Zum Inhalt der Seite

Schrott zu Schrott...

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Learning English is for the Cat

Zehn Minuten! Teo musste daran denken, dass mal ein Gerücht umher ging, nachdem Frau Lehnhardt einen Schüler wegen der Verspätung von zwei Minuten in ihrem Keller gesperrt haben soll und ihn dort nachsitzen ließ. Das war glücklicherweise nur dummes Zeug, dass sich einer ihrer Schüler hat einfallen lassen, weil er ihr eins auswischen wollte. – Tatsache ist allerdings, dass man herausfand wer das war und man ihn dann 4 Wochen lang nachsitzen ließ. Wer jedoch so blöd ist um mit dem verbreiten von Gerüchten auch noch auf seiner Website anzugeben, der hätte sogar 8 Wochen nachsitzen verdient!

Trotz dieser üblen Gedanken drückte Teo die Türklinke nach unten, betrat das Zimmer und wurde warmherzig empfangen: „Herr Teo Knubb, schön das sie uns auch noch mit ihrer Anwesenheit beglücken.“

Naja, warmherzig traf es nicht ganz, denn Teo hörte ganz eindeutig den Unterton in ihrer Stimme heraus.

„Es war nicht meine Schuld, ich…“ begann er den Satz und wurde von seiner Lehrerin unterbrochen, die mit strengem Blick nahezu auf ihn herab sah.

„Stören Sie nicht meinen Unterricht, Herr Knubb! Ich unterhalte mich später mit Ihnen.“ wies sie ihn an.

„Aber ich…“ setzte er erneut an, doch auch diesmal ließ sie ihn nicht zu Wort kommen.

Mit den Worten „Sie sollten inzwischen wissen, dass mich Ausreden nicht interessieren. Und jetzt setzen sie sich, bitte.“ winkte sie ihn auf seinen Platz, womit das Thema für sie vom Tisch war – Zumindest bis nach dem Unterricht. Aber wenigstens hatte sie „Bitte“ gesagt.
 

Die Englisch-Doppelstunde zog sich wie sonst ein ganzer Unterrichtstag an einem sonnig schwülen Freitag im Mai an dem man sich noch mit Freunden treffen oder Party machen wollte und Teo hatte jetzt auch noch die zweifelhafte Ehre bei cirka jeder dritten Aufgabe aufgerufen zu werden. Sogar Raffael neben ihm und die Beiden Mitschüler vor ihnen waren öfter an der Reihe als alle Anderen, als würde sie Teo bei jeder Gelegenheit ein klein wenig strafen wollen, indem sie ihn nicht einen Moment zur Ruhe kommen ließ, und damit dies nicht zu auffällig wurde entschied sie sich kurz bevor sie sagen wollte „The answer? Mr. Knubb, please!” manchmal eben doch für einen anderen Namen. Lehnhardtsches Streufeuer nannte Raffael dies abfällig. Doch sei es wie es sei, diese zwei mal 45 Minuten gingen letzten Endes auch vorbei und wie immer war Frau Lehnhardt die einzige Lehrerin, die ihre Hausaufgaben – absichtlich! – erst nach dem läuten der Schulglocke verlas.

„Wie ihr euch vielleicht noch dunkel erinnert, haben wir ja eine Klausur geschrieben…“ Einige Schüler, darunter Teo, erinnerten sich erst in diesem Moment wieder daran, weil sie diese unangenehme Erinnerung fast schon gänzlich verdrängt hatten.

„Ich teile euch die Arbeiten jetzt aus und möchte bis Freitag die Korrektur vorliegen haben, außerdem noch Englisch-Fachbuch Seite 63, die Aufgaben eins bis vier.“

Wogen der Begeisterung ergossen sich aus der Menge der Schüler. – Blanker Sarkasmus, falls Sie es nicht selbst bemerkt haben, lieber Leser/liebe Leserin.

Lehrerin Lehnhardt verteilte die Klassenarbeiten alphabetisch, nur Teos Arbeit verschwand kurzer Hand wieder unter dem Stapel, bis dieser geleert war und nur noch seine zwei voll geschriebenen A4-Seiten auf dem Lehrerpult lagen.

Raffael flüsterte Teo noch zu: „Du kommst alleine zurecht? Soll ich warten?“

„Keine Sorge, ich hab’ ja eh noch was vor.“ beruhigte ihn Teo und fügte hinten an: „Hoffe nur ich werde nicht zu lange aufgehalten.

„Herr Schuster, würden Sie sich bitte beeilen? Ich habe noch etwas mit Herrn Knubb zu besprechen.“ Ermahnte die Lehnhardt Raffael zum gehen und dieser verschwand auch sogleich mit großen Schritten. Jetzt waren Teo und Frau Lehnhardt alleine im Klassenraum.

„Ich wollte ohnehin einmal ein Gespräch mit ihnen führen, Herr Knubb. Wie schätzen Sie sich denn selbst ein?“ fragte die Frau auf dem Stuhl hinter dem Lehrerpult mit leicht genervt klingender Stimme, während sie ihre Lesebrille wieder absetzte.

„Naja, so ganz okay.“ Druckste Teo herum.

„Herr Knubb, ich wollte von Ihnen eine Einschätzung über sich selbst. Ich habe nicht gefragt, wie Ihnen Ihr Mittagessen geschmeckt hat, wenn ich das wissen wollte, hätte ich mir ihr Schuhwerk genauer angesehen.“ Warf sie ihm vor und es schien als würde diese Unterhaltung sie zutiefst langweilen. Teo wusste, wenn sie solch gehässige Bemerkungen machte, wollte sie den Schüler, den sie vor sich hatte – in diesem Falle er selbst – bloßstellen, was zumindest ein kleinwenig angenehmer ist, wenn keiner der Mitschüler mehr anwesend ist, die es teilweise genießen wenn andere von den Lehrern fertig gemacht werden. Das wusste Teo aus eigener Erfahrung, versuchte aber ruhig zu bleiben, denn er wusste auch, dass diese boshafte Frau irgendwie spürte, wenn jemand Angst vor ihr hatte.

„Ich denke es ist eine drei geworden“ riet Teo.

„Wenigstens im Schätzen sind sie besser als in Englisch. Und? Sind sie mit Ihrer Leistung zufrieden?“ hakte sie gleich nach.

Teo versuchte nicht lange nachzudenken, ließ aber als Lückenfüller ein langes „Hmmm…“ seiner Antwort vorausgehen.

„Es reicht aus.“

Frau Lehnhardt seufzte und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Wissen sie, dass sie vor einem Jahr noch einer meiner besten Schüler waren? Irgendwie hatte ich für Sie gehofft, ich kann ihnen dieses Jahr eine Eins geben, statt sie nur mit einer Zwei vertrösten zu müssen und jetzt rutschen Sie noch mehr ab. Sie sollten sich wirklich mal überlegen, wo Ihre Prioritäten liegen, und vielleicht bereiten sie sich für die nächste Klausur mal wieder etwas besser vor.“ Mit diesen Worten überreichte sie Teo seine Klassenarbeit, die er sich wortlos nahm und ging.

„Die Seiten 89 und 90.“ Hörte Teo einen Schritt vor der Türschwelle noch hinter sich und drehte seinen Kopf in Frau Lehnhardts Richtung.

„Die machen Sie mir noch zusätzlich! Oder glauben Sie, ich hätte ihre Verspätung vergessen?“ ergänzte sie mit schadenfreudigem Unterton.
 

Schnell durch den Flur!

Die Treppe hinunter gehetzt!

Durch den Haupteingang gestürmt!

Wie von Sinnen zum Fahrradständer gejagt!

Hektisch das Schloss geöffnet!

Letzter Blick auf die Uhr!

Schon 14:37!

Fremde Hand auf der Schulter!
 

Erschrocken und abgehetzt schlug Teo die Hand weg, drehte sich um und erblickte drei Typen, von denen er keinen mit Namen kannte. …Außer dem Einen … Naja, er fing mit „S“ an, vielleicht auch mit „U“ oder „O“ …Jedenfalls wusste Teo, das dessen Mutter mal mit seiner Mutter so einen Volkshochschul-Kurs besucht hatte – Aber er hatte keine Ahnung welcher Kurs das war.

Den Kerl, der vor ihm stand erkannte er erst einen Moment später, aber sein Name fiel Teo trotzdem nicht ein, er wusste nur, das es Nicoles Freund war, was schon erklärte was er hier wollte – Kann man sich ja nicht gefallen lassen, wenn Einer der eigenen Freundin Essen über den Pulli verteilt.

Drei Vollidioten wie diese gab es an jeder Schule, nur ihre Zahl war nicht immer die Selbe. Man konnte sie Sportler nennen oder Schläger oder Jugendliche mit nichts als abgestandenem Wasser im Kopf oder hirntotes Gesindel…

Diese Liste mit Bösartigkeiten wäre bis ins Unendliche fortzuführen und auch wenn Teo das jetzt lieber getan hätte, als sich mit ihnen Leibhaftig auseinander zu setzen, so blieb ihm wohl keine andere Wahl.

„Hey, haste Dich wohl versteckt?“ lautete die geistreiche Frage des Obervollidioten und weil Teo die Prozedur des „Schläge Anzettelns“ gut kannte versuchte er dem aus dem Weg zu gehen, indem er sie einfach ignorierte und sich auf sein Fahrrad schwang. Doch was Teo schon ahnte geschah, Nicoles Freund hielt den Lenker von Vorne fest und hinderte Teo am wegfahren. Teo hatte weniger Angst um seine körperliche Unversehrtheit, sonder eher um sein Fahrrad. Eine Platzwunde wird genäht, verheilt irgendwann und hinterlässt eine möglicherweise noch ganz cool wirkende Narbe, aber wenn dem Fahrrad was passieren sollte, so war sich Teo sicher, dann würde er Wochen für Ersatzteile sparen müssen, ganz zu schweigen von einem neuen Rad. Der Drahtesel bedeutete für Teo ein Stückchen Unabhängigkeit von seiner Mutter, die ihn sonst überall hinfahren müsste, bis er sich irgendwann ein eigenes Auto oder erst einmal den Führerschein leisten konnte.

„Ey, warum schlägst`n Du Frauen? Soll ich Dich mal schlagen?“ provozierte der überaus schlecht informierte Schläger, doch Teo blieb ganz ruhig, verbaler Dünnpfiff war die erste Phase einer Prügelei, leichtes schubsen, war die zweite. Dabei war es für den Blödmann immer wichtig möglichst pseudo-psychopathisch in die Augen des Opfers zu sehen. Gucken die sich das eigentlich bei Gangster-Rappern oder eher bei Aktionfilm-Schurken ab?

Bis zu Phase Zwei ging es auf reines einschüchtern oder provozieren hinaus. Ließ sich das Opfer provozieren, konnte ja immer noch behauptet werden, man hätte mit der Schlägerei nicht angefangen. Lässt sich jedoch jemand von diesem primatenhaften Getue unterbuttern – Ich möchte hier niemanden beleidigen, vor allem die Primaten nicht – dann ist er in der Tat das Opfer und dem Schlägerknaben ist es egal wer angefangen hat, man kann sich später ja immer noch rausreden: „Ey, der hat mich voll angekuckt!“

Teo atmete tief durch, setzte sich gerade hin und verschränkte die Arme ineinander. „Schlagt mich wenigstens schnell zusammen, ich habe noch was vor.“ Dachte er. Das er nichts sagte, machte den Kerl scheinbar erst recht wütend und da war sie, Phase Zwei!

Teo wurde leicht gegen die Schulter geboxt, gefolgt von der überflüssigen Frage, ob Teo taub wäre, und weil wieder keine Antwort kam musste natürlich nachgesetzt werden und so wurden jetzt schon beide Hände zum Einsatz gebracht, was natürlich bedeutete, dass keine Hand mehr am Lenker war, was wiederum bedeutete, dass Teos Hintern das Einzige war, dass das Fahrrad am Fallen hinderte. Wen selbstverständlich niemand am fallen hinderte, das war Teo, der die Eisglätte sicher überschätzt hatte, nach hinten das Gleichgewicht verlor und das Fahrrad am Sattel nach hinten Unten drückte, wodurch das Vorderrad des Zweirades Augenblicklich nach Oben schnellte, wo es mitten ins Schwarze traf, voll auf die Zwölf, genau an die Christbaumkugeln, mit einem Wort: Eiersalat!

Durch den raschen Stopp konnte sich Teo doch irgendwie wieder fangen und ergriff hastig den Fahrradlenker. Nicoles Freund, wie auch immer er hieß verdrehte die Augen, griff sich in den Intimbereich und ging in die Knie. Seine Beiden Kollegen waren für einen entscheidenden Moment abgelenkt, so dass Teo das Rad herum riss und kräftig in die Pedale trat.
 

Erst nachdem er ein paar Minuten gefahren und irgendwo in der Innenstadt war sah Teo wieder auf die Uhr: „14:49“

„Verdammt!“ dachte er „Ich komme zu spät.“ Und schaltete noch einen Gang hoch.

Vier Minuten vor Drei stand Teo vor einem hohen Gebäude, dass so aussah als wäre es verlassen. Er zögerte, glaubte man habe ihn womöglich für dumm verkauft und zu einem leerstehenden Haus geschickt. Bei dem Ärger, den er Heute schon wieder gehabt hatte wäre das mehr als nur ärgerlich gewesen.

Dann ging plötzlich die Tür auf und eine alte Dame mit einem Müllbeutel trat hervor, die ihn kurz musterte.

„Hier gibt’s nix zu klau’n! Hau ab!“ wurde Teo angepfiffen und rang sogleich nach einer Erklärung: „Nein, ich möchte hier nichts stehlen.“

„Ihr seid doch alle kriminell, hau’ ab oder ich ruf die Polizei!“

„Nein, hören sie, ich bin auf der Suche nach einer jungen Frau, die mir diese Adresse gegeben hat.“

„Das Flitchen aus der Dachwohnung mit Ihrem spastischen Freund? Willst Du da Drogen kaufen?“

„Nein! Diese Frau hat eventuell einen Job für mich.“

„Job? Englisches scheiß Gequatsche! Sag doch Arbeit, wenn Du Arbeit meinst! Aber ihr asoziales Gesocks wollt doch eh nicht mehr arbeiten! Oder sollst Du für die da Drogen verkaufen?!“

Teo musste hart schlucken, so wurde er von noch keiner 80-jährigen angemacht. Klar konnten nicht alle alten Leute Kekse spendierende Frohnaturen sein, aber gleich derart verbittert und mit Vorurteilen belastet?

Er hatte genug und drängte sich einfach an der Frau vorbei ins Treppenhaus, die ihn zwar nicht versuchte aufzuhalten, aber mit großem Gefluche und Gezeter hinter ihm her rief: „Ich hol die Polizei, Du elender Langfinger!“

Toe rannte die Treppen hoch ohne hinter sich zu Blicken und dachte nur, dass die arme Frau wahrscheinlich nie Besuch von ihren Enkeln bekam und als er acht Stockwerke höher war und die Dame immer noch wettern hörte, konnte er die Enkel sehr gut verstehen.
 

An der einzigen Tür im Obersten Stockwerk angekommen klingelte Teo völlig außer Atem. Keiner öffnete, also klingelte er wiederholt und sah dann kurz auf seine Uhr, die grade in diesem Moment 15 Uhr „schlug“.

Das Stockwerk, in dem sich Teo befand schien ebenso wenig gepflegt zu sein, wie der Rest des Hauses, in diesem Stockwerk fiel allerdings die schwarz gestrichene Tür auf, die irgendwie an eine Gefängnistür erinnerte. Sie war scheinbar aus Metall oder zumindest metallverstärkt und hatte einen Guck-Schlitz aus denen ein Paar Augen starrte, nur ein weiterer Schlitz für die Essenstabletts hätte gefehlt und…

Ein Paar Augen?!?

Der atemlose Teo, war etwas erschrocken, zumal er keinen Ton gehört hatte, zumindest hatte er ein paar Schritte erwartet, die den Hausherrn ankündigen.

„Ja?“ Fragte eine Stimme, die die Augen noch etwas eindeutiger als Mann identifizierten, eher noch als einen vom Militär.

„Mein Name ist Teo, ich hab… äh… diese Adresse bekommen.“ Brachte der 17-jährige hervor.

„Bist Du wegen der Beschäftigung hier?“ stieß der Mann hinter der Tür mit seiner einschüchternden Stimme hervor.

„Ja, denke schon…“ gab Teo etwas kleinlaut zurück und hoffte hier nicht wirklich an die Tür eines Drogenlabors geklopft zu haben, wie die alte Dame am Eingang schimpfte. Woher wollte er denn wissen, dass es die Frau in dem Café gut mit ihm meinte? Waren die vielleicht so eine Art Organhandel-Mafia, die junge Leute mit gesunden Organen anlockten und sie dann ausweideten? Oder Irgendwelche Psychopathen, die ihn nur zum Spaß ausweiden wollten? – Irgendwie blöd, aber über all das machte Teo sich erst jetzt Gedanken.

Die Warnung, sich nicht mit wildfremden Leuten aus dem Internet zu treffen, gab es seit es Chat-Room’s gab, aber warnte einen vielleicht einer, nicht in ein versifftes Rattenloch von Altbau zu gehen, dass am Ende der Stadt im schlimmsten Bezirk liegt, in dem Psycho-Omi den Müll rausbringt und hinter einer Metalltür irgendein Ex-General dubiose Jobs anzubieten hat? – Nein, natürlich nicht! Die Frage ist nur: Warum nicht?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück