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Aícanar

von

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Krieg und Leben

Er senkte den Bogen und schob den bereits auf der Sehne liegenden Pfeil in den Köcher an seinem Sattel zurück; ein zweiter Pfeil war nicht mehr nötig. Seine Beute war ohnehin schon an Ende, er musste sie nicht mehr zu fall bringen, sie strauchelte schon.

Shymaro zügelte seinen Hengst, ließ ihn im gemächlichen Schritt der keuchenden Beute folgen. Natürlich hätte er sie auch jetzt schon stellen können, aber er sah keinen Grund warum er etwas so vergnügliches wie diese Jagd hätte abkürzen sollen.

Gnade?

Sie war weder seiner geschändeten Mutter noch seinem gefolterten Vater zu teil geworden. In Leid, Blut und Verzweiflung hatten die Elben ihr einstiges Königspaar verloren, Leid, Blut und Verzweiflung brachte nun ihr Sohn unter die Mörder seiner Eltern. Shymaro hatte den Krieg entfesselt und die Menschen an die Grenzen seines sich immer weiter ausbreitenden Reiches verbannt. Betrat ein Mensch das Land der Elben verwirkte er damit sein Leben.

Ein spitzer Schrei brachte Shymaro in die Gegenwart zurück. Die Geräusche der hastigen, ungeschickten Flucht waren verstummt, nur das Rauschen des Baches auf den die Beute des Elben zugehalten hatte war noch zu hören. Gleich darauf erkannte der neue Elbenherrscher warum es still geworden war. Der schnelle Bach hatte sein Bett tief in den weichen Waldboden gegraben und steile, hohe Uferböschungen geschaffen. Auf der jenseitigen lag Shymaros Beute und klammerte sich in dem verzweifelten Versuch nicht wieder herunter zu rutschen an einer Weidenwurzel fest. Leise wimmernd hing die junge Sterbliche dort.

Geschmeidig glitt der Elb aus dem Sattel – eine unauffällige Geste wies den Hegst zu warten an – und sprang die Böschung hinunter. Ein paar Steine brachten ihn trockenen Fußes über den Bach. Grinsend hörte er wie das Wimmern lauter wurde, als das sterbliche Mädchen versuchte sich doch noch die Böschung hinauf zu ziehen. Sich über so viel Torheit wundernd, sah Shymaro zu wie die Sterbliche in der losen Erde des Ufers nach einem Halt scharrte. Warum, fragte er sich, kann dieses armselige Geschöpf nicht erkennen dass es verloren hat? War es schon zuviel verlangt, dass sie sich ihrem Schicksal stellen sollte?

Bald hatte Shymaro genug. Er trat hinter seine Beute, ergriff den Saum ihres Brockatkleides und riss sie mit einem scharfen Ruck die Böschung wieder hinunter. Ein schriller Schrei der Sterblichen zerstörte die Stille des Waldes, als sie zu Füßen des Elben aufschlug. Der Pfeil in ihrer Schulter erzitterte.

Mit einer langsamen, wie aus einem Ritual stammenden Bewegung zog Shymaro seinen Dolch; zischend wie eine erboste Katze kam dieser aus der Scheide. „Du glaubst wohl dass ich dich jetzt töten werde?“ meinte Shymaro halb fragend.

Trotz ihrer Erschöpfung und der offenkundigen Schmerzen blickte das sterbliche Mädchen überrascht auf, als es den Elb in ihrer Sprache reden hörte. Halb auf der Seite liegend starrte sie zu Shymaro auf. In dem Versuch etwas zu erwidern arbeitete ihr Mund, heraus kam jedoch nur ihr keuchender Atem, der die blonden Strähnen, welche der Sterblichen wirr ins Gesicht hingen, in seinem Rhythmus flattern ließ. Mit dem rechten Fuß drückte Shymaro seine Beute wieder auf den Boden und kniete sich neben sie, den Fuß noch immer auf ihrem Rücken. Lässig ließ er seinen Dolch auf ihren Nacken sinken, sorgte dafür dass sie die kalte Schärfe der Waffe spürte. Das vom Laufen gerötete Gesicht der Sterblichen verlor schlagartig alle Farbe. Weit riss sie die blauen Augen auf, blieb aber stumm.

„Es wäre wahrlich nicht schade um dich; wie es um keinen deiner einfältigen Art schade ist. Doch du wirst an Leben bleiben.“ Während dieser Worte zerschnitt der Elbenherrscher den feinen Stoff des Kleides bis er den Schaft seines Pfeils freigelegt hatte. „Oder besser gesagt: Ich werde dich nicht töten“, fügte Shymaro amüsiert hinzu und packte den Pfeilschaft. Schon das ließ das Mädchen vor Schmerz zusammenzucken. Dann begann er den Pfeil langsam herauszuziehen. Als die erste Schmerzwelle ihren Körper durchfuhr, versuchte die Sterbliche sich aufzubäumen, vergeblich wand sie sich unter Shymaros Knie, das sie erbarmungslos am Boden hielt, während seine Hand stetig am Schaft des Pfeils zog. Bald schon verwandelte sich das wütende Aufbäumen in ein krampfhaftes Zittern, die schmerzerfüllten Schreie der Sterblichen wurden schnell immer heiserer. Sie verlor das Bewusstsein noch ehe der Pfeil halb herausgezogen war. Enttäuscht nahm Shymaro das zur Kenntnis.

Seines – wie er sehr wohl wusste – grausamen Spaßes beraubt, setzte der Elb seine Arbeit nun schneller fort. Er zog den Pfeil aus der Schulter des Mädchens und verband diese mit Streifen des vom Unterholz zerrissenen Kleides. Nur weil sie tot seinen Plänen nicht dienlich wäre schaffte er es sich dazu zu überwinden ihre Wunde zu versorgen.

Anschließend schwang er sich den erschlafften Körper der jungen Sterblichen über die Schulter. Trotz ihres zusätzlichen Gewichts überquerte er den Bach eben so leichtfüßig wie auf dem Hinweg. Unsanft zog Shymaro sie die Uferböschung hinauf und warf sie seinem Hegst einem Gepäckstück gleich über den Rücken.

Er schwang sich hinter seiner Beute hinauf, flüsterte ein Wort und der Hegst sprengte vorwärts, von Shymaro nach Südosten gelenkt.

Obwohl, oder gerade weil, er die Sterblichen hasste – und das nicht nur Tarions Lehren wegen – wusste Shymaro einiges über sie. Daher wusste er auch um den Wert der Beute die er da bewusstlos vor sich quer über dem Sattel liegen hatte. Nicht nur dass ihr Kleid in den Farben des herzoglichen Banners gehalten war, auch das Blau ihrer Augen und die rotblonden Flechten ihres Haares kündeten von ihrer Zugehörigkeit zur Familie des Herzogs Godhwar, des offiziellen Herrschers über das Gebiet zwischen dem Ozean und den Schluchten von Rhun. Und zudem einem erklärten Feindes der Elben.

Er mag sich zwar als Herrscher bezeichnen, doch erkennt ihn keiner als solchen an, dachte Shymaro. Natürlich hatte ein Sterblicher keinen Einfluss auf das Volk der Elben, doch auch die Menschen, die in der Verbannung der Rhun-Schluchten lebten, scherten sich nicht um den Herzog oder dessen Anweisungen. Seit nunmehr sechzig Jahren lebten sie als Verbannte. Die ungerechte Herrschaft des Vaters des jetzigen Herzogs hatte sie vertrieben und sowohl die Alten, als auch die im der Exil geborenen Kinder waren nicht bereit sich nun der Herrschaft von dessen Sohn zu unterwerfen, der zwar schwächer, aber eben so grausam war wie sein Vater. So lebten bereits die Enkel derer die einst hierher geflohen waren in den unwegsamen Canyons versteckt. Shymaros Vater, König Astajon, war mit dem Aufenthalt der Verbannten am Rande seines Reiches einverstanden gewesen, schließlich stellten die mühsam ums eigene Überleben Kämpfenden für sein Volk keinerlei Bedrohung dar. Sodass diese nur den Herzog fürchten mussten, welcher allerdings bisher keine Streitmacht in solch schwieriges Gelände zu entsenden gewagt hatte.

Wenn sie allerdings seine Tochter entführt und deren Wachen und Dienerin getötet haben, wird der Herzog sich ihrer annehmen müssen. Auf diese Art und Weise hoffte der junge König sich der Sterblichen in seinem Reich entledigen zu können, ohne das Versprechen seines Vaters brechen zu müssen. Welch eine Ironie, dass ich mich auf die Intelligenz der Menschen verlassen muss um sie loszuwerden. Nun zumindest auf die Intelligenz des Herzogs, der seine Tochter bei den Verbannten vermuten sollte, oder auf die Dummheit der im Exil Lebenden, die die Herzogstochter als Geisel ausgeben könnten. Es sei denn ich finde eine Möglichkeit den Herzog irgendwie zu benachrichtigen . . . Er blickte hinab auf die Schlammspuren im Gesicht des Mädchens, die zahllosen Kratzer an Armen und Beinen, sowie das zerrissene Kleid und ihn beschlichen Zweifel ob die Verbannten erkennen würden wen man ihnen da gebracht hatte.

Ein Prasseln wie von einem kleinen Buschfeuer weckte Shymaros Aufmerksamkeit. Inuki, sein wölfischer Gefährte brach sich seine Bahn durch das Unterholz. Mit einem leichtfüßigen Sprung landete er genau auf dem Weg von Shymaros Hengst, vor dem er sich kampflustig knurrend aufbaute. Nur um sich gleich darauf zu ducken, um nicht von den Hufen des über ihn hinweg springenden Pferdes getroffen zu werden.

„Da bist du ja wieder, mein Freund“, begrüßte Shymaro den Wolf lachend. „Wenn du mich begleiten willst, musst du schnell und heimlich sein, Inuki.“

Einen Moment lang musterte der Wolf Shymaro mit seinen ernsten grünen Augen, dann wandte er sich nach Süden, knurrte den Hengst fordernd an und lief, gefolgt von dem Pferd, dessen Reiter und der schweigenden Last, los.

Shymaro hatte ihm vermittelt wohin er zu gelangen suchte und ließ sich nun führen. Auf den unsichtbaren Pfaden des Wildes und seiner Jäger ging es zwischen uralten, flechtenbehangenen Bäumen hindurch, an sonderbaren Felsformationen vorbei – welche man nur in diesem einen südlichen Zipfel des Waldes fand – zu den Ufern des Velduin. Dieser tiefe, reißende Strom bahnte sich seinen verschlungenen Weg nach Süden unter anderem durch die Rhun-Schluchten. Inuki und Shymaro folgten dem Lauf des Velduin, während die ersten Schatten der Nacht sich losrissen und das schwindende Tageslicht verschluckten. Gleichmäßig erklangen die Hufschläge auf dem zunehmend steiniger werdenden Boden. Vereinzelt drangen Strahlen der Abendsonne durch das Geäst der Bäume, vergoldeten auf was sie trafen, wurden rötlicher, dann schwächer, bis sie schließlich ganz erloschen und einer Weile vom milchigen Silberschimmer der Sterne ersetzt wurden. Nach einer Weile gesellte sich auch der stärkere Schein des Mondes hinzu. Die Meilen schmolzen unter dem ausgreifenden Galopp des Pferdes dahin, während der Mond den Zenit überschritt, wieder zu sinken begann und sein Licht und das der Sterne mit sich nahm.

Shymaro, der seine Beute mittels eines in Kräuteröl getränkten Tuches bewusstlos hielt, ließ seinen Hegst weiter galoppieren; das Blätterdach des lichten Südwaldes behinderte das Sternenlicht auf seinem Weg zu den Flussufern kaum, sodass keine Gefahr für den Hegst, oder dessen Reiter, bestand eventuelle Gefahren zu übersehen.

So schnell sie auch vorankamen, es wurde doch Morgen ehe sie ihr Ziel erreichten. Shymaro ließ seinen Hegst eine Meile vor dem Dorf der Verbannten zurück. Mit Inuki an seiner Seite und der Sterblichen über der Schulter, schlich er sich durch eine Welt aus Stille und Morgennebel. Langsam schälten sich die roh gezimmerten Hütten des Dorfes aus dem Nebel. Wären nicht die vereinzelten Rauchfahnen gewesen, nur um einen Ton dunkler als der allgegenwärtige Flussnebel, man hätte das Dorf für verlassen halten können. Das Blöken einiger Schafe, welche der Geruch des sich nähernden Wolfes erschreckte, war ein weiteres Lebenszeichen.

Bevor Shymaro ihn davon abhalten konnte schoss Inuki davon – in dieselbe Richtung aus der das Blöken der Schafe erklungen war.

Auf der anderen, etwa zweihundert Meter entfernten Seite des Dorfes erklang schon bald darauf das wütende Kläffen der Hunde und die ersten Schrei der Menschen, die sich daran machten den Wolf zu vertreiben. Währenddessen schlich sich der Elb mit seiner stummen Last an den Außenrand des Dorfes. Zwischen zwei Hütten aus denen weder Geräusche noch Licht drangen – aus der einen jedoch schwach der Geruch von Bier – legte Shymaro das Mädchen schließlich ab. Er hatte sich bereits zum Gehen gewandt, als er noch einmal inne hielt. Sie sollen wissen wer ihnen die Herzogstochter brachte, beschloss Shymaro, und dankbar in ihr Unglück rennen. Also streifte er sich einen Ring vom Finger, viel zu geschickt und kunstvoll gefertigt um von Menschenhand geschaffen worden zu sein, und schob ihn auf den linken Mittelfinger der Sterblichen.

Dann kehrte er dem Menschendorf den Rücken. Bald darauf verklangen die verärgerten Rufe der Menschen, die um ihr Vieh gefürchtet hatten. Hechelnd erschien Inuki wieder an Shymaros Seite. Der Pelz der Vorderpfoten und der Schnauze war verklebt vom Blut seiner unbekannten Beute und die Augen des Wolfs blitzten vergnügt. „Ein Jagderfolg ist etwas schönes, nicht wahr, mein Freund?“ kommentierte Shymaro den Blick des Wolfes.

Lautlos wie die treibenden Nebelschwaden suchten sich der Elb und der Wolf ihren Weg durch eine schmale Felsspalte hinaus aus der Schlucht. Der Einschnitt im Fels war kaum breit genug für ein Pferd und gewunden wie der Wasserlauf der ihn einst wohl geschaffen hatte. Außerdem war es dunkel am geröllübersäten Boden der Spalte.

Gerade des ewigen Zwielichts der Felsspalte wegen fiel das silberweiße Haar der Frau besonders auf. Gelassen wie eine zufriedene Katze hockte sie im Schneidersitz auf einem Felsvorsprung drei Meter über dem Boden. Das makellose Gesicht mit den geschlossenen Augen hatte sie den Entgegenkommenden zugewandt.

„Du riechst nach Blut“, meinte sie, als Inuki und Shymaro unter ihr stehen blieben. „Nach Menschenblut“, ihrer weichen Stimme war eine Spur von Verärgerung anzumerken.

Mit einem halben Lächeln erwiderte Shymaro: „Ich glaube kaum das Inuki einen Sterblichen gerissen hat.“

„Ich sprach auch nicht von ihm.“ Sie öffnete Augen von so dunklem Orange, dass sie im Dämmerlicht fast schon braun wirkten und blickte Shymaro eindringlich an. „Sondern von dir, Geliebter.“ Geschmeidig streckte sie ihren schlanken Körper, packte die Kante des Felsvorsprungs auf dem sie gesessen hatte und schwang sich herunter. Sie landete federnd vor Shymaro.

„Was hast du getan?“

„Der Rückweg wird lang genug für die dir zustehende Antwort sein, Azuya, doch lass uns erst die Pferde holen.“

Und so berichtete Shymaro von seinem Ritt entlang des Waldsaums. Wie er die Tochter des Herzogs und deren Begleiter, die nicht ganz zufällig dort waren, entdeckt, erkannt und alle bis auf Erstere erschossen hatte. Er erzählte von der panischen Flucht der jungen Sterblichen, von dem Moment in dem er sie gestellt hatte und seinem Entschluss sie zu den Verbannten zu bringen.

„Machtlos wie sie ansonsten sind dürften sie sich über diese Möglichkeit dem Herzog zu schaden freuen“, fuhr Shymaro fort. „Schließlich sind sie zu gering an Zahl, und zudem unbewaffnet, um etwas gegen die Truppen Godhwars auszurichten. Doch jetzt können sie fast alles von ihm fordern, denn er wird sein einziges Kind auslösen wollen.“

„Vielleicht gibt es welche unter ihnen die klug genug sind zu erkennen, dass sie sich nur selber schaden würden, da sie nichts fordern können was sie vor der Vergeltung des Herzogs zu schützen vermag“, gab Azuya zu bedenken.

„Ich hoffe du überschätzt die Sterblichen“, meinte Shymaro. „Mein Vater mag ihnen Sicherheit versprochen haben, doch nicht vor ihrem eigenen Volk.“

„Du hoffst also dass der Befehl eines Sterblichen es ist, und nicht deiner, der deines Vaters Versprechen bricht?“

„Mein Vater war ein sanftmütiger König der sein Volk nicht bedroht sah durch diese wenigen Menschen am Rande seines Reiches. Leider ist weder ihm, noch meiner Mutter die Möglichkeit gegeben ihre Meinung zu überdenken.“ In den sonst so ruhigen Zügen des Elbenkönigs zeichnete sich tiefe Trauer ab, gemischt mit dem schier grenzenlosen Zorn auf die Mörder seiner Eltern. „Ja, ich will dass Vaters Versprechen gebrochen wird, denn ich bin nicht bereit auch nur einen Einzigen dieses verdorbenen Volkes in meiner Nähe zu dulden!“

Azuya senkte kurz den Blick auf die Mähne ihres Pferdes, bevor sie ihren Gemahl wieder fest anblickte. „Was geschehen ist, ist grausam, doch es waren nicht jene, die sich selbst als die Verbannten bezeichnen und die du nun zur Verantwortung ziehen willst, die dir deine Eltern und unserem Volk die Herrscher nahmen.“

„Aber es waren Leute des selben Volkes.“

„Aus deiner Sicht“, sagte Azuya.

„Siehst du es anders?“, erkundigte sich Shymaro mit hochgezogener Augenbraue.

„Nein, jedoch verstehe ich diese Sichtweise“, gab die Elbin zurück.

„Natürlich, immerhin fließt auch durch deine Adern ein Teil Menschenblut.“

Azuyas Lachen gesellte sich silberhell zum Morgenchor der Waldvögel. „Es gibt Schlechteres was man erben könnte, denn Verständnis.“ Herausfordernd blickte sie Shymaro an. Der schüttelte nur grinsend den Kopf und begann dann ebenfalls zu Lachen. „Wie wahr.“

Einige Momente vergingen in einträchtigem Schweigen.

„Was ist wenn der Herzog die Elben für die Entführer seiner Tochter hält?“, fragte Azuya plötzlich. „Immerhin trägt die Kleine jetzt einen Ring von dir.“

„Mein Ring wird das Mädchen schützen solange man sie noch nicht erkannt hat. Später werden die Verbannten ihn zweifellos als Zahlungsmittel gegen Lebensmittel oder Waffen eintauschen und er wird spurlos verschwinden.“

„Oder sie schicken ihn als Beweis ihrer eigenen Unschuld an den Herzog. Vielleicht sogar zusammen mit dessen Tochter und der Geschichte ihrer Errettung aus den Fängen unseres Volkes. Das würde die Verbannten zu Helden machen, uns dagegen zu den Feinden des Herzogs. Er könnte beschließen uns anzugreifen.

„Nein, Azuya. Die Verbannten hassen den Herzog viel zu sehr als dass sie seinen Dank oder seine Gunst wollen würden. Herzog Godhwar fürchtet uns – wir haben das größere Heer, die besseren Krieger und Strategen und unsere Festungen sind uneinnehmbar – der Herzog dagegen steht allein.“

„Gewiss, doch er wird nur solange alleine bleiben bis es zum Krieg kommt. Dann werden auch jene, die dank der Bemühungen von König Astajon und Königin Kimitá den Frieden hallten wollten, ihre Heere entsenden um gegen uns zu kämpfen.

Die Elben sind ebenso mein Volk wie deines. Deshalb warne ich dich, entfessle nicht aus Hass einen Krieg der unserem Volk nur Verluste einbringt, solange du die Möglichkeit hast den Frieden zu wahren. Shymaro, wir können bei diesem Krieg nur verlieren!“ Königin Azuya blickte ihren Geliebten fest an, eindringlich, fordernd. Dann wandte sie sich ab und trieb ihr Pferd vorwärts.

Shymaro jedoch verharrte an Ort und Stelle, reglos und stolz, wie eine Statue die von vergangener Größe und Heldenmut kündete. „Wir werden nicht verlieren!“



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