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Alte Bekannte

Wenn Verbanntes wiederkehrt
von

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Unliebsames Wiedersehen

Dieses Kapitel widme ich Merida.

Warum?

Na sie hat Geburtstag (und ist mein fleißigster Kommentator^^)

Alles Gute ;D
 


 


 

Kapitel 8:
 

Unliebsames Wiedersehen
 

Panisch hechtete sich durch den Gang. Ein dumpfer Knall, Rauch, Schreie. Spinde verzogen sich in ihrer metallischen Gestallt zu höllischen Bruten, troffen dampfend heiß auf die Fliesen, die den Boden wie Schuppen überzogen. Klirren von Fenster, Brechen von Türen, Bersten von Stahl.

Ein triumphierendes Geheul.
 

Und mit einem Moment ist alles anders.
 

Verzweifelt drängt sie gegen den Strom aus fliehenden Schülern. All jene die stürzen, stehen nicht wieder auf. Die Mäuse und Ratten wälzen sich durch Splitter, Papier und geschmolzenem Blech auf dem verzweifelten Weg zu entkommen. Wie die Menschen überkriechen sie sich gegenseitig, Rücksicht kostet nur das eigene Leben. Und die gibt es nicht.
 

Und mit einem Moment ist alles anders.
 

„Tucker, Tucker!“

In der wogenden Herde verängstigter Menschen ging ihr Rufen und Flehen unter. Verzweifelt krallten sich schwarz lackierte Nägel in die dünne Schicht aus Farbe an der Mauer, und rief erneut.

Ihren Spind konnte sie nicht mehr öffnen, das Biest hatte ihn auf seinen zerstörenden Weg durch die Casper High eingeschlagen und wie viele andere in eine zähflüssige Masse schmelzender Gegenstände verwandelt. Wie ein wütender Feuerdämon zog er seine Spur auf der Suche nach etwas.

Oder jemand ganz bestimmten.

Stück um Stück zog sie sich die Mauer entlang, Tucker musste hier irgendwo sein! Ihre Fentonkapsel hatte sich mit Stiften, Plastik und Schulheften vermengt, seine trug er immer bei sich, und alleine hatte er nicht einmal den Hauch einer Chance! Und ohne Danny gar nicht! Seit Samstag Morgen, als sie voller Schrecken und Abscheu gesehen hatten was kommt, war er verschwunden.

‚Vlad dieses Schwein! Er hatte ihn bestimmt gefangen genommen, bei allen Göttern der Hölle, was er wohl mit ihm gemacht haben könnte!’ Sams Gedanken waren eine ebenso verquirlte Ansammlung aus Fetzen von Erinnerung und Verzweiflung wie die aller anderen Schüler.

Endlich erspähte sie eine rote Mütze unter den laufenden und schreienden Wesen und zog seinen Besitzer zu sich an die Wand.

„Die Kapsel, schnell!“
 

„Bist du irre? Es geht nicht wenn ER nicht geschwächt ist - der frisst uns bei lebendigem Leibe wenn er uns nicht in der Luft zerreißt! Lass uns hier verschw -„
 

Erneut jagte der Angreifer sein markerschütterndes Geheul durch die Gänge. Das Gebäude bebte.

Kleine Steinchen der Decke lösten sich unter den Vibrationen. Eine grau gefleckte Maus hielt in ihrem Todeskampf mit einem Glassplitter im rechten Auge und einem von der verwirrten Menschenmenge zerquetschten Unterleib und auslaufenden Organen inne. Sie spitzte ihre Ohren und hörte kurz auf zu versuchen sich zu retten. Doch sofort nachdem es den Anschein hatte zu verhallen, begann sich das Geschöpf krampfhaft zu winden und zu piepsen, um nicht sagen zu wollen gepeinigt zu quieken. Sterbend zog sie ihre Ärmchen an die Ohren und starb einen jämmerlichen Tod. Der Geisterheuler hatte eine neue Perfektion erreicht. Eine, in der er sogar noch töten konnte, wenn er schon als überstanden galt. Die tiefe Frequenz war zwar für Lebewesen nicht zu hören, jedoch schwang ihr die üble Eigenschaft bei, dass sie vom Gehirn und nicht bewusst wahrgenommen wurde: Die Faszination die er bei der Maus als auch den Schülern ausgelöst hatte machte ihn umso gefährlicher. Die Starre in den Augen löste sich wieder in Panik auf, und der Fluss aus Flüchtenden ebbte ab.

Im Gang vor ihnen tat sich ein Spalt auf, der die Fliesen, die den Boden überzogen, sich wellen und verformen ließ, bis sie in einem tosenden Meer aus klirrenden Splittern barsten und sich in die Wände bohrten. Leuchtende Feuerzungen aus Weiß, Grün und Blau verschlangen das Sonnenlicht und tauchten den Gang in einen sich windenden und wandelnden Schein. Der Angreifer erhob sich unter seinem Vorhang aus Feuer und warf aufbäumend seine tosenden Haare zurück um seinen Blick auf seine vertrauten Opfer zu werfen.

In einem widerlichem Grinsen streckte er seine gespaltene Zunge zwischen zweien seiner Eckzähne hervor und ließ sie über seine Lippen gleiten.

Seine Macht demonstrierend trat mit einem Fuß auf einen Wall aus aufgehäuften Metall und Beton.
 

„Sam, welch Freude dich zu sehen.“
 

„Hey! Und was is’ mit mir?“

Mit gespieltem Drohen trat Tucker einen Schritt vor und hob seine Faust dem Angreifenden entgegen. Dieser zeigte sich jedoch unbeeindruckt, er bestand nicht aus Schaltkreisen und Platinen, also hatte er keine Macht über ihn. Selbst wenn er nur ein Teil seines besten Freundes in sich trug, so besaß er alles an dessen Erinnerung und so auch die Tatsache, dass er nur Skulker mühelos zwingen konnte, Dinge zu tun die er nicht umgehen konnte.

Er kannte ihn besser als jeder andere.

Und das machte Tucker zu seinem Sklaven.

Jeder Schritt, jeder Atemzug, jedes Hochfahren seines Laptops.

Sein Plan würde sich wunderbar entwickeln und alles was er brauchte ließ sich auf der Straße zur Unsterblichkeit finden. Alle mächtigen Geister würden vor ihm auf die Knie fallen und ihn anflehen sie nicht zu vernichten. Und der zurückgewonnene Teil Menschlichkeit ließ ihn noch grausamer sein als er es ohnehin schon war. Wie sehr hatte es ihm gefallen die Geister in Clockworks Werkstätte nicht bloß zu vernichten, sondern sie leiden zu lassen, zu quälen, zu foltern.

Und das ohne besonderen Grund.

Die Tatsache dass ihm das Spaß machte, ließ sein imaginäres Herz springen und tanzen. Jetzt würde er Danny dazu verurteilen zu der selben Kreatur zu werden wie ER es war. Sam und Tucker und sein Vater waren der Schlüssel dazu. Jack hatte er schon erfolgreich ausgeschaltet, jetzt fehlten noch die bezaubernde Samantha und der machthungrige Tuck, der schon einmal bewiesen hatte, wie leicht er ihr verfiel.

‚Hmm, sie alle lassen sich zur Befehlsgewalt verleiten. Und wenn nicht, werden sie mir nur im Wege stehen… Doch das sollte kein Problem sein…’

Mit dem Geräusch aneinander reibender Bruchstücke von Beton, Stahl und steinernen Fliesen in den spitzen Ohren stieg er vollends aus dem Höllenschlund in Boden und ließ seine Linke zu sich wandelndem Rauch werden. Er befahl seiner ektoplastischen Hülle sich dort neu zu formen und bildete einen dünnen zierlichen Arm mit spindeldürren langen Fingern, mit dem er Sam über die Wange strich…
 


 

Schweigend verließen die Halbgeister die Welt zwischen Diesseits und Jenseits. Sanft knirschend setzten sich die Flügel des Portals in Bewegung und trennten die beiden Dimensionen als sie sich schließend berührten. Das Labor, das vorhin noch von dem grünem Leuchten des Ektoplastischen erfüllt war, verlor seinen fremden Glanz und blieb in seinem freudlosem Grau zurück.
 

Voreinander gaben sie es nicht zu, doch beide fühlten elend. Vladimir hasste es, dass er ihm nicht helfen konnte so sehr er es auch wollte. Er litt darunter, den jungen Daniel so sehen zu müssen. Vor allem auch, weil er in ihm Maddie sah. Diese weiten Augen, das feine Haar, dieser Duft-

Er haftete der gesamten Familie an, und seit sein bester Freund Jack tot war, blieb nur noch Maddies’ an ihm haften. So tief war er in seinen Gedanken eingebrannt, dass er sich selbst nach zwei Jahrzehnten noch daran erinnern konnte. Für ihn war es als stünde er im Spätsommer Wisconsins auf der Grenze zwischen den weiten Wiesen und den tiefen Wäldern. Als kleiner Junge hatte er diesen Geruch geliebt. Jetzt war er ein Mann, und er liebte ihn immer noch. Damals, wenn er in dem Ferien bei Oma auf der kleinen Farm geholfen hatte, war er immer am frühen Abend über den schmalen Weg zwischen den Feldern hinab zu der Wiese gelaufen, den Wind in den schwarzen von kleinen Schweißperlen glitzernden Haaren, mit ausgebreiteten Armen und einem Lächeln im Gesicht das vor Zufriedenheit und glückseliger Freude nur so leuchtete. In schwärmender Erinnerung schloss er die Augen. Wehmütig seufzte er, dann widmete er sich wieder seinem Essen.

Er hatte Danny kurzerhand eingeladen bei ihm zu speisen, nachdem sie bemerkt hatten, dass in der Geisterwelt die Zeit wohl anders verlief. Draußen funkelten nur die Sterne. Es war doch nicht angebracht für einen Gentleman jemanden mit leerem Magen nach Hause zu schicken. Und alleine würde er ihn auch nicht gehen lassen.

Im Gedanken hatte er sich geschworen ihn zu begleiten.

Nach allem was passiert war, machte er sich ernsthafte Sorgen über alles Vergangene.

Alleine die Tatsache, dass sich die Geschichte von Daniel über den Mix ihrer beiden Geisterhälften stimmte, ließ ihn erschaudern. Auch die, dass Geister sterblich waren bedrückte ihn. Jedoch war ihm nie aufgefallen, dass er andere Geister verwunden konnte. Lag es an der Geisterwelt, dass sie dort verwundbar waren? War das der Grund warum er sich bei Kämpfen in der Menschenwelt nie ernsthafte Verletzungen zugezogen hatte? Er bezweifelte das.

Wenn seine Vermutung stimmte, dann lag es einfach daran, dass ein Geist nur die passend große Stärke brauchte um einen anderen zu vernichten. Vom wissenschaftlichen Standpunkt würde das bedeuten, dass die Stärke eines Geistes nur in der Stabilität seiner ektoplastischen Hülle liegen konnte- aber etwas stimmte daran trotzdem nicht…

Er hob den Kopf und strich sich eine weiße Strähne zurück hinter das linke Ohr. Mit tastendem Blick folgte er der Tafel bis zum gegenüberliegenden Kopfende. Die überstehenden weißen Bänder des Verbandes an Dannys Händen wippten bei jedem Bissen, den er sich in den Mund steckte, hin und her. Es hatte den Anschein als würde er nie fertig werden…

Mit einem kleinen Lächeln stand Vladimir auf und verließ mit seinem leeren Teller den Raum. Er wusste, dass die Putzfrau erst morgen spät abends kommen würde, deshalb stellte er ihn in die Spüle und ließ kurz etwas heißes Wasser darauf seine Arbeit tun, damit der Rest nicht eintrocknete. Normalerweise tat er das nie, doch heute war ihm danach. Sein Gefühlsumschwung lag wohl nicht alleine an Danny.

Oder?

Doch, das tat es.

Anfangs war dem Jungen kalt gewesen in dem einsamen Gemäuer von Vlads Anwesen, und deshalb hatte Vlad ihm einen seiner Mäntel angeboten, mit Dannys Vorwand, er werde ihn tragen, bis die Klimaanlage die Räume aufgewärmt habe. Jetzt war es warm, und Danny hatte ihn immer noch auf seinen Schultern ruhen.

In diesem Moment dachte er daran, wie sein Leben wohl wäre, wenn er eine Familie hätte…
 

Mit der großen Serviette, die er sich um den Hals gebunden hatte, wischte er sich den Rest der Bratensoße von den Lippen. Den ersten Knopf seiner Hose hatte Danny bereits aufgemacht, denn das hier Essen war einfach zu gut um aufzuhören. Zufrieden legte er das Besteck in den Teller und lehnte er sich in den großen Lehnensessel zurück.

‚ … und jetzt noch eine Mütze voll Schlaf und der Tag ist gerettet.’
 


 


 

„Sam!“

Keuchend schreckte er hoch. Langsam realisierte er den Umstand, dass es wohl ein Traum gewesen war, und ließ sich ins Bett zurücksinken.

‚Bett … ? War ich nicht auf dem Sessel unten eingenickt?’

Etwas verwundert sah er sich um. Vlads Schlafzimmer? Leicht schauspielerisch ließ er den Saum der Decke los. Jedoch musste er zugeben, dass er ziemlich gut geschlafen hatte. Und ja, es musste Vladimirs Schlafzimmer sein, neben ihm lag ein kleines Stoffpüppchen seiner Mutter. Auf seinem Nachkästchen stand jedoch eines von ihm und Jack. Danny schloss rasch die Augen und sah weg. Schnell sprang er aus dem Bett und bemerkte dabei, dass Vlad ihm die Schuhe ausgezogen haben musste. Auch den schweren Mantel hatte er ihm abgestreift und auf eine der massigen Holzkommoden abgelegt. Ob Vladimir auch ihn bis hier oben getragen hatte?

Wohl doch, denn sonst wäre er nicht hier aufgewacht und außer ihm und Vlad vermutete er nicht, dass sonst noch jemand hier war. Mit einem Gefühl im Magen, das er nicht deuten konnte, schlüpfte er in seine Schuhe. Als er aufstand und sich in einem gewaltigen ovalen Spiegel wieder fand, bemerkte er dass sich seine Wangen leicht gerötet hatten… Fieber?
 

Leise öffnete er die Tür und schlich den Gang hinaus. Er erstarrte förmlich, als die erste Stufe der Holztreppe einen knarrenden Laut von sich gab. Es war bereits Morgen geworden, auch wenn er vielleicht nur fünf Stunden geschlafen haben mochte, fühlte er sich wunderbar ausgeruht.

War heute nicht Montag?

Seufzend wurde ihm klar, dass er nun umsonst für den Biologietest gelernt hatte, denn in der Schule saß er ja jetzt nicht. Hoffentlich hatte Sam den Stoff auch ohne ihn begriffen. Und Tucker -

Vorsichtig tastete er nach der nächsten Stufe und löste ein weiteres Knarren aus, das den nächstliegenden Raum erfüllte. Auf dem Sofa, das in der Mitte des Raumes stand regte sich etwas. Füße streckten sich unter einer Decke hervor und ein leises Gähnen war zu hören. Am Boden lag dunkelvioletter Haargummi. Lange weiße Haare glitzerten darauf im Licht der wisconsischen Morgensonne. Schläfrig hob Vladimir die Hand um über seine Augen zu streichen. Ein letztes Mal gähnte er herzhaft und strampelte dann wie ein Kind die Decke von seinem Körper.

Danny lächelte. Langsam setzte er seinen Weg nach unten fort. Frühstucken wollte er schon noch hier, dann musste er aufbrechen. Er lobte sein Glück wie einen blonden Engel, dass Dan ihn noch nicht gefunden hatte. Allerdings rechnete er damit, dass bereits jetzt viele Menschen in Gefahr oder Schlimmeres waren. Jetzt wo das Unheil wieder einen Fuß in die Menschenwelt gesetzt hatte, waren all seine Anstrengungen vor drei Jahren umsonst gewesen. Clockwork hatte ihn lediglich Zeit verschafft, sich klar zu werden, dass seine Existenz nie gut sein sollte.

Doch Danny wollte das nicht glauben.

Die Morgensonne erklomm mit stärker werdendem Schein unaufhörlich den Horizont.

Als ob sie von all den kommenden Stürmen nichts wüsste.

Er musste nach Hause, nach Amity Park.

Und das so schnell wie möglich.

Jetzt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Merida
2007-04-21T11:29:21+00:00 21.04.2007 13:29
*knuddel* Danke ein schönes Geschenk hättest du mir nicht machen können, das Kapitel hat es ja wieder mal von sich.

Herrlich wieder mal die Anspielung auf Frightmare und die Puppen. Aber auch die Verhaltens und Ausdrucksweise lässt keine Wünsche offen.


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