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Zerbrochene Freundschaft

Kapitel 51
von

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Lysop: Weak and strong

Er wird in diesem Augenblick nach Mary Joa gebracht.

Immer und immer wieder hallen die Worte durch meinen Kopf, seit Zorro Bens Frage nach Ruffys Verbleib beantwortet hatte. Seine Stimme war zwar ausdruckslos gewesen, doch seine Miene war grimmig und hart. Und ich brauchte nicht zu fragen, was die Worte zu bedeuten haben. Ein jeder von uns hat es verstanden. Selbst die Gesichter der Männer waren entsetzt und betroffen zugleich.

Irgendwie ist es Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet Ruffy in derselben Stadt wie Gol D. Roger, wahrscheinlich sogar noch an demselben Platz, sein Ende finden soll. Aber warum? Diese Frage will mir einfach nicht aus den Sinn. Ist Ruffy denn wirklich eine so große Bedrohung? Wir haben doch bisher eigentlich kaum etwas erreicht – schon gar nicht, nachdem unsere Mannschaft auseinanderbrach. Und es gibt Piraten, die gefährlicher und stärker sind als Ruffy. Man nehme nur das Gefängnis von Impel Down. Wie viele Leute sitzen darin, die einen nur schief ansehen müssen, um sofort tot umzufallen? Oder ist es Ruffys Einfluss, den die Weltregierung fürchtet?

Denn es ist nicht zu leugnen, dass Ruffy nicht dem typischen Bild eines Piraten entspricht. Er mordet und plündert nicht oder zerstört ganze Städte. Er giert nicht nach Macht oder Reichtum. Stattdessen hilft er notleidenden Menschen wie damals den Bewohnern von Kokos oder Alabasta. Es ist sein Gerechtigkeitssinn, mit dem er es schafft, die Menschen in seinen Bann zu ziehen.

Wie würde die Welt wohl aussehen, würde es Ruffy schaffen Piratenkönig zu werden? Wenn er nicht nur Piraten um sich scharen würde, sondern auch ganze Länder? Ein Wort von ihm würde ausreichen, und ganz Alabasta oder die Himmelsbewohner von Skypia würden hinter ihm stehen. Und vielleicht ist es das, was die Weltregierung fürchtet – die Fähigkeit Menschen auf seine Seite ziehen zu können, ohne dabei Gewalt oder Druck auf sie ausüben zu müssen. Aber vielleicht will sie auch nur einfach ein Exempel an Ruffy statuieren, um der Welt zu zeigen, dass ihre Justiz vor niemandem Halt macht.

Doch was auch immer der Grund letztlich sein mag, sie haben gewonnen – so oder so. Die Strohhutbande ist an sich selbst zerbrochen. Da können Zorro, Shanks, Ben und die anderen noch so verbissen kämpfen – es gibt keine Hoffnung mehr für uns. Robins durchscheinende Haut ist Beweis genug dafür. Ihr Leben hängt nur noch am seidenen Faden. Und selbst wenn es uns gelingen sollte den Weg durch diese Übermacht an Soldaten freizukämpfen und von der Insel zu entkommen, wenn irgendjemand Robins Leben noch im letzten Augenblick retten kann – für Ruffy jedenfalls käme jede Rettung zu spät. Und ohne ihn kann es keine Strohhutbande geben. Was bringt es also noch zu kämpfen? Wofür also die ganzen Bemühungen, wenn es doch sowieso aussichtslos ist – wenn es zu nichts führt?

Noch während mir diese Gedanken durch den Kopf rasen, blicke ich mich um. Vor mir breiten sich entsetzliche Bilder aus, die mich sicherlich noch bis in meine Träume hinein verfolgen werden. Verbissen und unnachgiebig bekämpfen sich Soldaten und Piraten gleichermaßen mit Gewehren, Pistolen und Säbeln. Hier und dort liegen leblose Körper auf den Boden, die durch den heftigen Schneesturm schnell eingeschneit werden. Der Schnee selber ist stellenweise rot gefärbt, und immer wieder und wieder blitzt es um mich herum grell auf, sobald jemand einen Schuss aus seiner Waffe abgibt. Doch der Lärm ist weitaus schlimmer – lauter, grässlicher und viel entsetzlicher als der Sturm, der über uns tobt. Kampfesgeheul und Schmerzensschreie vermischen sich zu einem schrecklichen Kreischen, das von Schüssen und dem Klirren von Stahl begleitet wird.

Wir werden sterben!

Die Gewissheit breitet sich in meinem Inneren aus, kaum dass mir die Worte durch den Sinn gehen. Es ist aussichtslos. Die Anzahl der Soldaten scheint kein Ende nehmen zu wollen. Sobald einer von ihnen fällt, tauchen auch schon drei weitere auf. Und die Piraten werden immer weiter zurückgedrängt und ihre Reihen gnadenlos gelichtet. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Soldaten gesiegt haben. Entweder werden wir dann alle tot sein oder der Rest von uns hat sich ergeben. Aber will ich das?

Zögernd wende ich mich von dem Kampfgeschehen ab und blicke hinüber zum Waldrand, der sich mit seinen kahlen Bäumen schemenhaft durch das dichte Schneetreiben abzeichnet. Wenn die Soldaten mich ergreifen, würde die Folter von neuem beginnen. Sie würden mich treten und schlagen und meinen Körper so lange malträtieren, bis ich alles vergessen habe und nur noch ein Schatten bin, wie all die anderen Gefangenen, die sich in ihr trostloses Leben ergeben haben. Ich wäre nichts weiter mehr als ein gesichtsloses Individuum … ein namenloses Etwas, dass sich nicht mehr von den anderen Insassen unterscheiden würde. Daher wäre dies meine Chance, dem zu entkommen. Ich könnte mich unbemerkt davonstehlen und niemand würde es bemerken, da die Männer viel zu sehr in ihre Kämpfe verwickelt sind. Die Bäume würden mir auf meiner Flucht ausreichend Schutz bieten, bis … Ja, bis was? Bis der Kampf vorüber ist oder ich einen Ort gefunden habe, an dem ich mich verstecken kann? Aber für wie lange? Diese Insel liegt ganz in den Händen der Marine. Es gibt hier keinen Ort, an dem ich mich lange vor den Soldaten verstecken könnte.

Es gibt kein Entkommen!

Kaum, dass mir die Erkenntnis bewusst wird, werde ich plötzlich von den Füßen gerissen, als für wenige Momente die Nacht zum Tag wird. Irgendetwas ist nur wenige Meter von mir entfernt in den Boden eingeschlagen und zu einem kugelrunden Feuerball explodiert. Sofort werde ich von dunkelschwarzem Rauch eingehüllt, der in meinen Lungen ein beißendes und kratzendes Gefühl verursacht und irgendwie nach Eisen schmeckt. Hustend spucke ich den widerlich schmeckenden Speichel aus, während ich mich mühsam und mit pochenden und schmerzenden Rippen wieder auf die Beine aufrichte. Der schneidende Wind vertreibt recht schnell die dicken Rauchschwaden, so dass ich bereits nach wenigen Sekunden den kleinen Krater erkennen kann, den eine Kanonenkugel in den schneebedeckten Boden geschlagen hat.

Fassungslos und furchtsam zugleich blicke ich über das Schlachtfeld hinweg zu dem Ort hinüber, wo sich bei klaren Sichtverhältnissen das Gefängnis wie auf einem Thron von der Anhöhe erhebt. Bei diesem Sturm jedoch sind weder die Steilhänge noch das graue Gemäuer zu erkennen. Von daher bezweifle ich, dass die Sicht bei den Soldaten hoch oben auf den Zinnen besser ist als unsere. Und trotzdem gehen sie das Risiko ein, ihre Kameraden mit ihrem Beschuss mit in den Tod zu reißen.

Als ein weiterer Einschlag den Boden wie bei einem gewaltigen Erdbeben erneut erschüttert, verschwende ich nicht länger mehr einen Gedanken an Flucht. Stattdessen laufe ich humpelnd direkt ins Schlachtgetümmel hinein, wobei ich stets versucht bin den kämpfenden Männern auszuweichen. Es kommt mir daher wie eine Ewigkeit vor, bis ich schließlich unter all den Kämpfern Shanks ausmache, dessen rotes Haar wie Feuer aus all dem Chaos um mich herum heraussticht.

„Shanks!“, brülle ich immer wieder lauthals über den Lärm hinweg und fuchtle wild mit den Armen in der Luft, bis er dann endlich zu mir herübersieht.

„Sie feuern mit Kanonen auf uns“, rufe ich ihm zu, in der Hoffnung, dass er mich trotz des Getöses und des Sturms um uns herum auch versteht. Aber ein Handzeichen von ihm lässt mich dann erleichtert aufatmen, während er gleichzeitig seinen Männern brüllend Befehle erteilt.

Wenige Sekunden verharre ich noch an Ort und Stelle, ohne zu wissen, was jetzt meine Aufgabe ist, als ein markerschütternder Schrei, der sowohl von einem Menschen als auch von einem Tier stammen könnte, über das Schlachtfeld hinwegfegt. Mein Körper erstarrt augenblicklich zu Eis, denn noch nie zuvor habe ich soviel Schmerz und Qual in einem Ton vernommen wie in diesem Schrei. Selbst die Insassen im Gefängnis haben nicht einmal so sehr gelitten, obwohl man uns unsägliches angetan hatte. Irgendetwas Fürchterliches muss also passiert sein. Etwas, das sich nicht benennen lässt.

Suchend wandere ich daher zwischen den Männern umher, um die Antwort auf meine Frage zu finden. Doch was meine Augen dann erblicken, lässt mich Schreckliches erahnen. Denn neben dem toten Körper eines Soldaten ragt die schwarze Spitze Yubashilis aus dem silbergrauen Schnee heraus. Mein Herz klopft mir voller Furcht bis zum Hals, während meine Augen weiter über den zertrampelten Schnee wandern und wenige Meter weiter Kitetsu und das Wado-Ichi-Monji entdecken, bis … ich es dann sehe.

Wie betäubt humple ich auf dieses zusammengekrümmte Etwas zu, während ich versuche den Speichel in meinem Mund die trockene Kehle hinunterzuwürgen. Und die ganze Zeit denke ich mir, dass ich in einem ganz schrecklichen Albtraum gefangen bin und jeden Moment in meiner kleinen kalten Zelle aufwache. Ich wünsche es mir aus tiefstem Herzen, dass es nichts weiter als ein Traum ist … ein Produkt meiner Fantasie. Denn alles ist besser als die Wahrheit.

Wenige Meter von Zorro entfernt, bleibe ich ruckartig stehen, als wäre ich vor eine unsichtbare Wand gelaufen. Ich weiß nicht, wohin ich blicken soll. Diese Szene ist so unwirklich, dass ich mir vorkomme, als würde ich neben mir stehen und das ganze aus der Ferne betrachten. Mein Verstand weigert sich die Wahrheit zu erkennen, trotz der bleichen Hand, die leblos im Schnee liegt, und trotz des zitternden und zuckenden Körper Zorros, der Robin in einer scheinbar nie enden wollenden Umarmung umschlungen hält.

Dieser Anblick zerreißt mir das Herz und warme Tränen sammeln sich in meinen Augen, während ein trockenes Schluchzen mir die Kehle hinaufsteigt, als mein Verstand die Wahrheit akzeptiert. Augenblicklich sacken meine Schultern kraftlos hinab und eine schwarze, dumpfe Leere breitet sich in meinem Inneren aus. Blicklos wandern meine Augen über das Schlachtfeld, das noch immer wild und laut ausgefochten wird. Es ist, als wäre nie etwas geschehen … als wäre die Zeit nicht gerade im Hier und Jetzt stehen geblieben. Niemand scheint es zu interessieren, was hier gerade geschehen ist, als sei es eine unwichtige Sache.

Erneut blicke ich auf Zorro und Robin hinab, und in meinem Kopf wirbeln die Worte chaotisch umher. Es ist mir einfach nicht möglich einen zusammenhängenden Gedanken festzuhalten oder mich auf eine Sache zu konzentrieren. Diese ganze Situation um mich herum ist so völlig surreal … einfach nur falsch.

Und ich komme mir so hilflos dabei vor. Ich kann nichts sagen … ich kann nichts tun. Nichts, was einem Menschen möglich wäre, könnte irgendetwas daran ändern.

Es ist endgültig!

Kraftlos sacken meine Beine in sich zusammen und ich schlage mit den Knien hart auf den Boden auf. Doch der körperliche Schmerz ist nichts im Vergleich zu dem, der in meinem Inneren wütet. Ungehindert tropft der Überquell an Tränen auf meine geballten Fäuste, während ich mich stumm meiner Trauer hingebe. Es gibt ja doch nichts, was ich sagen könnte, um den Schmerz zu lindern.

„Lysop!“

Eine kräftige Hand legt sich auf meine Schulter und trostlos blicke ich in Shanks´ Gesicht. Sein Mund ist zu einer harten Linie geformt und die Muskeln um seinen Kiefer herum sind angespannt. Stahlgraue Augen blicken mich teils beschwörend, teils mitfühlend an.

„Ihr müsst hier verschwinden.“

Shanks´ Worte dringen nur langsam in mein Bewusstsein, doch verstehe ich deren Bedeutung nicht. Warum sollten wir verschwinden?

„Hörst du mir überhaupt zu?“

Kräftig schüttelt Shanks meinen Körper durch, wodurch mein Kopf von einer Seite zur anderen geschleudert wird. Doch ich wehre mich nicht gegen die grobe Behandlung. Ich habe einfach keine Kraft mehr dafür.

„Du und Zorro müsst hier verschwinden und zu den Booten laufen, hast du gehört?“

„Warum?“

„Soll das hier etwa umsonst gewesen sein?“, brüllt er mich schließlich an und weist mit seinem Arm auf das Schlachtgetümmel. Verwirrt folge ich der Richtung seines Arms und blicke auf die Piraten, die sich nach wie vor mutig den Soldaten entgegenstellen. Obwohl Letztere zahlenmäßig weit überlegen sind, so kämpfen Shanks´ kampferprobte Männer weiterhin verbissen.

Umsonst?

Mein Blick wird wie magisch von Robins Leichnam angezogen. Der Streit hat sie und Zorro auseinander gerissen, und hat Robin dazu bewogen die Strohhutbande zu verlassen. Und trotzdem sind beide – gemeinsam! – hierher gekommen, um mich zu befreien. Aber noch bin ich nicht frei! Noch bin ich nicht in Sicherheit vor den Qualen und vor der Folter der Soldaten. Trotzdem hat Robin bereits einen hohen Preis zahlen müssen. Sie hat für mich ihr Leben aufs Spiel gesetzt – und verloren. Wenn die Soldaten mich nun wieder gefangen nehmen oder gar töten, dann ist ihr Tod umsonst gewesen. Und das darf nicht sein! So darf es nicht enden!

„Nein“, flüstere ich mit krächzender Stimme, während ich spüre, wie mein Kampfeswille neu angefacht wird. Grimmig beiße ich die Zähne aufeinander und rapple mich noch ein wenig mühsam auf die Beine auf.

„Nein!“, antworte ich noch mal und dieses Mal mit kräftiger Stimme, und blicke Shanks dabei entschlossen in die Augen. Zustimmend nickt er mir zu.

„Dann verschwindet jetzt!“

Aufmunternd gibt er mir noch einen Klaps auf die Schulter, bevor er sich mit wehendem Mantel umdreht und sich wieder zu seinen Männern ins Kampfgetümmel stürzt. Währenddessen blicke ich zu Zorro hinüber, der Robin immer noch sanft in den Armen hält und sie wie ein Baby wiegt. Völlig in seiner Trauer gefangen, scheint er nichts um sich herum wahrzunehmen, als ich mich vor ihm in den festgetrampelten Schnee niederlasse.

„Zorro, wir müssen hier weg“, versuche ich seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Erst als ich eine Hand auf seinen Arm lege, sieht er auf. Aus einem tränennassen Gesicht blicken mir stumpfe, grüne Augen entgegen, aus denen scheinbar jeglicher Funken Leben verschwunden ist. Nichts ist darin zu sehen … kein Gefühl von Wärme oder Wut, kein Hass oder Traurigkeit, keine Entschlossenheit oder Stärke, keine Mutlosigkeit oder Sanftheit. Nur noch ein absolutes Nichts in Form einer tiefen, dunklen Leere ist geblieben. Voller Entsetzen muss ich erkennen, dass ich einem gebrochenen Mann gegenüber stehe, und Zorro, der sonst immer stark und unnachgiebig wie ein Fels in der Brandung ist, ist nunmehr ein Schatten seiner selbst. Hilflos, nicht wissend, wie ich mit dieser Erkenntnis umgehen soll, muss ich mit ansehen, wie Zorro seinen Kopf wieder senkt und Robins Körper noch enger an sich zieht, und eine tiefe Verzweiflung breitet sich in meinem Inneren aus.

Was soll ich nur tun, geht es mir durch den Kopf, während ich auf der Suche nach einer Lösung wild um mich herschaue. Dabei entgeht mir nicht, dass Shanks und seine Männer von den Soldaten mittlerweile immer weiter zurückgedrängt werden, und sich unserem Standort langsam nähern. Nicht mehr lange und wir sind mittendrin.

„Robin hätte das nicht gewollt“, plappere ich plötzlich drauf los, ohne die Kämpfenden dabei aus den Augen zu lassen. „Wir sind noch nicht am Ziel, hörst du? Sie hätte nicht gewollt, dass du jetzt aufgibst. Oder ist das deine Art, wie du ihren Tod ehren willst? Wenn ja, dann sage ich dir, dass sie etwas Besseres verdient hat.“

Wie vom Irrsinn befallen, sprudeln die Worte nur so aus meinem Mund, ohne zu wissen, ob sie überhaupt einen Sinn ergeben. Aber die Zeit drängt mich dazu, irgendetwas zu unternehmen, so schwachsinnig oder aussichtslos es auch erscheinen mag. Denn innerlich spüre ich bereits die kalten Ketten, die sich um meinen Hals legen und die harten Schläge, die meinen ganzen Körper malträtieren. Nie wieder will ich diese Hölle ein weiteres Mal durchleben müssen. Eher würde ich mich mit offenen Armen vor den Lauf einer Pistole stellen oder in die Klinge eines Schwertes werfen. Aber solange noch die Aussicht besteht, lebend von dieser Insel zu kommen, gebe ich die Hoffnung nicht auf, denn noch bin ich nicht bereit zu sterben.

Ohne Vorwarnung werde ich plötzlich aus meinen Gedanken gerissen, als Zorro mir Robins Körper völlig überraschend in die Arme legt.

„Geh – und nimm sie mit!“, befiehlt er mir mit rauer Stimme, die voll von unterdrückten Gefühlen ist.

Meine Worte scheinen bei ihm tatsächlich etwas bewirkt zu haben, als seine zu Schlitzen verengten Augen mich aufmerksam mustern, in denen deutlich das gefährliche Versprechen auf Vergeltung geschrieben steht, sollte ich seinem Befehl nicht nachkommen. Aber anders als in der Vergangenheit reagiere ich dieses Mal nicht mit Furcht und heftigen Schluckbewegungen auf seine Bedrohlichkeit, sondern nicke stattdessen entschlossen mit dem Kopf. Und dennoch … eine gewisse Angst kann ich mir nicht verhehlen, als ich Zorro hinterher blicke, der festen Schrittes und gestrafften Schultern seinen Weg geht. Ohne groß in seinen forschen Bewegungen innezuhalten, hebt er eines seiner Schwerter vom Boden auf, dessen schwarze Klinge in dem hellen Mondlicht und dem Feuerschein immer wieder bedrohlich aufblitzt.

„Ich nehme sie.“

Plötzlich taucht das grimmige und rußgeschwärzte Gesicht Ben Beckmanns vor mir auf, so dass ich erstmal erschreckt hintenüber falle. Ungeachtet meiner Reaktion nimmt er Robins Leichnam vorsichtig in seine Arme und blickt geduldig abwartend auf mich hinab. Verstehend nicke ich ihm zu und rapple mich ein zweites Mal vom Boden auf. Doch bevor ich mich vom Geschehen abwende und Ben in den Wald folge, blicke ich ein letztes Mal auf das Kampfgetümmel zurück, in dem Zorro wie ein grüner Blitz stumm durch die Reihen der Soldaten fegt, ohne dabei auch nur einmal Gnade walten zu lassen. Die Angst in mir nimmt bei diesem Anblick nur noch weiter zu – die Angst davor, einen weiteren Freund für immer zu verlieren. Wenn es nicht schon geschehen ist, geht es mir still durch den Kopf, als ich an die unendliche Dunkelheit und an die Härte in seinen Augen denken muss, die ich noch nie an ihm gesehen habe.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Memo an mich selbst: Lern endlich Formate einzuhalten! Das ist in dieser FF das reinste Chaos! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  -_Katana_-
2015-12-29T18:46:20+00:00 29.12.2015 19:46


Das kannst du ja wohl nicht bringen?! Q.Q
Robin tot! Und Zorro am Ende und für Shanks und den Rest sieh ich auch keine Rosarote Zukunft :(
Ich hoffe das Robin durch irgendein Wunder oder Teufelsfrucht oder was auch immer wieder lebt.
Ich freu mich schon aufs nächste Kapitel *-*
Von: abgemeldet
2015-04-10T09:50:26+00:00 10.04.2015 11:50
Wow, also ich bin sprachlos! Mir fehlen einfach die Worte. Keiner der FF die ich bis jetzt gelesen hab, hat mich so mitgenommen wie dieser. Die Geschichte ist einfach Atemberaubende schön und zugleich so traurig. Die Geschichte ist durch die verschiedenen Ansichten sehr interessant und dadurch, dass man immer nur einen Teil der Geschichte mitbekommt, regt sie zum weiterlesen an.
Das du aber Robin hast sterben lassen nimm ich dir übel. Ich hoffe immernoch auf ein Wunder und sie wird wiederbelebt. Wunder passieren ja öfters! Zorro hat bereits vielleicht durchgemacht und ihn jetzt noch zusätzlich so leiden zu lassen, ist einfach grausam.
Trotzdem toll gemacht, ich bin schon gespannt auf das nächste Kapitel.
Von:  fahnm
2015-03-23T21:58:58+00:00 23.03.2015 22:58
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