Ritzen - Ersatz, Bezug und Widersprüche
Autor: MAROON
Heute spreche ich ein Thema an, für das mich wahrscheinlich jetzt schon einige von euch hassen werden, allein weil es so umstritten ist. Und zwar geht’s in diesem Eintrag über das Ritzen :o
KHABOOHM!
Nein, ich möchte nicht allgemein Stellung beziehen, denn jeder hat schließlich seine eigenen Gründe, warum und ob er es überhaupt macht.
Ich schreibe hier über meine Meinung. Ihr dürft natürlich immer gerne euern Senf dazugeben, aber ich will keine sinnlosen ‚Du hast doch sowieso keine Ahnung!‘-Kommentare bekommen.
Ich weiß schon in gewisser Weise worüber ich schreibe, auch wenn ich nicht unbedingt erläutern möchte wieso.
Meiner Meinung nach ist ritzen eine Art Hilfeschrei nach der Aufmerksamkeit, die man nicht bekommt. Mit Aufmerksamkeit ist nicht ‚Hey, lo. Hier bin ich, schaut mich an, ich bin cool, ich ritze mich!‘ gemeint, sondern die Aufmerksamkeit einer Person (hierbei scheint es egal zu sein welche), die sehen soll, dass es einem echt übel geht und helfen soll. Anderen Falls würde man sich nicht sinnlos in die Haut schneiden, so, dass es für jeden sichtbar ist.
Oder auch, seiner Verzweiflung ein Ventil zu geben. Meist, weil man einfach niemanden hat, mit dem man vernünftig über eine Sache sprechen kann, oder weil es einfach niemanden gibt, der kompetent genug ist aufbauende Worte zu geben.
Ich möchte auch nicht behaupten, jeder Ritzer wäre gleich. Jeder hat seine individuellen Probleme, die individuell zu behandeln sind. Jeder hat individuelle Eigenschafften. Das heißt, dass das, was ich hier schreibe nicht auf jeden zutrifft.
1. The Butterfly Project
Unterthema 1 dieses Eintrages bezieht sich auf das Butterfly Projekt. Gefunden habe ich es in einem Weblogeintrag, keine 30 Minuten später wurde heiß, aber niveauvoll diskutiert. Und die Diskusion ging 2 Tage später in meinen vier Wänden mit meinem Vater weiter.
Hier die Anleitung:
1. Wenn du dich fühlst, als würdest du dich ritzen wollen, nimm einen Stift oder einen Marker und mal einen Schmetterling auf dein Handgelenk.
2. Benenne den Schmetterling nach jemandem der dir wichtig ist, oder der möchte, dass es dir besser geht.
3. Der Schmetterling muss von alleine verschwinden. Wisch ihn nicht weg!
4. Wenn du dich ritzt, bevor der Schmetterling weg ist, hast du ihn getötet. Wenn du es nicht tust, kann er weiterleben.
5. Wenn du mehr als einen Schmetterling hast, tötest du alle, wenn du dich ritzt.
6. Andere Leute können dir auch welche auf das Handgelenk malen. Diese Schmetterlinge sind besonders. Gib gut auf sie Acht.
7. Auch wenn du dich nicht ritzt, mal dir Schmetterlinge auf das Handgelenk, wenn du dich schlecht fühlst. Wenn du das tust, benenne den Schmetterling nach jemandem, von dem du weißt das er sich ritzt, oder dem es gerade nicht gut geht und erzähl es der Person. Es kann helfen!
Die Gegenargumente habe ich nicht wirklich verstanden.
- 1. „Durch das ‚Töten‘ des Schmetterlings bekommt der Ritzer Schuldgefühle.“
- 2. „Es geht nicht um den Schmetterling, sondern darum, dass der Ritzer enttäuscht von sich selbst ist, weil er sich wieder geritzt hat.“
- 3. „Die Verbindung mit dem Schmetterling und der Person, dessen Namen er trägt enttäuscht indirekt auch die Person, wenn der Ritzer sich wieder ritzt.“
Leute… das ist nur ein gottverdammter Schmetterling. Eine niedlich dargestellte Fiktion, die einem helfen soll, oder kann, je nachdem ob sie wirklich hilft, oder nicht. Nichts weiter.
Eine Zeichnung zu töten erweckt keine Schuldgefühle.
Des Weiteren sollte man beachten, dass dieser Schmetterling eine Symbolische Bedeutung hat. Er ist eine subtile Hilfe, eine Affirmation, die eine Art ablenkende Wirkung hat.
Der Schmetterling steht für eine innere Wandlung.
Ich denke, Leute die sich ritzen sind ohnehin sehr sensibel und haben ein ‚gewisses‘ Gespür für tiefgründige Dinge und/oder Poesie, da ist der Schmetterling die schönste Idee, weil er einfach die Seele berührt.
Man könnte sich auch einen Toaster auf den Arm malen und ihn nach einer wichtigen Person benennen, da geht aber der Flair verloren. :o
Schuldgefühle wird man so, oder so haben. Ob man sich nun wieder ritzt, mit einem Schmetterling auf dem Arm, oder ohne. Der Schmetterling ist nur dafür da in gewisser Hinsicht Halt zu geben. Den Halt, den der Ritzer von Anderen nicht bekommt.
Ich finde es ist eine gute Idee, die man auf jeden Fall einmal ausprobieren sollte.
2. Die Ersatzideen der Psychologen
Die Ideen der Psychologen einen ‚Ersatz‘ fürs Ritzen zu finden, ist meiner Meinung nach totaler Schwachsinn. Eiswürfel kauen, oder Gummibänder gegen den Arm schnipsen. So ein Müll kann sich nur jemand ausdenken, der sich selbst noch nie in so einer Lage befunden hat.
Meiner Meinung nach geht es beim Ritzen um das Selbstverletzen, nicht darum sich weh zu tuen.
Denn, wenn es nur darum gehen würde, würde sich niemand ritzen, sondern beispielsweise Tag und Nacht gegen Wände rennen, oder sich selbst eine scheuern.
Bei diesen ‚Ersatzideen‘ sieht man kein Resultat, es ist nicht zufriedenstellend.
Ich will das Ritzen nicht gutheißen, ich will nur klarstellen, dass meiner Meinung nach keiner dieser Ideen hilfreich ist.
3. Tattoo und Piercing – Eine andere Art des Ritzens?
Letztens erst habe ich einen sehr interessanten Beitrag eines jungen Herren gelesen, der fest der Meinung war, piercen und tätowieren würden sich nur die psychisch Labilen, Leute, die ohnehin einen Hang zur Selbstverletzung haben und es als eine Art ‚Ritzen‘ ansehen.
Wenn man mich fragt: totaler Opossumrotz.
Piercing und Tattoo ist ein Körperschmuck. Man will Dinge verewigen und/oder sich schmücken.
Das Piercings im Gesicht über einen längeren Zeitraum schädlich sind, wissen die Meisten gar nicht.
4. Blah Blah Blah
Dieses Thema ist so weitläufig, dass ich mich hier nicht auf 100 Seiten darüber äußern möchte.
Ich unterhalte mich mit euch gerne über EURE Argumente, wenn ihr bereit seid, sie mir mitzuteilen ^^
Ich wünsche mir nur, dass eure Kritiken irgendwo niveauvoll sind und nicht aus Hass, weil ihr einer ganz anderen Meinung seid, dahingekritzelt sind.
Außerdem beantworte ich gerne Fragen und/oder ähnliches.
Vielen Dank, dass ihr mir bis zu dieser Stelle eure Aufmerksamkeit geschenkt habt! <D