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Cruel, bloody Paradise

Ihr heiliges Spiel um meine verdammte Seele
von

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Lola´s Geschichte

Lola´s Geschichte
 

Die Zigarette glomm orangerot auf und Rion wandte den Blick von den Hütten ab um Maideya zu folgen.

„Grec soll hier gleich hinter der Kanalisation wohnen“, erinnerte Maideya sich an Lesters Worte, „Aber wo? Ich dachte nicht, dass es hier so weitläufig ist“

Rion sah sich suchend um.

Maideya rieb sich über die Arme: „Mich fröstelt es. Wie kann man nur freiwillig hier leben?“

„Ich glaub nicht, dass die Leute hier freiwillig sind…“, verbesserte er sie umgehend, „Lass uns den Typen dort fragen“

Rechts von ihnen saß ein bärtiger Mann mit einer halb gefüllten Bierflasche in der Hand und starrte zu Boden.

„Warum nicht, einen Versuch ist es wert“, murmelte Maideya.

Rion ging zu ihm herüber und hockte sich vor ihn: „Entschuldigung?“

Betreten blickte er zu ihm auf.

„Können Sie mir helfen? Ich suche einen Mann namens Grec. Lester hat gesagt ich würde ihn hier finden. Ich weiß nur nicht genau wo er wohnt“

Wortlos deuteten die ungewaschenen Finger des Mannes auf eine rustikal gezimmerte Holzhütte im Süden.

„Danke“, nickte Rion und kam zu Maideya zurück.

Er wies ihr die Richtung. Gemeinsam gingen sie zur Hütte herüber.

„Ob er nett ist?“, überlegte Maideya nachdem Rion geklopft hatte.

Rion grinste leicht: „Du kannst dir nicht vorstellen wie absolut egal mir das ist…“

Maideya verdrehte die Augen.

Endlich tat sich etwas an der Tür. Ein breitschultriger Mann mit tiefen, dunkeln Augenhöhlen und einem stoppligen Bart öffnete sie ruckartig: „Was?“

„Äh... wir kommen von Lester Brown…“, begann Rion, doch er wurde unterbrochen.

„Ich will von dem Lügner nichts wissen! Verschwindet!“

Die Tür knallte so hart in die angeln, dass die Hütte leicht schwankte.

„Na toll“, seufzte Rion, „Dann Plan B“

„Gibt es den?“, fragte Maideya nach.

„Nö…noch nicht“, gab er zu und sie zogen sich auf einen freien Platz vor der Kanalisation zurück auf dem ein einfacher, kleiner, runder Brunnen stand.

„Wir müssen irgendwie an den Kerl ran…“, überlegte Rion laut.

Maideya ließ sich am Brunnen entlang nach unten gleiten und winkelte die Knie an. Langsam richtete sie den Kopf nach oben und schloss die Augen: „Ich hätte nie gedacht, dass es so ein Problem wird das Buch zu bekommen…“

„Ach, das ist noch gar nichts“, meinte Rion, „Es geht noch viel schlimmer“

Sie seufzte und ließ den Kopf auf die Knie sinken: „Warum kann es nicht ganz einfach sein? Warum haben wir es nicht schon?“

„Das wäre doch langweilig“, entgegnete Rion, „Wo bleibt da der Spaß?“

Sie lächelte kurz: „Was für Spaß?“

„Du wolltest die ganz Welt sehen Maideya“, erinnerte er sie und setzte sich zu ihr, „Es gibt nicht nur schöne Orte da draußen. Es gibt auch solche. Das kann sich nicht jeder aussuchen. Worein er geboren wurde oder woher er kommt“

Sie nickte leicht: „Ja, vielleicht“

„Ganz sicher“, er legte seinen Arm tröstend auf ihre Schulter, „Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Willst du jetzt schon aufgeben? Nur weil es gerade mal nicht so läuft?“

Sie blickte ihn stumm an und ihre Augen glänzten nass.

„Gib jetzt nicht auf. Ich krieg das hin, versprochen“, bat er sie.

„Okay…“, versprach sie mit leiser Stimme.

Rion lächelte sanft:: „Wo ist die Sonne, wenn dunkle Wolken sie verschleiern?“

Irritiert legte sie die Stirn in Falten: „Was? Hm… dahinter?“

„Siehst du und glaubst du sie hört plötzlich auf zu lachen? Nur weil sich so eine olle Wolke vor sie geschoben hat? Meinst du sie gibt dann auf? Nein, sie lacht trotzdem weiter. Und warum? Weil die blöde Wolke ja nicht ewig vor ihr herum hängen kann“

Maideya musste ob dieser seltsamen Aufmunterung lächeln: „Du hast recht…denke ich“

„Natürlich“, beharrte er und zog sie hoch.

Sie nickte energisch.

„Wir suchen jetzt im „halben Becher“ nach dieser Lola. Was sagst du?“, schlug er vor.

Maideya stimmte zu. So machten sie sich auf den Weg zur Bar in der Westlichsten Ecke des Viertels.
 

Ruckartig öffnete Rion die schwere Kneipentür. Der Geruch von Tabak und Alkohol schlug ihnen entgegen und biss sich in der Nase fest.

„Puh…“, bemerkte Maideya und wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht herum.

Der gedrungene Raum war nur spärlich durch Lampen beleuchtet obwohl es draußen noch gar nicht so dunkel war. Doch die milchigen Fenster ließen kaum Licht hineindringen. Rion zählte auf die Schnelle 11 Tische mit je 4 Stühlen. Hinter der Bar stapelten sich die Rumfässer.

„Was kann ich für euch tun?“, knurrte eine raue jedoch weibliche Stimme

Überrascht drehten sie sich zu ihr um. In einer nicht ausgeleuchteten Ecke mit zur Seite gebundenem Vorhang saß eine schwer erkennbare Person. Es sah aus als wäre sie im Dunst ihrer eigenen Zigarre gefangen.

Rion ging ein paar Schritte auf sie zu: „Wir suchen nach einem Mädchen mit dem Namen Lola“

„Nach einem Mädchen suchst du...“, wiederholte sie und lachte auf, „du hast doch schon eins“

Rion verdrehte die Augen: „Ja, ich weiß. Aber es geht um was anderes…“

„So?“, machte sie geheimnisvoll und erhob sich von ihrem Platz um hinter die Theke zu treten, „Was wollt ihr denn von mir?“

„Sie sind Lola?“, fragte Maideya überrascht und sah sie an.

Unter dem Schein der Lichter leuchtete Lolas Haar rötlich blond. Ihre Wangen waren rougerot und pausbackig. Das Haar fiel ihr Strähnig über die faltige Stirn. Die Augen lagen tief inmitten der dunklen Höhlen.

„So sieht es aus Herzchen“, nickte sie und drückte die Zigarre auf der abgenutzten Theke aus.

„Wir sind wegen Lester Brown hier. Der Name dürfte ihnen doch sicher etwas sagen?“, brachte Rion die Sache auf den Punkt.

„Lester Brown, ja? Ich dachte nicht das ihr etwas mit ihm zu schaffen habt…“, ihre Stimme klang mehr als ablehnend, „Aber seine kleinen Spione waren schon mal hässlicher…“

„Wir sind keine Spione…“, stellte Rion richtig, „Es geht um das Buch und die drei Schlüssel“

„Ach sieh mal einer an. Erst verschenkt er den Krempel und jetzt will er es wieder haben. Meinetwegen. Sein billiger Schund bringt eh nur Ärger ein…“, sie verschluckte sich fast beim lachen und hustete entsetzlich.

„Also können wir es haben?“, freute Rion sich.

Lola schlug den Blick zu Boden und sah dann wieder auf: „Nein“

„Was heißt nein? Warum nicht?“, wollte Rion energisch wissen.

Maideya verzog enttäuscht das Gesicht.

„Weil ich es nicht mehr habe“, gab sie zu.

„Verdammt!“, ärgerte Rion sich, „Wer hat es dann?“

„Ein ehemaliger Geliebter von mir. Alistair von Titon. Ein Adliger aus dem Villenviertel der Stadt. Wie könnte ich ihn vergessen? Damals…als ich noch jung und knackig war…“, begann sie schmunzelnd, stoppte jedoch und schüttelte den Kopf, „Ach euch Kinder interessiert das sowieso nicht“

„Stimmt“, dachte Rion, sagte aber nichts.

Sie fuhr fort: „Es gab eine Zeit… ungefähr vor 30 Jahren, da waren Lester Brown, Dexter, Grec und ich die besten Freunde. Wir sind zusammen aufgewachsen. Waren gute Freunde und teilten alles untereinander. Eines Tages fanden Lester und Grec dann in einer verstaubten Kiste eines Verstorbenen dieses seltsame Buch. Keiner von uns konnte es lesen, so bewarten wir es wie einen Schatz. Jeder bekam einen Teil. Es sollte uns immer aneinander erinnern. Da ich damals Lesters Freundin war, durfte ich das Buch haben. Irgendwann wollten wir es zusammen entschlüsseln und auf Abenteuersuche gehen. Doch dann wurden wir älter und es brach auseinander. Lester wurde so anders, so falsch. Er begann die Leute zu betrügen und über den Tisch zu ziehen. Er hat sich am Leid der Anderen bereichert und zog in die Stadt. Weg aus den Slums. Er hat unsere Freundschaft vergessen. Er hat sie verraten und darum haben diese Dinge keinen Wert mehr für mich…“

„Das tut mir leid“, meinte Maideya mit leiser Stimme.

Lola strich über Maideyas Hand, die auf der Theke ruhte: „Ach Kind, ich wünschte ich wäre noch mal so jung wie du“

Maideya lächelte sanft zu ihr herüber.

Rion seufzte leicht: „Tja…also wenn sie wissen wo das Buch ist, geh ich`s mal holen“

Lola lachte auf: „Das Feuer der Jugend, hm? Es gab da einen Geheimgang, den Alistair und ich nutzten als wir verliebt waren. Ich lernte ihn hier kennen. Er spielte früher oft Karten…heimlich natürlich. Seine Verlobte durfte es nicht wissen. Ich war damals gerade 20 Jahre alt uns sehr verliebt. Jedenfalls gibt es neben dem Brunnen einen geheimen Tunnelgang durch einen flachen Schuppen. Er führt zum Prunkbrunnen des Villenviertels. Gegenüber dieses Brunnens gibt es ein großes, beiges Haus mit Säulen und hohen Stufen. Das ist es. Das Buch liegt in einem Turm, der keine Fenster hat…“.

„Moment…keine Fenster? Aber eine Tür oder?“, wunderte Rion sich.

Sie zuckte mit den Schultern: „Ich weiß es nicht. Alistair sagte er habe den Turm zumauern lassen um unsere Erinnerungen aufzubewahren“

„Super Idee“, murmelte Rion und stützte das Kinn auf die Handfläche.

„Das hört sich kompliziert an“, stimmte Maideya ihm zu.

Rion sprang plötzlich auf: „Aber was soll `s? Ich hab dir das Buch versprochen und ich bring dir das Buch. Ein Rion, ein Wort…“

„Danke“, freute sie sich, „Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann!“

„Ist doch klar“, grinste er und wuschelte ihr durchs Haar, „Passen sie bitte auf Maideya auf“

Lola stimmte zu und Rion ging zurück zum Brunnen. Er vergewisserte sich, dass ihm niemand folgte und er unbeobachtet war. Schnell verschwand er im Schuppen, suchte nach der Bodentür und verschwand in Lolas geheimen Gang. Dank seiner guten Augen fand er den Weg ohne Probleme. Ein plötzlicher Schmerz im Knie machte ihm deutlich, das der Gang abrupt endete.

„Mist!“, fluchte er und rieb sich die schmerzende Stelle. Vor ihm führten hohe Stufen hinauf zu einer weiteren Bodentür. Rion schob sie auf und musste sich durch einen weiteren Gang zwängen. Er schob einen paar Holzlatten beiseite und erreichte den Platz hinter dem beschriebenen Brunnen. Der dunkel durchzogene Marmorbrunnen stand auf einem sorgfältig gepflasterten, quadratischen Platz inmitten einer Allee aus Bäumen. Sanft fiel die orangerote Abendsonne darauf. In der Mitte des Brunnens standen drei helle Engelstatuen Rücken an Rücken in einem Dreieck.

„Schon wieder drei…“, bemerkte Rion verwundert und blickte um sich.

Da es bereits Abend war, waren die Straßen menschenleer. Aufatmend lief er herüber zur Villa. Eine der majestätischen, dicken Eichen der Allee stand direkt neben dem Gebäude. Rion sah daran empor. Einer der Äste reichte fast bis zu einem schmalen Balkon in dritten Stock. Rion nickte erleichtert über die voraussichtliche Einfachheit der Sache. Über den knochigen Baum mit seien unzähligen Astgablungen und den stabilen Zweigen war es für ihm nicht schwer darauf zu klettern. Geschickt schwang er sich immer höher hinauf. Vorsichtig balancierte er den Ast entlang, der zum Balkon führte. Mit sicheren Schritten und kaum hörbar sprang er auf den weißen Balkon herüber. Rion blickte fast atemlos um sich. Doch nichts tat sich. Er wartete einige Sekunden, dann stand er aus der Hocke auf und schlich zur Balkontür herüber. Der Turm befand sich in der östlichsten Ecke des Anwesens. Rion sah sich das Schloss der Tür an, entschloss sich jedoch für das Fenster daneben. Das Haus lag im Dunkeln. Nirgendwo brannte ein Lichtschein. Es überraschte ihn zwar, er machte sich darüber jedoch keine Gedanken. So öffnete er das Fenster geräuschlos mit dem Kukri und stieg hindurch. Er schloss es wieder hinter sich. Ein langer Korridor führte zu einem Treppenhaus mit weitläufigen Gängen. Eine Treppe führte hinauf, eine hinunter. So stieg Rion hinauf und schlich immer in Richtung Osten. Nach einer weiteren Treppe, einem Gang und etwa fünf Stufen stand er endlich vor dem Turm. Doch wie er schon befürchtete gab es keine Tür.

„Das kann nicht sein. Wie kommt der Kerl hier rein? Er hat die Tür doch wohl nicht wirklich zugemauert?“

Rion tastete die Wände ab. Den Boden. Nichts.

„Es ist gefährlich sich hier zu lange aufzuhalten…“, sagte er sich selbst und beobachtete die Umgebung erneut.

Er spielte mit dem Gedanken sich gegen die Wand zu werfen, verwarf ihn jedoch sofort wieder: „Nur keine unnötige Aufmerksamkeit erwecken…“

Es wollte ihm einfach kein guter Gedanke kommen. Da bemerkte er einen blau violetten Schimmer an der Wand. Rion musste zweimal hinsehen um ihn richtig wahr zu nehmen, so schwach war das Licht. Er legte verdutzte seine Hand darüber. Das Licht wurde an der Stelle davon überdeckt.

„Auras Macht ist nicht immer begreiflich aber allgegenwärtig“, sprach eine irgendwie vertraute Stimme zu ihm.

Rion fuhr erschrocken herum. Doch der Gang war leer. Da war niemand. Dann blickte er auf seine Klinge. Sie blinkte schwach auf. Rion zog sein Schwert heraus.

„Du musst lernen Aura einzusetzen. Es ist mehr als eine Waffe. Sie ist der Weg zum Sieg, Rion“, fuhr die Stimme fort.

„Ich kenne dich von irgendwo her…“, überlegte Rion immer noch auf Aura schauend.

„Ich bin die Weisheit. Doch du kennst mich nicht. Du kannst mich nicht kennen. Doch wir sind uns einst begegnet“, erinnerte er ihn.

„Ja“, nickte Rion, „Du warst der komische Typ, der mich in dieser Einöde verrecken lassen wollte und dann hast du mich hier her gebracht. Ich muss dich nicht unbedingt näher kennen lernen…“

„Es ist deine Geschichte“, entgegnete Wisdom ruhig, „Du kannst es sehen wie du willst“

„Oh, danke“, meinte Rion verächtlich, „Was hast du komischer Vogel denn gedacht? Das ich vor Freude hier in dieser blöden Welt abzuhängen und Held spielen zu müssen eine Party schmeiße?“

„Es nennt sich Schicksal…“, war alles was Wisdom dazu sagte.

„Toll. Ich nenn das Beschiss“, ärgerte er sich.

„Aura…“, begann Wisdom wieder und erschien ihn als blasses Bild an der Turmwand, „Kennt den Weg. Sie ist der Weg des Herzens. Wähle mit Bedacht. Wenn du Aura nutzt, spielst du mit einer unglaublichen Kraft. Sie ist mächtig. Mächtiger vielleicht als alles was je geschmiedet wurde. Außer einer Waffe…Komet. Eine Klinge in Nachtschwarz und blutrot. Sie übersteigt die Macht von Aura bei weitem. Sie ist die gefährlichste aller Waffen“

„Was soll daran so mächtig sein?“, zweifelte Rion.

Wisdom fuhr fort ohne auf ihn zu reagieren: „Auras Macht zu nutzen ist gefährlich. Aber sie bringt dich dem Himmel näher. Aber die brutale Macht von Komet zu nutzen ist Wahnsinn. Sie bring dich direkt in die Hölle“

„Warum erzählst du mir das? Ich will das Ding doch gar nicht“, fiel Rion ihm ins Wort.

„Weil es nach dir sucht, weil es dich zu sich ruft. Und weil Komet immer das bekommt was sie will. Eine neue Seele. Komet frisst ihren Träger Stück für Stück auf. Sie verschlingt die Menschen. Wenn du nach den Splittern suchst, stolperst du blind in Komets Falle“

„Was weißt du über die Splitter?“, Rion bemerkte dass es riskant war so laut zu reden und wechselte in den Flüsterton über.

„Du brauchst deine Stimme nicht zu senken“, beruhigte Wisdom ihn, „Wir befinden uns in einer unwirklichen Zeit. Ich habe die Barriere der Zeit um uns errichtet. Niemand wir uns stören“

Rion sah ihn ungläubig an.

„Ich weiß alles über die Splitter. Doch jedes ding zu seiner Zeit. Und die Zeit der Wahrheit ist noch fern“, antwortete er auf Rions zuvor gestellte Frage.

„Du bist eine große Hilfe“, seufzte Rion genervt.

„Ich bin nicht da um zu helfen“, korrigierte Wisdom, „Ich lasse dich das wissen was ich für richtig halte und nur dann, wenn ich meine es sei an der Zeit“

„Glückwunsch“, meinte Rion trotzig und wandte sich von ihm ab, „Solche Typen gibt es in dieser nervigen Welt genug. Was ich wirklich brauchen kann ist ein Tipp“

„Nicht jede Tür ist immer gleich sichtbar. Nicht jede Tür hat ein Schloss oder eine Klinke“, Wisdoms Stimme war klar und melodisch wie immer und doch schien etwas merkwürdiges darin zu liegen.

„Also Schlösser hatten wir dann auch genug. Ich hab nicht mal so viel Schlüssel wie ich Schlösser hab…“, dachte er sich.

„Weißt du, warum Komet ausgerechnet nach dir ruft?“, frage er Rion plötzlich und Rion wurde aus den Gedanken gerissen.

Er grinste ihn an: „Neidisch, was? Nimm du dir doch das Ding. Du weißt ja eh alles darüber“

Wisdom schüttelte den Kopf: „Nein. Das könnte ich nicht. Komet ist nicht für meine Hände bestimmt“

„Aber für meine?“, es war eher eine zweifelnde Aussage als eine Frage.

Er nickte ihm zu: „Ja. Weil du das Regena-Gen in dir trägst. Es hebt als einziges auf der Welt die zerstörerische Macht von Komet auf, da es sich neutralisiert. Daher das rege Interesse dieser Welt an dir, Rion“

Rion lehnte sofort ab: „Das könnt ihr knicken, kapiert? Nicht mit mir“

„Es ist deine Geschichte…“, hauchte Wisdom mystisch, „Aber alles zu seiner Zeit“

„Ich hab nein gesagt“, erinnerte Rion ihn energisch.

Wisdom schmunzelte kaum sichtbar: „Du wolltest Aura auch nicht…oder den Splitter. Und nun stehst du hier. Hab ich nicht recht?“

„Ich hatte keine Wahl“, rechtfertigte er sich.

„Siehst du“, erläutete Wisdom ihm, „So oder so. Du und diese Welt, ihr spielt beide eure Rolle“

„Ich bin mehr als eine eurer kleinen Schachfiguren!“, fuhr Rion ihn an.

Wisdom hob eine Augenbraue: „Dann beweis es Rion…“

Der lange, blasse Finger Wisdoms deutete auf die Wand. Noch immer leuchtete Aura sanft auf. Rion sah die Klinge an, dann die Wand und wieder die Klinge. Auf einmal huschte ein Lächeln über seine Lippen.

„Nicht jede Tür hat eine Klinke oder ein Schloss“, wiederholte er Wisdoms Worte, „Natürlich!“

Mit der Klinge fuhr er leicht über die Wand. So zeichnete er sich eine eigene Tür. Die Linie, die Aura zeichnete, leuchtete im selben blau violett. Hoffnungsvoll berührte er die gekennzeichnete Fläche. Kurz darauf öffnete sich die imaginäre Tür vor ihm und führte ihn in den genannten Raum. Inmitten des runden Raumes stand ein Ebenholztisch. Darauf ein blaues Samtkissen auf welchem das Buch ruhte. Rion trat näher heran. Es lag zugeschlagen dort. Verschlossen mit drei Silbernen Schlössern.

„Das ist es“, war er erleichtert und streckte die Hand danach aus.

„Rion…“, erklang eine verführerische, weibliche Stimme, „Komm zu mir…“

„Wer ist das?“, wunderte er sich und zögerte.

„Fass es nicht an!“, riet Wisdom ihm scharf.

Rion zuckte zusammen: „Schrei nicht so, ich bin nicht taub“

„Du darfst es nicht berühren“, warnte er.

„Haha…“, machte er, „Du bist ein Scherzkeks. Hast du schon mal ein Buch mitgenommen ohne es zu berühren?“

„Du darfst es auch nicht selbst öffnen“, fuhr er fort.

Rion sah zu ihm herüber und hob die Augenbrauen: „Warum nicht? Willst du das tun?“

„Nein“, lehnte er ab und blickte Rion mit so klaren Augen an als wäre dieser durchsichtig, „Lass es jemand anderes aufschließen. Das Schicksal ist eng mit diesem Buch verbunden. Es reagiert empfindlich auf Berührungen. Wer es aufschließt, der erweckt es. Das kann furchtbar enden…“

„Ich hab keine angst vor Büchern“, meinte Rion kurz.

„Menschen sind dumm“, stellte er trocken fest.

„Ja, du musst dich ja nicht mit mir abgeben“, entgegnete Rion Schulter zuckend und riss einen großen Fetzen von den grünen Vorhängen, die er über das Buch warf.

„Aber wenigstens nutzt du deinen Kopf“, war Wisdom zufrieden, „Aber hüte dich vor Natalyel…“

Damit verblasste er wieder.

„Wem?“, fragte Rion verwundert als er das Buch einpackte und sah sich zu ihm um.

Doch Wisdom war weg.

„Was für ein Freak…“, seufzte Rion, „Ich hoffe der hat seinen Zeit Hokuspokus noch auf aktiv stehen. Sonst laufe ich Gefahr hier aufzufliegen“

Schnell machte er sich auf den Weg zurück. Das Buch im Vorhang immer dicht an den Körper gedrückt.

„Man was für eine Labertasche… ich hab keinen Plan was der mir da klarmachen wollte“, ging es ihm durch den Kopf als er durch das Fenster in die Nacht verschwand und über den Balkon und den Baum nach unter kletterte. Immer das Buch im Gepäck.

„Das erinnert mich an das Buch, dass ich mit Geroh geklaut hab. Was für ein Deja vu“, grinste er und nahm den Weg zurück zu Maideya und Lola.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  alana_chan
2007-09-09T16:14:57+00:00 09.09.2007 18:14
ich liebe diese Seltenen Gespräche zwischen Rion und Wisdom. Ich find die immer köstlich. Rion "ich will dass alles nciht wissen art" udn Wisdom "ich sage dir wichtige nur wann ist meine sache art" Zwei dickköpfe die auffeinander prallen. Köstlich!!!!!!
Ich wüsste gar nichts von Komet! Dass hattest du mir wohl verschwiegen um die spannung zu erhohen.
Nataleyl kommt auch vor. Es wird vor ihr gewarnt. Ich liebe dieses Spiel um Rions verdammt Seele.
Lass sie noch lange spielen.

hdl
hide-chan


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