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ANNO 1701 - Mensch ärgere dich nicht Anno 1701, Computerspiele, Hass, Strategie

Autor:  Terri


"Mit 17 Jahren ist man noch lange nicht zu alt für Computerspiele."
Das dachte sich wohl auch mein Bruder, der mir zu meinem 17. Geburtstag das Spiel ANNO 1701 in die Hand drückte. Ich konnte mich nur noch schwach an den (die?) Vorgänger erinnern, in die ich schon mal "hineingeschnuppert" hatte.
Solange bis die Rattenplage kam, das war der Moment in dem ich meine alte Mühe herunter gefahren hatte und unter Tränenströmen das Bett aufsuchte .....

Es soll ja Menschen geben, die mit dem Begriff ANNO so gar nichts anfangen können. Kurz gesagt ist es eine Wirtschaftssimulation, die in der Vergangenheit spielt. Ihr bekommt ein Schiff und eine begrenzte (wenn auch große) Spielkarte mit Inseln. Diese besiedelt ihr, erntet Rohstoffe, baut Häuser und dann steigen (mit Blut und Schweiß) eure, anfangs noch dümmlich schauenden, Pilger zu Siedlern, Bürgern, Kaufleuten und so weiter auf. Doch ihr seid nicht der Einzige auf der Karte, sodass ihr mit anderen (mehr oder minder) lustigen Mitspielern Handel treiben könnt, oder aber Krieg führt.


Zugegeben, die Ratten waren diesmal nicht das Problem (denn schöner Weise verschwindet die Rattenplage nach ca. 2 Minuten von selbst, was für traumhafte Fortschritte!!), nein, die Probleme liegen diesmal viel, viel tiefer.


Nachdem ich die laaaaangweiligen Einführungssenarien hinter mir hatte, startete ich sofort, ohne irgendwas anderes zu tun, ein Endlosspiel.
Anfangs lief alles super, meine Menschleins brauchten nicht lang und stiegen bald zu Siedlern auf. Rohstoffe erwirtschaftete ich mir über ein verzwicktes (aber funktionierendes!!) Handelssystem von meinen kleineren Nebeninseln auf meine Hauptinsel. Meine Mitspieler bettelten um Handelsverträge, als auch Bündnisabkommen. Ich stand kurz davor meinen Gottkomplex voll auzuleben.
Doch nach 3 weiteren Stunden Spielzeit und einer Siedlerstadt, die fast schon lächerlich groß war, stellte ich etwas fest.
Es passiert nichts.
Meine Siedler wollten einfach nicht zu Bürgern werden.
Alle ihren albernen Bedrüfnisse waren zu 100% gestillt, und trotzdem änderte sich einfach nichts. Also tat ich, was wohl jeder getan hätte. Ich baute noch mehr Häuser. Und noch mehr und noch mehr und noch mehr.
Und dann klappte ich meinen Laptop zusammen und warf mich aufs Bett. Frustriert.


Am kommenden Tag fragte ich das Orakel von Delphi meiner Altersgruppe.
Das Internet.
Die Steuern waren zu hoch. Meine Siedler waren glücklich, aber sie hätten euphorisch über die Steuern freuen müssen.
Sie verweigern den gesellschaftlichen Aufstieg, weil sie keinen Freudensprung machen, wenn sie die Steuerpreise sehen?
Eine Woche lang blieb ANNO 1701 unangetastet.


Ein Neuer Versuch.
Diesmal war ich schlauer. Besiedelte eine neue Insel auf einer neuen Karte.
Und-es-lief-großartig! Meine Siedler wurden zu Bürgern und diese bald sogar zu Handelsleuten. Verwöhntes Pack, aber sie geben großzügige Steuern ab. Leider haben sie auch anspruchsvollere Wünsche. Einen lächerlich hohen Alkoholkonsum, Theater, Universitäten, einen Senat, Lampenöl, Schmuck und Pralinen.
Pralinen.
Ich schaffte es fast immer alles irgendwie selbst herzustellen und war somit nie auf anderen Händler angewiesen, doch Pralinen stellten ein Problem dar.
Also ließ ich den freien Händler ab und zu bei mir vorbei kommen um mir ein paar Tonnen von der begehrten Süßspeise verkaufen zu lassen. Und das ging auch gut.
Bis der Händler Verspätung hatte.
Durch mehrere Warnsignale versuchte man mir klar zu machen, dass meine Stadt Pralinen braucht. Ich wartete geduldig auf den Händler und fragte mich mit grinsendem Gesicht "Sonst was?".
Die Antwort kam promt.
Das Volk ging auf die Straße, es fing an zu demonstieren (Ich würde so gern wissen was auf den Schildern stand, die es hochhielt!) und randalierte in der Stadt.
Ich sah schnell im Kontor nach, ob es noch andere Dinge gab, die sie dringend benötigten. Aber nein, alles war da. Es fehlten nur Pralinen. Das Volk sammelte sich. Zerstörte ihre eigenen Häuser. Die Stadt stand in Flammen.
Der Senat wurde niedergebrannt.


Zwei Minuten, nach diesem traumatisierendem Erlebis kam der Händler.
Die Pralinen wurden abgeliefert und die Bürger fingen fröhlich mit dem Wiederaufbau der Stadt an.

Ich möchte keinesfalls an der historischen Korrektheit der Ereignisse in ANNO 1701 zweifeln. Es muss zu dieser Zeit eine Menge Pralinenaufstände gegeben haben, schade nur, dass es davon keine Aufzeichnungen gibt.

Nein, ehrlich, ich mag ANNO 1701.
Aber es gibt Momente im Spiel, in denen ich mir nicht sicher bin, ob man mich nicht auf den Arm nehmen will. Soll vermutlich einfach so sein.

Es ist wie eine moderne Version von "Mensch ärgere dich nicht" ....


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