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Heilloser Romantiker

von

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Kapitel 50

Kapitel 50
 

Ein Blütenmeer,

Augen voller Mär,

dein Strahlen, rein,

und auf ewig mein.
 

/Wo bist du?/
 

Meeresblau, sanft,

es ist deine Hand,

die sich streckt

und mich neckt.
 

/Sag’ mir, wo bist du?/
 

Ein Regenmeer,

es ist wie jeher,

Tropfen eins

mit deiner Pein.
 

Der Himmel weint,

ist das das Sein?
 

„Wo bist du?“
 

Joes Stimme verschluckten die Rinnsale, die gen Erde stoben.
 

Alles in ihm schien zu bersten. Vergeblich kämpfte er gegen alle negativen Gedanken an, die sich stetig in ihm auftaten. Er musste sie verdrängen, obgleich sie ihn zu zerreißen drohten! Wenn er sich ihnen hingäbe, würde er versagen. Er würde in der Tat nichts weiter als… versagen.
 

Grau wie das Meer,

Wellen mehr und mehr,

Drohender Hauch -

Hörst du ihn auch?
 

/Ich darf nicht an den Rand des Wahnsinn getrieben werden!... Ich muss kämpfen, wie die Sonne, die uns ihr Licht schenken möchte. Sie vermag es sogar, den Himmel zu spalten. Ihr Glanz steht über allem…/
 

Es funkelte. Über ihm, um ihm herum. Nur für einen Moment. Aber einen Moment genug, um Hoffnung zu schöpfen. Um die Augen von etwas nicht mehr loszulassen, das das Licht wild reflektierte. Joe begann zu klettern, wie er es vor ein paar Wochen bereits einmal und früher sehr oft getan hatte. Ein Ast nach dem anderen nehmend hangelte er sich empor, bis er durchnässt auf das stieß, was ihm einen Schub im Herzen gab.
 

/Also doch…/
 

Er griff nach der Folie, die am Stamm mit einem Nagel angebracht war, und löste sie vorsichtig ab.
 

/Ich…

werde es schaffen! Ich werde dich finden! Dich unversehrt in meine Arme nehmen!...

Verdammt, ich muss es schaffen!/
 


 

Stunde für Stunde verging, in der Rick kaum Tageslicht erblickte. Seine Augen hatten sich mühelos an die spärlichen Lichtverhältnisse gewöhnt, aber sein Herz nicht. Dieses ersehnte die Sonne, die Natur und die frische Luft. Das matte Sein um ihn herum war derart trist, dass es einfach nichts Liebliches zu bieten hatte. Manchmal flüchtete er sich in das unbeheizte Badezimmer, um ein wenig mehr Strahlen um sich zu haben. Die hellen Fliesen sind unglücklicherweise das Hoffnungsgebendste in seiner Gefangenschaft, abgesehen von den Gedanken, die sich einzig um Joe drehten. Er musste es irgendwie schaffen, die schönen Dinge, die ihm geblieben waren, zu vereinen; sie zu einer Einheit zu verschmelzen, damit sie ihn heiter – so gut es eben ging – stimmen konnten. Irgendetwas musste er unternehmen, um nicht unter der Last zusammenzubrechen, die ihm aufgebürdet worden war. Er fühlte sich verraten, geschändet und in gewisser Weise auch erniedrigt. Aber ihm oblag es trotz all der Bestürzung aufzugeben. Er konnte nicht kapitulieren…

Immer wieder regte sich etwas in ihm, das an seine Stärke appellierte. Vielleicht mochte er viele Schwächen besitzen, doch solange er noch ein wenig Kraft in sich fand, würden sie nichtig bleiben. Erst, wenn er gänzlich am Ende wäre, würde er ihnen die Oberhand gewähren, aber erst dann. Keine Sekunde eher!

Mit einer Hand fasste er sich an die Brust, bettete ihre Finger sanft auf das schlagende Organ, das einen seichten Rhythmus innehatte. Seine meerblauen Augen trugen wie so oft leichten Glanz in sich, spiegelten nur verborgen das Leid wider, das er zu ertragen hatte. Fest verbissen sich seine Zähne ineinander, drückten seinen Willen aus, den er tief in sich trug. Genau mit dieser Körperhaltung legte er sich die Handschellen um, um auf das Klopfen, das gerade ertönt war, zu reagieren.
 

„4 Blätter“, rief er gen Tür, die sich bereits auftat.
 

Er erblickte Olivier und musterte diesen. Allein schon die dunklen Augenringe zeugten von einer ungut verlaufenen Nacht.
 

„Bereite ich dir so viel Kopfzerbrechen?“, fragte Rick spöttisch. Seine Stimme war aber so leise, dass er sie selbst kaum hörte. Er wusste ganz genau, dass er seine Zunge zukünftig besser unter Kontrolle haben musste, und er war irgendwie auch erleichtert, dass der andere ihn anscheinend nicht verstanden hatte. Zumindest zeigte Olivier keinerlei Regung, sondern ging seiner Arbeit stumm nach.
 

/Dir wurde wohl verboten, dich mit mir abzugeben, nicht dass du noch einmal Hand gegen mich erhebst. Das ist wirklich gut zu wissen, zumal es mich ein klein wenig erstaunt… In mir verstärkt sich aber die Vermutung, dass es dir gar nicht passt, dass ich hier bin. Denn dir wird nicht mehr die Aufmerksamkeit zuteil, die du brauchst… In den letzten Tagen habe ich wohl die Veränderung deines Handelns bemerkt, mit der du agierst. Und vielleicht bist doch du der Schlüssel zu meiner Freiheit… !!!/
 

„Danke für den netten Service.“ Gänzlich konnte sich Rick den herausfordernden Unterton nicht verkneifen und erntete dafür lediglich einen missbilligenden, aber ebenso kalten Blick.
 

Aber was war geschehen, dass Olivier keine Befugnis mehr hatte? Was hatte ihn der Gewalt beraubt?
 

„Und wie das duftet!“ Tief sog der Dunkelhaarige das Aroma ein, das sich großzügig im Raum verteilte. „Schmeckt bestimmt so gut, wie es riecht.“
 

Vernichtend starrte Olivier ihn an. Plötzlich hatte seine Erscheinung nichts roboterartiges mehr, obwohl ihn das sonst immer ausgemacht hatte. Ein kaltes, gefühlloses Wesen, das weder was empfinden konnte noch andere Formen von Emotionen kannte. Doch nun sah Rick ein wutentbranntes Funkeln in den matten Iriden.
 

/Hast du am Ende doch ein Herz?/
 

„Wenn ich nicht hier wäre, würde Alexandros mehr Zeit für dich haben.“
 

Weiterhin visierten sie sich gegenseitig. Olivier blieb zwar stumm, aber seine Augen verrieten ihn. War das die Chance für Rick, die Kehrwende herbeizuführen?
 

„Du ersehnst doch seine Nähe, auch wenn du das niemals offen gestehen würdest. Wie ich das sehe hat er dich aufgezogen und du bist ganz und gar von ihm abhängig. Doch meine Anwesenheit nimmt dir deinen heiß geliebten Ziehvater, für den du alles tun würdest. Nicht wahr?“
 

/Ich sehe, wie sich dein Körper verkrampft. Mein Herz bebt ebenfalls, weil ich nicht weiß, was ich da gerade anrichte. Vielleicht begehe ich gerade den größten Fehler meines Lebens, aber mein Mund bewegt sich fast automatisch und die Worte dringen aus ihm wie von allein heraus. Als ob sich mein Geist von meinem Körper trenne…/
 

„Damit habe ich wohl ins Schwarze getroffen oder wie siehst du das? Aber findest du nicht auch, dass es da nur eine Möglichkeit gibt? Gib mich frei und du wirst ihn wieder vollkommen für dich haben! Lass mich gehen und er wird wieder Zeit für dich haben! Kette mich los und-“
 

Die nächsten Worte blieben Rick im Hals stecken, als Olivier auf ihn zugestürmt kam und ihn fest an der Kehle packte und zudrückte. Sofort schrie seine Lunge nach Luft, die ihr verwehrt wurde.
 

„Halt endlich deinen Mund oder ich bringe dich hier und jetzt um.“
 

„Dann…“ Rick würgte. „… hasst… er… di…ch…“
 

Als ihm schwarz vor Augen wurde, spürte er, wie der Druck um seinen Hals nachließ. Trockenes Keuchen begleitete den rasenden Schmerz, der ihn übermannte. Noch bevor er sich wieder regenerierte hörte er die Tür schlagen. Seine Mundwinkel begannen zu zucken und beherbergten alsbald ein triumphales Lächeln.
 

Etwaigen mochte er selbst zu Irrsinn und Bosheit neigen. Vielleicht mochte er zum Widerling mutieren. Doch hatte er eine Wahl?
 

Wie in Trance schüttelte er seinen Kopf; warf ihn von einer Seite zur anderen. Mochte er diese schroffe, psychotische Ader, die er an den Tag legte?
 

Im Endeffekt war es doch gleichgültig! Er wollte verdammt noch mal raus aus diesem Loch, in dem er gefangen gehalten wurde. Gefangen! Festgehalten! ANGEKETTET!

Die ganze Zeit musste er sich peinigen lassen, stillschweigend hinnehmen, dass er am kürzeren Hebel saß, sich ungewollt küssen lassen. Die Zunge eines Menschen spüren, den er zutiefst verabscheute!

Das Leben war nicht fair. Diese ganze verfahrene Situation war schlicht und einfach ungerecht. Und er sah eben keinen anderen Ausweg mehr, als selbst zu einem Lebewesen zu werden, das man widerwärtig und abstoßend fand. Er musste Olivier zur Weißglut treiben, um seine eigene Haut zu retten. Um nicht gänzlich wahnsinnig zu werden und den Verstand zu verlieren; oder gar ganz apathisch zu werden und widerstandslos alles folgende über sich ergehen zu lassen. Er wollte partout keine Puppe ohne Herz sein, mit der man machen konnte, was man wollte. Sie treten, küssen, vergewaltigen oder was auch immer!
 

Er war ein Mensch, der leben wollte! Der jung war und noch alles vor sich hatte! Vielleicht hatte er es früher zu einfach gehabt? Zu gute Noten, zu viel Aufmerksamkeit durch seine Eltern, zu einen guten Freund? Vielleicht sah er deshalb das Schlechte nun noch schlechter, weil er die negativen Seiten nie gekannt hatte?

Vor seinem Outing hatte er in der Tat selten Schwierigkeiten bekommen. Vielleicht… sollte alles so passieren, dass er fürs spätere Leben gewappnet war? Dass er die Kraft entdeckte, die ihm innewohnte?
 

/Ich fantasiere!... Ist es die stete Dunkelheit, die an meinem Verstand nagt?

Ist es dieser karge Raum, der Fragen aufwirft, die ich mir zuvor noch nie gestellt hatte?/
 

Hatte nicht alles seinen Sinn? Irgendwo versteckt und meist nicht erahnbar?
 

/Das ist absurd! Dies hier kann nichts Gutes haben!/
 

„Nichts!!!“
 

Er konnte noch so überzeugt in die Leere des Zimmers rufen…
 


 

Nun wusste Joe, dass er sich am richtigen Ort befand. Was hieß schon richtig, aber an dem, der ihn ein Stück weiter bringen sollte. Unentwegt blickte er auf die weißen Buchstaben, die man gut unter der durchsichtigen Folie erkennen konnte. Das war es also: das neue Rätsel. Ebenso verwirrend auf den ersten Blick wie seine beiden Vorgänger. Doch dieses Mal hatte der Blonde nicht vor, an ihnen zu verzweifeln, zumal ihm etwas ganz anderes Sorgen bereitete. Noch immer hatte er Steven nicht erreicht, obgleich er es noch ein paar Mal probiert hatte. Immer wieder hatte er nur die Mailbox zu sprechen bekommen und das nagte vielmehr an ihm als der Umstand, die wirren Worte nicht auf Anhieb entschlüsseln zu können. Dies vor ihm waren lediglich Worte, die einzig für ihn bestimmt waren, doch Steven tat gerade etwas, was Ricks Leben noch viel mehr beeinträchtigen konnte als ein ungelöstes Rätsel. Würden die Entführer und Serrat davon Wind bekommen? Ausschließen konnte Joe dies leider nicht und genau dieser Fakt brachte unbändige Unruhe in seine Glieder. Sie wirkte sich schon allein durch das Auf- und Abwiegen seiner Beine aus.

In seiner einstigen Heimat konnte er nichts erreichen, darum musste er zusehen, so schnell wie möglich zurück nach Veneawer zu kommen. Behände sprang er vom Baum und eilte zur Hauptstraße. So viel Zeit, sich ein Taxi zu bestellen, hatte er nicht, zumindest hatte er das dumpfe Gefühl, sie nicht zu haben. Darum hielt er das nächstbeste Auto an, das ihm entgegenkam.
 

„Sie Idiot! Ich hätte Sie überfahren können!“
 

Blindlings hatte sich Joe halb vors Auto geworfen.
 

„Können Sie mich ein Stück mitnehmen?“
 

Pikiert wurde er von oben bis unten betrachtet. Er bot mit Sicherheit keinen schönen Anblick: bis auf die Haut durchnässt, mit Schlamm bedeckt bis zu den Knien und nichts als ein Blatt Papier – fest umklammert - bei sich.
 

„Okay.“
 

Überrascht stieg Joe ins Auto ein. Derart einfach hatte er sich das nicht vorgestellt; obwohl er sich eigentlich gar nichts bei seiner Aktion gerade gedacht hatte.
 

„Danke, das ist sehr nett von Ihnen. Joe Yera.“ Er hielt dem Fremden eine Hand entgegen, der nur mit dem Kopf schüttelte und die Hand ergriff.
 

„Lassen Sie mal gut sein. Ich bin Freddy. Oder Fred. Was Sie lieber haben.“
 

Joes Fahrer lächelte breit. Eine Welle der Sympathie überrollte den Blonden und von jetzt auf nachher fühlte er sich ein wenig ausgeglichener, auch wenn ihn die Angst um Rick nicht im Geringsten losließ.
 

Drei Stunden später stieg er wieder aus, bedankte sich zum zehnten Mal in aller Form und bekam zum zehnten Mal dieselbe Reaktion. „Lassen Sie mal gut sein.“

Nicht einmal Geld wollte Fred annehmen. Egal, wie oft Joe es auf der Fahrt versucht hatte, sich auf irgendeine Weise erkenntlich zu zeigen, jeder Versuch wurde abgelehnt und stattdessen mit einem netten Lächeln abgetan.
 

„Ich wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft.“
 

„Das haben Sie anscheinend viel nötiger“, entgegnete Fred.
 

Und schon schaute Joe dem Wagen nach, das ihn fast bis nach Hause gebracht hatte. Ein wohliges Gefühl machte sich in ihm breit und ließ ihn noch schneller laufen, als er sich nach einer Möglichkeit umsah, die letzten Kilometer bis Veneawer zu überwinden. Da er nicht vorhatte, sich erneut wagemutig vor ein Auto zu werfen, nahm er den Bus. Während er sich einen Platz suchte, klingelte sein Handy.
 

„Dad? Ich habe schon eine Ewigkeit versucht dich zu erreichen!“
 

„Wo steckst du eigentlich?“
 

„Warum bist du nicht ans Telefon?“
 

„Ist das Motorengeräusch im Hintergrund?“
 

„Ja. Ich bin in weniger als einer Stunde zurück. Können wir uns in dann in meiner Wohnung treffen? Hast du diesen Kellner gefunden?“ Inständig hoffte er, dass das Steven nicht hatte.
 

„Das erzähle ich dir am besten unter vier Augen. Bis gleich.“
 

Und schon klickte es in der Leitung. Fassungslos starrte Joe auf sein Handy, das nun nur noch ein Freizeichen für ihn übrig hatte.
 


 

„Wie siehst du denn aus?“
 

„Lass mich erst mal eine Dusche nehmen. Derweil kannst du dir hierüber Gedanken machen.“
 

Mit einem vielsagenden Blick drückte Joe Steven das Blatt Papier in die Hand, das er mitgebracht hatte.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ 4 Blätter ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

~~~~~ Norden ~~~~~
 

~~ Unser aller Beginn! ~~
 

Nach ein paar Minuten gesellte sich Joe zu Steven auf die Couch und sah ihn fest an.
 

„Was hast du die letzten Stunden gemacht?“
 

„Woher hast du das?“
 

Steven wedelte mit dem Papier vor Joes Nase herum, der es nahm und beiseite legte, ohne auch nur einmal mit der Wimper zu zucken.
 

„Hast du nun diesen Kellner gefunden?“
 

Seltsamerweise richtete sich der Größere auf und lief ein paar Schritte auf und ab. „Es wird dir nicht gefallen.“
 

„Musst du jetzt einen auf überbesorgter-Vater-der-seinem-Sohn-nichts-zumuten-möchte machen?“
 

„Ach, du weißt, was in meinem Kopf vor sich geht, ja?“
 

„So war das nicht gemeint.“
 

„Dann sage mir: wie sonst?“
 

„Darum geht es doch eigentlich gar nicht.“ Allmählich schlich sich wieder ein wenig Wut zu Joes Zustand. „Sage mir doch einfach gerade heraus, was du herausgefunden hast respektive mit wem du gesprochen beziehungsweise was du gemacht hast.“
 

„Wir sollten erst einmal über das neue Rätsel sprechen.“
 

„Das gibt’s doch nicht! Möchtest du dich drücken, verstehe ich das richtig? Ich halte diese Geheimnistuereien und Rätseleien nicht mehr aus! Mittlerweile habe ich davon echt genug! Kannst du das denn nicht nachempfinden? Was würdest du denn machen, wenn Mom in irgendeinem Loch gefesselt und geknebelt läge?“
 

„Joe!“
 

„Nichts ’Joe’! Ich bin kein kleines Kind mehr, das man zur Raison bringen muss!“
 

„Das weiß ich!“
 

„Und warum behandelst du mich dann nicht wie einen erwachsenen Menschen?“
 

„Weil…“
 

„Ich höre!“
 

„Weil ich dir gerne diese Bürde ersparen würde, verdammt! Wenn ich könnte, würde ich sie dir abnehmen, aber das kann ich anscheinend nicht! Sollte ein Vater nicht immer versuchen, die Last von den Schultern seines Kindes zu nehmen?“
 

Mit einem Mal fühlte sich Joe gar nicht mehr wohl in seiner Haut. Die letzten Worte hallten schuldbewusst immer und immer wieder in seinem Verstand nach.
 

’… seines Kindes…’
 

„Es… Ich… Das ist alles nichts für mich. Diese immensen Gefühle… sie schnüren mir die Luft ab… Es tut mir leid, aber ich… ich bin es nicht gewohnt, mich so um einen Menschen zu sorgen.“
 

„Ich weiß und ich kann dir versichern, dass es nicht leichter werden wird.“
 

Minuten des einvernehmlichen Schweigens vergingen, ehe sich Steven räusperte und sich Joe zuwandte. Sie saßen sich von Angesicht zu Angesicht gegenüber; nur Joe konnte gerade nicht den Blick des anderen aufsuchen. Seine grünen Augen waren gen Boden gerichtet, er sehnte sich in diesem Augenblick unermesslich nach seinem Freund. Wenn er doch nur wenigstens dessen warmen Atem im Nacken spüren könnte…
 

„Rick ist in Gefahr, wenn du einen falschen Schritt machst.“
 

Joes Herz setzte aus. Irritiert, geschockt, fassungslos sah er für einen Augenblick auf. Obgleich er etwas sagen wollte, blieb er stumm.
 

„Serrat und Ornesté stecken unter einer Decke. Alexandros Ornesté ist der Mann, der Rick in seiner Gewalt hat, aber unter diesem Namen ist er hier nirgends registriert. Aber das allein ist noch nicht das Problem, sondern…“
 

Bu-bumm. Leicht begann Joes Körper zu beben, obwohl er keinerlei Schwäche zeigen wollte. Partout wollte er sein Unvermögen verbergen, doch er schaffte es nicht.
 

„Sondern?“, fragte er mit belegter Stimme.
 

„Wie es scheint, hängt Ricks Vater mit drin.“
 

„Was?“
 

Voller Unglauben ballte Joe seine Hände zu Fäusten. Das konnte er beim besten Willen nicht glauben.
 

„Du scherzt!“
 

„Hältst du mich für derart makaber!?... Etwaigen haben wir deshalb weder Damon noch Dea erreicht.“
 

„Das können wir nicht einmal mutmaßen! Das würde Rick niemals verkraften! Hat dir das dieser tolle Kellner erzählt? Niemals! Dem werde ich eigenhändig nachgehen! Das kann ich nicht glauben!“
 

„Du w-i-l-l-s-t es nicht glauben.“
 

Böse funkelte Joe seinen Stiefvater an. Eine solche These einfach in den Raum zu stellen zu diesem Zeitpunkt war mehr als nur unangebracht!
 

„Nein, das kann ich nicht glauben!“, schrie er ihn an und trat gegen den kleinen Tisch, der polternd an der Wand landete. Die kleine gläserne Schale, die auf ihm gestanden hatte, barst in tausend Stücke.

Mit zitternder Hand griff sich Joe in die Tasche und holte sein Handy hervor. Ricks Vater musste doch erreichbar sein! Verdammt, er musste ihn erreichen und dieses Missverständnis aus der Welt schaffen!
 

„Zurzeit ist der gewünschte Gesprächspartner leider nicht-“
 

Wutentbrannt klappte der Blonde das Telefon wieder zu. „Mist!“
 

„Tut mir leid, Joe.“
 

„Was? Dass du die falschen verdächtigst? Ricks Vater mag zwar ein egoistischer, intoleranter Vollidiot sein, aber so was würde er nicht tun! Meinetwegen kannst du das glauben, aber nicht ich, obgleich ich mehr Gründe dazu hätte! Zwei Jahre lang hat er Rick leiden lassen, aber… Nein! Das würde er verflucht noch mal nicht tun!“
 

„Kannst du dir sicher sein?“
 

Für einen Moment wich die Farbe aus dem Gesicht des Jüngeren. „Kann man sich je sicher sein?“, entgegnete er leise.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  smily
2007-04-17T17:12:54+00:00 17.04.2007 19:12
Jaaaa! Steven hat ihm endgültig vergeben! Ich hatte irgendwie noch meine Zweifel...
WIE ist Steven an diese Infos rangekommen? Aber wie Recht er doch hat!
Das ist ein tolles kappi! Weiter so!
ciao, ciao
deine smily


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