviert. Also nimm, was dir geboten wird!“

Shana versuchte heftig, ihren Würgereiz zu unterdrücken. Eve bemerkte es und fing an zu kichern.

„Du stirbst nicht. Zumindest noch nicht. Also iss. Kato ist ein ausgezeichneter Koch.“

„Das ist zuviel der Ehre, Herrin.“

Aber Shana weigerte sich immer noch. Als ob sie auf die Beteuerungen einer Verrückten hören würde. So blöd war sie nun auch wieder nicht.

Eve, anscheinend wütend über diesen Widerstand, stand auf und zog einen Dolch aus ihrem rechten Stiefel. Statt ihr die Kehle durch zu schneiden, wie Shana es vermutet hatte, ritzte sie ihr einen langen Schnitt in die linke Wange. Shana gab sie wirklich Mühe nicht zu schreien, aber dieser Schmerz war so schlimm, als hätte Eve Säure auf ihre Wange gekippt. Die Wächterin der Wölfe grinste triumphierend.

„Tu besser, was ich dir sage. Das ist gesünder für dich, Schwester.“

Tränen standen Shana in den Augen, aber sie blinzelte sie weg. Sie würde ihr diese Befriedigung nicht auch noch geben. Widerwillig öffnete sie den Mund und Kato fütterte sie. Zu ihrer Schande musste sie gestehen, dass das Essen wirklich gut schmeckte. Verdammt!

Nachdem Shana alles aufgegessen hatte, war sie auch schnell wieder mit Eve allein. Etwas, was ihr wirkliches Unbehagen bereitete.

„Du hast bestimmt eine Menge Fragen.“

Shana nickte.

„Ich denke, ich beginne von Anfang. Wie ich dir schon gesagt habe, sind wir Schwestern. Du bist 2 Jahre älter und somit die große Schwester. Wir haben uns nie wirklich gemocht, was daran lag, dass du die Gunst unseres Vaters genossen hast und ich eben nicht. Mutter starb bei meiner Geburt, was nicht weiter verwunderlich war. 1750 war die medizinische Versorgung noch nicht so ausgereift wie heute. Wie unsere Namen dich vielleicht erahnen lassen, wurden wir in England geboren. Winchester, um genau zu sein. Vater war der Ansicht, dass ich den Tod unserer Mutter verschuldet hatte, als sie mir das Leben schenkte. Daher hasste er mich, weil ich ihm seine Liebe nahm. Aber was konnte ich schon dafür? Ich habe nicht darum gebeten, das Licht der Welt zu erblicken. Wie auch immer.

Wir waren sehr wohlhabend. Vater besaß viele Ländereien und machte als Lehnsherr gute Geschäfte. Wir beide konnten nie richtige Geschwister werden, weil er den Hass zwischen uns tagtäglich schürte. Und wir fügten uns dieser zugedachten Rollen. Du warst die Erhabene, der ganze Stolz seines Seins. Ich war die Satansbrut. Dir machte nichts mehr Spaß, als die neuen Puppen, die er dir schenkte, zu zerstören und sie dann mir zu geben. Daher wunderte es auch niemanden, wenn ich mit einer kopflosen Puppe in Erscheinung trat. Doch sei's drum. Ich bin es müde, dir deine Grausamkeiten aufzuzeigen.

Eines Tages, ich war 16 und du 18, nahm Vater uns auf eine dienstliche Reise nach Prag mit. Ich freute mich, weil er sonst immer nur dich mitnahm und mich zu Hause ließ. Da ich das verhasste Kind war, hatte ich nicht viel Gelegenheit unser Heim zu verlassen. Er sperrte mich regelrecht ein. Vater wollte in Prag einen ganz besonderen Handel machen. Er wollte Schafswolle gegen Arbeiter tauschen. Doch der wahre Grund dieser Reise war, dass er mich verheiraten wollte, um mich endgültig loszuwerden. Umbringen konnte er mich nicht, da dies zu viele Fragen aufgeworfen hätte. Eine Heirat erschien ihm daher die bessere Lösung. Doch es kam alles anders. Der Mann, mit dem Vater den Tauschhandel mit den Arbeitern machen wollte, interessierte sich nicht mehr für die Schafswolle, als er dich sah. Er wollte, dass du statt der Wolle gegen die Arbeiter getauscht wirst. Zu unser beider Überraschung stimmte Vater dieser Abmachung zu, was dich in Rage versetzte. Doch er beruhigte dich und sagte, dass er dich niemals weggeben würde. Doch bei mir sah das anders aus. Da sein Bestreben sowieso darin lag, mich loszuwerden, kam ihm diese Vereinbarung gerade Recht. Er richtete mich so her, dass ich dir ähnlich sah und tauschte mich, anstatt deiner.“

Shana keuchte, als sie das hörte. Wie grausam konnte der Vater von Eve nur sein? Wie krank war das? Eve bemerkte ihre Reaktion und fing an zu kichern.

„Du sorgst dich um mich, Schwester? Wie rührend. Solch Gefühlsregungen kenne ich ja gar nicht von dir. Aber du musst dich nicht sorgen. Vaters Plan trug keine Früchte. Man bemerkte den Schwindel, noch bevor er mit dir und den Arbeitern von dannen ziehen konnte. Ihm blieb daher nichts anderes übrig, als uns beide zu packen und zu fliehen.

Wir waren ungefähr 2 Tage unterwegs gewesen, als wir rasten mussten, da die Pferde der Kutsche lahmten. Während wir auf das Lager achteten, machte Vater sich mit einem Diener auf den Weg in ein kleines Dorf um unsere Vorräte aufzustocken. Eine alte Frau nährte sich unserem Lager und erkannte uns als die Mädchen, die ihren Lehnsherren betrogen hatten. Sie war die engste Vertraute von ihrem Herren gewesen und ihm sehr loyal. Sie war nicht nur eine alte Frau, sondern auch eine Hexe. Sie war sehr erzürnt über den Verrat an ihrem Herren und verfluchte uns. Sie holte zwei bestimmte Seelen aus dem Seelenpfuhl und bannte diese in unsere Körper. Unsere Seelen verschmolzen aufgrund ihres Fluchs mit den Fremden und wir wurden zu zwei anderen Frauen.

Du fragst dich sicher, welche Seelen es waren. Es waren nicht irgendwelche, sondern die Seelen der Wächterinnen. So wurdest du zur Hüterin der Vampire und ich die der Werwölfe.“

Shana klappte die Kinnlade herunter. Das konnte doch nicht wahr sein. Immerhin war das hier so anders, als das, was Rowen ihr basierend auf den Tagebüchern erzählt hatte.

„Du hast ganz richtig gehört. Natürlich war dies wider der Natur. Unsere vorherige Feindschaft verwandelte sich in abgrundtiefen Hass. Der Irrsinn hatte sofort von uns Besitz ergriffen und nicht so wie sonst, im späteren Verlauf einer Wächterperiode. Kaum, dass die Seelen zu einer verschmolzen und wir sozusagen neugeboren wurden, versuchten wir uns gegenseitig umzubringen. Als Vater wieder ins Lager zurückkehrte, hatten wir uns schon halb umgebracht. Nur mit Mühe konnte er uns von einander trennen. Wir reisten weiter und Vater achtete darauf, dass du dich im inneren der Kutsche befandest und ich mich mit dem Diener auf dem Kutschbock. Während der Reise wurden wir verfolgt. Nur du und ich wussten davon, weil es keine menschlichen Wesen waren. Doch unsere Verfolger gaben sich erst zu erkennen, als wir uns wieder in Winchester befanden. Der eine war ein Werwolf und der andere war ein Vampir. Es waren die Hüter der Schlüssel. Kaum, dass wir erwachten, machten sie sich auf die Suche nach uns. Nach dem Gesetz der Wesen durften die beiden sich nicht gegenseitig umbringen, so gerne sie es auch getan hätten. Denn Wächterinnen unterliegen bestimmten Regeln. Sobald die eine erwacht, erhebt sich auch die andere aus ihrem Schlaf. Das ist unausweichlich. Sie leben in einer gewissen Koexistenz. Es müssen immer zwei sein. Niemals darf eine alleine leben. Daher genießen die Wächter der Schlüssel Immunität. Niemand darf sie angreifen.

Doch ich weiche ab. Uns wurden die Schlüssel überreicht. Allein dadurch erwachten wir vollständig und wussten, zu was wir geworden waren. Danach hielt uns nichts mehr und wir verließen unseren Vater noch in der gleichen Nacht. Ab da trennten sich unsere Wege. Was du in der Zeit getan hast, in der wir uns nicht sahen, weiß ich nicht genau. Um ehrlich zu sein, ist dies auch nicht von Interesse für mich. Ich hatte dich erst 60 Jahre nach dem Verlassen unseres Vaters wieder gesehen.“

„60 Jahre? Wie konntest du so lange überleben?“ Shana fragte, ohne nachzudenken. Eigentlich wollte sie mit Eve kein Wort wechseln, aber diese Frage konnte sie sich einfach nicht verkneifen.

„Wir altern viel langsamer als gewöhnliche Menschen. Alle 15 Jahre altern wir um ein Jahr. Daher sah ich gerade mal aus wie 21, als ich dich wieder sah. Da Werwölfe und auch Vampire nicht altern, müssen Wächterinnen dieser Lebensspanne entgegenwirken. Unser Organismus wird durch unsere Vollständigkeit einfach verlangsamt. Oder so. Woher soll ich wissen, wie so etwas funktioniert?“

Eve funkelte sie zornig an. Also hatte Shana definitiv die falsche Frage gestellt, aber ändern konnte sie es nun auch nicht mehr. Sie genehmigte sich noch einen Schluck Wein und seufzte wonnig, ehe sie weiter erzählte.

„In der Geschichte der Wächterinnen hatte noch nie jemand so lange überlebt, wie wir. Wir waren einzigartig. Aber das waren wir allein schon dadurch, dass wir mit diesen Seelen verflucht waren. Normalerweise wird man mit diesen Seelen geboren. Wir waren die Ausnahme.

Als wir uns also durch einen dummen Zufall wieder begegneten, haben wir da weitergemacht, wo wir zuletzt aufgehört hatten. Wir versuchten uns umzubringen. Aber diesmal zogen wir noch andere Menschen, Unschuldige, damit hinein. Rückblickend gesehen war dies gewiss nicht ganz fair, aber das interessierte uns nicht. Wir beide waren vom Wahnsinn befallen und schon immer recht egoistisch gewesen. Nach dieser Zusammenkunft trennten uns weitere 50 Jahre, bis es zum Krieg zwischen unseren Rassen kam. Wenn Wächterinnen erwachen, kommt es immer zwangsläufig zum Krieg. Das ist unvermeidlich. Wir beide starben dabei grausam, hatten aber unsere Aufgabe erfüllt.

Das Problem war nur gewesen, dass diese alte Hexe nicht nur uns, sondern auch alle weiteren Wächterinnen verflucht hatte durch ihr Eingreifen. Wenn eine Wächterin geboren wird und erwacht, erinnert sie sich nicht an ihr vorheriges Leben. Sie erwacht als eine eigenständige Person. Doch wir hatten den Ablauf durcheinander gebracht. Jede neue Frau, die als Wächterin erwachte, waren wir, Eve und Emily.“

„Das ist unmöglich. Ich bin Shana und nicht Emily. Ich kann mich an nichts erinnern, was du mir gerade erzählt hast.“

„Das ist auch nicht weiter verwunderlich, weil du noch nicht erwacht bist. Um zu erwachen, musst du das Blut einer deiner Schützlinge trinken. Dann wird sich deine Seele entfalten und du warst die längste Zeit Shana gewesen. Dieses Bewusstsein wird verdrängt und Emily wird deinen Platz einnehmen. Alles, was du bis dahin erlebt hast, stirbt. Du wirst sterben.“

„Lüge.“, flüsterte Shana.

„Wie meinen?“

„LÜGE!“, schrie Shana sie an. „Das sind nichts weiter als Lügen!“

Eve wurde durch diesen Ausbruch erzürnt. Wütend warf sie ihr Weinglas auf den Boden. Es zersplitterte in tausend Scherben. Der Wein ergoss sich wie Blut über den Steinboden. Eve stand auf. Diese kleine und zierliche Person baute sich vor Shana auf, packte ihre Haare und riss ihr den Kopf in den Nacken. Der Dolch versetzte ihr einen weiteren Schnitt auf der Wange.

„Du bezichtigst mich eine Lügnerin zu sein?“, fragte sie wütend. Sie schlitzte ihr mit dem Dolch den Unterarm auf. Shana schrie, als das Blut aus der Wunde quoll.

„Wage es dich nie wieder, mich als eine Lügnerin zu bezeichnen!“

Noch ein Schnitt und dann noch ein weiterer. Doch es blieb nicht nur bei Dolchhieben, sondern es gesellten sich auch Schläge dazu. Shana wurde durch die Schmerzen fast bewusstlos. Die Wölfe fingen an zu heulen und zu knurren. Ihnen gefiel der Ausbruch ihrer Herrin anscheinend.

Als Eve den Dolch erneut hob, bemerkte Shana, dass ihr dieser Dolch bekannt vorkam.

„Das- “, wisperte sie den Tränen nahe.

Eve hielt inne und bemerkte den entsetzten Blick, den Shana auf den Dolch warf.

„Du siehst richtig, Schwester. Es ist derselbe Dolch, den auch du dein Eigen nennst.“

Es war genau derselbe, den auch Shana in der Truhe der Wächterin gefunden hatte. Panisch wanderte ihr Blick zu der linken Hand von Eve. Auch sie trug dort einen Ring. Er sah aber etwas anders aus, als der, den Shana trug. Der Ring war rot, statt schwarz und der Stein war schwarz, statt rot. Das genaue Gegenteil von ihrem Ring.

Dieser Schock gab Eve anscheinend Befriedigung, denn sie ließ von ihr ab. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, als sich plötzlich die Tür öffnete und Kato die Folterkammer betrat.

„Herrin?“, fragte er vorsichtig. Sie nickte ihm zu.

„Er ist hier.“

Shana bemerkte, dass die Augen von Eve zu leuchten anfingen. Die erste Reaktion, die sie bei diesen seelenlosen Augen bemerkte.

„Sehr gut. Ich komme.“

Anstatt das Blut, welches an dem Dolch haftete, abzuwischen, leckte Eve es mit der Zunge von der Klinge. Shana wurde schlecht.

„Nun, Schwester. Ruhe dich ein wenig aus. Ich werde dich bald wieder besuchen kommen.“

Eve lächelte ihr noch einmal zu und verließ dann zusammen mit Kato den Raum. Shana war froh darüber, denn endlich konnte sie ihrem Bedürfnis nachgehen und zusammenbrechen.
 

Im Großen und Ganzen hielt Shana sich eigentlich ganz gut, was sie selbst überraschte. Eigentlich hätte sie vor Angst schreien oder wie ein seelisches Wrack zusammenbrechen müssen. Doch nichts dergleichen geschah. Sie war stark. Das redete sie sich zumindest immer wieder ein und es schien tatsächlich zu helfen. Wie lange ihre Gefangenschaft nun schon andauerte, wusste sie nicht. Die Folterkammer war ohne Fenster und da sie keine Uhr besaß, konnte sie keine Zeit festlegen. Sie schätzte aber, dass sie seit ungefähr 2 Tagen hier war. Aber was wusste sie schon?

Es war zumindest lange genug, um sich an den Rhythmus ihrer Geiselnehmer zu gewöhnen. Kato kam immer und fütterte sie mit wirklich leckerem Essen. Wenn sie menschlichen Bedürfnissen nachkommen musste, kamen immer zwei Frauen. Die eine kam in Gestalt eines Werwolfs und passte auf, während die andere Shana von den Fesseln befreite und ihr auf einen Eimer half, auf dem Shana sich erleichtern konnte. Am Anfang fand sie es ziemlich beschämend, sich so vor anderen zu zeigen, aber hey, warum sollte sie sich schämen, wenn es doch nur menschlich war? Außerdem freute sie sich immer, wenn ihre Blase anfing zu drücken, denn das bedeutete, dass sie von dem Stuhl aufstehen und sich etwas bewegen konnte. Durch das permanente Sitzen tat ihr der Hintern und der Rücken ziemlich weh. Wenn die Frau sie dann wieder gefesselt hatte, kam meist Eve und folterte sie. Entweder mit Geschichten aus ihrer gemeinsamen Kindheit oder sie schlug sie oder ritzte Shana mit den Dolch die Haut auf. Wie Eve eben gerade lustig war.

Shana sah ziemlich lädiert aus, ließ sich dadurch aber nicht unterkriegen. Es war ja schließlich nicht das erste Mal, dass sie Schläge bezogen hatte. Sie hätte sich gerne einmal gewaschen, aber das schien nicht Teil ihrer Gefangenschaft zu sein.

Wenn sie dann alleine war, dachte sie an die anderen. Chris, Jay und Rowen waren bestimmt total in Sorge um sie und suchten sie überall. Ethan und Hunter feierten wahrscheinlich eine rauschende Party, weil sie Shana endlich los waren. Und was Hawk machte, konnte sie nicht so genau sagen. Sie stellte sich aber vor, dass er wenigstens ein bisschen besorgt war.

Shana war sich nur in einem Punkt sehr sicher. Sie würde hier niemals rauskommen. Und komischerweise hatte sie sich damit abgefunden. Dass sie sich da täuschte, war ihr bis dahin noch nicht bewusst.
 

Shana war schon längere Zeit allein. Na ja… sah man mal von den zwei Wölfen an der Tür ab. Ihr war langweilig, weil sie nichts weiter tat, als an die Tür zu starren, als sie plötzlich Geräusche vernahm. Und zwar von der Sorte, die normalerweise nicht üblich waren. Auch die Wölfe schienen die Abnormalität bemerkt zu haben, denn sie legten die Ohren an und knurrten bedrohlich. Die Tür öffnete sich und die Wölfe griffen an. Doch noch im Sprung wurden sie zur Seite geschleudert. Sie landeten unsanft auf dem Boden und heulten schmerzlich auf. Doch dadurch ließen sie sich nicht lange beeindrucken und rappelten sich schnell wieder auf. Kurz schüttelten sie die Köpfe um wieder klar zu werden. Eine Gestalt huschte in den Raum, ging erst zu dem einen Wolf und dann zu dem anderen. Beide Male war ein ekelhaftes Knacken zu hören und die Wölfe blieben regungslos auf dem Boden liegen. Alles geschah so schnell, dass Shana diesen Vorgang mit dem Auge gar nicht richtig fassen konnte.

Shana wurde nervös und sie fing an zu zappeln. Eine Abweichung ihres Tagesablaufes bedeutete immer Ärger. Zwei weitere Gestalten betraten die Folterkammer. Erst, als diese in das Kerzenlicht traten, erstarrte Shana, als sie glaubte, diese Personen erkannt zu haben.

„Hunter?“, fragte sie vorsichtig und blinzelte verwirrt. „Jay? Ethan?“ Sie kniff die Augen fest zusammen. „Das bildest du dir alles nur ein.“, murmelte sie vor sich hin. „Die sind nicht real. Herzlichen Glückwunsch, Shana. Jetzt bist verrückt geworden. Wunderbar!“

„Halt die Klappe, Göre!“

„Ich höre nicht auf Fantasiegestalten!“

„Wir sind es wirklich, Shana.“

„Du bist nur Einbildung, Jay.“

„Blöde Kuh!“

Shana riss die Augen auf. Egal, wie viel Fantasie sie hatte, das konnte sie sich nicht einbilden. Diese beiden Worte und die Tonlage konnte sie in ihrem Kopf nicht so exakt wiedergeben wie das Original.

„Ihr seit es wirklich?“, fragte sie vorsichtig.

„Ja doch.“, maulte Hunter und machte sich an ihren Fesseln zu schaffen. Einige Sekunden später war sie frei. Das war so unglaublich, dass sie die Männer einfach nur anstarren konnte.

„Beweg dich endlich!“, befahl Hunter und zog sie aus dem Stuhl. Im nächsten Moment knickte Shana ein und landete auf dem Boden. Mit einem Mal war ihre Stärke verschwunden und sie fühlte sich klein und hilflos.

Gerade, als Hunter sie wieder anblaffen und Jay ihr hoch helfen wollte, ging die Tür auf und sechs Werwölfe und Eve betraten den Raum. Die Vampire stellten sich geschlossen und schützend wie eine Mauer vor Shana. Als diese ihre angebliche Schwester sah, mobilisierte sie alle ihre Kräfte und stand selbstständig auf. Vor dieser Person würde sie sicher keine Schwäche zeigen. Niemals! Eher würde sie sterben.

Eve klatschte erfreut in die Hände. „Endlich seit ihr hier. Ich dachte schon, ihr würdet meine Schwester hier verrotten lassen.“

„Wie du siehst, sind wir erschienen.“ Ethans Stimme war so kalt, dass Shana unwillkürlich anfing zu zittern.

„Ethan.“, jauchzte Eve. „Ich habe dich schon so lange nicht mehr gesehen.“

Ethan knurrte, woraufhin Eve anfing zu kichern. Erst jetzt bemerkte Shana, dass sie es ziemlich häufig tat. Noch so eine Macke aufgrund ihres Irrsinns?

„Du bist noch genauso ein Grießgram, wie vor 130 Jahren. Ich bin entzückt.“

„Und du solltest eigentlich nicht hier sein.“

„Man kann sich sein Schicksal eben nicht aussuchen. Ich bin nur hier, weil meine Schwester gefunden wurde. Es verletzt mich, dass du nicht erfreut bist, mich zu sehen.“

„Und wie ich sehe, bist du immer noch wahnsinnig.“

Eve strafte ihn mit einem bösen Blick. „Ich war nie wahnsinnig. Emily war es, die irre war.“

„Denkst du!“

„Das steht aber auch nicht zur Debatte.“, sagte sie plötzlich zuckersüß. „Ich frage mich, warum du diesem Mädchen dein Blut nicht gegeben hast. Vermisst du Emily nicht?“

Ethan knurrte sie bedrohlich an, aber Eve lachte nur.

„Ethan, Ethan, Ethan.“, tadelte sie. „Früher oder später wird sie erwachen. Das kannst du nicht verhindern. Es ist ihre Bestimmung. Shana wird verschwinden und meine Schwester wird ihren Platz einnehmen. Die wahre Wächterin wird erwachen! Ohne sie werdet ihr den Kampf niemals gewinnen!“

„Wir werden siegen. Auch ohne sie.“

„Das bezweifle ich, aber bitte. Ich halte dich nicht auf.“

Ein kurzes Schweigen entstand, doch Ethan brach es.

„Warum Eve? Warum hast du sie entführt? Sie ist nichts weiter, als eine nutzlose blöde Kuh!“

„Hey!“, ließ Shana sich vernehmen, wurde aber ignoriert.

„Du fragst nach dem Grund?“ Eve runzelte die Stirn. „So kenne ich dich ja gar nicht. Nun. Eigentlich wollte ich sie nur kennen lernen.“

Ethan grinste. „Ach bitte. Erspare mir diesen Unsinn. Du hasst deine Schwester so sehr, dass ich dir nicht glaube, dass du sie nur kennen lernen wolltest. Was also war der Grund?“

„Ich dachte, dass du ihr schon dein Blut gegeben hättest. Ich hätte sie hier gefangen gehalten und den Befehl zum Angriff gegeben. Da sie aber noch nicht erwacht ist, ist sie nutzlos für mich. Ich will Emily und nicht diese dumme hässliche Göre.“

„Hey!“, protestierte Shana erneut. Diesmal wurde sie nicht ignoriert und Ethan war ihr einen finsteren Blick zu, der sie zum Schweigen brachte.

„Wie dem auch sei. Ihr solltet jetzt gehen. Zu kämpfen lohnt sich nicht, da es noch nicht an der Zeit ist.“

Die Werwölfe fingen an zu knurren, doch Eve hob die Hand und sie verstummten. Auch Hunter und Jay schienen sich zu wundern.

„Stellt meine Entscheidung nicht in Frage.“, sagte Eve barsch. „Ihr werdet sie schon noch in Stücke reißen können, aber im Moment haben sie andere Probleme.“ Eve lächelte zuckersüß. „Ich glaube, du hast einigen Erklärungsbedarf gegenüber deinem Clan, Ethan.“

Sie lachte gellend und nickte dann drei ihrer Werwölfe zu. „Kümmert euch um sie. Ich habe nicht gesagt, dass das Fliehen einfach wird. Wagt es euch aber nicht, meine Schwester zu töten. Verletzten ja, aber wer sie tötet, findet selbst unweigerlich den Tod!“ Sie sah zu den Vampiren zurück. „Gehabt euch wohl, Blutsauger. Schwester, wir werden schon bald wieder vereint sein.“

Damit verschwand Eve mit den drei anderen Werwölfen. Die restlichen stürzten sich auf die Vampire. Ethan jedoch kümmerte sich nicht um die Angreifer und stellte sich vor Shana.

„Kannst du laufen?“

Statt einer Antwort starrte sie ihn nur ungläubig an. Ethan knurrte und hob sie auf seine Arme.

„Beeilt euch.“, mahnte er an Hunter und Jay gewandt.

„Klappe auf den billigen Plätzen!“, gab Hunter zurück. Er durchlöcherte einen der Werwölfe auf übelste Weise mit einer Schusswaffe. Jay hingegen verletzte den Werwolf vor ihm mit Schwerthieben. Der dritte im tierischen Gespann wollte sich auf Ethan stürzen, doch Hunter war schon zur Stelle. Mit einem Ruck brach er dem Tier beide Arme. Benebelt durch die Schmerzen stürzte es zu Boden. Hunter bereitete mit einem Genickbruch dem Kampf ein Ende. Shana sah das Blut und den Tod und wurde ohnmächtig.
 

And that’s all?
 

Soa... sind wir also schon wieder am Ende des Kapitels angelangt. Wie immer hier an dieser Stelle vielen lieben Dank für die ganzen Kommentare. Hab ich gar nicht verdient. Lustig fand ich, dass euch aufgefallen ist, dass Ethan sich so sehr wegen dieser Nachttischlampe aufgeregt hat. Wenn ich ehrlich bin, ist mir das gar nicht so bewusst gewesen, dass diese Sache doch recht banal war. Find ich klasse, dass ihr mich darauf gebracht habt.

Ach ja... eine frohe Kunde noch am Ende. Kapitel 17 kommt früher. Wenn es so läuft, wie ich das haben will, dann schon ab dem 20. Aber auf jeden Fall noch vor dem 25. Wem ich ne Ens schreiben soll, soll bescheid sagen. Lange Rede und kein Sinn, wie immer eben...

Bis denn dann
 

BabyG



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Caildyn
2008-10-04T19:48:44+00:00 04.10.2008 21:48
Hallöchen^^
Ich find diese FF echt genial.
So viel Spaß beim Lesen hab ich lange nicht mehr gehabt.
Außerdem schreibst du echt klar und flüssig, sodass die Geschichte wie ein Film direkt vor den Augen abläuft.

Insgesamt also echt gut gelungen^^

Kannst du mir ne ENS schreiben, wenn neue Kappis da sind? *auf Dauer abonnier*
Danke^^
LG, Rabenkraehe
Von: abgemeldet
2008-10-01T18:02:28+00:00 01.10.2008 20:02
UUUIIIIEEEEE!!!!
Zwei Schwestern - eine total durchgeknallt und die Andere mitten in ner Indentitäts- und Entführungskrise...uuund Hass!!!!
Besser gehts einfach nicht, das ist um einiges besser als jede Seifenoper diese Welt!
Ich mag Eve irgendwie, sie ist so....ähm..gestört, labil und...Liebevoll!
Toll, dass Ethan mitgekommen ist um Shana zu retten, aber er hätte ausnahmsweise mal nett sein können, Shana muss fürchterlich aussehen!

...echt tolles Kapi und danke für die Ens!
Freu mich schon auf's nächste, kannst du mir wieder Bescheid sagen?
LG
Von: abgemeldet
2008-10-01T17:30:18+00:00 01.10.2008 19:30
oh meeeeen^^
das kapi war ja wohl mal geil ;)
Eve mag ich irgendwie nich.. die si echt scheiße... entführt shana einfach mal so...
die ganze geschichte, dass shana eigentlich emily is unn so fand ich echt gut.. und etwas verwirrend.. ^^

geile rettungsaktion von hunter, jay und... ethan natürlich^^

ich hab da i.wie so ne befürchtugn, warum ethan nich will, dass shana wieder zu emily wird... ich glaub er hat einfach nur " angst " ( ich weiß.. ethan hat angst.. hört sich etwas abnormal an^^) sie noch einmal zu verlieren.. *schnief* *drama*.. oh men...

mach weiter so *daumen hoch*

lg
Von: abgemeldet
2008-10-01T09:39:18+00:00 01.10.2008 11:39
irgenwie mag ich eve, weil sie so durchgeknallt is^^#
aba natürlich tut mir shana leid
die arme maus *mitleid hab*

oh man ich hätte am liebsten gleich weiter gelesen... aba nö jetzt muss ich warten.. gott sei dank kommt es diesen monat früher^^

das hast du mal wieder richtig toll gemacht
*dir ne rose schenk*
bis zum nächsten kap^^

lg bloodyangel
Von:  P-Chi
2008-09-30T16:11:13+00:00 30.09.2008 18:11
Höhöhö xDDD Folterkammer! Juhuu, zwar Klischeehaft, hast es aber trotzdem ziemlich gut hingekriegt das authe´ntisch rüberzubringen. ;_;
Arme Shana, wurde die ganze Zeit belogen (naja,fast) Blöder Ethan!!! Eve is irgendwie merkwürdig...naja. Nach so einer Kindheit ist es aber kaum wunderlich.
Ich finds tollig das Hunter, Jay und (sogar) Ethan aufgekreutzt sind. Doch sie brauchen schließlich Shana noch. Ethan hat da sicher seine hintergedanken aber er ist wirklich gemein. Würde mich nicht wundern wenn Shana ihm (nett ausgedrückt) in den Arsch treten würde.
Yue ist auch Schuld!!! Der kann doch nicht einfach so absagen, grr...


Wie auch immer, das Kapi war mal wieder einsame Spitze! ^-^
Ich bin schon ganz aufgeregt was wohl im nächsten passiern wird @_@
Du sagst mir doch bescheid wenn das nächste da ist, oder?! xD *grins*

LG Mocca
Von: abgemeldet
2008-09-30T12:16:44+00:00 30.09.2008 14:16
Oh man zum Glück is Shanna da jetzt wieder weg..........
War ein echt geiles Kapi.......Und man hat einiges erfahren......jetzt sind wir alle wieder ein Stück schlauer......
Also an Shnnas Stelle hätte ich ja erstmal Rowen und Ethan kräftig die Deviten gelesen........die wussten das doch alles bestimmt und dann hat das keiner gesagt......wie scheiße is das denn.........
Und dann wird die auch noch sooo vermöbelt von denen....da hat die doch bestimmt noch ein paar Wochen was von.......die sieht bestimmt schrecklich aus wenn die überall Schnittwunden und soo hat........
Vielleicht kann sich jaa Ethan mal dazu durchringen, Shanna ein bisschen zu versorgen.......Ich wollte erst bemuttern schreiben aber das würde der Kerl nie im Leben machen........
Aber der hat sich doch bestimmt wenigstens ein kleines bisschen Sorgen gemacht oder?????
Und wie is Hawk soo drauf.......is dem das schnuppe???
Naja der spricht ja nich kann man dann nich soo genau wissen ne....
Bin jaa jetzt echt gespannt wie die da jetzt aus der Köterhöhle rauskommen........
Hoffe es geht bald weiter freu mich schon........

LG Nici
Von: abgemeldet
2008-09-30T10:47:32+00:00 30.09.2008 12:47
Warum Eve? Warum hast du sie entführt? Sie ist nichts weiter, als eine nutzlose blöde Kuh!“
„Hey!“, ließ Shana sich vernehmen, wurde aber ignoriert.

"Ich will Emily und nicht diese dumme hässliche Göre.“
„Hey!“, protestierte Shana erneut.

HaHa xDD
Das Kappi war doch mal klasse! x3
Ich hasse Eve. Die ist so fies. ><
Naja jetzt wissen wir wenigstens wer Emily ist. Jetzt verstehe ich auch was Ethan im 14 Kapitel gemeint hatte. Das mit Emily.
BoaaH schreib schnell weiter!

Ich kann nicht mehr warten ><

LG meloO

PS: Ach ja hier haste noch einen Keks zur Belohnung :3 *Keks in die Hand drück* Und könnest du mir eine ENS schicken wenn das neue Kapitel fertig ist? x3
Von:  Kitty019
2008-09-29T17:32:47+00:00 29.09.2008 19:32
juhu erste
na das ist doch mal ne interessante wendung
damit hab ich echt nicht gerechnet^^ was bin ich froh das meine sis halbwegs normal ist *gg* ich würd glaub ich total kirre werden wenn ichn mit diesen viechern eingesperrt wäre
freue mich schon aufs nächste kappi
gruß kitty


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