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Aktueller Gemütszustand

Autor:  Apfelmusbaum

Ich fühlte mich elend, um nicht zu sagen, hundsmiserabel.

 

Ich war blindlings in eine Sackgasse gelaufen, war gegen die Mauer gedonnert, und stemmte mich gegen die kalte, raue Ziegelwand und wunderte mich gleichzeitig darüber, warum ich solche Kopfschmerzen hatte, und warum es denn bitteschön auf einmal nicht mehr weiterging.

 

War ich auf dem falschen Weg gelaufen? Hat mich mein grenzenloser Optimismus mitten ins Verderben geführt?

 

Nun, eines war zumindest klar, ich war selbst schuld an meiner misslichen Lage; schließlich frage ich nur nach Hilfe, wenn es schon lange überfällig ist.

 

Eigentlich ist es wie mit meinen Zähnen. Ich bin zu faul, vergesslich, zu unkonzentriert um regelmäßig daran zu denken, sie mir zu putzen. Im Gegenteil, innerlich rühme ich mich sogar dafür, dass ich es mir endlich angewöhnt habe, sie wenigstens vor dem Schlafengehen zu reinigen - dabei war das völliger Schwachsinn.

Zum Zahnarzt gehe ich selten, um nicht zu sagen eigentlich nie.

Und so beginnen meine Zähne langsam, sich zu zersetzen, bis irgendwann der Karies so weit fortgeschritten ist, dass ich nicht mehr schlafen kann, und selbst Schmerzmittel nichts mehr hilft. Und DANN gehe ich zum Zahnarzt.

Und dort sitze ich dann da warte darauf, dass die Prozedur beginnt, und zittere nebenbei wie Espenlaub, weil ich unglaubliche Angst habe. Ich bin verkrampfter als... als... keine Ahnung was; auf jedem Fall sehr.

Aber selbst, wenn ich dann in den Zeiten nach der Behandlung-weil-ich-Schmerzen-habe zum Zahnarzt gehe, damit er diese und jene Sache ausbessern kann, kann ich nicht ruhig bleiben. Mein Verstand sagt mir, dass es schon nicht so schlimm sein wird, dass ich die Behandlung im Gegenteil nur unangenehmer mache, wenn ich mich nicht entspanne, aber das hilft dennoch nichts.

Aber eigentlich sollte ich doch mit meinen 21 Jahren schon vernünftig genug sein, um einzusehen, dass wenn ich regelmäßig gehen würde, mir das eine Menge Schmerz ersparen würde. Schon allein, weil meine Zähne zu wertvoll sind, als dass ich sie einen nach den anderen so vernachlässigen kann, dass ich gerade so an einer Wurzelbehandlung vorbei komme.

 

Ich bin so faul, dass es mich selbst in den Wahnssinn treibt! Ich bin leicht für eine Sache zu begeistern, und ebenso leicht verlässt mich die Lust, die Motivation und ich werfe die Flinte ins Korn; selbst wenn es um Sachen geht, die ich gerne mag.

Bin ich etwa nicht in der Lage über meinen Schatten zu springen?

Wahrscheinlich nicht; ich bräuchte jemanden, der mir dabei hilft, aber so einen habe ich leider nicht.

 

Also, was tun? Wo es doch so verdammt schwer ist, Freunde zu finden. Richtige Freunde.

Seltsam, die einzigen Menschen, denen ich mich zumindest zeitweise geöffnet habe, waren Internetkontakte, und dennoch... selbst jene Chancen nutze ich nicht. Statt jetzt mit einer Freundin über meine Lage zu reden, sitze ich hier am Computer, starre den Bildschirm an, während meine Augen jucken und frage mich, was zur Hölle ich hier eigentlich treibe?!

 

Genau genommen, sollte ich mich an die Mathehausaufgaben machen; die muss ich nämlich morgen, beziehungsweise heute, ist schließlich schon nach Mitternacht, abgeben. Aber ich tu's nicht, statt dessen sitze ich hier und schreibe. Statt Dinge zu tun, die mir wirklich wichtig sind, lasse ich mich immer wieder ablenken.

Scheiß ADS. Insbesondere, da ich so schön alles darauf schieben kann. Und trotzdem ich Medikamente einnehme, die mir sehr helfen, versäume ich es immer wieder, rechtzeitig Nachschub zu besorgen.

Was nützt es mir, kreativ zu sein, was nützt es mir offen zu sein?

Ich brauche zur Zeit Konzentration, ich brauche die Art von Offenheit, die einen Kontakte knüpfen lässt.

Aber nein, ich bin misstrauisch, gehe nie ohne irgendwelche Bedenken an an andere Menschen ran. Und gleichzeitig erzähle ich irgendwelche Scheiß, als wäre ich verpflichtete anderen irgendwelche Sachen zu erzählen, die sie überhaupt nicht interessieren.

 

Ich bin ein Weichei, ein Jämmerlappen, das dicke, fette, krumme Mädchen, dass alles in sich reinfrisst, den ganzen Tag in ihrer Bude vor dem Computer hockt und inständig darauf wartet, dass IRGENDETWAS pasiert. Anstatt selbst die Initiative zu ergreifen.

Statt meine wenigen Vorzüge auszunutzen... Selbst jetzt schweife ich wieder ab...

 

Ich bin gerne unterwegs, zu Fuß und in der Straßenbahn. Am liebsten mit meinem MP3Player, ich höre gerne Musik, wenn ich meine Gedanken schweifen lasse. Das sind tolle Momente, entweder ich erdenke mir Dinge zu meinen unzähligen Geschichten, die ungeschrieben in meinem Kopf herumschwirren, oder ich stelle mir vor, wie schön doch das Leben sein könnte, wenn ich endlich einmal aus dem Knick herauskommen würde und mir selbst einen Tritt in den dicken Allerwertesten verpassen würde.

 

Doch kaum bin ich zu Hause, verfalle ich in Lethargie; dass ist auch oft bei den Vorlesungen so - ab einen Gewissen Punkt kann ich mich nicht mehr konzentrieren, und langweile mich schrecklich und bekomme nichts mit, obwohl das bitter nötig wäre.

 

Das ist momentan mein eigentliches, mein schwerstes Problem: Die Uni.

Ich habe unglaubliche Probleme, kriege kaum eine halbe Rechnung bei den Mathehausaufgaben hin, und die Programmierhausaufgaben ragen vor mir wie ein unüberwindliches Felsmassiv auf. Ich verbrachte heute - gestern - einige Stunden daran. Ich habe gerade mal eine Aufgabe geschafft, und dass auch nur, weil ich jemanden um Hilfe bat, der sich echt mit solchen Dingen auskennt.

Die meiste Zeit saß ich jedoch da, und fühlte wie die Verzweiflung in mir hoch kroch, weil ich kein Wort verstand. Ich saß vor meinen Unterlagen wie ein Kleinkind vor einem Buch über Quantenphysik - hilflos.

Und dabei bräuchte ich die Punkte doch so dringend! Ich habe wahrscheinlich bei weitem nicht  50% zur Prüfungszulassung erreicht und habe auch keinerlei Möglichkeit, die irgendwie im nächsten Semester aufzuholen. Ich bin am Arsch. Und zwar so was von.

Ich habe mich ja nicht einmal zur Prüfung eintragen lassen... Wer weiß, wenn ich nicht sofort resigniert hätte und zumindest vor ein zwei Wochen powermäßig durchgestartet wäre, dann hätte ich es vielleicht doch schaffen können. Vielleicht knapp bis an die Grenze, aber das hätte notfalls auch erreicht. Aber selbst zur heutigen Hausaufgabe habe ich nur einen Bruchteil der Aufgabe fertig stellen können. Statt früh genug anzufangen, trödle ich herum... Um dann, während der Zeit, in der ich das Zeug erledigen müsste, einfach wieder abzuschweifen.

 

Dabei... dabei... wollte ich doch unbedingt Informatik studieren! Naja... eigentlich war das mehr eine fixe, ziemlich bescheuerte Idee, wohl an meinen tatsächlichen Fähigkeiten und Vorlieben etwas vorbeigeschossen.

Obwohl... eigentlich mache ich solche Dinge gerne. Früher habe ich immer gerne gerechnet, und das eine Jahr in dem ich etwas Informatik als Wahlfach habe, hatte ich geliebt. Aber jetzt... hier... meine Lücken sind viel zu groß... waren wohl vor Beginn zu groß, als dass ich wenigstens halbwegs vernünftig mitarbeiten könnte. Als dass ich die Sache mit Freude mit Begeisterung angehen könnte.

 

Aber muss das wirklich so sein? Habe ich wirklich alles vermasselt, was man nur vermasseln kann?

 

Einerseits frage ich mich, ob ich aufhören soll, da ich von Zweifeln zerfressen bin, ob ich in meiner jetzigen Situation auch nur einen Blumentopf gewinnen kann. Andererseits... Ich wollte unbedingt dieses Fach studieren, ich wollte es unbedingt hier studieren; ich wollte dies zu einem Wendepunkt in meinem Leben machen, endlich einmal Freunde finden, die nicht nur im Grunde gute Schulkameraden sind.

(Prima habe ich das hingekriegt. Ich kennen gerade zwei meiner Kommilitoninnen mit Namen... mit der einen hatte ich mich ein wenig angefreundet, aber der Kontakt brach leider schon wieder ab... warum habe ich mich nur nicht mehr bemüht?)

Außerdem will ich auch nicht aufhören. Dazu gefällt mir das Studentenleben zu sehr, schon allein diese Sache, die ich so verfluche, mich so leicht ablenken zu lassen, zu faulenzen, ist zugleich auch eine Sache, die ich unglaublich gerne mache.

Und außerdem mag ich meine beiden Sportkurse; und will die auch auf jeden Fall weitermachen. Es war ja schon zu meiner Schulzeit zu, dass ich meinen Stundenplan mit allen möglichen Wahlfächern vollgestopft habe. Aber das war immer eine gute Sache, da traf ich mal ein wenig andere Leute.

 

Jetzt fällt mir meine Bratsche ein. Seit Wochen habe ich sie nicht angefasst, sie ist ja auch ziemlich verstimmt. Aber ein Stimmgerät oder ähnliches habe ich mir noch immer nicht besorgt.

Ich bin so ein Vollidiot. Aber wenigstens fällt mir dadurch wieder ein, dass ich mit meinem linken Handgelenk das Vibrato üben wollte.

 

Was soll ich nur machen? Das Studienfach wechseln? Obwohl sich mir alles dagegen sträubt so ein Studienabrecher zu sein?

Und was soll ich dann genau machen? Momentan erscheint mir nur eine Fachrichtung für mich als passend, die Biologie (die ich gerne als Nebenfach machen will). Allerdings steht das die nicht zu verachtende Tatsache gegenüber, dass ich keinerlei Disziplin habe und nach zehn Minuten Starren in ein Mikroskop Kopfschmerzen bekomme. Und ein Binokular kann ich schon gar nicht benutzen.

 

Soll ich mir vielleicht irgendeine Ausbildungsstätte suchen? Aber dann müsste ich so vieles aufgeben, dass mir an der Studentenzeit so gefallen hat. Und außerdem wäre es doch eine herbe Enttäuschung für meine Familie. Meine Eltern stecken ganz schön zurück, damit ich studieren kann.

Und ich? Ich vermassele alles einfach. Großartig.

 

 

Aber eigentlich... Eigentlich möchten sie ja nur, dass ich glücklich werde, dass ich ein Standbein im Leben finde. Vielleicht sollte ich mich wirklich neu orientieren, den gescheiterten Versuch hinter mich lassen und mit neuen Elan in neu beginnen.

Auch auf das Risiko hin wieder sofort in der Sackgasse landen.

 

Aber genau genommen... geht es mir gar nicht mehr so sehr um die Informatik. Auch mein Wunschtraum, später mal in die Spieleprogrammierung einzusteigen ist eigentlich kein richtiger Traum.

 

Am liebsten wäre ich Autorin. Oder jemand der auf der Bühne steht, ein Standup-Comedian oder Kabarettist. Das sind die Sachen, die mir wirklich viel Spaß machen.

Doch noch schreibe ich nicht gut genug, viel zu viel gibt es noch an meinem Stil auszusetzen, außerdem habe ich keine rechte Idee für eine Geschichte, die man richtig veröffentlichen könnte.

Außerdem ist doch imemr gleich mein Selbstvertrauen hin. Einerseits schreit alles in mir nach kontruktiver Kritik, und andererseits fühlt sie sich jedes Mal an, als würde mir jemand ein Messer ins Herz rammen.

Ich beginne mich zu fragen, worin eigentlich meine wirklichen Talente liegen. Und ob sie groß genug sind, damit ich es mit all diesen bewundernswerten Leuten, die ihre entsprechenden Talente schon gefunden habe, aufnehmen kann.

 

 

Ich weiß nur eine Sache ganz sicher. Ich muss abwarten. Und, dass es mir wirklich einen Riesenstein von der Seele genommen hat, indem ich diese Worte aufschrieb, indem ich meine Probleme in eine Form brachte, in der ich sie eine Weile beiseite legen kann, damit ich mich den Lösungen widmen kann.

 

Auch wenn ich blöde Kuh jetzt alles in mein Weblog posten werde. Aber vielleicht habe ich ja Glück, und finde etwas Zuspruch. Nichts desto trotz ende ich hier und kann schon spüren, wie wieder einmal zaghaft ein Lächeln auf meine Lippen kriecht. Ich bin halt ein unverbesserlicher Optimist und freue mich manchmal auf kleine Sachen.

Und momentan freue ich mich darauf, in aller Ruhe meine Mathehausaufgaben noch zu machen, und dass ich bald, ja bald endlich anfangen werde, meine bisher liebste Geschichte wieder aufzunehmen. Vielleicht, weil sich auch darin auch temporäre schwere Stunden abzeichnen.

 

Das war's.

 

22.1.2007 01:34
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Datum: 23.01.2007 03:33
Hm...ich bin nicht sonderlich gut im trösten und all den Dingen. Und ich kann mit Worten vielleicht nur halb so gut umgehen wie du,
aber wenn du ein offenes Ohr brauchst; ich hab für meine Freunde(auch wenns zum großteil nur Onlinekontakte sind) immer eins offen.
Damit du das weißt Bäumchen.
Du hast mich bei AIM drin und du sollst dich nicht scheuen mich anzuschreiben, wenn du jemanden zum reden brauchst *knuddel*
2-D: "Best mates make each other mad all the time. The longer you stick it out, the better mates you are!"
Murdoc: "Fuck. Does that mean we're married?"
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Datum: 23.01.2007 14:24
*sfz*
Hört sich alles so zimmlich mies an was du da von dir gibst,
aber meine güte,
wenn du ein so unverbesserlicher Optimist bist, dann bleib es auch!
Es ist immer besser das gute an einer Sache zu sehen als wenn man das gute untern Tisch kehrt.
Ich denke, und hoffe mal das du das alles letztendlich doch noch packst,
aber was red ich hier?
Ich bin nur ein nerviger Fan deiner Geschichten mit ner miesen Rechtschreibung,
aber die anderen, auch wenn es bloß Internetbekanntschaften sind, denken sicherlich genauso.


Viele Grüße~
Jira
Sakura sagt: "stoppt die zwangsverschwulung"
aber wer hört schon auf Sakura?


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