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Zwei Gesichter

von

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Entdeckung

Kapitel 8
 

Kou stand nun vor einer Wand und einem Regal voll mit Bildern. Auf einer Pinnwand befanden sich ebenfalls verschiedenste ausgeschnittene Artikel und Fotos.

Langsam ließ er den Blick über die Bilder schweifen und schluckte trocken. Sowas hätte er wirklich nicht erwartet. Alles, aber nicht das und schon gar nicht von Kai. Er ließ den Blick über das Regal wandern und war schockiert, was dieser Blondschopf nicht alles hatte. Ausnahmslos alle Albums, Bücher und Fotos waren hier vorhanden, die jemals erschienen waren. Der Brünette wendete sich abermals den Bildern zu und streckte eine Hand nach einem der vielen aus, um kurz darüber zu streichen, dann drehte er sich zu Kai um.
 

Abermals schauten sie sich lange in die Augen.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du so ein großer Fan davon bist!“, wisperte er und schluckte.

„Es sollte eigentlich auch ein Geheimnis bleiben!“, sagte ihm Kai via Zeichensprache und wich seinem Blick aus.

„A.T.S.U.I…“, leise hatte Kou dieses Wort gewispert und jeden Buchstaben dabei einzeln betont. Kai schaute ihn erschrocken an. Noch nie hatte er dieses Wort so ausgesprochen gehört. Er kannte es sehr wohl in allen möglichen Variationen, doch wenn Kou es sagte, klang es fremd und wie aus einer anderen Sprache, irgendwie mystisch.
 

„Ich hätte nicht gedacht, dass japanische Bands hier so beliebt sind…“, murmelte Kou und fixierte abermals die Pinnwand, blickte dann jedoch zu Kai.

„Ich bin auch der einzige außer Teru, der sowas mag!“, zeigte der Blonde zögerlich mit seinen Händen und schaute weg. Er wollte dem Brünetten nicht in die Augen sehen.

„Teru, ja der sicher!“, kicherte Kou plötzlich, was ihm einen verwirrten Blick von Kai einbrachte.

„Du kennst Teru?“, fragte dieser in seiner Sprache und man sah ihm deutlich an, dass er mit der Situation nicht ganz zurechtkam.

„Ja, vor 3 Jahren hat er im selben Ort wie ich gewohnt! Wir waren gute Freunde und sind es heute noch!“, lächelte Kou, worauf Kai nur nicken konnte. Dieses Lächeln beraubte ihm alle seiner Sinne und bescherte ihm unglaubliches Herzklopfen.
 

Kou wendete sich ein weiteres Mal dem Regal zu und begutachtete die CD-Sammlung des Blonden. Scheinbar wahllos zog er eine heraus.

„Darf ich?“, fragte er den Besitzer dieser und blickte über seine Schulter, woraufhin er ein Nicken von Kai zu sehen bekam.

„Schön!“, grinste er, öffnete die Lade des CD-Players, der auf dem Regal oberhalb der CDs stand, nahm die CD, die er gerade hervorgeholte hatte und legte sie hinein.

Die Lade schloss sich automatisch und das erste Lied begann zu spielen. Kou schloss kurz die Augen, was Kai allerdings nicht sah. Langsam ging er ein Lied nach dem anderen durch.
 

„Glaubt man gar nicht, dass der Sänger der Band bei diesen Liedern erst 15 Jahre alt ist!“, sagte der Brünette und drehte sich zu seinem Bruder um, der über diese Aussage ziemlich schockiert zu sein schien.

„Nicht dein Ernst!“, formte er mit seinen Händen und schluckte anschließend trocken.

„Oh doch doch! Das ist mein Ernst!“, sagte Kou und nickte zur Bestätigung noch einmal.

„Woher weißt du das?“, ‚fragte’ Kai weiter und seine Mimik drückte äußerste Neugier, aber auch Verwirrung aus.
 

Kou musste bei dem Gesichtsausdruck des Blonden lachen, doch das verebbte schnell wieder und zurück blieb ein mystisches, undeutbares Lächeln.

„Ach, na ja…“, grinste er und zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß so einiges was in diesem Land vor sich geht, schließlich bin ich ja gebürtiger Japaner!“, fügte Kou noch hinzu und grinste seinen Bruder frech an, bevor dieser allerdings etwas erwidern konnte, sprach er weiter.

„Wusstest du eigentlich, das dieses Lied hier…“, er zeigte zur Stereoanlage, „…ziemlich vulgär ist?“, fragte er und grinste undeutbar.
 

Kai zog eine Augenbraue hoch und konnte nichts anderes tun, als sich abermals über seinen Bruder zu wundern.

„Diese Stelle hier zum Beispiel………
 

Kann ich dich lieben, in dieser schimmernden Nacht?

So wie du bist, bewege dich schneller, und mehr…

Deine nassen Lippen nehmen mir den Atem, Baby, da gibt es kein Bedarf mehr für Worte.

Du und ich… aber trotzdem… keine brennende Liebe.

Ah… so viele Morgen muss ich zählen,

Ah… damit diese Nacht zum Ende kommt?

Ah… der Himmel ist voll mit weißen Blumen,

Ah… wenn sie mich umgeben, komme ich.
 

………“, übersetzte Kou und grinste seinen Bruder an, dessen Gesicht nun ein gesunder Rot-Ton zierte.

„Guck nicht so! Ist so! Der Bandleader ist wohl in seinen tiefsten Inneren ein kleiner verdorbener, vulgärer Junge!“, lächelte Kou verführerisch und Kai stockte der Atem als er diesen Blick sah. Als Kou dann noch begann mitzusingen und lasziv grinsend näher zu kommen, wurde Kai heiß. Verdammter Kou! Wollte der, dass er über ihn herfiel oder was?!
 

Kou hatte beschlossen seinen Bruder ein wenig zu ärgern und aus der Reserve zu locken. Lasziv lächelnd ging er langsam das Lied mitsingend auf seinen Bruder zu. Dieser schien bereits ein wenig unruhig zu werden, doch das störte den Brünetten nicht weiter, eher im Gegenteil. Dieses Lied brachte ihn immer wieder auf abnormale Gedanken und Ideen. Das war schon immer so gewesen, auch früher, aber über alte Kamellen nachzudenken wollte er jetzt genauestens verhindern.
 

Vor dem Bett, auf dem Kai immer noch auf die Ellenbogen gestützt lag, blieb er stehen und musterte auffällig den schlanken Körper unter sich. Immer noch mitsingend beugte er sich zu ihm hinunter, stützte links und rechts neben Kais Schultern seine Hände ab und beugte sich so weit hinunter bis er mit seinen Lippen neben Kais Ohr war.

„Wenn du willst kann ich dir ja die ganzen Lieder übersetzen!“, wisperte er und pustete sanft in des Blonden Ohrmuschel und dieser erschauderte unter der sanften Berührung. Kai hatte unbewusst die Augen geschlossen und als er sie wieder öffnete, stand Kou in der offenen Tür und grinste ihn frech an.

„Sorry, hab noch eine Verabredung mit einem Kumpel von mir! Ciao bella!“, sagte er über beide Ohren grinsend und schloss hinter sich die Tür.
 

Kai starrte noch eine ganze Weile an die Tür, bis sich seine Mimik langsam veränderte. Wut spiegelte sich in den kristallblauen Seen wieder. Er packte ein Kissen und warf es mit voller Wucht gegen die geschlossene Tür, um sich danach auf die Matratze boxend auf den Bauch zu legen. Wie wild malträtierte er sein Schlafgemach, bis er lautlos keuchend seine Hände hilflos in die Decke krallte und sein Gesicht in den Kissen versteckte.
 

Warum hatte sein Bruder sowas mit ihm gemacht? Noch immer spürte er sein Herz bis zum Hals klopfen und es wollte einfach nicht aufhören, sich bemerkbar zu machen. Er hatte Kous Atem am Ohr gespürt und diese sanfte Berührung hatte ihm einen Schauer nach dem anderen versetzt. Abermals schlug er auf sein Kissen ein.

Und was das Schlimmste überhaupt war, er hatte dies Berührung genossen und sie hatte ihm mehr als nur gefallen. VERDAMMT!! Kou war sein Bruder! Sein BRUDER!!! SEIN Bruder!!!

Das leichte Ziehen in einer Gegend, die er lieber nicht beim Namen nennen wollte, überging er gekonnt.
 

Kou hingegen war bereits auf dem Weg in den Park, wo Teru auf ihn wartete. Mittlerweile fragte er sich bereits, ob es eh kein Fehler gewesen war, Kai in dieser Form zu ärgern. Schließlich wusste er ja nicht einmal annähernd wie Kai denkt oder fühlt und ihn da so zunahe zu treten war wahrscheinlich wirklich ein Fehler gewesen, aber rückgängig machen konnte er es ja sowieso nicht mehr. Was ihm aber noch mehr Sorgen bereitete war seine eigene Reaktion und seine Gefühle. Es hatte sich gut angefühlt, dem Blonden so nahe zu sein und es hatte wirklich nicht mehr viel gefehlt und er hätte ihn geküsst.
 

Verwirrt über sich selbst wuschelte Kou sich mit der Hand durch die Haare. Er konnte sich doch unmöglich in seinen Bruder verknallt haben oder? Er wusste sehr wohl wie es ist, verliebt zu sein, doch dieses Gefühl war etwas anders. Überall kribbelte es und sein Herz machte wilde Anstalten, seine Brust zu zerbersten und sich selbstständig zu machen, doch das war für ihn nicht verliebt sein. Irritierenderweise war es ein sehr angenehmes Gefühl, aber so voller Widersprüche und Ungereimtheiten, dass Kou abermals verwirrt den Kopf schütteln musste.
 

Abrupt blieb er stehen und starrte auf einen unbekannten Punkt vor sich. Sollte er sich besser gleich entschuldigen? Wäre vielleicht wirklich besser, schließlich wusste er ja nicht, ob Kai nachtragend war. Kurz nickte er zu sich selbst, drehte auf dem Absatz um und ging zurück Richtung Zuhause.
 

Mitten auf dem Weg fiel ihm ein kleiner Blumenladen ins Auge, den er nach kurzem Begutachten auch ansteuerte. Ihm war etwas eingefallen, dass er eigentlich schon viel früher machen wollte. Schnell kaufte er einen großen Blumenstrauß und verabschiedete sich wieder. Es war eine bunte Mischung aus den verschiedensten Blumen und ein perfektes Entschuldigungsgeschenk, allerdings nicht für Kai.
 

Als er Zuhause angekommen war, öffnete er die Tür, entledigte sich seiner Straßenkleidung und ging ins Wohnzimmer, wo Chiyo saß und in eine Stickerei vertieft zu sein schien. Schnell versteckte er die Blumen hinter seinem Rücken und trat noch ein paar Schritte näher.

„Chiyo?“, fragte er schließlich leise und wartete auf eine Reaktion seiner Stiefmutter, die auch sogleich eintrat, indem diese den Kopf hob.

„Ah Kou! Was kann ich für dich tun?“, fragte sie lächelnd und legte den Stoff und die Nadel zur Seite.
 

Sanft lächelnd holte er den Blumenstrauß hervor und hielt in ihr hin, wobei er in eine leichte, anmutige Verbeugung ging.

„Es tut mir Leid, dass ich dich mit meiner Frage bezüglich der Fotos so verletzt habe! Ich wollte mich bei dir entschuldigen, weil ich oft nicht nachdenke, bevor ich etwas sage!“, sagte er und blickte anschließend in das strahlende, mit einem sanften Lächeln versehene, Gesicht seiner Gegenüber.

„Kein Problem Kou! Ich hätte es euch ja auch vorher schon sagen können! Das war mein Fehler und du hättest dir doch keine solche Mühe machen müssen!“, erwiderte sie und nahm den Blumenstrauß und somit die Entschuldigung an.
 

„Doch! Das war das Mindeste, was ich tun konnte!“, fügte er lächelnd hinzu und als er sah, dass Chiyo mit der Hand neben sich aufs Sofa klopfte, nahm er ihr stummes Angebot an und ließ sich auf das kuschelige Sofa nieder.

„Weißt du Kou, Kiara war Kais Zwillingsschwester! Wir alle haben sie sehr geliebt! Sie war der Sonnenschein der Familie und immer für einen Spaß zu haben, auch Kai war damals anders! Immer war er mit ihr unterwegs und war für jeden Spaß zu haben, doch eines Tages sollte alles anders werden! Kiara und Kai gingen am Abend in einen Club um ein bisschen unter andere Leute zu kommen, als Kiara von ein paar Typen angemacht und nach draußen gezogen wurde! Kai natürlich wollte ihr helfen, doch er konnte nichts tun, sie…“, doch Chiyo wurde unterbrochen, als Kou ihr sanft einen Finger auf die nun leicht bebenden Lippen legte.
 

„Sch… Nicht weitererzählen! Belassen wir es dabei!“, wisperte Kou sanft und nahm die nun weinende Chiyo in die Arme. Lange saßen sie so in dieser Umarmung, doch Chiyo ging es langsam besser.

„Vielleicht gibt es noch eine Möglichkeit, Kai wieder zum Sprechen zu bringen, denn schließlich war das der Auslöser für seine nun verschlossenen Lippen!“, murmelte Chiyo und blickte hoffnungsvoll in das hübsche Gesicht ihres Stiefsohns.

„Vielleicht könntest du ihn wieder dazu bringen Kou! Er mag dich, auch wenn es nicht so aussieht!“, sagte sie und lächelte wieder herzlich, auch wenn die leicht geröteten Augen ihre Laune straften. Bevor Kou allerdings etwas erwidern konnte, stand Chiyo auf.

„Es wäre besser, wenn ich die Blumen in eine Vase stellen würde, sonst verdursten sie noch!“, lächelte sie und Kou erwiderte das Lächeln.

„Danke!“, war ihr letztes Wort, bevor sie in die Küche ging, um den Blumen ihr wohlverdientes Wasser zu geben.

Kou lächelte noch kurz, bevor er sich erhob und die Treppe hoch, Richtung Kais Zimmer ging – in die Höhle des Löwen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-09-14T19:22:50+00:00 14.09.2008 21:22
Armer Kai...
*heul*
Das war gemein, was Kou da gemacht hat!
Mal sehen, ob er Kai zum Sprechen bekommt!^^
Von:  ReinaDoreen
2007-08-18T14:59:07+00:00 18.08.2007 16:59
Deine Geschichte habe ich heute erst entdeckt. Ich finde sie sehr schön geschrieben und so geheimnisvoll. Vor allem in Kous Leben gibt es viele Geheimnisse, die du noch nicht verraten hast.
Weiterhin bin ich sehr gespannt darauf, ob Kai und Kou zueinanderfinden, dass sie sich mögen haben beide ja jeder für sich schon festgestellt.
Bitte schreibe schnell weiter.
Reni


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