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Mein ist die Dunkelheit

von

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XXXVIII. Kapitel

 

 

Sie riechen nach Meeresalgen und Kräuter-Shampoo, ihre Haut ist von der heißen Dusche noch ganz erhitzt und ihre Haare noch feucht.

Fertig angekleidet für den Tag sitzen sie auf dem riesigen Bett und Urushihara trägt wieder einen von Maos Hoodies, diesmal einen, der schon seinem König etwas zu groß ist und natürlich dann für ihn erst recht und Mao muss zugeben, es ist einfach nur ein entzückender Anblick, wie sein General in diesem weichen, flauschigen Fleece regelrecht versinkt.

Mao muss wirklich an sich halten, um ihn nicht zu Tode zu knuddeln.

Versonnen lässt Mao Strähne um Strähne von Urushiharas dunkelviolettem Haares durch seine Finger gleiten, während er mit der anderen Hand den Föhn hält. Er achtet peinlich genau darauf, dass der warme Luftstrom nicht zu heiß wird. Er föhnt gerne die Haare anderer Leute. Früher gab es nur Ashiya, bei dem er das machen durfte, dann kam Alas-Ramus. Und nun kann er sich sogar endlich einen jahrhundertealten Wunsch erfüllen, von dem er erst jetzt, wo er ihn wahr werden lassen kann, weiß, dass er ihn hegte.

Mao ist so zufrieden, dass er, ohne es selbst zu bemerken, eine langsame Melodie vor sich hin zu summen beginnt.

Urushiharas Augenbrauen zucken belustigt in die Höhe, doch er spart sich jedes spöttische Kommentar. Er will diese ruhige, friedliche Atmosphäre zwischen ihnen nicht zerstören. Bisher war es ein traumhafter Morgen – er wurde mit einem Blowjob geweckt, wurde geküsst und gehalten und unter der Dusche dann weiter verwöhnt ohne danach verlangt zu haben und ohne dass von ihm eine Gegenleistung erwartet wurde (nicht, dass er sie nicht trotzdem gab, denn er steht nicht auf Almosen) und jetzt fühlt er sich herrlich erfrischt und zugleich auch angenehm träge und das Gefühl von Maos Fingern in seinem Haar jagt ihm angenehme Schauer über den Rücken.

Nein, so etwas muss man genießen, so lange man kann.

Trotzdem wird er das nagende Gefühl nicht los, dass irgend etwas nicht stimmt. Es ist nicht seine übliche Paranoia oder sein erlittenes Trauma des beinahe-Erfrierens, das immer irgendwie am Rande seines Bewusstseins lauert – und das wahrscheinlich auch noch eine ganze Weile dort verharren wird – nein, das hier ist simpler.

Wenn er doch nur etwas sehen könnte! Ein Blick in Maos Miene und er würde wissen, was diesen jetzt schon wieder umtreibt.

Wenn er es mir nicht sagt, bis wir das Zimmer verlassen haben, dann frage ich ihn einfach danach, schwört er sich stumm.

Es ist, als habe Mao seine Gedanken gelesen, denn plötzlich hört er auf zu summen, schaltet den Föhn aus und legt ihn beiseite. In der plötzlichen Stille kann Urushihara Maos tiefen Seufzer ganz deutlich hören und eine angespannte Nervosität erwacht in seinem Magen.

Die Matratze knarrt leise, als Mao von hinten die Arme um ihn schlingt und dann das Kinn auf Urushiharas linke Schulter stützt.

„Lucifer, cor meum...“ seine Stimme ist ein sanftes Raunen dicht an Urushiharas Ohr und zugleich ziemlich bedeutungsschwanger, so dass sich Urushihara unwillkürlich anspannt. „Alas-Ramus und ich haben einen Weg gefunden, wie du dein Augenlicht zurück erhälst.“

Urushihara erstarrt regelrecht. Für einen Moment ist sein Gehirn wie leergefegt.

„W-was?“ bringt er dann schließlich mit schwacher Stimme heraus. Wider besseren Wissen keimt in ihm so etwas wie ein kleiner Funken Hoffnung auf.

Haben sie einen Weg gefunden, wie wir zurück auf den roten Mond kommen?

„Alas-Ramus und ich teilten uns heute einen Traum und haben dabei die Lösung gefunden“, aufgeregt drückt Mao ihn an sich. „Sie war die ganze Zeit vor unseren Augen und wir haben sie nur einfach nicht gesehen. Dabei ist es so simpel. Anstatt uns auf dämonische Energie zu verlassen, können wir doch nehmen, was Emi die ganze Zeit immer in ihrer Handtasche mit sich herumschleppt.“

Urushihara spürt, wie ihm alle Farbe aus dem Gesicht weicht. Seine Kehle ist plötzlich wie zugeschnürt.

Alles in ihm sträubt sich mit aller Macht gegen diesen Gedanken.

„Das ist eine nette Idee und ich weiß das wirklich zu schätzen“, erwidert er betont ruhig und mit einem wohldosierten Hauch von Herablassung, „aber das wird nicht funktionieren. Erstens glaube ich nicht, dass Emi ihre Heilige Energie für Notfälle freiwillig herausrückt, schon gar nicht für mich und zweitens würde ein Schluck da nicht genügen. Ich bräuchte alles. Die ganze Flasche. Am besten sogar zwei.“ Als Mao daraufhin nur ein leises Brummen von sich gibt, das alles andere als überzeugt klingt und sich darüberhinaus nur weiterhin an ihn schmiegt, als würde ihn gar nichts davon berühren-

ja, weil er sich seine Meinung schon längst gebildet hat – greift Urushihara zu dem Nächstbesten, was ihm auf die Schnelle einfällt:

„Und drittens“, fährt er triumphierend fort, „würde ich mit dieser Menge an Heiliger Energie in meinem Blut auf Gottes Radar aufleuchten wie eine Supernova. Und findet sie mich, findet sie auch euch und damit auch Alas-Ramus.“

So, das sollte ihn umstimmen, oder? Mao würde doch gewiß niemals seine Ziehtochter bewußt in Gefahr bringen.

Doch zu seinem großen Erstaunen lacht Mao nur leise. Und drückt ihm einen Kuß auf die Wange.

„Na und? Dann bekämpfen wir sie eben. Wir haben bisher jeden besiegt, den Gott auf uns angesetzt hat. Sogar Gabriel und der ist der Stärkste ihrer Gefolgsleute.“

„Gabriel ist müde. Er hat verloren, weil es ihm egal ist, ob er verliert oder gewinnt.“ In seiner Stimme liegt so viel Sympathie, dass Mao unwillig die Stirn runzelt. Zum Glück kann Urushihara das nicht sehen und Mao gelingt es sogar, sich auch sonst nichts anmerken zu lassen.

Er klingt sogar regelrecht übermütig, als er antwortet:

„Nun, wenn Gott uns angreift, dann bist du doch auf unserer Seite, der mächtigste Erzengel von allen.“

Touchez. Unwillkürlich krallen sich Urushiharas Finger etwas fester in die Decke unter ihm. Oh, er hätte wissen müssen, dass Mao das gegen ihn verwendet.

„Die Wirkung von Emis Zaubertrank wird nicht lange genug anhalten. Das hier ist die Erde, ohne Speichereinheit fließt die Heilige Energie aus mir genauso heraus wie die dämonische.“

„Nachdem sie dich geheilt hat.“ Maos Stimme ist das Grinsen überdeutlich anzuhören. „Lucifer, das ist alles, was für uns zählt. Allen anderen Problemen stellen wir uns, wenn sie auftauchen. Wie immer.“

„Ja, sorglos wie immer“, platzt es aus Urushihara unwillkürlich heraus. Jetzt wirklich wütend windet er sich aus Maos Umarmung und dreht sich zu ihm um.

„Das Risiko-“

„Blablabla“, unterbricht ihn Mao.

Urushihara bleibt für einen Moment glatt die Spucke weg. Er glaubt, sich verhört zu haben.

„Was?“

„Du hast schon richtig gehört“, kommt es seelenruhig zurück. „Das sind doch alles Ausflüchte, Lucifer. Cor meum“, fügt er hinzu, um seinen Worten etwas die Schärfe zu nehmen. Er legt seine Hände an Urushiharas Oberarme und drückt einmal sanft, aber nachdrücklich zu.

„Ich glaube, du weißt schon längst, dass die Heilige Energie deine einzige Chance ist. Wieso sonst drehen sich deine ganzen Träume immer darum, in den Himmel zurück zu kehren?“ Er bemüht sich um einen besonders sanften, verständnisvollen Tonfall und während er redet, wandert seine rechte Hand über Urushiharas Schulter und seinen Hals hoch zu seinem Gesicht. Als Urushihara unwillkürlich seine Wange gegen Maos Handfläche schmiegt, senkt sich Maos Stimme zu einem liebevollen Schnurren. „Oh, cor meum, te amo, sed video per te.“ Oh mein Herz, ich liebe dich, aber ich durchschaue dich.. „Es geht nicht um Gott oder darum, dass du deine Heimat vermisst, sondern nur um die unbegrenzte Heilige Energie, die es dort gibt. Ganz tief in dir drinnen weißt du, dass sie die einzige Chance auf Heilung ist. Und das einzige, was dich davon abhält, Emis konzentrierte Heilige Energie zu trinken, ist nicht die Befürchtung, dass du dann in ihrer Schuld stehst-“

„Wann hab ich das je gesagt?“ protestiert Urushihara scharf, pflückt Maos Hand von seiner Wange und rutscht ein paar Zentimeter zurück.

Aber Mao lässt sich davon nicht beeindrucken und redet ungerührt weiter.

„- oder deine Sorge um Alas-Ramus, denn wir wissen beide, dass du sie gegen alles und jeden mit deinem Leben beschützt, genau wie jeder andere von uns und verdammt nochmal, gegen diese geballte Power hat niemand eine Chance, nicht einmal Gott. Und Gabriel ist nicht müde, er weiß das auch und deshalb haben wir diesen Waffenstillstand, nur deshalb!“

Mao holt einmal tief Luft und langt nach urushiharas Händen, um sie fest zu halten. Ob wohl er weiß, dass es keinen Sinn macht, starrt er intensiv in diese schönen, violetten Augen.

„Nein, Lucifer, der einzige Grund, weshalb du zögerst, ist deine abgefuckte, toxische Beziehung zu Gott. Du willst nichts mehr mit ihr zu tun haben und daher auch nichts mit Heiliger Energie. Ein paar Tropfen sind in Ordnung, wenn du dadurch kämpfen und beschützen kannst. Aber wenn es darum geht, dich zu heilen, da stellst du dich auf einmal quer. Lucifer, wir waren gemein zu dir, das stimmt, aber derjenige, der am Gemeinsten zu dir ist, das bist du selbst. Hör endlich auf, dir selbst im Weg zu stehen. Nimm unsere Hilfe an. Nimm unsere Freundschaft an. Nimm meine und Alas-Ramus' Liebe an.“

Ohne sich dessen bewußt zu sein, ist er näher gerückt, bis er ganz dicht vor Urushihara kniet und presst dessen Hände nun ganz fest gegen seine Brust.

Urushihara kann ganz deutlich seinen Herzschlag spüren und ohne dass er es will, schmilzt etwas in ihm dahin. Und ehe er es sich versieht, lehnt er seine Stirn gegen Maos Schulter. Sekundenlang sitzen sie nur so da und dann seufzt Urushihara einmal ganz tief auf.

„Jetzt weiß ich es wieder.“

„Was?“

„Wie du all diese Clane auf deine Seite gezogen hast, obwohl sie deinen großen Plan nie kapierten. Du hast sie so lange bequatscht, bis ihnen der Kopf schwirrte und sie ja sagten, nur, um ihre Ruhe zu haben.“

Mao grinst nur. Er weiß, dies ist das Äußerste an Zustimmung, das er von dem gefallenen Engel in dieser Sache bekommen wird, aber für ihn ist das völlig ausreichend.

„Bist du bereit?“ fragt Mao ihn nach einer Weile, in der sich keiner von ihnen gerührt hat.

Urushihara nimmt seinen Kopf von Maos Schulter – die sich daraufhin furchtbar leer anfühlt – richtet sich gerade auf und nickt dann wortlos. Er sieht blaß aus und wirkt nervös.

„Hey, alles wird gut, das verspreche ich dir“,  die Stimme zu einem leisen, aufmunternden Gurren senkend, legt er die Finger seiner rechten Hand unter Urushiharas Kinn und dirigiert seinen Kopf ein wenig höher, damit er ihn besser küssen kann. Es wird ein sehr sanfter, bedächtiger Kuß und Mao legt all seine Liebe hinein und er weiß, er macht alles richtig, als Urushihara in gewohnter Art und Weise gegen ihn schmilzt.

Oh, er weiß genau, was er als allererstes zu seinem General sagen wird, sobald dieser ihn wieder sehen kann.

 



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