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Sind euch eher ständige Handlungswendungen oder eine logische Geschichte wichtig? (Torsten’s Bücherecke)

 

Das ist eine seltsame, aber auch schwere Frage, finde ich. So wirklich habe ich mir beim Lesen nicht wirklich solche Gedanken gemacht, ich finde es wichtig, dass die Geschichte interessant geschrieben ist und je nach Genre mehr oder weniger spannend. Zumindest erwarte ich von einem Thriller, dass er spannender ist als eine Slice-of-Life-Geschichte. 

 

Aber jetzt zu den zwei Punkten zurück, um die es in der Frage geht. Im Grunde ist beides wichtig, würde ich sagen. Wenn in einer Geschichte nicht viel passiert, dann ist es ja irgendwie öde. Vor allem bei den zwei Genres, die ich derzeit nach wie vor lese (Fantasy und Krimi), dann erwarte ich schon, dass es immer mal zu Handlungswendungen kommt, dass immer wieder was passiert. Beim Krimi kann es sein, dass der Täter wieder zugeschlagen hat, dass es neue Hinweise gibt, dass ein entführtes Opfer wieder zurückkommt usw. Beim Fantasy kann es sein, dass ein neuer Bösewicht auftaucht, man eine neue Fähigkeit entdeckt oder der Hauptcharakter zu einem neuen Ort reist. Nur das jetzt alles als Beispiel. Einen Krimi, in welchem Franz Eberhofer 24/7 in seinem kleinen Büro hockt oder eine Fantasy-Story, die Bilbo quasi nur aus seinem Hobbithaus heraus erzählt, wäre ja nicht sonderlich interessant, oder?

 

Gleichzeitig muss die Geschichte aber auch Sinn machen. Klar, kleine Fehler können immer mal wieder auftreten, aber an sich muss es schon schlüssig sein. Es muss ja auch nicht unbedingt immer den Regeln der unseren Welt entsprechen. Wenn ich da z.B. an Naruto denke, kein Mensch kann auf Wasser laufen oder Wände hochlaufen (auch wenn man sprichwörtlich manchmal vor Wut die Wand hochgeht, aber das ist nur ein Sprichwort). Oder um bei Büchern zu bleiben: Harry Potter. In der Realität gibt es (leider) keine solchen Hexen und Zauberer, wir alle sind zu 100% Muggel. Dennoch, dass in der Welt von Naruto die Ninja mithilfe von Chakra auf Wasser stehen können oder Mrs Weasley in der Harry Potter Welt den Haushalt mithilfe von unausgesprochenen Zaubersprüchen täglich auf Vordermann bringt, ist in diesen jeweiligen Welten logisch. Ich messe es also nicht nach der Logik meiner Welt, sondern nach der, in der die Geschichte spielt. 

Oder um mal beim Eberhofer zu bleiben: Normal sind nicht so viele Leute auf einen Schlag so seltsam ... jedenfalls vermute ich das. Dass aber die Leute in Niederkaltenkirchen irgendwo ein wenig schräg drauf sind, ist in dieser Welt ganz normal.

 

Natürlich kommt es auch darauf an, wie die Geschichte aufgebaut ist. Ich hab letztens ein Buch gelesen, welches in zwei Zeitabschnitten spielte: Gegenwart und Vergangenheit. Hier war es logisch, dass sich die Hauptcharakterin in bei den Abschnitten unterscheidet, immer hat sie ihr Leben geprägt. So macht es auch Sinn, dass sie Dinge, die sie in der Vergangenheit noch nicht kann, dort lernt und es dann in der Gegenwart kann. 

 

Also ja, eine Geschichte, eine Handlung sollte je nach Genre mehr oder weniger abwechslungsreich sein, aber auch einen roten Faden haben, passend zur Erzählung. Auch sollte man immer versuchen, zu erklären oder zu zeigen, warum die Charaktere so handeln. Oder man klärt sie hinterher auf, wie z.B. bei Bösewichten. Vermutlich kommt bei mir die Serienguckerin raus, aber ich mag es, wenn jemand z.B. etwas schlimmes macht und man dann mehr über die Person und ihre Vergangenheit erfährt. Dass man dann herausfindet, warum sie etwas tut. Dass jemand etwas böses macht, weil er/sie böse ist und dass es nichts als nur das ist, ist eine Sache aus den 90igern, die gerne doch bleiben kann.

Zwar macht es die Taten nicht besser, aber die Charaktere sind dann nachvollziehbarer, greifbarer. Außer, ihr Plan ist die Weltherrschaft, dann ist das nach wie vor ausreichend als Motiv ;-)

So hat man auch einen roten Faden. 

Als Beispiel hier wieder Harry Potter: Er bekommt den Tarnumhang von Dumbledore, damit bemerkt er: Aha, ich komme damit nachts in die verbotene Abteilung, weil mich darunter keiner sehen kann. Er wird dabei trotzdem fast erwischt und flieht in einen Raum, in welchem er einen Spiegel sieht. Dort drin kann er seine Eltern sehen und seitdem geht er jede Nacht dort heimlich hin, weil er seine Eltern nicht kennt und sie nach wie vor vermisst. Er kann sie zwar nur sehen, aber da alleine reicht ihm schon, damit er immer wieder dorthin schleicht.

 

Wenn Handlungspunkte sich logisch die Hand geben und ein wunderschöner roter Faden vorhanden sind, sowas finde ich schon wichtig in einer Geschichte. Ich finde es total nervig, wenn ich mich frage: Warum macht er das? - und darauf nie eine Antwort bekomme.

 

Was mir beim letzten Beispiel noch auffiel: Es kam immer wieder zu Wendungen, die ich wie gesagt auch wichtig finde: Er bekommt einen hilfreichen Gegenstand, der ihn an einen versperrten Ort bringt - er wird entdeckt - er findet einen anderen magischen Gegenstand, der eine besondere Bedeutung hat. 

Hat was von einem Videospiel, wo man auch erst von irgendeinem Ort einen Schlüssel holen muss, um endlich diese blöde Tür in der Halle aufschließen zu können.

 

Gut, ob eine Story, der rote Faden Sinn macht, liegt natürlich auch im Auge des Betrachters. Andere Leute könnten jetzt argumentieren, dass das ja alles so rein zufällig war und das könnte doch gar nicht sein. Doch das ist nicht meine Meinung, daher werde ich nicht näher darauf eingehen.

 

 

TL;DR: Ich finde, es ist beides irgendwo wichtig, weil z.B. ein Krimi ohne Abwechslung wäre langweilig oder eine Geschichte ohne roten Faden und eigener Logik, passend zur jeweiligen Welt, wäre komisch.

 

 

 

Ich bin bei Montagsfragen eher ein stiller Mitleser ;-)