Fourth Instance - Michael: Der Ursprung der vierten Instanz

Die Beziehung zwischen Noel und Gabriel ist - ich würd's mal nennen - vorsichtig distanziert. Im RPG hatten sie gar keinen Draht zueinander, was daran lag, dass ich beide Rollen geschrieben habe und es daher nie einen tieferen Gedankenaustausch zwischen den beiden gab. In der kommenden dritten Staffel aber wird die Beziehung der beiden ein wenig vertieft und neue Layer in ihrer Persönlichkeit gezeigt.

Ist auch kein Wunder. Gabriel war für Noel zu Beginn ihrer Bekanntschaft der Inbegriff des Bösen (so wie er Abel zugerichtet hatte) und Noel ist niemand, der ganz plötzlich seine Meinung über Bord wirft. Aber er differenziert sein Bild aus. Ich schätze, er duldet Gabriel inzwischen, weil er zu der Ansicht gekommen ist, dass Gabriel seine Meinung über Menschen wirklich aufrichtig grundlegend geändert hat. Aber er sieht auch, dass Gabriel hoffnungslos naiv ist (siehe das Beispiel mit dem Teller und wie viel es gebraucht hat, um ihm klarzumachen, wie Abel sich im Moment fühlt) und ich denke, das stresst bzw. frustriert ihn auch etwas. Aber er ist Michaels Bruder und sieht sich nicht in der Position, ihm oder Michael vorzuschreiben, ob die beiden engen Kontakt halten oder nicht.
Aber dafür steckt Gabriel halt so einige Spitzen von Noel ein. Und Noel teilt ja ohnehin gern aus. Deshalb juckt es Gabriel sicher in den Fingern, auch mal 'ne spitze Bemerkung zurückzugeben.

Fairer Weise muss man auch sagen, dass Noel generell jemand ist, der nur beschwerlich andere Leute in seiner Umgebung duldet. Das kommt in Staffel 2 noch nicht so ganz raus, weil er da relativ wenig mit anderen, außer denen im Schloss, zu tun hat, aber in Staffel 3 gibt es relativ am Anfang eine Szene, die Noels Arroganz gegenüber anderen sehr deutlich zeigt. Oder um es anders auszudrücken: er hält jeden für einen Idioten, außer ein paar ausgewählte Nahstehende.

Also diese Eigenart an Noel kam auch bisher für mich schon sehr deutlich rüber, muss ich sagen. ;) Er guckt sehr stark auf andere Leute herab. Und er entschuldigt sich nie. Dafür ist er zu stolz (z. B. nicht, als ihm versehentlich sein Geburtstagskuchen runtergefallen ist, nicht, als er die Katze als "ersetzbar" betitelt und Michael damit verletzt hat). Und auch die Art, wie er Michael all die Zeit über behandelt hat, als dieser ihm zu Diensten war, hat das gezeigt. Und eben, dass er eine einmal gefasste Meinung nur sehr schwer und schleichend wieder ablegt. Das war sowohl bei Michael der Fall als auch bei Gabriel. Das hat auf mich immer den Eindruck gemacht, dass er sehr überheblich ist und gleichzeitig auch ein sehr schwaches Selbstwertgefühl hat. Er scheint große Angst davor zu haben, zuzugeben, sich mal in einer Sache geirrt zu haben. Und sicherlich hat er aufgrund seiner Exil-Erfahrung und der schwierigen familiären Umstände auch ein ausgeprägtes Misstrauen gegenüber anderen.

Noel hatte immer Schwierigkeiten mit einer Vaterfigur. Da war diese mächtige Entität, die ihn und alles um ihn herum kontrolliert hat. Natürlich denkt er dann, ohne Fehl zu sein ist das einzige, das ihm eine Daseinsberechtigung gibt, was auch der Grund ist, warum er sich und sein Leben so sehr gehasst hat. Mit Michael stand eine neue, noch viel mächtigere Entität nun über ihm und hat ihn unter seiner Knute gehalten, sogar soweit, dass sie ihn hätte umbringen können. Das ist der Moment, in dem Noel aufgewacht ist und gemerkt hat, dass Fehler und Schwächer zu jeder Existenz gehören, egal ob es sein Vater ist, der weder von Erziehung noch von Liebe zu seinen Kindern irgendwas gehört hat, oder ob es der mächtigste Dämon der Hölle ist, der seiner Oata und seinem Erbe unterliegt. Noel hat verstanden, dass Fehler nötig sind und man sie nicht einfach wegdenken oder unterdrücken kann. Er akzeptiert Michael, wie er ist, ohne wenn und aber. Und er akzeptiert auch alle anderen so wie sie sind, einschließlich Gabriel. Aber er hat durch seine Erfahrung ein Auge für Fehler und Schwächen bekommen und es bauchkitzelt sein Ego zu wissen, dass er besser ist, als andere. Er weiß, dass das ein Fehler an ihm selbst ist, aber so wie er Fehler an anderen akzeptiert, akzeptiert er sie auch an sich selbst.