Mordsärger
Ja, da hat wer massiv Glück gehabt. Ob das jeder hat?
26. Mordsärger
Die Insel Hijo lag in Sichtweite der Küste. Ein Menschendorf breitete sich an dem weißen Sandstrand aus. Zum Trocknen gespannte Netze verrieten, dass hier Fischer lebten. Als die ersten Menschen die sich nähernden Halbbrüder entdeckten, schrieen sie auf, rannten aus dem Dorf, um ihr Leben.
„Hast du immer diese Wirkung auf alles und jeden?“ erkundigte sich Inuyasha.
Das bedurfte keiner Antwort. Sesshoumaru warf einen Blick zu der Insel. Er konnte kaum Youki feststellen, nichts wittern. Also würden sie herausfinden müssen, ob Yoshi dort allein lebte.
„He!“ Inuyasha machte einen weiten Satz und packte einen am Boden liegenden Mann: „Hallo. Ich möchte ein Boot haben.“
„Äh...ja…natürlich…“ brachte der hervor.
„Wo sind welche?“
Mit zitternder Hand deutete der Fischer hinüber, wo die Boote des Dorfes an Land gezogen worden waren.
„Wer lebt auf der Insel?“ fragte Sesshoumaru, der langsam herangekommen war, eine Tatsache, die den Mann nicht gerade aufbaute. Er konnte sich schöneres vorstellen, als zwischen zwei Youkai zu liegen.
„Ein…ein Youkai.“
„Einer nur.“
„Ich...ich denke.“
„Kennst du ihn?“
„Natürlich. Ich meine, ja, Herr.“
„Und?“
„Ich…er…einmal im Jahr kommt er her und will etwas von uns. Aber meist lässt er uns in Ruhe.“
„Und was will er?“ fragte Inuyasha ungnädig. Das war mühsam.
„Ein...ein Mädchen oder so.“
„Bringt er sie um?“
„Er sagt, er braucht sie…aber es kam nie eines zurück.“
Der Hanyou zerrte ihn empor, auf die Beine: „Fein, dann brauch ich mich bei dem Mistkerl nicht zurückhalten. Los, bring uns auf diese Insel.“
Dem Fischer war klar, dass ihm nichts anderes übrig blieb.
Am Ufer der Insel sprangen die Halbbrüder ohne weiteres Wort an Land. Der Mann zögerte nur kurz, ehe er zurückruderte. Sie hatten nicht gesagt, er solle auf sie warten, und er verspürte wenig Lust, auch nur in der Nähe zu sein, wenn sich Youkai stritten. Wie sie wieder von der Insel kommen wollten, konnte ihm ja gleich sein.
Sesshoumaru hob ein wenig den Kopf, prüfte die Botschaften des Windes. Interessant. Das würde Inuyasha gewiss verstimmen.
Der Hanyou kam neben ihn: „Was ist?“ Aber da roch er es auch schon selbst. Verwesendes Fleisch. Ein oder mehrere tote Menschen. „Verdammt.“ Ohne weiter zu warten, rannte er in die Richtung, aus der der Geruch kam.
Sein Halbbruder hätte fast den Kopf geschüttelt, folgte ihm aber. Die Aussprache zwischen Inuyasha und Yoshi konnte kurzweilig werden.
Der Hanyou blieb stehen, als er den Rand einer Grube erreichte, die in den Waldboden gegraben worden war. Menschliche Überreste lagen dort und er bezweifelte nicht, dass es sich um die Mädchen aus dem Dorf handeln musste. Mit wachsendem Zorn drehte er sich um, suchte nach etwas, das ihm verriet, wo sein ehemaliger Mathematiklehrer abgeblieben war. Irgendwo im dichten Wald dieser Insel musste er doch stecken. „Verwünscht“, knirschte er.
Wie erbärmlich, dachte Sesshoumaru. Yoshi ist so tief gesunken, dass er Menschen verzehrt. Oder wozu tötete er sie sonst? Aber er sagte nur: „Probleme, Inuyasha?“
„Kannst du ihn etwa wittern?“
„Nein. Was bedeutet, dass er in einer Höhle sitzt.“ Immerhin hatte er doch die Absicht gehabt, den großen Bruder zu spielen.
Der Hanyou nahm die Erklärung zur Kenntnis: „Da drüben sind Felsen. –Überlass den Kerl mir, ja?“
„Tu, was du willst. Ich werde zusehen.“
„Alles klar!“
Yoshi hob den Kopf. Besucher waren nie auf seine Insel gekommen, seit er hierher gezogen war. Die Menschen in dem Fischerdorf hatte er genügend im Griff, dass sie es nicht wagten. Und Youkai hatte er schon lange nicht mehr gesehen. Nun aber war er sicher, dass er die Energie eines Youkai wahrgenommen hatte, schon recht nahe. Wollte sich jemand etwa seine Insel unter den Nagel reißen? Das wäre ein tödlicher Fehler. Er liebte die Insel Hijo, hatte sie sich unter allen ausgesucht. Denn hier, auf dem Meer und von der höchsten Stelle der Insel aus, konnte er wunderbar die Sterne beobachten. Seine Vorliebe für Astronomie, Astrologie und Mathematik hatte ihn lange Jahre als Lehrer arbeiten lassen. Nun hatte er sich hier zur Ruhe gesetzt, fand endlich die Zeit, sich seinen Studien zu widmen. Aber ein fremder Youkai in seinem Revier- das war eine Provokation. So erhob er sich, griff nach dem Schwert, das in seiner Scheide an der Wand lag und schnallte es sich um. Falls der Unbekannte ihn für einen schwächlichen Wissenschaftler hielt, würde er einem schweren Irrtum unterliegen. So verließ er die Grotte, von deren Vorplatz aus er unzählige Male die Sterne betrachtet hatte, sprang hinunter auf die größere Lichtung des Waldes. Mit gewissem Erstaunen bemerkte er, dass sich zwei Wesen näherten. Unwillkürlich legte er die Hand an den Schwertgriff, als eine rote Gestalt mit weißen Haaren durch das Gebüsch sprang, stehen blieb, als sie ihn sah. Wer war das? In jedem Fall trug er ein Schwert. Yoshi zog leicht die Augen zusammen.
„Willst du Ärger?“ erkundigte er sich.
„Keh!“ machte Inuyasha: „Ich bin der Ärger höchstpersönlich, du Mistkerl!“
„Wie amüsant. Du bist doch ein Hanyou? Was treibt dich denn her? Todessehnsucht?“
„Was hast du mit den Mädchen aus dem Dorf gemacht?“
„Was geht dich das an?“ Yoshi spürte, wie der andere Unbekannte näher kam, und war alarmiert. Das war eindeutig ein Youkai. Er warf rasch einen Blick zum Waldrand. Weiße Haare, ein Fell so über der Schulter geworfen, diese Zeichnungen im Gesicht: „Sesshoumaru!“
Dieser zog die Augen zusammen: „Wenn du weißt, wer ich bin, warum begrüßt du mich wie deinesgleichen?“
„Sesshoumaru-sama“, verbesserte sich der ehemalige Mathematiklehrer eilends: „Könnt Ihr mir sagen, was dieser Hanyou…Moment mal. Bist du etwa Inuyasha?“
„Er hat es geschnallt!“ kommentierte dieser: „Also. Noch einmal. Wieso tötest du die Mädchen aus dem Dorf?“
„Was geht dich das an?“
Inuyasha fasste seinen Schwertgriff: „Ich will nur wissen, wie schnell oder langsam du sterben wirst.“
Yoshi lächelte ein wenig, blickte dann aber zu dem Hundeyoukai: „Und was wünscht Ihr?“
„Ich werde zusehen.“ Sesshoumaru war stehen geblieben, bewegte sich nicht mehr. Soweit er sich erinnerte, war Yoshi im Kampf nicht schlecht und würde für Inuyasha eine gewisse Herausforderung darstellen, auch, wenn sein Halbbruder bei dem Kampf gegen den Kesselschmied unter der schwarzen Sonne ebenso stärker geworden war, wie er selbst.
Der Mathematiklehrer stutzte. Ganz offenbar waren beide Halbbrüder nicht sonderlich gut auf ihn zu sprechen. Etwa wegen dieser erbärmlichen Menschenmädchen? Dann müsste er sich erklären. „Ich verlange nur einmal im Jahr etwas aus diesem Menschendorf. Ansonsten lasse ich sie in Ruhe. Aber ab und an müssen sie daran erinnert werden, wer ihr Herr ist.“
„Und deswegen tötest du Mädchen?“
„Jungs würden mir weniger Spaß machen, das verstehst du doch. Und ich lasse sie ja auch am Leben. Falls sie allerdings schwanger werden...nun, wer will schon einen Hanyou haben, nicht wahr?“
„Du verdammter…“ Inuyasha zog Tessaiga, das sich sofort verbreiterte.
„Du paarst dich also mit Menschen“, stellte Sesshoumaru fest. Und dann wollte Yoshi nicht einmal die Konsequenzen tragen? Wie erbärmlich.
Der ehemalige Lehrer nahm ebenfalls sein Schwert zur Hand. Ohne Kampf würde das hier nicht über die Bühne zu bringen sein. Aber nur der Hanyou schien gegen ihn antreten zu wollen. Umso besser. Das würde kaum ein Problem werden, auch, wenn dieser offenbar das Schwert Tessaiga trug.
Inuyasha hatte keine Lust, zu warten. Er machte einen Sprung vorwärts, schlug auf der Linie der Windnarbe zu: „Kaze no kizu!“
Er kann sie sehen, dachte Yoshi, als er konzentriert den Sprung dagegen setzte. Sein Schwert schien sich um Tessaigas Energie zu winden, ehe er sie mit einer harten Armbewegung beiseite schleuderte. Bäume stürzten krachend um. „Nicht schlecht, für einen Hanyou. Mawashi scheint dir etwas beigebracht zu haben.“
„Ja, zu überleben.“ Yoshi konnte die Windnarbe sehen, so weit, so schlecht, überlegte Inuyasha. Aber es wäre interessant zu sehen, wie stark er war, ob er noch dagegen ankäme, wenn er mehr Kraft einsetzte. So griff er erneut an.
Yoshi hatte es bereits erwartet, schwang seine Klinge diesmal andersherum. Dadurch wurde die Energie reflektiert. Der Hanyou wurde überrascht. Trotz seines Sprunges trafen ihn die Ausläufer des eigenen kaze no kizu und er stürzte zu Boden. Der Mathematiklehrer betrachtete ihn kopfschüttelnd: „Überleben? Auf diese Art?“
„Keh! Träum weiter. Ich mach mich nur gerade warm.“ Er erhob sich.
„Ein wenig schmerzhaft, oder?“ Yoshi wartete, bis sein Gegner stand: „Aber ich werde dich gleich von deinen Schmerzen befreien.“ Er lud das Schwert mit seiner Energie auf, als er vorsprang und zuschlug. Rötliches Youki fegte auf Inuyasha zu.
„Danke!“ brachte der hervor, suchte erneut die Windnarbe, diesmal allerdings die um Tessaiga: „Bakuryuuha!“
Der ehemalige Lehrer war überrascht. Was sollte das für eine Technik Tessaigas sein? Aber er sah rasch, dass sein eigener Angriff zu ihm zurückgedrückt wurde. Verflixt, wie stark war dieses Halbblut eigentlich? Er stemmte sich dagegen, aber es war zu spät. Die Wucht seines eigenen Angriffs, zusammen mit dem von Tessaiga, warf ihn meterweit rücklings zu Boden.
„Na also, “ sagte Inuyasha: „Ach, bevor ich es vergesse: weißt du eigentlich, wo Mawashi seine Kampfschule hat?“
Der Lehrer erhob sich mühsam. Was sollte denn jetzt diese Frage? „Im Osten, irgendwo.“ Er musste sich etwas einfallen lassen. Dieser Hanyou war stark. Und schien Tessaiga wirklich zu beherrschen. Aber er fuhr fort: „Mawashi wäre sicher entzückt, dich zu sehen, um dich umzubringen. Zu schade für ihn, dass ich dich jetzt zu deinen heiß geliebten Menschenmädchen schicken werde.“ Er sammelte all seine Energie.
„Um der Menschenmädchen willen stirbst du jetzt“, gab der Hanyou mit ungewohnter Kälte zurück: „Ich habe keine Fragen mehr an dich. Fahr zur Hölle!“
Yoshi sah, wie sich Linien des Windes um Tessaiga selbst bilden zu schienen. Ihm war bewusst, dass das wohl der mächtigste Angriff war, der seinem Gegner zur Verfügung stand. Hastig wollte er selbst noch als Erster zuschlagen. Aber dies tat schon Inuyasha mit allem Zorn, der in ihm wohnte: über die sinnlos ermordeten Menschenmädchen, das Gerede von wertlosem Hanyou, seine eigene, mörderische Ausbildung.
Sesshoumaru wandte sich um: „Gehen wir.“
Inuyasha warf noch einen Blick auf die schwarze Stelle, an der der Lehrer gerade eben noch gestanden hatte, ehe er seinem Halbbruder folgte: „Tamahato, oder?“
„Er ist meine Beute.“
„Ja, schon verstanden. Ich lass ihn dir gern. Aber mir gehört Mawashi!“
Der Hundeyoukai gab keine Antwort, aber das war eine Zustimmung.
Am Ufer der Insel blieben beide stehen. Als Inuyasha emporblickte, bemerkte er, dass der zweiköpfige Drache sich näherte: „Du hast Ah-Un wieder gerufen?“ fragte er: „Wie machst du das eigentlich?“
„Inuyasha.“ Fast etwas wie ein Seufzen lag in der Stimme des älteren Bruders: „Wer, glaubst du, das ich bin?“
„Das ist keine Antwort.“
„Ich kann ohne Weiteres Höllendämonen beschwören. Glaubst du im Ernst, es bereitet mir ein Problem, eine Gedankenverbindung aufzubauen?“
„Oh.“ Gedankenverbindung, also. Immerhin war das eine Antwort: „Dann fliegen wir jetzt in die Berge von Nakajima.“ Und da er sah, dass sich sein Halbbruder bereits verwandelte: „Schon gut, schon gut. War wohl wieder eine überflüssige Bemerkung, oder?“
Er lernte doch etwas, gab Sesshoumaru zu.
Das weite Hochtal lag weit entfernt von jeder menschlichen Ansiedlung. Und doch war es bewohnt. In Bannkreisen lebten hier allerlei magische Tiere, wurden von Menschen versorgt. Die beiden Besucher, die das Tal entlang wanderten, hatten keinen Blick für die Anmut eines Einhorns oder für die ein wenig furchtsamen Gesichter der Wärter. Sie interessierten sich allein für das weiße, große Gebäude, das am Ende des Tales war. Sie konnten dort die Energie eines Youkai spüren.
Auch Tamahato hatte bemerkt, dass er Besuch bekam. Er war ein wenig überrascht, aber immer wieder kamen Youkai zu ihm, um zu lernen, oder sich auch nur Informationen über das eine oder andere magische Geschöpf zu beschaffen. Und, wer auch immer da kam war ein sehr starker Youkai. So trat er hinaus, um höflich seinen Gast zu begrüßen. Ein wenig verwundert bemerkte er, dass es zwei Besucher waren. Hatte er sich vertan und war das das Youki von beiden zusammen? Im nächsten Moment erkannte er die Zwei. Schön, dass Sesshoumaru ihn besuchen kam, war gewiss eine Ehre - aber was wollte dieser Mischling? Oder hatte das einen anderen Grund? Das musste es sein, beschloss er dann.
„Welch eine Ehre, Sesshoumaru-sama, dass Ihr mich in dieser Einöde aufsucht. Wollt Ihr mir ein neues Geschöpf bringen? Ich werde ihn sicher in einem Käfig verwahren.“
Inuyasha benötigte einen Moment, um zu verstehen, dass von ihm die Rede war. Dann legte er unwillkürlich die Hand an sein Schwert. Im gleichen Moment bemerkte er, dass sein älterer Bruder etwas die Hand hob, und entspannte sich. Der hatte ja gesagt, Tamahato gehöre ihm. Nun gut. Also würde er sich im Hintergrund halten. Immerhin würde er dafür Mawashi bekommen.
„Du hast dich nicht geändert, Tamahato“, stellte Sesshoumaru fest: „Damals wie heute hältst du ihn für ein Nichts.“
„Er ist es doch. Etwas, das nichts anderes als ein Tier ist. Nicht einmal ein Mensch. Nun, was wünscht Ihr dann?“
„Du hast mich angelogen. Und das werde ich dir nicht durchgehen lassen.“
Tamahato versuchte gar nicht, so zu tun, als habe er nicht verstanden: „Ihr wollt mich töten? Das dürfte selbst Euch nicht ganz so leicht fallen, mit nur einem Arm. Ihr seid schwächer geworden. - Und das alles nur wegen eines Hanyou?“ Er drehte den Kopf zu seinen Wärtern: „Lasst die Quadrippos frei! Und bringt euch in Sicherheit.“
„Quadrippos?“ erkundigte sich Inuyasha bei niemand bestimmtem.
Ohne den Blick von Tamahato zu nehmen, antwortete Sesshoumaru: „Töte sie.“
Das war zwar keine Erklärung, aber der Hanyou drehte sich um. Die Menschen hatten gehorcht, waren verschwunden. Immerhin schien sich Tamahato um sein Personal zu kümmern. Interessanter freilich waren die drei vierbeinigen Wesen, die nun aus einem Bannkreis kamen. Auf den ersten Blick erinnerten sie ihn an Pferde, aber falls es welche waren, dann besaßen sie die falschen Köpfe. Diese waren mehr echsenförmig. Lange, spitze Zähne ragten aus den mehrmetergroßen Mäulern, rote Zungen hingen heraus, als die drei sie nun entdeckten und zu rennen begannen.
„Keh!“ Inuyasha zog Tessaiga. Das waren keine Pflanzenfresser, das war ihm klar. Tamahato würde gleich ein paar Haustiere weniger haben.
Der Lehrer für magische Geschöpfe hatte unterdessen keine Zeit verloren. Quadrippos griffen alles an, was sich auf zwei Beinen bewegte. Diese beiden Halbbrüder ahnten wohl nichts von der Gefahr, in der sie sich befanden, da sich Sesshoumaru nicht einmal umdrehte und diese Sache dem Halbblut überlassen wollte. Nun, er, Tamahato, war schlauer - und schneller. Er hatte seine wahre Gestalt angenommen, die einer gigantischen Spinne. So war er vor den Quadrippos in Sicherheit, verfügte auch selbst über seine mächtigste Waffe. Seine Beißzangen schossen voran, auf den Hundeyoukai zu, packten den rechten Arm, links allerdings nur den Brustpanzer. Aber auch so würde das Gift genügen, das er in den Körper Sesshoumarus pumpte.
Dieser blickte in die Augen der Spinne über sich: „Was für ein Narr du bist, Tamahato.“ Mit einem hohen Sprung, einem Überschlag riss er sich von der Beißzange los. Er witterte, dass Inuyasha Tessaiga gezogen hatte, wohl gleich zum Angriff übergehen würde. Gut. Er konnte sich darauf verlassen, dass ihm der Halbbruder den Rücken freihalten würde. So ließ er sein Youki aufflammen, verwandelte sich in seine Hundegestalt.
Der einstige Lehrer war verwundert. Woher nahm Sesshoumaru noch die Kraft, sich zu verwandeln? Das Spinnengift müsste ihm doch heftige Schmerzen zufügen, ihn langsam von innen heraus zerfressen. Stattdessen stand er jetzt einem knurrenden Hund gegenüber, aus dessen Maul eine grünliche Flüssigkeit tropfte, die zischend das Gras verbrannte. Nun erst fiel ihm ein, über welche Fähigkeiten sein ehemaliger Schüler verfügte. Die ätzende Säure war auch für Youkai tödlich. Vorsichtig machte er einen Schritt zurück, bewegte die Beißzangen drohend. Das würde nicht einfach werden.
Inuyasha hatte unterdessen mit aller Kraft Tessaigas Macht gegen die drei aggressiven Quadrippos geschickt, mit einem Angriff zwei getötet. Und er hatte rasch festgestellt, dass diese magischen Tiere nicht dumm waren. Das dritte hatte die Attacke abgebrochen, war nach rechts abgebogen, wo es zuvor Menschen gesehen hatte. Diese waren nun zwar weggelaufen, aber ein Quadrippo wusste, wo die einfachere Beute zu suchen war. Das war allerdings auch dem Hanyou klar und so machte er einen Satz hinterher, schlug erneut auf der Linie der Windnarbe zu. Die Energie zerriss das Geschöpf förmlich. Er drehte sich um, stellte ein bisschen überrascht fest, dass beide Youkai sich verwandelt hatten, über das rechte Vorderbein seines Halbbruders eine dunkele Flüssigkeit rann, die er am Geruch als Gift deuten konnte. Hatte Tamahato etwa idiotischerweise versucht, den Hundeyoukai zu vergiften?
Sesshoumaru bewegte sich langsam um die Spinne herum, die die Beißzangen ausstreckte, verteidigungsbereit hin- und hertänzelte.
Der Riesenhund sprang mit einem Mal vor, versuchte, zuzubeißen, machte aber sofort einen Satz zurück, bemüht, dem Gegenangriff der Beißzangen auszuweichen. Ein paar Mal liefen die Attacken so ab und Inuyasha fragte sich gerade, ob er seinem Halbbruder doch helfen sollte, als der Hundeyoukai unerwartet hoch in die Luft sprang. Ehe Tamahato so recht begriff, was das sollte, war er hinter ihm, über ihm, schleuderte ihn mit einer wilden Kopfbewegung auf den Rücken. Säure aus seinem Maul tropfte hinunter, verätzte den empfindlichen Bauch der Spinne.
Aus den Wunden drang Körperflüssigkeit. Der Spinnenyoukai wandte sich unwillkürlich, mühte sich wieder auf alle acht Beine. Überlebenswille trieb ihn zur Flucht, als der Riesenhund ein ganzes Stück neben ihm gelandet war. Aber der Schmerz war zu groß. Er konnte spüren, wie sich die Säure immer tiefer in seinen Körper fraß - und er wusste, dass er dem nichts entgegenzusetzen hatte.
Nein, dachte Tamahato verzweifelt, als er den weißen Hund anstarrte. Doch nicht wegen eines Hanyou…
In diesem Moment griff Sesshoumaru an.
Inuyasha wartete, bis sich sein Halbbruder zurückverwandelt hatte: „Jetzt müssen wir Mawashi suchen.“
„Seine Kampfschule sollte bekannt sein.“
„Durchfragen? Na schön.“ Der Hanyou zuckte die Schultern: „Ich will das hinter mich bringen. Vor langer Zeit war ich nämlich eigentlich auf der Suche nach Naraku.“
„Nicht nur du.“
„Ja, schon gut. - Warte mal!“ Er lief los, zu einem Baum.
Sesshoumaru war etwas irritiert, bemerkte dann aber, dass sich dort ein Mensch versteckt hatte. So blieb er stehen und sah zu, wie Inuyasha den emporzog, fragte, wo sich Mawashi derzeit aufhielt.
„Ma…“ brachte der Mann heraus: „Du...Ihr meint den Kampflehrer?“ Höflich bleiben, dachte er panisch. Irgendwie musste sich der Herr in Bezug auf Hanyou gründlich geirrt haben. Das sollte man weitererzählen.
„Ja, genau. Hat der Tamahato mal besucht?“
„Ja.“
„Und wo hat der seine Kampfschule?“
„Ich weiß es nicht genau, Herr“, brachte der Wärter hervor: „Edo...irgendwo in der Gegend von Edo, glaube ich…“
„Immerhin etwas.“ Inuyasha gab ihn frei: „Dann verschwinde.“ Das ließ sich der Mann nicht zweimal sagen.
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Im nächsten und vorletzten Kapitel: Mawashis Schule, erhält der Kampfmeister unerwarteten Besuch.
Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wei gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
bye
hotep