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Glamorous Days

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Glamorous Days

Weißt du, Hachi, ich rede selten über mich. Vielleicht, weil es für mich keinen Sinn macht. Ich weiß schließlich, was geschehen ist. Ich habe es alles erlebt, ich habe es für mich verarbeitet. Warum also noch darüber reden?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es keine Rolle spielt. Dass ich meist keine Rolle spiele. Dass es egal ist und mich am Ende die Menschen verlassen, die mir am wichtigsten sind.

Du hast mich auch verlassen, Hachi. Und bei dir schmerzt es mich am meisten...
 

Ich weiß nicht, ob du das hier jemals lesen wirst, aber ich schreibe dir. Um dir von mir zu erzählen. Und damit du vielleicht verstehst, warum ich kein Held sein und dich retten kann. Der einzige Mensch, der dich retten kann, Hachi, der bist du selbst. Denn du hast dein Leben in der Hand. Du steuerst es. Du hast die Kontrolle. Selbst dann noch, wenn du glaubst, sie verloren zu haben. Du bist es. Niemand sonst.

Ich habe lange nicht verstanden, dass du dich mitreißen lässt. Hachi, du bist stark. Du kannst stark sein. Sei es für dich. Sei es für dein Kind.
 

Ich habe den Menschen nie vertraut. Ich habe nie einen Sinn darin gesehen. Wie soll man auch irgendeinem Menschen vertrauen, wenn man die Erfahrung gemacht hat, dass der Vater sich gar nicht erst bemüht hat, Interesse zu heucheln, sondern noch vor der eigenen Geburt verschwunden ist? Wie soll man noch einem Menschen vertrauen, wenn die Mutter einen einfach allein gelassen hat, um sich ihrem zerrütteten Leben hinzugeben? Nein, Hachi, ich hatte kein Vertrauen. Vielleicht ist es das Vertrauen in die Menschen, das dir deine Stärke gibt. Mir gab es nichts als Schwäche und diese Schwäche merzte ich aus. Kein Vertrauen, keine Hoffnung. Niemand anderes. Nur ich. Und das war gut so.
 

Und dann kam Nobu... Diese naive, fröhliche Junge riss mich mit seinem Interesse aus meiner Lethargie. Auf einmal gab es jemandem, dem ich nicht egal war. Jemand, der Interesse an mir hatte. Der nichts auf diese dummen Gerüchte gab und der sich doch auch nicht aufdrängte. Jemand, der stillschweigend da war und doch keine Fragen stellte. Das war genau, was ich brauchte.

Wie sehr ich es brauchte – das begriff ich erst sehr viel später.
 

Ohne Nobu... Ja, ohne Nobu wäre ich niemals zu Blast gekommen. Ohne Nobu hätte ich niemals Ren kennengelernt.

Weißt du, ich glaube, dass er damals wollte, dass ich Ren rette. Noch jemand, der einen strahlenden Helden brauchte. Wie kaputt Ren damals war – ich wusste es nicht. Und auch jetzt erfasse ich es immer noch sehr langsam. Ren wirkte so stark auf mich. Ich fand ihn cool.

Und ich sehe ihn noch immer vor mir auf der Bühne stehen. Damals, in dieser Nacht, als ich ihn das erste Mal in meinem Leben sah. Dieses Bild werde ich wohl nie vergessen.
 

Genauso wenig wie unsere erste Begegnung im Zug, Hachi. Wie du kleiner Trottel auf mich gefallen bist und mich unsicher angesehen hast. Weißt du, du warst ein Sonnenstrahl mitten im Schneetreiben dieses unerträglich langsamfahrenden Zugs. Ich war froh, dass du da warst. Von Anfang an. Auch wenn ich dir das bisher nie gesagt habe.
 

Ren suchte Halt. Ich suchte ihn auch. Und irgendwie gaben wir ihn uns gemeinsam. Wir waren glücklich, denn zusammen waren wir stark. Und durch Ren... Ja, durch Ren habe ich herausgefunden, was ich wirklich will. Was ich wirklich kann.

Singen.

Bis dahin habe ich niemals im Traum daran gedacht, dass das mein Talent sein könnte. Meins. Dass das etwas ist, worin ich besonders bin. Dass das etwas ist, was mich von allen unterscheidet. Dass das das ist, was ich für den Rest meines Lebens tun will. Singen. Zu Rens Bass. Dass es anders kam, konnte ich nicht ahnen. Aber noch immer ist Singen genau das, was ich will. Genau das, was ich kann.
 

Es waren großartige Tage, damals. Wir spielten in den Clubs, gewannen unsere Fans. Zum ersten Mal hatte ich wirklich das Gefühl zu leben. Auf der Bühne zu stehen, das heißt für mich, dass ich alles hinter mir lasse. Nur die Musik zählt noch. Und sie trägt mich zu den Wolken empor, hinauf bis direkt in das Zentrum der Sonne, in dem ich vor Glückseligkeit verglühen möchte.

Das klingt kitschig und gar nicht nach Punk, ich weiß. Und doch ist es so. Die Bühne – ich glaube, das ist mein eigentliches Zuhause. Ich kann einfach sein. Ohne Kontrolle, ohne Grenzen. Ist es nicht das, was die Menschen immer anstreben?

Ja, es waren wirklich glanzvolle Tage. Ob es einen derartigen Glanz noch einmal geben wird? Im Moment fühlt es sich anders an. Aber vielleicht, irgendwann...
 

Bei dir habe ich diesen Glanz auch gefunden, Hachi. Nur bei dir. Wenigstens für eine Zeit.

Du hast mir die Schwerelosigkeit im Alltag gegeben, die ich sonst nur von der Bühne kannte. Nicht, dass es immer einfach war. Nein, das sicher nicht. Aber wir waren stark. Gemeinsam. Und auf deine Art warst du immer viel stärker, als Ren es jemals sein konnte. Mit deiner naiven, vertrauensvollen Art hast du mich immer zum Lachen gebracht. Und Lachen war es, das ich immer am meisten brauche.

Mit dir, das waren auch glorreiche Tage. Andere als damals mit Blast. Und doch so ähnlich.
 

Doch diese Tage gehen immer vorbei. Nichts ist für die Ewigkeit. Und mittlerweile sollte ich daran gewöhnt sein, dass mich immer die Menschen verlassen, die ich am meisten liebe. Aber ich will mich nicht daran gewöhnen. Ich will es einfach nicht. Ich will mich nicht daran gewöhnen, dass du nicht mehr da bist.

Da kann ich noch so wütend auf dich sein. Es ist egal. Ich will nicht, dass es so bleibt. Und doch... ich kann es nicht ändern. Ich habe nicht die Kraft dazu, Hachi.

Egal, was du immer geglaubt hast: Du bist die stärkere von uns beiden. Du, Hachi. Nicht ich.
 

Ich weiß nicht, ob wir jemals wieder zu einander finden werden. Aber bis es geschieht – und ich hoffe es fest –, werde ich jeden Tag für dich singen. In jedem Lied werde ich deinen Namen rufen – bis du ihn hörst. Bis du ihn endlich hörst. Denn das ist alles, was ich kann. Denn das ist mein einziges Talent.

Ich bitte dich, Hachi, hör mich.
 

Nana



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Rikkuchan
2010-04-22T07:42:18+00:00 22.04.2010 09:42
Das passt mal richtig gut zu nana. Ich habe selber nur ein paar Bände aus der Bücherrei gelesen. Aber ich mag NANA! trotzdem sehr gerne. Ich hätt auch fast geheult.
LG
Rikku
Von:  Feliks
2007-10-08T13:30:45+00:00 08.10.2007 15:30
Oh mein Gott ...
*schnüff*
Mir kommen wirklich die Tränen.
Ich finde den Brief total rührend!
Nana redet/schreibt ganz offen von ihrer Angst und ihrer Schwäche...
Das ist echt schön.
Vielleicht hättest du ja noch Nanas Oma reinbringen können.
Aber sonst ... SUPER!! >///<
Von:  Himeka
2007-02-07T10:53:24+00:00 07.02.2007 11:53
;_;*heul* Dieser Brief... ist so schön. So traurig... und so total passend
Nanas Gefühle kommen richtig gut rüber und... *sprachlos ist* es ist einfach nur schön.
sag mal, wie bist du darauf gekommen, diesen Brief zu schreiben?? In welcher Situation hast du ihn geschrieben? Würde mich ehrlich mal interessieren...
*knuddel*
Von:  Chibichi
2006-11-21T19:34:52+00:00 21.11.2006 20:34
*snief* So schön...
*Hachiko-Ohren krieg*
Klingt wirklich ganz nach Nana.
*abranka anspring und knuddel*
Wäre schön, wenn Hachi Nana hören würde und die beiden wieder aufeinander treffen. Bin jedenfalls total gerührt.
Von: abgemeldet
2006-10-27T18:42:20+00:00 27.10.2006 20:42
Hey!

Der Brief gefällt mir echt gut. Er passt irgendwie. Auch vom Stil her. Klingt schon nach Nana, wie ich finde! :]

Eins nur:
> Das klingt kitschig und gar nicht nach Punk, ich weiß.

Ich weiß nicht, ob ich aus dem 'Punk' nicht ein 'mir' machen würde...erst hab ich gedacht, 'Ja, auf jeden Fall!', aber dann hab ich gedacht, 'Nein, auf keinen Fall!' und nu weiß ichs gar net mehr. ><°

Nyu ^^

Achja, ich glaube zueinander schreibt man zusammen...

Nun, wie gesagt, ich find den Brief echt gut :]

Grüßle

nimb
Von: abgemeldet
2006-08-27T17:28:51+00:00 27.08.2006 19:28
Hey Du!!!!

Also ich muss schon sagen, ich bin beeindruckt!!!
Wenn unsere Nana nur wirklich fertig bringen würde, so über ihre Gefühle zu reden...denn meiner Ansicht nach hast du sie sehr gut getroffen!!

Mach weiter so!!

Grüßle deine A_M


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