Auf den Zahn gefühlt
Autor: june-flower
Zuerst sind da die Milchzähne, welche den kleinen Kindern so viel Freude bereiten: jeder ausgefallene Zahn wird freudig begrüßt, kommt doch die Zahnfeee (oder Zahnmaus) und bringt Süßigkeiten (ob das so gut ist?) oder gar ein bis zwei Euro vorbei. Die bleibenden Zähne sind dann ein Schatz, für den man manchmal auch leiden muss. Durch Korrekturen wie Zahnspangen oder Schienen wird das Ganze auf die richtige Bahn gebracht.
Bleiben da nur noch die Weißheitszähne.
Früher kamen diese freundlichen Individuen vor allem bei ausgewachsenen Menschen - auf jeden Fall bei Menschen über dem vollendeten 20. Lebensjahr. "Weißheit" sagt es ja schon - man ist weise, man hat viel gesehen, man kann von sich sagen, mehr zu wissen als man vorher wusste.
Was sagt es dann über unsere heutige Jugend aus, dass die Weißheitszähne ihre Köpfe bereits im 18. Lebensjahr ans Licht recken?
Und was sagt es uns, dass diese dann meist sofort und unverzüglich operativ entfernt werden?
Gott ist nicht grausam. Das kann nicht sein. Aber warum gab er den Menschen Zähne, die erst nach Jahren wachsen und nichts als Schmerzen verursachen? Nur, um einen Lacher zu fabrizieren? Sicherlich nicht.
Sollten diese Backenzähne - von Zahnärzten liebevoll 1-8, 2-8, 3-8 und 4-8 genannt - also irgendwann einmal einen richtigen Zweck gehabt haben, so ist dieser unter der Last und Erinnerung der Zivilisation endgültig verloren gegangen. Den einzigen Sinn, den sie heute noch zu haben scheinen, ist, Schmerzen zu verursachen. Und das nicht zu knapp.
Prima.
Die Jugend von heute ist ihre Weißheit also im Alter von 23 so ziemlich vollständig los. Die Zahnärzte sind reicher. Der Kiefer um 4 Zähne ärmer. Und was hat es uns gebracht?
Bei all den UNannehmlichkeiten, die bei der Extraktion der Weißheitszähne entstehen, sehe ich persönlich nur einen einzigen Vorteil. Die heutige Generation von Jugendlichen wird ihre 8ter wohl alle verlieren, was bei der uns vorangegangenen Generation nur eingeschränkt der Fall war.
Wie aber Evolutionsforscher sehr klug festgestellt haben, hat die Evolution bisher alles Unnötige im Bauplan des Menschen gestrichen, sobald ersichtlich wurde, dass es unnötig war. (Das meiste, zumindest. Die Haare auf den Armen sind geblieben...)
Wie hoch ist dann unsere Chance, dass eine der folgenden Generationen einsieht, wie wenig die Weißheitszähne noch mit Weißheit zu tun haben und diese sich erst gar nicht bilden? Das würde eine Menge Ärger, Schmerz und Kosten sparen.