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Schuljungenreport

Dr. D-chan klärt auf
von

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Entdeckungen

Am nächsten Morgen, so gegen acht Uhr, wachte Chiaki richtig gut erholt auf, er hatte zwar ein paar seltsame Träume gehabt, in denen auch Hijiri vorkam, aber es war schon mal als positiv zu verzeichnen, dass er überhaupt mal wieder /gut/ träumte. Mit einem bedenklichen Blick sah er auf seinen Nachttisch, doch dort war kein weißer Briefumschlag zu sehen. Also hatte er diese Nacht wohl keine Mission zu erledigen gehabt. Oder es hatte wieder jemand für ihn erledigt. Doch wenn letzteres der Fall war, hätte er bestimmt wieder die grässlichen Stimmen gehört, die ihn töten wollten. Doch davon war in dieser Nacht nichts zu hören gewesen. Halleluja! Die Dämonen hatten es wohl wenigstens einmal mit ihm gut gemeint, indem sie ihn nicht herausforderten. Gut, dann konnte er sich wenigstens erholen, um dann frisch gestärkt und mit neuer Power in den Kampf zu ziehen.
 

Seltsamer Weise war er an diesem Morgen total optimistisch und alle schwarzen Wolken schienen sich verzogen zu haben. Er dachte nicht mehr daran, dass alles langweilig und eintönig war, er freute sich sogar ein bisschen auf den Unterricht, zu dem er bestimmt morgen wieder gehen konnte und um dies abzusichern, wollte er sich gleich mal den Segen des Arztes holen, der bestimmte, wann er wieder für längere Zeit auf den Beinen sein durfte. Hoffentlich sagte der Mann in Weiß heute nichts zu der langen Narbe auf Chiakis Seite, die ihm der erste Dämon hier im Internat zugefügt hatte, denn so langsam fielen ihm für die ganzen blauen Flecken und Schürfwunden keine Entschuldigungen und Notlügen mehr ein, die er dem Doktor auftischen konnte. Aber vielleicht hatte er mal wieder Glück.
 

Gut gelaunt trat der Blonde den Weg zum Krankenzimmer an, nachdem er sich geduscht und endlich mal wieder neu angekleidet hatte. Die letzten beiden Tage hatte er zwar größtenteils verschlafen, aber trotzdem war es etwas ganz natürliches, sich nach zu langer Zeit in seinen alten Klamotten nicht mehr wohl zu fühlen. Nach einem skeptischen Blick in seinen Kleiderhaufen war dem Jungen auch aufgefallen, dass er recht wenig schöne Kleidung hatte, die extravagant oder edel aussah. Er hatte mehr diesen lässigen, normalen Stil, der ihn zwar kleidete, aber irgendwie auch nicht von der Masse unterschied. Das war eigentlich schade, denn Chiaki fand, dass er sich keineswegs vor jemandem verstecken musste: Er sah echt nicht scheiße aus, diese Tatsache konnte man ihm einfach nicht nehmen, auch wenn die letzten Tage es vielleicht widerlegen sollten. Aber wer sah schon blendend aus, wenn es einem nicht so ging?
 


 

Er betrat das Krankenzimmer und war schon ein wenig erstaunt gewesen, dass ihn eine so seltsam bekannte Stimme Herein gerufen hatte. Doch als er sah, weswegen ihm diese Stimme so vertraut war, wollte er am liebsten auf dem Absatz kehrt und weiter krank machen. Das konnte doch jetzt nicht sein, oder?! Chiaki schüttelte entsetzt den Kopf und war schon wieder auf halbem Weg aus der Tür, da hielt ihn der Mann mit den roten, zum Zopf gebundenen Haaren am Arm zurück und bugsierte ihn auf einen Stuhl in ein kleines Behandlungszimmer gleich neben dem Vorraum.
 

"Was soll das?! Wo ist der Arzt?"
 

"Der musste heute Vormittag in die Stadt, um neue Medikamente zu kaufen. Ich bin seine Vertretung."
 

Herr Shikaidou grinste über das ganze Gesicht und man konnte nur zu deutlich sehen, dass er sich freute, seinen Lieblingsschüler auch gleich als seinen Lieblingspatienten betrachten zu dürfen. Besser konnte es ja gar nicht mehr laufen. Da er Biologielehrer war, kam er als einziger als die Vertretung des Arztes in Frage. Zwar hatten alle Lehrkräfte die erste Hilfe lernen müssen, aber er kannte sich eben doch am besten aus und hätte heute Vormittag eh ein paar Stunden frei gehabt. Der Doktor meinte, dass es nicht sehr lange dauern würde und deswegen hatte Hijiri eingewilligt.
 

"Gut, dann komme ich heute Nachmittag wieder. Auf Wiedersehen."
 

Der Schüler machte schon wieder Anstalten, sich zu erheben und das Zimmer zu verlassen, doch Hijiri reagierte schnell und hielt ihn an der Hand fest:
 

"Weswegen bist du denn überhaupt da?"
 

"Das geht Sie... dich... - ach, ist doch nun auch egal. Ich wollte morgen wieder zum Unterricht und deswegen eigentlich den Arzt fragen, ob er denkt, dass ich genug Ruhe gehabt habe."
 

"Dann frag doch mich."
 

Chiaki sah den anderen leicht skeptisch an, weil er schon wieder so einen seltsamen Unterton hatte. Und nach seinem gestrigen Fehler dachte der Blonde lieber zweimal nach, bevor er etwas sagte oder einwilligte. Konnte ja sein, dass sich der Lehrer auch an ihn ranmachte, wenn er nicht gerade sehr schwach auf den Beinen war. Sollte es ja geben... Trotzdem beschloss er, einfach auf das Angebot des Älteren einzugehen:
 

"Na gut. Also, hab ich mich genug ausgeruht?"
 

"Das müsste ich zuerst nachprüfen, bevor ich es dir sagen kann."
 

Chiaki rollte mit den Augen, weil er so dumm war und vielleicht einfach nicht daran denken wollte, dass ihn Hijiri jetzt wieder berühren würde. Hatte er sich denn das nicht denken können?! Er seufzte wieder resigniert und sagte aber keine Widerworte. Klar, er könnte auf den richtigen Arzt warten, der dann heute Nachmittag wieder da sein würde, doch irgendwie wollte er nicht mehr warten... also darauf, dass er nachuntersucht wurde.
 

"Ziehst du bitte dein Oberteil aus?", meine der Rothaarige mit der größten Vorsicht, damit er ja nicht zu sabbern begann. Er hatte Chiakis Oberkörper zwar schon berührt, aber noch nie in voller Pracht gesehen.
 

"Muss das sein?"
 

"Natürlich! Ich meine... wie soll ich dich sonst untersuchen?", grinste Hijiri weiter und hielt sich vorsorglich eine Hand vor den Mund, sodass es aussah, als würde er über etwas nachdenken. Dabei wollte er nur noch sicherer gehen, dass er sich wirklich so sabbern anfing - das wäre dann doch ein bisschen peinlich. Der Blonde indess hatte den Anweisungen gefolgt und sich teilweise entkleidet. Er spürte die Blicke des anderen auf sich und starrte seinerseits ein wenig grummelnd auf den Lehrer, der dies aber erst bemerkte, als er dem Jungen wieder in die Augen sah.
 

"Wird das eine rein optische Untersuchung oder was?!"
 

Erst als diese Worte seinen Mund verlassen hatte, bemerkte er ihren recht doppeldeutigen und auffordernden Sinn und schlug innerlich seinen Kopf gegen die Wand. Blöd - blöder - Chiaki Nagoya, dachte er bei sich. Ging es denn noch einladender?! Der Ältere ließ sich diese Chance natürlich nicht nehmen und versuchte ernst zu bleiben, während er sagte:
 

"Eigentlich hatte ich ein wenig mehr geplant..."
 

Er ging auf den Jüngeren zu und beugte sich zu ihm herunter, ignorierte die aufgesetzte kühle Miene Chiakis, der vor Skepsis fast gar nicht mehr er selbst war und versuchte, durch seine Coolness nicht zu verraten, was Innerlich in ihm vorging. Hijiri bemerkte, dass sie sich in diesem Punkt gar nicht so unähnlich waren, denn auch er zeigte nicht gleich auf den ersten Blick, was er wollte und wie er fühlte. Außer bei diesem Jungen. Irgendwie wollte alles in ihm, dass der Blonde sofort wusste, was er von ihm wollte und wie sehr er ihn mochte. Dass sein ganzer Körper nach ihm schrie. Doch er konnte seine ganze Leidenschaft nicht einfach ungezügelt auf den Jüngeren los lassen, denn dann würde er ihn nie für sich gewinnen. Wenn er bei ihm Unterricht hatte, ließ er sich natürlich nicht anmerken, dass er ganz vernarrt in Chiaki war, das tat er nur, wenn sie allein waren. Und diese Momente - so wie jetzt - genoss er sehr.
 

Der Rothaarige stützte sich an den Armlehnen des Stuhles ab, auf dem Chiaki saß und begann ihn sanft zu küssen, wie er es schon gestern gemacht hatte und setzte alsbald seine Zunge ein, um die Lippen des anderen auf besondere Weise zu reizen. Keine Gegenwehr kam, der Blonde schien entweder aufgegeben zu haben oder es gefiel ihm ein wenig, was sein Lehrer gerade mit ihm tat. Blind, da er seine Augen genießend geschlossen hatte, fanden seine Hände ihren Weg zu Chiakis Brustwarzen, über die er leicht streichelte und dann zwischen seinen Fingern rieb, wohlwollend bemerkte, wie sie sich zusammenzogen und aufstellten. Nicht nur dem Jungen selber schien die "Untersuchung" zu gefallen, auch sein Körper hatte nichts entgegenzusetzen.
 

Hijiri war unentschlossen, ob er einen weiteren Schritt wagen sollte, denn gerade weil Chiaki so gut schauspielern konnte und der Ältere deshalb nicht wusste, wie seine wirklichen Gefühle waren, konnte er nicht sicher entscheiden, ob "etwas mehr" schon "zu viel" für den anderen sein konnte. Doch schließlich siegte seine Begierde und er ließ von den schönen Lippen des Blonden ab, um sich stattdessen seinem Hals zu widmen, den er erst mit liebevollem Küssen und anschließend mit Knabbern und sanftem Saugen verwöhnte. Chiaki schien immernoch zu genießen, denn auch jetzt, wo sein Mund wieder frei war, hatte er noch kein Wort von sich gegeben, nur gelegentlich ein kleines Seufzen. War das ein Zeichen, dass er weitermachen konnte? Denn die Lippen des Älteren sehnten sich nach den süßen Brustwarzen, die sich immernoch seinen Fingern entgegen zu strecken schienen und die er auch gern berührte. Darum bewegte er sich immer weiter in ihre Richtung, knabberte an Chiakis Schlüsselbein und kitzelte ihn mit seiner Zunge.
 

Der Blonde glaubte, dass die Schauer auf seinem Rücken gar nicht mehr aufhören würden, immer und immer liefen sie die entblößte Haut hinab und hinterließen eine angenehm kribbelnde Gänsehaut. Sein Körper war ganz klar dafür, dass die Berührungen des Rothaarigen einfach nur schön waren und nicht aufhören sollten, doch Chiakis Kopf war da ganz anderer Meinung: Warum ließ er sich denn auf diesen /Mann/ ein?! War er nicht standhaft genug, auf ein Mädchen zu warten, welches er dann richtig lieben konnte? Das hier musste doch nicht sein... er war einfach zu schwach - sein Körper war noch schwächer. Er hätte gestern und heute gleich abblocken müssen, dann hätte Hijiri sofort gewusst, dass es bei dem Blonden nichts zu erreichen gab, doch nun hatte er sich die Suppe eingebrockt. Aber irgendwie musste er doch aus dieser Situation wieder herauskommen, oder? Denn er wollte nicht mehr, auch wenn sein Körper sich schon ganz dem Können des Älteren hingegeben hatte. Chiaki hatte sich doch geschworen, sich nie auf einen Mann einzulassen, auch wenn es noch so lang dauern würde, bis er eine Freundin hatte! Und diesen Schwur wollte er nicht brechen.
 

"Hijiri...!"
 

Anstatt erst eine Bitte zu formulieren, dass der Lehrer aufhören sollte, zog er ihn gleich an den Haaren, dass der andere auch wirklich verstand, dass jetzt Schluss war. Er erwischte den Haargummi des Rothaarigen und als er diesen dann aus Versehen ganz aus den Haaren zog, schlussendlich in der Hand hielt und verblüfft auf einen schwarzen Haarschopf blickte, war wieder mal so ein Moment, wo er sich wünschte, alles könnte in Zeitlupe vor ihm ablaufen, damit er auch wirklich mitbekam, was gerade um ihn herum passierte.
 

Als die schwarzhaarige Gestalt, die da plötzlich vor ihm kniete, ihr Antlitz hob, sah Chiaki verwirrt in dunkle Augen, die vor wenigen Sekunden noch tiefrot gewesen waren. Hätte er nicht aus erster Hand gewusst, dass so eine Verwandlung möglich war, würde er seine Augen ganz fest zusammenkneifen und versuchen, diese Halluzination los zu werden, die aber nicht verschwinden würde, weil sie real war: Hijiri Shikaidou war sein Gegenspieler Noyn Claude.
 

Nach einem Moment der tödlichen Stille riss ihm Noyn den Haargummi aus der Hand und rannte Hals über Kopf aus dem Zimmer. Und wieder wurde ein perplexer Chiaki zurückgelassen, doch diesmal war er nicht verwirrt wegen den Berührungen, die er ja nun schon halbwegs gekannt hatte, sondern wegen der Erleuchtung, die er gerade eben gehabt hatte. Kein Wunder dass er Noyn noch nicht gesehen hatte, bevor er hier auf dieses Internat kam, denn wenn seine wahre Identität hier Lehrer war, konnte er ja nicht gleichzeitig in Chiakis eigentlichen Wohnort sein. Aber eigentlich wusste er als Sindbad immer Bescheid, wer seine neuen Gegner waren - warum diesmal nicht? Vielleicht war Noyn gar nicht so gefährlich beziehungsweise war niemandem bekannt. Ein kleiner Underground-Dämonen-Züchter, wenn man es so sehen wollte. Aber dafür nicht zu unterschätzen.
 

Der Blonde seufzte tief, als er bemerkte, dass ihn diese Erkenntnis bis jetzt nicht wirklich weiter brachte und es langsam kalt wurde, weil sein Oberkörper immernoch unbekleidet war. Diese Berührungen... Gott, die waren einfach nur Hammer. Aber... wenn Chiaki so weiter nachdachte, während er sich wieder ankleidete, dann stellte Hijiri alias Noyn ja zwei Jungen nach: Ihm, Chiaki Nagoya, aber auch Sindbad. Denn der Ältere wusste bestimmt nicht, dass diese beiden die gleiche Identität hatten, sonst hätte er jetzt nicht so plötzlich die Flucht ergriffen. Und er hätte auch nicht die Lüge geglaubt, die sich Chiaki vor ein paar Wochen im Speisesaal einfallen ließ, nur um Sanji eins auszuwischen. Der schien es wahrscheinlich geglaubt zu haben, aber bei Mizuki war sich Chiaki nicht so sicher. Er war sowieso immer sehr ruhig und nicht so aufbrausend und nervig wie der schwarzhaarige Junge, mit dem sie sich noch das Zimmer teilten.
 

Also hatte Hijiri eigentlich keine ehrlichen Absichten: Einerseits sagte er ihm immer, dass er ihn mochte und wollte, aber andererseits machte er sich als Noyn an Chiakis zweite Identität heran. Wenn man es so sah, war es ja nicht so schlimm, aber trotzdem... interessierte er sich ja für zwei Jungen, auch wenn es in Wirklichkeit ein und dieselbe Person war. Das war irgendwie ganz schön verzwickt. Und der blonde Junge wusste nicht, ob er seinem Lehrer deswegen böse sein sollte oder sich lieber glücklich schätzen konnte, dass beide seiner Ichs so begehrt waren. Doch letzteres Gefühl wollte sich bei dem Jungen nicht wirklich einstellen. Viel mehr fühlte er sich ganz schön zum Narren gehalten: Da wurde ihm andauernd gesagt, dass er dem Rothaarigen viel bedeutete und dann war er doch nicht der einzige. In Gedanken drehte sich bei dem Blonden alles im Kreise, denn er kam sich vor, als würde er Hijiri jetzt für sich persönlich schlecht machen wollen, damit er einen triftigen Grund hatte, nicht mehr nett zu ihm zu sein, was er doch eh nicht war. Er wollte den Älteren aber auch nicht mit seinen Gedanken und Vermutungen konfrontieren, denn erstens hätte der dann bestimmt gute Ausreden, denen Chiaki vielleicht Glauben schenken würde und zweitens müsste er sich ja dann als Sindbad zu erkennen geben. Da wäre er ja ganz schön blöd. Auch wenn er wusste, dass er vor dem Lehrer in dieser Hinsicht nicht wirklich etwas zu verbergen hatte, so wollte er doch lieber anonym und in Ruhe seine Missionen erfüllen. Niemand sollte davon wissen. Nur Jeanne und der gelobte Herr hatten eine Ahnung davon. Und dabei sollte es bleiben.
 

Chiaki war wieder in seinem Zimmer und fand dort Mizuki vor, der irgendetwas für die Schule zu machen schien. Als der Blonde eintrat, hob der andere seinen Kopf und lächelte Chiaki an:
 

"Geht es dir besser? Ich hab mich schon gewundert, wo du bist."
 

"Ich war... beim Arzt, aber der ist erst heute Nachmittag wieder da. Aber... solltet ihr jetzt nicht noch Unterricht haben?"
 

"Der Sportlehrer hat heute noch nen wichtigen Termin gehabt und uns deswegen eher gehen lassen. Toll, und ich schlag mich seitdem mit dieser beschissenen Englisch-Hausaufgabe rum!"
 

Chiaki grinste ein wenig. Mittlerweile hatte er mitbekommen, dass Sprachen nicht gerade zu Mizukis Stärken gehörten. Also setzte er sich zu dem Jungen mit den schulterlangen, blonden Haaren und starrte in dessen Hefter, wo ein paar Notizen und eine Menge Fragezeichen waren, was wohl heißen sollte, das dies die Aufgaben waren, die er nicht verstand.
 

"Hier musst du Fragen in der Vergangenheit bilden und dann beantworten."
 

"Das weiß ich ja. Aber ich komm mit dem Satzbau nicht klar!"
 

Mizuki schlug sich die Hand vors Gesicht und sah nicht gerade glücklich aus.
 

"Die Lehrerin hat's auch noch auf mich abgesehen und will meine Aufgabe übermorgen einsammeln. Ich hatte doch im letzten Test schon so schlecht abgeschnitten..."
 

"Nun mach dir mal keine Sorgen, ich helfe dir", versuchte Chiaki den anderen zu beruhigen, der wahrscheinlich kein Gefühl für die Fremdsprache entwickeln konnte. Das fiel vielen schwer, aber Chiaki seltsamer Weise nicht. Es machte ihm sogar Spaß, andere Sprachen zu lernen und er beherrschte sie recht gut.
 

"Also, der englische Satzbau ist wie folgt..."
 


 

Die Beiden hatten schlussendlich den Rest des Nachmittages damit verbracht, für Englisch zu üben und Mizuki hatte es sogar verstanden, wie man einen englischen Satz grob strukturierte. Und Chiaki hatte nebenbei erfahren, was sie gerade so in der Schule machten. Er nahm sich vor, dann nochmal zum Arzt zu gehen, um zu fragen, ob er am nächsten Tag wieder am Unterricht teilnehmen durfte. Denn langsam wurde es ihm ziemlich langweilig im Bett, wenn er daran dachte, dass die Zeit in der Klasse doch ganz lustig sein konnte... und außerdem würde Hijiri nach dem Zwischenfall im Arztzimmer bestimmt nicht mehr zu ihm kommen, um ihn zu besuchen. Chiaki wusste sowieso noch gar nicht, wie er dem Älteren gegenüber treten sollte. Ihn darauf ansprechen? Aber er konnte ja nicht sagen, dass er seinen zweiten Namen wusste, denn dann würde der andere sofort wissen, dass nur er Sindbad sein konnte. Denn wer wusste sonst von seinem Namen? - Aber was sollte er sonst machen? Einfach so tun, als wäre nichts gewesen... bis jetzt war das die beste Lösung, die Chiaki einfiel. Er würde den Älteren damit bestimmt verwirren und verunsichern, aber vielleicht wollte er das auch? Immerhin machte es ihm der Rothaarige auch nicht leicht mit seinen Anmachen... und mit seinen Küssen. Chiaki wollte am liebsten gar nicht daran denken, wie gut sich Lippen anfühlen konnten, wenn es nicht die eigenen waren (sondern die seines Klassenlehrers). Der Blonde schlug seinen Kopf gegen die altbekannte imaginäre Wand und fluchte leise. Er war allein im Zimmer, denn Mizuki war Essen gegangen und er selbst hatte keinen Hunger. Es konnte sich nur noch um Stunden handeln, bis wieder jemand ins Zimmer kam, denn Sanji war wohl wieder im Dorf und... naja, wenn Mizuki erstmal beim essen war, konnte das sich bis ins Unendliche ziehen. Dieser Mensch hatte keinen Magen, sondern ein schwarzes Loch!! Aber trotz allem war er sehr schlank und hatte kein Gramm zuviel auf denn Rippen. Chiaki hatte ihn ab und zu nach dem Schulsport unter der Dusche und beim Umziehen bewundert. Nein, nicht /begafft/ oder ihn angesabbert, sondern /bewundert/. Er wollte ja nichts von ihm, sondern sah ihn nur ab und zu gern an. Was war denn daran verwerflich, sich einen schönen Menschen anzusehen? Chiaki rollte sich in seine Decke ein und bemerkte auf einmal, dass er sich schon lange nicht mehr selbst befriedigt hatte. Obwohl es schon oft Gelegenheiten dazu gegeben hatte. Er war irgendwie nie so richtig in der Stimmung, dauernd mit schlafen oder etwas anderem beschäftigt. Schon irgendwie seltsam, wo es doch bei der männlichen Jugend etwas unnormal war, es sich nicht mindestens jeden zweiten Abend zu machen. Zumindest kursierte dies so unter allen. Und außerdem war es bei Chiaki ja auch immer so gewesen, bis auf die letzten Tage und Wochen. Erst war er immer zu müde gewesen und jetzt... irgendwie auch. Oder er hatte zu viele Gedanken wegen Hijiri, Noyn und allen möglichen Problemen, die er noch bekommen könnte, wenn er nicht aufpasste. Gott, er wollte sich gar nicht vorstellen, was Hijiri noch mit ihm machen könnte, wenn er wollte... Warum schaffte er es einfach nicht, bei diesem Mann stark zu bleiben, wo er es doch bei allen anderen auch schaffte? Naja, vielleicht weil sich bis jetzt noch kein anderer für ihn interessiert und das auch noch offen gezeigt hatte. Ha, gut so! Chiaki schnaufte tief durch und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass dies auch so blieb.
 

~*~
 

Am nächsten Schultag prangte das Fach Geschichte als Doppelstunde in der Mitte des Stundenplans und beängstigte den Blonden irgendwie, weil er nicht wusste, ob er es durchziehen konnte, so zu sein wie immer. Er war immernoch ein wenig verwirrt, dass sein Gegenspieler in Wirklichkeit sein Lehrer war und ihn außerdem sehr zu mögen schien - beide seiner Identitäten! Und das war einfach ein bisschen zu viel für Chiaki. Eigentlich war es gut, denn so musste er sich nicht zwischen zwei Männern entscheiden, aber... warum dachte er eigentlich daran, überhaupt mit /einem/ Mann etwas anzufangen?! Das war doch schon gar nicht mehr wahr! Schnell, schnell - weg mit diesen Gedanken! Sie sollten iihm gar nicht in den Sinn kommen... also warum taten sie es?! Chiaki hatte ein wenig Angst, dass er vielleicht die Ambitionen hatte, schwul zu werden, wenn er nicht bald ein weiblichen Wesen in seinen Armen liegen hatte. Vielleicht sollte er doch nochmal in die Bar... nein. Das war doch auch nicht das richtige, oder? Aber... wie lange sollte er es denn noch aushalten?! Nicht nur sein Körper sehnte sich nach Liebe, sondern auch sein Herz. Und wenn sein Lehrer immer so nett und fürsorglich war, konnte er irgendwie nicht widerstehen, auch wenn Hijiri zweifelsohne männlich war und... dies nun mal gegen Chiakis Schwur sprach, den er selbst gesprochen hatte.
 

Doch nun musste er erstmal den Schultag herum bringen, bis er nachts bestimmt wieder einen Dämonen jagen konnte. Der Blonde fühlte sich gut erholt, doch wenn er nur daran dachte, nach der Nacht wieder wie gerädert zu sein, hatte er gar keine Lust, die Mission überhaupt zu beginnen. Doch hatte er eine Wahl? Nicht wirklich. Also gab es nur den einen Weg: Stark sein, unbesiegbar, schön, entschlossen, mutig... ach nein, das war ja gar nicht sein Text. Chiaki dachte mit einem kleinen Seufzer an Jeanne und wie sie sich das erste Mal auf dem Dach eines Hauses geküsst hatten. Er hatte es einfach nicht mehr aushalten können... im Mondlicht hatte sie wie verzaubert ausgesehen, die Schatten von den Zweigen der großen Bäume hatten ihr Gesicht noch geheimnisvoller gemacht und Sindbad hatte sich keinen besseren Zeitpunkt vorstellen können, dieses süße Mädchen zu küssen.
 

Ha, und jetzt geisterte echt schon wieder Hijiri in seinem Kopf herum! Verdammt, verdammt, verdammt... Und sie hatten jetzt auch noch Geschichte. Die Hälfte des Unterrichtstages hatte der Blonde schon mit träumen und schlafen verbracht, damit er in der folgenden Nacht nicht während des Kampfes einschlief. Und diese dunklen Augenringe waren auch nicht so schön...
 

"Chiaki... hallo? Mizuki an Chiaki!! Herr Shikaidou ist gleich da...!"
 

"Hij~... w-was?!"
 

Der Blonde schreckte aus seinem Halbschlaf hoch, in dem er beinahe den Vornamen des Lehrers gemurmelt hatte. Hoffentlich hatte das der Junge neben ihm nicht gehört. Mizuki hatte sich heute mal neben ihn setzen wollen, Sanji hatte kein Problem damit gehabt und deswegen saß heute mal jemand anderes neben Chiaki, dem das eigentlich egal war, denn er kam mit beiden Jungs sehr gut zurecht und konnte mit beiden im Unterricht quatschen. Und das war ja die Hauptsache, besonders in Geschichte, denn dieses Thema war nicht wirklich das, was man normaler Weise unter "interessant" verstand. Auch wenn Hijiri - Herr Shikaidou diesen Unterricht gestaltete, so war das kein Grund auch sogleich die Thematik spannend zu finden und begeistert mitzumachen, wenn es um die Mitarbeit ging. Nein danke, dann doch lieber andere Themen mit Mizuki oder Sanji besprechen.
 

Trotzdem, heute konnten die Stunden eigentlich ganz spannend werden, denn Chiaki interessierte es ungemein, wie der Lehrer heute auf ihn reagierte. Chiaki hatte ihn schließlich entlarvt, wenn man es so sagen wollte. Aus Hijiris Sicht war die Sache wahrscheinlich noch viel verzwickter, denn dieser dachte nun, dass irgendein willkürlicher Schüler ihn als Noyn gesehen hatte, damit nichts anfangen konnte und vielleicht ab sofort an Geister glaubte. Aber dem war ja nicht so, der Blonde hatte weiß Gott Ahnung, auch wenn ihm das leider nicht weiterhalf und er konkret mit dieser Situation auch nicht umgehen konnte.
 

"Guten Morgen, wir werden heute unser momentanes Thema noch näher unter die Lupe nehmen, ich hoffe, ihr habt euch gut auf die Stunde vorbereitet, denn ich werde heute am Ende jemanden mündlich zu dem abfragen, was wir bis heute besprochen und aufgeschrieben haben, einschließlich dem, was wir uns heute noch anschauen werden. Also passt gut auf - so wie immer", beendete der Rothaarige seine Ansprache an die Klasse, die genervt aufstöhnte und den Älteren sonst wohin wünschte. Da freute man sich schon so wenig auf dieses Fach und dann bekam man auch noch den Auftrag, aufzupassen?! Na schöne Scheiße. Chiaki hatte genauso wenig Lust dazu wie die meisten seiner Klassenkameraden, die sich untereinander grummelnd ansahen und aufgeregt herum zu erzählen begannen, wie blöd sie das doch fanden. Allgemeine Zustimmung stärkte eben das Selbstbewusstsein in der Gruppe... alte Steinzeitweisheit.
 

Chiaki seufzte nur und tat so, als würde er interessiert seinen Hefter durchstöbern, so als würde er das letzten Mitschriften suchen, die er gemacht hatte. Aber auch wenn er sie finden würde - es waren nicht wirklich viele, geschweige den ausreichende.
 

"Das ist dein Wirtschaftshefter, Blondi."
 

Chiaki schreckte leicht hoch, als er die Stimme seines Lehrers nahe an seinem Ohr sprechen hörte und er brauchte eine gewisse Zeit, um diese Laute in logische Worte umzusetzen, bis er endlich mitbekam, dass er den falschen Hefter ausgepackt hatte. Eine Entschuldigung stammelnd, weil ihn Hijiris Stimme etwas aus dem Konzept gebracht hatte - wer weiß warum! - kramte er nach dem Hefter für Geschichte. Der Lehrer ging wieder nach vorn und sprach weiter über das Thema, was keinerlei Interesse bei den Zuhörern erregte, so spannend es der Lehrer auch zu erzählen versuchte. Alle Arten von Pädagogik schienen hier fehl zu schlagen, auch wenn die Zensuren der Klasse insgesamt recht passabel waren. Einige schienen zu lernen, vielleicht kamen auch ein paar mit dem Verständnis hinterher, doch größtenteils beschäftigte sich der faule Haufen mit anderen Sachen, um die Doppelstunden mit der Historie der Welt schnell herum zu bekommen. Shikaidou hatte bis jetzt immer das Klassenziel erreicht und seine Schüler, die er unterrichtete, mit recht guten Zensuren durch die zwei - oder manchmal drei - Schuljahre gebracht. Und auch dieses Mal würde er die Jungs gut abschneiden lassen. Sie war nun die zweite Klasse, deren Klassenleiter er war und er hatte ein gutes Gefühl bei ihnen. Die meisten waren intelligent... und Chiaki war einfach nur das strahlende Lächeln, was er sich jeden Morgen beim Aufstehen wünschte. Leider konnte er den Blonden nicht einfach so in sein Zimmer verfrachten und dazu zwingen, bei ihm zu schlafen. Das sollte er schon freiwillig tun. Hijiri erinnerte sich daran, wie süß der Junge war, als er in der einen Nacht zu ihm kam, weil es ihm scheinbar nicht gut ging. Der Rothaarige grübelte manchmal darüber, was wohl mit Chiaki in dieser Nacht gewesen war. Jedenfalls ging es ihm wieder besser, als Noyn den Dämon gebannt hatte. Doch Hijiri konnte da keine Parallelen ziehen. Er war einzig und allein froh, dass ihn Chiaki in dieser Nacht nicht gesehen hatte, wie er sich verwandelte...
 

Aber so wirklich viel hatte es ihm nicht gebracht, denn schließlich hatte ihn der Blonde gestern gesehen, wie er zu Noyn wurde. Dem erschrockenen Gesichtsausdruck zufolge war er zutiefst geschockt und der Ältere hatte als einzigen Ausweg gesehen, schnell zu verschwinden, erstens um sich unangenehme Fragen zu ersparen und zweitens beruhigte sich der Blonde dann vielleicht wieder. Ein Glück dass ihn so in der Gestalt Noyns niemand anderes mehr gesehen hatte. Etwas gewagt war es schon gewesen, einfach aus dem Arztzimmer hinaus zu rennen. Jeder hätte ihn so sehen können. Auf der Personal-Toilette hatte er sich dann endlich seinen Haargummi in seinen Mähne binden können und wurde wieder zu dem rothaarigen Lehrer in schickem Anzug.
 

Doch das Hauptproblem blieb. Er wusste nicht, was Chiaki nun von ihm dachte - vielleicht hatte er es auch gar nicht richtig mitbekommen - aber so blöde war der Junge nicht. Hijiri hatte anhand des Gesichtsausdruckes des anderen schon gemerkt, dass er realisiert worden war. Nun gut. Der Lehrer hatte sich entschieden, sich dem Blonden gegenüber ganz normal zu verhalten, so wie immer. Dann vergaß der Junge vielleicht, was passiert war und tat es als Hirngespinst im Fieberwahn oder Schwindel ab. Das war das beste. Schließlich konnte Hijiri ja nicht so ohne weiteres seine zweite Identität erklären! Es war schon schlimm genug, dass ihn einer seiner Schüler bei der Verwandlung hatte beobachten können. Zum Glück hatte Chiaki /noch/ nichts gesagt. Würde er das vielleicht noch tun? Konnte ja sein, dass er von den Annäherungsversuchen des Lehrers so überhaupt nicht begeistert war und nun nach etwas suchte, womit er es ihm heimzahlen könnte. Voilà, da war doch die passende Gelegenheit! 'Mein Klassenlehrer hat sich vor meinen Augen in einen bösen schwarzen Mann verwandelt.' - 'Oh mein Gott, Junge! Du musst ja totale Angst haben! Wir lassen Herrn Shikaidou sofort feuern, keine Sorge.' So oder ähnlich stellte sich der Rothaarige ein imaginäres Gespräch zwischen seinem blonden Liebling und dem Internatsdirektor vor. Positiv denken... hahaha. Das war in dieser Situation nicht sehr einfach.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  silvermoonstini
2008-02-09T00:33:20+00:00 09.02.2008 01:33
Da ist ja ganz schön was lso! Mich wundert nur dass sich Hijiri nicht denken kann dass Chiaki Sindbad ist, die Stimmen sind schließlich die gelcihen und so furchtbar gut verkleidet ist Sindbaed nun auch wieder nicht...
Allerdings ist es auch ganz niedlich wie sich Hijiri Sorgen um seine aufgeflogene zweote identität macht.*hihi*
Und Chiaki scheint sich ja immer ,ehr an hijiris gefühle für ihn zu gewöhnen, anscheinend hat er- auch wenn er das selbst noch nicht gemerkt hat- auch nicht mehr wirklich was gegen Hijiris Berührungen.*ggg*


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