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Serena x Vitali Band 1 Szenen-Zusammenstellung Eigene Serie, Balance Defenders, Compilation, Pairing, Shipping, Szenen, Zusammenstellung

Autor:  Regina_Regenbogen

Ihr Lieben, da die letzten beiden Szenenzusammenstellungen mit ihrer Länge den Rahmen absolut gesprengt haben und Serena und Vitali von allen Pärchen im ersten Band gefühlt die meisten Szenen haben, habe ich entschieden den Beitrag nach Bänden aufzuteilen.  

 

Bei dieser Zusammenstellung ist mir aufgefallen, dass Serena und Vitali besonders am Anfang aufgeschmissen wären, wenn Vivien sich nicht einmischen würde. Die beiden sind einfach so ungeschickt darin, miteinander umzugehen! 

 

Außerdem sind sie gefühlt das Paar, das am seltensten miteinander alleine ist, außer wenn sie gerade einen riesigen Streit beilegen müssen. :'D Zumindest sind sie sich immer sehr bewusst, dass andere Menschen um sie herum sind, während Vivien und Justin ja manchmal solche Momente herstellen, in denen sie so ein bisschen in ihrer eigenen Welt sind. ;D

 

Lustigerweise ist Serenas und Vitalis gesamte Umgebung davon überzeugt, dass sie ineinander verliebt sind und zieht die beiden ständig damit auf. Dadurch dass die zwei - besonders Serena - immer sehr heftig darauf reagieren, reißt das natürlich auch nicht ab. 

Gut es gibt Ausnahmen. Justin macht sich darüber gar keine Gedanken, ihm ist nur wichtig, dass die zwei sich vertragen, zumal er sich bei solchen Themen niemals einmischen würde, und Ariane schließt es kategorisch aus, dass die beiden bei ihrem feindseligen Verhalten einander gegenüber irgendwelche romantischen Gefühle füreinander hegen könnten. Meistens zeigen sie diese ja auch leider nur in Eifersucht. ^^;

 

Serena und Vitali müssen sich halt überhaupt erst mal anfreunden, schließlich hat Serena allein damit schon riesige Probleme. Daher finde ich, dass man bei diesem Pärchen eigentlich eher von einer beginnenden Freundschaft sprechen kann. Für mehr sind sie einfach noch zu unreif - vor allem im ersten Band.

 

Und nun viel Spaß!

 

 

Band 1

Kapitel 2 Glockenspiel

Vor der Haustür verharrte sie und atmete schwer. Wahrscheinlich war ihr Gesicht jetzt noch blasser als sonst. Nur nicht an den Schulanfang denken. Luft! Luft! Sie brauchte -

Ihr Gedankenstrang riss. Eine unaussprechliche Empfindung durchschoss von einer Sekunde auf die andere ihr ganzes Wesen […]

Hektisch suchte sie die Gegend ab, den gepflasterten Weg von ihrem Haus bis zu dem weißgestrichenen Zaun. Doch sie fand nichts. Nichts, das auch nur annähernd den Eindruck machte, eine solche Sinnestäuschung auslösen zu können. Auf der anderen Straßenseite war nur ein schlaksiger, hellbrünetter Junge in ihrem Alter, der samt einigen Einkaufstüten gerade in eine andere Straße einbog.

 

Kapitel 3 Der Angriff

Das Mädchen stolperte mehr als es lief. Sein Wimmern war selbst aus der Entfernung zu hören. Schließlich verlor es endgültig das Gleichgewicht und stürzte zu Boden.

Vitali fackelte nicht lang. Er rannte der Fremden entgegen.

[…]

„Schnell!“

Vitali griff ohne große Reden nach ihrem Arm. Bevor sie reagieren konnte, hatte er ihren Arm um seine Schultern gelegt und rannte mit ihr los.

 

Kapitel 5 Unendliche Ebenen

Vivien wandte sich an Serena und Vitali.  „Ihr seid doch ein gutes Team. Deshalb solltet ihr zusammen laufen.“

Serena und Vitali zogen ungläubige Grimassen.

[…]

Serena und Vitali schauten einander finster an. Dann wandten sie sich gleichzeitig ab und stöhnten entnervt. Ohne weitere Diskussion nahmen sie sich schließlich bei der Hand.

Vivien kicherte.

 

Kapitel 7 Geheime Bekanntschaft

Vitali wirbelte zu ihr herum. „Halt die Luft an!“

Zorn schlug ihm aus ihrem Gesicht entgegen.

Plötzlich hielt Vitali ihr mit einem geradezu trotzigen Gesichtsausdruck die Hand hin. „Wir sind alle hier drin gefangen. Wir kommen alle hier raus!“

Serena starrte ihn an. Und reagierte nicht.

Vitali stand weiter da, ihr die Hand entgegenstreckend. Er spürte die erwartungsvollen Blicke der anderen. Doch langsam wurde es peinlich. Serena machte nicht die geringsten Anstalten, nach seiner Hand zu greifen oder irgendetwas zu entgegnen. Diese …!

Auf einmal gesellte sich eine Hand zu seiner, allerdings nicht die von Serena.

Strahlend war Vivien aufgesprungen und hatte ihre Hand auf die seine gelegt.

„Alle für einen!“, rief sie euphorisch und lud mit ihren Blicken die anderen dazu ein, es ihr gleichzutun.

Ariane und Justin folgten ihrem Beispiel. Aus einem ihm unerfindlichen Grund ließ sogar Secret sich darauf ein.

Nur noch Serenas Hand fehlte.

Sie stieß die Luft aus, als würde sie eine schwere Last loslassen, stand schließlich ebenfalls auf und legte ihre Hand auf die der anderen.

„Und einer für alle.“, beendete sie den berühmten Spruch.

 

Kapitel 8 Minenspiel

„Vermutlich ist es ihr lieber auf Secrets Muskeln zu fallen als bei dir auf Haut und Knochen.“, sagte Serena bissig und kam wieder auf die Beine.

Dass Vitali anscheinend mit Ariane flirtete, ging ihr gewaltig auf die Nerven!

„Alter, was –“  Vitali brodelte.

Vivien kicherte. „Serena will wohl von dir aufgefangen werden.“

„Was!“, schrie Serena.

Vivien zuckte nur mit den Schultern und betrat die gelben Kacheln, dabei die Arme wie ein Seiltänzer von sich gestreckt.

„Das ist nicht wahr!“, kreischte Serena.

Ariane lächelte Serena beschwichtigend an und folgte Vivien nach.

„Das ist nicht wahr.“, grummelte Serena.

 

Kapitel 9 Über Fallen

Serena getraute sich nicht, nach oben zu sehen.

Plötzlich wurde sie unsanft am Arm gepackt. Sie schrie auf. Die Angst, nach hinten zu kippen, war übermächtig.

„Ich falle!“, kreischte sie hysterisch. Ihre Gelenke waren nun vollkommen steif geworden. „Ich kann nicht mehr!“, jammerte sie den Tränen nahe.

„Du musst aber!“, brüllte Vitali aufgebracht und zerrte an ihr.

Sie hatte keine Ahnung, wo er auf einmal herkam.

„Halt dich an mir fest und versuch mit den Füßen Halt zu bekommen, klar?!“

Sie sah ihn ängstlich an. Ihr ganzer Körper war verkrampft.

„Mach schon!“

Sie konnte sich nicht rühren.

„Verdammt!“ Er stieg eine weitere Stange zu ihr hinunter. „Halt dich an mir fest!“, forderte er sie nochmals auf.

Dieses Mal griff sie nach seinem Arm und suchte mit ihren Füßen Halt, um näher zu ihm zu kommen. Schließlich schlang sie ihre entkräfteten Arme um seine Taille.

„Gut!“, rief Vitali und begann zu klettern.

 

Serena schluchzte erneut. „Es wäre doch besser, wenn ihr mich zurücklassen würdet.“

Vitali brüllte: „Hast du sie noch alle!“

„Ich bin doch bloß ein Klotz am Bein.“, winselte Serena.

Vitali packte Serena an der Schulter. „Alter, wenn du das noch mal sagst, hau ich dir eine rein!“

 

Kapitel 10 Im Mittelpunkt des Labyrinths

Serena verdrehte nur noch die Augen. Sie trat an Vitalis Seite und ging neben ihm in die Hocke. Sie wollte etwas möglichst wenig Unfreundliches sagen, war sich aber unsicher, ob das eine gute Idee war.

„Hey…“, machte sie halblaut und zögerte nochmals. „Reiß dich zusammen.

„Liebenswürdig wie eh und je.“, kommentierte Vitali und setzte sich auf oder versuchte es zumindest.

Serena fing ihn gerade noch auf, bevor er zur Seite kippte.  

„Hey!“, schimpfte sie.

Sein Kopf war auf ihrer Schulter gelandet. Sie hörte seinen schwachen Atem und spürte sein Gewicht auf ihr lasten, dass sich mit einem mal noch zu verstärken schien.

„Was ist mit ihm?“, fragte Ariane besorgt.

Serena schüttelte ihn, doch er rührte sich nicht. Jähe Angst stieg in ihr auf. „Vitali. Was ist? Vitali!“

„Du hast dir meinen Namen gemerkt.“, kam es stockend aber amüsiert aus seinem Mund. „Aber deine Schulter… ist echt unbequem.“ Wieder schloss er die Augen.

„Du Vollidiot!“, kreischte Serena aufgebracht und wollte ihn grob von sich stoßen.

„Lass ihn.“, sagte Secret. „Es ist ein Wunder, dass er den Schlag des Schilds so gut weg gesteckt hat.“

Serena warf Secret einen unzufriedenen Blick zu und unterdrückte den Impuls, Vitali auf den Boden zu schleudern.

Vivien grinste. „Auf jeden Fall gefällt es ihm in deinen Armen besser als in Secrets!“

Hätte Serena nur etwas gehabt, um nach ihr zu werfen!

 

Kapitel 11 Seelenscherben

Ein schriller gepeinigter Mädchenschrei hallte durch das Areal und packte ihr Herz mit eisigen Krallen.

„SERENA!!!“ Vitali stürmte los, doch eine Hand riss ihn sogleich zurück.

„Warte!“, befahl Secret und hielt Vitalis Schulter mit eisernem Griff fest.

„Lass mich los!“, brüllte Vitali wutentbrannt. „Sie bringen sie um!!!“ Er machte sich los, doch kam er nicht weit.

 

Kapitel 12 Verluste

Gleichzeitig zerbrach Vitalis Schrei die Totenstille.

Panisch humpelte Vitali auf den leblosen Mädchenkörper zu. Auch die anderen vier bahnten sich einen Weg zu der am Boden Liegenden.

[…]

Vitali drehte Serena auf den Rücken und schreckte nach der Berührung mit schmerzverzerrtem Gesicht zurück, als habe er sich verbrannt.

In Wahrheit gewährte Serenas mit Verzweiflung und Zorn erfüllte Aura nicht das Eindringen einer fremden Gefühlsebene. Das Höllenfeuer, das sie heraufbeschworen hatte, war noch nicht erloschen.

[…]

Vitali und Vivien schrien mit zunehmend gebrochener Stimme auf Serena ein, ohne dass sich jegliche Reaktion zeigte. Vitalis Schreie wurden immer heftiger und hysterischer. Nochmals versuchte er, Serena wachzurütteln und nochmals verbrannte er sich dabei die Hände.

Dann fühlte er eine Hand auf seiner Schulter und blickte daraufhin mit feuchten Augen in Secrets ausdrucksloses Gesicht.

[…]

„Sie war nicht... stark genug.“, ertönte Secrets Stimme.

„NEIN!!!“, brüllte Vitali aufmüpfig in das gleichgültige Schweigen des Todes und schlug Secrets Hand weg, als könne er damit die Wahrheit verdrängen.

„Neeeeeiiiin!!!!!“

 

Kapitel 13 Letzte Chance – Vorbei

Vitali blieb mit Serena zurück.

Er hätte sowieso nicht gewusst, nach was er hätte suchen sollen.

Er seufzte und schaute auf Serena, die in dem gespenstischen Schein der Spiegelsplitter noch blasser aussah.

„Du könntest mal wieder aufwachen.“

Er sah sich nach den anderen um, die in den Bereich gelaufen waren, der durch ein paar größere Spiegelreste noch besser beleuchtet war.

Plötzlich hörte er jammernde Geräusche von Serena kommen. Er lehnte sich näher zu ihr.

„Hey. Passt dir vielleicht nicht, aber du musst mit mir vorlieb nehmen.“

Er bemerkte, dass sie zuckte, als habe sie einen Albtraum.

„He.“, machte er nochmals und griff nach ihrem Handgelenk. Zumindest hatte ihre Haut aufgehört, ihn zu verbrennen.

Ein Knacken ließ ihn aufhorchen. Er hatte das seltsame Gefühl, das Licht in dem Bereich rechts von ihm wäre weniger geworden. Lag wohl an der Nachtsicht.

Serena winselte noch stärker.

Dieses Mal beugte er sich über sie und erkannte, dass sie wieder zu Bewusstsein gekommen war.

„Hey!“ Seine Wortgewandtheit ließ vielleicht zu wünschen übrig, aber er war einfach froh, dass sie zu sich gekommen war. „Willkommen zurück!“

In ihren Augen stand Angst und er begriff, dass sie versuchte, ihren Arm nach ihm auszustrecken. Es war ihm zwar peinlich, aber er griff nach ihrer anderen Hand.

„Ich bin ja da.“, presste er knarzig hervor und vermied ihren Blick. Er hatte keine Ahnung, wie er sie beruhigen sollte.

Wieso hatten die anderen ausgerechnet ihm diese blöde Aufgabe übertragen müssen! Serena war bestimmt nicht froh, ihn als erstes zu sehen. Da fiel ihm ein, dass Serena sich vielleicht wunderte, wo die anderen waren.

„Die anderen suchen einen Ausgang. Die sind bald wieder da.“, erklärte er und sah sie wieder an.

Serena hatte etwas Drängendes in ihrem Blick, als wolle sie ihm etwas Wichtiges mitteilen.

In diesem Moment hörte er erneut dieses Knacken.

 

Kapitel 16 Wahnvorstellung

„Fehlen nur noch die Schatthen.“, scherzte Vitali. Im nächsten Moment hatte er Serenas Hand auf dem Mund.

„Halt die Klappe!“, rief sie, als könne allein die Erwähnung der Kreaturen  deren plötzliches Erscheinen bewirken.

Vitali schaute sie grimmig an.

Serena begriff, dass sie ihn anfasste und zuckte abrupt zurück.

 

„Es ist euch peinlich und jetzt überlegt ihr angestrengt, wie ihr euch bei einander entschuldigen könnt.“, unterstellte Vivien.

„Gar nicht!“, riefen Serena und Vitali gleichzeitig.

Vivien grinste. „Streitet es ruhig ab. Aber es sieht doch ein Blinder mit Krückstock, dass ihr einander mögt!“

Die beiden zogen komische Gesichter.

„Blödsinn!“, schrie Serena. „Von wegen!“, schrie Vitali.

Selbstgefällig verschränkte Vivien die Arme vor der Brust. „Ach, tut doch nicht so. Wer hat sich denn so schreckliche Sorgen gemacht, als Vitali ohnmächtig war? Und wer hat Secret verprügeln wollen, als er gesagt hat, dass wir Serena zurücklassen sollen? Häh? Häh?“ Breit grinsend starrte Vivien die beiden an.

Vitali und Serena zögerten kurz. Viviens Worte waren ihnen peinlich. Um sich zu verteidigen, schrien sie noch lauter als zuvor.

„Das war was vollkommen anderes!“

Daraufhin prustete Vivien los.

„Was?“, fragte Vitali verärgert.

Vivien deutete mit den Zeigefingern auf die Gesichter von Vitali und Serena.. „Ihr seid ja ganz rot!“

Im gleichen Augenblick schnellten Serenas und Vitalis Blicke zueinander. Allerdings mussten sie feststellen, dass sich im jeweils anderen Gesicht keinerlei Rötung gezeigt hatte.

„Stimmt doch gar nicht!“, riefen sie wie aus einem Munde.

Vivien machte eine lässige Armbewegung. „Nein. Aber jetzt habt ihr einander wieder angeschaut.“ Keck streckte sie den beiden Sprachlosen die Zunge heraus.

 

Kapitel 17 Keine leichte Mission

Derweil war Vitali nur noch mit Leila beschäftigt. Voller Freude hüpfte die Hündin ihm verspielt auf den Schoß.

„Leila!“, schrien Serena und ihre Schwester gleichzeitig.

„Kein Problem!“, sagte Vitali etwas kleinlaut. Er war von dem Geschrei der Schwestern um einiges mehr zusammengezuckt als Leila.

„Sie scheint ja einen echten Narren an dir gefressen zu haben.“, bemerkte Anita. „Also so wie sie sich benimmt…“ Sie drehte sich zu ihrer jüngeren Schwester. „Serena, stehst du auf ihn?“

Serenas Faust schlug mit gewaltiger Wucht auf den Tisch.

„Du hast sie wohl nicht alle!!!“, brüllte sie tobsüchtig.

 

Anita dagegen blieb ruhig: „Heutzutage ist es ganz normal sich über das Internet kennenzulernen. So hat sich schon manches Ehepaar gefunden.“

Frau Funkes Mund wurde zu einem dünnen Strich. „Na, ich hoffe doch wohl nicht, dass sie einen davon heiraten will.“

Anita sah Serena mit einem ernsten Gesichtsausdruck an: „Soll ich Vitali die traurige Nachricht mitteilen?“

Serenas Gesicht wandelte sich zu einer Dämonenfratze. „Anita! Dir ist wohl nicht klar, dass ich hier Messer habe!“

 

Kapitel 18 Gemütliches Beisammensein

„Brutale Schale, kitschiger Kern.“, lachte Vitali.

Serena streckte ihm die Zunge raus, was Vitali sogleich erwiderte.

„Zunge rausstrecken darf man nicht, denn das heißt: Ich liebe dich.“, sang Vivien heiter, womit sie tatsächlich bewirkte, dass die beiden kurze Zeit Ruhe gaben. 

 

Vivien grinste. „Du solltest mit Vitali den Platz tauschen.“

Ariane war bisher neben Serena gesessen.

„Was?“, schrie Serena aufgebracht.

„Du und Vitali geht in ein Team.“, erklärte Vivien, als wäre das beschlossene Sache.

Serena schien widersprechen zu wollen, unterließ es dann aber und wandte ihr Gesicht ab.

Vitali zuckte nur mit den Schultern und erhob sich von seinem Platz, um den von Ariane einzunehmen.

„Komm mir ja nicht zu nahe.“, zischte Serena, als er sich neben sie setzte.

„Wer war in der Kugel auf mich gepresst und hat sich beim Hochklettern an mich geklammert?“, gab Vitali zurück.

„Du hast gesagt, ich soll mich festhalten!“, schrie Serena.

Vitali starrte auf den Bildschirm. „Drückst du jetzt Start oder nicht?“

Serena schnaubte und startete das Spiel.

Zur Überraschung von Justin und Ariane stellten sich Serena und Vitali nach anfänglichem Gezeter tatsächlich als gutes Team heraus.

 

Kapitel 20 Guten Morgen

Vitali schlug im Schlaf mit dem Arm nach ihr. „Lass mich in Ruhe, Vicki!“

Noch etwas benommen fragte Ariane: „Ist das seine Freundin?“

Der Schock dieser Behauptung traf Serena unvorbereitet.

Die Eröffnung, dass Vitali nicht nur eine feste Freundin hatte, sondern offenbar auch noch das Bett mit ihr teilte, war zu viel für sie.

Eine so übermächtige Scham verheerte ihr Selbst, dass sie die unerträgliche Schmach nur ertragen konnte, indem sie sich stattdessen ihrer Entrüstung ergab.

Ungehalten sprang sie auf und trat Vitali gehörig gegen das Schienbein.

Vitali schrie auf.

„Klappe!“, fuhr Serena ihn an. „Verschwinde!“

Wutentbrannt spie Vitali aus: „Hast du sie noch alle!“

„Hör endlich auf zu schreien!“ Serena konnte ihre Stimme selbst nicht mehr unter Kontrolle halten.

Du schreist doch!“

Ariane, die hinter Serena getreten war, hielt ihr eilig den Mund zu, Gleiches tat Justin bei Vitali. Anders konnte man die beiden nicht zum Verstummen bringen.

 

Plötzlich spürte sie, wie ihre Rechte ergriffen wurde. Vivien war neben sie getreten und hatte mit der anderen Vitalis Hand ergriffen, um die Hände der beiden zusammenzuführen, wie man es bei kleinen Kindern tat, wenn sie sich vertragen sollen.

Entsetzt entriss sie Vivien ihre Hand.

„Serena!“, tadelte Ariane. „Wieso kannst du dich nicht einfach bei ihm entschuldigen?“

Serena spürte Tränen in sich aufsteigen. Sie wollte sich ja entschuldigen, aber …

Sie konnte einfach nicht. Sie brachte kein Wort heraus.

Ariane sprach weiter. „Das hat Vitali nicht verdient.“

Doch Serena reagierte nicht.

„Serena, was ist denn mit dir?“, fragte Justin nun besorgt.

Vorsichtig berührte Vivien sie am Oberarm. „Serena?“

Serena zuckte zusammen. Sie machte sich so klein wie möglich, wollte sich vor den anderen verstecken.

Grob wurde sie an den Schultern gepackt.

„Hey!“, rief Vitali.

Verängstigt starrte sie ihm ins Gesicht.

„Krieg dich wieder ein, ok?“

Nachdem sie immer noch nicht reagierte, fügte er eindringlich hinzu: „Alles halb so schlimm.“

Serena wusste nicht, was sie sagen sollte, sie kämpfte mit den Tränen.

Vitali stöhnte entnervt und ließ schließlich von ihr ab.

Sie sah ängstlich zu ihm.

„Ich hab Hunger.“, sagte Vitali. „Wir sollten was essen.“

„Das ist eine super Idee!“, rief Vivien. Sie lächelte Serena aufmunternd an.

Serena machte allerdings nicht den Eindruck, als würde der jähe Themenwechsel sie beruhigen.

Vitali wandte sich nochmals an sie. „Ich bin nicht mehr sauer, ok? Nur heul nicht.“

Auf diese Worte hin konnte Serena die Tränen nicht mehr zurückhalten und krümmte sich.

„Du machst immer das Gegenteil von dem, was ich sage, oder?“, kommentierte Vitali.

 

Vivien wandte sich an Serena und Vitali. „Kümmert ihr euch um alles weitere. Wir anderen bringen den Rest.“ Sie packte Justin und Ariane und zog sie mit sich, ehe diese sich wehren konnten.

Überrumpelt wollte Serena noch die Hand nach ihnen ausstrecken, um sie davon abzuhalten, sie mit Vitali alleine zu lassen. Doch dazu war es zu spät.

Vitali begriff nicht. „Hä? Was will sie denn jetzt? Ist doch schon alles gerichtet.“

Serena zog ein banges Gesicht. Sie wusste, was Vivien bezweckte.

Zaghaft linste sie zu Vitali und senkte wieder den Blick.

Sie brauchte einen weiteren Moment, ehe sie die Worte über die Lippen brachte. „Tut mir leid.“

„Kannst du doch nix für.“

Es hätte ihr wohl klar sein müssen, dass er ihre Worte nicht mehr mit dem Vorfall von zuvor in Verbindung bringen würde. Sie brachte es aber nicht über sich, konkreter zu werden. Sie setzte sich auf einen der Klappstühle und hielt den Blick auf den Teller vor sich gerichtet.

Vitali war die Stille unangenehm und Serena sah schon wieder niedergeschlagen aus. Er schaute in eine andere Richtung, dann wandte er sich doch wieder an sie.

„Was war’n das vorhin? Ich mein… Du brauchst doch nicht gleich durchdrehen. Ich schrei dich halt an, weil du mich nervst. Kein Grund zu heulen.“

Serena starrte ihn ungläubig an. Hatte er das gerade ernsthaft in einem Ton gesagt, als hätte er etwas Nettes von sich gegeben?

„Was?“, fragte Vitali.

„Entschuldige, dass ich dich nerve.“, gab sie zurück.

„Ey, du hast mich getreten und beleidigt. Ist doch klar, dass du mich nervst.“

„Du nervst mich auch!“, rief sie in purer Notwehr.

„Alter, ich hab gepennt!“

Serena verzog das Gesicht.

Vitali setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber. „Die anderen kriegen nen Anfall, wenn wir noch mal streiten.“

Serena starrte auf die Tischplatte. Sie wollte sich ja gar nicht streiten. Sie wusste nur wirklich nicht, wie sie mit ihm umgehen sollte.

Wieder dieses Schweigen.

„Wo bleiben die anderen?“, nörgelte Vitali.

Serena seufzte und nahm ihren ganzen Mut zusammen. „Danke.“ Zu mehr als einem Flüstern hatte es nicht gereicht.

„Hä?“

„Dass du…“ Sie brach ab. „Im Schatthenreich. Und davor.“ Sie rang nach Worten. „Danke, dass du mir immer geholfen hast.“

Sie wartete darauf, dass Vitali etwas entgegnete, aber er blieb still. Daraufhin fühlte sie sich gezwungen, doch noch den Blick zu heben, um ihn in Augenschein zu nehmen.

Sein Gesichtsausdruck war absolut nichtssagend.

„Jo.“

War das alles?

Ihrer Mimik war die Frage wohl anzusehen, denn Vitali fühlte sich zu weiteren Worten genötigt.

„Alter, was willst du denn von mir hören?“

Serena wandte sich ab. „Nichts.“

Er stieß geräuschvoll die Luft aus.

Verstimmt verzog sich ihr Mund. „Du wolltest doch, dass ich Danke sage.“ Ihre Worte nahmen Bezug auf die Situation im Schatthenreich, als er gefordert hatte, sie solle sich für seine Hilfe bedanken statt zu weinen.

„Das ist ewig her.“

Eigentlich waren es nicht mal zwei Tage.

Serenas Stimme bekam wieder diesen schnippischen Ton. „Also soll ich mich nicht bei dir bedanken.“

„Das hab ich doch gar nicht gesagt!“, verteidigte sich Vitali. „Warum machst du immer alles so verdammt kompliziert!“

Serena ließ den Kopf hängen.

„Mann! Selbst wenn du dich bedankst, kann man‘s dir nicht recht machen. Was willst du denn?“

Das wusste Serena selbst nicht so genau. Es hatte sie so viel Überwindung gekostet, dass sie sich irgendwie darüber gefreut hätte, wenn ihre Worte nicht völlig belanglos für ihn gewesen wären.

Sie hörte die anderen durch ihr Zimmer zurück auf den Balkon kommen. Sie  hatten sich eindeutig mehr Zeit gelassen, als nötig gewesen wäre.

„Einen Kuss.“, antwortete Vivien, während sie und die anderen Teller voller Brotscheiben und Belag auf dem Tisch verteilten.

„Hä?“, machte Vitali.

Vivien grinste ihn an. „Na, was sie von dir will.“

Serena kreischte verstört: „Halt die Klappe, Vivien!“

Vivien setzte sich ungerührt neben sie und nahm sich eine Brotscheibe. „Ich hab heute Morgen schon gedacht, du hättest ihn wachküssen sollen statt ihn zu treten. Das wäre viel effektiver gewesen.“

[…]

„Du hast sie wohl nicht alle!“, schrie [Serena] sie an.

Anstatt auf Serena zu reagieren, wandte sich Vivien übers ganze Gesicht grinsend an Vitali. „Das hätte dir doch auch besser gefallen.“ 

Vitali machte wieder dieses komische Gesicht wie eben nach Serenas Danksagung. Weder wirkte er von der Vorstellung besonders angetan noch angewidert.

Serena wurde davon noch beschämter. „Vivien!“, kreischte sie.

Vivien lachte ausgelassen.

 

Kapitel 22 Schule und andere Katastrophen

„Ist das Serena?“, fragte Ariane, die Vitalis Blick gefolgt war.

Serena hatte sich jemandem neben sich zugewandt, jemandem, der seinen Arm um sie gelegt hatte.

„Wer ist der Typ?“, brummte Vitali.

 

Kapitel 23 In einer Klasse

Serena schien sofort begriffen zu haben, was er meinte. Sie wirkte fast ängstlich und antwortete nicht sofort, sondern zog den Kopf ein.

„Hey!“, rief plötzlich Vitali von der anderen Seite in ihre Richtung.

Davon aufgeschreckt, wandte Serena sich ihm zu.

Doch sobald er ihre Aufmerksamkeit hatte, schien Vitali nicht mehr zu wissen, was er jetzt tun sollte.

Er schlug Justin neben sich gegen den Oberarm. „Sag was.“

Verdutzt schaute Justin ihn an.

Vitali deutete unverhohlen in Serenas Richtung.

Daraufhin sah nicht nur Justin zu ihr.

Erik fragte sich, was das jetzt für eine Aktion war.

[…]

„Ihr kennt sie ja sehr gut.“, spottete Erik.

Hastig berührte Serena Erik am Unterarm und gab ihm mit einem Blick zu verstehen, dass er aufhören sollte.

Er begriff das nicht.

Die Berührung löste noch mehr Wut in Vitali aus. „Wenn du sie so gut verstehst, dann kümmer du dich doch um sie!“, schrie er.

„Gute Idee.“, sagte Erik, griff nach Serenas Arm und erhob sich. Gezwungenermaßen stand auch sie dadurch auf. 

[…]

„Alter, waaaaas?“, brüllte Vitali und sprang auf die Beine. Noch bevor ihn jemand aufhalten konnte, rannte er den beiden nach.

[…]

Wütend schaute Vitali Serena an. „Sag mir gefälligst auch, was los ist!“ Er machte einen geradezu beleidigten Eindruck.

Serena wusste wirklich nicht, wie sie darauf reagieren sollte.

„Wenn sie es dir sagen wollte, hätte sie es wohl schon getan.“, sagte Erik kalt.

Auf die Worte hin sah Vitali so entrüstet und gleichzeitig ohnmächtig aus, dass Serena sich gewünscht hätte, ihn trösten zu können. Dann wurde sie von seinem vorwurfsvollen Blick getroffen.

Erik zog die linke Augenbraue skeptisch in die Höhe und fixierte Vitali. „Was bist du für sie?“

Vitali starrte ihn planlos an.

Serena wusste sich nicht länger zu helfen. „Amanda!“, rief sie. „Sie heißt Amanda. Wir waren in einer Klasse.“

[…]

Die Schulglocke läutete.

Erik wandte sich an Serena. „Kannst du reingehen?“

Serena nickte betreten.

„Natürlich kann sie reingehen!“, schimpfte Vitali und packte Serena am Oberarm.

Serena sah ihn vorwurfsvoll an.

Vitali begegnete ihr mit nicht minder vorwurfsvollem Blick.

Mit einer Bewegung ihrer Augen wies sie ihn darauf hin, dass er sie gerade berührte. Als begreife er das erst in diesem Moment, schreckte Vitali regelrecht von ihr weg und verzog den Mund.

Erik beobachtete die Szene und begriff nun auch, was Vitali für Serena war. Er schnaubte belustigt.

 

Kapitel 24 Anhaltspunkte

„Vitali, es ist für dich! Ein Mädchen aus deiner Klasse.“ Aufgrund der Lautstärke musste Serena für einen Moment den Hörer von sich weg halten.

„Hä? Wer?“, rief Vitali zurück, immer noch auf das Spiel fixiert. Die letzten paar Kurven lagen vor ihm.

Seine Mutter brummte und sagte dann in den Hörer: „Wie ist denn dein Name?“ Eine Sekunde später schrie sie zurück zu Vitali: „Es ist Serena!“

„Serena?!“ Vitali war für den Bruchteil einer Sekunde abgelenkt und rutschte aus der letzten Kurve.

[…]

„Hallo...?“

„Hi.“, hörte er Serenas ungewöhnlich zaghafte Stimme.

Vitali war sichtlich verwirrt, allerdings konnte man das durch ein Telefon ja nicht sehen. „Was gibt’s?“

„Vielleicht will sie mit dir gehen!“, kam die Stimme seines kleinen Bruders aus dem Wohnzimmer.

„Noch so’n Kommentar und du bist ‘nen Kopf kürzer!“, schimpfte Vitali.

„Was hat er gesagt?“, wollte Serena wissen, die nichts verstanden hatte.

„Ah, nichts.“, entgegnete Vitali eilig.

 

Kapitel 26 Puzzleteile und Planung

Serena wollte ihnen die Geschichte erzählen, wurde aber zwischendrin immer wieder von Vitali unterbrochen.

„Dann erzähl du es doch.“, fuhr Serena den Jungen neben sich an.

„Ich hab doch nur ergänzt.“, rechtfertigte sich Vitali.

„Du bist mir ins Wort gefahren!“

„Sei doch nicht so empfindlich.“

[…]

Da Serena aufgrund Justins seltsamen Verhaltens nicht sofort reagierte, nahm Vitali ihr einfach das Heft aus den Händen. „Hey!“

Vitali ignorierte ihren Aufruf.

[…]

„Serena?“, hakte Vivien nach.

Für einen Moment hätte Serena zu gerne einfach Nein gesagt, doch etwas hinderte sie daran, das Wort auszusprechen. Und ehe sie sich zu irgendeiner Antwort durchgerungen hatte, hatte schon Vitali das Wort ergriffen.

„Ist doch egal, was Serena sagt!“, verkündete er. „Das ist Demokratie! Vier von fünf sind dafür. Also ist die Sache entschieden.“

Serena rechts neben ihm funkelte ihn empört an. „Das heißt noch lange nicht, dass ich mitgehe!“

Vitali grinste höhnisch. „Wie? Hast du gedacht, das interessiert uns?“

Die unterdrückte Kränkung war Serenas verkniffenem Mund deutlich anzusehen. „Mir ist es ganz recht, wenn ihr alleine geht.“, zischte sie so abweisend es nur ging. Wie hatte sie bloß so bescheuert sein können, zu glauben, dass es diesen Vieren auch nur das Geringste ausmachen würde, wenn sie nicht dabei war?

„Mann, Mann, Mann.“, machte Vitali und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Du hast hier gar nicht zu entscheiden, ob du mitgehst oder nicht. Wir zwingen dich einfach!“ Er grinste das Mädchen neben sich breit an und löste damit offenkundige Verwirrung in Serena aus. Es dauerte eine Sekunde – in der sich Vitali sichtlich über ihre Sprachlosigkeit amüsierte – bis Serena zu einem Konter fähig war.

Kämpferisch funkelte sie Vitali an. „Achja?“

Vitali machte es sich noch ein wenig bequemer in seinem Stuhl, hob die Arme und faltete die Hände hinter seinem Kopf „Ja.“, sagte er lässig.

Herausfordernd schlug Serena mit ihrem Handteller auf den Tisch. „Versuch’s doch.“

Vitali richtete sich in seinem Stuhl wieder auf und beugte sich grinsend zu ihr. „Ich bin größer als du.“

Serena tat es ihm gleich. „Und ich bin stärker als du.“

Auf Vivien wirkte es, als würden die zwei dabei eine Menge Spaß haben.

 

Vitali drehte sich zu Erik. „Ich schlage vor, dass Serena den psychopathischen Killer spielt oder das Monster.“ Er blickte grinsend zu Serena. „Braucht sie gar nicht zu schauspielern.“

„Wenn ich dich dann aufschlitzen darf!“, fauchte Serena.

„Ja, das ist die richtige Einstellung!“, lachte Vitali.

Kapitel 27 Zur Ausgrabungsstätte

Vor Schreck wollte sich Serena an der Person festhalten, die am nächsten bei ihr stand, obgleich es sich dabei um Vitali handelte, der wie sie und die anderen geschockt auf das Bild vor sich starrte.

 

Kapitel 28 Gejagt

Vitali rang hilflos nach Luft, die Pranke eines Schatthens hatte sich um seine Kehle gelegt. Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen, alles schien sich langsam von ihm zu entfernen.

Serenas Versuche, Vitalis Hals zu befreien, scheiterten kläglich. Der Griff schien sich dadurch eher noch zu festigen! Hilflos musste sie mitansehen, wie Vitalis Bewusstsein zusehends schwand. Schluchzend wandte sie all ihre Kraft auf, aber umsonst.

Sie sah zu den anderen. Ariane war damit beschäftigt, Justin zu befreien, Vivien schien verschwunden zu sein. Keiner konnte ihr helfen.

Von Verzweiflung getrieben blieb ihr nur noch eines:

So fest sie konnte biss Serena in die Pranke des Schatthens.

Ein wütendes Ächzen von sich gebend riss der Schatthen seinen Arm zurück und gab Vitali damit frei. Vitali keuchte, hustete und schnappte nach Luft.

[…]

Serena verhinderte, dass Vitali zusammenklappte.

 

Kapitel 30 Ortswechsel

Serena war wie immer etwas abgeschlagen. Sie hatte natürlich auch noch den Fehler begangen, eine Jacke ohne Kapuze zu tragen, und versuchte sich nun mit den Armen vor dem Regen zu schützen. Ariane, die ebenso keine Kapuze hatte, trug wenigstens eine wetterfeste Ballonmütze.

Serenas Ohren fühlten sich eisig an und das Tempo konnte sie auf keinen Fall noch länger durchhalten. Vor sich sah sie, dass die anderen ihr Tempo verringerten. Vivien kam zurück zu ihr. Zunächst dachte Serena, sie wolle ihr etwas sagen, aber Vivien blieb nicht vor ihr stehen, sondern lief an ihr vorbei. Im nächsten Moment spürte Serena, wie sie von hinten angeschoben wurde.

„Vivien, lass das!“, rief sie nach hinten.

Im gleichen Augenblick wurde ihr eine abgetrennte Kapuze aufgesetzt. Vitali, der ohnehin einen Kapuzenpulli trug und daher auf die Kapuze seiner Jacke verzichten konnte, hatte sie ihr verpasst.

„Ich… brauche das nicht!“, wehrte Serena ab.

„Hör auf zu meckern und mach das Ding vorne zu, sonst fliegt es noch weg.“, erwiderte Vitali mit grimmigem Ton.

„Das ist wirklich nicht nötig!“, rief Serena peinlich berührt.

„Mann, kannst du nicht einfach mal Danke sagen, anstatt immer zu meckern!“, beschwerte sich Vitali.

Widerwillig presste Serena die Druckknöpfe der Kapuze zusammen. Sie wollte gar nicht wissen, wie das jetzt aussah.

Vivien kam wieder an ihre Seite und nickte Vitali zu. Daraufhin packten die beiden jeweils einen von Serenas Armen und zogen Serena unter ihrem Gezeter mit sich.

 

Kapitel 31 Endlosdiskussionen

Vitali lehnte sich grinsend gegen den Schrank hinter sich. „Ich finde Serenas Idee hat was.“

„Ihr meint, wir sind bei Verstehen Sie Spaß?!“, rief Vivien aufgeregt.

„Ihr seid so bescheuert!“, rief Serena, die sich von den beiden verspottet fühlte.

„Ich finde das wirklich interessant!“, erwiderte Vivien.

Vitali nickte heftig. „Ich auch.“

„Halt’s Maul!“, zickte Serena ihn an.

„Wieso gehst du immer nur auf mich los?“, beanstandete Vitali.

Vivien antwortete an Serenas Stelle: „Von dir erwartet sie mehr. Der potentielle Partner muss bestimmte Kriterien erfüllen.“

Vitali stand auf dem Schlauch. „Hä?“

„Du bist so duuuumm!!!!“, kreischte Serena Vivien an.

Vitali sah sie an und deutete mit seinem Finger fragend auf sich.

Vivien hatte sofort eine Antwort parat. „Ja, weil du nicht merkst, dass sie –“

„Klappeeee!!!!!!“, brüllte Serena. „Du bist dumm, Vivien. Du bist duuuuumm!!!“

Vitali starrte die von ihrem Wutanfall heftig nach Luft schnappende Serena neben sich mit großen Augen an.

„Was ist?!“, stieß Serena aus.

Noch immer schaute Vitali sie an, wie ein Kind, das zum ersten Mal einen Flughafen sah und sich über die riesigen Flugzeuge wunderte. „Ich bin es nicht gewöhnt, dass du jemanden dumm nennst, und nicht mich meinst.“

Serenas Mund nahm eine mimiktechnisch künstlerisch wertvolle Form der Unzufriedenheit an. „Du bist auch dumm! Geht’s dir jetzt besser?“, ächzte sie.

Vitali nickte mit erleichtertem Gesichtsausdruck. „Ja. Viel.“

Dieses Mal ersparte sich Serena einen Kommentar, aber ihr Gesicht sprach Bände.

 

Serena biss sich wütend auf die Unterlippe, dann ging sie hinüber zu dem noch freien Sitzkissen rechts neben Vitali und nahm entnervt Platz. Ein seltener Anblick. Aber augenscheinlich war Vitali momentan der Einzige, der ihre Einstellung teilte: Diese Ewigkeit war verrückt!

„Toll, echt toll.“, grummelte sie leise. „Die Bösen setzen Himmel und Hölle in Bewegung, um uns zu entführen, und die Guten schicken uns das da.“

Vitali grinste sie an. „Tja, willst du nicht doch lieber die Königin der Schatthen werden? Deine Fähigkeiten dazu hast du ja schon unter Beweis gestellt.“ Er stupste sie mit seinem Ellenbogen spielerisch an.

Serena schupste ihn von sich, so dass er auf die Seite kippte.

„Waaah! Serena greift mich an! Sie ist zu den Schatthen übergelaufen!“, rief Vitali gekünstelt aus und konnte sich anschließend ein Lachen nicht verkneifen.

 

Kapitel 33 Training

„Sollen wir jetzt etwa in pinken Tütüs durch die Gegend rennen und den Schatthen ein Tänzchen vorführen!?“, rief Change angeekelt.

„Krieg dich mal wieder ein.“, schimpfte Destiny. „Wie wär’s einfach mit Wind der Veränderung? Schlicht und einprägsam.“

Change sah sie einen Moment skeptisch an, dann zuckte er mit den Schultern. „Wenn du dir schon die Mühe gemacht hast, dir extra was für mich auszudenken, kann ich wohl schlecht ablehnen.“

„Es war keine Mühe!“, zischte Destiny.

Change grinste sie an und beugte sich zu ihr vor. „Gib doch zu, dass du mich insgeheim magst.“ Er richtete sich wieder auf und machte seltsame Bewegungen mit seinem Oberkörper, während er in einen noch seltsameren Sprechgesang verfiel:

„Duuu maagst mich, gib’s dooch zuuu! Du kannst mich leiden! Ja ja ja!“ Es war offensichtlich, dass er sie damit bloß provozieren wollte und das gelang ihm auch verdammt gut. In Destinys Gesicht zogen immer schwärzere Gewitterwolken auf.

„Halt die Klappe!“ Sie stieß Change grob von sich.

Da der Angriff für ihn unerwartet kam, schwankte er zunächst nach hinten, um schließlich ganz das Gleichgewicht zu verlieren. Unsanft landete er auf seinem Hosenboden. Doch sein Mundwerk funktionierte noch immer einwandfrei. „Das war ein schwerer Schicksalsschlag!“

Destiny starrte ihn an. „Schicksalsschlag…“

„Ja, wortwörtlich!“, beschwerte sich Change und begab sich auf dem Boden in einen halben Schneidersitz und wartete auf eine Entschuldigung von Destiny. Allerdings konnte er darauf lange warten.

 

Mit lustlosen Bewegungen folgten die beiden Ewigkeits Rat. Resigniert sanken sie an einer der Wände zu Boden.

„Das klappt nie.“, murmelte Destiny verstimmt.

„Das kannst du laut sagen.“, stimmte ihr Change zu.

Wieder seufzten die beiden.

Change lehnte sich gegen die Wand hinter ihnen, während Destiny, die Beine an sich gezogen, ihr Gesicht in ihren Armen versinken ließ.

„Ich komm mir vor wie im Sportunterricht.“

Change sah sie fragend an. „Hä?“

Destiny hob den Kopf leicht. „Da hab ich auch nie was auf die Reihe gekriegt.“

„Ist doch egal.“, meinte Change. Destiny schaute ihn mit großen Augen an, als habe er sie gerade zur Weltrevolution aufgerufen. „Was ist?“

Sie drehte den Kopf wieder weg. „Naja, bisher haben sich immer alle darüber lustig gemacht.“

„Hä? Über was?“ Change stand auf dem Schlauch.

„Dass ich so schlecht in Sport bin.“

Changes Gesicht verzog sich in übertriebenem Schrecken. „Du bist…“ Er hielt seine Hände ans Gesicht und kreischte das nächste Wort in gespieltem Entsetzen. „un-sport-liiiich???“

Ganz offensichtlich fand Destiny den Scherz nicht komisch. Change lachte trotzdem und stupste sie freundschaftlich an. „Hey, sei doch nicht so.“ Er hob die Schultern. „Dass du dir über so was Gedanken machst!“

„Sich wie der letzte Idiot vorzukommen, ist nun mal nicht grad schön.“ Destinys Gemurmel hörte sich an wie das unzufriedene Murren einer Katze. Sie sah Change nicht an.

Changes Augenbrauen gingen in die Höhe. „Man ist doch kein Idiot, nur weil man in Sport schlecht ist…“ Seinem Tonfall war anzumerken, dass er Destinys Sichtweise überhaupt nicht nachvollziehen konnte.

Destiny sah ihn mit einem Blick an, den Change nicht die Bohne deuten konnte, daher sprach er einfach weiter. „Außerdem ist das hier doch was ganz anderes.“

Etwas Gruseliges ging in Destinys Gesicht vor. Fast wäre Change vor Schreck aufgesprungen. Destiny… lächelte!!!

Zwar nur ganz schwach. Aber doch waren ihre Mundwinkel nach oben gezogen! Das konnte nicht normal sein! Sie hatte doch absolut keinen Grund dazu. Überhaupt: Destiny lächelte nicht! Nie!! Und schon gar nicht in seiner Nähe! Ein Schauder lief über Changes Rücken. Was hatte das bloß zu bedeuten?

Destiny stand mit einem Mal auf und nahm einen tiefen Luftzug. Weiterhin lag ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen, ohne dass ihr das bewusst gewesen wäre. Die Beschützerin schloss die Augen.

Es war egal, ob es funktionierte oder nicht.

Das Lächeln auf ihren Lippen wurde bei dem Gedanken automatisch etwas breiter.

Keiner würde sie verurteilen oder über sie lachen.

Das Bild der anderen vier schoss ihr durch den Kopf. Destiny spürte, wie sich in ihren Augen Tränen bilden wollten, und holte noch einmal tief Luft. Dann öffnete sie wieder ihre Augen. Es war nicht mehr als ein Flüstern als ihre Lippen ‚Schicksalsschlag formten. Ein Flüstern mit gewaltiger Wirkung!

Eine Welle an goldenem Schimmer erfüllte die Atmosphäre. Change sprang schockiert auf. Auch die anderen hatten das Schauspiel nicht übersehen. Freudenrufe drangen zu ihnen.

„Wie hast du das gemacht?!“, schrie Change.

Destiny, die im ersten Moment selbst vollkommen baff war, strahlte nun über das ganze Gesicht. So hatte Change sie wirklich noch nie gesehen! Es war ein extremer Kontrast zu ihrer ständigen Sieben-Tage-Regenwetter-Miene.

Destiny wusste zunächst nicht, was sie auf Changes Frage antworten sollte. Sie konnte ihm ja schlecht sagen, dass es an seinen Worten lag, dass sie es jetzt endlich geschafft hatte.

Destinys Mund schien etwas sagen zu wollen, tat es dann aber doch nicht, holte anschließend jedoch zu einem weiteren Versuch aus. „Du musst dich einfach freuen.“

Change musste darauf nicht antworten, sein Gesichtsausdruck allein reichte schon aus, um zu verdeutlichen, dass er nur Bahnhof verstand.

„Du musst an etwas Schönes denken und dann ist es, als würdest du deine Freude durch deinen Körper nach außen fliegen lassen.“, erklärte Destiny, dabei lächelte sie weiterhin. Change fragte sich, ob sie davon später nicht Muskelkater in ihren Mundwinkeln bekommen würde, immerhin waren diese nicht an eine solche Beanspruchung gewöhnt!

„Freuen also.“, wiederholte Change nachdenklich.

[…]

„Ich hab’s geschafft!!! Ich bin der Größte! Ich bin toll! Woohoooo!!“

Sonst hätte Destiny ihn für diesen Ausbruch wohl böse angefunkelt, aber dieses Mal konnte sie nur selbst strahlen und sich über Changes Freudentaumel mitfreuen.

Change wiederum ergriff kurzerhand Destinys Hände und sang auf und ab hüpfend. „Wir hams geschaaafft!! Wir hams geschaaaafft!!“ Erst im nächsten Moment begriff er, dass er mit Destiny Händchen hielt und ließ sofort wieder los. Sein Grinsen verschwand für einen Moment, in dem er zunächst nicht wusste, was er mit seinen Händen machen sollte, ehe er sie behelfsweise in die Seiten stemmte und ein seltsames Lächeln aufsetzte.

 

Kapitel 34 Was zum Donner!

Vitali musste lachen und legte seinen Arm um Justin. „Hey Mann, hat dich Tiny etwa mit ihrer Hysterie angesteckt?“

Serena starrte ihn argwöhnisch an. „Tiny?“

Vitali grinste. „Na Tiny von Destiny. Sonst bist du doch immer so kirre und glaubst an irgendeinen Hinterhalt.“

Serenas Blick verfinsterte sich. „Erstens: Nenn mich nie wieder Tiny! Und zweitens, bringt uns deine Unbesonnenheit viel mehr in Schwierigkeiten als mein Misstrauen.“

[…]

Serena durchbohrte Vitali mit ihren Blicken: „Kannst du einfach mal die Klappe halten?“

„Kommt ganz drauf an.“ Vitali grinste. „Was krieg ich dafür?“

 

Vitali drehte sich zu ihm um. „Hast du ne Schwester?“, fragte er mit großen Augen.

Erik verstand offensichtlich nicht, wie Vitali jetzt auf diese Frage kam. „Nein. Ich bin Einzelkind.“

Vitali sah ihn bedeutungsvoll an und grinste breit. „Dann muss ich wohl dich heiraten.“

Erik schnaubte belustigt. „Das sagst dann aber du meinem Vater.“

Vitali ließ sich nicht beirren. „Glaubst du etwa, er würde mich nicht mögen?“

Eriks Antwort klang ernster als Ariane es erwartet hätte. „Er würde mich nur enterben.“

Vitali maß dem offenbar weniger Bedeutung bei. „Ha dann brauche ich dich auch nicht mehr heiraten!“, alberte er.

[…]

Vitali musste lachen. „Du bist genau wie Serena!“ Sein Lachen schwoll weiter an. „Geschwister!“

Als er daraufhin sowohl von Serena als auch von Erik böse angefunkelt wurde, hätte man wirklich meinen können, die beiden seien verwandt.

Vivien klatschte begeistert in die Hände. „Dann kannst du ja doch Eriks Schwester heiraten.“

„Hä?“, machte Vitali.

„Halt die Fresse, Vivien!“, kreischte Serena.

Vivien lachte. Auch Erik schien davon amüsiert.

 

„Bei Scherzen ändert man die Stimmlage!“, ermahnte Vitali ihn, als wäre es dringend notwendig, Erik über wichtige soziale Konventionen aufzuklären.

Ariane konnte sich angesichts dessen ein Schmunzeln nicht verkneifen.

„Du klingst immer gleich bescheuert.“, stichelte daraufhin Serena.

Vitali sah Erik an. „Hast du gehört?“

„Ich hab dich gemeint!“, kreischte Serena.

Vitali ignorierte es, was Ariane ein Lächeln entlockte.

 

Kapitel 35 Ein Rätsel

Vitali setzte einen beleidigten Blick auf. „Serena darf sich immer über alles und jeden aufregen, aber sobald ich den Mund aufmache, heißt es gleich: Vitali sei still!

„Wir haben dich doch alle lieb!“, versuchte Vivien ihn in zuckersüßem Tonfall wieder gnädig zu stimmen.

„Halt mich da raus!“, beschwerte sich Serena, die nicht zu ‚Wir‘ gerechnet werden wollte.

„Siehst du, was ich meine!“, klagte Vitali und sah Hilfe suchend zu Vivien.

„Och.“, Vivien strich ihm beruhigend über den Rücken, wie man es bei kleinen Kindern tut. „Sie versucht doch nur, ihre wahren Gefühle für dich zu verstecken.“

„Welche wahren Gefühle!?“, schrie Serena erbost. „Meine Mordgedanken?!“

Vivien sah sie mit ungerührter Miene an. „Wir wissen doch alle, was du im tiefsten Innern für Vitali empfindest.“

„Was soll denn das jetzt wieder heißen!“ Serena war mal wieder einem Tobsuchtsanfall nahe.

 

Kapitel 36 Hilfe

„Ma!“ Vitalis höher werdende Stimme erschallte durch das ganze Haus

„Ja!“, gab seine Mutter mit kräftigem Stimmvolumen zurück. „Ich kann dich gut hören! Ich bin ja nicht taub! Auch wenn ich von deinem ständigen Geschreie mittlerweile taub sein müsste! Weißt du eigentlich, wie peinlich das für mich ist, wenn du dich vor anderen Leuten so aufführst? Denkst du eigentlich mal darüber nach, wie du da rüberkommst?“ Sie deutete auf die Gruppe Jugendlicher. „Die Serena zum Beispiel, die dich angerufen hat – das ist die Brünette, nicht wahr? – Was soll die von dir denken? Da versaust du dir doch jede Chance bei ihr, wenn du dich von Anfang an nicht beherrschen kannst! So erobert man nicht das Herz einer Frau! Auch wenn man schon von Weitem sieht, dass sie auf dich steht. Wenn du dich nicht zusammenreißt, rennt sie dir noch fort!“

Justin, Vivien und Ariane hätten in diesem Moment nicht sagen können, wer von den beiden, Vitali oder Serena, das fassungslosere Gesicht machte. Bei Vitali glaubten sie, noch einen Schuss mehr Entsetzen zu erkennen – was aber auch auf Vitalis Wunsch hindeuten konnte, dass das alles nur ein böser Traum war – während sie bei Serena befürchteten, dass sie sogleich explodieren und sowohl Vitali als auch seine Mutter in Grund und Boden brüllen würde, dass es selbst noch die Anwohner der Nachbarorte hörten.

 

Derweil hatte eines der Fotos auf dem Tisch Serenas Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Es zeigte ein etwa vierjähriges Kind mit einem blonden Wuschelkopf. Das Kind trug eine jeansfarbene Latzhose und saß in einem Garten auf der Wiese. Seine Augen strahlten vor Freude und man konnte schon vom Gesichtsausdruck und dem Grinsen her sagen, dass es sich um ein sehr lebhaftes, keckes Exemplar handelte. Serena nahm das Bild in die Hand.

Ariane, die neben ihr saß, begutachtete es ebenfalls. „Die Kleine ist ja süß.“

Serena stimmte ihr zu, dann hielt sie Vitali das Foto entgegen. „Wer ist sie?“

Beim Anblick des Bildes entgleisten Vitalis Gesichtszüge für einen Augenblick.

„Meine Kusine.“, antwortete er, nachdem er seinen Gesichtsausdruck wieder in Ordnung gebracht hatte.

Schon kam Frau Luft mit einem ganzen Karton Fotos zurück. Als sie das Foto in Serenas Hand sah, machte sie einen Freudenseufzer. „Ach, der kleine Vitali! Ist er nicht zu süß? Wie lieb und unschuldig er da aussieht! Die meisten Leute haben ihn immer für ein Mädchen gehalten, weil er so hübsch aussah. Dabei hatte er es da schon faustdick hinter den Ohren!“

Vitali versteckte seine Augen hinter seiner Hand und bemühte sich, sein Gehirn auf Durchzug zu schalten.

„Aber dass du ihn gleich wiedererkannt hast!“ Frau Luft nickte Serena anerkennend zu. „Das muss wirklich Liebe sein!“, flötete sie in einem zuckersüßen Ton. „Wenn du es haben willst, gehört es natürlich dir.“

Ariane und Justin fragten sich, ob das wirklich Frau Lufts Ernst war. So falsch konnte man die Mimik eines Menschen doch gar nicht deuten! Also aus Serenas momentanem Gesichtsausdruck war ja so einiges herauszulesen – Schock, Entrüstung, Widerstreben – aber sicher keine Freude über dieses Angebot!

Vitali indes bat bloß noch stumm um das Ende dieses Albtraums.

 

Kapitel 37 Interpretationsfehler

Während sie von Vitalis Haus wegschlenderten, begann Vivien die Melodie von Diese Welt ist kleinvor sich hin zu pfeifen und zog etwas aus ihrer Tasche, das sie zuvor eingesteckt hatte, als die anderen bereits auf den Weg in Vitalis Zimmer gewesen waren. Sie betrachtete den Gegenstand grinsend, ehe dieser Serena ins Auge fiel.

„Vivieeeen!!!“ Serenas Stimme brach fast. Mit einer hektischen Bewegung wollte sie Vivien das Objekt aus der Hand reißen. Aber Vivien war schneller.

„Du dumme Kuh!!!! Warum hast du es mitgenommen?!!!“, schrie Serena. „Gib es sofort her! Aaarh! Vitalis Mutter wird denken, dass ich es genommen hab!!!

„War doch viel zu schade, als dass man es liegen lässt, wenn sie es einem schon anbietet.“, meinte Vivien leichthin.

Serena konnte sich vor Wut kaum noch halten. „Gib es her!!“

Ohne Widerworte reichte Vivien ihr Vitalis Kinderfoto. Ein diabolisches Grinsen erschien auf ihren Zügen. „Und was willst du jetzt machen? Zurückgehen und ihr sagen: Hallo Frau Luft, hier ist das Foto. Ich hab es nicht genommen, Vivien war’s! Da würd ich zu gern ihr Gesicht sehen!“, Vivien brach in schallendes Gelächter aus.

„Du bist so eine dumme Kuh!!!“, kreischte Serena und hätte Vivien am liebsten geohrfeigt. Jetzt glaubte Vitalis Mutter erst recht, dass sie in ihn verknallt war!! Das war der pure Horror!!

Plötzlich fiel es Serena wie Schuppen von den Augen:

Vitali wusste auch nicht, dass Vivien das Bild eingesteckt hatte, also würde er, sobald seine Mutter ihm vom Verschwinden des Fotos erzählte, ebenso davon ausgehen, dass sie es eingesteckt hatte!

Neeeeiiiiiinn!!!!!!!!!

Serena wirkte wie ins Delirium gefallen, denn wie angewurzelt war sie stehen geblieben und starrte entsetzt auf den Boden.

Das war einfach zu peinlich!

Mit einem Mal erwachte Serena wieder und packte Vivien am Kragen. „Du wirst jetzt sofort Vitali anrufen und ihm sagen, dass du das Foto genommen hast und nicht ich!“

Vivien schien auch von Serenas Körpereinsatz nicht beeindruckt. „Wenn du meinst, dass er mir das glaubt.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Also mir würde es eher wie eine billige Ausrede vorkommen.“

Serenas Augen funkelten sie beängstigend an. „Es ist die Wahrheit!!!

„Ach, das hat nicht viel zu heißen. Wenn man jemanden etwas ganz direkt sagt, auch wenn es die Wahrheit ist, dann wird einem meistens nicht geglaubt.“, erklärte Vivien.

[…]

Vivien zog ihr Handy hervor und suchte Vitalis Nummer heraus. Sie musste nur kurz warten, offenbar hatte Vitalis Mutter mittlerweile fertig telefoniert. „Hallo, ist Vitali da?“

„Was tust du da?!“, zischte Serena ihr zu.

„Es dir beweisen.“, antwortete Vivien locker. „Ah! Hi Vitali! Serena hat dein Foto mitgenommen, unglaublich nicht wahr?“

„Haha!“, kam es genervt vom anderen Ende der Verbindung. „Wenn du mir das Foto nicht morgen wieder gibst, bring ich dich um!!!

Viviens Grinsen war auch in ihrem Tonfall erkennbar. „Du meinst also, ich soll es in die Schule mitbringen?“

Im nächsten Moment musste Vivien das Handy kurz von sich weghalten, um nicht taub zu werden.

„NEIN!!!“

„Also das besprechen wir dann morgen. Ich wollt jetzt eigentlich nur Serena beweisen, dass du es nicht glauben würdest, wenn ich es dir erzähle.“

„Was?! Was soll denn das jetzt heißen?!!“, rief Vitalis Stimme.

„Bis morgen!“

„Vivieee-“

Und schon hatte Vivien aufgelegt. Sie grinste Serena überlegen an. „Na, was hab ich gesagt?“

„Du.. du..“, Serena bekam einen irren Blick. „Jetzt denkt er wirklich, dass ich es genommen habe!!!“, schrie sie Vivien an.

Vivien lachte.

Serena spießte sie mit ihren Blicken auf.

Doch Vivien ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Du bist viel zu leicht zu durchschauen.“

„Wie bitte?!“, schnaubte Serena.

„Na, wie bei Vitalis Mutter. Wenn du dich nicht gleich so aufgeregt hättest, hättest du gemerkt, dass sie zuerst gar nicht gedacht hat, dass du in ihn verknallt bist. Damit wollte sie nur Vitali ärgern. Aber als sie dann deine Reaktion gesehen hat, ist sie extra drauf rumgeritten.“, klärte Vivien sie auf.

„Das ist doch sadistisch.“, gab Ariane entsetzt von sich.

Vivien zuckte mit den Schultern. „Wenn du nicht willst, dass man es merkt, darfst du dich nicht so aufregen. Sonst denkt gleich jeder, dass du an ihm interessiert bist.“

„Es stimmt aber nicht!!!“, kreischte Serena.

Vivien prustete los.

„Was soll denn das jetzt!“, schimpfte Serena.

Vivien fing sich wieder und grinste Serena vielsagend an. „Na, du regst dich schon wieder auf!“ Sie zwinkerte ihr mit ausgestreckter Zunge zu und rannte dann Justin hinterher, der an der nächsten Ecke stehen geblieben war und immer noch nichts von seiner Umgebung wahrzunehmen schien.

„Was soll das heißen?!“, schrie Serena ihr nach und rannte ihr mitsamt Ariane hinterher.

 

Kapitel 38 Gruppenzugehörigkeit

Erik erklärte nüchtern: „Damit Amanda sie in Ruhe lässt, hab ich gesagt, Serena würde zu mir gehören. Wenn ich das aufrechterhalte, bleibe ich vielleicht von den Modezeitschrift-Anhängerinnen verschont.“

Vitalis Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war er von der Idee nicht begeistert.

Ein neckisches Lächeln erschien auf Eriks Lippen. „Das würde dich nicht rein zufällig stören?“

„Nicht die Bohne.“, zischte Vitali. Mit gespielter Gleichgültigkeit stand er auf und stapfte hinüber zu Vivien und Ariane in die erste Gruppe.

 

Der ungläubige Ausdruck in Serenas Gesicht steigerte sich nochmals und bekam etwas bitter Bissiges. „So ein Quatsch. Niemand würde jemals glauben, dass du mit mir zusammen bist.“ Sie schüttelte den Kopf, als wäre das das Dümmste, das sie jemals gehört hatte.

Nun war es Erik, der sie verständnislos anblickte. „Wieso denn nicht?“

[…]

Serena stieß belustigt die Luft zwischen den Zähnen hindurch aus und lächelte spöttisch. „Du solltest aufpassen, sonst bild ich mir noch was drauf ein.“

Erik grinste zurück. „Ach, mir würde das weniger ausmachen, als jemand anderem.“ Seine Augen glitten kurz hinüber zu der Gruppe an der Fensterseite.

Serena konnte nicht umhin, es ihm gleichzutun, […].

Allerdings übersah Serena dabei etwas, das nun Ariane befremdet feststellen musste: Vitali hatte mit einem gruseligen Gesichtsausdruck begonnen, seinen Block in hektischen Bewegungen vollzukritzeln, dass der Abdruck sicher auf sämtlichen verbleibenden Blättern sichtbar sein musste, wobei er wie ein Irrer auf die Gruppe auf der anderen Zimmerseite fixiert war. Oder besser gesagt, zwei ganz bestimmte Personen dieser Gruppe.

Vivien konnte sich daraufhin ein belustigtes Kichern nicht verkneifen.

 

Sie wollte sich gar nicht mehr beruhigen und Vitali musste hilflos zusehen, wie ihr ganzes Gesicht von Tränen benetzt wurde und die Pein ihren gesamten Körper zum Beben brachte.

„Serena.“

Sie reagierte nicht.

Was sollte Vitali jetzt bloß tun?! Er war ja schon als Kind damit überfordert gewesen, wenn sein kleiner Bruder geweint hatte!

Nervös blickte er sich um. Verdammt! Warum kamen denn die anderen nicht, um nach ihnen zu suchen? Wieso ließen sie ihn hiermit alleine? Das ging doch nicht!

Einen weiteren Moment wusste Vitali nicht, wie er reagieren sollte, starrte hilflos auf das Häufchen Elend vor ihm. Sein Gesicht verzog sich widerwillig, als ihm bewusst wurde, was das einzige Mittel war, das ihm einfiel. Das, was er als Kind schon bei Vicki eingesetzt hatte, wenn sämtliche sonstigen Versuche gescheitert waren, den Kleinen zu beruhigen. Das, was er Vicki verboten hatte zu erzählen, weil es ihm zu peinlich gewesen war.

Noch einen letzten Atemzug brauchte Vitali, ehe er dazu bereit war.

Er umarmte Serena.

„Es.. Es tut mir leid. Ich wollte nicht…“ Vitali stockte und schluckte schwer.

Unsicher drückte er Serena ein wenig fester an sich und fragte sich gleichzeitig, ob das auch wirklich eine gute Idee war. Er spürte Serenas Zittern, hörte ihr unkontrolliertes Schluchzen und verharrte in der Umarmung.

Erst Augenblicke später wagte er, wieder das Wort zu ergreifen.

„Ich bin bei dir… Ich bleib bei dir.“, flüsterte er ihr zu, wie er es schon bei Vicki getan hatte, als der Kleine wegen einem Albtraum zu ihm ins Bett geflüchtet war.

Seine Stimme bekam einen belustigten Unterton. „Da kannst du noch so sehr wollen, dass ich verschwinde!“

Plötzlich spürte er, wie Serena seine Umarmung erwiderte.

Davon zunächst etwas verdutzt, sprach er erst nach einem weiteren Moment weiter.

„Tja, das hast du nun davon. Uns kriegt man nicht mehr so schnell los. Nicht mal mit deinem ständigen Rumgezicke.“ Langsam gewöhnte er sich an den Umstand, Serena in Armen zu halten. „Das haben echte Freunde nun mal so an sich. Und Vivien hat sowieso schon die Adoptionspapiere für dich beantragt.“

Das Geräusch, das Serena von sich gab, war nicht ganz klar als Lachen oder Schluchzen zu definieren, Vitali ging davon aus, dass es sich um eine Mischung aus beidem handelte.

Nach und nach legte sich nun Serenas Zittern und Schluchzen.

Als Stille eingetreten war, wusste Vitali nicht, was als nächstes zu tun war. Unfähig zu reagieren, verblieb er weitere Momente in dieser Stellung. Dann, ganz langsam und zögerlich lösten er und sie sich wieder voneinander.

Mit einem Schlag war die ganze Situation noch viel peinlicher als sie es eben noch gewesen war, als sie sich mittendrin befunden hatten.

Total verlegen vermieden die beiden es, den anderen anzublicken.

Schweigend standen sie einander gegenüber und getrauten sich nicht, etwas zu sagen.

Schließlich streckte Vitali Serena eine Packung Taschentücher hin. Ohne Kommentar nahm sie das Angebot an und putzte sich mehrmals lautstark die Nase. Weiterhin sahen sie einander nicht an. Das Schnupfkonzert endete und Serena füllte die mittlerweile leere Taschentuchpackung mit den benutzten Taschentüchern und stopfte sie in ihre Jackentasche.

„Danke.“, flüsterte sie so leise, dass man es nicht verstand.

Vitali machte ein paar Versuche, einen Ton herauszubekommen, brach dann aber jedes Mal kurz vorher ab. Immerhin gelang es ihm, Serena für einen Moment anzusehen, ehe er sich wieder abwendete. Er schnappte nach Luft.

„Die anderen machen sich sicher schon Sorgen.“, fing er endlich an und versuchte besonders unbekümmert zu klingen. „Wer weiß, was sich Vivien in der Zwischenzeit mal wieder für Geschichten ausgedacht hat!“, lachte er, auch wenn es furchtbar aufgesetzt klang.

Serena nickte. Stockend brachte sie erste Worte hervor. „Ich werd’s versuchen.“

Vitali sah sie verständnislos an.

„…zu vertrauen.“ Mit diesen Worten machte sie sich auf den Weg zurück in das Hauptquartier der Gleichgewichtsbeschützer.

„Serena?“

Sie stoppte.

„Wirst du es mir irgendwann erzählen? Was zwischen euch passiert ist?“

Für einen kurzen Moment drehte sie sich zu ihm um und sah ihn an, dann wandte sie sich wieder ab. „Wer weiß.“

Daraufhin kam Vitali zu ihr gejoggt und hielt ihr seine Faust hin, wie er es sonst bei Erik und Justin tat. „Freunde?“

Unsicher betrachtete Serena die Geste, blickte ungläubig in Vitalis Gesicht und zurück auf die ihr entgegengestreckte Faust. Langsam erhob sie ihre Rechte und ballte sie ebenfalls. Noch einen Moment zögerte sie, ehe sie ganz sachte ihre Faust gegen die seine schlug.

„...Freunde.“

Vitali strahlte sie nun über das ganze Gesicht an:

„Willkommen im Team!“

 

Kapitel 40 Symbolik

„Meine Fresse! Hier ist so viel Kultur. Ich fürchte fast, mein IQ ist grade gestiegen!“, rief Vitali aus, als sie den Kursaal betreten hatten.

Im ganzen Raum standen zahlreiche Skulpturen und Kunstgegenstände. An den Wänden hingen Gemälde unterschiedlicher Größe und zahlreiche Glasvitrinen präsentierten den Besuchern stolz ihr Inneres.

„Keine Angst, das wird nicht passieren.“, stichelte Serena.

Vitali ließ sich davon nicht beirren. „Stimmt, noch schlauer kann ich ja gar nicht werden!“ Keck grinste er sie an.

Serena antwortete mit einem höhnischen Lächeln. „Du sprichst mir aus der Seele.“

Vivien kicherte. „Es ist so süß, wenn ihr miteinander flirtet!“

„Wir flirten nicht!“, schimpfte Serena und musste mit einiger Bestürzung feststellen, dass Vitali ihr nicht lautstark beipflichtete, sondern sich bereits wieder der Umgebung widmete. Irgendwie war das peinlich.

 



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