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Desert Nights

von

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Der Basar (Teil 2)

So, da bin ich wieder! Vielen Dank für die Kommis! Und ein ganz dickes DANKESCHÖN an san79, die mir eine Empfehlung geschrieben hat! *knuddel* *Schokolade schenk* Hier ist also der neue Teil! Viel Spaß!^^
 

Fünftes Kapitel: Der Basar (Teil 2)
 

Eine heiße Mittagssonne war dabei, den Zenit dieses Tages zu erklimmen, während der Haremszug des Sultans durch die engen Gassen des Basars kroch. Die Umgebung war erfüllt von den unterschiedlichsten Gerüchen nach Früchten und Gewürzen; Schmuck in allen Variationen und mit den kostbarsten Steinen wurde angeboten; die Händler schrieen sich die Kehlen heiser, während sie elegante Stoffe, Wasserpfeifen oder arabische Süßigkeiten feilhielten. Joey schob den Vorhang der Sänfte zur Seite, um hinaussehen zu können, und das bunte Gewimmel gefiel ihm. Seine Augen flirrten zum Himmel hinauf, der sich heute in seinem herrlichsten Blau präsentierte und seufzte. Seine geliebten britischen Inseln waren so weit entfernt....und er war jetzt das Eigentum eines Mannes, der nichts anderes als grausam sein konnte. Nein, nicht nur grausam. Der Kuss hatte bewiesen, dass der Sultan ein romantisches Herz besass....und jemand, der fähig war, seine Stimme zu solchen musikalischen Meisterleistungen anzutreiben, dessen Gesang die Seele berührte und dessen Lippen so köstlich und betörend sein konnten, musste menschliche Empfindungen hegen können. Er war als Sohn eines Sultans aufgewachsen; vermutlich kannte Seto ab-del Kaiba es nicht anders. Die Mitglieder des Harems hatten sich ihm unterzuordnen, sein Wille war Gesetz und wer widersprach, wurde ausgepeitscht oder sonst wie gefoltert. Ob er begriff, was wahre Liebe war? Wenn er nur etwas von Lust und Begierde, aber nichts von der emotionalen Bindung verstand, die zwischen zwei Individuen existieren konnte, war ihm der tatsächliche Kern der Liebe fremd.

Wie mochte er seine ersten Erfahrungen gemacht haben in der Welt des Hofes, die leichtlebig, luxuriös und von verlogenen und verfälschten Gefühlen verdorben war? Neugier keimte in dem Blonden auf; der Wunsch, die Rätsel zu entschlüsseln, die Seto hinter seinen saphirblauen Augen verbarg.

>>Was könnte er durchgemacht haben? Warum ist er der Mann, der er heute ist? Was hat ihn geprägt, geformt, verändert? Niemand ist von Geburt an grausam oder hartherzig. Ich frage mich, wie seine Vergangenheit aussehen mag. Aber höchstwahrscheinlich spricht er nicht gern darüber. Immer gibt er sich unerschütterlich und unnahbar....dass ich seine Selbstbeherrschung und insbesondere sein Ego angekratzt habe, ärgert ihn natürlich. Dennoch scheint er meiner noch nicht überdrüssig zu sein. Hm....<<
 

„Worüber denkst du nach, Joey?" unterbrach Raphael seine Überlegungen und auch Dartz, Marko und Shadi musterten ihn fragend. Der Blonde wich in ein Lächeln aus, das seine Kameraden aufgrund des Gesichtsschleiers allerdings nicht sehen konnten.

„Ich....ich habe über den Sultan nachgedacht. Wie er so geworden sein könnte, wie er jetzt ist....ob er das Gefühl der wahren Liebe kennt....ob er viel erdulden musste...."

Man lauschte ihm überrascht. Schließlich meinte Shadi: „Du bist zweifellos der erste, der über die menschliche Natur Seiner Majestät nachgrübelt. Es stimmt, er wäre es wert, dass man sich Gedanken über ihn macht. Wie lange willst du ihn eigentlich noch hinhalten?"

„Hinhalten?"

„Er spricht davon, wie lange du dich dem Fürsten noch verweigern willst!" erklärte Marko, der dafür bekannt war, sich höchst selten der gedrechselten Ausdrucksweise des Hofes zu bedienen, sondern statt dessen alles direkt zu benennen. Der Brite stieß einen genervten Seufzer aus.

„Habt ihr kein anderes Thema?! So lange, wie es nötig ist! Ich muss eine positivere Meinung von ihm gewinnen, ehe ich mich ihm hingebe!"

„Und wann wirst du dir diese positivere Meinung aneignen?" erkundigte sich der Türkishaarige freundlich, obwohl er ahnte, dass die Antwort nicht anders ausfallen würde, als diejenigen davor. Er behielt recht.

„Sobald ich den Sultan als vertrauenswürdig betrachte! Was nie passieren wird!" fügte er hinzu.

Seine Freunde wechselten bedeutungsvolle Blicke. Sie teilten die Ansicht verschiedener weiterer Haremsmitglieder, dass Joseph des Titels eines „Sultan-baschi" würdig war - allerdings würde er sich Seto ab-del Kaiba irgendwann fügen müssen, sofern ihm an seinem eigenen Leben etwas lag, das war eine Tatsache. Der 22jährige war sich dessen bewusst, obgleich er so tat, als beschäftige es ihn nicht. Er hegte gewiss nicht den Wunsch, Sultan-baschi zu werden, das männliche Pendant zur Hauptfrau, und in Marokko leben wollte er auch nicht. Er sehnte sich nach seiner Heimat, erinnerte sich wehmütig an die langen Ausritte durch die Insellandschaft, das bunte Treiben in den Gassen von London, die frische Brise, die vom Meer herüber wehte....Er hob den Kopf. Sein Entschluss stand fest. Flink wie ein Wiesel sprang er aus der Sänfte, unter den Beinen der verdutzten Wachen hindurch und verschwand in den dicht gedrängten Straßen. Dartz und die anderen starren fassungslos und erschrocken hinterdrein, der Eunuch erholte sich von seiner Verblüffung und schlug Alarm. Der gesamte Haremszug wurde gestoppt und der Sultan und Farradji galoppierten zu dem wild gestikulierenden Soldaten.

„Was ist passiert? Rede schon, du Nichtsnutz!"

„Euer Gnaden...." Der Mann warf sich auf den Boden und brachte angestrengt hervor: „Der junge Brite ist aus der Sänfte geschlüpft und davongelaufen!"

„WAS SAGST DU DA?!?!"

„Ich konnte ihn nicht aufhalten! Es kam völlig überraschend für mich, ich schwöre es!"

Ab-del Kaibas Augen verengten sich zu bedrohlichen Schlitzen kalten Feuers und seine Züge verhärteten sich. „Mit dir rechne ich später ab, du wertloses Stück! Odeon, schick eine Eskorte aus und führe sie an! Du suchst in nördlicher Richtung, den Rest übernehme ich!"

„Glaubt Ihr denn, Ihr könnt ihn alleine finden?"

„Verlass dich darauf: Ich WERDE ihn finden!"

Der Herrscher von Marokko gab seinem Schimmel die Sporen und tauchte in die Menge ein, nur von einem einzigen Wunsch beseelt: Joseph aufzuspüren und ihn in den Harem zurückzubringen. Sein Herz raste gegen seinen Brustkorb und er konnte selbst nicht genau erklären, weshalb er so nervös war. Hatte er Angst? Machte er sich Sorgen um diesen Wicht, der wahrhaftig die Dreistigkeit besass, zu fliehen?

>>Sei verdammt, Unbezähmbarer! Ich werde nicht zulassen, dass du dich meinem Zugriff entziehst! Du gehörst mir, auch wenn du dich dagegen wehrst! Diesmal werde ich dir deinen Ungehorsam nicht verzeihen!<<
 

Joey eilte indessen leichtfüßig durch die Menschenmassen. Sein Gewand verbarg ihn vor neugierigen Blicken, und er war zum ersten Mal dankbar dafür, dass er seine Erscheinung verhüllen musste. Er schlenderte umher, besah sich die unzähligen Waren und entdeckte schließlich ein schönes Paar goldener Ohrringe. Am Ohrläppchen befestigt, hingen sie vermutlich bis zu den Schultern. Sie waren fein gearbeitet und mit flammenähnlichen Gravuren verziert. Auf den Flammenspitzen prangten tropfenförmige Rubine, die im Sonnenlicht feurig glänzten....ein wirklich prachtvolles Geschmeide. Ob er sich das leisten konnte? Jeder der Haremsherren hatte einen Beutel mit Goldstücken bekommen, sozusagen als „Taschengeld", wie Dartz ihm erklärt hatte, um sich auf dem Basar etwas kaufen zu können. Der Händler, der eine günstige Gelegenheit witterte, wandte sich dem eventuellen Kunden freundlich zu.

„Was wünsch Ihr, junger Mann?"

„Wie viel kosten diese Ohrringe?"

„Fünfhundert Piaster."

„Oh....das ist dann leider etwas zu teuer für mich, bedaure! Obwohl es schade ist...."

„Wie viel könnt Ihr bezahlen, Herr? Wir können feilschen!"

„Das....das geht leider nicht!"

Dem Briten war schlagartig bewusst geworden, dass er gar keine Zeit für irgendwelche Betrachtungen der Umgebung hatte, er musste einen Weg finden, den Hafen zu erreichen und ein Schiff zu erwischen, das Richtung Europa segelte. Er entschwand mit einer entschuldigenden Verbeugung und lief weiter. Nachträglich wurde ihm die Sinnlosigkeit seiner Unternehmung klar: Er kannte sich in der Stadt nicht aus, und wenn er sich durchfragte, würde das zu viel Aufmerksamkeit erregen. Resigniert hockte er sich neben einen Obststand in den Sand und schob sich die Haube samt Gesichtsschleier vom Kopf. Eine Flucht musste man gründlich planen und vorbereiten, doch sein Temperament verleitete ihn immer wieder zu unpraktischen Reaktionen. Aber wenn er erst wieder hinter den unüberwindlichen Mauern des Serail verschwunden war, starben all seine Hoffnungen. Was blieb ihm? Sich fügen? Niemals!!

Er war so versunken in seine Gedanken, dass er nicht bemerkte, wie ihn ein Beduine unauffällig aus den Augenwinkeln heraus betrachtete. Er hielt sich in Joeys Nähe auf und tat so, als begutachte er die Früchte, tatsächlich aber ruhten seine dunklen Augen auf dem Blonden. Goldenes Haar und makellose Züge....solche Schönheit konnte nur einem gehören! Das musste ein Mann aus dem Harem sein!
 

Inzwischen hatte der Sultan den Schmuckhändler erreicht, von einem seltsamen Gefühl geleitet, das ihn beinahe davon überzeugte, sein widerspenstiger neuer Besitz müsse hier entlanggekommen sein. Er verfügte über einen scharfen Verstand und einen ausgezeichneten Instinkt, der ihm bei seiner Suche eine unentbehrliche Hilfe gewesen war. Der Kaufmann erzählte dem König bereitwillig alles, was sich in den letzten Minuten zugetragen hatte und als er erwähnte, der Unbekannte habe sich sehr für das Paar Rubinohrringe interessiert, warf Ab-del Kaiba ohne langes Zögern einen Beutel Piaster in die Hände des verdutzten Händlers, ließ sich seinen Erwerb einpacken und galoppierte weiter. Das Pferd stob mit bebenden Nüstern an den Menschen vorbei, die sich über die Hast ihres Gebieters wunderten und ihm verwirrt hinterher starrten. Plötzlich zerrte er abrupt an den Zügeln und der Schimmel bäumte sich erst auf, ehe er anhielt. Joseph stand dort, wenige Meter vor ihm - und irgendein widerlicher, geistloser Wurm wagte es, ihn zu bedrängen....ihn zu berühren....!! Maßlose Wut explodierte in seinem Inneren, seine sonst so eisige und unerschütterliche Selbstbeherrschung wurde unter einer Woge reinen Zorns begraben.

„Nimm deine Hände von mir, du Bastard!!!" zischte der Brite und wand sich in einem stählernen Griff. Verzweifelt bemühte er sich, an den Dolch zu gelangen, den der Beduine an der Hüfte trug, da er selbst ja unbewaffnet war. Mechanisch stieg Seto aus dem Sattel und kam mit langsamen Schritten näher. Er konnte beobachten, wie in den braunen Augen des Jüngeren erbarmungslose Flammen aufloderten. >>Wenn er den Dolch in die Finger bekommt, wird er ihn töten - ohne mit der Wimper zu zucken!<< durchfuhr es den Fürsten in einer unerwartet schockierten Erkenntnis. Warum auch nicht? Wenn er es konnte....Was war Joseph von Beruf gewesen, bevor er in die Hände des Sklavenhändlers Pietro gefallen war?

„Lass ihn los." befahl er, und obwohl der Zorn sein edles Antlitz in eine bedrohliche Maske verwandelte, gab es in seiner ganzen Haltung und Art keinen Zweifel daran, dass dies ein echter König war. Der Beduine drehte sich um, ließ aber nicht von seiner schönen Beute ab.

„Du weißt, dass es dich den Kopf kostet, einen meiner Männer anzufassen!" stieß der Brünette hervor und fügte hinzu: „Lass ihn frei. Dann verspreche ich dir einen schnellen und schmerzfreien Tod." (Wie nett....*schluck*)

Pferdewiehern erklang. Odeon und ein Teil des Suchtrupps, den er gebildet hatte, waren dem Sultan gefolgt. Die Loyalität des Oberaufsehers gebot ihm, in schwierigen Momenten an der Seite seines Gebieters zu sein, weshalb er den anderen Teil der Eskorte alleine in nördliche Richtung geschickt hatte, während er selbst und ein paar Berittene dem Monarchen nachgeeilt waren. Er neigte das Haupt und erkundigte sich: „Sollen wir den Verbrecher festnehmen und heute noch hinrichten, Euer Gnaden?"

„Ich habe einen besseren Vorschlag!" erwiderte der Beduine mit einem abscheulichen, fast zahnlosen Grinsen (sein Gebiss war eine Scheußlichkeit), zog seinen Dolch und hielt die kalte Klinge an die berückende Kehle des 22jährigen. Ab-del Kaiba versteinerte und spürte, wie ohnmächtige Wut sich in ihm aufstaute. „Ihr zahlt mich aus! Da Ihr den Basar mit Eurer Anwesenheit beehrt, habt Ihr sicherlich auch ein wenig Kleingeld dabei! Ich will es haben! Bezahlt mich aus, und Euer Gespiele muss nicht sterben! Wie viel habt Ihr bei Euch?"

„Fünfhundert Piaster von Tausend. Die andere Hälfte habe ich bereits ausgegeben. Aber ich weigere mich, mich auf einen Handel mit einem nichtswürdigen Dreckkriecher wie dir einzulassen! Töte ihn, wenn du unbedingt willst! Denkst du etwa, auf einen mehr oder weniger käme es wirklich an?"

Joey sog scharf die Luft ein vor Empörung. War das sein Ernst oder wollte er den Mistkerl nur verwirren? Aber dass er die Stirn hatte, so gefühllos von ihm zu sprechen, als wäre er ein Ding, das man benutzen und danach wegwerfen konnte, war das letzte! Der Beduine hatte offensichtlich auch eine weniger abwertende Antwort erwartet, denn sein Griff lockerte sich unwillkürlich aus Erstaunen. Der Brite reagierte blitzschnell. Er trat seinem unliebsamen Begleiter auf den Fuß, donnerte ihm die Faust gegen die Nase und den Ellbogen in den Magen, sodass der Beduine stöhnend zu Boden ging. Auf einen Wink von Odeon umkreisten ihn die Wachen und fesselten ihn. Der Fürst schnippte einmal mit den Fingern, und der Unruhestifter wurde brüllend abgeführt. „Richtet ihn in den frühen Abendstunden hin....und lasst ihn vorher auspeitschen! Hundert Hiebe!"

„Sehr wohl, Euer Majestät."
 

Er wandte sich an Joseph, der ihn mit einem trotzigen Ausdruck musterte. „Was hast du dir dabei gedacht, einfach davonzulaufen? Ist dir nicht klar, welche Konsequenzen das nach sich ziehen wird?"

„Ihr werdet mich erneut auspeitschen lassen, nicht wahr? Wie langweilig! Vielleicht fällt Euch ja auch einmal eine amüsantere Foltermethode ein?"

„Du bist nicht in der Situation, um frech zu werden! Hat dir deine letzte Züchtigung nicht genügt? Willst du weiter gedemütigt werden bis aufs Blut?!"

„Nein. Aber ich werde die Folgen meines Handelns tragen, wenn es sein muss. Ich bin nicht Euer Spielzeug und verzichte lieber auf Eure zweifelhafte Gunst, als von Euch wie ein Gegenstand benutzt zu werden!"

Der Brünette holte aus und verpasste dem Blondschopf eine derbe Ohrfeige, von der ein rötlicher Streifen auf der Wange des jungen Mannes zurückblieb.

„Wage es nie wieder, so respektlos mit mir zu reden, hast du verstanden?!"

„Ich rede, wie ich will! Ihr könnt mir mein altes Leben wegnehmen, aber nicht meinen Willen oder meine Stimme! Ich werde mich Euch nicht unterwerfen!" Ab-del Kaiba packte ihn am Handgelenk und funkelte ihn mit seinen saphirblauen Augen erbost an.

„Auf die Knie mit dir, sofort!!"

„Niemals!!!" Mit seiner freien Hand zielte er einen heftigen Schlag auf die aristokratische Wange ab und traf genau. Der Fürst ließ ihn los, zornbebend und fassungslos. Joey erwiderte seinen niederschmetternden, harten Blick, ohne sich in irgendeiner Weise beeindruckt zu zeigen. Schließlich straffte er die Schultern und sagte: „Odeon, bringt mich bitte zum Haremszug zurück. Meine Kameraden werden sich schon sorgen."

„Wie du wünschst." meinte der Oberaufseher mit einem rätselhaften Lächeln, stieg vom Pferd und überließ seinen Rappen in einer huldvollen Geste dem Briten, der sich elegant und geschmeidig in den Sattel schwang. Während er das Tier am Zügel führte, erklärte Farradji schmunzelnd: „Weißt du, Schönster, als dieser kriminelle Bursche sein Messer an deinen hübschen Hals legte und für einen kurzen Moment die Furcht in deinem Gesicht deutlich zu erkennen war....da ist etwas Außergewöhnliches geschehen. Bei meiner Ehre, Goldjaspis - zum ersten Mal in meinem Leben habe ich den Sultan leichenblass werden sehen!"
 

Der Abend senkte sich auf die vergoldeten Türme des Palastes. Joey lauschte von seinem Fenster aus den Schmerzesschreien des Mannes, der ihn bedroht hatte. Er bedauerte ihn nicht, hätte aber einen raschen Tod vorgezogen, ohne vorhergehende Qualen. Seit er Seto ab-del Kaiba verlassen hatte, war nichts Nennenswertes passiert. Die Haremsmänner waren in den Serail zurückgekehrt und Marko, Raphael und die anderen hatten viel Aufhebens von seiner Flucht gemacht und suchten ihn zu trösten und von seinem Erlebnis mit dem Verbrecher abzulenken. Sie waren sehr nett zu ihm und zwangen ihn nicht, sich des allgemeinen abendlichen Bades anzuschließen, da er allein sein wollte. Natürlich lieferte seine Abwesenheit im Saal mit den Wasserbecken, dessen Wände und Boden mit Mosaiken aus blauen Steinen ausgelegt waren, eine Möglichkeit, sich offen über ihn zu unterhalten.

„Es ist unglaublich, findet ihr nicht? Dass er überhaupt den Mut hatte, sich in das Getümmel zu stürzen, wo man doch nicht weiß, was dort für Kerle herumlaufen!" erklärte Marko aufgeregt und ließ sich, nackt wie er war, in das heiße Wasser fallen, das seine Muskeln lockerte. Shadi tauchte aus den Fluten auf, streckte sich ein wenig und setzte sich neben ihn auf die unter der Wasseroberfläche befindlichen Bänke.

„Du sprichst die Wahrheit, mein Freund. Selbstverständlich war seine Tat unüberlegt, aber sie verrät Entschlussfähigkeit und die Gabe, eine günstige Situation nicht einfach nur zu erkennen, sondern auch zu nutzen. Habt ihr übrigens gehört, dass Joey Seine Majestät geschlagen hat?"

„Was?! Wirklich?"

„Wann? Und wieso?"

Raphael und Dartz drängten heran und lauschten Shadis Bericht von dem, was er aufgeschnappt hatte, als Odeon den Blonden im Bronze-Rang abgeliefert und ihn wegen seines Benehmens milde getadelt hatte: „Du hast eine flotte Hand, Goldjaspis! Gib nur acht, dass sie dir nicht zu oft ausrutscht!"

„Eine Ohrfeige also? Das ist kolossal!" kicherte der Italiener vor Vergnügen und schnalzte mit der Zunge. „Unser Blondschopf ist ein schweres Kaliber! Ob der Fürst damit fertig werden kann? Was meint ihr?"

„Unklar. Momentan beißt er jedenfalls auf Granit", grinste Dartz und warf sein wallendes türkisblaues Haar zurück. „Wenn die beiden aneinander geraten sind, ist es verwunderlich, warum er Joey nicht längst zu sich gerufen hat, um ihn zurechtzuweisen. Weshalb wartet er?"

„Vielleicht muss er sich erst einmal von dieser Unverschämtheit erholen, hm?" sagte der Spanier mit einem Zwinkern und die Freunde brachen in Gelächter aus. Auch bei anderen Gruppen innerhalb des Dritten Ranges war der Brite das Gesprächsthema Nummer 1 - wieder einmal. Und wieder einmal waren sie sich einig: Joseph wäre würdig, Sultan-baschi zu sein....

Mittlerweile hatte der Fürst doch nach dem 22jährigen schicken lassen, und Joey, angetan mit dem schwarzen Hüftrock, der bronzefarbenen Schärpe und dem langen dunkelblauen Haremsmantel, betrat missmutig das Audienzzimmer des Königs. Odeon Farradji hatte sein seltsames Lächeln beibehalten, aber der Jüngere konnte es nicht entschlüsseln. Er war ohnehin überrascht, dass der Oberaufseher ihn nicht ausgeschimpft, sondern sich mehr mit einem Anflug von Humor zu seiner „flotten Hand" geäußert hatte. Er verbeugte sich leicht, während Ab-del Kaiba auf und ab marschierte und ihn letztendlich unheilvoll fixierte.
 

„Lass uns allein!" befahl er und Odeon verschwand durch eine Geheimtür. „....Wie lange bist du nun schon Mitglied dieses Serails, Joseph?"

„Seit zwei Wochen und zwei Tagen, den heutigen mitgerechnet."

„Und noch immer willst du dich mir verweigern?"

„Ja - und wenn es Monate werden sollten!"

„Ich bin sehr unzufrieden mit dir. Du warst erneut ungehorsam, respektlos und hast dir angemaßt, die Hand gegen mich zu erheben!"

„Eine ordentliche Ohrfeige hat noch keinem geschadet."

„Ich schließe daraus, dass meine Ohrfeige ebenfalls richtig war?"

„Nein! Ich war im Recht, nicht Ihr!"

„Was ich sage, gilt hier als Recht. Du stehst auf verlorenem Posten."

„Das heißt wohl, selbst wenn Ihr Unsinn redet, ist es trotzdem korrekt und muss akzeptiert werden! Wie lachhaft!"

„Überspann den Bogen nicht, Engländer! Ich habe dir schon zu viel durchgehen lassen, das muss ein Ende haben!"

„Warum verkauft Ihr mich dann nicht oder foltert mich gleich zu Tode?!"

Joey spie diese Worte förmlich aus und ballte die Fäuste. Der Zorn zauberte die leidenschaftlichen Flammen in seine Augen zurück und übertrug auf seinen anmutigen Körper die Anspannung einer Raubkatze, die im Begriff ist, zu einem Spurt auf ihre Beute anzusetzen. Seine kraftvollen Muskeln bewegten sich, erhitzter Atem perlte über seine feuchten, sinnlichen Lippen. Männliche Schönheit in ihrer absoluten Vollendung. Seto erschauerte, trat auf den Blonden zu und packte ihn an den Oberarmen.

„Du verdientest Prügel, fürwahr!! Starrsinnig, stolz, unverschämt, temperamentvoll, angriffslustig, unbezähmbar, das bist du! Und dabei das Gesicht eines Engels, goldenes Haar wie aus Seide, Augen, in deren unergründlichem Brennen man verglühen könnte, Lippen, bei deren Anblick man nichts sonst verspürt, als den unwiderstehlichen Drang, sie innig zu küssen!!

Aber du verweigerst dich mir....weist mich ab....widersetzt dich mir....beleidigst mich.... missachtest meine Autorität....fertigst mich ab wie einen unbedarften Schuljungen....und doch vermag ich dich nicht zu hassen! Was ist das für ein Gift, das du mir eingeflößt hast?"

Joey war unfähig, sich zu rühren. Der heiße Atem des Sultans glitt wie Wüstenwind über ihn hinweg, der Griff der weichen, feingliedrigen Hände und der sündige Mund, der über ihm schwebte, die unmittelbare Nähe des starken, männlichen Körpers und die tiefe, vor Leidenschaft vibrierende Tonlage dieser wundervollen Stimme, deren betörender Gesang ihn schon einmal gebannt hatte, erregten ihn ungemein. Der Monarch schob ihn sanft gegen eine Säule und presste sich fest an ihn. Dem Briten entwich ein lustvolles Keuchen und als sein Kinn angehoben wurde, vermochte er keinen Widerstand zu leisten. Volle, köstliche Lippen verschmolzen mit den seinen, sprengten seine zusammengebissenen Zähne und eroberten seine Mundhöhle. Er ließ sich darauf ein, genoss den Zungenkampf, den sie in all seiner Intensität ausfochten. Wellen des Verlangens durchfluteten beide, als sie sich voneinander lösten.

„Wie kann das sein...." murmelte der Jüngere und legte eine Hand über sein wild pochendes Herz. „Wie kann es nur sein....dass Ihr grausam seid....obwohl Eure Küsse so viel Zärtlichkeit in sich bergen? Es will mir scheinen, als existierten zwei Seelen in Eurer Brust. Die eine ist die des tyrannischen Herrschers, des Foltermeisters, die andere die des romantischen Sängers, dessen Lieder einen im Inneren bewegen. Und doch fürchte ich beide."

„Warum, mein Schöner?" hauchte der Sultan leise, der die Atmosphäre des Augenblicks nicht zerstören wollte. Er entfernte sich von Joey, um ihn betrachten zu können.

„Weil ich mich in den Sänger verlieben könnte."

„Und der Tyrann hindert dich daran?"

„Er hindert mich daran, weil ich mir angesichts dieser Seite an Euch nur eine einzige Frage zu stellen vermag...."

„Welche?"

„Wisst Ihr überhaupt, was das ist....Liebe?"



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von:  jyorie
2013-07-19T23:16:12+00:00 20.07.2013 01:16
Hey ^_^

stimmt, das ist Joey zu der richtigen Erkenntnis gekommen – eine ungeplante Flucht bringt nicht viel. Ich fand es gut, das Odion Joey gesagt hat, das der Sultan kreidebleich geworden ist, denn so sehr, wie er sich wieder über dessen kälte aufgeregt hat und die Worte die er an den Beduinen gerichtet hat, hätte alles noch mehr zerbrechnen können.

Ob Joey noch eine Strafe erhält, nachdem der Sutltan und er sich nochmal küssen durften?! Und was er jetzt zu Joeys Frage sagt, weiß er was Liebe ist?

CuCu Jyorie

Von:  Swaja
2007-02-05T14:18:43+00:00 05.02.2007 15:18
Jedenfalls kann ich mich meinen Vorrednerinnen nur anschließen. Ich LIEBE diese FanFic und kann nicht verstehen, dass sie noch nicht lange über die 200-er KOmmimarke hinausgeschoßen ist!
Wie gesagt, der Basar gefiel mir bis jetzt am besten, obwohl ich es mir verdammt hart für die Wachen vorstelle ALLE Haremsmitglieder gleichzeitig zu bewachen.
( Und hart für SEto mit allen zu schlafen...^^)
Von: abgemeldet
2006-05-20T19:03:23+00:00 20.05.2006 21:03
uhuhuhuuuuii das ist so schön.... ;_;

du hast eine soooo schöne schreibweise... hiiiiech! >.<

dieses ewige hin und her, diese so schön beschriebenen männer, diese atmosphäre..... *kribbel* *hibbel* *rumhüpf*

ich mag die geschichte!! ^_____^=

sie geht ziemlich unter die haut! ich mag diese art der wiedrgabe, die du so perfekt beherrschst.

und du hast keine rechtschreibfehler drin!! ^ ^

großes kompliment!

die beziehung zwischen yami und bakura hat mich dann aber doch etwas rausgebracht... Oo

ich mag die stelle mit dem sänger! ich kann mir so richtig vorstellen, wie joey verträumt am fenstersims lehnt und seto für ihn singt... =.=



freue mich über nachricht von neuen teilen

sato
Von:  loscar
2006-05-19T20:35:47+00:00 19.05.2006 22:35
*umkipp*
*letzten-zuckungen-mach*
>///////////< *plattbin*
das is ja ... *Keine-worte-find*
ich glaub es gibt nichts, was ich auch nur annähernd gebrauchen könnte, um die story zu beschreiben....
ich bin begeistert....
der schreibstil.... hammer... einfach genial!!
das wissen, welches sich hinter der story verbirgt, ist enorm...
auch auf die gefahr hin, dass das jetzt zu viel des guten ist und geschleimt rüber kommt: ich werd mich mal auf die suche machen und eine passende beschreibung für deine ff suchen...fantastisch, genial, exquiesit... all das sind meiner meinung nach untertreibungen!!!
dieses szenario hast du so detailgetreu beschrieben... ich fand mich beim lesen im palast wieder... hatte eine genaue vorstellung, wie es dort aussieht, wie die mentalität ist!!
man findet nicht oft storys, die es schaffen in bildern zu sprechen... drum bin ich so froh, diese gefunden zu haben.. und sie wandert natürlich sofort in die favo-liste!!
ich hab ja schon "am anfang war das Schulprojekt" von dir gelesen und war hellauf begeistert...aber ich hoffe du nimmst mir das jetzt nicht übel...aber diese story übertrifft alles (was sicherlich auch daran liegen mag, dass es äußerst originell und exotisch dargestellt wurde)
du hast auf jeden fall eine treue leserin dazugewonnen! ob nun bei der einen oder bei dieser geschichte.. ich warte jetzt schon sehnsüchtig auf die fortsetzung, gleichfalls möchte ich mich auch bei dir für das Lesevergnügen bedanken!! *verbeug* ...Danke ^^

Das i-Tüpfelchen dieser Geschichte ist die Rechtschreibung (nicht, dass ich meine Meinung davon abhängig machen würde, ich bin einfach sprachlos - drum bin ich auch froh, dass man kommis schreiben muss ^^")
ich bin immernoch ganz hibbelig!!


biba
dat loscar

PS: könntest du bescheid sagen, wenn es weitergeht? bitte? ich möchte um nichts auf der Welt verpassen, wie es weitergeht!
Von: abgemeldet
2006-05-16T03:11:36+00:00 16.05.2006 05:11
Diese FF ist einfach ein Knaller!
Mal was absolut Ausgefallenes. Seto als Sultan ist schon ne geile Vorstellung!
Von:  mero-chanXD
2006-05-14T14:38:55+00:00 14.05.2006 16:38
myaaaaaaaaa.............>////////////////////////////////<
mia hat eine Freundin den Link hierzu gegeben da ich voll
der Seto x Joey freak bin!!!!XDDDDDDDDD
und ich möchte dir sagen
"ICH LIEBE DIESE FF" *schwärm* >/////////O//////////<
hach...ich kann es kaum erwarten wie es weiter geht!^///^
also schreib BITTEEEEEEEEEEEEEEEEEEE so schnell wie möglich weiter!!!!!!!!X3
Bye,bye BABY!!!!
dat meroXDvieh!!!
Von:  Axel
2006-05-14T08:29:28+00:00 14.05.2006 10:29
diese ff ist genial... ich liebe sie!!!!
schreib schnell weiter, oder ich muss sterben... *tot umfall*
*dir aus der hölle zuruf* mach weiter so!!!!!!!!!
Von:  Lalue
2006-05-08T13:24:55+00:00 08.05.2006 15:24
*o*
*augen offen stehengeblieben sind*
*nciht mehr weiß wo der kopf steht*
8(>.<)8 oh gottogottogottogottogottogottogott!!!
diese fic is sooo geil 0.o
ich konnte gar nicht mehr aufhören bis ich fertig war ... voll in einem durch gelesen XD
sie ist geil *o*
aber was anderes habe ich auch net von dir erwartet XPPP
*o* dein schreibstyle is so..so ach...das is sogeil..so professionell.. und man merkt wie tief du in der story drin bist! wie das alles beschriebenw ar 0.o
ich konnte es fast bildlich vor mir stehn sehn 0.o
und die charas *o*
genau richtig rum bisher XPPP
joey der starke...der mann .. das "etwas" XD
und seto das geile etwas das ausem bett kommt XDD
boha da habsch echt fast angefangen zu sabbern bei der szene XDDD .... und die charaktereigenschaften 0.o
zu geil"! nicht einfach so flach und abgestuft.. NEIIIIIN ^.~ diene charas haben echten Tiefgang..das is so genial 0.o
*dich vergötter*
*neiderkniet*
XDD bitttääääääääääää schrieb dieses mal weiter ;^; bittäääääääää ich will so gerne wissen wies weitergeht XDDD
*o*
*anstrahlt*
XDD
*niederflauschat*
habschaa lüüüüüüüüüüüüüüüp ^.~

lalü^^
Von: abgemeldet
2006-05-03T16:35:22+00:00 03.05.2006 18:35
Oh mein Gott, dass war wundervoll. Ich hatte soooo eine Gänsehaut. Ich tu mir echt schwer zu schreiben, weil ich ganz schwitzige Hände hab.

Das war der Hammer am Schluß! Die Art und Weise des Schreibens, Stil und Worte sind einfach unglaublich harmonisch.

Die Empfehlung war das Mindeste, dass ich als Würdigung dieser Geschichte entgegenbringen konnte. Noch dazu weil sie wirklich einzigartig ist und ziemlich unter die Haut geht.

Dankeschön für das Dankeschön *rotwerd*. Ich war ganz entzückt davon!

Auf jeden Fall freu ich mich schon riesig auf das nächste Kapitel und auf die Antwort des Sultans...*g*

Auf bald,
deine san
Von: abgemeldet
2006-05-01T16:59:34+00:00 01.05.2006 18:59
hach, diese Wortwahl und romantik.
ich liebe die story. sie ist einfach spitze
Möhre


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