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Zweifel

oder Arjan und Ordia
von

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Der Hof

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Der Hof
 

Als wir an dem verlassenen alten Hof ankamen, auf welchem wir seit drei Tagen trockenen Unterschlupf fanden, stiegen wir leise von den Pferden und führten sie zu dem kleinen modrigen Stall hinüber. Ordia zog mit der freien Hand das Stalltor auf und ging hinein.

Als ich folgte, hörte ich das leise Schnauben der beiden anderen Pferde, die der jungen Frau und ihrem Bruder gehörten, die uns seit einem Mondlauf begleiteten.

Ich hörte, wie Ordia dabei war sein Pferd in einer anderen Box abzusatteln. Sehen konnte ich ihn nicht.

Ich machte mich ebenfalls daran meine Stute zu versorgen und mir kam ein Gedanke, der mich nicht mehr losließ bis ich ihn endlich aussprach.

"Denkst du, wir werden den vollen Lohn für heute Abend erhalten?"

"Haben wir denn auch nur ein Wort von dem verstanden, um was es bei dieser Versammlung ging?"

entgegnete er mir in rauhem Ton.

"Nein..." gab ich kleinlaut zu.

"Haben wir die Versammlung bis zum Ende verfolgt und uns nicht zu sehen gegeben?"

"Nein..." Ich wurde mit jedem seiner Worte kleiner.

"Haben wir die volle Arbeit geleistet?" er knurrte nun nur noch.

"Nein, aber -" er unterbrach mich rauh "Haben wir den vollen Lohn verdient"

"Nein..." gab ich tonlos zurück.

"Was fragst du dann, du Idiot??" mit diesen Worten hörte ich wie er aus dem Stall ging, wohl auf dem Weg hinüber ins Haupthaus den Hof überquerte, wie sich eine Tür öffnete und wieder schloss.

Ich lehnte mich mit sehr gedrückter Stimmung gegen meine Stute.

"Warum er mich überhaupt mitgenommen hat, frag ich mich." murmelte ich mehr zu mir selbst als zu der Stute, "Du hast‘s ja gehört: Ich bin ein Idiot... Ohne mich hätte er das sicher viel besser geschafft..."

Ich war so sehr mit mir selbst beschäftigt, dass ich nicht einmal merkte, wie jemand mit einer Fackel in der Hand neben mich trat.

Erst als ich ein chrm chrm vernahm brach ich das Selbstgespräch ab und hob verdutzt den Blick und sah in das, von der Fackel beleuchtete Gesicht einer jungen Frau.

"Oh.. Delira, du..." murmelte ich und sah verlegen drein.

"Na, Arjan.. Ordia scheint ja nicht sehr begeistert vom Ausgang dieser nächtlichen Aktion zu sein."

sagte sie, heiter grinsend.

"Woher -?"

"Ach," winkte sie ab, "er erzählt gerade Nerwo von deiner Dummheit...Und irgendwas davon, dass man die Menschheit vor dir retten sollte... Er scheint wirklich wütend zu sein!" Sie legte mir mit mitleidigem Blick die Hand auf die Schulter.

Ich stieß mich von der Stute weg und schüttelte auch so ihre Hand ab.

"Ich bin jetzt müde," brummte ich, "ich gehe schlafen!"

Noch immer mit eben jenem mitleidigen Blick sah sie mir nach, als ich aus dem Stall rauschte.

In der Mitte des Hofes angelangt blieb ich stehen und schaute mich unschlüssig um.

Die zwei Häuser und der Stall waren in einer Art U aufgebaut. Wenn man den Hof betrat schaute man gerade aus auf das Haus, in welchem früher wohl die Bediensteten und Gäste nächtigten.

Rechts davon war der kleine Pferdestall und Links, also Parallel gegenüber des Pferdestalls befand sich das einst sicher prächtige Haupthaus.

Doch als ich meinen Blick auf das Haus richtete, war es weniger so schön, als es wohl vor 15 Jahren noch gewesen sein mag. Außerdem war meine Laune auf dem Nullpunkt angelangt, was wahrscheinlich zusätzlich noch meine Sicht für das unvergänglich schöne, wenn auch alte, trübte.

Ich sah das Feuer hinter den Scheiben der vordersten Fenster flackern. Ich hörte Deliras Schritte hinter mir. Ich wollte mir ihren mitleidsvollen Blick kein zweites Mal antun und ging eilends auf die Tür des Haupthauses zu. Ich streckte die Hand nach dem Türgriff aus und hörte Ordias Stimme nach draußen dringen.

"Er wird uns beide noch einmal in ernste Gefahr bringen, wenn ich seinem Treiben nicht bald Einhalt gebiete!"

Ich hörte Nerwo lachen und ehe er das Wort aufgriff, öffnete ich die Tür und ließ beide verstummen.

Wir hatten unser Lager im ersten Raum direkt im Eingang aufgeschlagen.

Nerwo und Ordia saßen auf ihren Decken an dem kleinen Lagerfeuer, das wir jede Nacht entfachten, und sahen -etwas überrascht- zu mir hinüber.

Mir glitt der Türgriff aus der Hand und ich spürte Delira hinter mir eintreten und hörte das leise Schnappen des Schlosses.

"Delira, Arjan!" begann Nerwo ziemlich freudig und hob die eine Hand zum Gruß.

"Setzt euch zu uns, wir haben gerade noch eine Flasche Wein aufgemacht!"

Ich fühlte mich hin und her gerissen. Delira warf die Fackel in das Feuer, ließ sich neben ihrem Bruder nieder und griff nach der Weinflasche. Ich sah erst zu Nerwo, der mich mit einem breiten Lächeln im Gesicht zu sich hinüber winkte, dann nahm ich jedoch aus dem Augenwinkel wahr dass Ordia mich mit Ignoranz strafte.

Kopfschüttelnd schritt ich zu meinem Lager, warf mir die Decke über die Schulter, sah von Nerwo zu Ordia und murmelte: "Mir ist nicht nach feiern zu Mute.... Ich schlafe heute Nacht in einem der leeren Zimmer."

Delira rief mir noch einen Gute- Nacht- Gruß hinterher als ich die morsche Treppe hinauf in den ersten Stock schritt. Jede Stufe gab ein lautes Knarzen beim Aufsetzen des Fußes von sich und verbot es so jedem unbemerkt nach oben zu gelangen.
 

Ich schob die erstbeste Tür auf. Ich nahm mir nicht viel Zeit mich umzusehen.. Einerseits, da wir das schon am Tag unserer Ankunft getan hatten und es außer fingerdicken Staubschichten und ein paar halb zerfallenen Möbeln nichts nennenswert Interessantes gab,

andererseits war es so dunkel, dass ich so oder so kaum die Hand vor Augen erkennen konnte.

Ich ließ die Tür einen Spalt weit offen und rutschte an der Wand, neben dem Türrahmen, zu Boden. Die Decke zog ich mir fest um den Körper.

Ich war mir nicht sicher, was mich so bedrückt machte.

Vielleicht war es die Tatsache, dass ich in dieser Nacht wirklich erbärmlich schlecht gewesen war... Oder eben weil Ordia so wütend darüber war.

Ich sann lange über den Grund nach. Auch schweiften meine Gedanken zu dem Moment zurück da wir Schulter an Schulter auf dem Waldboden gelegen waren. Ich rief mir das Gefühl zurück, das mich dort durchfahren hatte doch so sehr ich versuchte es zu identifizieren; Es gelang mir nicht.

Mir wurde langsam immer dämmriger zu mute und erst jetzt, da ich still am Boden saß, spürte ich jeden einzelnen Knochen in meinem Körper schmerzen. Und ich vermisste die allabendliche Wärme des Feuers, die nun eigentlich durch meine Glieder ziehen sollte. Doch statt dessen saß ich nun allein in diesem kalten Zimmer und belauschte die drei Anderen durch den Türspalt hindurch, wie sie im Erdgeschoß heiter lachten und ihren Spaß hatten. Irgendwann fiel mir der Kopf auf die Brust und ich schlief - in Gedanken bei diesem seltsamen Gefühl das mich durchfahren hatte - ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kato_chan
2007-01-19T20:12:04+00:00 19.01.2007 21:12
oh wie GEIL!!!
die geschichte ist wirklich supa geilo!!!
echt toll geschrieben... respekt... hehe^^
schreib doch büdde schnell weita, ja? es macht richtig spaß die story zu lesen... hehe.. ;)


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