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Mein ist die Dunkelheit

von

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XXXV. Kapitel

 

 

Dicke, weiße Flocken fallen träge aus den tief hängenden Wolken und legen sich lautlos auf den vereisten Schnee, doch in der Hütte herrscht heimelige Wärme. Das ganze Erdgeschoß ist erfüllt vom würzigem Geruch gegartem Fleisch und Gemüse und untermalt von ihren vergnügten Stimmen.

Sie sitzen locker um den Esszimmertisch herum. In der Mitte steht der kleine Elektrokocher und auf diesem der Tontopf, in dem die Fleischstreifen und das Gemüse in der Brühe vor sich hinköcheln. Teller mit verschiedenen Dip-Soßen und mit dem Nachschub in Form von rohem Gemüse, sind sorgsam daneben angeordnet und vor jedem von ihnen steht ein Teller, doch nur Alas-Ramus und Emi nutzen ihre, die anderen essen direkt aus dem Topf in den Mund.

Die Atmosphäre ist entspannt und locker.

Etwas zu locker, wenn man Ashiya fragt.

Er versucht, sich auf sein Essen zu konzentrieren, aber er kann nicht verhindern, dass seine Blicke immer wieder zu seinem König und dem gefallenen Engel hinüberwandern. Da er am Kopf des Tisches sitzt – von dort aus ist es näher zur Küche – hat er sie gut im Blick. Und anders als die beiden jungen Frauen sieht er auch ganz genau, was sich so alles unter der Tischplatte abspielt.

Wie am Morgen versprochen, wird Urushihara von Mao gefüttert, wozu dieser ihm natürlich sehr nahe gerutscht ist. Nicht nur ihre Knie berühren sich. Manchmal sieht Ashiya auch, wie eine Hand auf einem Knie landet. Meist ist es Maos. Und manchmal rutscht sie auch Urushiharas Oberschenkel hinauf.

Und über der Tischplatte, für alle sichtbar, scheut er sich nicht, Urushihara mal den Arm um die Schultern oder die Taille zu legen. Und immer wieder kommt er ihm mit dem Kopf ganz nahe. Manchmal berühren seine Lippen in Andeutung eines Kusses hauchzart Urushiharas Wange oder sogar sein Ohr, wenn er ihm wieder etwas zuflüstert.

Anfangs noch leise und verstohlen, doch je länger das Essen und ihr gemütliches Beisammensein dauert, desto offensiver flirtet er. Und ungefähr nach zwanzig Minuten hört er auf zu flüstern.

„Ah. Non possum exspectare dum soli iterum sumus“, schnurrt er schließlich für alle am Tisch gut hörbar, während er Urushihara mit grünem Gemüse füttert.

Ah. Ich kann es gar nicht abwarten, bis wir wieder unter uns sind.

Urushihara gluckst amüsiert. Er muss wirklich aufpassen, dass er sich nicht vor lachen an seinem Gemüse verschluckt.

Selten hat er so viel Spaß gehabt. Er wünschte, er könnte ihre Gesichter sehen, wenn Mao ihm all die anrüchigen Zweideutigkeiten ins Ohr flüstert. Auch wenn sie diese Sprache nicht verstehen, sollte die Intonation doch eindeutig sein. Auch glaubt er nicht, dass Mao seine Miene so gut unter Kontrolle hat, dass es niemanden auffällt.

Aber Chiho gegenüber ist das unfair. Doch jedes Mal, wenn sich sein schlechtes Gewissen meldet, flüstert Mao etwas oder berührt ihn irgendwo und die Schuldgefühle verschwinden genauso schnell, wie sie gekommen sind.

Entschuldige, Chiho, aber es ist einfach zu lange her, dass jemand mal so bemüht um mich war.

Es schmeichelt seinem angekratzten Ego.

Manchmal meldet sich zwar noch diese kleine Stimme des Zweifels, aber sie wird immer leiser.

„Osculor te, donec veniam petas. Lingua mea blande ventrem tuum deprimet. I osculari femur tuum. Tum ego te quasi ricinum siccum suges.“

Ich werde dich küssen, bis du um Gnade winselst. Meine Zunge wird sanft deinen Bauch hinabgleiten. Ich werde deine Schenkel küssen. Und dann werde ich dich lutschen wie eine trockene Zecke.

Bei Maos letztem Satz wird Urushihara plötzlich puterrot im Gesicht. Er hüstelt verlegen. Das Hüsteln geht prompt in einen seiner selten gewordenen Hustenanfälle über.

„Ja, danke“, meint er dann, sobald er wieder Luft bekommt. „Ni fyddaf yn rhoi cyfle i chi. Pan fyddaf wedi gorffen gyda chi, byddwch yn erfyn am drugaredd.“

Dazu werde ich dir keine Gelegenheit geben. Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du um Gnade betteln.

Mao lacht nur, vergräbt sein Gesicht in Urushiharas violettem Haarschopf und grollt:

„Tam pulchra es cum climax.“ Du bist so schön, wenn du kommst.

Ashiya hüstelt tadelnd, rechnet aber nicht damit, dass ihn jemand beachtet. Sein König zieht hier wirklich alle Register und er fragt sich nur, wo und wann er so zu flirten gelernt hat? Laut dem dämonischen Knigge nähert sich sein Werben dem Ende und dann kann, darf und sollte er Urushihara am Haar ins nächstbeste Bett schleifen, sonst hat er jeden Anspruch auf ihn verloren.

„Revelatio erat cum primum vidi te.“ – Es war eine Offenbarung, als ich dich zum ersten Mal sah.

In diesem Moment platzt Emi der Kragen.

„Hey, hört auf damit! Benutzt eine Sprache, die wir kennen!“

„Mylord“, ergreift Ashiya die Gelegenheit am Schopf, „so ungern ich es zugebe: da muss ich der Heldin Recht geben. Es ist respektlos, die Sprache und Gebräuche des Landes zu ignorieren, in dem man sich aufhält. Vor allem der armen Chiho-san gegenüber.“

„Entschuldigung“, wendet sich Mao zerknirscht an Chiho und auch Urushihara murmelt ein „Es tut mir leid“, doch die Mittelschülerin winkt nur ab und lächelt nachsichtig.

Sie hört ihnen gar nicht richtig zu, denn sie ist vollauf damit beschäftigt, sich um Alas-Ramus zu kümmern. Die Kleine sitzt auf ihrem Schoß und Chiho hilft ihr mit ihren Stäbchen und zeigt ihr, wie sie sich damit ihre Stückchen aus dem Fondue-Topf holen kann ohne dabei die Hälfte auf dem Tisch zu verteilen.

Um ehrlich zu sein, gefallen Chiho die Sprachen, in denen sich Mao und Urushihara unterhalten, sie klingen schön und irgendwie entspannend. Natürlich fühlt sie sich etwas ausgeschlossen und verspürt diesen leichten Stich in ihrer Brust, aber damit kann sie umgehen. Immerhin küssen sie sich jetzt nicht vor ihr und das rechnet sie ihnen hoch an.

„Oculi tui sicut gemmae micant et Cutis tua tam subtilis est quam sericum“, – deine Augen funkeln wie Edelsteine und deine Haut ist so zart wie Seide – raunt Mao verstohlen in Urushiharas Ohr. Dieser errötet wieder.

Alas-Ramus kichert plötzlich. „Papa findet so schöne Worte.“

Emi quietscht auf, als sie auf diese Weise unsanft daran erinnert wird, dass Alas-Ramus diese Sprachen versteht.

„Iek!“ Entsetzt zieht sie Alas-Ramus auf ihren Schoß und hält ihr die Ohren zu, dann funkelt sie die beiden jungen Männer ihr gegenüber erbost an. „Was ist das? Was sagt ihr euch da? Ich hoffe für euch, dass es jugendfrei war! Alas-chan, hör nicht hin.“

„Mama!“ protestiert die Kleine und versucht, ihre Hände von ihren Ohren zu ziehen. „Du bist gemein! Jetzt kommen doch nur noch die schönen Worte! Ich will die schönen Worte hören.“

Nur noch? Voller schlimmer Ahnungen, schnappt Emi nach Luft. Und als sie sieht, wie Ashiya betreten die Miene verzieht, bleibt ihr fast das Herz stehen. Der bemerkt seinen Fehler sofort.

„Bitte reg dich nicht so auf, Emilia“, versucht er, sie zu beruhigen. „Es sind keine anrüchigen Wörter gefallen.“

Sie mustert erst ihn durchdringend und dann, als er diesen Blick nur seelenruhig entgegnet, richtet sich ihr Blick auf Mao und durchbohrt diesen.

Mao schenkt ihr nur ein Schulterzucken und ein schiefes Grinsen.

„Bitte keinen Streit“, meldet sich da Chiho zu Wort. „Es war so ein schöner Tag. Und ein schöner Abend. Bitte, Emi, gib mir Alas-chan zurück. Sie hat noch nicht aufgegessen.“

Emi zögert, doch Alas-Ramus beginnt ungedulsig auf ihrem Schoß zu zappeln und als sie dann auch noch die Arme nach Chiho ausstreckt, gibt sich Emi widerwillig geschlagen. Sie ahnt, sie war nahe daran, dass Alas-chan ihr das gefürchtete „du bist nicht meine Mama“, entgegen schleudert und das will sie auf alle Fälle vermeiden.

„Benehmt euch“, zischt sie Mao und Urushihara wütend zu, während sie Alas-Ramus an Chiho zurückgibt. Und um auch ganz deutlich zu machen, dass sie es ernst meint, zeigt sie mit zwei gespreizten Fingern erst auf ihre Augen und deutet dann auf Mao. Ich behalte dich im Auge, soll das bedeuten.

Der lächelt nur betont höflich. Unter dem Tisch zeigt er ihr allerdings den Mittelfinger.

Ashiya, der das alles sieht, seufzt nur tonlos auf und verdreht die Augen.

Es dauert zwar eine Weile, bis sich die gespannte Atmosphäre wieder verflüchtigt, aber dann finden sie alle überraschend schnell wieder zu ihrer heiteren Gelassenheit zurück.

 

 

Oje. Vielleicht, aber nur vielleicht, war es doch keine so gute Idee, so intensiv mit seinem General zu flirten. Angestrengt beisst sich Mao auf die Unterlippe und starrt sein Spiegelbild an. Er hofft, dass das Nasse in seinem Gesicht von dem eiskalten Wasser stammt, das er sich eben ins Gesicht gespritzt hat und kein Schweiß ist. Es hat Spaß gemacht, sehr großen sogar, aber leider hat er die Reaktionen seines Körpers unterschätzt. Wer hätte denn auch ahnen können, dass dieser schwache menschliche Körper auf tugendhafte Zurückhaltung noch viel nachtragender reagiert als sein dämonischer? Mist. Leise ächzend presst sich Mao die Hand gegen den Schritt. Wird wohl Zeit, sich einzugestehen, dass er den heldenhaften Kampf gegen seine Triebe verlieren wird.  Noch ist er zu stolz, noch sträubt er sich, seine Jeans zu öffnen und sich Erleichterung zu verschaffen, aber...

Plötzlich klopft es an der Tür. Erschrocken zuckt Mao zusammen.

„Mao? Kann ich reinkommen?" 

Beim Klang dieser Stimme macht Maos Herz einen aufgeregten Sprung.

„Lucifer. Ja, komm rein. Die Tür ist offen.“

Die Tür öffnet sich und sein General schiebt sich herein.

„Mao? Ist alles in Ordnung“ fragt er leise, während er die Tür hinter sich wieder schließt, sich mit dem Rücken dagegenlehnt und nach dem Drehknopf tastet. Es klickt leise, als er die Tür zusperrt.

„Du bist schon seit zehn Minuten hier drinnen.“

Mao hat noch immer das Klicken des Türschlosses in seinen Ohren und starrt ihn nur unverwandt an. Die Schmetterlinge in seinem Magen schlagen Salto Mortale, als ihm bewusst wird, dass Urushihara sie hier eingeschlossen hat und in seiner steinharten Erregung beginnt es erwartungsvoll zu pochen.

Wie gebannt starrt Mao in diese blinden, violetten Augen und leckt sich einmal über die plötzlich viel zu trockenen Lippen.

„Ja, alles in Ordnung“, würgt er mit rauher Stimme hervor.

Erst jetzt bemerkt er die Kleidungsstücke, die Urushihara unter seinen anderen Arm geklemmt hat. Er erkennt … huh? Zwei Pyjamas?

„Ich hab Emi eine Stunde aus den Rippen geleiert.“

„Huh?“

„Sie wollte dich aus dem Bad jagen, weil sie sich und Alas-chan bettfertig machen wollte. Zähneputzen und so. Doch sie verschiebt es auf eine Stunde nach hinten. So lange haben wir das Badezimmer für uns.“

Verwirrt runzelt Mao die Stirn und ist zum ersten Mal erleichtert, dass Urushihara ihn nicht sieht, denn er zieht bestimmt gerade ein selten dämliches Gesicht.

„Für ein Schaumbad“, erklärt Urushihara schließlich, während ihm das Blut in die Wangen schießt. „Ich- ich meine“, stottert er plötzlich verlegen, „Zuhause haben wir doch keine Badewanne und gehen höchstens in den Onsen. Aber da sind wir nicht allein. Und … und wir sind doch nur noch bis übermorgen hier und“, entschlossen wirft er den Kopf in den Nacken und funkelt ihn aus seinen blinden Augen an, „ich möchte, dass wir die Badewanne noch ausnutzen, so lange wir können.“

Mao blinzelt einmal verdutzt.

Oh.

Oh.

„Du meinst – wir beide? Zusammen ein Schaumbad?“ Mao kann sein Glück kaum fassen.

Urushihara lächelt schief und zuckt mit den Schultern.

„Ja. Das letzte Mal habe ich ja nicht viel davon mitbekommen.“

„Sehr gerne", entgegnet Mao hastig, bevor sein General es sich doch noch anders überlegt. Dann fällt ihm etwas ein und plötzlich wird er sehr, sehr nervös. Betreten verschränkt er seine Hände vor dem Schritt, wird sich dann aber klar, dass Urushihara weder den offenen Reißverschluß noch irgend etwas anderes sehen kann, aber stattdessen ihn das beruhigt, macht es ihn nur noch nervöser.

„Ist wirklich alles in Ordnung, Mao?" Urushihara spürt, dass etwas nicht stimmt und fragt sich, ob er vielleicht etwas zu forsch war.

Er spielt nur mit dir, meldet sich die kleine Stimme wieder, die wie Gabriel klingt.

„Okay, hör zu, wenn du nicht willst, ist das in Ordnung-"

„Nein", unterbricht Mao ihn hastig und tritt unwillkürlich einen Schritt näher. „Das sag ich doch gar nicht. Gib her, legen wir das erstmal beiseite."

Er nimmt ihm die Kleidung ab und legt sie auf einem Badmöbel ab, in der Hoffnung, dadurch etwas Zeit zu gewinnen. Leider denkt seine Erregung nicht daran, abzuflauen. Er schindet eine weitere Minute, indem er das Badewasser einlässt. Mißtrauisch geworden, tritt Urushihara zu ihm.

„Du hast doch was, Mao."

Erschrocken wirbelt Mao herum und prallt dabei mit ihm zusammen. Urushihara stolpert zurück und Mao schlingt gerade noch rechtzeitig die Arme um ihn, bevor er das Gleichgewicht verlieren kann.

Und dann geschieht das, was Mao unbedingt vermeiden wollte.

„Nanu?"

Beschämt wendet Mao den Blick ab und unterdrückt ein lustvolles Aufseufzen, als Urushihara seine Hand zwischen ihre Körper zwingt und ihn dort unten berührt.

„Es tut mir leid", entfährt es Mao.

Urushihara stutzt. Seine blinden Augen durchbohren ihn regelrecht.

„Was meinst du?" Da liegt ein lauernder Unterton in seiner Stimme, der Mao einmal hart schlucken lässt.

„Ich... Wir", stammelt er. „Es ist peinlich. Ich wollte nicht, dass du das siehst... bemerkst", berichtigt er sich hastig. „Wir haben uns nicht mal geküsst. Es ist mir peinlich, dass mein Körper nur durchs Flirten und ein paar oberflächliche Berührungen so austickt. Ich sollte mich besser beherrschen. Ich hasse es, ein schwacher Mensch zu sein. Du hälst mich doch jetzt sicher für einen Loser."

„Deswegen?" vielsagend drückt Urushihara seine Hand fester gegen Maos Schritt.

Der stöhnt unterdrückt auf.

„Ja", gibt er dann atemlos zu. „Es tut mir leid. Bitte zieh keine voreiligen Schlüsse. Das ist nicht das einzige, was mich an dir interessiert. Ich will nicht nur das eine, verstehst du?"

„Halt die Klappe", kommt es nur ruhig zurück. Lächelnd schlingt ihm Urushihara die Arme um den Nacken. „Lass mich dir einfach aus deiner Zwickmühle helfen."

Mit diesen Worten schickt er sich an, vir Mao auf due Knie zu sinken, aber der hält ihn hastig am Arm zurück.

„Nicht so", flüstert er dabei mit rauher Stimme. Alles in ihm sträubt sich davor, seinen General vor sich knien zu sehen.

Und so zieht er ihn ein paar Schritte mit sich und drückt in dann sanft, aber bestimmt auf den Toilettendeckel. Um Urushiharas Mundwinkel zuckt ein Grinsen, als er begreift. Er hätte sich auch hingekniet, aber so zu sitzen hat seine ganz besonderen Vorteile. Ohne Umschweife zieht er Mao die Jeans samt Unterhose herunter.

"Ich wünschte, ich könnte das sehen", murmelt er und dann tasten seine Hände vorsichtig herum, bis sie auf hartes, heißes und gierig pochendes Fleisch stoßen. „Jede Wette, du bist ganz rot im Gesicht."

Maos einzige Antwort besteht aus einem lustvollen Stöhnen, und das und ähnliche Geräusche sind für eine lange Zeit das einzige, was er herausbringt.

 

 



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