Titel: Die Stimme

Autor*in: S.K. Tremayne

Erschienen in Deutschland: 2020

Originaltitel: The Assistant

Erschienen in England: 2019

Übersetzer*in: Susanne Wallbaum

 

Weitere Informationen:

Genre: Thriller, Drama

Preis: € 16,99 [D] | € 17,50 [A]

Seiten: 393

Sprache: Deutsch

ISBN: 978-3-426-22738-1

Verlag: Knaur HC

 

 

Inhalt:

Journalistin Jo hat Glück - gerade frisch geschieden, kann sie in der kaum genutzten Luxuswohnung einer Freundin unterkommen. Dort wird alles von ""Electra" gemanagt, einer digitalen Home-Assistentin der neuesten Generation. Doch eines Tages sagt Electra einen Satz, der Jos Welt ins Wanken bringt: "Ich weiß, was du getan hast."

Wie kan eine harmlose Software vom Furchtbarsten wissen, das Jo jemals passiert ist? Als niemand ihr glaubt, Freunde und Verwandte sich von ihr abwenden, ihr Bankkonto plötzlich leer gefegt ist, muss Jo seit langer Zeit wieder an ihren Vater denken: In der Mitte seines Lebens tritt er plötzlich unter heftigen schizophrenen Schüben und nahm sich schließlich das Leben. Kann es sein, dass auch Jo die Krankheit in sich trägt?

Jo versucht, die Fäden in die Hand zu nehmen und ihren Sturz in den Abgrund aufzuhalten. Doch Electra ist noch lange nicht fertig mit ihr ...

 

 

Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):

Wie man sehen kann, war das Buch im Angebot, und da ich die Beschreibung sehr interessant fand, habe ich das Buch vor kurzem gekauft und mitgenommen. Wir selbst hatten mal vor mehreren Jahren ne Alexa bzw mein Partner, aber er hatte keine Lust, dass sie ständig zuhören kann. Und wir haben sie auch so gut wie nie benutzt, weshalb er sie irgendwann wieder abgebaut hatte. An sich finde ich die Technologie aber interessant, besonders, wenn es um Smarthäuser oder Wohnungen geht. Natürlich birgt es auch Gefahren, was aber auch für spannende Geschichten sorgen kann. Das hatte ich mir ebenfalls erhofft.

 

Und ich wurde im Großen und Ganzen nicht enttäuscht. Die ganze Zeit beim Lesen war ich am Nachdenken und habe versucht, diesen "Fall" zu lösen. Passieren diese ganzen Dinge wirklich oder leidet Jo nun doch an der gleichen Krankheit wie ihr Vater? Vor allem, da fast alles (bis auf ein Ereignis) nur passiert, wenn sie alleine ist und sie kann es danach auch so gut wie nie beweisen. Niemand glaubt ihr und denkt, dass sie sich das nur einbildet oder dass sie nur Aufmerksamkeit bekommen möchte. Oder dass sie versucht ihren Hals mit billigen Ausreden zu retten. Denn es passieren immer schlimmere Dinge, wie dass sie z.b. Hass-Emails verschickt, die teilweise echt schlimme/grausame Folgen haben.

Oder war sie es doch selbst und hat es nur verdrängt/vergessen? Ich begann an meinem Urteil so oft zu zweifeln, dass ich irgendwann dazu überging, mir kein festes Urteil zu bilden, sondern einfach abzuwarten, wie es nun ausgehen würde.

 

Gleichzeitig habe ich natürlich auch die Möglichkeit im Hinterkopf behalten, wer dahinterstecken könnte. Es gab mehrere Verdächtige, die in Frage hätten kommen können. Motive gab es auch mehr als genug für diese Personen. Da die Geschichte nicht nur aus Jos Sicht erzählt wird, sondern einzelne Kapitel auch aus der Sicht eines anderen Charakters, wie ihrer Mutter, ihrer Freundin Tabitha oder ihrem Exfreund Simon. Dennoch, die komplette Wahrheit bekommt man als Leser lange nicht zu sehen, genauso lange nicht wie Jo, da manche Dinge trotzdem im Dunklen bleiben. Zumal ich mir bei dem einen oder anderen Charakter nicht sicher war: Sagt er/sie die Wahrheit? Oder waren diese Worte alle nur eine Lüge?

Auch hier kam ich oft genug ins Nachdenken und zum Zweifeln.

 

Jo hat mir schon richtig Leid getan, sie leidet stark unter einem Ereignis in der Vergangenheit und das, was ihr hier teilweise passiert, geht echt sehr weit. Sie steht sogar oft kurz davor, Suizid zu begehen, da sie einfach nicht weiterweiß. Ihre berufliche Karriere ist ab einem Punkt faktisch tot und ihr Privatleben sieht kurz danach auch nicht besser aus. Sie ist verzweifelt, besonders, nachdem ihr jemand eine Anleitung inkl Material geschickt hat, damit sie ihrem Leben ein Ende setzen kann. Sachen, die mit ihrem Account und ihrem Geld bezahlt wurden ... das ist schon sehr, sehr markaber. Ja, soweit geht jemand, aber wer? Wie? Und vor allem: Warum?

 

Die anderen glauben ihr alle nicht und wenden sich von ihr ab. Zwar gibt es welche, die sich Sorgen machen, aber für eine sehr lange Zeit nichts machen. Erst ganz spät sagt jemand: Hey, da stimmt was nicht, schaut sich ein wenig um, nur um dann zu merken: Jo hat nicht gelogen! Jemand will ihr das Leben komplett ruinieren! Erst dann beginnt dann auch z.B Tabitha zu glauben und sie fand ich von Anfang an sehr merkwürdig. Ja, sie hatte ich auch im Verdacht. Ich meine, sie lädt ihre Freundin ein, bei ihr zu wohnen, bzw in der Wohnung, die sie selbst nicht mehr braucht, weil sie jetzt mit ihrem Partner zusammenlebt. Aber die beiden verbringen sehr wenig Zeit miteinander und wenn Tabitha mal da ist, dann ist sie auch recht schnell wieder weg. Für das Verhalten gibt es btw bis zum Ende keine Erklärung. Und wenn jemand sagt: Hey, ich habe da ein Problem mit deiner Technik, dann versucht man doch eine Lösung zu finden, oder nicht? Tja, Tabitha kam eben nicht auf diese Idee.

 

Was die Auflösung angeht: Wow, damit hätte ich nicht gerechnet. Die Person hatte ich so gar nicht im Verdacht, daher fand ich den Teil der Auflösung gut gelungen. Es rücken immer mal wieder Personen ins Licht, manche mehr, manche weniger und so wirkt es doch irgendwie offensichtlich, wer es ist.

Was ich dagegen nicht verstehe, ist das Motiv. Ja, da ist was sehr, sehr schlimmes passiert. Aber dafür jemanden zu bestrafen, der eigentlich nichts dafür kann und auch nicht für das schlimme Ereignis in keinster Weise verantwortlich ist? Warum? Ich verstehe das bis heute nicht. Das rechtfertig das, was passiert ist, absolut nicht. Zumal durch diese Aktionen ein Mensch ums Leben kommt!

 

Und ja, am Ende wird auch die breite Öffentlichkeit, die bisher an vielen dieser Aktionen teilhaben durfte, über die Wahrheit informiert. Ich nehme mal an, mit Jos persönlicher Umgebung ist es das gleiche. Aber wie genau und welche Folgen hat das? Hat sich jemand bei ihr entschuldigt? Wie geht es nun persönlich und beruflich mit ihr weiter? Bei all diesen Dingen wird der Leser im Dunklen gelassen und das finde ich schade. Immerhin wurde ihre Existenz über viele Seiten bis zu den Fundamenten abgebrannt, aber von der Wiedergutmachung oder Versöhnungsphase bekommt man nicht so viel mit. Da hätte ich es schon gerne gelesen, welche Konsequenzen die Leute für sich gezogen und wie es das Verhältnis zwischen ihnen und Jo wieder verbessert hätte. Immerhin war sie ja unschuldig! Dass das weggelassen wird, überhaupt ist das Ende recht kurz, finde ich dagegen sehr schade.

 

 

Fazit:

Das Buch bzw die Idee an sich war super und ich kann mir vorstellen, dass ich mir mal wieder ein Buch mit diesem Setting holen werde. Allerdings bin ich wie gesagt nicht mit der Auflösung zufrieden, warum, habe ich ja bereits erwähnt. Und mir fehlte auch besonders am Ende so manches, habe ich ja auch bereits erwähnt. Das hat den Lesespaß dann doch stark abgedämpft, was auch ziemlich schade ist. Naja, aber ich kann es auch nicht ändern. Von mir bekommt das Buch insgesamt 3,5 Sterne, da ich aber nur ganze Sterne verteile, runde ich auf zu vier Sternen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle:

Foto: Selbst geschossen