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Geschichte von Drachen, Perlen und Priestern

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Veränderungen

Kapitel 4: Veränderungen
 

Menschen die einen zu ändern vermögen

sind etwas ganz besonderes

Denn egal was kommt

Ein Mensch für den du dich änderst

muss etwas ganz besonderes sein

und wird noch eine große Rolle in deinem Leben spielen.
 

Am nächsten Tag wachte ich wieder früh auf, doch diesmal weckten mich nicht die hellen Strahlen der Sonne, sondern das laute Grummeln des Donners. Verschlafen schaute ich nach draußen und sah graue Gewitterwolken so weit mein Blick reichte. Es goss in Strömen und ab und an sah man einen grellen Blitz, der irgendwo weit hinterm Horizont einschlug. Seufzend stieg ich aus dem Bett und suchte mir in der Kommode passende Kleidung. Mir war nicht gerade warm, deswegen entschied ich mich für eine normale Hose und ein Langarmshirt. Ich verschwand damit im Bad, und machte mich fertig. Ich schielte auf die Uhr, es war gerade mal kurz vor acht. Genervt warf ich mich wieder auf mein Bett und begann wieder in dem Buch zu lesen, das ich mir ausgeliehen hatte. In der Bibliothek gab es so wunderbare Geschichten, so viele tolle Bücher hatte ich noch nie auf einer Stelle gesehen.

Mein Buch handelte von einer Welt, hoch über den Wolken Kalderans. Dort lebten engelsgleiche Wesen, mit weißen Flügeln und der Gestalt eines Menschen. Sie konnten Zaubern und lebten in einer Welt, ganz ohne Krieg. Wie wunderbar musste das doch sein, überlegte ich und dachte dann wieder an das, was mir bevorstand. Bei dem Gedanken bekam ich ein mulmiges Gefühl im Magen, also las ich schnell weiter um mich abzulenken.

Als etwa eine Stunde vergangen war, fing mein Bauch an zu knurren. Ich legte das Buch weg und ging zum Speisesaal um zu frühstücken. Mal schauen ob noch jemand am Tisch saß.

Vorsichtig öffnete ich die Tür zum Speisesaal einen Spalt breit und schlüpfte hindurch. Es saßen nicht mehr sonderlich viele Leute am Frühstückstisch, doch immerhin konnte ich aus dem Augenwinkel erkennen, dass in meiner Ecke jemand saß.

Langsam ging ich an den meist leeren Stuhlreihen vorbei und suchte nach meinem Namensschild. Endlich fand ich es und bemerkte dann, dass ich wirklich nicht alleine frühstücken musste, denn zu meinem Glück saß Yori noch auf seinem Platz und aß ein Brötchen mit Marmelade. Glücklich setzte ich mich neben ihn und schaute mich um.

„Heute ganz schön leer hier, oder?“

Yori blickte auf und bemerkte mich anscheinend erst jetzt. „Morgen. Was hast du gesagt?“ fragte Yori.

„Ich hab dich gefragt ob es hier morgens immer so leer ist.“

„Hm, eigentlich nur wenn man so spät frühstücken kommt wie du.“

„Musst du gerade sagen, du bist doch auch noch am frühstücken“ sagte ich, während ich mir ein Brötchen nahm und es mit Käse belegte. „Ganz schön schlechtes Wetter heute, oder?“

Yori nickte. „Ich glaube die Reitstunden können wir die nächsten Tage erst mal vergessen. Es wird bestimmt noch ein paar Tage lang regnen.“

„Schade“ antwortet ich ihm nur und aß mein Brötchen.

„Und, was machst du heute noch so?“

Hastig schluckte ich runter. „Hab gleich Training bei Hikari.“

„Achso, ich hatte eben auch schon „Frühsport“ wie es Ryota immer so schön ausdrückt“ sagte Yori mit einem grimmigen Lächeln.

Ich musste Lachen. „Armer Kerl, wirst du schon so früh morgens hart rangenommen?“

Mit einem gespielten Selbstmitleidsblick sagte er: „Ja, ich muss jeden Tag immer ganz früh aufstehen und Sport machen.“ Beide fingen wir wieder an zu lachen.

Nachdem wir uns wieder beruhigt hatten fragte ich Yori dann, was er heute noch zu tun hatte.

„Das übliche“ antwortete er. „Muss trainieren.“

Ich wusste nicht, was ich antworten sollte, also schwiegen wir uns gegenseitig an und frühstückten seelenruhig weiter.

Mit einem Räuspern unterbrach ich die Stille: „Ich glaub ich muss jetzt gehen, meine Stunde fängt gleich an.“

„Okay man sieht sich“ sagte Yori mit einem verführerischen Lächeln auf den Lippen und nickte mir zum Abschied zu.

„Genau, man sieht sich“ sagte ich auch und winkte ihm zu.

Dann drehte ich mich um und verließ den Speisesaal. Ich schlenderte die Treppe hoch und ging dann in den Ostflügel. Ich durchquerte viele mit Bildern behängte Flure, bis ich endlich an dem Bild mit dem rubinroten Drachen kam. Ich betrat die Bibliothek und entdeckte auch gleich Hikari die hektisch mit einem Stapel Bücher vor der Tür rumwuselte.

Ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen meinte sie nur: „Hilf mir doch kurz die Bücher von dem Tisch dort drüben zu dem Regal dort zu tragen.“

Also nahm ich mir einen Packen Bücher und folgte Hikari zum Regal.

„Sag mal Hikari, was sind das alles hier für Bücher?“

„Ich hab sie mir alle angeschaut, weil ich ein bestimmtes Buch gesucht habe. Ich wusste bloß nicht genau welches, deswegen habe ich die Bücher hier durchgeschaut.“

„Wonach hast du denn gesucht?“

„Nach einem Buch über alte Legenden von einer berühmten Wahrsagerin Namens Sakura Kisuka. Sie war eine der Begabtesten Seherinnen, denn alle ihrer Prophezeiungen wurden wahr.“

„Echt? Das ist ja unglaublich!“

„Ja, und es war auch unglaublich schwer das Buch zu finden“ sagte Hikari mit einem verbissenen Ausdruck im Gesicht. „Na ja, lass uns schnell die Bücher wegräumen, dann können wir mit dem Unterricht anfangen.“

Ich nickte nur kurz, sortierte meinen Bücherstapel ins Regal und holte einen Neuen. Nicht lange und wir hatten alle Bücher weggeräumt.

Zufrieden betrachtete Hikari das Regal und wandte sich mit einem Lächeln an mich. „So, dann können wir ja jetzt anfangen. Ich habe mir gedacht, dass wir heute mal etwas Richtiges ausprobieren. Das mit der Schutzmauer hast du ja anscheinend schon kapiert. Sie ist zwar noch nicht sehr groß, aber deine Zauberkräfte müssen sich ja auch erst weiterentwickeln.“

„Und wie hab ich es dann hinbekommen in Notsituationen eine größere Mauer herzustellen?“

„Das war so, weil du mit einem Schlag fast deine gesamt Magie freigesetzt hast. Jetzt wo du weißt, wie du den Magiefluss regulieren kannst, ist deine Mauer zwar kleiner, aber lang anhaltender. Wenn du mehr Kraft entwickelt hast, wird dein Schutzwall aber auch wieder größer werden, du kannst bloß im Moment noch nicht so viel Magie reguliert auf einmal freisetzten.“

„Achsoooo“ antwortete ich nur etwas sprachlos.

„Ich glaube ich sollte jetzt einfach mal anfangen dir zu erklären, was wir heute machen.

Also, ich hatte mir überlegt, dass wir ja heute schon mit ersten magischen Übungen anfangen könnten.“ Als Hikari meinen fragenden Blick sah, erklärte sie genauer. „Ich dachte wir könnten schon mit einfachen Elementzaubern wie Feuer, Wasser, Luft und Erde anfangen. Und da du ja ein so feuriges Temperament hast, fangen wir doch heute mal mit den Feuerzaubern an.“ Für diese Anmerkung fing sie sich einen genervten Blick von mir, doch ich ersparte mir den Kommentar.

„Denk mal an den Menschen, den du am Liebsten hast.“

„Wieso denn an den Menschen, den ich am liebsten hab? Wäre es nicht sinnvoller, an etwas wie Wut oder Hass zu denken?“

„Nein, dass ist nicht sinnvoller. Es wissen zwar nur wenige Leute, doch die wahre Flamme ist die Liebe“ bemerkte Hikari nachdenklich und zwinkerte mir zu. „Also, schließ die Augen und denk an Denjenigen, der dir am Wichtigsten ist.“

Das war ja auch so einfach. Wie sollte ich mich denn so schnell entscheiden, wer mir am Wichtigsten ist? Angestrengt dachte ich nach und entschied mich dann dafür, dass es wohl am sinnvollsten wäre, an meine Mutter zu denken. Wen konnte ich auch schon mehr Lieben als meine eigene Mama. Ich konzentrierte mich auf das Gesicht von Mama.

„Hast du das Bild jetzt vor den Augen?“ Stumm nickte ich. „Gut, dann halte jetzt deine Hand vor dich und probiere deine Magie und deine Gefühle dort zu bündeln.“

Weiterhin konzentrierte ich mich, und spürte dann eine wunderbare Wärme auf meiner Handfläche. Erschrocken öffnete ich die Augen und bemerkte dann eine kleine Flamme, die knisternd vor sich hin flackerte. Überglücklich, dass der Feuerelementarzauber direkt geklappt hatte, lächelte ich Hikari an.

„Du lernst wirklich schnell“ sagte Hikari zufrieden und besah sich meine Flamme näher. „Du hast wirklich Talent.“

„Danke“ sagte ich stolz und ließ die Flamme wieder verschwinden.

„Du machst dich echt gut, Akina. Meinst du, du kriegst es auch hin, Wasser heraufzubeschwören?“

„Klar.“

„Gut, bei dem Element Wasser musst du darauf achten, dass du ruhig bleibst und auf die Stimme in deinem inneren hörst. Wasser wird oft mit der Stille in Verbindung gebracht. Du musst einfach nur deinen Geist und deinen Verstand in Einklang bringen.“

Wieder schloss ich meine Augen und versuchte ganz ruhig zu werden. Plötzlich konnte ich die Magie spüren, die langsam durch meinen Körper floss. Ich fühlte mich wie in Trance.

Mit einer fast beiläufigen, kreisförmigen Handbewegung bündelte ich meine Magie und beschwor eine große Menge Wasser, die als großer Kreis vor meinem Gesicht schwebte.

„Na das scheinst du ja auch schon zu beherrschen“ sagte Hikari lachend und ließ meine Wasserkugel mit einem Schlenker ihrer Hand verschwinden.

„Und, was lerne ich jetzt als nächstes?“

„Tut mir Leid Akina, aber die anderen Elementzauber können wir jetzt leider nicht mehr ausprobieren.“

„Aber, warum?“

„Für die Elementzauber Luft, Erde und Blitz brauchst du sehr starke Gefühlsregungen. Bei Luft, musst du sehr glücklich sein, Erdzauber werden durch das konzentrieren der Magie bei Angst ausgelöst und um Blitze zu beschwören musst du wütend sein. Da diese Gefühle nicht manipulierbar sind, können wir diese Zauber leider nicht üben. Aber wie ich sehe, wirst du das bestimmt auch ganz allein durch deine Intuition hinbekommen.“

Lächelnd wandte ich mich ab und schaute aus dem Fenster. „Hikari, darf ich dich mal was fragen?“

„Ja, frag ruhig.“

„Warum setzte ihr alle eigentlich soviel Vertrauen in mich? Woher könnt ihr euch so sicher sein, dass ich nicht doch kalte Füße bekomme und wieder abhaue?“

Hikari überlegte kurz. „Ich fühle einfach, dass du uns nicht im Stich lassen wirst. Du bist nun mal unsere letzte Hoffnung.“

„Gerade das macht mir so viel Angst. Manchmal weiß ich nicht wie ich damit umgehen soll, dass so eine große Aufgabe auf mir lastet.“

Hikari stellte sich schräg hinter mich und legte ihre Hand zaghaft auf meine Schulter. Vorsichtig und mit leisen Worten begann sie zu sprechen „Akina, vergiss niemals, dass du nicht alleine bist. Wir stehen alle hinter dir und werden dir so gut wir können helfen.“

„Das würde ich euch ja gerne Glauben, aber wenn ich es vermassle, ist alle vorbei. Was ist, wenn ich das alles nicht schaffe?“

„Das wird nicht der Fall sein, denn ich bin mir sicher, dass du es schaffst. Du bist das Begabteste Mädchen, dass mir je unter die Augen getreten ist. Auch wenn noch nicht deine vollständigen Kräfte entwickelt sind, konntest du es trotzdem bereits mit mehreren schwarzen Rittern aufnehmen!“

Ein schwaches Lächeln umspielte meine Lippen. Kurz überlegte ich, ob ich diese Frage stellen sollte, die ich mir schon so oft selbst gestellt hatte. Ich gab mir einen Ruck.

„Hikari, worin genau besteht meine Aufgabe eigentlich?“

„Ich hatte mir gedacht, dass du mich diese Frage bald stellen würdest. Setz dich Akina, ich will es dir anhand der Legende erklären. Ich muss nur grad das Buch suchen.“

Ich setzte mich und sah Hikari nach, die im hinteren Teil der Bibliothek verschwand um das Buch zu holen.

Nach kurzer Zeit kam sie mit einem verstaubten Schmöker im Ledereinband zu mir in die kuschelige Sitzecke und ließ sich in dem Sessel neben mir nieder. Es war das Buch „Legenden und Prophezeiungen“ von Sakura Kisuka. Sie klappte es auf und blätterte solange herum, bis sie die passende Stelle gefunden hatte.

„Hast du die Legende der 1000 Jadeperlen noch im Kopf?“

„Ja hab ich“ sagte ich und rief mir die Prophezeiung wieder in Gedächtnis, die mir Hikaru am Abend meiner Ankunft aufgesagt hatte.

„Also, die Legende ist an manchen Stellen etwas zweideutig. In der Prophezeiung ist ja von zweien die Rede. Wir haben die Prophezeiung so interpretiert, dass du diesen zweiten finden musst. Die Prophezeiung beschreibt dich so, dass du diejenige bist, die die Welten retten wird und die Hüterin der Prophezeiung bist, also die Hüterin der Jadeperlen. Die zweite Person ist so beschrieben, dass sie mutig und stark ist und dich beschützen wird. Mit Hilfe einer zweiten Prophezeiung, die ich erst vor einigen Monaten in diesem Buch gefunden habe, hoffen wir jetzt, dass wir das Geheimnis um den zweiten auserwählten gelüftet haben. Am Besten lese ich dir die Prophezeiung einmal vor:

Nachdem die schwarze Sonne aufgegangen ist, soll am Abend die Zeremonie der Sternschnuppen abgehalten werden. Durch die Zeremonie absorbiert der auserwählte Hüter die Kraft der 1000 Jadeperlen. Dann soll die Auserwählte ihre gefährliche Reise beginnen, um den Beschützer zu finden und die Drachen zu bezwingen. Allein durch das Drachenfeuer kann der Krieg beendet werden. Die Reise führt über steile Berge, die tiefe See, grüne Wiesen, durch das sagenumwobene Reich der Wolken und am Ende ins verworrene Lavalabyrinth der Schwarzen. Doch um am Ende das Reich des Kristalldrachen zu finden, muss die Auserwählte zuerst die sieben Tempel der Reiche finden in denen die Hinweise über das Geheimnis des Kristalldrachen verborgen sind um am Ende den Kristalldrachen Aya aus ihrem ewigen Schlaf zu erwecken und in das Reich der Drachen einzutreten. Die Reise wird lang und beschwerlich sein, doch am Ende wird das triumphieren, was richtig ist. Einen Hinweis werde ich euch gewähren: Eure Reise wird im Reich des Granitdrachen beginnen, doch am Ende werden die Namen doch die besseren Hinweise auf das Versteck der Tempel sein.

Wir vermuten, dass diese zweite Person, oder eher dieses zweite Wesen, der Kristalldrache Aya ist. Demnach muss ich dir bis zum Fest der schwarzen Sonne alles beibringen, was ich kann und dann müssen wir die Zeremonie der Sternschnuppen abhalten, um dir deine vollständigen Kräfte zu verschaffen.“

„Und was ist diese Zeremonie der Sternschnuppen?“

„Das versuche ich im Moment auch herauszufinden, doch ich glaube ich bin der Lösung schon ziemlich nahe. Auf jeden Fall wirst du nach der Zeremonie aufbrechen müssen, um die Tempel der Reiche zu finden.“

„Wie viele Reiche gab es noch mal gleich?“

„Acht, nämlich das Reich des Granitdrachen, des Vulkandrachen, des Eisdrachen, des Flussdrachen, des Donnerdrachen, des Wolkendrachen und das Reich des Nichts. Und natürlich das Reich des Kristalldrachen, aber das versuchst du ja zu finden.“

„Na das stell ich mir ja toll vor, alleine durch eine fremde Welt zu wandern und irgendwelche unauffindbaren Tempel zu suchen“ seufzte ich.

„Noch mal Akina: Du bist nicht allein! Außerdem haben wir uns überlegt, ob wir nicht Yori mit dir schicken sollten, wo ihr euch doch jetzt so gut versteht“ schwärmte Hikari. „Außerdem sind die Tempel nicht unauffindbar, sondern nur versteckt.“

„Ihr wollt... dass Yori mit mir geht?“ stotterte ich etwas perplex. „Was sagt er denn dazu?“

„Er hat gesagt das wäre okay, er würde gerne auf dich aufpassen.“

„Auf mich AUFPASSEN?! Ich bin doch kein kleines Kind mehr!“ empörte ich mich.

„Ja, ja, dann drücken wir es doch einfach so aus: Yori wird dir helfen dich zurechtzufinden und wird dir ein bisschen zur Hand gehen. Klingt das so besser?“

„Ja“ sagte ich mit einem breiten Grinsen.

„Wo wir gerade von Yori sprechen: Was hast du eigentlich mit ihm angestellt?“

„Mit ihm angestellt? Was sollte ich schon mit ihm gemacht haben? Gar nichts!“

„Seit du hier in Kalderan aufgetaucht bist hat sich Yori sehr verändert. Du weißt sicherlich, dass seine Eltern beide starben, als er gerade mal 7 Jahre alt war?“

„Ja, er hat mir davon erzählt.“

„Seit dem Tod war er immer sehr verschlossen und ließ niemanden an sich heran. Der einzige dem er den Kontakt nicht vollständig verweigerte war Ryota und ein paar andere Männer aus der Garde. Es dauerte lange, bis Yori wieder wusste, wie man Vertrauen zu jemandem fasste. Der Tod seiner Eltern hatte ihn tief im Herzen verletzt und die Narben sind bis vor einiger Zeit nicht geheilt, bis du hier aufgetaucht bist. In letzter Zeit beobachte ich immer öfter, dass Yori auch mal lacht und wieder Spaß am Leben hat. Ich weiß nicht warum, aber es scheint mir, als wenn du der Auslöser von alledem wärst.“

„Ich soll Yori... verändert haben?“ fragte ich Hikari verwundert.

„Anscheinend ja schon“ lächelte mich Hikari an. „Yori sieht in dir einen ganz besonderen Menschen, Akina. Eure Freundschaft ist etwas ganz besonderes, vergiss das nicht.“

„Ich werde es zu schätzen wissen“ sagte ich und wurde leicht rot.

Yori sah also einen ganz besonderen Menschen in mir. Fragt sich nur, wie ich zu ihm stand.

Grübelnd starrte ich vor mich hin.

„Akina, wenn du willst, kannst du jetzt schon gehen, für heute habe ich dir sowieso schon alles beigebracht, was ich wollte, also kannst du deine Zeit jetzt auch lieber anderweitig nutzen.“
 

Wochen vergingen. Yori hatte mir das Reiten jetzt perfekt beigebracht und unser Ausritt stand kurz bevor. Hikari hatte jetzt in Erfahrung gebracht, wann das Ereignis der schwarzen Sonne das nächste Mal stattfinden würde, denn, wie sie herausfand, fand dieses nur alle 87 Jahre statt. Glücklicher Weise würde die schwarze Sonne jedoch schon in ein paar Tagen aufgehen, doch bis dahin musste noch viel vorbereitet werden. Während ich meine Zeit zumeist damit verbracht hatte die Region Kalderans so gut es ging anhand von Karten kennen zulernen, hatte Hikari keine ruhige Minute mehr. Sie verbrachte jede freue Sekunde mit der Organisierung des Sternschnuppenfestes. Mit ihrem Buch über die Zeremonie der Sternschnuppen rannte sie immer hysterisch durch das ganze Schloss und organisierte dieses und jenes, während ich über meinen Büchern hockte und büffelte und keinen blassen Schimmer hatte, was mich überhaupt in ein paar Tagen erwartete.

Wie fast jeden Tag in letzter Zeit saß ich in der Bibliothek und probierte mir selbst etwas beizubringen und nachzuforschen, wenn Hikari schon keine Zeit mehr hatte. Wieder einmal schaute ich also eine Karte an. Ungeduldig schaute ich auf die Uhr. Nicht mehr lange, dann war ich mit Yori beim Abendessen verabredet. Das war bei uns jetzt schon zum normalen Tagesablauf geworden: morgens trafen wir uns beim Frühstück und trainierten danach fleißig. Nach dem Mittagessen hatten wir meist ein, zwei Stunden Freizeit. Dann gab Yori mir entweder eine Reitstunde oder wir alberten sonst irgendwie herum. Am Nachmittag hatte Yori dann meist wieder Training bei Ryota, in dieser Zeit verschanzte ich mich dann meistens in die Bibliothek und las über Kalderan. Abends dann trafen wir uns immer kurz vor sieben vor den großen Flügeltüren der Halle und gingen dann gemeinsam Abendessen. Meist alberten wir danach dann noch bis tief in die Nacht in Yoris oder meinem Zimmer herum. Inzwischen war es für uns schon alltäglich gemeinsam Zeit zu verbringen ohne uns dauernd nur anzuzicken.

Wieder schaute ich genervt auf. Ich beschloss in zehn Minuten loszugehen. Ich starrte wieder auf die Karte. Nach kurzer Zeit schaute ich wieder auf die Uhr. Erst eine Minute vergangen? Genervt sank ich mit dem Kopf auf das Buch vor mir und schlug einmal mit einem lauten krachen des Tisches mit meiner Stirn auf die Seiten. Erschrocken nahm ich meinen Kopf wieder vom Buch und rieb mir über die Stirn. Gelangweilt schaute ich mich um. Keiner da, wieder einmal war ich alleine in der Bibliothek. Mit einem langen Seufzer schlug ich das Buch zu und erhob mich aus dem bequemen Sessel. Leicht mit den Füßen über den Boden schlürfend schlenderte ich durch den stillen Raum und stellte mich ans Fenster, um den Regentropfen zuzusehen. Regen, schon seit Tagen nichts anderes. Zwischendurch war die dichte Wolkendecke zwar mal aufgerissen, doch lange war es nicht wirklich trocken geblieben. Immerhin hatten die wenigen trockenen Stunden uns nicht vom Weiterentwickeln meiner Reitkünste abgehalten.

Nachdenklich starrte ich in den Regen. Verschwommen nahm ich nur wahr, wie die Regentropfen auf den Boden fielen. Gelangweilt schaute ich wieder auf die Uhr. Wie langsam doch die Zeit verging, wenn man sich nichts sehnlichster wünschte, als das die Minuten doch schneller vorbeigehen würden. Ich hatte immer noch über fünf Minuten Zeit, doch das war mir jetzt auch egal. War ja eigentlich egal wo ich wartete. Frohen Mutes machte ich mich auf den Weg zum Speisesaal und ließ die stille, leere Bibliothek hinter mir...
 

Nach einigen Tagen bewölkten Himmels und Dauerregenschauern war heute mal endlich wieder ein sonniger Tag. Gerade zur richtigen Zeit, wie Yori und ich fanden, denn im Hinblick darauf, dass der Regen von Tag zu Tag weniger geworden war, hatten wir unseren Ausritt für heute geplant. Hikari war froh, dass sie mich für heute los war, denn jetzt hatte sie auch den Vormittag dafür Zeit, die Zeremonie zu perfektionieren Schließlich war morgen endlich der Tag gekommen, der mir meine Vollständigen Kräfte geben sollte.

Ryota hatte Yori auch frei gegeben, schließlich trainierte Yori jeden Tag hart und konnte sich deswegen natürlich auch mal eine Auszeit nehmen, wie Ryota gesagt hatte.

Als wir gerade unsere Pferde aus dem Stall führten, stand die Sonne schon so hoch, dass sie den ganzen Platz erhellte. Yori wollte seinen Fuchs Jarik reiten und ich sollte die Schimmelstute Savann zum Ausritt mitnehmen. Wir banden die beiden Pferde draußen an der Schlossmauer an und striegelten die Tiere erst einmal. Nach der gründlichen Reinigung Sattelten wir die beiden und legten ihnen das Zaumzeug an. Dann schwangen wir uns auf unsere Pferde und ritten durch das große Tor auf die unendlich, grüne Wiese.

„Du Yori, wohin reiten wir eigentlich“ fragte ich meinen Begleiter, als ich ihn gerade wieder eingeholt hatte.

„Also, als Erstes reiten wir durch das Tal der Morgenröte. Du weißt schon, durch den Wald, am Fluss lang und so weiter. Wenn wir dann durch das Tal durch sind, brauchen wir nur noch ein kleines Stück reiten, dass sind wir an der Küste des ewigen Meeres. Ist ganz schön da, ich dachte es reicht, wenn wir bis dahin reiten und dann ein bisschen Zeit dort verbringen.“

„Hört sich gut an“ sagte ich und schenkte ihm ein Lächeln bevor Savann und ich ihn überholten.

Erstaunt schaute er mir nach, doch dann fiel auch Jarik in den Trab und jagte mir hinterher. Ein langer Ritt stand uns bevor. Zuerst ritten wir über die riesigen, grünen Hügel Kalderans. Dann kämpften wir uns durch das dichte Unterholz des Talwaldes und folgten dem Fluss bis sich das dichte Blätterdach endlich lichtete. Weiterhin dem Fluss folgend ritten wir immer weiter Richtung Küste. Am frühen Nachmittag erreichten wir dann endlich die weiße Steinküste. Der Frühlingswind trug den salzigen Geruch des Meeres über die Anhöhe und fuhr mir sanft durchs Haar. Ich atmete tief ein und schloss meine Augen. Ich genoss diesen Moment, denn ich war sehr lange nicht mehr am Meer. Langsam öffnete ich sie wieder und sah den Wellen zu, die sich immer und immer wieder an dem weißen Stein brachen und so wunderschön in der Sonne glitzerten. Nach einiger Zeit wandte ich meinen Blick vom Meer ab und schaute mich um, um Yori zu finden. Jarik stand ein Stück hinter mir und sein Reiter blickte ebenfalls aufs Meer hinaus.

Ich stieg von Savann und löste die Riemen ihres Zaumzeugs. Dann nahm ich ihr die Trense ab und ließ meine Süße grasen. Ich ließ mich in dem weichen Gras nieder und schaute Yori zu, wie auch er abstieg und Jarik die Trense abnahm. Danach setzte er sich neben mich ins Gras.

„Was hältst du davon, wenn wir erst mal essen?“ schlug ich vor.

Mit einem kurzen Blick auf Yoris Gesichtsausdruck wusste ich sofort was er antworten wollte und spurtete auch gleich zu meiner Satteltasche um die frisch gemachten Sandwiches herauszuholen. Ich schmiss mich wieder neben Yori ins Gras und reichte ihm ein Sandwich.

Dankend nahm er es entgegen und wir beide fingen an zu essen.

Als ich aufgegessen hatte lehnte ich mich zufrieden zurück ins Gras und blickte in den blauen Himmel. Nirgendwo war eine einzige Wolke zu sehen. Verträumt beobachtete ich das blau des Himmels und die Strahlen der Sonne kitzelten mich im Gesicht. Meine Augen wurden mir immer schwerer, bis sie mir dann schließlich zufielen.
 

Nach nicht gerader langer Zeit, wie ich am Stand der Sonne bemerkte, wachte ich wieder auf. Verschlafen blinzelte ich in die Sonne und richtete mich wieder auf. Schlaftrunken sah ich mich um und bemerkte Yori, der schlafend neben mir im Gras lag und sich mit einer Mütze vor den Augen, von der Sonne abschirmte.

Ich musste schmunzeln und kroch dann neben ihn. Vorsichtig rüttelte ich ihn wach.

„Aufwachen, Schlafmütze“ lachte ich ihn an und zog ihm die Mütze vom Kopf. Müde schaute er mich an und stöhnte auf, weil die Sonne ihm jetzt genau in die Augen schien. Erschrocken richtete auch er sich auf und schaute sich verwirrt um. Lachend stand ich auf und hielt ihm meine Hand hin um ihm aufzuhelfen.

„Na, gut geschlafen?“ fragte ich ihn mit einem breiten Grinsen.

Er nahm die Hand dankend an und antwortete mir: „Wenn du mich nicht aus meinen Träumen gerissen hättest schon.“ Ein bitteres Grinsen huschte über seine Lippen.

„Ach komm schon, wir können ja nicht den ganzen Tag verschlafen. Wenn wir schon mal hier sind, müssen wir auch irgendetwas unternehmen.“

Yori streckte seine Arme hoch in den Himmel und gähnte noch einmal herzhaft. „Du hast Recht“ meinte er nur knapp. Verschwörerisch schaute er sich um, auf der Suche nach einer Beschäftigung.

Sein Blick fiel auf die Küste. Er schlenderte bis an den Rand und schaute hinunter. Ich beobachtete ihn nur argwöhnisch. Plötzlich begann er seine Stiefel auszuziehen.

„Was machst du“ fragte ich ihn leicht verwirrt.

„Schwimmen, kommst du mit?“

Konfus starrte ich ihn an und trat neben ihn an die Felskante.

„DA willst du RUNTERSPRINGEN?“ fragte ich ihn und deutete mit meinem Finger nach unten in die Fluten.

„Klar? Wieso nicht? Ich bin da früher oft runter gesprungen“ sagte er nur, während er die Knöpfe seines Hemds aufmachte.

Immer noch leicht verwirrt machte ich mich daran meine Schuhe auszuziehen. Ich schlüpfte aus der Hose, ließ jedoch mein Top an.

Ängstlich blickte ich noch einmal in die Tiefen und schluckte dann schwer.

„Du Yori, ich glaub ich geh grad runter an den Strand und geh von da rein.“

Er blickte auf und schaute mich verwundert an. Ein höhnendes Grinsen schlich sich auf seine Lippen. „Angst?“

„Ein bisschen..“

„Dafür ist es jetzt zu spät“ sagte er und stürzte sich an mir vorbei in die Fluten. Ein plötzliches Ziehen an meinem Arm riss mich in den Abgrund. Erschrocken fiel auch ich die lange Klippe herunter und schaute herunter auf Yori, der mich an meinem linken Arm mit heruntergerissen hatte.

Die glitzernde Wasseroberfläche kam immer näher. Zackige Wellen zogen sich über das Wasser. In Bruchteilen von Sekunden kam die hart aussehende Fläche immer näher. Panisch sah ich zu, wie der Boden immer näher kam und ich nichts dagegen tun konnte. Mit einem lauten Platschen knallte ich ins Wasser, dann war alles Still. Vor Angst hatte ich die Augen geschlossen, erschrocken öffnete ich sie wieder und schaute durch das kristallklare Wasser die tausend bunten Fische und wunderschönen Unterwasserpflanzen an, die in Regenbogenfarben um mich herum um die Wette leuchteten. Wieder verspürte ich ein leichtes ziehen an meiner Hand. Verwundert schaute ich auf mein Handgelenk und erblickte die zweite Hand, die dieses umfasste. Ich folgte dem Arm und erblickte Yori, der immer noch meinen Arm festhielt und mich darauf aufmerksam zu machen versuchte, dass wir langsam wieder auftauchen sollten.

Ich verstand sofort und tauchte auf. Außer Atem prustete ich eine Zeit lang rum und atmete schnell ein und aus.

„Und? War es jetzt so schlimm?“ presste Yori außer Puste hervor.

„Eigentlich ja nicht“ gab ich zu. „Doch jetzt bist du trotzdem dran.“

Kurzerhand stürzte ich mich auf diesen Verräter namens Yori und drückte ihn unter Wasser. Blasen stiegen aus dem Wasser hervor, wo eben noch sein Kopf gewesen war. Verwundert schaute ich mich um.

Unerwartet packte mich jemand von hinten um die Hüfte und auch ich wurde wieder unter Wasser gezogen. Ich kämpfte mich frei und drückte Yori noch einmal nach unten, bevor ich wieder auftauchte. Hustend spuckte ich Wasser und kam nur langsam wieder zu Atem. Yori tauchte jetzt auch wieder neben mir auf und fing an zu husten. Rasselnd atmete er ein.

„Was sollte das denn?“ stöhnte er, während er sich bemühte wieder zu Atem zu kommen.

„Rache“ presste ich nur hervor und hielt mich gerade noch so mit hektischen Bewegungen über Wasser, Yori hingegen blieb ganz ruhig.

„Lass uns an Land gehen“ sagte Yori, immer noch schwer atmend und deutete an eine Stelle, wo die Klippe abfiel und in einen Sandstrand auslief.

Langsam beruhigte ich mich wieder und paddelte in Richtung Sandstrand.

Die letzten paar Meter legte ich zu Fuß zurück und watete schwerfällig durch das flache Wasser. Erleichtert ließ ich mich an Land in den weißen Sand fallen und atmete tief ein.

Yori warf sich neben mich. Meine Klamotten klebten mir unangenehm am Körper und überall haftete Sand an meiner Haut.

Jetzt kam auch Yori durch das Wasser gelaufen und spritzte bei jedem Schritt mit Wasser durch die Gegend.

Pitschnass warf auch er sich in den Sand. Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung und beobachtete wie seine Brust sich langsam hob und wieder senkte. Auch seine Hose klebte nass an seinen Beinen.

„Und? Bist du jetzt zufrieden mit deinem Höllensprung?“

„Was heißt denn hier Höllensprung?“ fragte Yori und schaute mich jetzt auch an, doch auf seinen Gesichtszügen spiegelte sich Verständnislosigkeit. „War doch ziemlich erfrischend“ sagte er, während ihm Wassertropfen über die Stirn liefen.

Ein lästiger Tropfen lief mir über die Lippe. Genervt leckte ich ihn weg. Doch das eigenartige war, dass das Meerwasser überhaupt nicht nach Salz schmeckte.

„Yori, ist es hier auf Kalderan normal, dass das Meerwasser nicht nach Salz schmeckt?“

„Ja.“

„Du weißt nicht zufällig auch warum das so ist?“

„Nein, ist halt so“ antwortet er mir nur knapp und starrte in den Himmel.

Seufzend drehte ich meinen Kopf weg und schaute auch in den Himmel.

Immer noch war keine einzige Wolke zu entdecken. Langsam kam Wind auf und strich über meine nackte und feuchte Haut. Ich fröstelte. Frierend stand ich auf und klopfte den Sand ab. Mit verschränkten Armen stellte ich mich vor Yori.

„Ich geh wieder hoch, mir ist kalt.“

Langsam erhob sich Yori und strich sich lahm den Sand vom Rücken. Dann schüttelte er die Beine seiner Hose aus und ging voran. Ich folgte ihm nur stumm und ging zitternd hinter ihm her.

Wir gingen einen mit Gras bewachsenen Abhang hinauf und gelangten dann wieder an die Stelle, wo wir ins Wasser gesprungen waren. Von weitem konnte ich schon Savann und Jarik sehen, die grasend auf der Wiese standen und die warme Frühlingssonne genossen. Wir packten unsere Anziehsachen und stiegen weiter hinauf um wieder dorthin zu gelangen, wo wir uns am Anfang ins Gras gesetzt hatten. Bibbernd vor Kälte schlüpfte ich in meine Jeans und zog wieder Socken und Schuhe an. Immer noch leicht zitternd hockte ich mich ins Gras und ließ mir von der Sonne das Gesicht wärmen.

Am späten Nachmittag, als wir dann endlich wieder trocken waren, wagten wir dann noch mal den Abstieg zum Strand. Ich wollte noch unbedingt Muscheln sammeln, und Yori schleppte ich mit, ob er wollte oder nicht. Ich hatte ihn nur lieb darum bitten müssen, dann war er -immer noch leicht zögernd und mit dem Wort „Weiber“ auf den Lippen- mitgekommen. Es gab wunderschöne Muscheln am Strand. Alle schillerten in kunterbunten Farben und die Gehäuse waren zumeist silber- oder goldfarben. Als Yori dann flehte, ob wir nicht endlich wieder hoch gehen könnten, willigte ich endlich ein.

Schon beim Aufstieg bemerkte ich, dass die Sonne langsam verblasste. Oben angekommen ließen wir uns dann wieder an der Küste ins Gras fallen und starrten hinaus aufs Meer. Der Anblick war überwältigend. Die Sonne spiegelte sich tausendfach im weiten Ozean und der Himmel leuchtete in hellen Orange- und Rottönen. Mitten drin hing die strahlend gelbe Sonne und brachte die Wellen zum glitzern. Je weiter die Sonne unterging, desto roter wurde die Umgebung. Als die Sonne dann gerade dabei war im Meer zu versinken, färbte sich auch das Wasser orange. Verträumt schaute ich in die Ferne. Es wurde kühler und langsam kam wieder Wind auf. Eine Gänsehaut bildete sich auf meinen Armen. Ich verschränkte die Arme und rieb sie um mich warm zu halten. Überraschend fühlte ich wie sich etwas Warmes um meine Schulter legte. Irritiert schaute ich mich um und bemerkte, dass mir Yori seine Jacke umgelegt hatte. Er selbst trug jetzt nur noch sein Hemd.

Yori ließ sich nichts anmerken und schaute nur weiterhin hinaus auf das wunderschöne Szenario. Ich überlegte kurz und rutschte dann etwas näher an ihn heran. Zufrieden lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter und schaute weiterhin der Sonne beim untergehen zu. Erstaunt schaute er auf mich herunter, wandte sich dann doch wieder ab. Bei jedem Atemzug sog ich seinen Geruch ein. Es war ein angenehmer und beruhigender Geruch. Ich genoss seine Nähe. Wie ich mich schon darauf freute, wenn wir demnächst jeden Tag zusammen verbringen würden. Schon morgen früh würde das Abenteuer richtig losgehen. Denn morgen früh wird die Sonne nicht gelb aufgehen, sondern pechschwarz. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie das aussehen würde.

Die Sonne war jetzt vom Meer verschluckt worden. Wir saßen noch lange so und schauten einfach weiter den Wellen zu.

Yori regte sich langsam wieder. Ich zog meinen Kopf weg und er stand auf. Diesmal hielt er mir die Hand hin. Ich nahm sie und vorsichtig half er mir auf.

„Wir sollten wieder aufbrechen“ sagte Yori nur knapp. „Die Jacke kannst du erst mal noch behalten, sonst erkältest du dich noch.“

„Danke“ sagte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Die Röte schoss Yori ins Gesicht. Inzwischen nahm ich mir die Jacke von den Schultern und schlüpfte in die Ärmel der mir viel zu großen Kängurujacke. Ich zog den Reißverschluss ein Stück zu und kam langsam auf Savann zu. Ich zügelte sie wieder und gurtete den Sattel noch einmal nach. Yori trenste Jarik ebenfalls auf doch irgendwie wirkte er immer noch ein bisschen geistesabwesend. Wie leicht man Yori doch aus der Fassung bringen konnte, dachte ich und lächelte schadenfroh in mich hinein.

Wir schwangen uns beide auf unsere Pferde und ritten schweigend zurück zum Schloss.
 

Am nächsten Tag wachte ich erst spät auf. Es hatte gestern noch lange gedauert, bis wir wieder beim Schloss ankamen.

Schlaftrunken schleppte ich mich aus meinem Bett und zog die Vorhänge meines Fensters zurück, doch diesen Morgen schlug mir nicht wie gewohnt der helle Schein der Sonne entgegen, sondern flackerndes Dämmerlicht. Der Himmel war immer noch dunkelblau gefärbt, doch kein Stern hing mehr am Himmel. Ein matt leuchtender, schwarzer Ball hing am Himmel. Das einzige Licht spendeten die Laternen, die überall ums Schloss herum verteilt waren. Irgendwie fand ich diesen Anblick erschreckend, deswegen wandte ich mich auch schnell wieder von der schwarzen Sonne ab, die bedrohlich am Himmel hing.

Ich schaute mich im dunklen Zimmer um und beschloss erst einmal die Kerzen anzuzünden. Blind durch die ganze Dunkelheit suchte ich meine Streichhölzer auf dem Nachtschrank, und fand sie dann glücklicher Weise auch schnell. Mit einem leisen Zischen entzündete sich eine kleine Flamme am Ende des Stäbchens. Ich zündete die Kerzen an und blies das Streichholz aus. Schwaches Licht erhellte jetzt den Raum, gerade so, dass man ein bisschen etwas sehen konnte.

Verschlafen zog ich mich an und schwankte noch ein bisschen benommen aus dem Zimmer. Auf dem Flur war es ruhig und keine Menschenseele war zu entdecken. Das Schloss war wie ausgestorben. Verwirrt ging ich zum Speisesaal, doch auch hier waren nicht gerade viele Leute, gerade Mal ein paar der Adeligen. Wo waren nur die ganzen Leute hin? Ich setzte mich auf meinen Platz und bemerkte zu meinem Bedauern, dass ich heute wohl oder übel alleine Frühstücken musste.

Ich griff nach einem Croissant und grübelte weiter, wo denn alle hin waren. Doch auch bis zum Ende meines Frühstücks bot sich mir immer noch keine Eingebung. Ich trottete zurück in mein Zimmer und hoffte, dass mich wenigstens jemand besuchen kam, wenn ich schon nicht wusste wo die anderen sind. Mit der Kerze auf meinem Nachtschrank zündete ich die Kerzen im Halter an der Wand über meinem Bett an und setzte mich wieder einmal mit einem Buch darunter um zu lesen. Was blieb mir auch schon anderes übrig?

Erst am Nachmittag klopfte es wie erwartet an der Tür nachdem ich meine meiste Zeit mit Lesen und dem Mittagessen verbracht hatte. Erfreut schaute ich auf, als Hikari in das Zimmer trat, im Arm ein langes weißes Kleid.

„Hallo“ sagte sie und schloss die Tür hinter sich. Dann setzte sie sich einfach auf einen meiner Sessel. „Ich dachte ich sag dir einfach mal, was heute ansteht.“

„Das wär doch endlich mal was Sinnvolles an diesem dummen Tag.“

Hikari überhörte die Bemerkung und sprach weiter: „Also heute Abend, kurz bevor die Sonne untergeht, beginnt das Fest. Die Zeremonie wird im Schlossgarten abgehalten und das hier...“, sie hielt das Kleid hoch, „ist dein Outfit. Ich hol dich später ab, oder weißt du wo der Garten ist?“

Ich schüttelte dem Kopf.

„Okay, dann komm ich später vorbei. So um halb fünf kommt eine Zofe, sie wird dir helfen das Kleid anzuziehen und wird dich frisieren.“

Verwundert hob ich dir Augenbraue. „Ist das alles echt nötig?“

„Wenn wir schon so ein Fest feiern, muss es auch perfekt sein.“

„Du weißt nicht zufällig, wo die ganzen Leute sind? Der Speisesaal heute war ziemlich leer.“

„Die meisten helfen dabei im Schlossgarten das Fest vorzubereiten. Die Ritter sind draußen ums Schloss verteilt, da wir bei dieser Dauerdunkelheit ein leichtes Ziel für Angreifer sind.“

Nachdenklich starrte ich an die Wand. Ob Yori wohl jetzt auch vor den Mauern des Schlosses Wache hielt?

Hikari musterte mich mit einem prüfenden Blick. „Ich weiß was du denkst, so wie du guckst. Die Antwort ist nein. Er treibt sich irgendwo im Schloss herum.“

Verwundert schaute ich auf. Ein zartes Lächeln umspielte meine Lippen.

Hikari winkte zum Abschied und zwinkerte mir zu. „Bis später.“

Dann schlüpfte sie wieder durch den Türspalt und zog die Tür hinter sich zu.

Ich erhaschte einen kurzen Blick auf die Uhr. Inzwischen war es kurz vor halb vier. Ich überlegte kurz und beschloss dann hinunter zu den Stallungen zu gehen um Savann zu besuchen. Vermutlich wird Yori sich auch bei Jarik aufhalten, wenn er schon mal einen Tag frei hat. Voller Vorfreude auf Savann und vielleicht auch auf Yori verließ ich mein Zimmer und ging hinunter zu den Stallungen. Auch hier, im muffigen Pferdestall hatte man überall Laternen aufgehängt um den wenigen Pferden die gerade noch im Stall standen einen relativ normalen Tagesablauf zu ermöglichen. Savann war eines der Pferde, welches ziemlich am Anfang der riesigen Stallungen eine Box hatte. Sie war gerade das einzige Pferd, was hier vorne in seiner Box stand, die anderen mussten wohl bei der Wachpatroullie eingesetzt worden sein. Mit freundlichen Worten näherte ich mich der Box und schnalzte um Savann ans Gatter zu locken. Freudig wiehernd näherte sich die Schimmelstute meiner ausgestreckten Hand und schnupperte mit ihren weichen Nüstern an meinen Fingern. Ich tätschelte ihren Kopf und kraulte ihr zur Begrüßung die Nase. Sie schnaubte ruhig und genoss meine Streicheleinheiten. Ich nahm mir einen Striegel aus dem Putzkasten in der Stallgasse und kletterte über das Eisengatter. Mit kreisförmigen Bewegungen bürstete ich den Dreck aus Savanns Fell.

Währenddessen hörte ich leises Hufgetrappel weit hinten im Stall. Jemand musste ein Pferd die Stallgasse hinunter nach draußen führen.

Verwundert beugte ich mich über das Stalltor und schaute den Gang hinunter. Nach kurzem Grübeln erkannte ich das mir sehr bekannte Gespann: Yori und sein Fuchswallach Jarik, wer war auch sonst noch um diese Zeit im Stall?

Ich beugte mich über das Geländer und winkte ihm begeistert zu.

Überrascht führte er Jarik in die Nähe des Gatters.

„Was machst du denn hier?“

„Zu viel Freizeit heute, und du?“

„Auch nichts anderes zu tun. Ich wollte gerade ausreiten, kommst du mit?“

„Ich würde ja gerne, aber ich kann nicht. Ich muss in einer halben Stunde wieder in meinem Zimmer sein.“

„Ach komm schon, was könnte den wichtiger sein als ein Ausritt im Dunkeln?“

Ich seufzte. „Hikari meint ich muss für die Zeremonie später hübsch gemacht werden, deswegen kommt gleich eine Zofe um mir in mein Kleid zu helfen und meine Haare zu frisieren. Ich würde ja gerne verzichten, aber Hikari besteht darauf.“

„Schade, na ja, wenn du schon keine Zeit hast Savann noch fertig zu machen, kannst du ja wenigstens noch die halbe Stunde auf Jarik mitreiten.“

Mit einem breiten Lächeln schaute ich ihm direkt in die Augen. „Überredet.“

Ich kletterte wieder über das Gatter und streichelte Savann zum Abschied die Nüstern. Dann folgte ich Yori hinaus auf den Hof.
 

Skeptisch schaute ich mich von allen Seiten im Spiegel an. Die Zofe hatte mich in das Ankleidezimmer der früheren Königin gebracht. Zuerst hatte sie mir die blonden Haare hochgesteckt. Es sah zwar ganz schön aus, doch gefallen tat es mir trotzdem nicht. Danach hatte sie mich noch mit Pastelltönen geschminkt, hatte meine Wimpern getuscht und mir einen für meinen Geschmack zu dunklen Lidstrich gemalt. Nachdem sie mich dann auf ein Podest vor die Spiegelwand gestellt hatte, zog sie mir das weiße Kleid ein. Es war eng und ich hatte mühe es anzuziehen.

Ich drehte mich so, dass ich mich von hinten anschauen konnte. Das Kleid hatte hinten einen tiefen Ausschnitt der meinen ganzen Rücken enthüllte. Vorne war das Kleid zum Glück nicht so Freizügig, denn vorne war glücklicher Weise nur ein normaler V-Ausschnitt. Unglücklich starrte ich meinen nackten Rücken an. Musste ich dieses Kleid wirklich anziehen. Ich seufzte, gerade dann, als die Zofe mit der Kette und den Haarnadeln zurückkam, mit denen sie unbedingt mein Aussehen perfektionieren wollte.

Ungestüm wuselte sie um mich herum und band mir eine Kette mit einem einzelnen Diamanten dran hängend um den Hals. Zum Schluss steckte sie mir dann noch die Haarnadeln mit den Diamantsplittern in die Haare und nebelte mich mit einer Wolke Parfüm ein.

Irgendwie fühlte ich mich immer noch nicht ganz wohl in diesem Kleid. Ich fand irgendwie war ich nicht mehr ich selbst, denn wenn ich jetzt in den Spiegel sah erkannte ich nicht mich, sondern jemand anderes. Hatte ich mich wirklich so verändert?

Ich stieg von dem Podest und setzte mich darauf. Die Zofe reichte mir weiße Schuhe mit kleinen Absätzen. Ich zog sie an und betrachtete den kleinen Diamanten der an der Spitze des Schuhs glitzerte. Ich ließ meinen Rock darüber fallen und ging Probe im Raum. Das Kleid schwebte gerade mal so über dem Boden, hinter mir schleppte sich eine lange, weiße Schleppe über den Boden. Irgendwie kam ich mir vor als würde ich heiraten.

Schnell verscheute ich diesen Gedanken wieder aus meinem Kopf, ich wollte doch mit 15 noch nicht ans heiraten denken.

Gerade als ich mich zum Hocker vor der Schminkkommode begeben wollte, öffnete sich die Tür vorsichtig.

Hikari steckte suchend ihren Kopf durch den Türspalt. Ihr langes schwarzes Haar hatte sie zur Abwechslung heute hochgesteckt und wie ich jetzt sah, trug auch sie keine normale Kleidung. Als sie das Zimmer betrat erkannte ich ein wunderschönes dunkelrotes Tillkleid, welches sie anhatte. Auch Hikari zog eine lange Schärpe hinter sich her, doch ihre hing wie ein Cape von ihren Schultern. Ihr Rock bestand aus mehren schichten Till und war deswegen auch Verhältnisweise weit. Hikari sah genauso aus wie Schneewittchen, die gerade aus dem Märchenbuch gesprungen war.

Lächelnd kam sie auf mich zu und betrachtete mich von allen Seite.

„Gut siehst du aus, steht dir gut das Kleid. Hätte nicht gedacht, dass du hier so lange brauchst, dafür ist das Resultat aber auch einfach nur atemberaubend.“

Glücklich schaute ich zurück. „Mir gefällt mein Kleid nicht so, irgendwie nicht mein Typ. Du siehst aber auch Klasse aus, wie aus dem Märchen.“

„Kommst du? Das Fest beginnt jeden Moment.“ Hikari wandte sich schon um und ging zur Tür. Ich folgte ihr.

Wieder einmal durchstreiften wir lange Flure mit alten, ausgetretenen Teppichen am Boden. Wir erreichten einen Flur, der mit hohen Fenstern gesäumt war. Ich schaute nach draußen und sah viele Leute, die zwischen Rosenbüschen und Kirschbäumen im Fackellicht auf etwas warteten. Alle starrten wie gebannt in den Himmel. Hikari bog an der Ecke ab und ging durch eine gläserne Tür in den Schlossgarten. Er war riesig, überall standen wunderschöne Büsche und Bäume und bildhübsche Blumen zierten den Steinweg, der sich quer durch den Garten zog. Das Gras fiel immer weiter ab, desto weiter man sich vom Schloss entfernte. Der Garten war nach hinten hin offen, sodass man bis zum Waldrand hinunterschauen konnte. Irgendwo versteckte sich bestimmt noch eine Schlossmauer in dem dichten Buschwerk rund um den großen Rosengarten. Von dem kleinen Pavillon, der über und über mit Rosenranken verziert war, schweifte mein Blick zum Himmel ab. Jetzt konnte auch ich dabei zusehen, wie die Sonne, kaum erkennbar, von den Baumkronen des Waldes verschluckt wurde. Als ich langsam zu den Leuten trat richteten sich nach und nach alle Blicke auf mich. Ich folgte Hikari zum von Kerzen erleuchteten Pavillon und hörte um mich herum viel Getuschel. Ich hörte die Leute murmeln, wie schön ich doch aussah. Manche vergliche mich mit einem weißen Engel tief in der Dunkelheit, oder einem Stern, hell leuchtend am Nachthimmel.

Schüchtern stellte ich mich neben Hikari und schaute mir die Menschenmenge an. Es waren viele Leute dabei, die ich vorher noch nie gesehen hatte. Plötzlich erhob Hikari ihre Stimme und fing an zu reden:

„Wir haben uns heute hier versammelt, um Akina, unserer Auserwählten Hüterin der Jadeperlen, zu ihrer vollen Kraft zu verhelfen. Die letzten Tage waren ganz schön anstrengend und ich hoffe, dass ich es schaffen werde Akina ihre Kraft zu verleihen. Hoffen wir alle, dass nichts schief geht und mein ganze Mühe nicht umsonst war.“

Hikari wandte sich von den Leuten ab und zog eine lange Perlenkette hervor. Sie funkelte und glänzte im schwachen Kerzenlicht. Verwundert schaute ich dabei zu, wie Hikari die Kette vorsichtig auseinander knotete. Dann erst bemerkte ich, dass eines der Verbindungsglieder zwischen den Perlen zerbrochen war. Hikari kam langsam auf mich zu und begann wieder zu sprechen:

„Wie es eine alte Legende sagt, gibt es eine Perlenkette, die vor abertausenden von Jahren den Drachen Aya in Kristall verwandelt hatte, jedoch war sie dabei gerissen. Die Kette bestand aus 1000 Perlen und um sie zu reparieren brauchte man das Drachenfeuer, oder die Flamme eines Auserwählten Zauberers. Ich habe lange gesucht, um diese Kette zu finden. Und heute, an diesem Tag, wirst du Akina diese Kette mit deinem Feuer wieder zusammenschmieden und durch die Kraft des Sternschnuppenregens und der Kette deine vollständige Kraft erlangen.“ Dann überreichte Hikari mir feierlich die lange Kette.

„Pass gut darauf auf, sie ist einzigartig. Du solltest dich schon mal darauf vorbereiten, jeden Moment geht die Sonne unter, du solltest jetzt die Kette wieder zusammenschmieden, bevor noch der Sternschnuppenregen anfängt. Vorsichtig legte ich die wertvolle Kette auf den Steintisch im Garten und begann mich zu konzentrieren. Wie in Trance ließ ich das Feuer in meinem Herzen entfachen. Ich schloss die Augen und Konzentrierte die Hitze auf meine Handfläche. Ich spürte wie eine Flamme auf meiner Hand tanzte und ich hörte wie ein leises Raunen durch die Reihen der Zuschauer ging. Ich öffnete meine Augen wieder und hielt die gebrochenen Enden der Kette solange in die heißen Flammen, bis das Metall orange glühte. Vorsichtig drückte ich die schmelzenden Metallenden aneinander. Konzentriert beobachtete ich, wie die Enden langsam wieder zu Einem zerschmolzen. Erfreut, dass mir das reparieren der Kette geglückt war, wandte ich mich zu Hikari um, die mich stolz anlächelte.

„Die Kette ist wieder ganz, jetzt müssen wir nur noch auf die Sternschnuppen warten“ meldete sich Hikari wieder zu Wort und schaute gebannt in die schwärze des Himmels. Langsam zeichnete sich der Mond in der Dunkelheit ab und warf sein mattes Licht hinunter auf unsere Zeremonie.

Eine einzelne Sternschnuppe raste blitzschnell über den Himmel. Ihr folgten noch weitere und nach kurzer Zeit war der ganze Himmel überfüllt mit hell blitzenden Sternschnuppen, die aussahen wir glitzernde Diamanten im Mondlicht. Hikari wandte sich mir zu, schloss die Augen und streckte eine Hand in Richtung der Kette aus. Dann begann sie den Beschwörungsspruch aufzusagen:

Einst gebrochen, nun wieder beisammen gefügt.

Alterwürdige Sternschnuppen,

erhöret uns.

Erfüllt die Hüterin der Jadeperlen

mit der Kraft aus allerwelt Zeiten.

Plötzlich ging von Hikaris Hand ein wundersames Leuchten aus. Erschrocken wollte ich zurückzucken, doch ich konnte mich nicht bewegen, gehalten von einer unsichtbaren Kraft. Langsam ging das geheimnisvolle Licht auf die Perlenkette über und verbreitete sich immer weiter bis auch Hikari und ich vollständig leuchteten. Ein seltsames Kribbeln kitzelte auf meiner ganzen Haut. Ich spürte wie eine eigenartige Kraft meinen ganzen Körper erfasste. Ohne es zu merken schloss ich meine Augen. Ich bekam nicht mehr mit, was um mich herum passierte. Das einzige, was ich realisierte, war diese eigenartige Energie, die ich tief in mir spürte. Langsam verebbte dieses Impulsive Gefühl und ich öffnete wieder meine Augen. Das verblassende Licht der Kette funkelte mir entgegen. Hikari hatte nun auch wieder ihre Augen geöffnet und lächelte mich stolz an.

„Es hat geklappt“ flüsterte sie mir zu. „Du bist jetzt die vollwertige Hüterin der Jadeperlen.“

Verwundert schaute ich sie an. Dann überkam mich die Freude und ich sprang Hikari um den Hals. Dankend knuddelte ich sie durch. Ich ließ sie wieder los und strahlte der Menschenmenge entgegen. Jetzt war ich also die echte Hüterin der Jadeperlen. Stolz schaute ich zu, wie die letzte Sternschnuppe vom Himmel fiel...



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Azurblau
2007-06-06T09:57:50+00:00 06.06.2007 11:57
wow!!! kann den anderen nur zustimmen, wie immer einsame spitzte.
Du bist ein richtiges Talent!!!
Die vielen kleinen Details und wie du die Gegend beschreibst, man kann sich das richtig Bildlich vorstellen.
Natürlich bin ich wieder gespannt wie es weitergeht. Jetzt fängt ja dann Akinas Reise an, oder?
Also, ich kann mich nur wiederholen, SUPER!!!
*du sagst mir dann wieder bescheid, wenn du wieder ein neues Kapitel fertig hast*
bai...
Von: abgemeldet
2007-05-31T11:26:51+00:00 31.05.2007 13:26
ich find ganz gut und freue mich auf die fortsetzung
Von:  Caellon
2007-05-30T14:38:57+00:00 30.05.2007 16:38
Wow, dieses Kapitel war, gelinde ausgedrückt, verflucht lang und mindestens ebenso gut, wie ich finde. Aber das mit dem Klippenspringen... ich für meinen Teil hätte Yori den Hals umgedreht... mehrfach...


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