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Hirngespinnste

Eine Sammlung geistigen Mülls... sprich Kurzgeschichten ~ die neuste für Tonja
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Seewind II

Am Steg
 


 

Ganz allein stand sie auf der letzten Planke des klapprigen Steges. Ihr Blick war starr auf die kleinen Wellen gerichtet, die sich schwermütig über die dunkle Wasseroberfläche schoben. Der Himmel war von tiefgrauen Wolken verhangen und es wehte ein leichter und dennoch sehr kühler wind. Eine Böe erfasste ihren Mantel und schob sich so durch ihre Sachen bis an ihre Haut. Ein kurzes Schütteln ging durch ihren Körper, dann stand sie wieder so still wie zuvor. Ihre Gedanken hatte sie hinauf aufs Wasser geschickt, in der Hoffnung sie würden dort ertrinken. Langsam bedeckte ein glasiger Film ihre Augen, doch bevor sie auch nur eine einzige Träne vergießen konnte, vertrieb sie die Leere in sich, die sie schon so oft an den Rand ihrer Kräfte betrieben hatte.

Wieder strich ihr ein Windstoß durchs Haar, sodass ihr einige Strähnen vor die Augen fielen. Nur mit einer trüben Handbewegung strich sie ihre Haare zurück hinter ihr Ohr.

Ein leises Knistern vermischte sich mit dem Säuseln des Windes, als sie die Hand zurück in ihre Manteltasche gleiten ließ. Ein letztes Stück Schokolade lag einsam in der Verpackung, die sie nun mit der Hand umschloss. Ihr war längst der Appetit auf ihre Lieblingssüßigkeit vergangen und nun diente ihr die Packung nur als Halt. Sie brauchte etwas an das sie sich klammern konnte. Es ging ihr nur um dieses Gefühl in ihrer Hand in dem langsam alle Trauer und vor allem die Wut versanken. Ihre Atmung hatte sich vor Stunden schon beruhigt, nur ihr Körper zitterte noch vor Anspannung.

In einiger Entfernung begann die Wasseroberfläche sich zu kräuseln und kurz darauf stand auch sie im Regen. Erst benetzen kleine Tropfen ihr Gesicht, doch schon nach kurzer Zeit fielen große schwere Tropfen, die nicht lang brauchten, um ihren Mantel und auch ihr dunkelrotes Kleid zu durchweichen.

Nur einen Moment lang schloss sie die Augen und genoss das kühle Nass in ihrem Gesicht. Als sie die Augen wieder öffnete, waren alles Leben und alle Entschlossenheit in das Rotbraun zurückgekehrt. Langsam hockte sie sich hin und ergriff ihren Bogen. Mit wenigen Handgriffen zog sie, nachdem sie wieder stand, den Gurt ihres Köchers wieder straf. Ihre Kleidung war nun restlos durchweicht und trotzdem war sie in genau diesem Moment wieder die edle Kriegerin, für die sie alle hielten. Ohne jede Nagst würde sie sich wieder jeder Aufgabe stellen und dabei Leine Schwäche zeigen. Die versteckte sie weiter tief in ihrem Herzen, da wo nie mehr jemand hinkommen würde.



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