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Radioman

von

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coffeetime

Matt erwachte vom fröhlichen Blubbern einer Kaffeemaschine ganz in seiner Nähe.

Mit viel Barmherzigkeit gegenüber seinem dicken Kösel, der sich immer noch etwas schwerer anfühlte als im Normalfall, kam er in die Senkrechte und rieb sich die Augen.

Positiv aufmerkend, dass sein Blick bei Weitem klarer war als am Abend zuvor, wühlte er sich auf dem Bettzeug hervor und schwang die Füße über die Bettkante.

Mit dem Plan zu sehen, wer da Kaffee kochte und um eventuell auch etwas von dem koffeinhaltigen Gesöff abzustauben, machte er sich auf dem Weg, dem Brodeln der Kaffemaschine folgend.
 

„Oh.“ machte Matt, als er eine kleine Küche betrat und sah, dass es der jungen Frau, die dort stand, gelungen war einen hübschen, dampfenden Kaffee-Springbrunnen aus der Maschine zu basteln.

Die Gute war offenbar viel zu beschäftigt, sich nicht zu verbrennen und gleichzeitig zu verhindern, dass ein brauner Nachbau der Niagarafälle über die Arbeitsfläche auf den Boden pladderte, als dass sie ihn bemerken hätte können.

Sie wirkte etwas überfordert und so erlaubte sich Matt, sie sanft zur Seite zu schieben und die Kaffeemaschine kurzerhand in die Spüle zu stellen.

Er fluchte leise, als er sich dabei versehentlich etwas heißen Kaffee auf die nackten Beine spritzte, machte sich aber trotzdem sofort daran, die kleine Seenlandschaft von Platte und Fliesen zu entfernen.

Das Mädel stand indessen etwas verloren und hilflos herum und wusste offenbar nicht, was sie von der Situation halten sollte.

„Möchten sie sich nicht erstmal anziehen und ich mach das sauber?“ fragte sie schließlich schüchtern und machte ihn dadurch darauf aufmerksam, dass seine Bekleidung nicht dem allgemeinen Dresscode für das Gegenübertreten einer wildfremden Dame entsprach.
 

„Oh.“ machte Matt erneut und sah an sich herunter.

Vielleicht war das gar kein schlechter Einfall sich etwas mehr als Boxers anzuziehen, dachte bei sich und schenkte der Frau ein Nicken.

Dabei musterte sie unauffällig und stellte fest, dass sie wohl die Frau von dem Foto im Wohnzimmer sein musste.

Sie war recht hübsch, noch sehr jung und hatte hellbraunes kinnlanges Haar. Das Hervorstechendste an ihr, war aber wohl eine deutlich sichtbare Wölbung unter ihrem kaffeefleckigen Pullover.

Matt wandte sich ab, um sein den bitteren Zug um seine Augen zu verbergen. Irgendwie gefiel es ihm gar nicht, dass Tai offenbar bald Vater wurde.

Hastig verließ er den Raum und machte sich auf in Taichis Schlafzimmer, wo seine Kleidung ordentlich über dem Fußende des Bettes geworfen war.
 

Er ließ sich etwas Zeit beim Anziehen. Wies sich zurecht, dass es doch eigentlich doch recht nett von dem Mädel war, ihn hier in Ruhe schlafen zu lassen und er keinen Grund hatte sich ihr gegenüber ausfallend zu verhalten.

Er hätte sich an ihrer Stelle wahrscheinlich sofort aus der Wohnung geschmissen.

Und er fragte sich, warum ihn das Ganze überhaupt so wütend machte, er kannte weder Taichi noch seine Freundin besonders gut, warum sollte er sich derart aufregen, nur weil diese augenscheinlich ein Kind erwarteten?

Er sollte ihnen danken, dass sie ihn aufgenommen hatten, und sich ansonsten aus ihren Leben heraushalten.
 

Doch das war leichter gedacht als getan, Matt klang immer noch etwas unterkühlt, als er wieder in der Küche saß und der Schwangeren erklärte, wie man eine Kaffeemaschine bediente.

Nun wo diese das Problem erkannt hatte, bestand sie darauf ihnen beiden einen Kaffee zu kochen und irgendwie konnte Matt nicht widersprechen, sodass sie kurz darauf jeder mit einem großen Milchkaffee vor der Nase an dem kleinen Küchentisch.

Das Mädchen, von dem Matt nun wusste, dass es Kari hieß und gerade ihren Schulabschluss gemacht hatte, hatte noch etwas Tütensuppe in Taichis erschreckend leeren Küchenschrank gefunden und so frühstückten sie Kaffee und Nudelsuppe, während Kari den blonden Sänger darüber aufklärte, woher er Taichi kennen sollte.

Taichi war DER Yagami. Dieser komische Typ, der es schaffte immer einen ganzen Schwarm Freunde zu sehr seltsamen Aktionen hinzureißen.

DER Yagami, der bis zur Oberschule gemeinsam mit ihm die Schulbank gedrückt hatte.

DER Yagami, der der letzte und erste Mensch gewesen war, mit dem sich Matt je geprügelt hatte.
 

„Oh.“ machte Matt zu dritten Mal und spürte, wie seine Kopfschmerzen stärker wurden, als die Erinnerungen zurückkehrten.

„Ich bin nicht gut was das Merken von Gesichtern angeht.“ ließ er entschuldigend verlauten und runzelte die Stirn, während er an die zwei Situationen dachte, bei denen er wirklich in Kontakt mit dem jungen Taichi gewesen war.

Die eine hatte er mit etwa elf Jahren erlebt. Sein Bruder hatte ihn besucht und sie waren gemeinsam in den Park gegangen.

Takeru war von Taichis Ball getroffen worden und er, der wollte dass sein Bruder die knapp bemessene Zeit mit ihm als absolut perfekt in Erinnerung hatte, hatte dummerweise angefangen auf Schützen einzuschlagen.

Das war natürlich das Gegenteil von perfekt, aber das war ihm erst bewusst geworden, als seine Mutter den Kleinen wieder abgeholt hatte und er wieder allein war.

Auch sonst war eine dumme Idee sich mit Yagami zu prügeln, immerhin war der weitausgeübter was diese Tätigkeit anging und er war auch ein ganzes Stück stärker und geschickter.

Matt erinnerte sich noch heute, wie ihm am nächsten Tag sämtliche Knochen wehgetan hatten und sie sich die nächsten Jahre gekonnt übersehen hatten.
 

Auch die zweite Situation einige Jahre später hatte ihm Tags darauf leichte Schmerzen eingebracht.

Als sie in der Mittelstufe waren und man allmählich begann sich für Partys zu interessieren, hatte Ilja Matt überredet gemeinsam auf die Geburtstagsfeier eines Freundes zu gehen.

Matt kannte diesen Freund nicht einmal, doch das war nicht erstaunlich. Er selbst hatte nicht viele Freunde, eigentlich suchte er nur die Nähe seiner Bandmitglieder freiwillig, Ilja hingegen kannte scheinbar alles und jeden. Ein Umstand der ihm dann und wann doch etwas befremdlich erschien.

Die Party war furchtbar gewesen.

Die Musik war eine Katastrophe und Matt erlebte seinen ersten Vollrausch, was in ihm die Überzeugung reifen ließ, dass Alkohol ein von Grund auf böses und hinterhältiges Geschöpf war.

An dem Abend selber hatte Matt keine Erinnerung er wusste nur noch, dass er am nächsten Morgen stinkend und unvollständig bekleidet neben beziehungsweise halb auf Taichi Yagami aufgewacht war.

Sein Hintern brannte grauenhaft und er weigerte sich bis heute zuzugeben, was wohl in der Nacht zuvor geschehen war.

Er hatte damals Fersengeld gegeben, bevor Yagami wach geworden war und hatte sich ab diesem Zeitpunkt erstrecht von jenem ferngehalten.

Ausgerechnet DER Yagami, sollte zu Taichi mit der schönen Stimme und den strahlenden Augen geworden sein?
 

Indes Matt seinen Gedanken nachhing, summte das Mädel fröhlich vor sich hin und beobachtete mäßig interessiert sein Mienenspiel, dass zwischen Irritation, Unglaube und leichter Verärgerung schwankte.

„Ihr verstandet euch nicht so gut, nicht war? Dabei schien dich Tai eigentlich immer ganz interessant zu finden.“ Kari zog die Beine an und saß nun im Schneidersitz auf ihrem Küchenstuhl, wobei sich Matt fragte, wie sie das mit der Plauze schaffte.

Aber er sprach diesen Gedanken nicht aus sondern nickte nur „Er hat meinen Bruder mal mit einem Fußball beschossen.“ stellte er kühl fest und nahm einen Schluck von seinem Kaffee, welcher inzwischen schon nur noch lauwarm war.

Karis Blick wurde interessierter. „Ach, hat er das? Das sieht ihm ähnlich, er ist ständig mit dem Ball am Gange.“

„Er war der einzige Mensch mit dem ich mich je geprügelt habe…“Irgendwie musste Matt grinsen, er war schon verdammt komisch was Takeru anging. „Eigentlich ist sowas unter meinem Niveau, aber wenn’s um meinen Bruder geht…“

Sie nickte verstehend „Geht mir ähnlich.“ grinste sie und Matt war schon ein bisschen irritiert, dass sie ihm so zustimmte, wo er sich doch mit ihren Freund geschlagen hatte.

„Tai hat mir das auch erzählt, als ich ihm T.K. vorgestellt habe.“ Sie gluckste leise „Ich glaub T.K. war das ziemlich peinlich.“

„T.K.?“

„Takeru, dein Bruder. Wir kennen uns aus der Schule.“
 

„Oh.“ machte Matt und kratzte sich am Kopf. Das Mädel kannte also seinen Bruder und schien sich offenbar recht gut mit diesem zu verstehen.

Er überlegte einen Moment, wie er auf die Information reagieren sollte, beschloss aber dann sie einfach nur zur Kenntnis zu nehmen und das Thema zu wechseln.

Er wusste nicht viel über das Leben seines Bruders, sie waren sich fremd wie flüchtige Bekannte, auch wenn sie sich mochten.

Etwa zwei bis dreimal im Jahr besuchten sie sich gegenseitig, ansonsten gestaltete jeder von ihnen seinen Alltag ohne, dass sich ihre Tätigkeitskreise schnitten.

„Wie hat Taichi eigentlich auf deine Schwangerschaft reagiert? Ihr scheint ja nicht zusammen zu wohnen, lebst du noch bei deinen Eltern?“ wollte er wissen und hoffte insgeheim, ihr dadurch nicht zu nahe getreten zu sein.

Im Übrigen war er selber erstaunt, wie leicht es sich mit Kari reden ließ.

„Ja, ich…“ begann Kari.

Sie wurde jedoch von einem fröhlichen „Na was wohl er hat sich gefreut, eine kleine Nichte zu bekommen. Was denkst du denn?“ unterbrochen.

Den Kopf in die Richtung wendend, aus der die Stimme kam, erkannte Matt Taichi, welcher grinsend im Türrahmen lehnte.
 

„Oh.“ machte Matt und wusste nicht genau, ob er jetzt lachen oder verlegen sein sollte.

„ich dachte, das Kind wäre von dir.“ meinte er schließlich sehr kleinlaut und kratzte sich am Hinterkopf, worauf die beiden übrigen zu lachen anfingen.

Jetzt, wo er sie neben einander sah, erkannte Matt tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit, sie lachten beide gleich.

Matt mochte dieses Lachen und irgendwie konnte er sich selber nicht ganzerklären, warum es ihn so erleichterte, dass Taichi weder Vater wurde, noch eine Partnerin hatte.

Er merkte wie ein seltenes Lächeln seine Mundwinkel nach oben zwang und er nahm schnell einen Schluck Kaffee um es hinter seinem Becher zu verstecken.

Wäre ja noch schöner, wenn er Freude darüber signalisierte, dass man ihn auslachte!

„Nein, T.K. ist der Vater.“ kicherte Kari und versuchte offensichtlich wieder zu Atem zu kommen.
 

Nachdem Matt vor überraschend den Kaffee ausgeprustet und ihm dadurch eine unfreiwillige Gesichtsdusche verpasst hatte, ebbte auch Taichis Lachen ab.

„Schlucken, nicht blasen.“ brummte jener und wischte sich die Tropfen aus den Augenbrauen.

Matt rollte gekonnt die Augen, niveauloser ging es ja nicht mehr.

Trotzdem musste nun auch er sich ein Grinsen verkneifen, Tai sah mit dem hellbraunen Kaffee-Milch-Gemisch aber auch wirklich aus, wie ein begossener Pudel.

„Tai, das ist eklig.“ wies eine ebenfalls breitgrinsende Kari ihren Bruder zurecht und holte den Scheuerlappen aus der Spüle und begann ihm das Gesicht damit abzuputzen.

Matt erwischte sich bei dem Gedanken, dass es doch sehr niedlich war, wie Tai das Gesicht verzog, als der nasse, kalte Lumpen über sein Gesicht gezogen wurde.

„Irrtum, DAS ist eklig! Nimm das Stinkeding weg!“ legte Taichi Widerspruch ein und versuchte vergeblich seiner putzwütigen Schwester zu entkommen. Für ihren Zustand war das Mädchen wirklich verdammt flink und wendig, dachte Matt verwundert, während er den beiden zusah.
 

„Warum bist du eigentlich jetzt schon da?“ fragte Kari ihren Bruder, nachdem sie ihre kleine Verfolgungsjagd beendet hatten und beide am Tisch platzgenommen hatten.

Matt war es, als würde Tai einen Moment zögern und die braungebrannten Ohren seines Gegenübers einen Hauch Rosa bekommen.

„Stimmt, deine Sendung geht doch eigentlich bis frühen Nachmittag, oder?“ pflichtete er Kari bei, nachdem er einen Blick auf die Küchenuhr beworfen hatte.

Die beiden sahen ihn erstaunt an.

„Woher weißt du, wann ich auf Sendung bin, Yamato?“trug Tai nun seinerseits dazu bei, dass sich Matts Ohrläppchen verlegen färbten.

Einen Moment brachte Matt der irritierend sanfte Unterton in Taichis Stimme aus der Fassung, doch dann hatte er sich wieder unter Kontrolle und er sah die beiden recht kühl an.

Er würde sich jetzt ganz bestimmt keine Blöße geben und zugeben, wie häufig er vor dem Radio saß, nur um seine Stimme zu hören.

„Man mag es nicht glauben, aber ich besitze einen Radiowecker.“
 

Offenbar etwas erschrocken aufgrund Matts Stimmungswechsels beeilte sich Tai den Gesprächsschwerpunkt wieder auf sein frühes Erscheinen zu lenken.

„Ich wusste ja nicht, wie es Yamato geht und dass du kommst.“ erklärte er an Kari gewandt „Also habe ich meine Beiträge für diesen Tag ausnahmsweise im Voraus aufgenommen, sodass der Regisseur nur noch Knöpfchen drücken muss, damit die Leute mich hören.“

Matt lauschte schweigend. Irgendwie ahnte er, dass dem Sprechenden viel leichter fiel, mit Kari darüber zu sprechen, dass er sich Sorgen um ihn, Ishida Yamato, gemacht hatte, als ihm selbst erzählen, dass er so schnell wie möglich wieder bei ihm hatte sein wollen.

Trotzdem konnte er nicht um hin, sich insgeheim darüber zu freuen.
 

„Danke.“ entfleuchte es ihm leise.

Matt bedankte sich nicht oft und er hätte das Wort am liebsten gleich wieder zurück genommen. Nicht aus dem Grund, dass er nicht so meinte, sondern viel mehr aus dem Grund, dass Taichi ihn ansah, wie ein Mischung aus einem Alien und einem besonders schönen Geburtstagsgeschenk.

Matt spürte, wie sein Gesicht abermals eine rosa Färbung annehmen wollte und verfluchte insgeheim seine helle Haut, während er Kari glucksen hörte.

Erst als sie einen brüderlichen Rippenstoß abbekam schwieg sie schlagartig uns begann zu schmollen, während Tai ihr einen bösen Blick zuwarf.

„Gut dann geh ich halt…“ maulte sie und schob geräuschvoll den Stuhl zurück, was Tai mit einem Heben der Augenbrauen quittierte und einem wenig beeindruckten „Du musst sowieso noch zum Arzt. Ma, hat mich vorhin angerufen, ob ich dich fahren würde.“

„Tss, kann ich alleine.“ Kari zog einen Flunsch und verschwand ein flüchtiges Winken in Matts Richtung werfend aus dem Raum.

Hätte sie ihm nicht kurz amüsiert zugezwinkert, er hätte gedacht, sie wäre tatsächlich einsthaft beleidigt gewesen. Und das wollte er, jetzt da er wusste, dass sie die zukünftige Mutter seiner Nichte war, eigentlich doch vermeiden.

„Hm.“ brummte er und während er die Tür ansah, durch die Kari gerade verschwunden war.

„Mein Bruder hat schon einen individuellen Frauengeschmack.“ stellte er nachdenklich fest, ohne Taichi anzusehen.

„Aber sie hat auch eine schöne Stimme.“ fügte er dann leise hinzu.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  shibui
2008-08-16T09:54:24+00:00 16.08.2008 11:54
schön, daß die FF weitergeht. bin ja verwundert, wie gut die beiden sich offenbar noch von früher kennen und das Yama das offenbar alles total vergessen hatte...

bin gespannt, wie's weiter geht. schreib mir wieder ne ENS...

lg shibui^^
Von:  Momo_
2008-08-03T20:45:13+00:00 03.08.2008 22:45
"Sie war recht hübsch, noch sehr jung und hatte hellbraunes kinnlanges Haar. Das Hervorstechendste an ihr, war aber wohl eine deutlich sichtbare Wölbung unter ihrem kaffeefleckigen Pullover."

Oh Gott. Ich dachte er meint ihre Brüste XDD

Danke fürs bescheid sagen ^^
Würde gerne wissen wenn es weiter geht




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