Zum Inhalt der Seite

Festhalten

if all wishes could come true
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Part 89 – Wouldn't it be good

Part 89 – Wouldn't it be good
 

I got it bad

you don't know how bad I got it.

You got it easy

you don't know when you've got it good.

It's getting harder

just keeping life and soul together
 

I'm sick of fighting even though I know I should.

The cold is biting through each and ev'ry nerve and fibre

My broken spirit is frozen to the core.

I don't want to be here no more.
 

Wouldn't it be good to be in your shoes

even if it was for just one day

And wouldn't it be good if we could wish ourselves away.

Wouldn't it be good to be on your side
 

The grass is always greener over there.

Wouldn't it be good if we could live without a care.
 

You must be joking

you don't know a thing about it.

You've got no problems

I'd stay right there if I were you.

I got it harder

you couldn't dream how hard I got it
 

Stay out of my shoes if you know what's good for you.

The heat is stifling

burning me up from the inside.

The sweat is coming through each and ev'ry pore.

I don't want to be here no more. I

don't want to be here no more.

I don't want to be here no more.

Wouldn't it be good to be in your

shoes even if it was for just one

day. . . .

I got it bad. you don't know how bad I got it..
 

~~wouldn't it be good by nik kershaw~
 

~~~~~~~~~~~~~~~Japan~~~~~~~~~~~~~
 

Die Tage und Wochen verstrichen in Japan. Mal dauerte ein Tag unendlich lange, mal ging er zu rasend an einem vorbei. Es war mitten im Hochsommer und an Regentagen drangen die Vampire jedes Mal erschreckend weit vor... die Tage, an denen die Sonne unerbittlich heiß vom Himmel schien, hatten sie Probleme und hielten sich eher im Hintergrund. Trotzdem waren sie zu stark um an solchen Tagen völlig erledigt zu werden. Einige der umliegenden Dörfer waren schon längst von ihnen eingenommen und auch jene Krankheit war in Japan aufgetaucht, die auch schon in Nara herrschte... so dass die japanischen Krieger sich noch mehr in Acht nehmen mussten. Einige Dörfer waren nur noch leblos und ähnelten einer Geisterstadt... sei es, weil die Menschen sich in ihren kleinen Häusern verschanzten, oder geflüchtet waren. Aber nicht alle waren schnell genug und schon längst mit der Krankheit infiziert oder galten nur noch als Beute für diese Vampire. Genau wie das für viele der Kriegslager galt. Bald, wenn Herbst wurde und Winter, würden sie wirklich Probleme bekommen und die Vampire unaufhaltsam Japan einnehmen.
 

Schwer seufzte der Krieger, der sich wieder einmal zwangsweise eine Auszeit vom Training nehmen musste, da die Wüstenprinzessin sich sonst noch immer nur Sorgen machte.. mittlerweile war ihr auch schon ein kleiner Bauch gewachsen. Auch das Manjuu war seltsam drauf im Moment, nicht mehr ganz so quietschvergnügt und sorgenlos wie es sonst der Fall gewesen war.
 

Wieder und wieder warf der Krieger Steine ins Wasser und ließ sie auf der Oberfläche springen. Er hatte sich an den See nahe seines Heimatdorfes gesetzt, an dem er den Magier zum ersten Mal begegnet war... ein wenig hatte er Angst, dass ihn diese Hoffnungslosigkeit an einigen Tagen auffraß, mit jedem weiteren Tag, an dem der Magier nicht zurück kam. Seitdem sie es geschafft hatten eine Verbindung zueinander aufzubauen hatte der Krieger es jeden Tag von neuem probiert, jedoch erfolglos. Genauso wie es erfolglos war, jeden Tag wie ein Irrer mit diesen Sutren zu reden... es brachte ihn auch nicht weiter, also ließ er es irgendwann bleiben und versuchte sich währenddessen auf den Krieg zu konzentrieren. Trotzdem durfte er nicht vergessen und so suchte er sich so viele Erinnerungen, die er an den anderen Mann finden konnte, genauso wie diesen See. Vorher ging er meist bei den Gräbern seiner Eltern vorbei, die in unmittelbarer Nähe lagen.
 

Hier hatte er oft seine Ruhe und konnte nachdenken... es war seltsam... so sehr diese Leere, die ihn erfüllte, mit jedem Tag größer wurde, desto mehr tat es gleichzeitig auch weh. Er vermisste den Blonden hin und wieder ziemlich, doch manchmal hatte er einfach keine Kraft weiter zu warten und weiter zu hoffen, obwohl er es gerne wollte. Allein schon für die Wüstenprinzessin durfte er den Glauben nicht verlieren, denn sie hatte immer noch alle Hoffnungen in den Magier gesetzt und ging fest davon aus, dass sie bald wiederkamen.

Genau wie der Ninja diese einst hatte. aber er musste sich hin und wieder auch einfach auf sich selbst konzentrieren, er durfte sich davon nicht einnehmen lassen.
 

Und andererseits überkamen ihn in manchen Stunden all diese Erinnerungen, Ängste und Hoffnungen... diese Sehnsucht nach dem anderen Mann, den er nicht vergessen durfte und wollte und nicht aus den Augen verlieren durfte, dass er wartete... und wartete und wartete...
 

Etwas wütender versenkte der Ninja den nächsten Stein im See... es war einfach zu viel gewesen in letzter Zeit. Fast wäre er gestorben, der Junge, der ihm so ans Herz gewachsen war und bald Vater wurde, war für einige Momente lang sein Feind gewesen, diesen Jungen hatten sie vielleicht wirklich für immer verloren....

Manchmal kam es ihm so vor als wäre er nie auf dieser Reise gewesen, als wäre das alles nur ein Traum gewesen, bis Sakura und das Manjuu ihm über den Weg liefen, sich zu ihm gesellten um mit ihm zu essen oder einfach nur ein wenig zusammen zu sitzen... dann war er sich sicher, das alles nicht geträumt zu haben. Und dann war er sich sicher diesen Krieg am liebsten vor dem Winter zu beenden, bevor das Mädchen ihr Kind gebären würde... und er dachte daran, dass es gut wäre, wenn Fye bis dahin wiederkam und den Jungen wirklich wieder mitbrachte... Er glaubte an den Jungen, egal was er ihm angetan hatte. Das war nicht der Junge gewesen, den er kennen gelernt hatte. Der Junge, den er kennen gelernt hatte, trug keine Schuld an dem, was sich im Tempel abgespielt hatte. Daran, dass seine Prinzessin und er fast gestorben wären...verdammt, er trug keine Schuld daran! Wieder platschte es, als er mit voller Wucht einen Stein ins Wasser warf...
 

Die Zeit lief so unaufhaltsam schnell an ihm vorbei... wer wusste schon, wie schnell die Zeit in Ceres lief?! Vielleicht würde der Junge, sollte er sein Herz zurück bekommen und auch der Magier, die Geburt dieses Kindes nicht mitbekommen... vielleicht würden sie nie davon erfahren, vielleicht würden sie es nie zu Gesicht bekommen.

Vielleicht würde Kurogane sterben, bevor irgendwer zurück kam, er war kein Vampir mehr, und dann, hätte er sein ganzes Leben hoffnungslos gewartet... aber er durfte auch nicht aufhören zu warten... die Chance bestand ja immerhin...

Er wusste nicht, was er denken sollte...
 

Ohne einen Gedanken an den Blonden zu verschwenden vertrieb er sich manchmal die Zeit damit stundenlang zu trainieren, die Vampire auszuspionieren, sie aus einem Gebiet zu vertreiben oder manchmal auch einfach nur wahllos mit irgendeiner Frau oder Souma... und in solchen Momenten, in denen die Sehnsucht und die Erinnerungen an den Blonden ihn übermannten tat es ihm Leid und er wünschte sich nichts mehr, als ihn gerade in seiner Nähe zu haben... aber verdammt, er war doch auch nur ein Mann...
 

Er dachte schon wieder viel zu viel nach, bemerkte Kurogane mit einem weiteren Seufzen...
 

Plötzlich traf den Krieger ein Stein am Kopf und ein erschrockenes Einatmen kam vom anderen Ufer und sofort bewegte sich das Gebüsch auf der anderen Seite heftig. Dann war ein Knacken zu hören und danach war alles wieder totenstill.
 

Doch bevor der Ninja dazu kam, weiter nachzudenken, traf ihn schmerzhaft etwas am Kopf. Verdammt! Konnte man denn nicht einmal seine Ruhe haben?! Was hatte er den Göttern denn nur getan, dass ihm so was immer wieder passierte? Wollte ihn eigentlich ständig jemand ärgern?

Wütend stand er auf und drehte sich um. „Was war das?“ rief er, als er niemanden erkennen konnte. „Komm raus, verdammt“ Er rechnete sowieso damit, dass es das verdammte Manjuu war...
 

Es blieb ganz still, doch dann knackte etwas in den Ästen des großen Baumes am anderen Ufer und wieder Stille.
 

Grummelnd ging der Krieger nun also dorthin, wo das Geräusch herkam... verdammt feige waren alle noch dazu! „Verdammt..“ murmelte, während er auch schon am anderen Ufer angekommen war und in den Büschen suchte... wenn’s einer der Vampire war, hatte er wenigstens jemanden, der ihm nach dem Leben trachtete und den er dann verprügeln konnte, dachte sich der Ninja etwas ironisch. Doch er fand keinen Vampir oder das weiße Manjuu... irgend so ein Blag versteckte sich ziemlich eingeschüchtert in den Büschen.
 

Nun wirklich schwer seufzend, packte Kurogane es am Kragen und zog es hervor... „Dich hab ich doch schon mal irgendwo gesehen...“ grummelte er das Kind an. „Du streunst auch immer am Hof herum...“
 

Der Junge sah den viel, viel größeren, sehr, sehr böse dreinblickenden Krieger trotzig an. „Ich will das so können wie du!“, murmelte er.
 

Etwas irritiert, dass das Kind nicht anfing zu heulen oder Angst vor ihm hatte, sondern ihn sogar recht frech anblickte, starrte Kurogane grummelnd zurück. „Was? Das mit den Steinen?... vergiss es lieber.... dafür bist du zu tollpatschig... oder warst du es nicht, der da gerade einen Stein an den Kopf geworfen hat?“
 

„Nein, das war ich“, antwortete eine viel tiefere Stimme aus den Büschen und ein hochgewachsener Mann trat aus den hervor. Er trug noch die selbe Lederjacke wie in Nara und auch die Frisur war die selbe, ebenso das Grinsen, dass die scharfen Eckzähne entblößte, war noch genau so als hätten sie sich erst gestern gesehen.
 

„Wie geht's? Eure Wache is' ja nicht so klasse, wenn ich das mal bemerken darf.“
 

Ohne sich weiter um das Kind zu kümmern, viel eher das Kind vergessend und fast fallen lassend, blickte er den Mann an, der da gerade aus den Büschen hervortrat... dieses dreckige Grinsen kannte er doch von irgendwo her! „Du?“ brachte Kurogane ziemlich erschrocken und noch etwas ungläubig heraus. „Was machst du denn hier, verdammt?! Und was soll das, mir einen Stein an den Kopf zu werfen?!“
 

Ryuki lachte schallend auf.(1) „Tja, wie komm ich dazu? Ich fand es nur zu verlockend. Und hier bin ich, um Nyên zurück zu holen. Seine Mutter dreht am Rad seit er gefangen genommen wurde. Nehm's mir nicht übel, dass ich hier einfach so reinplatze, aber die wollten mir doch tatsächlich an die Kehle als ich um ne Audienz bei der Chefin dieses Landes gefragt habe.“
 

Das Kind hing immer noch wie ein nasser Sack in den Armen des Kriegers und sah in einer Mischung aus Trotz und Angst zu dem Fremden hoch, den er anhand der Kleidung und der gefährlichen Zähne sofort als einen Feind erkannt hatte. Heftig trat der Junge aus und versuchte sein Schienbein zu erwischen, aber die Beine des Sechsjährigen waren zu kurz. „Lass Kurogane in Ruhe, du doofer Vampir! Ich werd dir den Kopf mit meinem Schwert abschneiden!“, rief er und fasste auch schon sofort an seinen Gürtel, um ein Holzschwert heraus zu ziehen, dass er Ryuki mit drohender Miene unter die Nase, oder besser gesagt unter die Brust, hielt.
 

Der Vampir sah kurz verwundert auf das Kind, dann wieder zu Kurogane. „Is ja süß, was du da verbrochen hast.“
 

Ziemlich verwirrt blickte der Krieger den Vampir, dann das Kind wieder an... wie redete dieser bescheuerte Vampir denn da über seine Prinzessin?! „Prinzessin verdammt!“ versuchte er ihn zu verbessern... und dann war er noch verwirrter, dass das Kind seinen Namen kannte... aber erst recht über den letzten Satz.
 

„Was redest du da eigentlich für einen verdammten Unsinn?“ fragte er den Vampir und ließ das Kind endlich runter. Und endlich setzten sich einige Puzzleteile zusammen... Ryuki.. so meinte Kurogane hieß dieser grausame Kerl kam auch aus Nara... also war es kein Wunder, dass er nun auch fröhlich durch Japan spazierte... und sie hatten den Sohn von Fyes Ebenbild und diesem Vampirmädchen in Gefangenschaft... und obwohl er es eigentlich sollte, diesen Kerl verprügeln oder ins Jenseits schicken, denn eigentlich waren sie Feinde, konnte er das gerade nicht... dieser junge Gefangene hatte doch seiner Prinzessin auch erzählt, dass sie gegen diesen Krieg waren... und den Gesprächen in Nara zu folgen, konnte man wirklich davon ausgehen.
 

Der Mann vor ihm war mal wieder völlig planlos, stellte der Vampir fest. Kaum zu glauben, dass er bisher überlebt hatte. „Keine Ahnung, was du meinst. Aber Nyên ist hier. Und ich hole ihn zurück. Basta.“ Ein heftiger Schlag gegen seinen Bauch, den er aber als Vampir kaum wahr nahm, unterbrach Ryukis Redefluss und er sah wieder auf das Kind, das ihn heftig mit seinem Holzschwert geschlagen hatte. „Hey, Bengel, könntest du das lassen? Für deinen Vater kannst du ja nichts, aber hat dir nicht wenigstens deine Mutter Benehmen beigebracht?“
 

Schwer seufzte der Ninja... dass auch immer solche Sachen passieren mussten! Als Dimensionsreisender und selbst wenn man keiner mehr war, vor Überraschungen wurde man wirklich nicht bewahrt. Einen Augenblick überlegte er. Kurogane würde sich damit zwar keine Freunde machen, aber wollte er verhindern, dass dieser Vampir heimlich auf dem Hof umherschlich und vielleicht noch andere Vampire zur Hilfe zog, um diesen Bengel zu „befreien“ -denn schlecht hatte dieser Blondschopf es am Hof auch nicht unbedingt- sollte er ihn einfach mitnehmen... verdammt... das war auch kompliziert... aber ein wenig konnte er diesen Vampir auch verstehen. „Verdammt... ich bring dich zu ihr... aber wehe du machst Anstalten oder so... dann findest du dich schneller als du gucken kannst am Boden wieder...“ brachte er dem Vampir entgegen... jetzt, wo Kurogane seine vollkommende Stärke wieder hatte, sah er sich im Falle einer Prügelei sowieso als Sieger. Schnell schnappte er sich diesen frechen Bengel wieder und klemmte ihn unter den Arm... dass dieses Kind sich jetzt auch noch einmischen musste, ärgerte der Ninja sich wirklich. „Und du kommst auch mit... ist viel zu gefährlich allein hier herumzuspazieren... Benehmen hast du echt keins.“
 

„Wusste dass ich mich auf dich verlassen kann!“, breit grinste der Vampir in sich hinein und wuschelte dem Kind über die freche Birne. Obwohl er vor Kurogane so angegeben hatte, war es natürlich nicht so leicht gewesen hier her zu kommen und er war heilfroh, als er den heißblütigen Mann, mittlerweile ein Mensch, wie auch immer das passiert war, dort am Ufer brüten gesehen hatte. Denn Yuzuriha brachte ihn um, wenn er nicht mit Nyên zurück kam....
 

Grummelnd warf er dem Vampir noch einmal einen „tödlichen“ Blick auf seine letzte Aussage zu, als er sich nun endgültig ergeben zeigte. Einen Augenblick zögerte er noch, bevor Kurogane sein Schwert zog, dieses verdammte Kind die ganze Zeit unter seinem Arm... man, war das nervig! Aber es kam es kam vom Hof, also musste er es dort auch hin zurück bringen... und hielt sein Schwert dem Vampir an die Kehle.
 

„Ich würd vorschlagen, du machst keine Faxen... wär' besser, wir lassen die Leute im Glauben du bist mein Gefangener, bis ich dich zu Prinzessin Tomoyo gebracht habe... verstanden?“ schlug er vor, bevor er das Schwert auch schon wieder sinken ließ... er musste es ihm ja nicht die ganze Zeit an die Kehle halten, reichte ja, wenn sie das kurz vor dem Hof taten.
 

Ein wenig zuckte Ryuki zusammen als der schwarzhaarige Kerl sein Schwert zog, aber dann entspannte er sich wieder. Die Bewegungen waren langsam und ruhig gewesen und der Kerl nicht die Art von Mensch, der einen einfach so niederstach. Auch wenn er hier im Krieg schon einiges erlebt, gesehen und überlebt hatte. Er hatte bisher keine Vorstellung von Krieg gehabt und im Nachhinein hätte er auch gerne darauf verzichtet. „Is klar, ich lasse dir die Chance dich wenigstens einmal überlegen zu fühlen“, erwiderte er mit einem breiten Grinsen und ging mit Kurogane auf die Palastmauern zu, die in der Ferne zu sehen waren. Erst als sie in Sichtweite der Späher waren, hob der Krieger wieder das Schwert und Ryuki bemühte sich ein neutrales Gesicht zu machen.
 

Noch einmal seufzte Kurogane ziemlich schwer, beließ es aber dabei und regte sich nicht groß über den letzten Kommentar auf. Die Wachen, die sie schon von weiten kommen sahen, stellten sich sofort in Kampfposition, als die drei sich dem Schloss näherten, einige kamen sogar auf sie zugerannt. „Geht mir aus dem Weg.“ befahl Kurogane den Wachen. „Ich bin einer der stärksten Krieger Japans und Tomoyos Leibgarde... glaubt ihr nicht, ich hab so einen verdammten Vampir selbst unter Kontrolle? Und jetzt macht den Weg frei...“ die Worte ließen die Wachen wirklich etwas verunsichert und eingeschüchtert, in dem Wissen, nun einen Vampir in näherer Umgebung zu haben aber in der Hoffnung, der Krieger wusste, was er tat den Weg frei.
 


 

Als sie endlich im Palast angekommen waren schlug Kurogane so schnell es ging den Weg zum Thronsaal seiner Prinzessin ein. Auf dem Weg dorthin fingen sie sich einige ängstliche und verunsicherte Blicke der Dienerinnen und weiteren Wachen ein und nach einer weiteren Diskussion mit den Wachen vor Prinzessin Tomoyos Thronsaal, konnten sie endlich eintreten.
 

Tomoyo blickte ziemlich verwundert auf, als Kurogane plötzlich in den Raum trat und einen Vampir mit herein brachte... jedenfalls kannte sie diesen Mann nicht und auch die Kleidung war ihr völlig fremd. Viel verwunderter wirkte sie jedoch, als Kurogane das Schwert etwas erleichtert ausatmend von der Kehle des Mannes nahm und auch endlich das Kind runterlassen konnte.
 

„Kurogane.“ Begrüßte sie den Krieger. „Kannst du mir erklären, was das hier werden soll?“
 

Der Krieger grummelte nur kurz. „Aa... also... dieser Kerl hier will etwas mit dir besprechen... ich kenn' ihn bereits aus Nara und er ist vertrauenswürdig...“ erklärte er seiner Prinzessin und hoffte, dass er mit dieser Vermutung auch Recht behielt, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, dass dieser Vampir auf einmal seine Meinung geändert hätte.
 

Jetzt war Tomoyo wirklich noch ein wenig mehr durcheinander, dass Kurogane, der Mann, der sonst immer so auf die Vampire schimpfte, plötzlich Partei für einen übernahm. Doch sie traute Kurogane und daher versuchte sie sich an einem warmen Lächeln und blickte den Vampir an. „Nun, dann sprecht.“ Vielleicht war das auch endlich eine Chance zu verhandeln?
 

'Wow', Ryuki war echt baff, so was hübsches regierte dieses Land? Da konnte man ja fast denken, die ganzen Irren kämpften nur, um zu ihr ins Schloss zu kommen und sie zu sehen.
 

„Danke, Prinzessin. Danke dass ihr mich empfangen habt“, Ryuki zermarterte sich das Gehirn. Höflichkeit war noch nie seine Stärke gewesen, aber seine Schwester hatte ihn regelrecht in Endlosschleife ermahnt, dass Höflichkeit in diesem Lande ein Tugend war, und es um das Leben ihres Sohnes ging und so weiter und sofort bla bla bla. Kurogane war definitiv nicht repräsentativ für sein Land gewesen.
 

„Was ihr nicht habt, sondern ich musste mir erst meinen Weg hier hin schleichen, bis ich dem da über den Weg gelaufen bin. Aber na ja, ich nehm's Euch nicht übel, is ja Krieg. Also, ich wollte Euch sagen, dass nicht alle, die in dieses Land gekommen sind diesen Krieg wollen und das niemand von den Vampiren aus Nara oder sonst woher freiwillig hier in Nihon sind. Außerdem bin ich hier, weil ihr den Sohn meiner Schwester gefangen habt und ich ihn gerne mitnehmen würde. Er bringt euch voll nichts, is eh nur n Halbvampir und selbst dafür is er lausig. Hat die megapazifistische Einstellung seines Vaters geerbt und die Naivität deines 12jährigen. Ryuki ist übrigens mein Name.“
 

Etwas unsicher blickte Tomoyo diesen Vampir an, der in einem so untypischen Ton zu ihr sprach.. das war sie nicht gewohnt gewesen, mit Ausnahme von Kurogane natürlich.. deshalb sollte sie darüber hinweghören, dachte sie sich. Leise seufzte sie als dieser Vampir, der den Namen Ryuki trug, ausgesprochen hatte. „Ich weiß...“ antwortete sie. „Dieser Sohn, von dem du sprichst, hat mir etwas ähnliches erzählt... trotzdem gibt es unter euch auch genug die diesem Krieg gewillt sind. Aber ich glaube dir, wenn Kurogane es tut.“
 

Mit einer Handbewegung deutete sie dem Mann an sich zu setzen und blickte dann Kurogane an. „Bring den Gefangenen bitte auf meinen Befehl hier her, Kurogane.“ Dann lächelte sie dem kleinen Jungen zu. „Und du geh zu deiner Mutter zurück, sie ist schon ganz aufgeregt vor Sorge.“
 

Grummelnd blickte Kurogane seine Prinzessin an... dass er jetzt wieder den Laufburschen spielen sollte, außerdem, so sehr er auch diesem Vampir vertrauen wollte, wäre er doch lieber bei ihr geblieben... aber Tomoyo selbst spürte, wenn ihr jemand wohlgesonnen war. Ihre Menschenkenntnis war wirklich kaum zu übertreffen und so gab er sich geschlagen, um den blonden Bengel hier her zu führen.
 


 

Die Wachen gaben sofort den Weg frei, als der Ninja herausstürmte und auch bis zum Zimmer des Gefangenen stellte sich ihm lieber keiner in den Weg. Die Nachricht, dass ein weiterer Vampir gefangen wurde, hatte schon die Runde gemachte und als Kurogane die Schiebetür öffnete, stand der blonde Vampir bereits völlig durch den Wind vor ihm. „Mein Onkel ist hier?!“, fragte er atemlos vor Aufregung, wollte fast schon an Kurogane vorbei stürmen, doch die Wachen hielten ihn auf.
 

Kinder waren so anstrengend, dachte der Ninja sich etwas augenverdrehend und hielt nun diesmal den blonden Jungen am Kragen fest und zog ihn zu sich zurück, bevor die Wachen vor Angst die Kontrolle verloren und ihn angriffen... „Ja.. aber jetzt beruhig dich verdammt.“ ermahnte er den Jungen und ihn weiter am Kragen haltend, brachte er ihn den langen Weg zurück zum Thronsaal.
 


 

Währenddessen schenkte Ryuki der Prinzessin von Japan sein charmantestes Lächeln. Doch sie hatten nicht viel Zeit zu zweit, also beherrschte er sich einfach und behielt seine Flirterei für sich.
 

„Es tut mir Leid“, gab er ehrlich zu.
 

„Was?“ fragte Tomoyo ziemlich erstaunt darüber, dass sich der Mann nun bei ihr entschuldigte. „Dass ihr in diesen Krieg verwickelt wurdet?“, fragte sie offen heraus und traute sich nach einer Weile dem Vampir, der wirklich etwas niedergeschlagen und auch müde wirkte, ganz vorsichtig ihre Hand auf seine zu legen. „Ihr sagt doch, dass nicht alle aus böser Absicht hier sind und auch Japan möchte keinen Krieg führen...“ sprach sie leise und ruhig. „Allein die Tatsache, dass du hier bist, um den Sohn deiner Schwester zurück zu holen beweist, dass du kein schlechter...“ kurz überlegte sie, doch sie entschied sich, dass diese Wesen nichts anderes waren als sie. „..Mensch bist... ihr habt Gefühle, genau wie wir. Aber meinst du nicht auch, dass Nyên-kun hier bleiben sollte, anstatt zurück an die Front zu geraten? Hier ist er sicherer als dort und ich garantiere dir, dass hier gut für ihn gesorgt ist...“ bot sie dem Vampir an... außerdem, konnte sie nicht beide Vampire wieder gehen lassen.
 

„Das ist alles der reinste Bullshit hier!“, empörte sich der Vampir. „Auf einmal machen wir die Augen auf und sind in diesem Land, verstehen kein Wort und alle - selbst die, die sich sonst immer beherrschen konnten - sind total scharf auf Blut, als hätten sie jahrelang keins mehr getrunken! Es ist total verrückt, alles hier ist total verrückt... Na ja, ich will aber erst mal sehen, ob's ihm gut geht. Aber danke für das Angebot.“
 

Schwer seufzte Tomoyo als der Mann so reagierte und so mit ihr sprach.. auch einige Worte kannte sie nicht, wie „Bullshit“ zum Beispiel, und sie nahm die Hand wieder weg, bevor er noch wütender wurde. Es war bestimmt nicht einfach plötzlich in einem fremden Land aufzuwachen... aber vielleicht war das eine Chance mit den „friedlichen“ Vampiren zu verhandeln und sie auf ihre Seite zu ziehen? Irgendeinen Weg musste es doch aus dieser Situation geben... sonst wäre spätestens in den kühleren und dunkleren Jahreszeiten Japan eingenommen.
 

Während sie ein wenig in ihre eigenen Gedanken vertieft war, öffnete sich die Tür auch schon wieder und Kurogane trat mit dem jungen Vampir herein.
 

Ryuki stand auf, als er seinen „Neffen“ sah und auch Nyên schien, als wollte er augenblicklich auf ihn los stürmen. Doch er hatte sein Lektion gelernt, verbeugte sich erst einmal vor Tomoyo und ging dann ruhig auf Ryuki zu. Der war allerdings alles andere als ruhig, lief ihn entgegen und tat sein besten den jungen Halbvampir in den Schwitzkasten zu nehmen. „Du kleiner Idiot! Wie kannst du dich einfach gefangen nehmen lassen! Willst du dass wir alle einen Herzinfarkt bekommen? Hast du ja gut geschafft!“
 

Nyen ächzte nur, lachte aber gleichzeitig. Sein Onkel war aber auch immer so. Geschickt schaffte er sich zu befreien und fiel dem größeren Mann um den Hals. „Onkel!“
 

Schweigend beobachten Tomoyo und Kurogane das Wiedersehen der Beiden, nur Kurogane wand irgendwann seinen Blick ab, zu sehr erinnerte ihn dieser Junge einfach an Fye, während Tomoyo das ganze mit einem ehrlichen Lächeln betrachtete. Der kleine Vampir war ihr wirklich ans Herz gewachsen während er Zeit... und es tat ihr fast schon Leid ihn einsperren zu mussten, aber jeder am Hof hatte Angst vor den Vampiren und trauten dem ganzen noch nicht wirklich... und es wäre wirklich problematisch beide Vampire gehen zu lassen...
 

Nachdem sie eine Weile zugesehen hatte erhob die Prinzessin wieder das Wort an die Vampire. „Wir könnten doch zusammen halten... wenn es so ist, wie ihr behauptet, dann wäre es doch von Vorteil, wenn wir versuchen zusammen zu kämpfen. Ich denke nicht, dass es ausbleiben wird, zu kämpfen... aber wir wären viel stärker und könnten besser verhandeln. Ihr seid Vampire... euch hören sie eher zu als uns Menschen...“
 

Endlich ließ Ryui davon ab seinen Neffen zu erwürgen und wand sich wieder an die hübsche Frau. „Das kannst du knicken. Die hören nicht zu. Selbst diejenigen, die nicht kämpfen wollen, haben sich nur schwer unter Kontrolle. Bei den Vampiren aus Nara geht es noch, sie sind es einfach gewohnt Menschen schlecht zu behandeln, aber die aus anderen Dimensionen wirken total weggetreten. Aber ich bin sicher, dass sich ein paar von uns auf die Seite Japans ziehen lassen. Bald ist Winter, dann wird eure Armee kaum noch eine Chance gegen die Vampire haben. Fye meinte ein Zauber läge auf ihnen.“
 

„Fye?“ fragte die Prinzessin nach und ein wenig wurde ihr schwer ums Herz, als ihr bei diesem Namen all die Erinnerungen vor ein paar Monaten hochkamen... an diesen Mann, den sie so mochte und der Japan verlassen musste, weil er sie gerettet hatte... Kurogane erzählte nicht viel von ihm und mied dieses Thema eher, aber was sie entnehmen konnte war, dass der Blonde deswegen jetzt vielleicht in Gefahr steckte und dort war, wo er nicht hin zurück wollte.
 

Und auch Kuroganes Herz zog sich kurz zusammen und fast wollte er schon einen Hoffnungsschimmer hegen, doch er rief sich schnell in Gedanken zurecht, dass es sich um das Ebenbild des Magiers handeln musste. „Er ist auch hier?“ fragte er nach einer Weile. „Sind denn auch Menschen in diese Dimension geschickt worden?“ das wunderte ihn, er hatte noch keinen bemerkt bis jetzt... und auch fragte er sich, was für ein Zauber das war, der auf ihnen liegen sollte... er verstand immer weniger, wie alles zusammenhing.
 

Überrascht sah Ryuki die Menschen um sich herum an. Hatten die das noch nicht bemerkt? „Eine Menge Menschen. Zumindest aus Nara, alle die mit Vampiren irgendeine Blutverbindung haben. Und ja, Fye ist auch hier, er passt auf meine Schwester auf, oder sie eher auf ihn.“
 

„Aa..“ antwortete der Krieger nur über diese Tatsache und Tomoyo blickte etwas bedrückt, als sie das erfuhr. „Und wir dachten alle fremdländischen Wesen seien „Vampire“..“ bemerkte sie... das machte die Sache noch komplizierter, das hieß, sie kämpften die ganze Zeit auch gegen Menschen... sie hatte wirklich keine Ahnung wie sie diesen Krieg noch aufhalten sollte... sie wollte nicht dauernd irgendwen sterben sehen oder ihre Männer in den Krieg schicken., aber es blieb ihr nichts anderes übrig. „Bitte...“ wand sie sich nach einiger Zeit an den Vampir. „Bitte, such so viele zusammen, die gegen diesen Krieg sind, die du finden kannst... sag ihnen, dass wir bereit sind, „Frieden“ zu schließen...“ bat sie den schwarzhaarigen Vampir etwas verzweifelt, obwohl sie sich nicht vorstellen konnte, wie das gehen sollte, wenn diese Wesen Blut brauchten aber damit wäre ihr schon etwas geholfen.
 

Ryuki betrachtete das Mädchen mit einem leichten Lächeln. Das hörte sich so lächerlich an, was sie da sagte, aber eigentlich war es das, was er sich, sie alle sich wünschten.
 

„Okay, ich werd mein Bestes geben, um alle zusammen zu trommeln. Aber wir können schlecht einfach so hier her spazieren. Deine Wachen haben schon bei mir fast n Herzinfarkt gekriegt, wenn ich hier mit gut 200 Mann ankomme, dann ist der Krieg für euch verloren, weil ihr einfach keine Männer mehr habt.“
 

„Weil wir Angst vor euch haben und es nicht verstehen konnten... aber wenn wir auch euch besser verstehen können wir mehr zusammen halten... ich werde alles versuchen, um meine Leute zu überzeugen...“ antwortete Tomoyo dem Vampir und seufzte innerlich schwer... das würde schwer werden. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Armee bereitwillig mit den Vampiren zusammen arbeiten würde, aber sie mussten es versuchen. „Wenn du gehen möchtest, kannst du das tun... ich werde dich nicht aufhalten Nyên..“ sprach sie nun den jungen Vampir an und lächelte ihn an. Wahrscheinlich würden ihre Wachen vor lauter Angst auf diese Wesen sie sowieso ziehen lassen. Ihre starken und tapferen Männer waren, mit Ausnahme von Souma und Kurogane, längst in umliegende Gebiete gesandt worden, dorthin, wo akute Gefahr bestand. Sie durften gar nicht erst zulassen, dass die feindlichen Vampire näher vordrangen...

Sie könnte die Vampire frei lassen und es wie eine Flucht aussehen lassen oder sich dazu bekennen, dass sie einigen von ihnen trauen wollte... es war manchmal wirklich nicht einfach, als Prinzessin die richtigen Entscheidungen zu treffen.
 

Der blonde Vampir sah mit seinen strahlend blauen Augen hoch zu seinem nicht sehr viel älter aussehenden Onkel, der ihn zwar seinen gewöhnlichen, etwas spöttischen Blick drauf hatte, aber ihm die Entscheidung ließ. Nyên sah zu Tomoyo, dann zu Kurogane und dann wieder zu Ryuki. Letztendlich seufzte er und sah wieder zu der Prinzessin des Landes, in das sie so unfreiwillig gekommen waren.
 

„Ich möchte hier bleiben.“
 

„Was?!“, entfuhr es Ryuki.
 

„Wenn wir wirklich zusammen arbeiten wollen, wäre es besser, wenn ein Vampir hier am Hof bleibt.“
 

„Du bist aber nicht gerade repräsentativ, Kleiner“, wirkte der ältere Vampir seine Erklärungsversuche ab. „Meinst du, ich lass mich fast abmurksen, nur um dich hier raus zu holen, damit du lieber hier bleibst?! Du hast ja wohl den Arsch offen!“
 

„Onkel~“, jammerte Nyên fast flehend, „lass mich doch zu Ende erklären! Gerade ich bin repräsentativ, weil ich zur Hälfte ein Mensch bin. Mein Vater ist ein Mensch, und meine Mutter ein Vampir. Du, Yuzuriha, Kusanagi, Fye und ich sind doch der beste Beweis, dass Menschen und Vampire auch friedlich zusammen leben können. Sag meinen Eltern, dass es mir gut geht und ich bin sicher, dass die Prinzessin auch den Zauber von mir nimmt, der verhindert, dass ich mit euch kommunizieren kann. So habt ihr immer ne Art Telefonleitung hier hin, das is doch viel praktischer.“
 

„Aber...“
 

„Nichts aber, ich find Krieg scheiße.“
 

„Du bist erst 15, du verdammter Bengel!“
 

„Und du schon viel zu alt, glaub ich. Ich will nicht, dass es hier wie in Nara wird. Ich will eine bessre Welt! Und da wir nun mal hier sind sollten wir das beste draus machen und das ist meiner Meinung nicht Krieg, sondern zu lernen mit Menschen zusammen zu leben, ohne sie nur als Nahrungsquelle anzusehen!“
 

In einer Geste der Verzweiflung schlug sich Ryuki vor die Stirn und konnte es nicht glauben: Yuzuriha würde ihn umbringen.... sie würde ihn umbringen... und wenn sie es nicht tat, dann Nyên. Die Zeit, in der Nyen noch nicht mal wusste, was das Wort „kommunizieren“ bedeutete und er ständig heulte, schien erst gestern gewesen zu sein.
 

„Aa... ihr seid wirklich der beste Beweis...“ antwortete nun auch der an der Wand gelehnte grummelnde Schatten, der die ganze Zeit schweigend zugesehen hatte. „Wenn auch verdammt dämlich...“ schwer seufzte Kurogane... aber so hatte er das alles auch noch nicht wirklich gesehen und so sehr er diesen Vampir auch „hasste“, stellte er gerade wirklich einen kleinen Lichtblick in diesem ganzen Desaster und der Hoffnungslosigkeit dar. Und auch, wenn er ihm so unverschämt einen Stein an den Kopf geworfen hatte, war es gut, dass sie sich hier wieder getroffen hatten. Außerdem waren sie ihm auch noch was schuldig, fiel dem Ninja ein, beließ es aber dabei, das jetzt noch einmal zu erwähnen.
 

Tomoyo lächelte nur, als sie den beiden Streithähnen zusah. Es war seltsam, dass in ihren Mauern, in ihrer Anwesenheit, so miteinander geredet wurde, aber irgendwie auch erfrischend... die Stimmung war viel zu lange gedrückt gewesen. Sie ging ein paar Schritte auf ihren Tisch zu und nahm eine Papierrolle hervor, bevor sie diese dem Vampir in die Hand drückte. „Nimm das bitte. Dort stehen unsere friedlichen Absichten niedergeschrieben... ich habe es vor einigen Wochen verfasst, jedoch bis jetzt keine Gelegenheit gehabt es nach außen zu tragen.“ Vielleicht brachte das endlich etwas Licht in diese trübsinnige Situation. Tomoyo hoffte so sehr, dass es wenigstens ein erster Schritt zum Frieden war. „Und keine Sorge, hier wird gut für deinen Neffen gesorgt... auch den Zauber, den ich auf ihn gelegt habe, um eventuelle magische Fähigkeiten oder ähnliches zu blockieren, werde ich von ihm nehmen... und es ist ihm jederzeit erlaubt zu gehen, wenn er möchte.“
 

Schwer seufzend sah Ryuki zu dem Krieger, der ihm auch mal Recht gab. Sie schienen wirklich die einzigen gesund tickenden ... na ja, Wesen hier zu sein. Der Andere war ja kein Vampir mehr, warum zur Hölle auch immer. Mit beiden Händen nahm er die Schriftrolle der Prinzessin entgegen und überflog sie kurz. Jap, mit dem Japanisch konnte er was anfangen, auch wenn es recht verstaubt wirkte. Fye würde es schon ganz lesen können.
 

„Danke“, sagte er zu dem Mädchen und lächelte leicht. „ich werd mein bestes geben genug Leute zusammen zu trommeln und euch unter die Arme zu greifen. Eigentlich hab ich echt keinen Bock hier in diesem Land zu sein, hier scheint ständig die Sonne.“
 

Irgendwie fühlte er sich verlegen vor ihr. Verdammt, sie wirkte so ernst wie einer der Ältesten, war aber total jung und nur ein Mensch. Seine Wertvorstellungen wann er wem und in welcher Weise besser Respekt zollte, tanzten gerade Samba. Eigentlich hielt er es gewöhnlich so, dass er vor niemanden Respekt zeigte, aber die Süße hatte schon einen Stein bei ihm im Brett, weil sie seinen Neffen nicht umgebracht hatte und diesen scheiß Krieg beenden wollte. Ryuki war kurzum echt verwirrt, also machte er das, was er auch bei den anderen gesehen hatte und ging kurz vor ihr in die Knie. Etwas verlegen stand er wieder auf. „Nun, ich geh dann besser Mal. Ich bekomme langsam Hunger und wer weiß wie lange ich diesmal für die Strecke brauche...“, informierte er seinen den kleinen Dummkopf mit einem Seufzen am Ende seines Satzes.
 

„Kurogane wird dich begleiten.“ Antwortete Tomoyo nun diesmal eher mit einem Grinsen als einem Lächeln, als sie auch schon bemerkte, dass der Krieger aus der Haut fahren wollte.
 

„Was?!“ fragte der Krieger „geschockt“! Jetzt sollte er diesen nervigen Idioten auch noch wieder ganz zurück bringen?!
 

“Das ist ein Befehl... und auch ist es ein Befehl, dass keine Waffe auf diesen Vampir gerichtet wird... Du wirst ihn begleiten und dafür sorgen, dass er unbeschadet zurück gelangen kann...“
 

Tödlich... wirklich tödlich blickte Kurogane seine Prinzessin an... wieso musste er auch immer die Drecksarbeiten machen?! Und ihr war es dann egal, wie er zurück kam oder was?!

Außerdem musste er doch...
 

„Sakura-chan ist hier auch sicher und das weißt du... du hast also keine Ausrede...“ unterbrach die Stimme seiner Prinzessin augenblicklich seine Gedanken als ob sie diese gelesen hatte. „Heute Abend brecht ihr auf... ich werde dafür sorgen, dass ihr genug Proviant dabei habt und du hast Zeit dich auszurüsten.“ Nachdem sie zu Ende gesprochen hatte, wand sie sich noch einmal an die Vampire. „Und ihr leistet mir doch so lange Gesellschaft und erzählt mir mehr aus eurem Land.“
 

~~~~~~~~~~~~
 

So geschah es , dass der ganze Hof in Aufruhr geriet. Die anfängliche Angst und Panik vor dem zweiten Vampir hatte sich zu zwar, wie schon bei dem ersten, zu einem kritischen Misstrauen gelegt, aber dennoch wurde hinter jeder Tür, hinter jeder unbeobachteten Ecke getuschelt und gerätselt, ob Japan dem Kriegsende nun ein wenig näher war. Zwar vertrauten sie alle ihrer Prinzessin, aber eben nicht den Vampiren selbst. Schreckliche Gerüchte gingen hier am Hof herum, unter den Frauen, den Kindern und den vereinzelten Männern, Wachen und die Leibgarde der Prinzessin. Die Vampire waren schon wieder näher gerückt und wenn man ihnen in die Augen sah, war man gelähmt, und wenn sie einen bissen, dann würde man verhungern, egal wie viel man aß, aber wenn sie einen erwischten, töteten sie einen gleich und aßen auch noch die Seele auf. Sie waren schlimmer als Dämonen!
 

Drinnen im Thronsaal währenddessen erzählten Ryuki und Nyen von Nara.
 

„Nun, es gibt Elektrizität und so etwas, auch alles andere, was Menschen ein gutes Leben bereitet, aber Vampire brauchen das nicht und die meisten von uns sind auch noch recht jung, weswegen alles ein wenig.... drunter und drüber geht. Nur die Alten, diejenigen die wirklich noch die Dimensionen gesehen haben, aus denen wir stammen, halten alles aufrecht. Sie haben große Macht und können sich daher durchsetzen. Seit die Krankheit sich verbreitet hat trinken wir nicht mehr von Menschen, sondern künstliches Blut. Außer ein paar Ausnahmen, Vampire die sich an Menschen gebunden haben, so wie ich und die Eltern von dem Idioten da“, erklärte Ryuki. „Sie können nur von einem Menschen trinken und wenn dieser stirbt, verhungern sie.“
 

Tomoyo hörte sich die Geschichten der Vampire an und gab sich größte Mühe, sich das alles vorzustellen. Elektrizität, solche Sachen kannte sie alles nicht... aber vielleicht konnten sie auch von diesen Wesen lernen, stellte sie nach einer ganzen Weile fest, sie schienen mehr Ahnung und Wissen über die Welt zu haben als sie es bereits hatten.. oder einfach nur andere Ansichten. Aber es war wirklich spannend Geschichten aus anderen Welten zu hören und ein wenig wünschte sie sich Kurogane wäre gesprächiger... aber Sakura-chan und sie hatten oft zusammen gesessen und sich unterhalten und so hatte sie schon einiges über andere Welten gelernt. Sie wünschte sich wirklich, dass bald Frieden herrschte.
 

„Ich hoffe, diesen Krieg bald zu beenden und einen Weg zu finden, euch zurück in eure Heimat schicken zu können...“ erwähnte sie nach einer Weile. Viele dieser Wesen wollten auch nicht hier sein, genauso wenig, wie Japan sie hier haben wollte...
 

„Wär' nicht schlecht.“, gab Ryuki mit einem Seufzen zu und bemerkte, dass draußen die Sonne unter gegangen war, obwohl er es vom Thronsaal aus nicht sehen konnte. Doch sein grummeliger Freund war immer noch nicht zurück.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Kurogane war mittlerweile wirklich verdammt schlecht gelaunt, vor allem, weil ihn dieser Bengel, den er auch beim See erwischt hatte ständig auffiel, es war, als würde dieser Junge ihn verfolgen, aber er beachtete es nicht groß, sonst würde er das Kind doch nur ständig anschnauzen und dass würde letztendlich dafür sorgen, dass seine Nerven den Geist aufgaben. Der Krieger hatte sich mittlerweile in sein Zimmer verkrochen, kramte seine Rüstung hervor und zog sie an, außerdem packte er ein paar Sachen zusammen, nicht viel, lediglich die Nahrungsmittel, die er sich auch noch abholen musste! und ein wenig Verbandzeug... kurz fiel sein Blick wieder auf die Sutren an seiner Wand... wer wusste, wie lange sie brauchten um wer weiß wo auch immer dieser Vampir ganz hin musste, zu gelangen, das bedeutete also er würde die einzige persönliche Erinnerung an den Magier eine Zeit lang nicht sehen... Schwer seufzte Kurognae und ärgerte sich über sich selber, als er tatsächlich aufstand, die Sutren trotz seiner Aufgekratztheit vorsichtig von der Wand nahm und ebenfalls in den Sack stopfte.
 

Als er endlich fertig war, machte er sich noch einmal auf den Weg zu der Wüstenprinzessin und dem Manjuu, um sich sein Schwert abzuholen und ihnen Bescheid zu geben, dass er im Auftrag von Prinzessin Tomoyo auf Reisen gehen musste. Er wollte nicht einfach so gehen und sie erfuhren es dann irgendwann von irgendwem anderes, zu tief waren die Wunden, zwei Menschen verloren zu haben ohne ein Wort des Abschieds und nicht zu wissen, wo sie sich befanden und wie es ihnen ging. Mittlerweile war der Ninja sich zwar sicher, dass sie in Ceres waren, aber seitdem sie diese Verbindung zueinander aufgebaut hatten, hatten sie nichts mehr voneinander gehört.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Sakura war mittlerweile von ihrem Abendspaziergang zurück und spielte ein wenig mit Mokona ein Spiel namens „Go“. Sie hatte es immer noch nicht ganz verstanden und da Mokona eh dauernd schummelte, hatten sie einfach ihre eigenen Spielregeln aufgestellt und während sie spielten verließen sogar die Gedanken an Shaolan für eine kurze Zeit ihren Kopf, wenn auch nicht ihr Herz. Als sich die Schiebetür öffnete und Kurogane-san dort in seiner Rüstung stand, war sie erst ein wenig verwundert, doch dann lächelte sie und stand auf. „Kurogane-san.“
 

„Kuro-pipi~~~!“, kreischte Mokona und flog auf den Krieger zu, klebte sich an seine Rüstung und begann mit den langen Ohren zu flattern wie ein Schmetterling.
 

Der schlechtgelaunte Krieger seufzte schwer als das Manjuu plötzlich wieder an ihm klebte, regte sich aber nicht groß darüber auf, sondern fasste es mit einer Hand um es von sich zu lösen und ging dann ein paar Schritte auf das Mädchen zu. „Ich bin hier, weil ich mich verabschieden wollte... ich muss für ein paar Tage „Begleitschutz“ spielen und das heißt, ich werde nicht im Palast sein.“ Erklärte er den Beiden. „Und ich wollte mein Schwert abholen.“
 

Das braunhaarige Mädchen sah lächelnd zu ihrem ehemaligen Reisebegleiter und immer noch Beschützer auf. Dass er extra hier her kam, um ihr das zu sagen... er nahm wirklich sehr viel Rücksicht auf sie, seit Shaolan und Fye verschwunden waren. Dabei hatte er doch selbst genug mit sich zu kämpfen. Aber Sakura wollte sich nicht egoistisch nennen, denn sie sah, dass sich zwei Menschen wie sie besser stützen konnten, als alles allein durchzuziehen. Kurogane brauchte jemand, den er beschützen konnte. Und sie hoffte, dass sie ihn wenigstens etwas aufmuntern konnte und ihn davon abhalten bis zur völligen Erschöpfung zu trainieren.
 

„Danke, dass du extra gekommen bist, um mir das zu sagen...“
 

„Mokona will mit!“, quietschte das weiße Wesen, doch Sakura lachte nur. „Aber Moko-chan. Kurogane-san muss doch schon auf jemanden aufpassen, da kannst du nicht mit!“
 

„Mokona will aber auch auf Kuro-sama aufpassen!“
 

Der Krieger wusste nicht genau warum, aber in diesem Moment wollte er fast rot werden und ein wenig wurde sein Herz wieder wärmer, eigentlich wie immer, wenn er sich seine Zeit mit den beiden vertrieb. So sehr er auch zu Hause in Japan war... hier war er viel mehr „zu Hause“.. diese Beiden bedeuteten ihm wirklich viel mehr, als er gedacht hatte... dieses Manjuu, das ihn immer nur nervte und dieses Mädchen, mit dem er sich nie wirklich unterhalten hatte auf ihrer Reise, aber das ihm trotzdem ans Herz gewachsen war. Er hoffte in solchen Momenten so unwahrscheinlich stark, dass sie bald wieder komplett waren... denn auch wenn ihm gerade warm ums Herz wurde, wurde ihm auch unglaublich schwer darum.
 

Mit einem grummelnden Ton verpasste er dem Manjuu eine Kopfnuss. „Ich kann auf mich selber aufpassen... du machst nur Arbeit... und frisst mir alles weg...“ neckte er das weiße Wesen.
 

„Gar nicht wahr!“, schmollte Mokona gespielt beleidigt, schmiegte sich aber nur um so mehr an den dunkelhaarigen Mann. Dann ließ es von ihm ab, riss seinen Mund auf und das lange Kristallschwert kam heraus geschossen.
 

Das Schwert kam aus Mokonas Schlund und der Ninja umfasste es. Kurz schauderte er, als er die Kühle des Schwertes spürte... immerhin war es aus Eis geschaffen. Eine ganze Weile blickte er dieses Schwert, das Ginryuu so unwahrscheinlich ähnlich sah an und plötzlich krochen die Erinnerungen und damit die Sehnsucht nach dem Blonden unwahrscheinlich schmerzhaft in ihm hoch. Doch schnell versuchte er sich selbst wieder zu beruhigen, er durfte sich davon nicht auffressen lassen... und er musste an Fye glauben, auch wenn es mit jedem Tag schwerer wurde.
 

„Danke.“ Wand er sich an das Manjuu, während er das Schwert in der Schwertscheide verfrachtete. „Ich muss aufbrechen... die Sonne geht unter. Passt gut auf euch auf... ich werde mich beeilen und bald wieder da sein...“ Seltsamerweise fiel es dem Ninja gerade etwas schwer zu gehen und seine Reisekameraden hier zurückzulassen, aber Tomoyo würde schon ein Auge auf sie werfen. „Und benehmt euch... vor allem du!“ Versuchte er sich grummelnd und einen typischen Eindruck bei den beiden zu hinterlassen, als er zum Abschluss das Manjuu noch einmal ermahnte, bevor er sich auch schon auf den Weg zu Prinzessin Tomoyo machte, die wahrscheinlich schon ziemlich ungeduldig war. Wahrscheinlich war er viel zu spät dran... aber das hier war ihm wichtig gewesen und so war es ihm egal.
 

Doch anstatt sauer zu sein oder ungeduldig, lächelte Tomoyo nur wissend, als er endlich bei ihr ankam und sie schon längst mit dem Vampir draußen stand.
 

„Ich wünsche euch viel Glück.“ wand sie sich an Kurogane und Ryuki. „Und kehre wohlbehalten zu mir zurück, Kurogane.“
 

Der Ninja grummelte nur über diese Aussage... sie war es doch, die ihn wieder einmal wegschickte!
 

~~~~~~~~~~~~~~~~
 

In der Begleitung des Ninjas kamen sie sehr viel schneller voran, als er allein auf dem Hinweg. Ja, jetzt in der Gesellschaft des Menschen, wurde ihm kaum ein zweiter Blick gewürdigt, wahrscheinlich weil sie in der Dunkelheit nicht sehen konnten, dass er keine japanischen Gesichtszüge hatte.
 

Sie verließen den Palast und danach die umliegende Stadt bis sie auf beinahe völlig verlassenes Gebiet stießen, das nur von ein paar vereinzelten Wachhäusern und Bauernhäusern mit Zivilisation gefüllt wurde. Die meisten Menschen waren in die Städte geflohen. Kurogane und der Vampir kamen gut voran, schweigend stampften sie über den sandigen Weg, an Reisfeldern und Wäldern vorbei. Über ihn prangte der Mond hinter ein paar hauchdünnen Wolkenfetzen, aber keine Sterne waren zu sehen. Seit Tagen hatte es nicht geregnet und tagsüber war es brennend heiß gewesen. Ryuki hatte sich immer in irgendwelchen Scheunen oder verlassenen Häusern versteckt. Doch als sich viele Stunden später die Sonne mit einem orangen Schein am Horizont ankündigte, war kein Dorf weit und breit zu sehen. Deswegen bogen sie in den Wald ein und rasteten dort eine Weile.
 

Nach wie vor war Ryuki von dem ganzen Grünzeug überwältig und auch diese Helligkeit, die im ganzen Land herrschte, verwirrte und blendete ihn. So viel Leben war um ihn herum, dass ihm regelrecht schwindelig wurde. Wurden die Leute hier nicht verrückt davon? Aber Menschen fühlten sich in der Nähe von Pflanzen allgemein gut, hatte er festgestellt. Einen anderen Grund konnte er sich nicht erklären, warum Fye das ganze Unkraut in der Wohnung züchtete.
 

So sehr es den Krieger auch nervte diesen Vampir begleiten zu müssen, war er trotzdem froh, dass es eben dieser Vampir war... wenigstens redete er nicht ununterbrochen oder unnötig viel, weshalb die ersten Stunden überhaupt kein Wort gewechselt wurde.
 

Als sie rasteten ging die Sonne schon längst wieder auf und Kurogane war ein wenig kaputt.. er hatte den ganzen Tag trainiert und die Nacht über jetzt kein Auge zugemacht. Schwer seufzend ließ er sich auf den Boden fallen und kramte in seinem Proviant rum, zum Glück hatte er auch Sake eingesteckt, stellte er etwas erfreut fest, als er die Flasche wieder fand. Er nahm einen tiefen Schluck und der Alkohol tat wirklich gut, selbst wenn er verdammt müde war, aber jetzt wo er ein Mensch war, wurde er zum Glück nicht mehr als zu schnell betrunken.
 

“Auch?“ durchbrach endlich die Stimme einer der Beiden dieses unendlich lange Schweigen, was nicht wirklich unangenehm war, als der Krieger dem Vampir die Flasche hinhielt.
 

„Immer“; erwiderte Ryuki grinsend und nahm die Flasche entgegen, um einen tiefen Schluck zu nehmen. Der Alkohol brannte angenehm in seinem Rachen, seine Speiseröhren hinunter, direkt in seinen Magen.
 

Mittlerweile war es völlig hell geworden.
 

„Warum bist du eigentlich kein Vampir mehr?“, fragte er, als er Kurogane die Flasche zurück gab.
 

Wieder diese Frage, stellte Kurogane fest, als ihm fast augenblicklich das Herz stehen blieb... er war nicht darauf vorbereitet gewesen und er wollte nicht an diesen Tag, noch an diese Tatsache zurückdenken. Er war froh, kein Vampir mehr zu sein., das bedeutete, er musste kein Blut mehr trinken oder lief Gefahr einem Blutrausch zu verfallen, aber die Umstände waren die falschen gewesen. Es tat einfach immer noch verdammt weh sich an diesen Abend zurück zu erinnern... an die Tage zuvor. Den „Streit“ den er mit dem Magier gehabt hatte, ihre Gespräche um Schuld und Vergeben, an den verzweifelten Versuch sich nicht aus den Augen zu verlieren und aneinander festzuhalten, selbst wenn sie sich damit gegenseitig wehgetan hatten. Die Erinnerungen an die Momente, in denen er seine Prinzessin blutüberströmt im Tempel gefunden hatte, wie der Junge versuchte sie zu würgen und in den Blick in diese unendlich leeren und kalten Augen... dass dieser Junge versucht hatte ihn umzubringen und es fast geschafft hätte, hätte der Magier sie nicht gerettet.
 

Der Geschmack von Blut lag ihm immer noch auf der Zunge und auch roch er es, wenn er sich daran zurück erinnerte. Er konnte sich nicht erinnern, das jemals so intensiv wahrgenommen zu haben.
 

Grummelnd nahm Kurogane die Flasche wieder entgegen, er sollte sich nichts anmerken lassen vor diesem Vampir. „Du bist genauso neugierig, wie dein verdammter Neffe.“ Gab er zu, bevor er wieder einen Schluck aus der Flasche nahm. Eigentlich ging es diesen Vampir einen scheiß Dreck an... aber schon einmal hatten sie miteinander geredet und es hatte Kurogane nicht wirklich schlecht getan... dennoch konnte er es nicht. Vor Tomoyo, der Wüstenprinzessin, vor dem Manjuu... vor jedem mied er dieses Thema und die Leute um ihn herum mieden es ebenfalls.
 

“Der Zauber wurde gelöst, ganz einfach, und jetzt hör auf Fragen zu stellen.“ Antwortete er dem Vampir etwas gereizt.
 

Beschwichtigend hob der Vampir die Hände. „Is ja schon gut, wenn ich dir auf den Schlips getreten bin.“ Auch er seufze schwer und sah in die Baumkronen, durch die das warme Sonnenlicht gefiltert wurde. Jetzt hatte er echt den weiten Weg unternommen, nur damit Nyên doch da blieb.
 

Schweigen legte sich wieder auf die beiden Männer, umwebte sie wie ein unsichtbarer Nebelschleier. Und irgendwie war die Stimmung auch gedrückt. Aber Ryuki konnte es verstehen, ihre Situationen auf beiden Seiten waren alles andere als rosig, aber musste man deswegen immer wieder so missmutig vor sich hin brüten? Wenn alles scheiße war, dann sollte man sich wenigstens mit etwas Galgenhumor behelfen!
 


 

~~~~~~Ceres~~~~~~~~~~~
 

Es war schwarz, seit so vielen Tagen war es schon schwarz und still.
 

Trotzdem schlug sein Herz ununterbrochen wahnsinnig schnell, als hätte er etwas verpasst oder sein Auftrag war noch lange nicht erfüllt. Manchmal färbte sich der dunkle Traum auch in endloses Rot.
 

Doch gerade war alles ganz weiß... endlos weiß und hell hinter seinen Augenlidern, dass es ihm fast weh tat und irgendeine leise Stimme sprach ununterbrochen mit ihm, die Worte konnte er gar nicht begreifen oder verstehen.
 

Langsam öffnete der Junge seine Augen und für einen Augenblick, wurde es wirklich unerträglich hell und je wacher er wurde, desto lauter und unerträglich wurde die Stimme... neben ihm?
 

Ausdruckslos blickte er zur Seite und das Gesicht eines jungen Mädchen fiel in sein Blickfeld.... aber ganz anders, als es aussehen sollte... mussten Augen eines Mädchens nicht grün sein? Fragte sich sein bleierner Kopf für einige Sekunden. Doch dieses Mädchen sah ganz anders aus, als sein Gehirn es ihm vorgab... es hatte blonde lange Haare und seltsame Ohren, die Stimme war viel zu kindlich... wahrscheinlich hatte dieses Mädchen keine Federn... keine Federn...
 

Starr blickte der Junge weiterhin das Mädchen an, das ihn nun breit lächelnd anblickte und immer noch mit ihm redete... diese Stimme tat unwahrscheinlich weh in seinen Ohren... sie sollte aufhören... außerdem... außerdem behinderte sie seine Mission... sie stand ihm im Weg, genauso wie eine schwarzhaarige Frau und ein schwarzhaariger Mann, bevor er in diesen endlos schwarzen Traum gefallen war.
 

Vorsichtig richtete der Junge sich auf, auch wenn alle seine Knochen wehtaten, wahrscheinlich vom langen träumen, und weil auch mit einem Fuß immer noch nicht alles in Ordnung war, stand er ebenso langsam auf und ging die paar Schritte, die ihn und dieses störende Objekt trennten.

Große, naive Augen blickten ihn fragend an... dieses Wesen störte seine Mission, er musste es auslöschen, es war nicht das Mädchen mit den grünen Augen und diesem Lächeln, das ihm noch in Erinnerung war.
 

Die Worte des blonden Mädchen prallten an ihm ab, als er auch schon ihren Hals packte und kräftig zudrückte, so lange, bis auch dieses Mädchen in seinem Griff vollkommen schwach und kraftlos wurde.
 


 

Mit Büchern aus der Bibliothek beladen schritt Fye eilig den Gang entlang. Nicht, dass er sich wirklich fit fühlte, sein Kopf schmerzte, sein Rücken schmerzte und er war unsagbar müde. Aber er hatte nicht viel Zeit, um sich in seine Bücher zu vergraben und er hatte viel zu tun. Die Bibliothek völlig verstaubt, aber immerhin nicht geplündert. Niemand hatte sich in all den Jahren in das Schloss getraut, vielleicht weil Bewohner von Ceres argwöhnten, dass ihr König sich dort nur zurück gezogen hätte und ihr Eindringen hart bestraft würde.
 

Endlich kam er an seinem Zimmer an, oder das, was nun sein Zimmer war. Er wollte nicht in sein eigenen Raum im Schloss zurück, zu viele Erinnerungen hingen daran. Eine der Wachen öffnete die Tür für ihn und verbeugte sich unterwürfig, doch das, was Fye in dem hell gestrichenen Raum sah, ließ ihn all die kostbaren Bücher acht los auf den Boden fallen.
 

„Chi!“
 

Das Mädchen hing schlaff am ausgestreckten Arm des seelenlosen Jungen und nur noch ihre Hand zuckte ein wenig. Mit einem Sprung war er bei den beiden, umfasste Shaolans Handgelenk und zischte einen Angriffszauber, der das Handgelenk einmal schauerlich knacken ließ und dann löste sich endlich die Hand von dem schutzlosen Hals.
 

Der Junge hätte schlafen sollen! Der Bann der auf ihm lag musste stärker sein, als der Magier vermutet hatte. Fest, aber nicht grob, packte er den Jungen nun an beiden Schultern und sah ihn eindringlich an. „Shaolan, hör mir zu. Ich helfe dir die Federn zu bekommen. Dafür bin ich da. Aber du musst mir zuhören und mit mir zusammen arbeiten. Hörst du? Beruhige dich, setzt dich dort hin, da auf den Stuhl.“
 

Mit jedem einzelnen Wort, umgriff seine Magie mehr Shaolans getrübten Geist fester, überdeckte den fremden Willen, der hinter den leeren, braunen Augen hauste und unterdrückte ihn. „Du darfst niemanden weh tun, Shaolan. Das ist schlecht. Damit machst du Sakura traurig und an die Federn kommst du so auch nicht. Glaub mir, ich hab dir doch schon mal eine Feder gegeben, erinnerst du dich? Du kannst mir glauben, ich helfe dir bei deiner Suche, aber dafür darfst du niemanden weh tu, verstehst du mich?“
 

Bevor das Mädchen in seinem Griff endgültig aufhörte zu atmen, kam ihm irgendwer in die Quere und sein Handgelenk knackte, doch es war nicht schlimm, es tat kaum weh, selbst, wenn er es nicht mehr richtig bewegen konnte. Ein blaues Auge sah eindringlich in seine und ein wenig kam es ihm bekannt vor aber er konnte sich nicht erinnern, außerdem verschwamm seine Sicht immer mehr. 'Sakura'..'Federn'... diese Worte konnte sein Hirn fassen... er musste schließlich die Federn einsammeln... aber was redete dieser Kerl da? Selbst wenn seine Gedanken alle so weggewischt schienen und sein Herz so gefühllos und kalt wirkte, zog es ein wenig und der Junge verstand nicht warum... sollte er diesen Mann kennen? Vielleicht war er tatsächlich ein Verbündeter... aber die Namen und die Gesichter seiner Verbündeten kannte man... er wollte sich ihm wahrscheinlich nur ebenfalls in den Weg stellen... doch er kam nicht mehr dazu, weiter nachzudenken, als seine Beine und Augen wieder schwer wurden.
 

Den Jungen endlich wieder auf den Stuhl vor dem Fenster verstaut, beugte er sich zu Chi herunter und fühlte nach ihrem Puls. Er ging schnell und hastig. „Chi... oh es tut mir so leid, Chi.... ich hab die Kraft, die mir bleibt, überschätzt....“ Aber Reue nützte in diesem Fall nicht viel, er musste aber unbedingt verhindern, dass das noch mal geschah. Vorsichtig nahm er das bewusstlose Mädchen in seine Arme und trug sie zum Bett. Es war immer noch völlig zerwühlt, seit er mit Ashura hier lag, hatte er es nicht mehr angefasst.
 

„Fye...“ flüsterte Chi leise, nachdem ihre Augen sich wieder etwas öffneten und das Gesicht des blonden Mannes erkannte. „Chi weiß gar nicht, was sie falsch gemacht hat... Chi hat dem Jungen doch nur Geschichten erzählt. Fye hat doch gesagt, er mag Geschichten...“ sprach sie leise, so gut es ihre Stimme hergab, außerdem atmete sie etwas schnell.
 

Fye betrachtete traurig seine Freundin, doch dann riss er sich zusammen und lächelte für sie. „Ich bin sicher deine Geschichten haben ihm gefallen, Chi. Er kann es nur nicht richtig zeigen. Weißt du noch, als ich weggelaufen bin? Danach war ich doch auch ganz verwirrt, so geht es ihm gerade auch. Er ist ein guter Junge und es ist meine Schuld, dass er dich angegriffen hat. Ich hätte besser aufpassen sollen. Tut es denn sehr weh?“
 

„Das ist ja interessant...“ erklang vom Türrahmen, bevor Chi etwas antworten konnte und der große, schwarzhaarige Mann trat herein. „Ist deine zweite Puppe auch endlich erwacht?“ fragte er amüsiert über diese anscheinende Tatsache... schade, dass er das nervige Mädchen am Leben ließ, dachte sich Ashura, als ihm die Bücher auf dem Boden ins Auge fielen. Etwas ging er in die Hocke und strich noch leichten Staub, der darauf haftete von einem der Bücher. „Ich hoffe, deine Studien kommen mir zu nutze... wenn du schon diese ganzen alten Schinken wieder ausgräbst.“
 

Der wieder eingesetzte Hofmagier zuckte nicht einmal, als er die sanfte, aber mit einem scharfen Unterton durchsetzte Stimme wahrnahm. Ashura hing ihm eh ständig im Nacken, er ging eh paranoid davon aus, dass er alles hörte, was er sagte, egal wie allein er schien, oder wie leise er es sagte. Er war sogar davon überzeugt, dass Ashura manchmal seine Gedanken lesen konnte.
 

Er ließ von dem Mädchen ab, hob die restlichen Bücher selbst auf, trug sie zu einem der Elfenbein farbenen Tische und nahm danach die restlichen Bücher aus Ashuas Armen. „Ich besitze nur noch die Hälfte meiner Magie“; erklärte er ruhig, „Ich muss mich mehr mit Zauberbännen und Formeln beschäftigen, da ich mich nicht mehr allein auf meine Intuition verlassen kann. Natürlich kommt es Euch zu Gute, Ashura-ou. Ihr wollt doch ein möglichst effektives 'Werkzeug', oder nicht?“ Diesmal blendete er den vorwurfsvollen, ironischen Unterton in seiner Stimme nicht aus.
 

Der König lachte nur einmal kurz über diese Bemerkung auf, als er sich wieder in Bewegung setzte und ging ohne den Blonden noch einmal groß zu beachten, während dieser dabei war die Bücher aufzusammeln, auf den schlafenden Jungen zu, der in dem Sofa saß und kniete sich davor. Ohne ein Wort zu sagen blickte er den Jungen, der anscheinend mit offenen Augen schlief, so ausdruckslos wirkten dieser Blick, ebenso ausdruckslos in die braunen Augen.
 

„Du weißt nicht, wie du ihm sein Herz wiedergeben kannst, nicht war?“ sprach er nach einer ganzen Weile des Schweigens. „Aber ich kann es...“
 

Nicht einmal drei Wochen und er war schon müde von diesen Spielchen. Fye fraget sich wie lange er das noch durchhalten würde und wann er endlich dieses lächerliche Selbstmitleid ablegte.
 

„Ich traue Euch nicht.... Ihr wollt, dass ich nur Euch sehe und nicht meine „Spielzeuge“ habe, so wie Ihr eure Konkubinen. Warum solltet Ihr mir helfen ihm sein Herz zurück zu geben?“
 

Fye konnte sich nicht zurück halten, die Wut kochte zu nah unter der Oberfläche. Er musste Ashura etwas vorspielen, aber er konnte einfach nicht mehr all diese Gefühle unterdrücken, ohne dass es ihn krank machte. Vielleicht hatte Ashura es wirklich geschafft seiner neuen, schwächeren Maske einen Knacks zu versetzten. Aber trotz der offenen Emotionen, die er zeigte, es würden eh nur negative sein. Dieser Mann erfüllte ihn mit so einer tiefen Verzweiflung, mit einer Wut und Trauer über verloren Tage und geraubte Zukunft, dass er ihn sicherlich irgendwann nur noch hassen konnte. Er hatte sich auf dieser Reise von ihm gelöst und mit jedem weiterem Stich, den dieser Mann ihm versetzte, fiel es ihm leichter ihn zu hassen. Egal was er für ihn getan hatte, egal ob Fye ihn immer noch auf irgendeine kindliche Art und Weise liebte. Er brauchte ihn nicht mehr wie die Luft zum atmen, er brauchte ihn nur noch für seine Zwecke. Es war ein Wettkampf, wessen verbliebener Einfluss größer war, wer den anderen besser in eine Illusion verstricken konnte, dass dies die Vergangenheit war, dass dies Liebe war, dass sie sich brauchten, dass sie noch so waren, wie sie vor dreißig Jahren, nein, wie sie vor über 50 Jahren waren.
 

Seine Gefühle für Ashura war Fye erst auf der Reise losgeworden, in nicht mal einem Jahr. Aber die Krater, die diese Gefühle, die sich Liebe, Vertrauen, Verständnis, Versprechen und Schutz versprachen, waren verrußt, verklebt, verrottet. Vielleicht loderte darunter noch Feuer, aber mit jedem Wort, dass sie wechselten wurde mehr Sand hinein geschüttet. So kam es ihm vor als wären diese Gefühle wirklich schon so unendlich alt und kalt. So kalt dass es brannte. Fye sah endlich ein, dass Ashura ihn verletzte, absichtlich, und das konnte er nicht dulden, weil er einen Mann kannte, der ihn liebte und ihn nicht verletzte. Und Ashura ihm selbst das nehmen wollte.
 

Aber gleichzeitig wollte er diesen Mann mit den goldenen kalt-sanften Augen, den Spiegel der Seele, den er immer noch irgendwo liebte, retten, von was auch immer er beherrscht wurde. Er wusste ganz einfach, dass Ashura nicht immer so gewesen war. Und wenn sich Ashura wirklich im Lauf der Jahre so entwickelt hatte, dann wünschet Fye sich, ihn vor sich selbst retten zu können.... aber das durfte nicht wichtiger als sein Wunsch sein... für Wünsche musste man Opfer bringen, und wenn dieses Opfer sein Vater war, dann würde es eben so sein.
 

Ein Schluchzen, so ein Verräter war sein Körper, presste sich seinen Hals hinauf und Fye merkte, dass neben Staub und seinen Fingerabdrücken, auch noch dicke Tränentropfen den kostbaren Einband der dicken Bücher über Zauberkunde benetzte. Er fuhr darüber, der Staub blieb feucht, klebrig und grau an seinen Fingerspitzen kleben.
 

Er war so erbärmlich, konnte er denn nur Fremden etwas vor machen? Konnte er die Menschen einfach nicht von sich fern halten, wenn sie bereits eine Linie überschritten hatten und er Emotionen zuließ? War er denn besessen von allem, was ihm nahe kommen konnte? Endlich war er aus seiner Apathie erwacht, die ihn begleitete seit er aus dem Kerker heraus war und das was bleib war Verwirrung und Tränen. Doch es fühlte sich so unendlich viel besser an, als all diese Lügen...
 

Für einen Moment blickte der König irritiert zu dem Blonden, dem die Tränen über das Gesicht liefen. Ashura hatte ihn oft weinen sehen, doch er war sich nicht sicher, wann er das das letzte Mal so bewusst wahrgenommen hatte wie in diesem Moment, wann sich das letzte Mal sein Herz schmerzhaft ein wenig zusammen zog und er sich ernsthaft fragte, wann er diesen Mann das letzte Mal ehrlich lachen gesehen hatte.. das war doch der Mann, den er liebte, brachte man Menschen, die man liebte denn zum Weinen?
 

Der König wusste es in diesem Moment wirklich nicht, zu durcheinander war er von dieser Sekunde, in dem diese seltsamen Gefühle wieder überhand nahmen und diese Tränen ungewohnter Weise kein Hochgefühl in ihm auslösten...
 

Ashura versuchte sich zusammen zu reißen... da war diese Kälte in seinem Herz, die so vertraut war... er brauchte dort keine Wärme! Aber er fühlte sich elend.. vor dem Mann, den er liebte... und wand den Blick ab... Er musste hier raus, bevor er sich wieder von Fye um den Finger wickeln ließ! Wieso dachte er jetzt schon wieder so?! Aber zuvor... Fye war einsam, gefangen in dem Land, in dem er nicht sein wollte, bei ihm, bei dem er ebenfalls nicht sein wollte! Wegen ihm.. und dieser Junge bedeutete ihm was...
 

Während der König versuchte all diese Gefühle und Gedanken zu verdrängen, zu erklären, zu verdrehen und wieder zu zerstören, hatte er schon seine Hand auf die Brust des Jungen gelegt, vor dem er immer noch hockte und murmelte eine Zauberformel...
 

Dort wo er seine Hand aufgelegt hatte, direkt über der Stelle wo das seelenlose Herz des Jungen schlug, leuchtete ein blaues Licht auf und der König musste sich Mühe geben, diesen Zauber nicht wieder zu verlieren... die Kontrolle nicht wieder zu verlieren... irgendwas tief in seinem Unterbewusstsein wollte dem Magier wenigstens diesen Jungen lassen... obwohl... eine andere Stimme ihm sagte, dass es falsch war, gegen die Regeln und den Plan verstieß...
 

Gerade in dem Moment, in dem der Zauber gesprochen war, wachte Ashura auf und ihm wurde bewusst, was er getan hatte... verärgert biss er die Zähne zusammen und stand auf, Fye einen kalten und wütenden Blick zuwerfend und mit einem gewaltigen Schwall Magie, schmiss er den Jungen vom Sofa, der immer noch schlief, aber dem er diese Kälte aus dem Herz genommen hatte.
 

Das war alles die Schuld dieses Magiers!! Er wollte ihn hintergehen, um den Finger wickeln und dann erneut einsperren... und Ceres für sich! Und jetzt hatte er es tatsächlich geschafft, dass er diesem Jungen sein Herz wieder gab!

Das würde Fye noch bereuen... schwer bereuen... irgendwie würde Ashura es schon schaffen ihn wieder sich zu eigen zu machen, sein „Werkzeug“ wieder zu nutzen wissen!
 

Wutentbrannt stand der König auf... er wollte Fye bestrafen, irgendwie... doch bevor er diesen Gedanken zu Ende führte, stürmte er raus... eher als er Fye bestrafen wollte und vielleicht sogar musste, musste er aus diesem Zimmer!
 

Überhaupt nicht verstehend, was vor sich geht, starrte Fye auf Ashura, der Shaolan die Hand auf die Brust drückte. Ein Kribbeln raste ihm die Wirbelsäule herauf und verwandelte sich zu seinem stechenden Schmerz in seinem Kopf, genau in seine leere Augenhöhle hinein. Phantomschmerz!, schoss ihm durch den Kopf, doch er fragte sich warum.
 

Ashura warf ihn noch einen wutentbrannten Blick zu und stürmte wie ein wütender Gott aus dem Zimmer. Unsagbar verwirrt, immer noch mit Tränenspuren auf den Wangen, sah der Magier zu Chi und dann wieder zu Shaolan. Vorsichtig näherte er sich dem Jungen und hob ihn auf und zurück auf das Sofa. Seinen Kopf abtastend fand er eine kleine Beule, die allerdings nicht so schlimm war, der Junge schlief immer noch wie ein Stein.
 

Auch Chi, die sich die ganze Zeit in der Ecke des Bettes verkrochen hatte, traute sich langsam wieder aufzustehen, selbst wenn ihr noch etwas schwindelig war und schaute Fye über die Schulter. Erschrocken sprang sie einen Schritt zurück, als der Junge die Augen erneut wieder öffnete, doch sie war etwas verwirrt... das war ja Fyes Auge, da in dem Gesicht von dem Jungen und auch wirkten die Augen nicht mehr ganz so kalt, wie sie vorhin wirkten, als er sie angesehen hatte.
 

~~~~~~~
 

Ashura währenddessen rannte wütend in seinem Thronsaal auf und ab und zerschlug eine Weinflasche und ein Weinglas nach dem Anderen. Wie konnte das passieren?! Wie konnte das nur passieren, dass er preisgegeben hatte, dass er Fyes verlorenes Auge die ganze Zeit über bei sich hatte? Ein Dimensionstor öffnete sich seit seinem Erwachen eine Zeit lang fast jeden Abend und er sprach zu diesem fremden Schatten, mit dem er Pläne schmiedete und der auch ihm Versprechungen gab. Eines Tages ließ er dieses Auge bei ihm... und er hätte gut drauf acht geben sollen, denn im entscheidenden Moment, wenn Fye ihm wieder ganz zu eigen war, hätte einsetzen können. Außerdem hätte er die Magie selber benutzen können, wenn er herausgefunden hatte, wie... doch solange Fye in Ceres war konnte er nicht experimentieren, denn Fye hätte seine eigene Magie sofort gespürt... und nun steckte sie in diesem Jungen! Alle Pläne waren durcheinander gebracht.... sein Mitstreiter würde das bestimmt nicht gut heißen... schon einmal waren seine Pläne von Fye durchkreuzt worden, kurz vor seiner Abreise von Japan... und jetzt, war es wieder Fyes Schuld gewesen! Weil er Ashura reingelegt hatte!
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

„Das...“, Fye war sprachlos. Das was ihn da aus dem Kindergesicht ansah, das fast schon die Grenze zum Erwachsenen überschritten hatte, war anders als das, was er je in den braunen Augen gelesen hatte. Aber das war nicht die einzige Veränderung. Das... was...?. Das erblindete Auge war nicht mehr schokoladenbraun, sondern blau. Ein durchaus seltsamer Kontrast, dieses blau und dieses braun, es passte nicht recht zusammen, aber es sah. Es sah direkt und etwas verwirrt in sein eigenes Auge. Es war als sähe er zwei übereinander gelappte Spiegelbilder. Ashura... kurz sammelte Fye was das alles zu bedeuten hatte, dass Shaolan ihn nun aus seinem eigenen Auge ansah:
 

Es bedeutete, dass Ashura sein verlorenes Auge die ganze Zeit gehabt hatte.

Es bedeutete, dass Ashura Shaolan damit den wahnsinnigen Bann, der auf ihn lag, genommen hatte.

Es bedeutete, dass Ashura ihm indirekt sehr viel Macht in die Hände gelegt hatte und gleichzeitig vor ihm verschloss, denn er würde dem Jungen niemals das Auge rausreißen.
 

All das verstand der Magier, doch nicht warum sein König das getan hatte. Langsam kniete er sich vor den Jungen, so dass sie auf Augenhöhe waren. Einen kurzen Moment hatte Fye das Gefühl sich selbst anzusehen, als hätte er einen Zwillingsbruder, aber der Effekt verschwand sofort wieder.
 

„Shaolan?“
 

Nicht verstehend sah der Junge den blonden Mann an. Er hatte ihn schon einmal gesehen, da war er sich sicher aber er wusste nicht mehr wann das gewesen sein sollte oder an dessen Namen... erinnerte er sich auch nicht...
 

Wo war er eigentlich?
 

Und... wer war er?
 

“Shaolan..?“ fragte der Junge leise. Er verstand es nicht.
 

Natürlich, ohne sein Herz hatte er keine Erinnerungen... aber immerhin sprach er und war nicht mehr eine willenlose Zerstörungsmaschine aus Fleisch und Knochen. Sanft nahm Fye beide Hände des Jungen in seine, der irgendwo Shaolan war und irgendwo auch nicht. In erster Linie war er froh, dass er wach war.
 

„Das ist dein Name. Shaolan. Und ich bin Fye. Das Mädchen da drüben beißt Chi. Wir freuen uns sehr, dass du endlich aufgewacht bist. Hast du irgendwo Schmerzen?“ Er sprach ruhig und langsam, um den Jungen einmal nicht zu ängstigen und auch um sicher zu gehen, dass er ihn nicht überforderte. Er wirkte noch ziemlich verwirrt und kindlich. Genau so wie Chi eine sehr lange Zeit gewesen war, bevor sie ihren eigenen Charakter entwickelt hatte.
 

„Shaolan...“ wiederholte der Junge langsam, er schien das immer noch nicht ganz zu begreifen, aber verstanden zu haben. Dann blickte er wieder zu dem blonden Mann hoch, der seine Hände genommen hatten. Es fühlte sich seltsam an und gleichzeitig irgendwo ziemlich vertraut. „Fye..“
 

Dann sah er noch einmal kurz auf das blonde Mädchen, dass sich Chi nennen sollte, bevor er sich langsam von den Händen des blonden Mannes löste und etwas wackelig aufstand.. kurz kniff er die Augen zusammen, als er sich dafür mit einer Hand abstützte, diese tat unendlich weh und er konnte sie kaum bewegen...
 

Shaolan blickte sich in dem großen Raum um, den er nun zum ersten Mal richtig wahrnahm und sein Blick fiel auf das große, scheibenlose Fenster. Langsam und noch etwas ungeschickt, lief er einige Schritte darauf zu... Alles war weiß... er hatte so was noch nie gesehen... wo war er nur? Sein Herz fühlte sich so leer an... und er konnte auf beiden Augen sehen... irgendwie war das ein seltsames Gefühl.
 

Ohne ein Wort, blickte der Junge einfach nur eine Zeit lang aus dem Fenster und er merkte, wie ihm etwas heißes über die Wangen floss, verwirrt fasste er sich daraufhin ins Gesicht... was war das nur alles? Was sollte das nur alles?
 

Bekümmert sah das andere Exemplar des getrennten blauen Augenpaars zu dem Jungen am Fenster. Fye spürte, dass er weinte und irgendwie fühlte er sich selbst ein wenig beklommen. War es wirkliche eine gute Idee den Jungen auf diese Art und Weise zurück zu holen? War das nicht grausam? Doch es war zu spät für moralische Diskussionen, es war geschehen und Shaolan-kun weinte, also er musste etwas tun. Sicher war er sehr durcheinander. Wahrscheinlich erkannte er sie nicht einmal, wie denn auch ohne sein Herz, ohne seine Erinnerung und sein eigentliches Wesen? Aber wenn das alles wirklich nicht in dem Körper war, wer stand dann dort vor ihm? Ein frisch erschaffenes künstliches Wesen, so wie Chi? Aber frisch „geboren“ hatte Chi sich ganz anders benommen.... vielleicht lag es daran, dass die grundlegenden Fähigkeiten schon gegeben waren... er wusste es nicht. Er hatte Shaolan gesagt, was er war, was passieren konnte und dass er trotz allem ein Mensch war, wie jeder andere... aber er hatte ihn nie genauer ausgefragt, wollte ihm nicht so nahe treten. Er hätte sich nie träumen lassen, dass er Shaolan irgendwann zurück holen musste.... er hatte sich darauf verlassen mächtig genug zu sein, ihn zusammen zu halten, auch wenn alle anderen, ursprünglichen Magiebande brachen... Hochmut kam bekanntlich vor dem Fall.
 

Bemüht ruhig schritt Fye zum Fenster und nahm den Jungen vorsichtig in die Arme. „Pscht... du brauchst nicht weinen.... es wird alles wieder gut... Fye-mommy ist ja da und bald auch Daddy“, er nannte absichtlich nicht Kuroganes Namen, Ashuras Ohren waren überall, aber woher sollte er von ihren Familienspiel wissen? „Und auch Sakura-chan. Alles wird wieder gut.“
 

Gerade schienen sie die Vergangenheit wieder zu spiegeln. Vor vielen, vielen Jahren hatte er ähnliche Worte von Ashura gehört. Er hoffte nur, nie so wie Ashura zu werden...
 

Und es spiegelte auch noch auf eine andere Weise. Shaolan ohne Herz, bevor er ein Leben geführt hatte, er wieder in Ceres und Kuro... wütend.... sehr wütend und ... zum Glück war Sakura bei ihm, aber auf jeden Fall verbittert und vermutlich genau so "allein" wie er sich hier fühlte, egal ob er wusste dass Keira, Chi und nun auch Shaolan hier waren.
 

Wenn sie noch irgendeinen Preis zu zahlen hätten, wären sie wohl alle erneut zur Hexe der Dimensionen gekommen und sich gewünscht diese anstrengende Reise noch einmal unternehmen zu dürfen. Aber es gab kein Zurück.
 

Etwas riss der Junge bei diesen Worten die Augen auf, irgendwas zog tierisch in seinem Herzen, als er all diese unverständlichen Dinge von diesem Mann, der sich Fye nannte hörte. Es kam ihm irgendwo so bekannt vor und irgendwo hatte er das Gefühl, all das kaputt gemacht zu haben... aber ansonsten war alles leer... so schrecklich leer, dass er nicht einmal wusste, was das für Gefühle waren, die gerade in seiner Brust herrschten und warum diese komische Flüssigkeit nun nur noch umso mehr aus seinen Augen trat...
 

Irgendein Gefühl in ihm, verriet Shaolan, dass ihm das bekannt vorkam, dass jemand ihn in den Arm nahm... mehrere Personen... aber er erinnerte sich nicht... er wusste nicht einmal, ob es das erste Mal war, dass ihn jemand in den Arm nahm. Ein anderes Gefühl sagte ihm, dass er diese Umarmung erwidern sollte... aber er wusste nicht wie, er kannte diesen Menschen doch überhaupt nicht...
 

Irgendwas war absolut zerbrochen... lag in Scherben vor ihm... und gleichzeitig fühlte er sich so leer...
 

„Wer bin ich?.. Sag mir, wer ich bin...“ bat er den Mann vor sich etwas verzweifelt... er verstand überhaupt nichts in diesem Moment.
 

Fye hielt den Jungen einfach weiter im Arm. Weil er nicht wusste, was er sonst tun konnte. „Du kommst aus einem Land namens CLOW-Country. Dort hast du mit deinem Vater zusammen alte Ruinen erforscht und ganze viele andere Mysterien. Ihr seid viel herum gereist. Die Prinzessin dieses Landes heißt Sakura-chan. Ihr seid gute Freunde.
 

Sie, ein grummeliger Ninja, ein weißes Wesen namens Mokona und du und ich waren auf einer langen Reise durch viele verschiedene Dimensionen.“ War das jetzt zu kompliziert für einen frisch Erwachten? Aber Shaolan war ja nicht dumm, nur benommen. Und wenn er wollte, dann wiederholte er hundert Mal und mehr, was er gerade sagte, so lange wie es Shaolan hören wollte. „Wir haben viele Abenteuer erlebt und Sakura-chan ist mittlerweile deine Geliebte. Ihr habt euch sehr gern.“
 

Shaolan beruhigte sich etwas durch diese ruhige Stimme, die zu ihm sprach, durch die er aber trotzdem nicht viel schlauer wurde. Eine Reise? Er hatte jemanden den er liebte? Wieso erinnerte er sich denn nicht daran? „Woher weißt du das so genau? Und wo sind all diese Personen hin?“, fragte Shaolan nach einer Weile, nachdem er diese Sätze verarbeitet hatte.
 

Schwer seufzte Fye und unbewusst strich er dem Jungen etwas über das braune, etwas fettige Haar. Bei den Göttern, der Junge hatte seit drei Wochen keine Wanne gesehen. „Wir sind Freunde“; sagte er einfach und spürte, dass es die volle Wahrheit war. „Und die anderen Personen befinden sich gerade in einer anderen Dimension. Aber du solltest dich erst einmal darauf konzentrieren gesund zu werden. Dann wirst du dich auch an alles erinnern.“
 

Nachdem der Junge sich etwas beruhigte hatte, begleitete ihn irgendeine junge Frau, wahrscheinlich eine Angestellte des Hauses, dachte Shaolan sich, zu den Waschräumen und der Junge konnte sich erst mal frisch machen. Das Wasser tat gut, er wusste nicht, wie lange er sich nicht mehr gewaschen hatte... ob er sich überhaupt schon einmal gewaschen hatte. Seine Hände und seine Haut roch seltsamerweise an einigen Stellen nach Blut... seltsam, dass er sich an diesen Geruch so intensiv erinnern konnte, obwohl alle anderen Erinnerungen ausgelöscht zu sein schienen.
 

Nachdem er sich fertig gewaschen und neue Klamotten bekommen hatte, wurde er wieder zurück auf das Zimmer gebracht, in dem er aufgewacht war und in dem dieser „Freund“, ein Magier und in diesem Schloss zu Hause, wie sich aus ihren Gesprächen herausstellte, wohnte. Immer noch hatte Shaolan nicht alle Zusammenhänge verstanden, doch er versuchte sich zu erinnern... an einen Menschen, den er liebte... aber wie sollte er das machen? Er wusste nicht einmal, was Liebe war. Er versuchte sich an Menschen zu erinnern, die er für seinen Vater hielt oder seine Freunde, so wie diesen blonden Mann, doch es gelang ihm nicht.
 

Wieder in dem Zimmer angekommen griff der Junge nach einem der Bücher, die immer noch auf dem Boden lagen.,. das blonde Mädchen war längst auf dem großen Bett eingeschlafen... Er wusste nicht, ob er früher schon Bücher mochte, aber irgendwie zog es ihn gerade an, auch wenn er feststellte, dass er die Schrift nicht lesen konnte. Sie schienen alt zu sein und waren schön verziert, auch war die Schrift interessant aufgebaut und die Bilder, die auf einigen Seiten abgebildet waren, auch nicht gerade uninteressant... vielleicht fand er die Lösungen schneller, wenn er versuchte ihnen irgendwie auf die Spur zu kommen?
 

~~~~~~~~~
 

Mittlerweile war es draußen dunkel geworden und nachdem Ashura wirklich jeden seiner wertvollen Weine zerdeppert hatte und seine Dienstmädchen den Dreck wieder sauber gemacht, hatte er sich erschöpft auf sein Zimmer zurück gezogen... morgen würde er jemanden schicken müssen um neuen Wein zu holen, dachte er sich mit einem Seufzen. Aber er war so sauer auf sich selber, auf den Magier und diese Marionetten gewesen und war es immer noch!
 

Er legte sich mehr in die großen Kissen zurück und starrte an die Decke... er musste sich eine gute Ausrede einfallen lassen oder Erklärung oder eine Möglichkeit finden, die Tatsache, dass er Fyes Magie wieder freigelassen hatte, für sich zu nutzen.. denn der Magier würde jetzt bestimmt nicht zulassen, dass er diese Macht erneut an sich nahm und dem Jungen das Auge wieder ausriss...
 

~~~~~~~~~~
 

An dem großen Tisch sitzend und Tee trinkend, beobachtete der blonde Magier den Jungen wie er völlig fasziniert in dem Buch las. Shoalan ändere sich eben nie, Herz hin oder her. Chi war längst entschlummert, regelmäßig klang ihr Atem durch den Raum. Den Schock schien sie bereits vergessen zu haben, denn sie hatte den Jungen - vielleicht etwas stiller als sonst - freiwillig ins Bad gebracht und ihn gewaschen und nun ruhig an seiner Seite eingeschlafen. Fye lächelte. Konnte man die Umstände ausblenden, war es fast ein friedliches Bild. Es erinnerte ihn ein wenig an seine Reise und ja, erfüllte ihn auch ein wenig mit Frieden.
 

„Möchtest du diese Schrift lernen?“, fragte er Shaolan irgendwann. Durch einen Zauber konnte er zwar die Sprache verstehen und mit einem weiteren würde er auch die Schrift lesen können, aber Fye war sich sicher, dass es dem Jungen unsagbaren Spaß machen würde, die Schrift selbst zu lernen.
 

Vollkommen in dieses Buch mit dieser seltsamen Schrift vertieft, sah Shaolan erst wieder auf, als dieser Mann, der es sich an dem Tisch gemütlich gemacht hatte, ihn ansprach. Ein wenig wurde er rot, er wusste nicht warum... er wusste nicht einmal, was es zu bedeuten hatte, doch dann antwortete er ehrlich. „Ja..“
 

„Gut“, sagte der Mann am Tisch mit einem ehrlich fröhlichen Ton, „Dann fangen wir gleich morgen an!“
 


 

~~~~~~Japan~~~~~
 

Sie warteten. Sie warteten und warteten und je länger sie schweigend nebeneinander saßen, desto langsamer schien die Zeit zu vergehen. Ryuki betrachtete das Spiel aus Licht und Schatten, die ein unscharfes Abbild jedes einzelnen Blattes des Baumes über ihnen zeichnete und sich wie ständig bewegenden Brandflecken über den Waldboden zogen, auf dem im Sommer nur wenig Laub lag. Überall spross irgendetwas, klein und grün und irgendwie lächerlich zart, aber eben einfach überall. In Nara wuchs schon lange nichts mehr, aber dennoch wollte er dorthin zurück. Da hatte wenigstens noch alles seine Ordnung. Und seine Schwester und das drum rum waren nicht all zu sehr in Gefahr. Auch wenn Ryuki es ungern zugab, es bereitete ihm die größten Alpträume überhaupt aufzuwachen und dann wären alle Vampire und Menschen, die sonst um ihn herum waren, tot.
 

Und seit er in diesem hellen, verschwenderisch grünen und weiten Land war und seit dieser Krieg ausgebrochen war, sobald sie erst einmal gepeilt hatten, was abging, wurde das Gefühl stärker. Vor allem weil er überall, aber auch überall, Spuren dieses Krieges sah. Er war ja gar nicht mehr zu ignorieren, auch wenn man ständig von den Fronten weg marschierte und niemand angriff. Traf man einen Vampir, wurde man nur mit Wahnsinn oder gar nicht begrüßt. Traf man mal einen, der bei Verstand war, redete der von der Eroberung dieser neuen Welt und traf er mal einen Menschen, dann hieß es nur, dass man diese Dämonen ausrotten würde.
 

Frustriert kaute der Vampir auf einen Grashalm herum. Es wäre ihm eigentlich egal, wenn er sich und Yuzuriha, Fye, Kusanagi und Fye aus allem raushalten konnte, obwohl er Zweiteres nie zugegeben hätte. Aber es ging nicht. Und das ging ihm auf den Piss.
 

„Ach, noch was“, unterbrach er ihr Schweigen kurz bevor die Dämmerung einsetzte. „Vielleicht könnte dich das als Dimensionsreisender was angehen. Fye tickt ja was anders als die anderen Menschen, also mein Mensch jetzt, und letztens hat er irgendetwas gefaselt, was mich nicht mehr loslässt. Dass dieser Krieg und dass die ganzen Vampire aus den anderen Welten hier her kommen, das Gleichgewicht zerstört und alles irgendwann zusammen brechen wird. Keine Ahnung, was das bedeuten soll, wollt's nur gesagt haben.“
 

Schwer seufzend öffnete der Krieger die Augen als dieser Vampir ihn wieder ansprach. „Ist doch nichts neues...“ grummelte er, als er sich etwas aufrichtete. „Es ist doch schon lange nichts mehr im Gleichgewicht... dass es bald zu einer Katastrophe kommt, wenn wir diesen Krieg nicht schnell beenden, war mir schon lange klar... denn irgendwas steckt hinter dem Ganzen...“
 

Das war Kurogane spätestens bewusst geworden, als er erfahren hatte, dass dieser Ashura schon einmal in dieser Welt gewesen war und auch, dass diese Vampire überhaupt geschaffen wurden. Japan war kurz davor ein Schauplatz von was auch immer zu werden...
 

Ryuki zuckte nur ratlos mit den Schultern. „Keine Ahnung, echt. Keine Ahnung, was du heraus gefunden hast, aber es ist zumindest keine Tür am Stadtrand aufgetaucht, auf der stand //Gehen sie hier durch und kommen in ein tolles Land//. Kleingeschriebenes: //Ihr Gehirn wird aber davon aber leider gefickt//.“, sein Ton war verächtlich bis ironisch. „Irgendjemand hat uns hier her gebracht ohne zu fragen. Und das ist doch schon sehr seltsam. Wer sollte etwas davon haben?“ Es ließ ihm keine Ruhe. „Die Nachbarländer von Japan wären doch genau so betroffen.“ Es nagte penetrant wie Babygeschrei an seinen Nerven und wenn er schon in diesem Schlamassel war, sogar helfen sollte es zu beenden, dann wollte er es doch zumindest ansatzweise begreifen.
 

„Aber na ja, Menschen sind ja selten dämlich, vielleicht isses wirklich voll banal und wir raffen es nicht, weil wir noch bei Verstand sind...“ Was sich ganz schnell ändern kann... dachte Ryûki weiter, als er die Rauchschwaden am Horizont sah. Er sah es aber auch nur dank seiner Vampirkräfte, denn mittlerweile war es in rasender Geschwindigkeit stockfinster geworden. „Lass uns weiter gehen.“
 

„Ich habe keine Ahnung..“ antwortete auch der Krieger ehrlich, als der Vampir sich endlich zu Ende über sein geliebtes Land aufgeregt hatte und stand auf. „Als ich noch mit meinen Reisekameraden auf der Reise war, wurde diese Reise ständig von irgendwem manipuliert... vielleicht hat dieser Bastard ja damit was zu tun... oder der verdammte König, in dessen Dimension jetzt auch der verdammte Magier gerade steckt... ich weiß auch nicht, was wer genau vorhat und was er damit bezweckt... aber er wird es noch bereuen.“ Grummelte der Krieger vor sich hin und fragte sich für einen Moment wirklich warum er diesem Vampir das jetzt alles erzählte oder überhaupt noch weiter mit ihm redete... es nervte ihn schon, dass er ihn begleiten musste.
 

„Ja.. lass uns endlich weiter gehen, verdammt...“
 


 

~~~~~~~~part 89 ende~~~~~~~~
 

(1) für alle die's vergessen haben. Der grummelige Vampir aus Nara, mit dem sich Kuro betrunken und geprügelt hat XD
 

Anmerkung: Wir haben weder Rechte an TRC, noch an "wouldn't it be good"



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sonna-Eraseus
2008-03-26T21:06:43+00:00 26.03.2008 22:06
*reingestolpert kommt*
Juhu, Shaolan ist wieder aufgewacht. Auch wenn mir das Drumherum nicht so ganz gefällt ... das Shaolan jetzt Fye's Auge besitzt ... *grusel* Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie Shaolan zu mute sein wird, wenn er seine Erinnerungen zurück hat und das bemerkt ... *Kopf schüttel*

Ryuki ist wieder da! *knuddel* Ich weiß zwar nicht warum, aber irgendwie ... mag ich den Kerl irgendwie ... so ein bisschen ... halbwegs ... der ist auf der einen Seite so grundehrlich, auf der anderen Seite aber auch ein Arsch/Idiot ^^ Eben einfach zum lieb haben. Ich hoffe, das er mit Kurogane zusammen etwas bewirken kann.
Kurogane tut dieser 'Auftrag' bestimmt gut, dann muss er nicht immer an Fye denken. Das macht ihn noch mal kaputt ... (genauso wie Fye dieses ewige Verstckspiel mit Ashura kaputt macht ... nebenbei: Ashura wird immer komischer ... und der Kerl, mit dem er spricht ... eventuell dieser Nickelbrillen-Typ? (ich vergess den Namen immer ^_~))

Gruß
Sonna


Von:  Engelchen_Fynn
2008-03-25T12:19:32+00:00 25.03.2008 13:19
Ui, endlich ein neues Kapitel. *freu*

Das Shaolan endlich aufgewacht ist, (auch wenn ich die Umstände nicht erwartet hätte) find ich gut. Da hat Fye wenigstens einen Teil seiner Familie wieder, selbst wenn der sich nicht erinnern kann. Wer weiß, vielleicht kommt das noch.

Ich freu mich schon sehr auf das nächste Kapitel. ^-^

Cu


Zurück