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Es kann nur einen geben

Zwei Hundebrüder und ein mörderisches Turnier
von

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Der Gesandte des Mondes

Während die Halbbrüder durch eine fremde Welt laufen und die eigenartigsten Wesen treffen, machen sich zu Hause Leute Sorgen...
 

15. Der Gesandte des Mondes
 

Am Rande des Menschendorfes saßen Inuyashas Freunde und Kikyou. Sie warteten auf den Hanyou und alles, was sie im Augenblick über ihn wussten war, dass er noch lebte. Kikyou hatte versichert, dass sie es spüren würde, würde er sterben, und das glaubten ihr alle. Die untote Miko blickte nachdenklich auf.

„Hoshi-sama?“

„Ja, Kikyou-sama?“ Miroku sah zu ihr.

„Ich spüre noch immer Inuyashas Lebenskraft, jedoch getrennt von mir durch eine dunkle Macht.“

„Den Kessel, haben wir ja vermutet.“

„Schon. Aber nun fühlt es sich so eigen an.“

„Ist er tot?“ platzte Kagome besorgt dazwischen: „Hat der Kessel ihm etwas getan?“

„Inuyasha scheint nicht mehr in dieser Welt zu sein. Aber auch nicht tot.“

Kagome presste die Lippen zusammen. Immer, wenn Kikyou etwas zu ihr sagte, klang das wie ein Tadel.

Miroku hatte es bemerkt. Hastig sagte er: „Du meinst also, eine andere Welt? Eine magische Welt?“

„Ja. Aber ich kann noch immer seine Energie spüren. Und ebenso diese dunkle Macht, die sich immer näher an ihn schiebt.“

„Ist er in Gefahr?“ erkundigte sich Sango: „Der Kessel war nicht sonderlich freundlich.“

„Wir vermuten nur, dass es der Kessel ist“, sagte Miroku: „Aber wer oder was könnte es sonst sein?“

„Sesshoumaru.“ Und da alle zu Kagome sahen, fuhr sie fort: „Er ist ein Youkai, also eine dunkle Macht, oder? Er war mit bei dem Turnier. Und nach allem, was wir mitbekommen haben, will er sich den Kampf gegen Inuyasha bis zum Schluss aufheben. Es könnte doch sein, dass die beiden seit dem erzwungenen gemeinsamen Kampf in der Arena zusammenarbeiten, um die letzten Prüfungen zu bestehen. Allerdings: warum sollten die letzten Prüfungen im Jenseits stattfinden?“

„Nicht im Jenseits. In einer anderen Welt.“ Der Wandermönch nickte leicht: „Möglicherweise hast du recht. Sie sind zwei Idioten, aber nichts desto trotz Brüder. Vielleicht führt das Ganze dazu, dass sie sich daran erinnert haben. Auch, wenn es ihnen wenig nutzen wird, denn es kann ja nur einen Überlebenden geben.“

„Eine andere Welt“, wiederholte Sango: „Ja, möglicherweise so etwas wie die Spiegelwelt, in der wir uns einmal befunden haben, oder ähnliches. Gibt es das öfter?“

„Öfter nicht. Aber es ist möglich.“ Kikyou sah zu Boden: „Die Zugänge sind allerdings unbekannt. Aus gutem Grund. Eine Spiegelwelt, ja. Der Zugang könnte durch den Kessel erfolgen, durch einen See oder etwas anderes, das spiegelt. Und auch nur so kommt man wieder hinaus. Die dunkle Macht, die ich spüre…ein Youkai? Ich habe Sesshoumaru nur einmal getroffen, aber er ist ein starker Youkai. Es wäre möglich. Aber es mag natürlich auch der Kessel oder sein Schöpfer sein. Es ist müßig, zu raten.“

„Zumal wir nichts tun können.“ Miroku ließ gedankenverloren seine Hand nach rechts wandern, was ihm prompt einen Schlag darauf von Sango einbrachte. Scheinbar ungerührt fuhr er fort: „Aber diese magischen Welten haben es in sich, soweit ich weiß. Manche sind durch jemanden erschaffen worden. Das bedeutet, der hat dann die absolute Kontrolle über diese Welt. Wenn Inuyasha dort ist, womöglich in einer Welt, die der Kessel erschaffen hat...“

„Dann steckt er in ziemlichen Schwierigkeiten“, ergänzte Kagome besorgt: „Aber das muss ja nicht sein, oder? Es gibt auch andere Welten? Die einfach so existieren, wie auch die unsere?“

„Ja. Es kann in diesem Fall sein, dass sich der Schmied des Kessels dorthin zurückgezogen hat, zum Beispiel, weil er...“ Er brach ab. Er hatte sagen wollen, untot sei, aber das wäre gegenüber Kikyou wohl unhöflich.

Diese lächelte matt: „Wenn er in unserer Welt nicht mehr leben konnte, meintest du? Ja, das wäre auch denkbar. Es sind zu viele Möglichkeiten. Wenn Inuyasha in solch einer magischen Welt ist, und das glaube ich, wird er gewiss auf Probleme stoßen. Vor allem, wenn er wieder zurück will. Aber wenn wirklich der Hundeyoukai bei ihm ist….Nun, vielleicht halten sie solange zusammen, bis sie wieder zurück sind.“

„Die zwei dickköpfigen Idioten?“

Kagomes Stoßseufzer konnten alle nachvollziehen.
 

Die Halbbrüder waren aus dem Krater gewandert. Im ersten Schein der aufgehenden schwarzen Sonne erkannten sie vor sich ein neues Tal. Dort befand sich nur ein Feuerteich. Dies war vermutlich der Lavasee, in dem der Prophet dieser Feuerwesen lebte. Hoffentlich konnte der ihnen Auskunft darüber geben, wo der Kessel und sein Schmied zu finden waren, und wie sie ihn am schnellsten erreichen konnten. Beiden reichte es wirklich, hier durch diese Vulkanlandschaft zu wandern, oder, wie gestern durch einen feuchten, regnerischen Dschungel.

Als sie am Rand der glutflüssigen Lava stehen blieben, erhob sich tatsächlich ein weiteres Feuerwesen, schien sie zu betrachten, auch, wenn man nur die Stelle erahnen konnte, an der der Kopf sein müsste. Sinnesorgane waren nicht wahrzunehmen.

„Tatsächlich….weiße Haare, der Mond auf der Stirn….beide weiße Haare….Gesandter des Mondes und sein Bruder…Boten des Höchsten.“ Die Stimme klang leise, war aber besser zu verstehen als der flüsternde Chor seines Volkes zuvor.

„Du bist der Prophet?“ erkundigte sich Inuyasha: „Weißt du, wo sich der Schmied aufhält und sein Kessel?“

„Ja, das weiß ich. Ich bin der Prophet. Meine Visionen leiten mein Volk. Der Mond, unser Herr und Gebieter, schickte mir Zeichen, dass du kommen würdest, Gesandter...“ Er wandte sich an Sesshoumaru: „Du bist der Retter vor dem Unheil…“ Er verneigte sich.

„Ich werde den Schmied töten. Wo ist er?“ Der Hundeyoukai fühlte sich ein wenig genervt. Das dauerte alles viel zu lange.

„Weit von hier, im Norden….“

„Ist das sein Bannkreis, den ich spüre?“

„Ja, Gesandter. Du kannst es bis hier spüren...in der Tat, mächtig in der Magie, Wächter der dunklen Macht.“

„Im Norden.“ Das bedeutete weitere Suche, wenn der Kerl nicht mit vernünftigen Informationen herausrückte.

„Ja. Wenn ihr von hier aus immer Richtung Norden geht, kommt ihr in eine Gegend ohne Feuer. Aber dennoch voller Gefahren. Wesen, die laufen können, berichten von Ärgerem als dem Tod. Kein noch so tapferer Held kann sich dagegen wehren, heißt es. Aber du bist der Gesandte des Mondes, der Wächter der dunklen Macht….“

„Was bedeutet Wächter der dunklen Macht? Youki?“ erkundigte sich Inuyasha: „Das habe ich auch.“ Er fühlte sich ignoriert.

„Ja, aber der Gesandte ist der Wächter, sagte meine Vision. Und die schwarze Sonne wird dem Träger des Mondes helfen, so lautet die Prophezeiung.“

„Sonne oder Mond? Was jetzt?“ Musste denn immer alles so schwierig sein?

„Beides.“ Sesshoumaru warf einen Blick zum Horizont, wo die schwarze Sonne dieser Welt nun völlig aufgegangen war. Bedeutete das, dass der Schmied aus irgendeinem Grund anfällig für das Licht dieser Sonne war? Aber das wusste dieser Prophet gewiss auch nicht. Er hatte nur seine Visionen. Gut, die schienen zu stimmen, wenn sie ihn angekündigt hatten, wenn auch als diesen ominöse Gesandten des Mondes. „Noch etwas, Prophet?“

„Nein, meine Visionen schwiegen darüber, wie du uns retten kannst. Aber das wirst du bestimmt wissen, wenn du dort bist. – Und ich bin sicher, dass auch du, Bruder des Gesandten, eine Rolle zu spielen hast.“

„Nett, dass mich deine Visionen nicht ganz vergessen haben“, murrte Inuyasha: „Also schön, dann sehen wir, damit wir hier endlich wieder wegkommen.“ Um dann ein Duell zu kämpfen. Dann könnte er endlich zurück zu seinen Freunden. Die würden sich sowieso schon ziemliche Sorgen machen. Immerhin waren ihre Seelen zurückgeschickt worden, als sich das Turnier des Kessels dem Ende näherte. Und sie konnten kaum mit dieser irren Welt rechnen, in der er hier gelandet war. Hoffentlich dachte Kagome nicht, dass er tot sei.

„Gehen wir.“ Sesshoumaru verspürte nicht die mindeste Lust, sich noch länger zu unterhalten, wenn nichts Wichtiges mehr dabei herauskam. Dieser Prophet hatte ihn nur vor neuen Gefahren warnen können, aber er hatte auch keine Sekunde angenommen, dass es keine weiteren Hindernisse auf dem Weg nach Norden gab. Der einzige nützliche Hinweis war gewesen, dass die Sonne irgendwie hilfreich sein könnte. Ob der Schmied bei Tag schwächer war? Aber das würde man sehen, ob so etwas überhaupt nötig wäre. Immerhin war er Sesshoumaru und nicht irgendjemand. Und sobald sie aus dieser Welt draußen waren, würde er gegen Inuyasha kämpfen, gewiss besser werden, und sich dann Naraku vorknöpfen. Danach wäre es bestimmt ratsam, sich einmal zu erkundigen, wo die alten Lehrer so abgeblieben waren. Inuyasha zu schlagen und ihn, Sesshoumaru, anzulügen - dafür würden sie bezahlen.
 

Der Prophet der Feuerwesen blickte ihnen nachdenklich hinterher. Sie waren stark alle beide, das nahm er an, wenn der Mond sie ihnen geschickt hatte. Hoffentlich würden sie es schaffen, den Fremden, den Schmied zu töten, damit die Feuerwesen endlich wieder ohne Furcht leben konnten. Schon seit so vielen Vollmonden zitterten sie. Immer wieder hatten sie geglaubt, es sei vorbei. Aber dann war er erneut zurückgekommen, hatte sie eingefangen, für seine magischen Schmelzen verwendet. Die Hälfte aller Feuerwesen war nun schon so gestorben. Auch um den vergangenen Neumond herum war er wieder gekommen. Doch diesmal hatten Visionen ihm, dem Propheten, gezeigt, dass dies das letzte Mal gewesen war.
 

„Gesandter des Mondes!“ Inuyasha warf einen Blick seitwärts: „Ziemlicher Blödsinn. Du bist doch ein Youkai.“

„In der Tat, Inuyasha.“

„Verdammt, jetzt tu doch nicht schon wieder so überheblich. Du weißt, was ich meine. Wenn der Mond hier ihr Gott ist, wieso soll er dann ausgerechnet dich schicken.“

„Neidisch?“

„Wieso sollte ich denn auf dich neidisch sein?“ Etwas aggressiver fuhr der Hanyou fort: „Ach ja, ich vergaß ja, der reinblütige, vollwertige Dämon, der mächtige Hundeyoukai…Du liebe Güte! Das hat mich schon damals so auf die Palme gebracht, wenn das die Lehrer immer wieder gesagt haben, natürlich dauernd mit dem Zusatz, dass ich nichts wert bin, dass ich nur ein Hanyou bin, dass ich dich nie erreichen werde. Gerade Mawashi und Tamahato haben sich da immer hervorgetan.“

„Das meinte ich nicht. Du wärst auch gern in der Prophezeiung aufgetaucht.“

Das klang so gelassen, dass sich Inuyasha beruhigte: „Nicht unbedingt“, gab er nach einer Weile zu: „Visionen sind schließlich nicht immer zutreffend. Auch, wenn diese Feuerwesen anscheinend gute Kontakte haben. In jedem Fall ist dieser Schmied fällig. Wegen aller Youkai, wegen der Feuerwesen und weil er uns so auf die Nerven geht.“ Er blickte zu seinem Halbbruder. Da keine Antwort kam, nahm er an, dass der das genauso sah.
 

Sesshoumaru tat dies. Aber da war noch etwas anderes gewesen. Wenn Inuyasha aus der Zeit seiner Ausbildung etwas sagte, dann nicht, wie hart sie gewesen war, dass es ihn zu sehr angestrengt hätte, dass er zu faul gewesen war…alles Dinge, die er eigentlich erwartet hatte. Immerhin war der Hanyou weggelaufen und hatte die Ausbildung abgebrochen. Soweit er ihn nun bei dem Turnier und auch in dieser Spiegelwelt genauer kennen gelernt hatte, war der jedoch einfach zu stur, die Ausbildung abzubrechen, wenn nicht in seinen Augen ein sehr guter Grund vorgelegen hätte. Einer war gewiss gewesen, dass ihn die Lehrer geschlagen hatten. Der Hundeyoukai gab zu, dass er, selbst als Inuyasha das erwähnt hatte, nur an Ohrfeigen gedacht hatte - auch dies schon unziemlich einem Prinzen gegenüber, sei er auch ein Hanyou. Aber als er nach dem Angriff der Flügelkiemer seinen Halbbruder zum ersten Mal unbekleidet gesehen hatte, hatte er alte Narben feststellen können, die von Schlägen herrühren mussten, und von anderen Dingen. Inuyasha sprach nicht darüber, beschwerte sich heute ebenso wenig wie damals. Nun gut, seinerzeit hatten ihm die Lehrer wohl eingeredet, dass das sein, Sesshoumarus Befehl, gewesen sei. Die Erzieher hatten den Hanyou wohl auch dauernd beleidigt und gekränkt.

Sesshoumaru dachte darüber nach. Immerhin hatte er sie auch gehabt. Tamahato, der Lehrer für Magie und magische Wesen, und Mawashi der Lehrer für die Kampfkünste, hätten sich an Herabwürdigungen besonders hervorgetan, hatte Inuyasha gerade gesagt? Er selbst entsann sich beider als äußerst höfliche Youkai: Würdet Ihr dies tun, Sesshoumaru-sama…seht her, wenn Ihr diesen Angriff so ausführen wollt….Und sie hatten beide immer beteuert, wie stolz und glücklich sie wären, einen so starken Youkai der edelsten Blutlinien ausbilden zu dürfen, einem so mächtigen Herrn wie seinem Vater dienen zu dürfen. Youkai des edelsten Blutes. War es das etwa gewesen? Immerhin hatten sie ihm ja auch beigebracht, dass nur Macht und Stärke zählte, und das reine Blut der Linien. Hatten sie darum Inuyasha verachtet und ihn das auch deutlich spüren lassen? Ihn deshalb sogar geschlagen? Nun gut, er selbst hatte sich nicht um die Ausbildung gekümmert, nachdem die ersten Jahre mit Akado-san gut verlaufen waren. Dieser hatte in seinen Abschlußbericht geschrieben, dass Inuyasha gute Anlagen hätte, allerdings recht impulsiv sei und leicht abzulenken. Daraufhin hatte er, Sesshoumaru, die weiteren Lehrer angewiesen, seine Konzentration zu fördern, ihn ruhiger zu machen, selbstbeherrschter. Wenn er im Moment seinen Halbbruder so betrachtete, waren sie damit wohl gescheitert. Nun, sie wären wohl auch gescheitert, hätte Inuyasha die Ausbildung tatsächlich die fünfzig Jahre durchgehalten. Selbstkontrolle war nicht gerade das, was man ihm nachsagen konnte.

Wieso nur dachte er schon wieder über seinen Halbbruder nach? Und über Dinge, die so weit in der Vergangenheit lagen?

Die Antwort war nicht schwer zu finden. Dort lag der Grund, warum Inuyasha ihn nicht leiden konnte, aber auch die Ursache, warum er selbst ihn für weich und schwach gehalten hatte, unwürdig, Tessaiga zu führen. Der Anstoß für ihre Feindschaft, ihre Kämpfe. Und daran waren womöglich minderwertige Youkai schuld gewesen, Lehrer, die sie beide belogen hatten? Hm.

„Wann hat Mawashi dich so beleidigt?“
 

Die Frage kam so unerwartet, dass Inuyasha einen Moment nachdenken musste, ehe er sich an das erinnerte, was er zuvor gesagt hatte: „Na, eigentlich dauernd, die ganze Bande, Aber er und Tamahato waren die schlimmsten.“ Wieso fragte der Hundeyoukai denn das auf einmal? Seit wann interessierte der sich denn dafür, wer seinen ach so schwachen Halbbruder ärgerte? Egal, das wäre vielleicht mal eine Gelegenheit, dem sein Desinteresse zu beweisen: „Ich meine, das ganze Gerede vom dämlichen Hanyou und unfähigen Bastard und so solltest du ja bestens kennen. Dir haben sie es ja wohl beigebracht. Und die beiden waren auch die, die am schnellsten zugeschlagen haben. Naja. Mawashi eigentlich immer nach den Prüfungen.“

„Mawashi und Prüfungen?“ erkundigte sich Sesshoumaru verwundert

Jetzt blieb Inuyasha stehen und sah ihn erstaunt an: „Ja, wieso? Er war doch der Prüfer.“

„Mawashi war dein - und mein - Trainer für Kampfkünste.“

„Ja, und? Er machte die Prüfungen ja auch in allen anderen Fächern.“

Erstaunlich, dachte Sesshoumaru. Entweder der Hanyou brachte da etwas vollständig durcheinander oder die anderen Lehrer hatten gedacht, sie könnten sich vor dem Stellen der Prüfungen drücken und hatten Mawashi die Aufsicht übertragen? Das würde es wohl sein. So ging er weiter.
 

Der Hanyou sprang an seine Seite. Was sollte das denn jetzt schon wieder? Seit wann machte sich Sesshoumaru Gedanken über ihn oder über diese bescheuerte Ausbildung? Das hätte er damals tun sollen. Wen interessierte es jetzt schon, was vor so langer Zeit passiert war? Nun gut, er gab zu, dass es ihn gefreut hatte, irgendwie, als der ältere Halbbruder gesagt hatte, dass er nie den Befehl gegeben hätte, ihn zu schlagen. Das hatte ihm schon gefallen. Aber sonst? Er hatte so lange nicht mehr an die Lehrer und diese dämliche Ausbildung gedacht. Warum kam das jetzt alles wieder hoch? Und wieso dachte Sesshoumaru offenkundig über ihn nach? Das hatte er doch noch nie getan? Komisch. Inuyasha sah zu Boden. Wieso wurde das auf einmal so kompliziert? Er hatte gedacht, das Turnier bestreiten, dann das Duell mit seinem Halbbruder überleben zu müssen und dann zurück zu seinen Freunden gehen zu können. Dann war die Sache mit dem durchgeknallten Schmied und dem Kessel hinzugekommen und er hatte sich plötzlich Seite an Seite mit seinem Halbbruder befunden. Nun gut, sie kamen ja soweit miteinander aus, sogar die üblichen Streitigkeiten hatten nachgelassen. Aber ihm war klar, dass, wenn der Schmied und sein mörderischer Kessel erledigt waren, er gegen Sesshoumaru würde kämpfen müssen. Warum nur fragte der auf einmal nach diesen alten Geschichten? Weil dem plötzlich bewusst wurde, dass sie doch Halbbrüder waren? Unwahrscheinlich. Das war ja immerhin einer der Punkte, die er ihm ja dauernd vorwarf, eine Schande für die Familie zu sein. Eigenartig. Aber was sollte es. Sesshoumaru war schon immer sehr eigenartig gewesen. Und er sollte sich keine Gedanken mehr über den Mistkerl machen. Wenn er zu weich wurde, würde er sonst das Duell sicher verlieren.
 

Die schwarze Sonne stand hoch am Himmel, als sie endlich das Ende der Lavafelder erreichten. Vor ihnen dehnte sich eine bewachsene Landschaft, grüne Wiesen, Wälder. Aber beiden Halbbrüdern war bewusst, dass dort jemand lebte, Gefahren waren.

Inuyasha spürte, dass sein Magen Sehnsucht nach etwas zu essen bekam. Aber da sein letzter Versuch in der Richtung fast dazu geführt hatte, dass ihn die Flügelkiemer auf der Speisekarte hatten, sparte er sich, etwas zu suchen. Er brauchte noch nichts. Aber Kagomes Ramen wären jetzt schon schön gewesen. Kagome überhaupt. Er stellte sich vor, wie sie ihn manchmal ansah und ihm ganz warm wurde, irgendwie so eigenartig. In ihrer Gegenwart fühlte er sich wohl. Das war mehr, als er von der Anwesenheit seines Halbbruders behaupten konnte. Nein, dachte der Hanyou dann, sei nicht ungerecht. Bei den blöden Flügelkiemern war es wirklich gut, dass er dabei war. Auch, wenn das nun leider wieder bedeutete, dass er, Inuyasha, in der Schuld seines älteren Halbbruders stand. Er bemerkte, wie intensiv der Hundeyoukai die Luft prüfte und witterte nun ebenfalls: „Ein großes Reptil in einem Sumpf….“

„Ganz ordentlich für einen Bastard. Eine Schildkröte.“

„Ver…“ begann der Hanyou, als ihm dämmerte, dass trotz der beleidigenden Anrede das fast so etwas wie ein Lob gewesen war. So sagte er lieber: „Eine Schildkröte? Die muss aber gigantisch sein.“ Irgendwie irritierte ihn, wenn Sesshoumaru für seine Verhältnisse freundlich war. „Und dahinter ist ein See.“

Das stimmte und so schwieg der ältere Bruder, setzte sich in Bewegung. Sowohl der Sumpf als auch der See lagen direkt auf ihrem Weg nach Norden. Aber eine Schildkröte dürfte kaum eine Bedrohung darstellen. Obwohl es gewiss besser wäre, die Augen offen zu halten. Der Prophet hatte immerhin von einer Gefahr hier gesprochen, der kein noch so starker Krieger entgehen könne. Hatte er den Sumpf gemeint? Nun, sie hatten das Kesselturnier überstanden, die Gedankenwelt eines verrückten Schmiedes. Er war Sesshoumaru und Inuyasha nicht ganz hilflos. Wer oder was sollte sie aufhalten?

Der Hanyou blieb prompt an der Seite seines Halbbruders. Eine gigantische Schildkröte? Warum nicht. Er hatte in den letzten Tagen schon genügend eigenartige Lebewesen gesehen, von denen er noch nie gehört hatte. Das Ärgerliche war nur, dass Sesshoumaru die meisten kannte. Und das, obwohl sie angeblich die gleiche Ausbildung bekommen hatte. Schön, er hatte seine abgebrochen, aber deswegen hätte er doch nicht beim Thema magische Geschöpfe gar so ahnungslos sein dürfen. Das war wirklich zum Wändehochgehen, immer als der kleine dumme Bruder dazustehen, dastehen zu müssen. Bei der erstbesten Gelegenheit würde er diesem arroganten Hund zeigen, was er drauf hatte.
 

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Diese Gelegenheit wird sicher kommen.

Im nächsten Kapitel: Gefährliche Engel treffen die Hundebrüder auf eine Schildkröte - und die Falle, der auch die stärksten Krieger nicht entkommen.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (37)
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Von:  Tigerin
2007-07-20T05:33:06+00:00 20.07.2007 07:33
So, der nächste Kommi…

Ich bin mal gespannt was das für eine Falle ist und was die Schildkröte für eine Rolle spielt…
Ein gutes hat es, dass Kikyou da ist: Die anderen wissen, dass Inu noch am Leben ist. Sonst geht sie mir ziemlich auf die Nerven. Ihre Art… wie sie immer Kagome angeht…
Und wieder hat Sess etwas über Inus Ausbildung mitbekommen… langsam bekommt er auch mit das da ziemlich was schief gegangen ist. Besonders haben mir die Absätze gefallen, wo Inu und Sess übereinander nachdenken, oder miteinander reden. Das ist immerhin schon wieder ein Fortschritt.

Übrigens fangen heute bei mir die Ferien an, ich denke mal, dass ich es schaffe da die ganzen Kommis nachzuholen…

Bye Tigerin
Von: abgemeldet
2007-06-26T19:26:05+00:00 26.06.2007 21:26
Oh, da machen sich ja beide recht große Gedanken - Sesshomaru zum einen über die doch recht makabare und ungerechte Ausbildung des jüngeren Halbbruders und Inuyasha über Sesshomarus immer größer werdendes Interesse an seiner Vergangenheit und den Untugenden der Lehrer. Eigentlich auch eine sehr passable Erklärung, weswegen sich die Zwei nicht wirklich leiden können, dem Älteren wurde eingeredet, dass Mischblut minderwertig sei und der Jüngere hat angenommen, die Bestrafungen der Lehrer rührten von den Befehlen des Bruders her. So einfach legt man das Feuer für Familienfehden.
Aber hast Du sehr schön geschrieben, die Gedanken der Zwei passen sehr gut zu dem jeweiligen Charakter, etwas, worüber ich mich stets freue, vermisse ich doch in anderen FF´s öfter mal die Gedanken oder Gefühle der Protagonisten.
Schildkröte? Wieso kommt mir auf einmal die uralte Morla aus der unendlichen Geschichte in den Sinn? Hihi, mal sehen, was Du Dir da ausgedacht hast, eins lese ich jetzt doch noch, Du hast es mal wieder geschafft, mich neugierig zu machen. Und Engel? Das wird ja echt immer skurriler, aber das liebe ich, raus mit der Normalität, rein mit dem Wahnsinn!
*den Kopf in die Kloschüssel steckt*

See ya
Nascha
Von:  kiji-chan
2007-05-31T13:18:44+00:00 31.05.2007 15:18
Jaa~, die Lehrer sind an allem Schuld. XD
Tolle Idee, gefällt mir sehr (hab ich wohl schon 1000X erwähnt)

Tipps haben unsere lieben Brüder zwar nicht viele bekommen, aber helfen könnten sie ihnen tgrotzdem, ne?

Bin gespannt, was die Schildkröte mit Engeln zu tun hat...

Ncha!
Kiji
Von:  Teilchenzoo
2007-05-30T11:24:49+00:00 30.05.2007 13:24
Da beginnt jemand ernsthaft an dem Grund für den Bruderhass zu zweifeln. Wer weiß, vielleicht legen sie ja ihre Feindseligkeiten bei? Jetzt müsste eigentlich nur noch Inu Yasha etwas über das Thema nachdenken. In Ansätzen versucht er es ja, aber er hört jedesmal auf, bevor es für ihn interessant wird.
Schön, dass du die beiden sich langsam annähern lässt. Betonung auf langsam. Anders ist da nix zu machen. Das Neko-Gütesiegel für Glaubwürdigkeit kriegt es ^.~.

Der Prophet war ja sehr hilfreich ... hoffentlich weiß diese Schildkröte mehr. Denn gefährlich hört sie sich nicht an. eine kämpfende Schildkröte ... nein, das passt nicht. *sich grade an eine Szene bei Naruto erinnert fühl* (Hm. Wieso hatte die eigentlich ein Konoha-Stirnband?? Seid wann können Tiere Ninja werden?)
Das Reptil ist sicher ein weiser Ratgeber, oder welche rolle lässt du ihm zukommen?

Nun ja. zu den Lehrern sag ich nix mehr, da müsste ich mich wiederholen.

Und scheinbar hat der Schmied sich keine eigene Welt geschaffen, sondern sich in einer fremden verbarrikadiert. Pech für ihn, wenn er dann noch die Wesen dieser Welt ausnutzt. Sowas lässt sich kein Universum auf Dauer gefallen. Woran auch wir öfter denken sollten.

Okay, dann auf zur Schildkröte!

Lg neko
Von:  don-kun
2007-05-28T21:09:18+00:00 28.05.2007 23:09
Also, eine schwarze Sonne ist der Albtraum eines jeden Physikers. ^^°

Auch eine seltsame Vorstellung Kkyou und Inuyashas Freunde so einträchtig warten zu sehen.

War da jetzt eine Anspielung dabei? Ich hab keine mitbekommen.
Von: abgemeldet
2007-05-26T19:38:01+00:00 26.05.2007 21:38
Der arme Inuyasha, ganz von der Prophezeiung vergessen... *g* Aber bestimmt wird er noch ein Rolle spielen. ^^ Er muss ja auch noch seine Lebensschuld bezahlen...

Wieder was neues aus Inuyashas Vergangenheit... Diese Lehrer waren ja sowas von faul, gemein, fies und sadistsich! *fauch* Und sie sind Schuld, dass sich Inuyasha und Sesshomaru nicht leiden konnen. Aber das wird sich ja legen... *g* Schliesslich mussen sie noch zusammen den Schmied killen.
Mal sehen, wie sie das schaffen.

Die Schildkrote erinnert tatsachlich auch mich an die Undendliche Geschichte. ^^ Obwohl ich das schon ewig lang her gelesen hab.
Schildkroten sind okay. Die krabbeln nich so schnell, haben keine scharfen Zahne, wollen undseren Brudern nix tun... Nein, Schildkroten sind okay. *g*

und bei Kagome & Co.. na, die mussen warten. Ich frage mich nur, ob sie nicht auch eine Rolle in diesem ganzen Schlamassel spielen werden... Na, mal sehen.

Nur noch ein Kapi! *jauchz*
^^
Bye!
Von:  Lizard
2007-05-25T18:13:22+00:00 25.05.2007 20:13
*auch mal ganz schnell vorbei hüpf*

Armer Inuyasha, da wird er mal wieder fast völlig übergangen... (tja, zu dumm dass die Prophezeiung nicht auch was von einem Bruder des Mondgesandten erwähnt) Und übergangen zu werden kann er ja nun gar nicht leiden! Aber er wird sich schon nützlich machen, dieser Ansicht ist ja sogar Sesshoumaru.

Aus der Vergangenheit kommen auch wieder einige Dinge ans Licht. Und wieder die Erkenntnis, dass da wohl noch mehr schief lief. Allerdings fällt das miteinander reden immer noch etwas schwer, Da dauert es wohl noch ein Weilchen bis alles geklärt ist.

Schildkröte voran... ui, wo?!? (der Reptilienfan in mir ist gleich erwatzungsvoll aufgeschreckt)
(*zum nächsten Kapi weiter hüpf*
Von: abgemeldet
2007-05-22T17:46:50+00:00 22.05.2007 19:46
Moin!
Lange ist es her, ich schäme mich auch!
Ich bleibe der FF dennoch treu und lese erstaunt, zu was für Vorhersagen manche Leute doch fähig sind...und manche Leute fähig diese zu verstehen...ich für meinen Teil blicke da noch nicht ganz durch...egal, ich werde es schon erfahren, irgendwann.
Mal sehen, wie lange es noch dauert, bis Kagome Kikyo an die Gurgel springt....^^
Von: abgemeldet
2007-05-20T21:01:46+00:00 20.05.2007 23:01
Hey, hey! Ist ja gut und schoen, dass die Anderen sich Gedanken machen, deshalb muessen sie die Brueder doch nicht gleich als Idioten beschimpfen *g*

“Und die schwarze Sonne wird dem Träger des Mondes helfen, so lautet die Prophezeiung.“
Haeh?! Das soll verstehen wer will, ich tue es naemlich nicht *g*. Aber ich werde bestimmt bald erfahren, was dahinter steckt.

“Dort lag der Grund, warum Inuyasha ihn nicht leiden konnte, aber auch die Ursache, Der Anstoß für ihre Feindschaft, ihre Kämpfe. Und daran waren womöglich minderwertige Youkai schuld gewesen, Lehrer, die sie beide belogen hatten?”
Diese Theorie gefaellt mir. Natuerlich! Lehrer sind ja auch sowas wie Erzieher, die den Kindern etwas mit auf den Weg geben, sei es gut oder schlecht. Etwas was Lehrer sagen, wird von Kindern selten in Frage gestellt. Schon erschreckend wieviel Einfluss Lehrer haben.
Wie auch immer, ich werde das Gefuehl nicht los, dass diese zwei Exemplare ihr Fehlverhalten noch ganz besonders bereuen werden *fg*

Bin ja mal sehr auf diese Kriegerfalle gespannt! Haette nichts gegen ein bisschen Action einzuwenden ^-^

All the Best
and take care,
Breaca
Von: abgemeldet
2007-05-20T09:23:03+00:00 20.05.2007 11:23
Der Titel klingt ja mal ganz interessant.
Sesshoumaru scheint sich endlich Gedanken über seine Sichtweise, betrefflich seines Halbbruders zu machen. Das ist gut für ihr Verhältnis. Ob die Lehrer das auch so sehen ist fraglich... Ihrem Herrn wäre es zuzutrauen, dass er allein aus Trotz Inu Yasha tolerant gegenüber stehen wird, nachdem seine Meinung von Lügen beeinflusst wurde. Nyo, sie hätten es wissen müssen. Kaum zu glauben, dass sie Sesshoumaru ausbilden durften/konnten.

Bye

Minerva


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