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Zerbrochene Freundschaft

Kapitel 51
von

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Zorro: Comprehension

Mit dem Rücken am Türrahmen gelehnt, sehe ich gedankenvoll zu Robin, die unruhig auf der schmalen Liege in Shanks´ Kajüte schläft. Aus ihrem halbgeöffneten Mund, dessen weichen Lippen ich noch immer auf meinen spüren kann, dringt ein leises, unwilliges Stöhnen und ihre Augen bewegen sich wild unter den geschlossenen Lidern. Die wollene Decke muss sie sich irgendwann bis zu den Knien hinabgestrampelt haben und mein Blick fällt auf ihre rechte Hand, die ruhig und entspannt auf ihrem flachen Bauch ruht, während die schlanken Finger ihrer anderen Hand neben ihrem Kopf leicht zucken.

Bereits beim Eintreten habe ich bemerkt, dass das Zimmer kein Bullauge hat, durch das ein wenig Licht hätte dringen können. Ich weiß, dass es für Robin unerträglich ist allein in einem Raum zu sein, in dem völlige Finsternis herrscht. Zumindest war dies noch der Fall, als sie noch ein Teil meines Lebens war. Immer, wenn ich an die Zeit in Andalia zurückdenke ... an den Scheich, der sich an Robin für ein Vergehen aus ihrer Vergangenheit rächen wollte, als sie ihm schon einmal begegnet war ... überkommt mich eine maßlose Wut. Noch heute weiß ich nicht, was sie in dem stockfinsteren Verlies unter dem Palast erdulden musste, in dem sie ganze drei Tage eingesperrt war, bevor sie dann von Ruffy und Chopper befreit wurde. In diesem Punkt hat sie sich mir nie ganz geöffnet, und ich habe auch nicht weiter in sie gedrängt. Schläft sie deshalb jetzt so schlecht, weil sie von dieser Zeit träumt? Aber vielleicht beschäftigt sie auch etwas anderes in ihrem Schlaf?

Nur eine Nacht mit dir.

Bereits in dem Augenblick, als mir die Worte über die Lippen gekommen sind, habe ich sie auch schon bereut. Ich möchte Robin wieder zurückhaben! Ich möchte sie in jeder Sekunde des Tages sehen und spüren. Nur mit ihr an meiner Seite kann ich meinen inneren Frieden wiederbekommen. Doch ich habe es ganz falsch angefangen. Was mag sie jetzt wohl von mir denken?

Ich habe mit einer satten Abfuhr gerechnet ... mit einem eisigen Schweigen ... mit einem vernichtenden Blick. Aber selbst in meinen schlimmsten Träumen hätte ich es nie gewagt mir auszumalen, dass sie darauf eingehen würde. Kaltes Entsetzen hatte von meinem Körper Besitz ergriffen, als sie mir schließlich nach einer scheinbar endlosen Zeit mit einem bedächtigen Kopfnicken ihr Einverständnis gegeben hatte. Für mich war sie in diesem Augenblick eine Fremde und meine Hoffnung auf eine zweite Chance zerschlug sich in alle Winde. Doch viel schlimmer war die Enttäuschung, die mein Herz schmerzvoll zusammenpresste. Obwohl ich weiß, wie viel ihr das Auffinden des Porneglyphs bedeutet, hätte ich trotzdem nie gedacht, dass sie dafür sogar ihren Körper opfern würde.

Hast du jeglichen Respekt vor ihr verloren, dass du sie wie eine billige Hure behandelst?

Wie nah die mit vor ungezügelter Wut gesprochenen Worte Sanjis der Wahrheit gekommen sind, hat den spitzen Stachel in meinem Herzen noch weiter hineingetrieben, der sich von dem Augenblick darin festgesetzt hatte, als Robin auf mein Angebot eingegangen war. Für einen Moment habe ich wirklich den Respekt und meine Bewunderung für sie verloren. Stattdessen konnte ich nur noch daran denken, dass sie nicht mehr die Frau ist, der mein Herz für alle Zeiten gehört. Auf einmal war sie in meinen Augen eine Frau, wie jede andere auch ... ohne Bedeutung ... ohne Gefühle. Genauso wollte ich sie auch behandeln ... mich ihr gegenüber so verhalten. Aber es ging nicht! Ich konnte es einfach nicht!

Der erste Hautkontakt ... die erste enge Berührung ... war wie ein Stromschlag. Die Erinnerungen an unsere vielen vertrauten Zweisamkeiten wurden lebendig ... nahmen Form und Gestalt an. Ich habe die Warnungen meines Verstandes ignoriert und mich mit Herz und Seele in ihr verloren, auch auf die Gefahr hin am Ende als gebrochener Mann dazustehen. Jede einzelne Sekunde habe ich mit ihr genossen und ihr mehr als einmal zum höchsten Glück verholfen. Diese eine Nacht sollte für sie genauso unvergesslich werden wie für mich. Ich wollte sie mit allen Mitteln an unsere gemeinsame Zeit erinnern ... an das Glück ... an die Freude ... an die Liebe!

Es war niederschmetternd an ihrer Seite aufzuwachen und festzustellen, dass die Nacht vorbei war. Ich wollte mich nicht von ihrem weichen, samtenen Körper lösen ... wollte nicht in die leere, unbarmherzige Realität zurückkehren. Zwischen uns hatte sich nichts geändert. Sie war für mich noch immer eine Fremde, trotz dass sie bereitwillig auf mich zugegangen ist ... meine Küsse und Berührungen erwidert hat ... sie mir in zweifacher Ausführung wiedergegeben hat. Wir haben geredet ... zwischenzeitlich. Doch sobald die Gespräche ... die Themen ... intimer wurden ... sich mit uns befassten ... verloren wir uns entweder in einem neuen Liebesspiel oder griffen zur Flasche. Noch ein Punkt, der mich an ihr irritiert hat. Ein kleines Lächeln huscht über mein Gesicht, als ich versuche mir vorzustellen, mit was für einem Kater Robin aufgewacht sein muss. Ob es wohl für sie das erste Mal war? Wahrscheinlich.

Sie hat sich nicht viel verändert, wie ich in der Nacht noch gedacht habe. Sie ist immer noch meine Robin ... meine geheimnisvolle Schönheit ... meine Black Lady! Sie empfindet immer noch etwas für mich, denn sonst wäre sie nie an die Truhe gegangen ... hätte nie das Buch daraus hervorgeholt ... hätte es nie gelesen. Nicht der Ort des Porneglyphs hat sie dazu veranlasst die Nacht mit mir zu verbringen. Und Sanji hat meinen Verdacht noch bestätigt, auch wenn es unbewusst geschehen ist.

"Ich werde nicht zulassen, dass du ihr das Herz noch einmal brichst", hatte er mir zugezischt, während sein wutverzerrtes Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt war. Seine Einmischung hat mich geärgert und es fiel mir schwer mich zurückzuhalten, obwohl ich seine Reaktion verstehen konnte. Ich an seiner Stelle hätte nicht anders gehandelt, wobei ich wohl vielmehr meine Fäuste hätte sprechen lassen. Aber ich habe mich geirrt! In so manchen Sachen habe ich mich geirrt.

Ich habe immer geglaubt, dass ich Robin verstehen würde ... ihr Handeln und Tun ... die Verarbeitung ihrer Vergangenheit. Doch dem ist nicht so! Erst der Anblick der Orchidee hat es mir verdeutlicht. Als ich sie ihr damals geschenkt habe, war es für mich irgendeine Blume ohne jegliche Bedeutung, die irgendwann verwelken würde. Robin hatte mir Leid getan, als sie so in der Kombüse gesessen hatte und ihren Geburtstag ganz allein feiern wollte. Sie hatte sich damals noch nicht zugehörig gefühlt und eine Gemeinschaft ... der Zusammenhalt ... waren für sie fremd. Aber die Orchidee HAT eine Bedeutung, wie ich später herausgefunden habe: Freundschaft! Und damit hat auch alles angefangen. Ich habe angefangen sie mit anderen Augen zu sehen ... mehr für sie zu empfinden als bloße Freundschaft.

Ich habe Zeit gehabt darüber nachzudenken, als wir wieder zurück auf dem Schiff waren. Freundschaft ... das ist für Robin lebenswichtig geworden. Es wurde mit zu ihrem Lebensinhalt, nachdem sie einmal davon gekostet hatte ... nachdem sie gespürt hatte, wie stark dieses Gefühl ist. Und obwohl ich das gewusst habe, habe ich es nie richtig verstanden. Nicht verstanden, dass Freundschaft sie vor der Einsamkeit bewahrt. Das war der Grund, warum sie alles getan hat ... warum sie soviel gegeben hat ... damit nichts und niemand ihr die Freundschaft zu Sanji zerstören kann. Mit derselben Energie ... mit derselben Entschlossenheit ... mit derselben Leidenschaft ... hat sie auch an unserer Beziehung gearbeitet. Aber ich war blind dem gegenüber und habe sie quasi vor die Wahl gestellt. Und nach allem, was mir Nami erzählt hat und der Unterhaltung mit Sanji, bin ich wahrscheinlich der Grund dafür, dass Robin jetzt auch noch Streit mit ihm hat. Ob sie wohl weiß, dass er aber nicht bereit dazu ist die Freundschaft als beendet anzusehen?

Was geht nur in deinem hübschen Kopf vor? Was hat dich bloß dazu veranlasst einen Schritt der Einsamkeit entgegen zu wagen?

Ein leiser Seufzer dringt zwischen ihren Lippen hervor, als sich Robin auf die Seite dreht. Während ich die Verwundbarkeit an ihr wahrnehme, die ihr Körper ausstrahlt, frage ich mich, ob dies der Grund dafür ist, dass sie nach dem Erlebnis unter Wasser wieder zu mir auf Distanz gegangen ist. Für eine kurze Zeit hat nichts zwischen uns gestanden und wir waren wieder die zwei Liebenden von früher. Doch etwas war diesmal anders. Da war noch mehr ... viel mehr. Das warme Gefühl in meinem Inneren, als sie mir dieses strahlende, glückliche Lächeln gezeigt hatte, war so berauschend wie eine Droge. Ich kam mir wie ihr unbesiegbarer Held vor. Aber als wir dann wieder im Trockenen auf dem Deck waren, hat sie sich von mir zurückgezogen. Hat sie Angst erneut verletzt zu werden?

Das war dafür, dass du sie so niederträchtig behandelt hast. Aber sei versichert, dass ich noch mehr tun werde, solltest du ihr auf irgendeine Art oder Weise wehtun.

Geistesabwesend reibe ich mir über die Prellung unter meinem Auge, wobei ich an Sanjis warnende Worte zurückdenke, die er mir zum Abschluss zugeworfen hatte, nachdem er mir ohne Vorwarnung seine Faust ins Gesicht gerammt hatte. Für mich selbst ist der Schlag noch eine zu milde Strafe, angesichts dessen, wie ehrlos ich Robin gegenüber war. Während ich leise die Tür hinter mir zuziehe, ohne sie dabei aus den Augen zu lassen, gebe ich mir selbst das Versprechen sie nie wieder zu verletzen.

Schwärze hüllt mich ein, als die einzige Lichtquelle, die aus dem Gang vor der Tür stammt, nun ausgesperrt ist. In leicht gebückter Haltung taste ich mich leise zu der Liege hin, wo ich mich dann behutsam neben sie lege. Erneut ist ein unwilliges Stöhnen von ihr zu hören, als ich vorsichtig meinen linken Arm unter ihrem Kopf hindurch schiebe, während ich mit meinem anderen Arm ihren Körper näher an meinen presse. Automatisch verschränkt Robin ihre rechte Hand mit meiner, als wüsste sie selbst im Schlaf, dass ich bei ihr bin.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Heroeumel
2006-04-02T13:19:27+00:00 02.04.2006 15:19
super kap. endlich hat zorro einen entschluss gefasst. er will robin zurück. mal schauen ob das so einfach wird. zorro hat sie anscheinend wirklich mal gedanken gemacht und auch versucht robin´s verhalten zu analysieren. wirklich super. ich bin tierisch gespannt, wie es weiter geht.
lg
Von:  Lalla
2006-04-01T13:18:27+00:00 01.04.2006 15:18
Sanji kap T_T ich möcht ein Sanji Kap, biddööööööööö!!! ich vergehe sonst noch!!
und ich will das sie endlich ruffy und lysop helfen! wer weiß was ihnen alles zustößt!! *sich sorgen macht*
^^ weiter so
Von:  Stoechbiene
2006-04-01T12:34:48+00:00 01.04.2006 14:34
Wie schön...

Zorro hat also endlich mal auf seine Gehirnwindungen gehört und über Robin's Verhalten nachgedacht. Der eine denkt zuviel, der andere zu wenig.

Er versucht sie zu verstehen, will wissen, was in ihr vorgeht, in ihrem Kopf, in ihrem Herzen. Sein Ziel ist klar definiert, er will wieder mit ihr zusammen sein, als der Mann der sie liebt, sie versteht, für sie da ist und der ihr vertraut! Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg, gibt es noch viele Dinge, die geklärt werden müssen und selbst dann bleibt die Zukunft ungewiß.

So sucht er ihre Nähe und als er sie findet, unruhig schlafend in dieser dunklen Kammer, erinnert er sich an ihre Angst vor der Dunkelheit. Da sie ihm nie die ganze Wahrheit darüber erzählt hat, was ihr in diesem Kerker widerfahren ist, kennt er den Grund für ihre Angst natürlich nicht. Aber er weiß, daß sie in einer solchen Situation nicht gern allein ist und gesellt sich zu ihr. Er will ihr zeigen, daß er für sie da ist, wenn sie ihn braucht.

Die Nacht, die sie zusammen verbracht haben war ein Fehler gewesen, ein Trugbild und die Realität danach um so schlimmer, denn sie waren sich noch immer fremd. Dennoch hat er all seine Liebe hineingesteckt, ist ihr verfallen, auch wenn er das gar nicht beabsichtigt hatte. Sie hatte ihren Körper an ihn verkauft und das hat ihn geschockt, denn in diesem Moment war sie nicht mehr die überlegene Frau, die er kannte und liebt. Und auch daß sie sich derart distanziert, sogar von Sanji, ihrem besten Freund, kann er sich nicht erklären, denn Freundschaft bedeutet ihr alles.

Die kleine Geschichte mit dieser Orchidee war wirklich gut von dir überlegt! Sie als Symbol für Freundschaft zu sehen, die er ihr dadurch damals indirekt anbot, auch stellvertretend für die ganze Crew, war ein kluger Schachzug. Wäre es jetzt zu weit hergeholt wenn ich sagen würde, er muß ihr erst seine Freundschaft anbieten, um Liebe zu erhalten?

Und was das Gespräch zwischen ihm und Sanji anbelangt, so kann man den blonden Koch nur zu gut verstehen, wie er sich in diesem Moment gefühlt haben muß. Aber auch Zorro versteht ihn, wenn es ihm auch nicht paßt, läßt sich von ihm schlagen und nimmt dies als Strafe für sein dummes Verhalten. Sonst hätte er sich vielleicht noch selbst geohrfeigt. Aber daß er den Schlag nicht hat kommen sehen liegt wohl daran, daß Sanji ihn mit seinen Worten sehr getroffen hat. Nicht nur die Faust hat sein Auge verletzt, sondern die Worte des Kochs auch sein Herz. Aber das hat ihm sicher dabei geholfen, weiter über diese verfahrene Situation nachzudenken.

Aber jetzt sollten sie erst einmal schlafen, denn das scheinen beide bitter nötig zu haben.

Freue mich auf die Fortsetzung!
Liebe Grüße
Heike
Von:  Boom_Squirrel
2006-04-01T09:37:12+00:00 01.04.2006 11:37
ein zorro kap!!! *freu hüpf tanz*
darauf habe ich doch die ganze zeit gewartet! *nick nick*
wieder mal ein super ding! weningstens hat zorro gewissensbisse wegen der sache. bin gespannt wie robin reagiert, wenn sie aufwacht und zorro entdeckt. ^^

grützel von ocin!
Von: abgemeldet
2006-04-01T06:05:02+00:00 01.04.2006 08:05
Wahnsinn, endlich wieder Zorro Kapi! *fähnchen schwenk*
War wieder mal echt klasse, also schreib ganz schnell weiter! *dich ganz fest knuddel*

LG


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