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Hirngespinnste

Eine Sammlung geistigen Mülls... sprich Kurzgeschichten ~ die neuste für Tonja
von

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Karte ins gewisse Ungewisse an [[Tonja]]

Hallo mein Wichtelkind,
 

hiermit möchte ich mich noch einmal für meine üble verspätung entschuldigen. die weihnachtszeit bringt im gastgewerbe leider immer sehr viel arbeit mit sich und aufgrund dessen wurde mir so mancher freier Tag gestrichen. hier kommt jetzt aber endlich deine FF. hoffentlich gefällt sie dir. ich weiß nicht ob ich deiner vorstellung einer geheimnis-FF gerecht werde. ich hab mir aber sehr viel mühe gegeben und hatte auch spaß am schreiben.
 

also ich wünsche dann viel spaß beim lesen.
 

Karte ins gewisse Ungewisse
 

Die Sonne begann zu sinken und der Sand unter seinen Zehen wurde langsam kalt. Der leichte Seewind trieb ihm immer wieder kleine Tropfen salzigen Wassers ins Gesicht, während seine Augen über den endlosen Horizont wanderten. Er war nun schon seit Tagen allein auf dieser Insel, ohne gefunden zu haben, wonach er suchte. Seine braunen Augen blinzelten Müde, als die letzten Strahlen der untergehenden Sonne ihn blendeten. Seufzend lies er sich nach hinten in den feuchten Sand fallen. Er hatte die ganze Insel abgesucht, jeden Stein umgedreht und doch saß er noch immer mit leeren Händen hier. Mal ganz davon abgesehen, dass er weder ein Schiff noch eine Mannschaft hatte, die planten ihn ab zu holen.

Er seufzte erneut, konnte er es doch nicht fassen, dass er sich so geirrt haben sollte. Dabei schien alles perfekt. Vor ungefähr sieben Tagen, als er mit einem Versprechen in Tortuga ankam und sich nach einer Mannschaft ungesehen hatte. Er brauchte nicht viel, nur ein Schiff, dass in etwa in seine Richtung aufbrach und dessen Mannschaft bei dem Wort „Schatz“ spontan alles mitmachte.

~

Er lief durch die vollen stinkenden Straßen. Nicht zu langsam und gemütlich, aber auch nicht hektisch, als hätte er etwas zu verbergen. Offen suchte er den Blickkontakt anderer Seefahrer in der Hoffnung Neugier in einigen wecken zu können. Bald fand er im Hafen ein Schiff nach seinem Geschmack und er musste es keine fünf Minuten betrachten, als ihn bereits der stolze Kapitän anspracht. Sie reichten sich die Hände und blickten einen Moment gemeinsam auf die „Red Cathrina“, die wohl schon einige Fahrten hinter sich hatte.

William musterte den Piraten. Er konnte kaum älter sein, als er selbst. Sein Aussehen war gepflegt, seine Kleidung nicht neu, aber durchaus sauber. Auch der erwartete Rumgeruch, der hier sonst in der gesamten Stadt hing, schien ihn nicht zu umgeben.

„William Turner, ich bin auf der Suche nach etwas und brauche ein Schiff, dass mich in den südwestlichen indischen Ozean bringt.“, begann er ohne Umschweife. Er wusste, dass er seinem Gefühl vertrauen konnte und so zog er eine kleine Ecke der Karte aus seiner Weste. Gerade so weit, das Kapitän Tedd Seamus – so hatte er sich vorgestellt – erkennen konnte, was der Fremde da verbarg.

Ein Grinsen huschte über das Gesicht des blonden Piraten. Er hatte lang auf eine Gelegenheit wie diese gewartet und war nun mehr als bereit, William mit sich zu nehmen. Vorausgesetzt er und seine Crew bekamen etwas von dem Schatz, aber das verstand sich von selbst.

Von da an dauerte es nur knapp zwei Stunden, bis das Schiff mit allem Notwendigen beladen war und es vom Hafen ablegen konnte. Erwartungsvoll legte er seinen Blick auf den Horizont vor ihnen, seine braunen Augen voller Hoffnung und Tatendrang. Am liebsten wäre er von Bord gesprungen und geschwommen, so eilig hatte er es, doch bei der Entfernung musste er gute drei Tage warten, bis endlich die Insel in Sicht kam, nach der er suchte.

~

Und genau auf dieser saß er nun noch immer. Nur, dass er mittlerweile allein war. Nachdem er und die Crew des Kapitäns einen vollen Tag damit verbracht hatten nach dem zu suchen, was es laut Williams Karte hier geben sollte, hatte sie ihn verspottet, beleidigt und schließlich ohne Wasser oder Nahrung allein hier zurück gelassen. Und er hatte sie verflucht. Diese Schatzkarte, Die feige Mannschaft, die von Tedd angeheuert wurde und auch seine Elisabeth, ohne die er nie auf die Idee gekommen wäre dieser Karte glauben zu schenken.

Mittlerweile war es dunkel geworden und die Insel erstrahlte nun in einem blausilbrigen Licht, welches der volle Mond auf die kargen Steine des Strandes warf. Lange Schatten zogen sich nun über den Strand, einige von ihnen schienen, ihn verspottend, umher zu tanzen.

„Jo ho und ne Buddel voll Rum...“, lallten sie ihm entgegen.

„Hey Junge, was machst du denn hier?“, erklang es dann spöttisch und William sah irritiert auf. Er hatte es sich nicht eingebildet. Die sich bewegenden Schatten stammten tatsächlich von anderen Menschen, die ihren Weg auf diese Insel gefunden hatten. Erleichtert und fast gut gelaunt, drehte er sich um und sein Lächeln verging ihm im selben Augenblick. Jetzt erst fiel ihm auf, was er schon beim ersten „Jo ho“ hätte merken müssen. Er kannte diese Stimme und leider auch den Piraten zu dem sie gehörte.

„Hallo Jack...“, sagte er fast missmutig und lies sich wieder in den Sand fallen. Sein Blick legte sich stur auf die Sterne, die sich im Licht des Mondes sonnten und hin und wieder den Sprung ins Wasser wagten. Will spürte Jacks festen Griff an der Schulter, als dieser versuchte sich neben ihn in den Sand zu setzen. Er konnte kaum auf beiden Beinen stehen, vermochte es aber keinen einzigen Tropfen Rum zu vergießen, während er wankte.

„Du bist doch nicht ohne Grund hier.“, lallte Jack ihm ins Ohr. „Komm, erzähl dem guten Onkel Jack, was dich hier festhält.“ Er grinste still in sich hinein, als er einen weiteren Schluck Rum zu sich nahm.

Will musterte ihn misstrauisch, versuchte im Licht des Mondes die Augen des Piraten ausfindig zu machen, doch der Hut war Jack so tief ins Gesicht gerutscht, dass es ihm unmöglich war, Blickkontakt herzustellen.

„Das hier...“, sagte William und warf ihm die Karte vor die Füße. Er hatte keinen Grund mehr sie zu verstecken, jetzt, wo sich heraus gestellt hatte, dass sie ohnehin nutzlos war.

Jacks Augen funkelten auf und mit einem mal war er klar bei Verstand. Mit einer eleganten Handbewegung griff er nach dem Stofffetzen, schob sich den Hut aus dem Gesicht und musterte die Karte aufmerksam. Dann grinste er überlegen.

„Wie bist du denn daran gekommen?“, fragte er neugierig, bevor er einen erneuten Schluck aus seiner dreckigen Flasche nahm.

„Das spielt keine Rolle mehr, sie ist nutzlos.“, erwiderte Will fast wütend.

„Achja... wie kommst du denn darauf?“, fragte Jack und stellte die Flasche beiseite. Dann hielt er Will die Karte vor die Nase.

Tatsächlich schien es als hätte sich die Karte verändert. Nicht nur, dass die Inselform jetzt wesentlich genauer erkennbar war, man konnte nun auch noch zusätzliche Notizen erkennen. Ungläubig starrte Will die Karte an.

„A-aa-aber wie ist das möglich?“, fragte er verwirrt, während er sich wie Jack aus dem Sand erhob.

„Du suchst einen Schatz auf DIESER Insel. Was hast du denn gedacht, wann du ihn findest?“, raunte Jack spöttisch. Ein halbes Lächeln zog sich über sein Gesicht als er Will die Hand entgegen treckte. Dieser sah ihn ungläubig an.

„Du wirst meine Hilfe brauchen.“ Er tippte mit dem Finger auf eine kleine Randnotiz und nun grinste auch Will. Er nickte, nahm Jacks Hand und sah ihm kurz in die Augen. Zwar hatte dieser eigensinnige Pirat ihn schon oft hintergangen, dennoch konnte er nicht anders als ihm zu vertrauen. Er hatte einfach das Gefühl, in seiner Gegenwart und auch mit seiner Hilfe alles zu schaffen.

Und so machten sich beide auf, folgten der Karte bis sie vor einer kleinen Felswand standen , die sich wie ein Krater auf dem Mond über die Insel zog. Sich gemeinsam stützend und ziehend erklommen sie die scharfen Steine an der nördlichsten Stelle. Immer wieder rutschten ihre Hände von den bemoosten Steinen ab, sodass es sie fast in den Tiefe riss, bis sie schließlich doch oben ankamen.

Der Blick über die im Mondlicht schimmernde Insel war so atemberaubend, dass sogar Jack einen Moment inne hielt, um ihn zu bewundern. Doch kaum, dass er diesen einen Blick genossen hatte, lies er die Karte auch schon vor Wills Augen hin und her zucken, um ihm ihr Ziel noch einmal vor Augen zu halten.

Zu zweit war es nun wirklich einfach in die kleine Höhle hinab zu steigen, die der Felsen hier bildete. Sie duckten sich unter spitzen Steinen hinweg und stiegen durch enge Spalten, ungeachtet der Pfützen. Hier und da schimmerte der Mond durch die kleinen Lücken im Fels und erhellte, immer wieder auf kleine Kristalle und andere glänzende Materialien treffend, die schmalen Gänge. Sie brauchten drei Anläufe um mit vereinten Kräften durch den letzten Engpass zu brechen. Stillschweigend standen sie nun in einer funkelnden Höhle. Gerade so hoch, dass sie aufrecht stehen konnten und gefüllt mit drei größeren Goldansammlungen. Inmitten dieser stand eine einsame Kiste. Dreckig und fast verottet fiel sie beiden Männern sofort ins Auge. Eine Schrecksekunde später versuchten sie sich aneinander vorbei zu drücken und den anderen möglichst zu Fall zu bringen, um ja selbst der erste an der Kiste zu sein, die wohl das beinhaltete, wonach vor allem William jetzt schon sehr lange suchte. Und tatsächlich war er es auch, der seine Hände zuerst am Holz der alten Kiste hatte. Es brauchte ihn nur zwei Handgriffe, um die alten Scharniere aus der Halterung zu brechen und den Deckel der Kiste zu öffnen.

~

Das klirren von Metall zog sich durch die engen Gänge. Kleinere Funken flogen hier und da, sobald das Metall ihrer Säbel auf die steinernen Säulen traf. Die Blicke ihrer braunen Augen trafen sich und schienen sich ineinander zu verkeilen wie die Schere einer Krabbe in ihrer Beute. Ihre Hiebe gingen schnell und kraftvoll und ihre Schritte waren bewusst gesetzt. An diesem Gefecht war wahrlich nichts willkürliches. Sie schienen einen wohl einstudierten Tanz zu tanzen, einen Tanz der nur für sie gemacht worden war. Und sie lächelten. Obgleich der Anstrengung, die in ihren Hieben stecke, waren ihre Gesichter entspannt. Es war weder Wut noch Angst in ihren Augen zu erkennen. Stattdessen schienen sie sich vollkommen einig über das, was sie gerade taten und darüber was sie noch vor hatten.

~ ~ ~
 

Nachwort (Auflösung)
 

„Aber was war denn jetzt mit dem Schatz, Großvater?“, fragte das junge Mädchen aufgeregt.

„Was war in der Kiste und wieso...“

„Willst du das wirklich wissen?“, unterbrach der alte Mann seine Enkelin. Diese nickte so hastig, dass es aussah, als würde ihr bald der Kopf abfallen.

„Na gut, dann hör gut zu, meine kleine Tonja.“, begann er noch einmal zu erzählen.

„William legte den Deckel langsam zur Seite. Von weitem sah es so aus, als habe er Angst, das alte Ding könne in seinen Händen zerfallen. Sein Blick war fest auf den Inhalt der Truhe gerichtet. Jack stand mittlerweile hinter ihm und sah ihm über die Schulter. Beide sahen sich kurz ratlos an.

„Das ist alles? Eine alte Krabbenschere und noch eine Karte?“,brach es fast wütend aus Jack heraus.

Will entnahm der Kiste derweil die Papierrolle und entfaltete sie. Schweigend begannen beide Männer zu lesen.

„Du, der du von deiner Gier oder einem Weibe geschickt wurdest zu suchen, was diese Vollmondinsel versprach, vernehme diese Botschaft: Das was nötig war um diesen Schatz zu finden und was noch nötig sein wird um ihn zu bergen, hast du ganz allein in diesen Raum gebracht. Das wertvollste was sich nun hier befindet, ist keine Goldmünze, sonder euer Band. Eure Zusammenarbeit, das Vertrauen und die Freundschaft. Ohne das hättet ihr diesen Ort niemals gefunden. Also gedenkt derem was euch am meisten verbindet, nehmt es mit aus dieser Höhle, lebt es und lasst es euch nicht nehmen.“

Die beiden sahen sich an. Jegliche Verwirrung war aus ihren Augen gewichen und im aufkommenden Sonnenlicht konnten sie sich einmal mehr direkt in die Augen sehen und sie verstanden. Jack zog als erster seinen Säbel und mit einer kurzen Verbeugung begann ihr Tanz.“

„Das ist aber ein doofer Schatz“, jammerte Tonja. Doch ihr Großvater lachte nur kurz.

„Eines Tages wirst du verstehen meine kleine.“, sagte er ruhig und sein Blick lag auf einer kleinen Zeichnung, welche zwei grinsende Männer mit braunen Augen und voleln Taschen wiedergab.



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