Ist der Tod, das Einzige, was mich erlösen kann?
Legende
„…“ jemand sagt etwas
//…// jemand denkt etwas
Kap 1 *Ist der Tod das Einzige, was mich erlösen kann?*
Kagome lief geschockt zu dem Hanyou. „INU YASHA“, schrie sie gellend. „Inu Yasha, mach die Augen auf. Lebe! Inu Yasha, lebe!“ Tränen rannen über ihre Wangen, während sie hastig nach seinem Puls suchte. „Inu Yasha, du kannst nicht tot sein. NEIN!“ Verzweifelt schlang sie die Arme um sich und wiegte sich wie ein kleines Kind hin und her. „Es tut mir so Leid. Inu Yasha, komm wieder!“
Aber Inu Yasha kam nicht wieder. Er war von ihnen gegangen. Für immer. Nichts würde ihn zurück bringen. Kein Weinen. Kein Schreien. Nichts.
„Inu Yasha“, hallte Kagomes Schrei über die Lichtung, nur um danach von den Bäumen verschluckt zu werden.
„Wieso?“, flüsterte sie in die Stille hinein. „Wieso musstest du sterben?“
„Kagome.“ Sango setzte sich neben sie. Stumme Tränen rannen ihr übers Gesicht. Die beiden Frauen umarmten sich und ließen ihrer Trauer freien Lauf. Sie weinten um ihren gemeinsamen Freund. Um einen Freund, der nicht hätte sterben müssen.
„Ich bin schuld“, hauchte Kagome.
Darauf wusste Sango nichts zu erwidern. Ja, Kagome war schuld. Wieso hatte sie ihr Ziel verfehlt? Sie hatte sich doch im Schießen gesteigert.
„Wieso hast du dein Ziel verfehlt?“, fragte sie flüsternd.
„Ich… ich weiß es nicht…“ Kagome kaute auf ihrer Unterlippe. Sie merkte nicht, wie sie sie blutig biss. Sie spürte den Schmerz nicht, schmeckte das Blut nicht. Taubheit übermahnte sie.
„Eine Sekunde lang… eine Sekunde war ich abgelenkt….“ Sie schluchzte.
Eine Sekunde hatte gereicht. Gereicht, um Inu Yasha zu töten. Eine Sekunde, dann war alles vorbei gewesen. Der Kampf. Naraku. Inu Yasha. Und Kagome. Wie sollte sie weiterleben? Ohne Inu Yasha.
„Kagome, du solltest das Juwel holen“, meinte Sango leise.
Das Juwel der vier Seelen. Dafür hatten sie gekämpft. Inu Yasha wollte ein Youkai werden. Und am Ende war er von der Hüterin des Juwels getötet worden, so wie er schon Jahre zu vor von ihrer Vorgängerin gebannt worden war. War es das alles wert gewesen?
Langsam stand Kagome auf und ging zu Narakus leblosem Körper. Das Juwel musste im Hals sein. Vorsichtig streckte sie ihre Hand aus und langte in das ganze Blut. Ekel überkam sie und übergab sich, nachdem sie das Juwel in der Hand hatte. Es hatte so viel Unglück gegeben. Aber immerhin war Naraku tot. Was war noch wichtig? Inu Yasha war auch tot. Tot. Durch ihren Pfeil.
„Inu Yasha, ich möchte, dass du weißt, dass ich es nicht wollte. Es tut mir so leid“, flüsterte sie. Keine Antwort. Inu Yasha würde ihr nie wieder antworten. Würde sie nie wieder anschreien.
Sanft strich sie ihm durchs Gesicht. Tränen kullerten über ihre Wangen und tropften auf seine Haare. Sie zog den Pfeil aus der Wunde, nahm Inu Yasha die Kette ab, mit der sie ihn zu „Sitz“ zwingen konnte. Danach schaute sie ihm ein letztes Mal in die goldgelben Augen, bevor sie diese schloss. „Inu Yasha“, wimmerte sie und brach endgültig zusammen.
„Kagome. Mach die Augen wieder auf.“ Nein, sie wollte die Augen nicht mehr aufmachen. Sie hatte Inu Yasha getötet.
„Kagome, komm zu dir.“
Was sollte sie machen? Alles erinnerte sie an Inu Yasha. Sie würde damit nicht leben können. Mit dem Wissen ihn umgebracht zu haben.
Wohin sollte sie? Sollte sie für immer in ihre Zeit zurück? Hier hielten sie jetzt ja nur noch ihre Freunde, deren Anwesendheit sie nicht ertragen konnte.
Doch was sollte sie in ihrer Zeit. Dort würden sie alle bemitleiden oder normal behandeln. Sie würde in die Schule gehen müssen, und dass obwohl sie gerade ihren Freund umgebracht hatte. Das würde sie nicht schaffen. Aber ihren Eltern musste sie davon berichten. Dann konnte sie ja immer noch entscheiden, ob sie dort bleiben würde.
Langsam stand sie auf. „Ich werde in meine Zeit reisen“, sagte sie ruhig, nahm ihre Sachen und wollte gehen.
„Kagome, wirst du wieder kommen?“
„Ich weiß noch nicht“, meinte die Miko und umarmte Sango heftig. „Ich halte es hier nicht aus. Ich kann es einfach nicht. Wer weiß, vielleicht komme ich ja wieder, wenn ich seinen Tod verkraftet habe und meine Schuld verarbeitet habe. Vielleicht komme ich früher wieder. Oder gar nicht.“
„Kagome, ich möchte, dass du weißt, dass wir dich lieb haben und dir nicht die Schuld an Inu Yashas Tod geben. Wir sind immer für dich da.“
„Danke, Sango, aber ich muss gehen.“
Sie machte sich auf den Weg zum Brunnen. Sie sah Inu Yashas Wald. Erinnerte sich daran, wie sie ihn das erste Mal gesehen hatte und nicht widerstehen konnte, an seinen Ohren herum zu knippeln. Inu Yasha hatte sie umbringen wollen. Und nun hatte sie ihn umgebracht. Was eine Ironie.
Die Hand fest um Inu Yashas Kette geschlossen, lief sie in den Wald hinein. Sie musste die Kette loswerden, es machte sie nur traurig, aber andererseits war es das einzigste Erinnerungsstück, das sie an ihn hatte. //Ach, Inu Yasha. Was soll ich nur ohne dich tun? Was soll ich mit der Kette machen?//
Zögerlich sprang sie in den Brunnen. Ließ alles hinter sich. Oder versuchte es zumindest.
