"Takayo war dein Tor in die Freiheit."
Kapitel 6 – „Takayo war dein Tor in die Freiheit.“
Die Dreharbeiten liefen gut und Makoto spielte hervorragend. Ich war sehr
glücklich neben einem so herausragenden Schauspieler auftreten zu dürfen.
Makoto hatte mich nicht ohne Grund mit diesem Lächeln bedacht, wie ich
feststellte: Er war Schauspieler! An manchen Tagen brachte er mich ohne viel
Anstrengungen bis an mein Äußerstes. An anderen Tagen brachte ich ihn an seine
Grenzen und dann an wieder anderen Tagen stachelten wir uns gegenseitig zu
Höchstleistungen an.
„Du bist ziemlich gut, Makoto. Warum hast du dein Debüt nicht schon früher
gegeben?“, fragte ich eines Tages nach dem Dreh erneut, obwohl ich die Antwort
schon kannte.
„Ich sagte doch, ich wollte mein Debüt neben dir geben und jetzt erfüllt sich
wenigstens ein Teil meines Traums.“ Dieses Lächeln in seinem Gesicht, zeigte
mir, dass er immer noch zu allem bereit war.
„Wie geht es Takayo? Ihr habt doch geheiratet“, fragte ich, um wenigstens die
Unterhaltung aufrecht zu erhalten, denn ohne die Arbeit gab es nichts zu reden.
„Sie ist immer noch sehr kränklich. Sie hat die letzten zwei Jahre im Bett
verbracht und hatte einen Privatlehrer. Ja, wir sind verheiratet, so seit neun
Monaten, aber um ehrlich zu sein fesselt eine Lungenentzündung sie fast ebenso
lange ans Bett. Es sieht so aus, als würde sie das Jahr nicht überleben.“
„Das wusste ich nicht. Es tut mir Leid, Mako“, flüsterte ich. Alles hätte ich
Takayo Iizuka gewünscht, aber niemals den Tod, das hatte sie wirklich nicht
verdient.
„Spar dir dein Mitleid, Ito. Ich bin froh nicht mehr in dieser scheinheiligen
Ehe leben zu müssen“, lachte er mir ins Gesicht.
„Makoto! Wieso bist du nur so hartherzig? Takayo ist deine Frau! Sie war dein
Tor in die Freiheit!“, schrie ich nun ehrlich entsetzt.
„Ja, sie war mein Tor in die Freiheit! Aber du weißt doch, dass ich sie nicht
liebe, sondern dich und das weißt du ganz genau! Sie war doch nur das Mittel
zum Zweck, dass du mir gegeben hast. Noch kann ich die Ehe annullieren! Nichts
ist so wie es soll!“ Seine Stimme klang hart und es stellte fest, dass er es
sehr, sehr ernst meinte. All die Gefühle, die ich für ihn hatte, wallten in mir
auf. Ich liebte diesen Mann so sehr und doch musste ich ihn vor den Kopf
stoßen. Schmerzlich wurde mir bewusst, dass ich einen verheirateten Mann liebte
und ich mein Gewissen belasten würde, wenn seine Anziehungskraft bei mir erneut
wirkte. Ich hatte Angst in der jetzigen Situation falsch zu handeln.
„Makoto, du bist verheiratet! Wenn wir unser nächstes gemeinsames Projekt haben
und du nicht mehr verheiratet bist, können wir vielleicht darüber reden.
Makoto, egal wie sehr ich dich liebe, ich kann dir nicht geben, was du
brauchst. Ich will so gerne bei dir sein, aber all das darf ich nicht. Dein
Traum ist so wichtig. Deine Berufung ist die Schauspielerei.“ Es tat mir so
Leid ihn zu enttäuschen, aber es musste sein.
„Ito, wenn du willst lasse ich die Ehe sofort annullieren!“, rief Makoto,
wahrscheinlich angespornt durch meine Worte.
„Nein! Du kannst doch nicht …“, weiter kam ich nicht. „Doch ich kann!“, schrie
er verzweifelt auf.
„Nein, kannst du nicht! Denn solange ich nicht will und dein Traum zerstört
würde, wenn wir zusammen sind, geht es nicht. Dann will ich lieber keine
Beziehung und ewig unglücklich sein.“ (An alle Pädagogen unter uns: Das nennt
man einen depressiven Menschen. Für alle anderen: Das Mädchen opfert sich
eindeutig zu sehr auf!)
„Ito, ich will nicht um jemanden trauern müssen, der mir weniger bedeutet als
meine Schwestern!“ Er klang so verzweifelt, dass ich mir nicht mehr anders zu
helfen wusste, als mit dem, was ich tat: „Makoto, du wolltest Schauspieler
werden, wenn du dich von Takayo trennst, musst du das Dojo deines Vaters
übernehmen. Ich denke, wir beide werden niemals zusammen sein, es wird immer
jemand zwischen uns stehen…“
Nach dem Dreh flog ich Heim und erzählte Ryuya alles haargenau. Der hatte dann
auch noch eine riesige Überraschung für mich…“