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Starcrossed

A bittersweet symphony of life and death and love ...finished...
von

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Brief is the light

Weil ich gerade dabei war, hab ich das 2. Kapitel auch noch geschrieben. Die Handlung kommt da erst mal gar nicht voran, aber wenn ihr das 3. Kapitel lest (Bitte! *fleh*) werdet ihr sehen, dass es durchaus Sinn macht.

Akito hat übrigens kein reales Vorbild.

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Hastig wischte ich eine Träne weg, die sich in meinen Augenwinkel verirrt hatte, schnappte mir ein paar Kleidungsstücke aus dem Schrank und zog sie mir über, allen voran ein langärmliges, schwarzes Oberteil. Schließlich mussten die anderen nicht mitbekommen, dass ich wieder einmal schwach geworden war. Dann eilte ich zurück ins Bad, legte etwas Make up auf und brachte meine Haare in einen präsentablen Zustand. Anschließend schlüpfte ich in meine geliebten Stiefel, warf einen Mantel über und verließ meine Wohnung.
 

Es war Montag Nachmittag und ich mal wieder auf dem Weg zu meinem wöchentlichen Treffen mit einer Selbsthilfegruppe. Eigentlich hatte ich nie viel von diesem „Zusammen hocken und Probleme wälzen“ gehalten, fand es eher lächerlich, wenn erwachsene Männer sich gegenseitig ihre Sorgen ausbreiteten. Dennoch war ich vor wenigen Wochen beigetreten. Damals war mir klar geworden, dass das mit meiner Ritzerei zu weit ging und ich damit aufhören musste. Und tatsächlich hatten mir diese Treffen geholfen. Nein, eigentlich hatte mir Ryutaro geholfen. Er war ein paar Jahre älter als ich und genau wie ich unglücklich verliebt. Er war mal mit einem Typ zusammen, dessen Vater aber leider ein ziemlich hohes Tier in irgendeinem Mobilfunkunternehmen war und der hatte darauf bestanden, dass sein Sohn diese „abartige“ Beziehung beendete und sich eine Braut suchte. Ryu liebte ihn immer noch. Wir verstanden uns von Anfang an, ich konnte mich ihm öffnen und mit ihm über alles reden. Mit seiner positiven Einstellung schaffte er es immer wieder, mich aufzubauen, wenn ich am Boden lag. Ehrlich, ich verstehe nicht, wie einer wie er dazu kam, sich selbst zu verletzen.
 

Ich lief schneller, denn ich spürte, wie vereinzelte Regentropfen auf mein Haupt nieder fielen. Außerdem wollte ich mit Ryu reden, am besten, bevor das reguläre Treffen losging. Ich wollte ihm davon erzählen, was ich Samstag Nacht beobachten musste. Wie ich die Toilette betrat und dich durch eine halb geöffnete Kabinentür sah, vor irgend so einem Schönling kniend, mit dem du dich zuvor vielleicht zwei Minuten unterhalten hattest... Und jetzt konnte ich die Bilder dieser Nacht, die sich so tief und quälend in meine Erinnerung gegraben hatten, nicht mehr verdrängen. Ich weiß nicht, ob es Tränen waren, die mir übers Gesicht liefen, oder doch der plötzlich einsetzende Platzregen. Ich zog mir den Mantel über den Kopf und rannte, rannte an gegen die Wassermassen, die sich über mir ergossen, rannte an gegen meine Erinnerung, gegen den Schmerz und gegen meine Tränen. Ich bekam Seitenstechen, aber ich achtete nicht weiter darauf, die harten Wasserfäden prasselten gegen mein Gesicht, aber es war mir egal. Ich musste schnellstmöglich mit Ryu reden, musste seine ruhige Stimme hören, die genau die Worte sagte, die ich hören wollte.
 

Während ich so gerannt war, hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren und als ich schließlich vor dem neuen, funkelnden Gebäude, in dem die Treffen stattfanden, ankam, musste ich erst einen Blick auf meine Armbanduhr werfen, um festzustellen, dass ich die Strecke in Rekordzeit bewältigt hatte und ich noch eine Weile Zeit hatte. Ich betrat das Gebäude durch eine massive Glastüre und fuhr mit einem ebenfalls gläsernen Aufzug hinauf in den dritten Stock, folgte einem Gang, der mich mit seinen weißen Wänden und dem hellen Boden wieder einmal an die sterile Atmosphäre eines Krankenhauses erinnerte und stand schließlich vor Zimmer Nummer 328. Da ich nicht wusste, ob der Raum noch anderweitig genutzt wurde, klopfte ich mit den Fingerknöcheln dagegen. „Herein“, hörte ich eine leise Stimme antworten, also trat ich ein.
 

Das Erste, was ich sah, waren die weißen Klappstühle, die wie üblich schon in Kreisform angeordnet waren, und nur darauf warteten, dass wir darauf Platz nahmen. Erst beim zweiten Mal Hinschauen erkannte ich Akito, unseren Gruppenleiter. Er sah blaß aus, seine Augen waren rot gerändert. Hatte er etwa geweint? „Ich muss mit dir reden, Shinya.“ Seine sonst so kraftvolle und energische Stimme war nun nichts mehr als ein leises Wispern. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu und er deutete nur auf den Stuhl neben sich, wohl eine Aufforderung an mich, mich zu setzen. Dann zog er umständlich einen Gegenstand aus seiner Jackentasche und legte ihn mir in die Hände. Es war ein Kuvert, darauf stand in schön geschwungener Handschrift mein Name geschrieben. „Was?“ Mehr brachte ich nicht hervor, denn nun waren es eindeutig Tränen, die aus Akitos Augen hervorbrachen wie ein Gebirgsbach, der vom Eis des Winters befreit wurde. „Ryutaro,“ stammelte er. „Er...er ist letzte Nacht gestorben. Diesen Brief hat er dir hinterlassen.“



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