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Die erste Liebe oder wie es hätte sein können...

von

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Es ist nicht mehr das Paris unserer Kindheit

Zu einer Aussprache zwischen Oscar und André kam es auch am nächsten Morgen nicht, da sich Oscar mit ihrem Vater schon früh nach Versailles auf machte.
 

André hatte unterdessen die Unwetterschäden zu beseitigen. Das beinhaltete die abgebrochenen Äste zu zerkleinern, um sie als Feuerholz verwenden zu können, aber auch Fensterläden die beschädigt waren zu reparieren.
 

Es wartete ein Tag voller Arbeit auf ihn. Oscar bekam er nur kurz zu Gesicht, als sie an ihn vorbei ritt, während er gerade ein großes Stück Holz vom Weg der Hautallee weggeschafft hatte.
 

Sie lächelte ihm zu und sagte nebenbei „ Und vergiss nicht André, heute Abend in Paris!“ Schon war sie nur mehr von hinten zu erkennen. Ihre Stute hatte seitlich zwei große Satteltaschen, in denen sich die Bürgerliche Kleidung befand, die sie abends tragen würde. Es war ja schließlich ein geheimer Auftrag.
 

André war freudig darüber, dass Oscar heute so glücklich wirkte. Vielleicht hätten sie ja nach ihrer Arbeit am Heimweg die Möglichkeit für ein Gespräch. Es sei denn, es würde etwas dazwischen kommen.
 

Und wie Recht André mit diesem Gedanken hatte wüsste er aber noch nicht.
 

Oscar war betrunken, obwohl das nur sehr selten passierte, ein oder zwei Gläschen Bordeaux jeden Tag waren nichts Außergewöhnliches. Nein besser gesagt es war zu einem angenehmen Abendritual geworden, aber Bier. Es trug sich nur sehr selten zu, dass in eine Taverne ging um Bier zu trinken. Das letzte Mal war wohl als Luis Joseph geboren wurde.
 

Sie hoffte, dass sich die Ereignisse nicht so überschlugen wie das letzte Mal. Diesmal war zumindest Robbespiere nicht zu sehen, dafür aber der stämmige alte Wirt, der es nur all zu gut mit ihnen meinte und nicht umhin konnte ihnen noch einmal einzuschenken.
 

Dabei waren sie drei doch in einer Geheimmission. Es ging um den maskierten Rächer. Gerüchten zufolge wurden hier in dieser Taverne gelegentlich Treffen abgehalten um als Umschlagplatz für gestohlenes aller Art zu fungieren.
 

André sah Oscar besorgt an. Girodelle sah gar nicht gut aus. Sei elegant leicht gelocktes Haar hing ihm ins Gesicht und sein Kopf war leicht nach unten geneigt. Die Augen halb offen, auf der Oberlippe noch einen leichten weißen Schaum. Er wirkte gar nicht mehr so edel. Die Arbeiterkleidung, die sie als Tarnung trugen, taten ihres hinzu.
 

„Oscar wir sollten gehen! Es ist schon viel zu spät. Heute wird wohl nichts mehr stattfinden, vielleicht waren die Informationen falsch.“ ,sagte André leise.
 

„André ich bin hier im Dienst und......und......ich habe es meinem Vater......Was wollte ich gerade noch sagen, ich fühle mich irgendwie......gar nicht gut....ach ja......versprochen.“ Verzweifelt versuchte sie sinnvolle Sätze zu bilden.
 

Sie musste sich zusammennehmen, dachte sie bei sich.
 

„ Es ist unser Pflicht“, und Girodelle stand auf und fing an heraus zuprusten in einem lautstarkem Ton „gegenüber der Krone und Frankreich.......unseren Dienst......gewissenvoll zu vollführen.“
 

André schnellte um den Tisch herum „Setzen sie sich Graf“ hauchte er ganz leise zu Girodelle. Langsam sah Oscar ein, dass André Recht hatte.
 

Girodelle hatte nicht Andrés Konstitution. Er war hier fehl am Platz und das hopfenhaltige Getränk schien ihm nicht wirklich bekommen zu sein.
 

„Wir müssen für Girodelle eine Kutsche besorgen. Kümmere dich darum André.“ gab Oscar ihre Anweisung.
 

Girodelle und Oscar waren kurz nach dem André gegangen war auch noch draußen gekommen. Der voller werdende Mond spendete ihnen Sicht. Es war eine schöne klare Nacht. Plötzlich holte der Graf zu einem Geständnis aus und es sprudelte nur so aus ihm hinaus „Kommandant Oscar, ähm, ich meine Lady Oscar......eure Augen! Nie hab´ ich euch in so einem bezaubernden Mondenschein gesehen.
 

Eure Augen sind wie der tiefblaue Ozean. Wie auch euer Wesen meist ruhig und doch bedacht, unerschütterbar, dann aufbrausend und alles vernichtend, was ihm im Wege steht. Ach Oscar,.....dürfte ich Oscar zu euch sagen?“
 

„Graf Girodelle ich bitte euch...“ antwortete sie. „Es ist schon spät. Der Worte wurden heute genug gewechselt. Wir sollten es dabei belassen.“
 

Er sah sie bedrückt an, doch Oscar wandte sich von ihm ab. Sie konnte in der Ferne eine Kutsche erkennen und hoffte zutiefst es würde André sein. Und sie hatte Recht, André stieg ab vom Kutschbock, obwohl eigentlich stolperte er eher hinunter, da auch er nicht mehr ganz nüchtern war. Er kam schnellen Schrittes auf sie und Girodelle zu, packte den Grafen indem er ihn mit seiner rechten Hand den Rücken umfasste. André musste all seine Kraft aufbringen um ihn zu stützen, den Girodelle lehnte an ihm wie ein nasser Sack.
 

Bei der Kutsche angelangt öffnete er mit der freien Hand die Tür und hatte schwerste Probleme den Grafen hineinzubekommen.
 

Als er es geschafft hatte, ging er nach vorne zum Kutscher. Wechselte einige Worte und drückte ihm dann mehrere Silbermünzen in die Hand.
 

Der Kutscher gab den Pferden die Peitsche, und André schlug seinen Weg zurück zu Oscar ein, die noch immer mit dem Rücken an die Wand des Hauses gelehnt war.
 

Sie wirkte wirklich betrunken! Doch selbst das übte einen Charme auf André aus. Zu gern hätte er sie jetzt geküsst. Sie an die kalte raue Hauswand gedrückt.
 

Als er ihr Nahe genug war packte jedoch sie ihn und zog ihn zu sich ran um ihn zu küssen. Auf halben Weg wurde ihr Versuch aber durch laute Schreie unterbrochen.
 

„ Eine Kutsche, habt ihr das gesehen! Wer kann sich hier noch eine Kutsche leisten?“
 

„Das sind die verdammten Adeligen!“ schallte eine andere Stimme. „Los, kommt wir halten sie auf und nehmen uns, was uns zusteht. Die Noblen müssen ja nicht von der Hand in den Mund leben!“ hörte man den dritten Mann rufen und der Pöbel kroch aus seinen Ritzen, um die Kutsche zu verfolgen.
 

„André!“ hörte er ihre Stimme laut, wie sie so Nahe beieinander standen. „Wir müssen sie von der Kutsche ablenken! Wo sind die Pferde?“
 

„Hier drüben!“ antwortete er ihr und nahm sie bei der Hand und zog sie in eine Seitengasse.
 

Während sie aufsaßen erklärte Oscar „Wir müssen versuchen ihnen den Weg abzuschneiden. Ich komm von links du von rechts und nimm das Pferd von Girodelle mit!“
 

„Ja, Oscar versuchen wir es so!“ willigte er ein.
 

Sie ritten los so schnell sie konnten. Zu ihrem Glück war die Kutsche schon längst außer Reichweite. Sie blieben stehen und lächelten einander zufrieden zu. Nur hatten sie nicht bemerkt wie von hinten zwei Männer angeschlichen kamen und Girodelles Pferd am Zaumzeug backten, dass noch der ahnungslose André festhielt.
 

„Das ist die Entschädigung für die Kutsche!“, rief einer der Männer.
 

Jetzt hatten sie erst die Menschenmenge bemerkt, die auf sie zustürmte.
 

„Lasst das Pferd los!“, schrie André die beiden Männer, die auf einmal vor ihm standen, an.
 

„Warum, sollten wir? Ihr wollt mir doch nicht einreden, dass es eure wären. Seht euch doch nur an. Ihr habt sie ja auch nur gestohlen.“
 

Damit hatte er gar nicht Unrecht, denn André trug mit einiger Veränderung, genau das gleiche Gewand wie jene Menschen von denen sie umringt waren. Auch sah Oscar eher wie ein schlanker hübscher Bauernjunge aus, als die elegante Kommandantin der königlichen Garde.
 

„Verdammt, lasst es los!“ schrie nun auch Oscar und nahm ihre Reitgerte in die Hand, um mit ihr Auszuholen und die Männer zu vertreiben.
 

Einer der mutigeren schnellte auf sie zu, packte ihre Gerte und riss sie ihr aus der Hand.
 

Oscar verfluchte soeben die Idee mit der Verkleidung, denn es war ein Teil der Tarnung keine Waffen bei sich zutragen.
 

Ein dicker kleiner Mann hielt ihren Schimmel am Zaumzeug und die Stimme des Redeführers hallte „Na, gut wenn sie es so wollen. Holt die beiden Burschen hinunter! Vielleicht haben sie ja sogar Geld bei sich.“
 

André traf es wie einen Blitz. Wenn diese rüden brutalen Männer sich auf sie stürzen würden und merken würden, dass sie gar kein Bursche war. Sie, mit ihren gierigen Händen berühren, auf der Suche nach Kleingeld. Oscar musste sofort weg von hier!
 

Er schrie lauthals „Oscar, gib deinem Pferd die Sporen! Du musst weg von hier! Hörst du mich!“
 

„Nein, ich lass dich sicher nicht alleine zurück!“ schrie sie ihn an.
 

„Oscar, wenn ich dir auch nur irgendetwas bedeute, bitte, tu was ich dir sage. Nur dieses eine Mal. Du bist unbewaffnet und betrunken. Du kannst nichts ausrichten. Mach dir keine Sorgen um mich. Wir treffen uns auf der Straße nach Versailles.“
 

Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken André zurück zu lassen. Jedoch hatte sie begriffen warum er sich so aufregte, in jenem Moment konnte sie schon eine schwere schmutzige Hand auf ihrem Oberschenkel spüren.
 

Mit einem Tritt gegen die Schulter des Mannes schüttelte sie ihn ab, stieß ihr Pferd fest, mit den Fersen in die Flanke um los zu reiten. Die Stute wieherte laut, bäumte sich auf so, dass die dicke Gestalt, die soeben noch die Zügel gehalten hatte, vor ihr umfiel und der Schimmel zu einem Satz über ihn hinweg ausholte.
 

André konnte noch das galoppieren auf dem weit entfernten Steinboden vernehmen und war überglücklich, dass sie diesmal nicht stur geblieben war.
 

Nun ging es ihm an den Kragen. Um ihn herum befanden sich noch etwa ein Dutzend Männer. Da hatte er Geistes gegenwärtig eine Idee. Er verfluchte sich aber, dass ihm dieser Gedanken nicht früher gekommen war.
 

Plötzlich packten ihn zwei Arme unscharf und der lag binnen Sekunden am kalten harten Steinboden. Seine Hände und Knie schmerzten, denn er hatte Reflexartig versucht den Sturz ab zu fangen.
 

Als er aufblickte konnte er sehen wie zwei stämmige Männer seinen Andalusier und Girodelles Rappen fest hielten. André sprang unter Schmerzen auf, zog blitzschnell einen Beutel aus seiner Westentasche und warf einige Stücke glänzenden Metalls in die Luft.
 

Es war das Geld gewesen, das sie für den heutigen Abend zur Verfügung gehabt hatten.
 

Der Mob stürzte sich auf das funkelnde Silber, wie hungrige Tiger auf ihre Beute.
 

Das gab André die Möglichkeit zu fliehen.
 

Er versteckte sich unweit in der Nähe hinter einer Hausecke. Nahm seinen Zeigefinger und Mittelfinger in den Mund und pfiff nach seinem Pferd. Das sogleich mit einer abrupten Kopfbewegung die Hand am Zaumzeug vom dem unwissenden Mann abschüttelte und neben seinem Besitzer zum stehen kam. Leider hatte Girodelles Pferd auf dieses Zeichen nicht reagiert.
 

André kletterte schnell auf den Rücken der Stute und galoppierte los, um der Menschenmenge begreifbar zu machen, dass auch er nicht mehr einzuholen war.



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